Putin will Gas in Rubel bezahlt kriegen: Der Gas-Trick

Putin will seine wertlose Währung stützen, indem er Gas nur gegen Rubel verkauft. Für den Westen stellt das allerdings kein Problem dar.

Hand dreht an Heizkörperventil

Wärme gibt's jetzt nur noch gegen Rubel Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Putins neuestes Wirtschaftsmanöver ist trickreich, das muss man zugeben. Der russische Präsident hat am Mittwoch verfügt, dass der Westen künftig in Rubel zahlen muss, wenn er russisches Gas importieren will. Bisher lauten die Verträge auf Dollar oder Euro, doch schon in einer Woche soll Putins neue Rubel-Regel gelten.

Putin hat es geschafft, den Westen zu überraschen – obwohl sein Schritt logisch ist. Mit Euro oder Dollar kann er derzeit nichts anfangen, da westliche Unternehmen keine Waren mehr nach Russland liefern. Die Devisen werden momentan nur eingesetzt, um den Rubelkurs zu stützen. Bisher lief dies so: Russland hat Gas geliefert, dafür Dollar oder Euro eingenommen und mit diesem Geld dann Rubel gekauft, um den Kurs der eigenen Währung nach oben zu treiben.

Das kann man schneller haben, hat sich Putin offenbar gedacht. Wenn Europa Gas nur noch für Rubel kaufen kann, muss es erst einmal Rubel erwerben. Einen großen Finanzmarkt für die Währung gibt es aber nicht, denn bisher wollte ihn fast niemand haben. Rubel sind nur bei der russischen Zentralbank oder anderen russischen Banken zu kaufen. Konsequenz: Putin kann jetzt frei entscheiden, wie hoch der Dollar- oder Eurokurs des Rubels ist.

Das hat natürlich Charme. Derzeit ist der Rubel massiv unter Druck, weil der Kreml seinen teuren Krieg in der Ukraine finanziert, indem er ständig neues Geld druckt. Das heizt die Inflation in Russland an, was wiederum den Kurs des Rubels gegenüber Euro oder Dollar drückt. Mit seinem Gas-Trick hat Putin jetzt einen Weg gefunden, um den Außenwert des Rubels stabil zu halten – obwohl die Inflation in Russland weiter steigt.

Der Westen kann sich auf dieses Spiel einlassen – sofern Putin keine Phantasiepreise für seinen Rubel verlangt, wenn er in einer Woche den Kurs bekannt gibt. Denn am Kriegsverlauf ändert die Rubel-Nummer gar nichts. Es ist vor allem ein Propaganda-Trick, um der russischen Bevölkerung zu signalisieren, dass Russland ökonomisch nicht völlig machtlos ist.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.