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Pro & Kontra Schulstreiks fürs KlimaKohleprotest statt Klausuren?

Am Freitag protestieren Schüler*innen für Klimaschutz. Soll für Demos der Unterricht ausfallen? Ein Pro und ein Kontra.

Weg mit der Kohle! Schüler*innenprotest vor dem Bundestag im Dezember 2018 Foto: dpa

J a!

Denn eigentlich müssten die KultusministerInnen dankbar sein. Vor wenigen Monaten beschlossen sie, die Demokratieerziehung an den Schulen zu stärken. Eine reichlich späte Einsicht. Schließlich hören Jugendliche in manchen Bundesländern erstmals in der zehnten Klasse von Wahlen, Pluralismus, Streikrecht.

Noch schlimmer: An vielen Schulen des Landes sind menschenfeindliche Einstellungen heute so weit verbreitet, dass selbst CDU-regierte Länder Alarm schlagen. Logische Schlussfolgerung: Kinder sollen sich stärker und früher mit der Rolle der Zivilgesellschaft beschäftigen. Noch besser: Sie engagieren sich gleich selbst. So wünschen es sich die BildungsministerInnen. Wer beim Bund Naturschutz aktiv ist, bekommt künftig einen lobenden Vermerk im Zeugnis.

Wie passt es da zusammen, dass SchülerInnen, die seit Wochen für die Rettung unseres Planeten – und gegen die deutsche Kohlelobby – demons­trieren, mit Sanktionen von ihrer Schule rechnen müssen? Schon klar, weil sie den Unterricht schwänzen. Das aber müsste nicht sein, wenn die Schulen Klimademos nicht als Privatkram abstempeln, sondern als Chance für den Unterricht erkennen würden: Also als gesellschaftlich hochrelevantes Thema, das man endlich mal anhand eines hochaktuellen „Stoffes“ darstellen kann.

Wenn man dafür die Schule schwänzen muss, macht es mehr Spaß.

Ob das Ganze dann im Ethik-, Sozialkunde- oder Erdkundeunterricht läuft, ist schnuppe. Wichtig ist doch: dass sich SchülerInnen mit dem Klimawandel, der Kohlekommission, den sozialen Folgen von deren Empfehlungen auseinandersetzen. Und – viel wichtiger: die Erfahrung, wie sie in unserer Demokratie Missstände ansprechen, mit Argumenten streiten – und bestenfalls mit ihrer Meinung Gehör finden.

Natürlich bräuchten die Schulen zu diesem Schritt Mut. AfD & Co würden die Klassenfahrt zur Klimaschutzdemo sicher als ideologische Indok­tri­na­tion brandmarken. Das aber kann kein Argument dagegen sein. Die AfD will auch Schulprojekte gegen Rechtsextremismus beenden. Nur eines spricht gegen das staatliche Plazet zum Demonstrieren: Wenn man dafür die Schule schwänzen muss, macht es mehr Spaß. Ralf Pauli

***

Nein!

Die Schule muss nachgeholt werden. Es ist großartig, wenn Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz auf die Straße gehen und dafür den Unterricht schwänzen, so wie an diesem Freitag. Denn sie, die Jungen, werden einmal ausbaden müssen, was wir, die Älteren, versaut haben. Ein Grund, die Kinder deswegen vom Unterricht zu befreien, ist es allerdings nicht.

Demonstrieren mit dem Segen der Schulleitung? Da kann man ja gleich im Mathe­unterricht bleiben.

Wohlmeinende Lehrer bewerten die Schulstreiks als eine Praxisübung für das Mitwirken in einer Demokratie. Das Engagement gegen den Klimawandel sei quasi förderungswürdig – und deshalb gibt es unterrichtsfrei. Diese positive Einschätzung mag zwar inhaltlich völlig richtig sein. Sie verkennt aber, wie leicht man dabei in den Fußangeln der Demokratie ins Stolpern geraten kann. Denn zur Demokratie zählt zweifellos auch die Meinungsfreiheit. Und diese erlaubt eben auch Aktionen, die weniger Lob finden dürften.

Was wäre, wenn übermorgen Schülerinnen und Schüler während des Unterrichts eine Kundgebung gegen Asylbewerber organisieren würden? Würden diese Kinder dann nicht auch die Regeln der Meinungsfreiheit lernen? Sollten sie etwa im Gegensatz zu den Klimafreunden nachsitzen müssen, weil uns diese Meinungsäußerung nicht passt? Das geht nicht.

Die Äußerung unbequemer Meinungen mag auf berechtigten Widerspruch stoßen, aber sie muss prinzipiell die gleiche Förderung genießen wie Sprechchöre gegen Braunkohleförderung. Wer den Unterricht für Klima-Kinder ausfallen lässt, muss dies auch fremdenfeindlichen Jugendlichen zugestehen. Denn das wäre ja eine schöne Demokratie, die nur die Meinung fördert, die uns gefällt.

Und noch etwas spricht gegen schulfrei für Klima-Kids: Sie zeigen mit ihren Aktionen auch die Lust an Regelbruch und zivilem Ungehorsam. Genau diesen Lerneffekt torpedieren wohlmeinende Erzieher, wenn sie die Kinder und Jugendlichen an­schließend dafür belobigen. Denn wie hieß es noch gleich: Was verboten ist, das macht uns gerade scharf. Demonstrieren mit dem Segen der Schulleitung? Da kann man ja gleich im Mathe­unterricht bleiben. Klaus Hilllenbrand

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Ralf Pauli
Redakteur Bildung/taz1
Seit 2013 für die taz tätig, derzeit als Bildungsredakteur sowie Redakteur im Ressort taz.eins. Andere Themen: Lateinamerika, Integration, Populismus.
taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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42 Kommentare

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  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    …"Die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg ist mit dem Zug nach Davos gereist, um vor den Wirtschaftseliten zu sprechen. Die Zeit für Höflichkeiten sei vorbei." Und, sie wird, für die Zeit ihres Protestes, von der Schule f r e i g e s t e l l t.



    Wieso funktioniert so etwas in Schweden und in Deutschland wiehert immer und überall der sog. Beamtenschimmel?!

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @81331 (Profil gelöscht):

      Die kleine Lady ist ein Star, da gelten andere Regeln.

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @88181 (Profil gelöscht):

        ...ja, mittlerweile, und in Deutschland wäre sie spätestens nach einem Monat Protest von der Schule geflogen.

  • Ich würde sagen, dass es (erst einmal) egal ist, was Staat und Gesetze "sagen". An erster Stelle für die Beurteilung einer Handlung sollte die Moral stehen. Ist das Vorhaben gut? Aus welchen moralischen Gründen ist es vertretbar?

    • @Uranus:

      Na ja. Die Moral, auf die sich eine Gesellschaft geeinigt hat, ist in Gesetzen niedergelegt. Die "persönliche" Moral über Gesetze zu stellen, halte ich daher in einer funktionierenden Demokratie für problematisch. Und bei allen Fehlern, die es so gibt. Im Grunde funktioniert es bei uns nicht schlecht.

      • @Strolch:

        Ich würde sagen, die Demokratie funktioniert nicht schlecht für Reiche. Die mit wenig Geld...



        dürfen nicht mal auf der Parkbank schlafen,



        kriegen ihr angeblich zugestandenes Existenzminimum gekürzt,



        müssen Pfandflaschen sammeln gehen,



        können abgeschoben werden



        darf die Wohnung geräumt werden, so sie die (steigende) Miete nicht zahlen können



        müssen mehrere Jobs annehmen, um sich über Wasser zu halten



        ...



        Vom Umgang gegenüber Tieren und vieler Menschen an den kapitalistischen Rändern ganz zu schweigen. Dass die Interessen vieler Menschen und der Tiere nicht berücksichtigt werden, liegt auch an der Herrschaftsform. Offensichtlich ist es nicht möglich, sozial-ökologisch gerechte Verhältnisse herzustellen. Meine Ansprüche sind da jedenfalls hoch. Und ich glaube, dass, wenn ein anderer Diskurs, Mitbestimmung ... möglich wäre, andere Verhältnisse herrschen würden.

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @Strolch:

        ...nein, es funktioniert bei uns eben n i c h t. Es gibt keine Weiterentwicklung und wenn, dann nur im Schneckentempo. Gesetze müssen weiterentwickelt werden, dürfen nicht 'statisch' sein.



        Schüler sollen/dürfen nicht für Klimaschutz demonstrieren? Eine "funktionierende Demokratie" sieht für mich anders aus.

  • habe noch was vergessen:



    deutlich glaubwürdiger wäre der Protest, wenn er nicht an einem Freitag, sondern Sonntagvormittags stattfinden würde.

  • In welche Linie der intellektuellen Untergrundbahn muss man einsteigen, um mit dem Bezug "Meinungsfreiheit" Klimaschutz Demonstrationen und Demonstrationen für Fremdenfeindlichkeit gleichzusetzen? Jetzt mal ehrlich, gehts noch?

    Seit wann ist "Fremdenfeindlichkeit" eine Meinung? Eine die von Artikel 1 des Grundgesetzes gedeckt ist??



    Oder "Antisemitismus", oder "Rassismus"?

    Demonstrationen für den Klimaschutz sind Demonstrationen im Interesse der gesamten Menschheit. Dieses Motiv mit den niederen Instinkten von Vollpfosten zu vergleichen, die in jedem anderen Land außer dem eigenen selbst "Fremde" sind, ist hanebüchen!

    • @Drabiniok Dieter:

      Ihre Argumentation - so nachvollziehbar auch ist - macht aber genau das, wovon Hillenbrand sehr richtig sagt, dass sie dem Staat nicht zusteht: Nämlich unter eindeutig politisch-moralischen Gesichtspunkten auzusieben, welche Zielsetzungen Schüler während der Schulzeit unterstützen dürfen sollen und welche nicht. Oder Anders: Es gibt keine Sonderrechte für "Richtigdenkende".

    • @Drabiniok Dieter:

      Das ist das Argument einfach nur logisch zu Ende gedacht.

      Und wenn die Kinder dafür demonstrieren, alle Dublin-Fälle abzuschieben, bewegen Sie sich immer noch im Bereich Artikel 1 GG und da würden mir noch andere Beispiele einfallen.

      Sich auf ein nicht definierbare Form des höheres Wohls oder kommt der ganzen Menschheit zugute zu berufen ist immer ein Fehler, da das eben nicht bei allen Menschen das Gleiche bedeutet und somit allen möglichen Anliegen Tür und Tor öffnet.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Sven Günther:

        Das ist richtig. Aber von Wahrscheinlichkeiten und Möglichkeiten ausgehend, würde ich nicht mit einem derartigen Schülerprotest rechnen.

        Wenn doch, auch gut. Der Rest wird dann schon dagegen demonstrieren.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          & der Direx gut beraten ist -

          Ne Aktionswoche - “Asyl - Flüchtlinge -



          Schland“ - zu inszenieren. Gellewelle.



          Normal.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Ja, aber was ist das denn für ein Schülerprotest, bei dem man nicht bestraft wird und die Schule einem Frei gibt. Am Besten führt der Lehrer noch die Schüler zum Demoplatz, damit sich keiner verläuft.

          Das Einstehen für seine Sache kann immer negative Konsequenzen nach sich ziehen, das tut es im Erwachsenenleben auch.

          Ich hab meinem rassistischen Antisemiten von Mathelehrer auch 5 Minuten während dem mündlichen Abitur die Meinung gesagt. Bin rein, hab die ersten 2 Aufgaben durchgerechnet damit ich 5 Punkte bekomme und dann habe ich bei offenem Fenster mal ein paar Takte gesagt.

          Meine Mutter ist damals total ausgerastet, Junge, das hast du dein Leben lang. Ich wurde bei jedem Einstellungsgespräch gefragt ob ich das erklären könnte weil die Note überhaupt nicht zu den Noten der Jahre passten und ob ich ein Problem mit Drucksituationen hätte.

          Man muss die Konsequenzen seiner Handlung abschätzen, wissen ob man die tragen kann und will und wenn ja, muss man es durchziehen.

          • @Sven Günther:

            Ich war damals als Schüler mit bürokratisch korrekter Schulbefreiung auf der Anti-Ölkrieg-im-Irak-Demo im Hamburg.



            Negative Konsequenzen kamen von Seiten der Polizei ziemlich unausweichlich trotz Schulbefreiung in Form von Wasserwerfern und Registrierungen.



            Ganze Klassenverbände anderer Schulen als meiner aber im selben Bezirk sind zum G8-Gipfel nach Heiligendamm gefahren. Mit Lehrer-Begleitung und negativen Konsequenzen.



            Es gibt ja auch sowas wie Diskriminierung aufgrund des Alters.

          • @Sven Günther:

            Ich schätze, dass es für die Schulen auch rechtlich unbedenklicher ist, den Protest abzusegnen und Schulfrei zu geben, weil dann nämlich die Aufsichtspflicht nicht mehr greift. Eine Mutmaßung eines juristischen Laien.



            Wenn deine Rede gegen den einen Mathelehrer von den anderen beiden Prüfern unterstützt worden wäre und du 10 anstatt 5 Punkte erhalten hättest, wäre es doch auch gut gewesen, oder?

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @Sven Günther:

            Da bin ich voll und ganz bei Ihnen. Alles andere wäre ein weichgespülter Schwachsinn.

            Als würde die Theater-AG in der Aula das Stück "Streik" geben.

            Wir haben uns als Schüler auch an den Lehrern gerieben. Manchmal kam dann auch was Gutes dabei heraus.

            Allerdings haben wir auch viel Scheisse gebaut.

          • @Sven Günther:

            Genau - Genau

            Klar darfste Personalmittel nich zu Sachmitteln zweckentfremden.



            Kenne zu ABM-Zeiten keine Arbeitslosenini & Ähnliches im around die anders oder ähnlich in trockene Tücher bugsiert worden ist.



            Arsch in der Hose & abdafür.

            unterm----& btw --- dat wußtense alle --



            Vom Kreisarbeitsamts- bis zum Stadtdirektor. Was nicht davon abhielt - mal den DrogenStA vorbeizuschicken.



            Aber Hallo! Normal.

    • @Drabiniok Dieter:

      Stimmt schonn.

      Nach “Blick ins Juristenhirn“



      Wär mal - “Blick in Journaillistenhirn“ -



      Ha no. Mehr als fällig. Gellewelle.



      Normal.

  • Ich bin sehr dafür, daß die freie politische Willensäußerung auch während der Unterrichtszeit stattfindet. Ich kenne jede Menge sinnfreien Lehrstoff, der dafür "geopfert" werden sollte. Denn man lernt ja angeblich fürs Leben. Fraglich, ob selbstbestimmtes Leben dabei auch vorkommt. Wenn es meine Bestimmung ist, faul zu sein, ist es mit der Selbstbestimmung auch schon wieder vorbei.

  • 7G
    7964 (Profil gelöscht)

    Herr Hillenbrand lässt außer Acht, dass Asylrecht ein Menschenrecht ist. Er vergleicht Äpfel mit Birnen und verkauft uns dies als Demokratie-Grundlagenunterricht. Natürlich müsste man eine Demo gegen Asylbewerber verbieten, da sie gegen Menschenrechte und das Grundgesetz verstößt.

    • @7964 (Profil gelöscht):

      Dann würde ich ihnen mal sehr empfehlen, sich das Asylrecht der BRD anzusehen.

      Art 16a GG. (1) Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.

      (2) Auf Absatz 1 kann sich nicht berufen, wer aus einem Mitgliedstaat der Europäischen Gemeinschaften oder aus einem anderen Drittstaat einreist,

      www.gesetze-im-int...de/gg/art_16a.html

      Wir haben nur Grenzen mit solchen Staaten, über die Ost- und Nordsee kommen aktuell keine Flüchtlinge, bleiben nur die über die Flughäfen einreisen.

      Alle Anderen können sich nicht darauf berufen.

    • @7964 (Profil gelöscht):

      Es gibt genügend fremdenfeindliche Aufhänger für Demos, die völlig unproblematisch unter die Meinungsfreiheit fallen und auch nicht mit dem Asylrecht kollidieren. Außerdem war das nur ein Beispiel für politisch "unerwünschte" Inhalte, die man vielleicht nicht so gerne auf Kosten der Schulzeit propagiert sehen möchte.

  • Haha! Die Jugend sei so stromlinienförmig liest man immer öfter und apathisch gegenüber dem Allgemeinen!



    Es wird Zeit, dass die Jungen mal gegen die alten Entscheider etwas unzivilisierter werden und sich Gehör verschaffen.



    Ist doch 1000 mal besser als dass die Alten den Jungen .... für die todgeweihten Frustis gibts ja mittlerweile die AfD.

    • @Tom Farmer:

      "Es wird Zeit, dass die Jungen mal gegen die alten Entscheider etwas unzivilisierter werden und sich Gehör verschaffen."

      ...aber da hat Hillenbrand auch Recht:

      Den Schülern zum Demonstrieren freizugeben, macht des auflehnende Moment zunichte. Wenn sie schon lernen sollen, für ihre Überzeugungen einzustehen, dann sollte das auch im Stehen erfolgen. Stattdessen tragen die Älteren die Jüngeren quasi zum Jagen (was tut man nicht alles für schulfrei...).

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Normalo:

        Ich habe - zusammen mit Anderen - Ende der 1960er Jahre gegen die Notstandsgesetze demonstriert. Nach der Schule.

        Einigen blieb der rebellische Geist erhalten, während andere den Weg des "Irgendwann wirst auch du den Ernst des Lebens begreifen" gingen.

        Gleiche Ausgangsvorausetzungen - andere Wege. Es muss also an etwas Anderem gelegen haben als dem Tragen oder Nicht-Tragen zur Jagd.

        P. s. Was machen Sie eigentlich mit IHREM AUFLEHNENDEN MOMENT???



        Porsche fahren? Zigarren rauchen? ... Ja, ja, die Crux mit eindimensionalen Wirkungs-Behauptungen. Sie laufen Gefahr, durchschaut zu werden ...

        • @76530 (Profil gelöscht):

          "Was machen Sie eigentlich mit IHREM AUFLEHNENDEN MOMENT???"

          Als ob diese Frage sich nicht von selbst beantworten würde: Ich suche mir z. B. ein Forum, wo meine Meinung gerade nicht per se mehrheitsfähig ist und rebelliere dort gegen die häufig emotionalen, selbstherrlichen und/oder utopistischen Sichtweisen, die zwar nicht die politische Realität, wohl aber zunehmend den gesellschaftlichen Diskurs betimmen... :-)

        • 9G
          97684 (Profil gelöscht)
          @76530 (Profil gelöscht):

          "Wenn sie schon lernen sollen, für ihre Überzeugungen einzustehen, dann sollte das auch im Stehen erfolgen. "



          Ganz falsch ist das nicht.

          Wir haben damals drauf gesch...als die Schule / der Kultusminister keine Unterrichtsbefreiung für die Demos gegen den Nato Doppelbeschluss gegeben hat. Sind hingegangen und dem Unterricht einfach ferngeblieben.



          Man muss schon was riskieren - und mögliche Konsequenzen nicht fürchten. Sonst ist man vielleicht schon ein "totgweihter Frusti" und denkt noch, man sei Revoluzzi, obwohl man schon Lampenputzi ( frei nach Erich Mühsam) ist.



          Missstände anzugreifen geht nun mal nicht mit Zustimmung der Apologeten des Systems, hier der Schulen/ Schulleiter*innen.

          Aber ich denke auch. DIESES "Stehen" meint Normalo dann auch wieder nicht. Er verrät sich mit dem Satz:



          "was tut man nicht alles für schulfrei.." Meine Antwort damals auf diese Frage war: Viel. Wenn's der Wahrheitsfindung dient.Und um dem zu 90% aus Lehrer- Blabla bestehendem Unterricht entkommen.

          • @97684 (Profil gelöscht):

            Was ich mit dem Schulfrei-Satz meinte, war eigentlich genau das - nur aus umgekehrter Perspektive, nämlich wie wenig Überzeugung und Einsatzbereitschaft sich in einer politischen Aktivität abbildet, für die die "Aktiven" in einer der in ihrer "peer group" begehrtesten Währungen entlohnt werden. Konkreter: Wenn ich als Schüler von meiner Schule vor die Wahl gestellt worden wäre, ob ich lieber gelangweilt in der Schule rumsitzen (/Hausaufgaben vorzeigen müssen) oder einen lustigen gemeinsamen Vormittag auf irgend einer Demo verbringen möchte, war das - völlig unabhängig vom jeweiligen Ziel der Demo - keine Frage, was reizvoller ist.

            Als Politiker hätte ich vor solchen - wenn's hochkommt: harmlosen Teambuilding-Events - sicher KEINE Panik.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Tom Farmer:

      Absolute Zustimmung!

  • Sollen die Kinder schon so gedeckelt werden wie die Erwachsen sich haben deckeln lassen, keine kompetenten Erwachsen was da an politischem Verständnis herauskommt sehen wir heute. Bequemes regieren, Politiker sind



    zufrieden.



    Ich war das letzte mal gewerkschaft- lich 1987 auf der Straße im Streik.



    Streik von politikes Gnade, nein Danke.

  • 8G
    83421 (Profil gelöscht)

    Protestiert doch nach der Schule, so ist allen geholfen!

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @83421 (Profil gelöscht):

      Tanz der Lemminge, fortgesetzt.

      Ich empfehle, mit der Demonstration bis nach dem Klima-GAU zu warten. In Deutschland muss schließlich alles seine Ordnung haben. Dass ALLEN geholfen würde, ist mir indes neu. Obwohl ich seit kurz nach der Gründung dieses Landes hier lebe.

  • " AfD & Co würden die Klassenfahrt zur Klimaschutzdemo sicher als ideologische Indok­tri­na­tion brandmarken. Das aber kann kein Argument dagegen sein."



    Es geht doch nicht um AfD und Co. Natürlich ist ein Klassenausflug zur Demo eine komplette Abwertung dieser Demo, weil Schüler dort sind, die von der Schule im Rahmen des Unterrichts dahin geschickt wurden - egal was sie denken. Doof für die Schüler (auch das Gegenteil von dem, was eine Demo beinhalten soll) und doof für die, die wirklich motiviert wären.

  • Demos sind kein Unterricht. Man bildet sich dort nicht über inhaltliche Fragen des Klimawandels fort. Es werden einfache Phrasen runtergespult, kontroversen Diskurs gibt es nicht und die Demonstranten bescheinigt sich gegenseitig wie richtig sie doch mit ihrer Haltung liegen und wie tugendhaft sie doch alle sind.

    Gelegenheiten zu demonstrieren gibt es auch nach Schulschluss noch viele. Vermutlich wäre der Zulauf aber deutlich schmaler, weil viele auch einfach nur mitmachen um dem Unterricht zu entgehen. Ich zumindest habe alles getan was ich konnte um für ein paar Stunden der Langeweile entgehen zu können.

    • @Januß:

      Der Sinn und Zweck des Sichfortbildens über inhaltliche Fragen des Klimawandel wurde von Greta Thunberg wie folgt kommentiert: "Geh zur Schule und werde später einmal Klimawissenschaftlerin" sagen die Leute zu mir. "Dann kannst du was bewirken". Aber die wissenschaftlichen Ergebnisse sind schon da, sie werden nur von allen ignoriert. Deswegen streike ich".

      Vielleicht denken Sie einmal in Ruhe über diesen sehr plausiblen Standpunkt nach.

      • @Renate:

        Den Standpunkt kann ich zwar verstehen, er geht aber an der Situation der Schüler vorbei. Die gehen nämlich zur Schule um dort eine Bildung zu erfahren, die ihnen im späteren Leben hilft. Nun ist es so das diese Demos für ihre Bildung genau 0 Mehrwert haben, entsprechend sollte man die Teilnahme auch nicht fördern. Diese Demos haben im Übrigen auch 0 gesellschaftlichen Mehrwert, weil hier für eine Position demonstriert wird, die ohnehin Konsens ist. Es tut nur niemand was, weil viele Menschen denken dafür/dagegen sein ist schon genug politisches Engagement.

        • @Januß:

          Es hat den Anschein, dass Sie nicht in Ruhe nachgedacht haben. Der Punkt ist, dass die Bildung nichts nützt, wenn der Planet derart zerstört ist, dass "im späteren Leben" die Lebensgrundlage abhanden kommt. Die Demos haben extremen gesellschaftlichen Mehrwert, weil die Position "Umweltschutz wichtiger als kurzfristiges Wirtschaftswachstum" keineswegs Konsens ist, die Konzerne sehr viel Macht haben, aber auf diese Weise genug Druck erzeugt werden kann, Politiker zum Handeln zu zwingen. Wie gerade geschehen. Das Ausstiegsdatum ist da und Hambi bleibt!!!!

          • @Renate:

            Lassens stecken - uns Janus ist mit‘m Kerzenwechsel auch bei Regen - gell.



            Ausreichend beschäftigt - mit siin -



            Vörn&Achternmütz & den Ladies rückblickend auffe Rückbank = Sauerländer Reihe. Wollnichwoll.

            kurz - In diesem Leben wird das nix mehr.



            Liggers. Normal nich.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Was ist denn daran widerständig, wenn ein Streik den Erlaubnisstempel der Schulleitungen oder Kultusministerien trägt. Das scheint mir eine fade Angelegenheit zu sein: Wir sind alle einer Meinung und niemand will irgendjemandem irgendwie wehtun.

    Mitten in den Abitursvorbereitungen sollte ein Klassenkamerad von uns wegen ichweißnichtmehrwas für zwei Wochen von der Schule verwiesen werden. Die Klassengemeinschaft beschloss, dass wir dann alle nicht kommen. Zwei Streber rannten heulend ins Lehrerzimmer und berichteten dort von unseren Plänen.



    Noch am selben Tag war der Verweis vom Tisch. So geht das.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      anschließe mich.



      &



      Der goldene pädagogische Zeigefinger geht an - in die Jahre gekommen -



      “Herr Lehrer im Keller brand Licht!…“

  • "Demonstrieren mit dem Segen der Schulleitung? Da kann man ja gleich im Mathe­unterricht bleiben"

    Konsenzprotest. Für die Selbstvergewisserung wichtig, aber ändern tut`s nichts.



    Trotzdem gut.