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Protest in Unterwäsche im IranDie laute Haut

Kommentar von Shahrzad Eden Osterer

Die iranische Studentin Ahoo Daryayi zog sich offenbar aus Protest bis auf die Unterwäsche aus. Sie zeigt: Die Frau-Leben-Freiheit-Bewegung im Iran lebt.

Seit Samstag steht ein Video im Netz, das den Protest der iranischen Studentin Ahoo Daryayi in Teheran zeigt Foto: social media

I hr Name ist Ahoo Daryayi. Ahoo – das bedeutet Gazelle. Eine Gazelle bewegt sich leicht und wendig – und doch immer wachsam. Auch Ahoo bleibt nicht stehen. In den Videos sieht man sie durch die Straßen laufen, als wolle sie sich nicht einfangen lassen von Blicken, Regeln und Menschen, die ihren Körper und ihr Leben einschränken sollen.

Eine junge Frau, die genug hat. Die Nase voll von den Gesetzen, die ihren Körper als fremdbestimmtes Territorium behandeln, von Vorschriften, die festschreiben, wie sie sich zu verhüllen und zu verhalten hat. Auf dem Campus, zwischen den Büchern und den Blicken, hat sie sich von der Hülle ihrer Kleidung befreit, um etwas sichtbar zu machen, das unsichtbar bleiben soll.

Der Körper einer Frau in der Islamischen Republik ist ein Schlachtfeld. Familie, Gesellschaft und Staat beanspruchen ihn gleichermaßen als Besitz, als ein Territorium, das zu kontrollieren, zu schützen oder zu züchtigen ist. Systematische Unterdrückung der Frauen im Iran ist ein Grundpfeiler der Islamischen Republik. Frausein ist ein Raum, den der Staat durch gesetzliche Vorschriften zu zähmen versucht, eine Leinwand, die Regeln, Dogmen und Bestrafungen übermalt haben. Die Haut erzählt Geschichten von staatlicher Gewalt und Einschränkungen, von Kämpfen, die oft nur still geführt werden. Doch Ahoo ­Daryayi hat sich entschieden, laut zu sein. Ihre Haut spricht jetzt lauter als jedes gesprochene Wort, ihre Haltung ist ein Schrei in einer stummen Welt.

Dieser Protestakt zeigt auch, dass die Frau-Leben-Freiheit-Bewegung nicht zu Ende ist, sondern von iranischen Frauen tagtäglich gelebt wird. Er zeigt, dass diese Generation der Frauen ein neues Bewusstsein trägt, das die Islamische Republik herausfordert und ihr zeigt, dass ihre Tage früher oder später gezählt sind. Die Kraft und Entschlossenheit, die in Ahoos Gestik und Haltung liegen, sind keine isolierten Momente; sie spiegeln eine landesweite Erschütterung wider, die in jeder Frau ihre Stärke findet und die Fesseln der systematischen Unterdrückung sprengt.

Ein Körper, der sich weigert, Besitz zu sein

Ahoos Körper auf diesem Bild ist verletzlich und stark zugleich, weich und doch unnachgiebig, ein Ort des Widerstands, der niemanden gleichgültig lässt. Es ist ein Aufruf, der Freiheit fordert, der Gerechtigkeit verlangt, der zu sehen und zu fühlen gibt, was allzu oft übersehen wird. Hier, wo der eigene Leib zur politischen Botschaft wird, durchbricht Ahoo die Ketten von Stille und Zensur. Ahoo ­Daryayi ist eine Stimme, die sich nicht mehr verstecken will, ein Herz, das unerschrocken schlägt in einem Körper, der sich weigert, Besitz zu sein.

Das Bild ist mehr als nur ein Schnappschuss. Es ist eine Einladung, genau hinzusehen, genauer hinzuhören und zu verstehen, dass die iranischen Frauen ihr Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung nicht länger leise fordern. Sie sind Teil einer Bewegung, die größer ist als eine Person, größer als ein Bild: ein Widerstand, der lebt und weiterschreibt, was „Frau, Leben, Freiheit“ bedeutet.

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48 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Der SPIEGEL meldet grade:

    "Iranische Studentin in Zentrum für »Spezialbehandlungen« gebracht".

    Da werden dann die Mullah-Theologen und ihre Folterknechte mit dem Verweis auf religiöse Texte klarstellen, dass die Unterordnungen von Frauen ein „göttliches Gesetz“ darstelle und dass die Frauen Haupt und Körper blickdicht verhüllen müssten.

    Es tut mir so leid!

    www.spiegel.de/aus...-99ce-19cd5775ee4c

  • Der Mut der Verzweiflung. Das Regime der Islamischen Republik Iran ist inhaltlich am Ende.

  • Wodurch sind ihre Füße grau? Weiß jemand dazu mehr?

  • Mutig. .. !

  • Warum wirft Sie ihr Leben weg?

    Nur für die paar Sekunden, in denen Menschen im Kapitol Ihren Mut als gute Unterhaltung empfinden... bevor ein Katzenvideo oder der Börsenbericht wieder wichtiger ist...

    Hoffentlich gibt es ein paar Menschen, die Sie in Erinnerung behalten werden

  • Der Kommentar zeigt nach meiner Einschätzung nur, was diese Frau zu ihrer Aktion bewegt. Was nach meiner Auffassung aber die Folge dieser Aktion sein wird: Verhaftung, Folter, Tod. Man kann dieser Frau nur alles Gute wünschen für ihren Mut, sich selbst voraussichtlich für diese Aktion zu opfern. Nach bisherigen Ergebnissen akzeptiert das Regime keine solchen Aktionen und bestraft diese mit Hinrichtung. In der Vergangenheit war bereits das unverhüllte Haar ein Todesurteil. Es würde mich sehr wundern, wenn es hier anders kommen würde. Ich hoffe und wünsche ihr, dass sie überlebt.

  • Und hier bei uns kämpfen die Feministinnen der neueren Generationen dafür, dass Frauen Kopftuch tragen oder sogar vollverschleiert rumlaufen und selbst wenn kleine Mädchen im Vorschulalter bereits strenges Kopftuch tragen, juckt das keine dieser sog. "Feministinnen". Hier bei uns wird die Verschleierung der Frau sogar als Zeichen der Emanzipation gewertet (nachzulesen z.B. im damaligen "bento" Magazin des Spiegel). Für mich (meine persönliche, subjektive Meinung) ist das eine Perversion des Feminismus und diese Sorte des "Feminismus" wird auf Dauer die Rechte der Frauen und das freie, selbstbestimmte Leben von Frauen hier bei uns im Westen nach und nach einschränken. Wieso das von sich feministisch gebenden Menschen gewollt ist, ist mir ein absolutes Rätsel.

  • Mut ist gar kein Ausdruck dafür!!! Ich habe sehr große Sorge um diese absolut fantastische Frau - wie wird sie wohl behandelt werden seitens der iranischen Behörden? Ich hoffe sehr, dass sie mit ihrem Protest anderen ebenfalls Mut macht und die Bewegung "Frau, Leben, Freiheit" stärkt!

  • Iran wird leider trotz aller Proteste zum ersten echten totalitären Staat der Geschichte werden. Sie denken die Sowjetunion oder das Dritte Reich seien das schon gewesen? Das stimmt, aber Künstliche Intelligenz kann anders als die Sowjets und Nazis in die Köpfe der Menschen schauen. Sie kann erstaunlich genau berechnen, wer wie und wann aufmüpfig wird. Ziviler Ungehorsam kann in sekundenschnelle drakonisch bestraft werden. Demonstrationen in minutenschnelle aufgelöst werden. Und das Besondere: Durch gezielte und wirksame Manipulation in den sozialen Medien werden viele sogar gutheissen, was dort geschieht. Russland und China werden ähnliche Wege einschlagen.

    Wer denkt ich übertreibe oder wer diese Staaten angesichts dieses Umgangs mit ihrer Bevölkerung immer noch in Schutz nimmt und eine Annäherung Europas an sie fordert, ist selbst manipuliert worden.

    • @Marlon Karmichael:

      Den unrühmlichen 1. Platz zum ersten echten totalitären Staat hat Nordkorea schon lange belegt, dicht gefolgt von Cuba.

    • @Marlon Karmichael:

      Eine sehr traurige Wahrheit – wenn man auch bedenkt, dass nur ca. 8% der Menschheit in wirklich lupenreinen Demokratien leben. Ein absolutes Armutszeugnis für den "vernunftbegabten Menschen"...

      • @Kara:

        8%, so viele? Wo soll denn das bitte sein?



        England, wo an jeder Straßenecke 5 Kameras hängen?



        Deutschland, wo ein mutmaßlicher Krimineller Kanzler ist?



        Die USA, wo ein Geistesgestörter gerade zum 2. mal zum Päsidenten gewählt wurde?

  • Eine mutige Frau, die deutliche verständliche Zeichen setzt. Respekt!

  • Das Vorgehen dieser Frau ist leider kontraproduktiv im Kampf von Frauen für ihre Rechte. Nicht nur das Regime, auch die Bevölkerung im Iran ist stock konservativ. Man wird nicht nur diese Frau als psychisch krank darstellen, sondern sie auch als Mittel nutzen, um die Freiheitskämpfe der Frauen allgemein zu diskreditieren.



    Die Aktion war leider ein Schuss in den eigenen Ofen, ein weiterer Rückschritt für die Bewegung um Frauenrechte und Freiheit. Schade.

    • @Micha.Khn:

      Sie sollten sich vielleicht etwas weiter informiere und richtige Menschen aus Persien kennenlernen. Sie werden Ihnen viel berichten können, was über die Propaganda der Regierung des Iran und der Konservativen bei uns hinausgeht . Die Bevölkerung des Landes ist wahrscheinlich die progressivste in der ganzen Region.

    • @Micha.Khn:

      Schau mal, was die Touristen über Iran berichten. Da wird viel Alkohol getrunken und gekifft. Das Regime würde doch überhaupt nicht so stark und übergriffig reagieren müssen, wenn die Bevölkerung auf ihrer Seite wäre.

    • @Micha.Khn:

      Eine Aussage von jemanden der nie im Iran war oder? Dann wüßten sie das der Iran keineswegs so "stockkonservativ" ist. Ich selbst, habe direkt am 2.Abend, meiner 2-monatigen Reise durch den Iran, mit Iranern Alkohol getrunken. Gelacht und eben auch Gedanken zu Politik und Rechte die nicht nur Frauen für sich erstreiten. Ich war selbst dabei als wir am "white wednesday", dass war die frühere Kampagne (2017) gegen die Kopftuchflicht, auf der Straße waren. Also so "stockkonservativ" scheinen eher nur sie zu sein.

    • @Micha.Khn:

      Die iranische Bevölkerung ist vergleichsweise jung und gerade in den Städten keineswegs „stockkonservativ“! Hierzulande dürfen Menschen auch nicht völlig nackt in der Öffentlichkeit herumspazieren, wohl aber in Badebekleidung=Unterwäsche…und warum sollten iranische Frauen dieses Recht bitteschön nicht haben?!

    • @Micha.Khn:

      Ihr Kommentar ist wirklich einer der übelsten Sorte - Sie diskreditieren Ahoo Daryayi, ein Opfer des Mullah-Regimes, mit dem "Argument", dass eben dieses Mullah-Regime sie als "psychisch krank" darstellen würde und nehmen dies zum Anlass, ihre Aktion als "kontraproduktiv" zu diffamieren. Wie tief kann man bloß sinken?!

      • @Volker Scheunert:

        Gerade diese Propagnda, dass man als psychisch krank bezeichnet werden kann, wenn man für seine Grundrechte kämpft, wie es an vielen Stellen stattfindet, wo machthungrige und von Angst zerfressene Individuen, muss und kann nur mit solchen Aktionen bekämpft und in breiterer Masse drauf aufmerksam gemacht werden. Dazu gehört derart viel Mut, ich habe tiefen Respekt vor Ahoo und hoffe, Sie "verschwindet nicht einfach. Wahrscheinlich spürt dieses Regime aber vor den öffentlichen Folgen keinerlei Rückhalt, denn dieser müsste aus der Bevölkerung kommen, die ja leider eben auch unter Druck steht. Der Mut von Ahoo, ich muss es nochmal schreiben, ist schwer beeindruckend! Es ist trotzdem ein sicher langer Prozess, bis es in solchen Ländern einen spürbaren Ruck tut und leiden wird wie immer das Volk und nicht die Strippenzieher!



        Man darf aber bei Allem nicht die Massstäbe unserer Breitengrade, in denen solche Vorgänge epochal gesehen auch noch nicht lang her sind, anlegen!

      • @Volker Scheunert:

        Natürlich ist die Aktion kontraproduktiv. Diese Aktion bekommt keinerlei Rückhalt in der breiten Bevölkerung. Selbst in liberalen Schichten ist es völlig undenkbar, sich in Unterwäsche in der Öffentlichkeit zu bewegen. Auch nicht als Protest.



        Dieses Auftreten ist ein Rückschlag für die Freiheitsbewegung der Frauen im Iran und ein Schub für das Regime und die Unterdrückung der Frauen.

        Ich habe viele Jahre in muslimischen Ländern gelebt und ich weiss sehr genau, wie man dort auf so etwas reagiert. Und ja, einige hier können sich das wohl nicht vorstellen, wie konservativ die Bevölkerung in diesen Ländern sein kann.

      • @Volker Scheunert:

        Don't shoot the messenger! Wenn die mutige Frau Daryayi mit ihrem Protest tatsächlich eher den Mullahs Aufwind gibt, kann @MichaKhn nichts dafür.

        "Kontraproduktiv" ist keine moralische Abwertung und entsprechend auch nicht diffamierend. Es beschreibt lediglich kausale Zusammenhänge. Die existieren entweder oder sie sind fehlinterpretiert, aber WENN sie existieren, wird keine moralische Entrüstung sie wegkehren.

        Und so unplausibel ist es ja auch nicht: Nacktheit ist sozial definiert, und was für uns in Westeuropa normal ist, dürfte durchaus anderswo als ungehörig (bzw. eben als "zu provokant für ein politisches Statement") gelten, wieder anderswo als durchaus prüde. Wir haben da kein weltweites Abo.

        Stellen Sie sich vor, es gäbe Länder, wo die politisch motiviterte Selbstbefestigung an öffentlichen Verkehrsflächen zum Zweck derer Blockade NICHT als Nötigung geahndet wird! Auch da wird man die Hände über dem Kopf zusammen schlagen und es eine Frechheit finden, dass jemand diese Prostestform als "kontraproduktiv" bezeichnet. Das ändert aber nichts daran, dass sie REAL hierzulande den Zweck - wegen der mangelnden sozialen Akzeptanz des Mittels - um Jahre zurückgeworfen hat.

        • @Normalo:

          Mal so ganz allgemein; Protestformen in nem totalitären Regime sind ned nur ne ganz andere Liga, des ist ne andere Sportart. Und von der haben "wir", um meinen schiefen move noch weiter zu strapazieren, eher keinen blassen Schimmer, nur sollte bekannt sein, daß es im Iran keine Unparteiischen und somit ein erhebliches Machtgefälle gibt.



          Was "wir" einfach und schnell machen können, ist Ahoo Daryayi Asyl anbieten!

          • @Hugo:

            Genau für Menschen in solchen Situationen ist das deutsche Asylrecht gedacht. Ich bin absolut dafür, diese Frauen hier aufzunehmen. Ahoo Daryayi wird aber wahrscheinlich ihr Land nicht verlassen wollen, da sie dort weiter für die Freiheit der Frauen kämpfen möchte.

          • @Hugo:

            Ich bin voll bei Ihnen, was die westeuropäische Perspektive betrifft. Aber das hat nicht so viel damit zu tun, wie so eine Aktion in der iranischen Bevölkerung ankommt. Und da gelten möglicherweise andere Standards, was noch bewundernswerter Mut ist und was einfach dreist. Ich bin nicht in der Position, das zu beurteilen - kenne den Iran nicht von innen. Ich bin nur dagegen, jemanden niederzubrüllen, wenn er dazu eine Meinung äußert.

            • @Normalo:

              Niederbrüllen ist übertrieben. Und wohl vom eigenen Gusto getrieben, oder?

              • @Gerhard Krause:

                Aus meiner Sicht nicht. Jemanden, ohne sich mit dem eigentlichen Sachinhalt auseinanderzusetzen, eines Kommentars "der übelsten Sorte" zu bezichtigen, der "diffamierend" sei, und sich zu wundern, wie man bloß so tief sinken kann, läuft bei mir unter "Niederbrüllen": Da wird nicht die Meinung an sich angegriffen, sondern - mit starken Worten - die moralische Befugnis, so eine Meinung zu äußern.

            • @Normalo:

              Und meine Meinung ist, daß mer sich grade als Mann zurückhalten möge, so ne Aktion (abzu)werten. Da hilfts auch ned, irgendwann ma irgendwo in Arabien als Ausländer gelebt zu haben und sich mit einheimischen Geschlechtsgenossen über das Frauenbild im Islam im Allgemeinen und im Iran im Speziellen ma ausgetauscht.

              • @Hugo:

                Ich halte nichts von identitätsbasierten Maulkörben. Wenn ein Mann etwas täte, was zwar ungeheuer mutig, aber faktisch der Sache nicht dienlich ist (z. B. nach dem inoffiziellen Motto der sehr maskulinen Kavallerie "Schneidig aber dumm"), würde ich auch nicht versuchen, Frauen die "Meinungsäußerungsbefugnis" dazu abzusprechen.

        • @Normalo:

          Ahoo Daryayi ist nicht nackt. Sie trägt Unterwäsche.

          Und selbst die stockkonservativste Bevölkerung kann das für fünf Minuten ertragen.

          Nicht jedoch das das Regime, das auf ihre "göttliche Ordnung" pochen wird. Und Ahoo Daryayi zerstören wird. Das Übliche halt: Foltergefängnisse, bestimmte Abteilungen in bestimmten psychiatrischen Kliniken etc. etc.

          Man denke z. B. an Nasrin Sotoudeh, die 38 Jahren Haft und 148 Peitschenhieben verurteilt wurde. Der Grund: Die Anwältin hat Frauen, die gegen den Kopftuchzwang rebellieren, verteidigt.

          Sotoudeh wurde vom Europäischen Parlament für ihren mutigen Einsatz für die Menschenrechte mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit ausgezeichnet.

          Und bekam vor drei Jahren den Alternativen Nobelpreis.

          Und die Bevölkerung dort ist bei weitem nicht so konservativ, die meisten lehnen das Regime ab und haben schon vor Jahrzehznten gemerkt, dass sie nach dem Schah vom Regen in die Traufe gerutscht sind.

          Ahoo Daryayi Protest ist sehr effektiv. Die Weltöffentlichkeit sieht wie sehr Frauen dort unterdrückt werden, diese so verzweifelt nach Freiheit rufen, dass sie sich selbst opfern.

          Nur ideologisch verhärtete Postkolonialisten sind da blind.

          • @shantivanille:

            Und hier haben wir den genauen Gegenteil zu den Postersteller. Auch diese "Regimeablehnung" stimmt so gar nicht. Ja natürlich gibt es auch ehemalige Schah-Anhänger und das diese sich gerne die Zeiten des Diktators durch westliche Gnade zurückhaben wollen, auch verständlich, denn sie haben am meisten durch die islamische revolution verloren. Ein ganz erheblicher Teil ist aber weder dem Diktator noch dem aktuellem regime angetan. Die wollen weder Pahlavi noch Khameini, sondern würde sich sehr gerne lieber eine Rückbesinnung auf die alten Tage von Mossadegh freuen, einer Demokratie, die dem westen zu wider war. Weil er z.B. das Öl als Allgemeingut ansah und deren verkäufe auch dafür verwenden wollte. Ein ganz tiefer Stachel für den Westen. Und da sind wir dann auch bei dem Punkt, dass viele Iraner sehr westlich sind, nicht nur im Asyl, aber einen Diktator wie Pahlavi genauso wenig möchten. Weshalb die Einflußsphären des Westens auch stark limitiert sind!

            • @Chris Ehl:

              Da scheinen mir die Themen etwas zu entgleisen. Ich hätte jetzt die Demonstration gegen die islamistischen Kleidungsvorschriften der Mullahs jedenfalls ganz klar NICHT als spezifisches Plädoyer für die Rückkehr zur Monarchie verstanden...

          • @shantivanille:

            "Ahoo Daryayi ist nicht nackt. Sie trägt Unterwäsche."

            Es ist noch gar nicht sooo lange her, dass man das auch in Europa anders gesehen hätte. Sie sagen, die iranische Bevölkerung sei soweit, an der Stelle auch nicht die Unsittlichkeit sondern nur die Auflehnung gegen das Regime zu sehen. Darüber kann man diskutieren. Mehr sage ich nicht.

          • @shantivanille:

            "Sie trägt Unterwäsche.

            Und selbst die stockkonservativste Bevölkerung kann das für fünf Minuten ertragen."

            Sorry wenn ich das so offen sage, aber Sie haben keine Ahnung. Nicht mal ein Mann würde sich trauen, mit kurzen Hosen auf die Strasse zu gehen. Nur, damit Sie sich ein Bild machen können.

      • @Volker Scheunert:

        Stimme ihnen hier zu, der Kommentar wirkt auch so, als sei man Befugt quasi paternalistisch für Ahoo Daryayi und andere Frauen zu entscheiden, was diese tun dürfen und müssen.

  • Woman, Life, Freedom!

  • Danke für den Beitrag zu diesem beeindruckenden Widerstand. Ich hoffe sehr, dass Ahoo Daryayi nicht schon jetzt im Gefängnis ist, das wäre die normale Reaktion des iranischen Folterregimes gegen jedes Zeichen von Kritik und Widerstand. Der Iran setzt Inhaftierung, Folter und Hinrichtung gezielt dazu ein, den Widerstand der Zivilgesellschaft zu brechen. Aber auch von Deutschland aus kann man die Bewegung Frau Leben Freiheit weiter unterstützen und z.B. Amnesty Petitionen, die sich an die iranische Führung richten, unterschreiben. Es gibt natürlich keine Garantie, dass die iranische Regierung sich davon beeindrucken lässt, aber viele Unterschriften oder Briefe üben durchaus Druck aus und helfen auch jenen, die aktuell in Gefängnissen sind und über Besuche erfahren, dass sich Menschen weltweit für sie einsetzen.



    Hier z.B. eine aktuelle Petition gegen die drohende Hinrichtung von Pakhshan Azizi.



    www.amnesty.de/mit...ichtung-2024-10-01



    Weitere Infos hier:



    amnesty-iran.de/

    • @Nina Janovich:

      www.el-shai.com/ah...-irans-dress-code/

      Sie wurde festgenommen und, so wird hier auf dieser ägyptischen Newsseite berichtet, schnell von offizieller Seite als psychisch krank usw. tituliert, ein typischer Weg des Regimes.

      Der Mut dieser Frauen, diesem frauenverachtenden System derart zu trotzen, angesichts der absehbaren Folgen für sie selbst, beeindrucken mich zutiefst. Ja, der Mut der widerständigen Männer natürlich auch!

      Danke für den Link zur Petition

    • @Nina Janovich:

      Es tut mir leid, aber islamistische Regierungen interessieren sich nicht so sehr dafür, was wir wollen oder nicht wollen oder wogegen wir protestieren. Die machen traditionell, was sie glauben, für richtig zu halten.

      • @Mal Nombre:

        @Mal Nombre und deshalb soll mensch dann alles sein lassen.



        Das was sie sagen ist einfach nur feige, aber typische männliche Überheblichkeit

  • Respekt! Wenn man bedenkt, dass die Journalistinnen die über den Tod von Jonas Amini berichtet haben, gerade zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurden,.hat man eine Ahnung, was die Frau riskiert.



    Schade, dass die iranischen Vertretungen geschlossen wurden, eigentlich müsste frau aus Solidarität vor deren Fenstern dasselbe tun.



    Ich hoffe, Ahoo Daryary bekommt die nötige Unterstützung und bleibt frei.

  • Tja, so wird gerne mal geschwärmt vom Widerstand der Frauen im Irak, aber der politische Umgang mit dem Irak von europäischer oder deutscher Seite aus, ist dann wieder ernüchternd.

    • @Stefan Muck:

      Iran, nicht Irak

  • Das macht mich sprachlos. Unglaublich mutig im Kampf gegen das Mullah-Regime und deren Unterdrückung der Frauen im Namen der Religion.

    Irans Frauen gehören zu den mutigsten Frauen der Welt. Volle Solidarität!

    Da darf auf keinen Fall mehr so etwas passieren wie Baerbocks Sätze im Bundestag, die Gewalt der islamischen Sittenwächter im Iran habe „nichts, aber auch gar nichts mit Religion zu tun“.

    Oh, mein Gott! Das unterminiert den Kampf der Frauen!

    EMMA: " . . . verkünden islamische Theologen mit dem Verweis auf religiöse Texte, dass die Unterordnungen von Frauen ein „göttliches Gesetz“ darstelle und dass die Frauen Haupt und Körper blickdicht verhüllen müssten."

    www.emma.de/artike...gion-zu-tun-339811

    • @shantivanille:

      Danke, das sind auch meine Gedanken! Von wegen: "feministische Außenpolitik".

  • Eine sehr mutige und beeindruckende, junge Frau, der nun voraussichtlich Furchtbares angetan wird. Ich hoffe, dass unsere Außenministerin versucht, sie zu schützen oder vielleicht, wenn Ahoo Daryayi das möchte, Asyl für sie in Deutschland anbieten kann. Bei ihr müsste meiner Meinung nach auch kein aufwändiges Asylprüfungsanspruchverfahren durchgeführt werden; dass sie verfolgt und vielleicht getötet werden wird, ist offensichtlich.

    Ich wünsche mir auch von den afghanischen Männern mittlerweile nur noch das Eine, dass sie wenigstens den Frauen und Mädchen, die Afghanistan verlassen wollen, erlauben, ohne männliche Begleitung ausreisen zu dürfen. Schade, dass die afghanischen Männer immerhin so klug sind zu wissen, dass sie für die Reproduktion auf Frauen angewiesen sind.

  • Hut ab vor dem mut dieser Frau