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Proteste gegen Verurteilung von Lina E.Zusammenstöße in Leipzig

Nach dem Urteil gegen Lina E. und drei Mitangeklagte gehen Linke in vielen Städten auf die Straße. Vor allem in Leipzig sind die Proteste eskaliert.

Nach Urteilsverkündung gegen Lina E.: Proteste in Leipzig Foto: Birgit Zimmermann/dpa

Leipzig/Bremen/Hamburg/Berlin dpa | Nach dem Schuldspruch für die Studentin Lina E. wegen linksextremistischer Gewalttaten haben Sympathisanten in mehreren Städten gegen das Urteil protestiert. Dabei kam es am Mittwochabend teilweise zu Ausschreitungen und Zusammenstößen. In Leipzig wurde eine Versammlung nach Angaben eines Polizeisprechers für beendet erklärt, nachdem Flaschen und Pyrotechnik in Richtung der Beamten geworfen worden seien. In der Bremer Innenstadt hätten sich rund 350 meist vermummte Personen versammelt und seien dann „relativ schnell und unvermittelt“ auf Einsatzkräfte losgegangen, sagte eine Sprecherin der Polizei. Solidaritäts-Kundgebungen für Lina E. gab es unter anderem auch in Berlin, Hamburg und Dresden.

Die Studentin war am Mittwoch zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Das Oberlandesgericht Dresden sprach die aus Kassel stammende 28-Jährige wegen mehrerer Angriffe auf Rechtsextreme der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung schuldig. Drei mitangeklagte Männer erhielten Strafen zwischen zwei Jahren und fünf Monaten sowie drei Jahren und drei Monaten. Der Haftbefehl gegen Lina E. wurde gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Die Reststrafe muss sie erst verbüßen, wenn das Urteil rechtskräftig ist – das Gericht ließ Revision zu.

Der Generalbundesanwalt warf der Gruppe vor, zwischen 2018 und 2020 tatsächliche oder vermeintliche Anhänger der rechten Szene in Leipzig, Eisenach und in der Ortschaft Wurzen brutal zusammengeschlagen zu haben.

In Leipzig war nach Eindrücken einer dpa-Reporterin nach dem Urteil ein hohes Aggressionspotenzial zu spüren. Demonstrantinnen und Demonstranten riefen polizeifeindliche Sprüche, es wurde Pyrotechnik gezündet, Polizisten wurden mit Böllern beworfen. Ein Polizeisprecher sagte, es habe aus mehreren Gruppen heraus Straftaten gegeben. Demonstranten hätten zum Beispiel Barrikaden errichtet und Beamte mit Steinen, Flaschen und Pyrotechnik beworfen. Vier Einsatzkräfte seien leicht verletzt worden, teilte die Polizei in der Nacht mit. Festnahmen habe es nicht gegeben.

Am Abend räumte die Polizei in Leipzig eine Barrikade, die Demonstranten auf einer Kreuzung mit Bauabsperrungen und dem Inhalt von Glascontainern errichtet hatten. Dabei kam ein Räumpanzer zum Einsatz. Auch ein Wasserwerfer stand bereit. Die Polizei bezifferte die Zahl der Protestteilnehmer auf rund 800. Im Park, wo die Versammlung stattfand, hatte sich die Situation dagegen am späten Abend etwas beruhigt. Einsatzkräfte waren in der Nacht noch im Stadtgebiet unterwegs.

Ausschreitungen in Bremen und Hamburg

Über die Ausschreitungen in Bremen sagte die Polizeisprecherin, es seien Glasflaschen und Steine auf Polizisten geworfen worden, auch Pyrotechnik sei gezündet worden. Außerdem sei ein Polizeiauto beschädigt worden. Verletzt worden sei niemand. Rund 70 Verdächtige wurden laut Polizei vorläufig festgenommen. Die Lage habe sich am späten Abend beruhigt. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit zahlreichen Kräften im Einsatz. Auch ein Wasserwerfer und ein gepanzertes Fahrzeug standen bereit.

In Hamburg versammelten sich Hunderte Anhänger der linken Szene zum Protest gegen das Gerichtsurteil und zogen – begleitet von Polizisten – durch das Schanzenviertel. Auf ihren Transparenten standen Parolen wie „Free them all“ und „Kampf ihrer Klassenjustiz“. Die Polizei sprach in der Nacht von etwa 1200 Teilnehmern. Polizisten seien unter anderem mit Flaschen und Pyrotechnik beworfen worden. Laut einem Sprecher wurden drei Beamte leicht verletzt. Zudem gab es fünf Festnahmen. Trotz allem sei die Demonstration „überwiegend friedlich“ verlaufen, sagte ein Polizeisprecher.

In Berlin bezifferte die Polizei die Teilnehmerzahl in der Nacht auf rund 450. Die Demonstration sei weitgehend friedlich verlaufen, es habe bloß einige Rangeleien gegeben. Laut einem Sprecher wurden drei Polizisten leicht verletzt. Eine Person sei festgenommen worden.

Für Samstag ruft die linksradikale Szene überregional zur Teilnahme an einem großen „Tag X“ in Leipzig auf. Die Polizei befürchtet Ausschreitungen und bereitet einen Großeinsatz vor.

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36 Kommentare

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  • 6G
    679115 (Profil gelöscht)

    Immerhin lässt sich durch dieses Urteil und eine Razzia im Bezug auf diese "kriminellen Vereinigungen" eine Menge Aufmerksamkeit erzeugen.



    Die Klimabewegung bekommt Zulauf, die antifaschistische Bewegung wird wahrgenommen.

    Das öffentlichkeitswirksame Gebären der "Linken" führt vor allen deswegen zu solchen Artikeln, weil die Polizei sich in solche Auseinandersetzungen mit Nazis, Neonazis oder arabischen Clans eher nicht traut, bzw im "verborgenen operiert", wenn überhaupt. Dafür kann Sie hervorragend Demonstranten, Fußballfans oder Randalierer schikanieren.



    Nötig wäre es, unabhägig von der politischen Gesinnung, die Straftaten zumindest ähnlich zu ahnden, um keine Zwei-Klassen-Justiz entstehen zu lassen.



    Zudem wäre es hilfreich die V-Manner gingen ins Stadion und die Hundertschaften setzten sich mit radikalen "Rechten" auseinander.

  • „In Leipzig wurde eine Versammlung nach Angaben eines Polizeisprechers für beendet erklärt, nachdem Flaschen und Pyrotechnik in Richtung der Beamten geworfen worden seien.“



    Das ist die Darstellung des Herrn Polizeisprechers – und sie ist falsch. Jede:r kann unter #le3105 noch einmal nachschlagen, wie es ablief: Die Demonstrierenden kamen zusammen – und noch bevor die Demonstration loszog, erklärte die Polizei, diese aufgrund „zu vieler Teilnehmer:innen zu untersagen und ausschließlich eine „lokale Kundgebung“ zu gestatten.



    Das ist eine kuriose Variante der Repression, die da durchgezogen wurde. Daraufhin kam es zu vielfältigen Unmutsbekundungen seitens der Antifas.

    Bitte solche klar einseitigen Darstellungen der Polizei nicht ungeprüft wiedergeben, Danke.

  • taz.de/Urteil-zu-N...etterode/!5877613/

    De mussten nicht in den Knast, Urteil auch in Ostdeutschland

  • Einmal so gegen Neonazis vorgehen wie mit Indizien gegen Linke.



    Das mit einem Neonazi als Kronzeugen.



    Wieso muss sich wohl dieser Staat Blindheit auf dem rechten Auge vorwerfen lassen?



    Unfassbar.

  • Wasser auf die Mühlen der Gegner.



    "Siehste sind doch alles Terroristen und schlimmer als rechts!



    Idiotische Aktionen!

  • Wer Gewalt gegen Extreme Mitmenschen rechtfertigt oder gar ausübt, oder dafür protestiert, hat "Demokratie und Gewaltmonopol" nicht verstanden.



    Unrecht darf nie mit Unrecht bekämpft werden.

    • @Rudi Hamm:

      Demokratie: Alle Gewalt geht von der Bevölkerung aus.



      Autoritarismus/Absolutismus: Alle Gewalt geht vom Staate aus.



      Die Monopolisierung der Gewalt ist also aus demokratischer Perspektive eine reichlich problematische Angelegenheit und die Frage von Recht und Unrecht eben auch immer eine von Hegemonie, Macht, Interessen oder auch schlicht Desinteresse gegenüber den zahllosen Verbrechen an jenen die im System, sei es demokratisch oder nicht, keine Stimme haben.

      • @Ingo Bernable:

        Hanebüchene Herleitung. Dass die Gewalt vom Volk - als ganzes - AUSGEHT, heißt gerade nicht, dass es unmittelbar den Bürgern - also jedem Einzelnen im Volk - zustünde, sie auch ANZUWENDEN.

        Denn spielen wir es mal weiter: Was wäre denn die Alternative vergesellschafteten, also staatlichen Gewaltmonopol? Jeder wendet Gewalt an, wenn er es für das hält, was ER - oder er und alle Anderen, die zufällig gleicher Meinung sind - als "rechtlich und/oder moralisch geboten" definiert (= ist effektiv sein eigener Gesetzgeber, Polizist, Richter und Henker - natürlich AUCH die Höckes und Putins dieser Welt)?

        Es wäre doch völlig absehbar, was das für eine "Gesellschaft" ergäbe: Diejenigen würden dominieren, die Gewalt am ehesten, effektivsten und brutalsten anwenden und sich selbst die niedrigsten ethischen Schranken setzten. Szenarien mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit finden sich in der "Mad Max"-Filmreihe. Sollten Sie irgendwelchen Illusionen anhängen dass der Gemeinsinn und die einheitlich agierende "Gesellschaft" die Oberhand gewönnen, schauen Sie sich an, wie zerstritten und inkonsequent selbst die überzeugten Anhänger solcher kollektivistischen Gesellschaftsmodelle agieren, seit solche Modelle überhaupt diskutiert werden.

        • @Normalo:

          "Diejenigen würden dominieren, die Gewalt am ehesten, effektivsten und brutalsten anwenden"



          Mit anderen Worten ein Gewaltmonopol.

      • @Ingo Bernable:

        "Artikel 20 GG



        (2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt."

        Vom Volke gewählten Organen, nicht von der Bevölkerung!

        • @Rudi Hamm:

          Also alles ok, weil die Gewalt ja demokratisch legitimiert ist? Finden sie es nicht auch recht merkwürdig, dass diese Organe völlig unabhängig von Wahlen bestehen und ihre Gewalt ausüben?

          • @Ingo Bernable:

            Kann es sein, dass du an der Legitimität von Teilen unserer Republik zweifelst?

            • @Rudi Hamm:

              Ich zweifel an einem hegemonialen Narrativ, dass den status quo als den einzig legitimen behauptet und sich weigert selbst noch die Existenz der offensichtlichsten Logiklücken und Widersprüche leugnet, statt sie anzuerkennen und sich mit ihnen auseinander zu setzen. Und ich zweifel an einer Perspektive die Legitimität als normative und nicht als soziale Kategorie begreift die zudem das zirkelschlüssige Resultat genau jener Strukturen ist die es zu legitimieren gilt.

  • Da ist ja die Strategie vortrefflich aufgegangen die "Linken" zu kriminalisieren und als Chaoten zu brandmarken.

    Wunderbar - denn jetzt kann man ganz wunderbar in erzkonservativster Manier Alles was man irgendwie nach links schieben kann (Umweltthemen, Armutsbekämpfung, Teilhabe, ...) niederbügeln.

    Mich erinnert das an die Kommunistenhetze vor genau 100 Jahren.

    • @Bolzkopf:

      Dann muss ich aber fragen warum die "Linken" in diese offensichtliche Falle springen und brav übers Stöckchen springen?

      Warum diese Randale, wenn doch alle wussten das man damit eigentlich nur verliert?

  • Das sind ja mehr teilnehmerx als bei LG, und es wird inklusive aufräumen mehr CO2 freigesetzt. Links ist nicht gleich Klimaschutz.

    • @fly:

      Ja, und was die EVG mit ihren Streiks erst an CO2 produziert, die sollen alle mal lieber schön zu Hause bleiben, sich möglichst wenig bewegen und den Atem flach halten.

    • @fly:

      Zu bedenken wären noch das Rumzündeln mit brennenden Kunststoffen, Pyrotechnik, M-Cocktails, ohne Ende Kippen, Altreifen als auch das achtlose Hantieren mit Resourcen wie wurffähigem Granit, Feuerlöschern, Absperrzäunen und jede Menge lösungsmittelhaltige Farbstoffe, die das Grundwasser gefährden. Dazu noch jede Menge Lärmverschmutzung und kanonische Pauschalitäten hochfrequent geschrieen ohne jegliches Harmoniegefühl. Ein Zumutung und abseits jedwedes Welterrettunggebahren.

  • Ich glaube, je mehr dieser Protest gewalttätig und aggressiv gegen den Staat abläuft, umso eher wird sich das Gericht bestätigt fühlen, die 'richtigen' verurteilt zu haben. Dabei ist dieses Urteil wirklich sehr heikel, weil die Beweislage sehr dünn war, ein Zeuge gibt es, der durch seine Aussage sich einen Straferlas beschafft hat. Er wurde der Polizei über das Bundesamt für Verfassungsschutz zugespielt.

    Und Lina müsste evtl. genau mit den Menschen in Haft gehen, die sie laut Bundesstaatsanwaltschaft angegriffen hat. Ich würde mir dringend einen rein friedlichen Protest und eine sachliche Kundgebung wünschen.

    Zieht man in Betracht, dass seit 1990ern in vielen Teilen im Osten eine unglaubliche Gewalt von Neonazis ausging, viele Menschen dort in Angst leben, dann ist das Urteil umso fraglicher, weil bei vergleichbaren Taten von Neonazis teilweise milde geurteilt wurde, dabei haben viele Neonazi-Gruppen Hierarchien und Anführer. Hier wurde das Lina ja unterstellt, so eine Funktion ausgeübt zu haben, obwohl Angriffe gegen Nazis auch nach ihrer Inhaftierung weitergingen.

    • @Andreas_2020:

      Man kann das Urteil verstehen:



      Nicht nur handelt es sich um eine Justiz, das hier alle Anstrengung unternimmt nach NSU ect eine linke Hufeisenhälfte herbeischmieden, damit die (Springer)WELT wieder in Ordnung ist, sondern es ist wohl tatsächlich so, dass aktiv auf Pimmelköppe (egal ob kahl oder mit Haupthaar) Einprügelnde bei den sächsischen Gewaltmonopolisten diffuse Bedrohungsgefühle verursacht. Da will man doch nur etwas rassisch profilen, gelegentlich Bilder von Eva und Blondi teilen und Zecken hauen und plötzlich steht Lina vor der Tür und poliert einem die Glatze? Da entstehen prätraumatische Belastungsstörungen, in Sachsen gilt beim Prügel rechts vor Links, das ist die StVO seitdem die Landschaften blühen!



      Entsprechend sind die Ausschreitungen Retraumatisierend.



      Nun gibt es aber auch Menschen, für die nicht Antifaschisten der Tat, sondern Rechtsextreme eine reale Gefahr darstellen.



      Wer daher eine moralische Position einnehmen will, sollte sich nicht auf die Position eines zur Neutralität angehaltenen (aber real kaum je neutralen) Justizwesens zurückziehen, sonder darf nicht neutral sein gegenüber Blaunen, Braunen und Identitären, deren Lebensinhalt ist Andersartige zu unterjochen, vertreiben oder Schlimmeres anzutun.



      Deswegen darf man als Linker mit der Gruppe bei der Lina mit macht solidarisch sein, auch wenn sie Gesetze gebrochen hat



      Und muss somit für das Urteil genauso wenig Verständnis haben wie für sinnlose Randale, die die sächsischen ´Truppen des innen- und Justizministeriums´ in ihrer Meinung bestärken.

    • @Andreas_2020:

      der Wunsch ein Hufeisen zu schmieden ist sehr groß, es kann ja nicht sein, dass links nicht genauso schlimm ist wie rechts....



      Keine Sympathie für Gewalt, aber wie hie rversucht wird terroristische Strukturen auf biegen und brechen zu konstruieren und das ohne smoking gun, ist bemerkenswert...

      • @nutzer:

        Angesichts der Verachtung, mit der gerade in Bezug auf diesen Prozess immer wieder argumentiert wird, wenn es um (unveräußerliche) Menschenrechte geht, die nur leider auch den "Falschen" zustehen, würde ich mit solchem Anti-Hufeisen-Sarkasmus mal eher kleine Brötchen backen. Was auch immer da passiert ist und dass es solch eine Unterstützung findet, ist in der Tat Wasser auf diese Mühlen - und zwar nicht bloß von einer politisch motiviert agierenden Justiz herbeigewünschtes.

      • @nutzer:

        "Keine Sympathie für Gewalt, aber [...]"

        Bemerkenswert ist die Ausdauer, mit der Sie die linke Gewalt rechtfertigen - wenn auch ohne Sympathie dafür. Ob Sie es beabsichtigen oder nicht, damit ebnen Sie der Gewalt den Weg - genau wie diejenigen, die Nazis gewähren lassen. Dieses Hufeisen haben Sie sich übrigens selbst geschmiedet.

        • @Fairchild670:

          Bliebe die Frage wie sie die rechte Gewalt gewaltfrei aufhalten wollen. Erst recht solange Politik und Zivilgesellschaft kaum mehr zustande bringen als allgemeine Appelle und schöne Worte, während regelmäßig brennende Asylbewerberunterkünfte kaum noch eine Randnotiz wert sind und eine proto-faschistische Partei inzwischen bundesweit drittstärkste Kraft ist.

          • @Ingo Bernable:

            "Bliebe die Frage wie sie die rechte Gewalt gewaltfrei aufhalten wollen."

            In dem ich Sie konsequent zur Anzeige bringe und öffentlich mache. Und das nicht nur abstrakt, sondern in konkreten Fällen.

            "während regelmäßig brennende Asylbewerberunterkünfte kaum noch eine Randnotiz wert sind"

            Mit derartigen Übertreibungen werden Sie sicher nichts erreichen. Abgesehen davon, dass es sehr wohl wahrnehmbare Berichterstattung diesbezüglich gibt, ist es schlichtweg nicht wahr, dass Nazis an allen Bränden in Asylunterkünften schuld sind. Das wird in jedem Fall geprüft.

            "und eine proto-faschistische Partei inzwischen bundesweit drittstärkste Kraft ist"

            Glauben Sie mir, das schmeckt mir genauso wenig wie Ihnen. Die geht aber nicht dadurch weg, indem man Rechte stärker anprangert. Wir befinden uns in einer sehr schwierigen Phase eines Prozesses, in dem Deutschland sein Verhältnis zu sich selbst aushandelt. Leider ist das Pendel spätestens seit der Eurokrise auf der rechten Seite. Es ist allerdings ein Trugschluss, zu glauben, es sei damit getan, die vielseitigen Defizite der Rechten aufzuzeigen, während man selbst permanent offene Flanken zeigt. Aber ich will nicht weiter abschweifen.

            • @Fairchild670:

              "In dem ich Sie konsequent zur Anzeige bringe und öffentlich mache."



              Sie belieben zu scherzen.



              "Wir befinden uns in einer sehr schwierigen Phase eines Prozesses, in dem Deutschland sein Verhältnis zu sich selbst aushandelt."



              Aha, na dann hoffen wir mal besser, dass dieser Selbstfindungsprozess nicht wieder die Formen annimmt die er von ´33 bis ´45 hatte.

              • @Ingo Bernable:

                "Sie belieben zu scherzen."

                Grundsätzlich ja, in der taz kommune eher nicht. Mit dem ganz speziellen linken Humor ("Alles rechts!" - "Hahaha. Ja, wirklich...") kann ich leider nichts anfangen.

                Ihre letztgeäußerte Hoffnung teile ich aber.

        • @Fairchild670:

          es geht um die Interpretation der linken Gewalttaten. Das als Terrorismus hochzustilisieren ist absurd. Und nein die Gewalt ist nicht in Ordnung, dafür gab`s ja auch ein Urteil. So ist das.



          Nur die Konstruktion der kriminllen Vereinigung , das ist es was ich kritisiere, die Beweisführung im Fall Lina E. ist so vage, mit der selben Beweisführung säßen zig rechte Schläger jetzt nicht wegen Körperverletzung im Bau sondern wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung.



          Darauf zu beharren, dass die Gewalt von rechts ausgeht und wesentlich größer ist als von links und in einer ganz anderen Qualität, das ist eben keine Rechtfertigung linker Übergriffe, sondenr eine Aufforderung dagegen etwas zu tun und zwar von Staatsseite aus! Wenn rechts aber immer nur Einzeltäter gesehen werden.... egal ich wiederhole mich.

          • @nutzer:

            "Das als Terrorismus hochzustilisieren ist absurd."

            Wollen Sie behaupten, es sei bei den Angriffen nicht darum gegangen, in der rechten Szene Angst und Schrecken zu verbreiten? Sagen Sie jetzt bitte nicht, das zähle nicht, weil die Nazis das ja auch mit anderen tun.

            "[...] mit der selben Beweisführung säßen zig rechte Schläger jetzt nicht wegen Körperverletzung im Bau sondern wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung."

            Das ist Ihre Interpretation. Aber mit welcher Legitimation können Sie dies beurteilen? Ich bin sicher, Sie haben Ihre persönlichen Erfahrungen und ich glaube Ihnen, dass die Situation in den rechten Hochburgen zum verzweifeln ist. Aber Verzweifelung trübt gerne mal die Sicht.

            "das ist eben keine Rechtfertigung linker Übergriffe"

            Indirekt schon, denn im Kern sagen Sie wieder und wieder: "Es tut ja sonst keiner was!" Und dadurch fühlen sich Gewalttäter bestätigt, ob Sie wollen oder nicht.

            Die Gewalt gegen Personen, die von rechts ausgeht, mag wesentlich größer sein. Allerdings ist es eine linke Paradedisziplin, sich für alles mögliche zu organisieren. Schauen Sie sich nur das Protestfeuerwerk zu jeder Gerichtsverhandlung an. Was auch alles andere als hilfreich ist, ist die konsequente Weigerungshaltung, mit dem Staat zu kooperieren.

            Und damit nicht der falsche Eindruck entsteht. Auch ich sehe den juristischen Begriff "kriminelle Vereinigung" und seine Auslegungspraxis kritisch. Allerdings hat er meines Erachtens nach in diesem Fall nicht zu überzogenen Strafmaßen geführt. Die Verbrechen waren brutal und perfide. Darüberhinaus ist kein Anzeichen von Reue erkennbar.

            • @Fairchild670:

              Es gibt einen Unterschied, ob Rechtsextreme unbescholtene Bürger, Kinder Frauen angreifen, oder ob Bürger Rechtextreme Schläger und Agitatoren angreifen.



              Wer das für das Selbe hält, hat keinen moralischen Kompass als Demokrat. Denn nicht mal unser Grundgesetz besteht auf dem Rechtspositivistischen Untertanencredo: Recht ist, was Recht ist.



              Und ja, ich hoffe es ist der Mehrheit der Bundesbürger lieber, wenn Faschos sich angstbibbernd in ihren Löchern verkriechen, als das wir uns vor Ihnen verkriechen müssen. Und wenn unsere Justiz und Gewaltmonopolisten beim Gedanken an Faschoprügler Angst um sich selbst verspüren, wie das Urteil nahelegt, dann ist das eher bedenklich, oder?

              • @Euromeyer:

                "Es gibt einen Unterschied, ob Rechtsextreme unbescholtene Bürger, Kinder Frauen angreifen, oder ob Bürger Rechtextreme Schläger und Agitatoren angreifen."

                Jein. Natürlich sind die Beweggründe auf der rechten Seite kaum zu unterbieten. Aber ein eingeschlagener Schädel ist ein eingeschlagener Schädel.

                "Wer das für das Selbe hält, hat keinen moralischen Kompass als Demokrat."

                Halten Sie es in jeglicher Hinsicht für zwei völlig verschiedene Paar Schuhe? Wenn ja, sollten Sie Ihren moralischen Kompass auch mal zum TÜV schicken.

                "dann ist das eher bedenklich, oder?"

                Für bedenkle halte ich vor allem Ihren relativ unverhohlenen Aufruf zum Terror gegen Faschos, zu denen sie offenbar auch den Justizapparat zählen.

      • @nutzer:

        Die Hufeisentheorie besagt nicht dass links genauso schlimm wie rechts ist. Sie besagt, dass Extremisten sich in bestimmten Merkmalen ähnlicher sind als der "Mitte".



        Beispiele dafür sind ein klares Freund-Feind-Denken, Dogmatismus und die Selbstwahrnehmung sich im Kampf zu befinden.

        Wer einwendet dass Linksextremisten nicht wie Rechtsextremisten sind, weil sich die Gewalt ersterer primär gegen Sachen und die letztere primär gegen Menschen richtet hat (für den gegenwärtigen Zustand) absolut recht. Damit wird aber nicht die Hufeisentheorie angegriffen sondern bestätigt, da beide Seiten in ihrer Gewaltbereitschaft beim Durchsetzen ihrer Ziele eine größere Nähe untereinander als zur "Mitte" haben.

        Das Hufeisenschema ist (ähnlich wie insgesamt die links-rechts-Einordnung) ein Versuch komplexe vieldimensionale Strömungen auf wenige Dimensionen zu verdichten. Das funktioniert (ebenso wie das links-rechts-Schema) immer nur zu einem gewissen Punkt.

        Auch wenn ich dem Hufeisenschema eine Berechtigung zugestehe verstehe ich natürlich warum es nicht besonders populär ist: Wenn man die Aussagekraft überstrapaziert kommt man zu blöden Schlüssen, frei nach "sind genauso schlimm"/"sind ganz dicht beieinander"/... aber dieser Unfug ist nicht dem Schema, sondern der Transferleistung der Interpretierenden zuzuschreiben

    • 6G
      663803 (Profil gelöscht)
      @Andreas_2020:

      das ist ja die Problematik, Anführerschaft im linken Bereich kommt seltener vor. Zusammenschluss zu einer kleinen Gruppe kann es geben. Mein Eindruck ist jedoch, dass das Zusammenbleiben solcher Gruppen nicht so fest ist wie im rechten Bereich. Dieses Schwurgedöns scheint bei den Rechten mehr Bedeutung zu haben.



      Weitaus schwieriger finde ich es, dass man rechts und links kaum mehr unterscheiden kann.

    • @Andreas_2020:

      "Zieht man in Betracht, dass seit 1990ern in vielen Teilen im Osten eine unglaubliche Gewalt von Neonazis ausging, viele Menschen dort in Angst leben, dann ist das Urteil umso fraglicher, weil bei vergleichbaren Taten von Neonazis teilweise milde geurteilt wurde, dabei haben viele Neonazi-Gruppen Hierarchien und Anführer. Hier wurde das Lina ja unterstellt, so eine Funktion ausgeübt zu haben, obwohl Angriffe gegen Nazis auch nach ihrer Inhaftierung weitergingen."

      Das ist zum einen nicht gleichzusetzen, da die eine Gewalt die andere nicht rechtfertigt. Und zum anderen wurden auch im Kontext von Neo-Nazis teilweise sehr harte (gerechtfertigte) Urteile gefällt. Siehe z.B. zum Urteil über die Gruppe Freital die Haftstrafen zwischen vier und zehn Jahren (de.wikipedia.org/w...pe_Freital#Urteil).



      Natürlich kann man darüber diskutieren, ob und wie 'milde' die sächsische Justiz ggü. Neo-Nazis ist, aber das ändert nichts daran, dass linke Aktivist:innen nicht die gleiche Schiene fahren dürfen und Menschen lebensgefährlich zusammenschlagen dürfen. Damit macht man sich mit den Faschisten gemein. Punkt.

      • @White_Chocobo:

        Ich finde durch linke Gewalt werden die Leute nicht automatisch, so wie Neonazis sind. Neonazis sind in der Regel grundsätzlich gewaltbereit, haben meist Vorstrafen und oft sind sie auch bewaffnet und fahren zu Schießübungen ins Ausland. Ich halte die hier eben auch verhandelte Gewalt für nicht zielführend, damit sind Rechtsradikale nicht zu stoppen. Für mich sind fehlgeleitete Sicherheitsdienste eines der Hauptprobleme, weil die indirekt diese Szene aufpeppeln, nicht wirklich effektiv bekämpfen. Und bei den hierarchischen Strukturen in der Neonazi-Szene kommen viel zu viele Gewalttäer ziemlich gut weg, mit Bewährungsstrafen etc. das hat die Verteidigung auch anführen können. Gebracht hat es - leider - nichts. Im Bereich NSU gab es zig Spitzel, die milde Strafen bekommen haben: immer zu empfehlen Labs/Aust NSU-Komplex. Klar, ein paar haben es in den Knast geschafft, aber wie viele sind recht schnell frei gekommen und haben weitergemacht?

        • @Andreas_2020:

          ja es ist ein qualitativer Unterschied zwischen rechter und linkler Gewalt (zumindest wenn es um antifaschismus geht)



          Das absurde an dieser Diskussion ist aber, dass wir uns hier die Finger wund tippen über , wieviele Taten genau? Sehr sehr wenige. Es ist richtig , dass ein eingeschlagener Schädel eine Verurteilung nach sich zieht, keine Diskussion.



          Absurd weil die gleiche Verve fehlt, wenn es wieder um rechte Gewalttaten geht. Wo war denn die hitzige Diskussion, als Neonazis organisiert Leipzig Connewitz überfallen haben? (Unter anderem einige der hier Betroffenen waren wohl dabei) Wo war die harte Hand des Staates, wo war die Innenministerin die das verurteilt hat?



          Das war organisiert, koordiniert und mit Vorsatz. Medialer Aufschrei....? Da musste man schon suchen.



          Und jetzt tut halb D so als stünde eine linkle Gewaltwelle bevor. ABSURD.



          Wo sind die Stimmen die von Einzeltätern fabulieren? Gibt`s die links nicht? Sind das immer Banden?



          Das rechtfertigt nichts, keinen eingeschlagenen Schädel keinen Überfall auf Nazis, das ist nicht in Ordnung und dafür gibts auch die Justiz.



          Aber das ein medialer Aufschrei durchs Land geht und eine Handvoll Taten gleich bewertet, wie 30 Jahre rechter Terror mit sehr vielen Verletzten, und zuvielen Toten. Das ist absurd!



          Und wenn man darauf hinweist, das hier eine krasse Fokusverschiebung stattfindet, kommt der Vorwurf der Schönrednerei. Nein, was teilweise schön geredet wrd, ist die rechte Gewalt.



          Es sind die gleichen Argumente wie bei der Nazierzieherin im Kindergarten. Toleranz, ist nur eine andere Meinung....



          Wenn ich sagen würde die Mafia ist nur eine andere Sicht wie Wirtschaft funktionieren soll, die Empörung wäre gewiss. Zu sagen Neonazis, die anderen das Leben verunmöglichen wollen sind nur eine andere politische Meinung, das ist dann differenziert und tolerant....



          Anscheinend wissen viele nicht, was Neonazis sind und wie Sie andere Menschen bedrängen und terrorisieren. Wenn alles was man kennt nur nervige AFDler sind....