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Preispolitik der Deutschen BahnWeg mit dem Fahrgast-Abi

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Das Preis- und Reservierungssystem der Bahn ist viel zu komplex. Was es braucht, ist mehr Platz in den Zügen. Die 1. Klasse hingegen ist verzichtbar.

Wer preiswert reisen möchte, muss fast studiert haben Foto: Christoph Soeder/dpa

E tliche BahnkundInnen sind gewiefte Schnäppchenjäger, das zeigt eine Studie des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland. Nur eineR von fünf KundInnen zahlt den hohen Normalpreis. Aber: Auch die sogenannten Sparpreise sind teilweise happig. Und günstige Tickets zu finden, ist für Ungeübte eine echte Herausforderung. Nicht umsonst sprechen BahnaktivistInnen vom nötigen „Fahrgast-Abitur“, das nötig sei, um das komplizierte Tarifsystem der Bahn zu durchschauen.

Autofahrende und Flugreisende bekommt man mit so viel Komplexität nicht dazu, auf die Schiene umzusteigen. Gerade Nicht-StammkundInnen müssen die Chance haben, günstige Fahrkarten zu finden. Tickets des Bahnkonkurrenten Flixbus gibt es mittlerweile regulär bei Einzelhändlern, Fahrkarten der Deutschen Bahn allenfalls mal ausnahmsweise im Sonderverkauf beim Discounter.

Ärgerlich ist neben den oft hohen Ticketpreisen zudem die Reservierungsgebühr von immerhin 4,50 Euro pro Strecke. Nicht selten empfinden Reisende das als Geldverschwendung, zumal wenn die ausgewiesenen Sitze wegen eines Zugtauschs oder ausgewechselten Wagons dann nicht existieren.

Angesichts der überfüllten Züge gibt es jedoch fast einen heimlichen Zwang zum Reservieren – denn mitunter müssen Fahrgäste ohne Platzkarte wieder aussteigen, wenn der Zug zu voll ist. Aus dem heimlichen einen offiziellen Zwang zu machen – wie es in manchen Ländern wie Spanien heute bereits der Fall ist – ist nicht die Lösung. Mit einer Pflicht zur Reservierung würde der größte Wettbewerbsvorteil der Bahn verlorengehen: dass Fahrgäste spontan den Zug nehmen können. Richtig wäre: Wer eine Reservierung wünscht, soll sie bekommen – und zwar ohne Gebühr.

In der 1. Klasse gehört die kostenlose Reservierung heute schon zum Service der Bahn. Es geht also. Apropos 1. Klasse: Bei allen Vorschlägen für eine bessere Bahn braucht es auch bei sofortiger Umsetzung Jahre, bis die Fahrgäste davon etwas haben. Ausnahme: Von der Abschaffung der 1. Klasse hätten zumindest die 2.-Klasse-FahrerInnen sofort etwas. Mehr Platz nämlich.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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44 Kommentare

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  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Ich will nicht fliegen (und im Moment kann ich es auch vermeiden) aber ich krieg die Krise mit der Bahn, abends unterwegs sein heisst fuer mich auf meiner Erfahrung basierend 90% der Zeit 4h in irgendeinem Bahnhof zu stranden. Arbeiten und am Wochende die Familie besuchen ist nicht drin, wir brauchen mehr zuverlaessigkeit wir brauchen aber auch mehr Schnellstrecken die den Namen verdienen. Und einen 24h Takt.

  • Wenn ich mal mit der Bahn fahre, dann 1) zahle ich immer den Normalpreis, weil mir die Auseinandersetzung mit dem Tarifsystem zu blöd ist und 2) fahre ich immer 1. Klasse, weil man bei einer Körpergröße von 1,95 M auf den anderen Plätzen immer das Nachsehen hat.

    Weshalb das alles jetzt umgestellt werden sollte und was die Bahn dadurch besser machen sollte, verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Ich würde als Kunde eher verloren gehen.

    Andersherum sollte ein Schuh draus werden. Im gesamten Zug sollte es das Platzangebot der 1. Klasse geben. Dann kann man - wenn man den möchte - die 1. Klasse auch gern abschaffen.

  • Dass es erste Klasse gibt war mit ein Grund, warum ich das Auto ganz aufgegeben habe. Ich bin lange Jahre in unkomfortablen Zügen gereist und habe darauf keine Lust mehr. Es gibt viele Reisende, welche die Zeit im Zug für ihre Arbeit nutzen - in der 1. Klasse. Ich glaube, mit deren Abschaffung vergräult man denen das Zugfahren. Warum fordert man nicht 1. Klasse für alle? Damit würde die Bahn sicherlich attraktiver werden als mit deren Abschaffung.

  • Im Nahverkehr gibt es oft schon keine 1. Klasse, und das ist auf ländlichen Strecken oder auf Kurzstrecken völlig in Orndung. Aber auf den Linien, die ich (als Vielfahrer) nutze, ist die 1. Klasse sehr gut ausgelastet. Gestern war sie sogar ausgebucht, während in der 2. Klasse noch Plätze zu reservieren waren. Das ist immer häufiger so. Die Lösung hier ist nicht die Abschaffung der 1. Klasse , sondern die Taktverdichtung, die durch den Deutschlandtakt auch angedacht ist.

  • Vorteil 1. Klasse: Breitere Gänge. Bei ständigen Umreihungen der Wagenreihenfolge, wenn man mit einem Koffer mal wieder durch den ganzen Zug muss um an seinen reservierten Platz zu gelangen, geht es nur einigermaßen in der 1. Klasse. Sonst muss man den Koffer tragen. Die meisten Reisenden sind ältere Menschen und damit in einem fahrenden Zug ziemlich wackelig unterwegs. Denn die jungen nehmen eher den Flixbus (hat WLAN) oder Mitfahrzentrale.

  • Ältere Dame hat ein 1.Klasse Sparpreisticket ergattert. Fährt mit Regionalbahn nach Hamburg Hauptbahnhof, um dort um zu steigen. Natürlich einen Zug früher, damit evtl. Verspätungen einkalkuliert sind. Am Hamburger Hauptbahnhof gibt es die sogenannte DB Lounge, ein Warteraum für DB Kunden mit Ticket, wie auch am Berliner HBF, sehr gut verseckt auf Gleis 9 3/4 aber mit Bahn-Abitur zu finden. Ältere Dame findet den Eingang, schleppt ihren Koffer die Treppe hoch (kein Aufzug) und legt dann ihr Sparpreis 1.Klasse Ticket auf den Scanner. Die Dame am Emfpang:



    "Das reich leider nich, das ist nur für Eerste Klasse Normalpreis hier."



    Passagiere der 2. Klasse können in Hamburg sowieso auf dem Bahnsteig frieren oder mit ihrem sperrigen Koffer in einem der überteuerten Cafés auf ihren Zug warten. Selbst Billigfluglinien bieten saubere Wartesitze, geleerte Papierkörbe und gratis Toiletten. Da braucht sich der Fahrgast solchen Demütigungen nicht aus zu setzen. Die Bahn: Größer Klimakiller, treibt die Menschen zum Fliegen. Und vergisst: Die Reisenden sind auch Wähler und treffen die richtigen Schlüsse: Bahn=Staat=Regierung=Groko.

  • Ich finde Buchungen bei der Bahn ehrlich gesagt ziemlich leicht. Man geht in den Online-Shop und kauft dann das was man braucht oder wählt was ähnliches, weil es günstiger ist. Ja, man muss das drei oder vier Mal machen, dann kann mans. Fürs Autofahren muss man dagegen extra einen Führerschein machen und vieles mehr.



    Entfallene Reservierungen kriegt man ansonsten erstattet. Und die erste Klasse? Ökonomisch ist sie im Fernverkehr sinnvoll und finanziert damit auch Sparpreise in Klasse 2.

    • @LeSti:

      Das habe ich für eine Fahrt tatsächlich gemacht,habe viermal bei verschiedenen Mitatbeitern die Strecke erfragt, bis dann der letzte auf die Idee kam, nicht über einen Bahnhof auf der Strecke zu fahren, sondern einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen.



      Dan bot er mir das Niedersachsenticket an, das war auch das günstigste Angebot auf der Strecke.Nur man hat nicht immer soviel Zeit, da viermal hinzugehen. Und online wurde mir das Niedersachsenticket auch nicht angeboten

    • G
      Gast
      @LeSti:

      Die 1.Klasse kann die gar 2. nicht finanzieren, wenn sie viel weniger Plätze hat, die deutlich weniger ausgelastet sind. Vermutlich ist es umgekehrt, wie auch sonst im Kapitalismus. Die Reichen lassen sich von Armen durchfüttern.

      • @Gast:

        Das können Sie natürlich alles mit validen Zahlen belegen, oder?

  • Frau Krüger zündet hier eine kleine grüne Nebelkerze und schreibt am eigentlichen Problem vorbei. Die Bahn ist in keiner Weise darauf vorbereitet die Rolle einzunehmen die ihr immer wieder zugeschrieben wird. Weder im Personenverkehr noch im Warenverkehr ist die Bahn in der Lage der Konkurrenz auf der Straße und in der Luft die Stirn zu bieten. Solange das nicht verstanden wird werden auch die Maßnahmen nicht ergriffen werden können um diesen Zustand zu ändern. Weder der Wegfall einer 1. Klasse (Wie kommt man nur auf so etwas?) noch die Senkung der MwSt werden hier etwas verändern.

  • „Tickets des Bahnkonkurrenten Flixbus gibt es mittlerweile regulär bei Einzelhändlern,“

    Manchmal sogar bei Einzelhändlerinnen.

  • G
    Gast

    Man kann für die selbe Strecke im selben Zug problemlos irgendwas zwischen 15€ und 150€ zahlen. Ein Fahrgasatabi ist immer von Vorteil, garaniert aber für nix. DB eher quasi klassenlose Schicksals(fahr)gemeinschaft, weil 1.Klasse auch nicht schneller am Ziel. Vielleicht lieber mal aus der 1. eine 3. Klasse machen? Mit garantiertem Stehplatz und Freigetränk?

  • Ohne erste Klasse, steige ich wieder aufs Auto um. Ihr könnt gerne den generellen Upgrade von 2 auf 1 fordern, so wie 1950 die 3 zur 2 aufgewertet wurde, aber ansonsten gilt für mich:“Besser immer, schlechter nimmer“! Klapptisch, Steckdose, und ein verbindlicher Sitzplatz. Ich ersetze mit dem Zug das Flugzeug, da balge ich mich nicht bei fünfmal Umsteigen, gleichem Preis und doppelter Reisezeit, auch noch um einen Sitzplatz.

  • 0G
    07400 (Profil gelöscht)

    Keine Denkverbote forderte der Verkehrtminister Verscheuert.

    Wann können Zügen fliegen?



    Dann ist mehr Platz für Automatisierte Gigaliner auf der Infra der Schiene?

    Ciao Bella



    Bella Ciao

    CSU und Verkehr? Ist wie der Papst und Glauben?



    Für Mamon am Rauben.

  • 0G
    07400 (Profil gelöscht)
  • In der ersten Klasse habe ich 20cm



    Beinfreiheit. In der Zweite sind es minus 5cm. Bitte die hochgewachsenen nicht vergessen.

  • Die 1. Klasse ist unverzichtbar - als Standard und zum Preis der 2. Klasse.

  • Nur mal als Beispiel Sparpreise und (in Klammern) die zugehörigen Stornierungsentgelte, wenn man alles stornieren muss. Die erste Version ist dann unzweckmäßig, wenn es sich ein Mitreisender doch anders überlegt oder zu einem anderen Termin umbuchen muss, denn zum Zeitpunkt einer Gesamtstornierung sind ggf. alle Einzelstrecken teurer geworden, als bei der ursprünglichen Buchung.

    Bereits bei zwei gemeinsam Reisenden gibt es die Möglichkeiten



    * ein Ticket hin und zurück für beide (10 €);



    * getrennte Tickets hin und zurück (20 €);



    * getrennte Rückfahrkarten je Person (20 €);



    * vier getrennte Tickets je Einzelstrecke und Person (40€);



    * ein Reisender mit Rückfahrkarte, der andere mit getrennten Tickets hin und zurück (30 €);



    * eine Richtung mit gemeinsamem Ticket, die Gegenrichtung zwei getrennte (30€).

    Das sind schon mal acht Möglichkeiten, außerdem gibt es Flexpreis und sog. Super-Sparpreis.



    Man müsste also eigentlich eine Wahrscheinlichkeitsrechnung anstellen, wie wahrscheinlich bei jedem der beiden Reisenden eine Änderung der Planung ist, außerdem den Aufpreis für den SParpreis (gegenüber Superspar) berücksichtigen (scheint sich aber von den Einzeltickets zu addieren), und als Unbekannte zu berücksichtigen, welche Preise für neue Tickets zu dem Zeitpunkt der evtl. Stornierung gelten.



    Denn davon hängt es ab, ob man im Zweifel lieber eine kombinierte Karte kompleett storniert (einmal 10 € Stornierungsentgelt) und dann eine trotzdem benötigte Einzelfahrt (die in der ursprünglichen Karte enthalten war) wieder nachkauft,oder ob man die dann sowieso behält (und die nicht benutzten Strecken verfallen lässt), oder ob man vielleicht wegen der Mehrkosten ganz auf die Umbuchung verzichtet.

    Nachdem die Preissteigerung nicht absehbar ist, ist es eine Rechnung mit vielen Unbekannten.

    Das ist nur ein Beispiel, wo sich der Bahnvorstand evtl. denkt, es gäbe zwei Varianten (für 10 € stornierbarer Sparpreis und nicht stonierbarer Supersparpreis), es aber viel komplizierter ist.

  • Der DB Fernverkehr verpasst jetzt auch noch die Chance die Absenkung der Umsatzsteuer zu einer Tarifreform zu nutzen, bei der auf Mehrpreise weitgehend verzichtet werden könnte, indem jeweils die teuersten Tarife je Zugverbindung ermäßigt oder abgeschafft werden.

  • 6G
    68514 (Profil gelöscht)

    Und was die Preise angeht: ja diese sind viel zu hoch und unübersichtlich und schrecken potentielle Nutzer aus eigener Erfahrung ab.

    • @68514 (Profil gelöscht):

      Und die Unflexibilität ist eine unnötige Beinträchtigung des Reisekomforts.



      Warum soll man z.B. bei Sparpreisen etwas zuzahlen, wenn man statt einer ursprünglich gebuchten Verbindung jetzt lieber eine andere nehmen möchte, deren Züge weniger frequentiert sind?

  • 6G
    68514 (Profil gelöscht)

    Was oft zu Verspätungen führt, ist das Warten auf Anschlußreisende, weil deren Zug Verspätung hat. Aber wenn es einendichten Takt auf Hauptstrecken gibt, muß kein Zug mehr warten, da der betreffende Reisende dann mit dem nächsten fahren kann, auf den er nicht lange warten muß. Selbst bei S-Bahnen habe ich schon erlebt, daß diese gewartet haben. Bei einem echten S-Bahn-Takt wäre dieses Warten aber nicht notwendig, mal ganz davon abgesehen, daß zu lange Taktpausen potentielle Nutzer eher abschrecken.

    • @68514 (Profil gelöscht):

      Mitunter würde dann trotzdem auf Anschlussreisende gewartet werden, weil der nachfolgende Zug sonst überfüllt wäre oder wenn Leute die letzte Verbindung am Tag verpassen würden. Aber im Grundsatz Zustimmung!

      • 6G
        68514 (Profil gelöscht)
        @meerwind7:

        Warten bei der letzten Verbindung des Tages ist ja ok. Das hat dann eh kaum noch Auswirkungen auf den Rest des Betriebstages.

        • @68514 (Profil gelöscht):

          Wie klein soll der Takt denn sein? 15 Min? Dann wäre es machbar.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Ich habe nicht nur das Fahrgast-Abitur, sondern sogar einen Fahrgast-Master.

    Dieser Umstand bringt es mit sich, dass ich nicht selten unter 60 Euro für eine Fahrt vom Bodensee nach Berlin bezahle.

    1. Klasse. Und die wird einem wieder madig gemacht.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      Ein Salon-Kommunist/ Kolumnist kennt keine 1. Klasse. Er kennt nur die Unterprivilgierten und lässt sich von deren Schicksal leiten.

      Einmal pro Jahr Paris als Kompensationsleistung muss reichen.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Sie meinen, ich soll mich zu den Bauern, die ihre Kartoffelsäcke und Ziegen zum Markt bringen, setzen.

        Und mich dabei von den Marketenderinnen bezirzen und von den Ganoven bestehlen lassen?

        Ist es das wert?

        Nach Paris komme ich so. Aber habe dann keine Reisekasse mehr.

        Und dann spricht Ernst Bloch:

        "Kein Geld – auch Paris wird dann kleiner"

        Immerhin, dem Bauern geht es noch schlechter. Sagt Adorno:

        "Kommt der Bauer in die Stadt, so scheint ihm alles verschlossen"

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Das Problem ist simpel: Die erste Klasse ist nicht ansatzweise teuer genug.

      Grundsätzlich ist die Auslastung der ersten Klasse sehr sehr viel geringer als die der zweiten Klasse.



      Im Durchschnitt über alle Züge dürfte die erste Klasse eine Auslastung von nicht einmal 20% schaffen. Die zweite Klasse eher von ~110%.



      1. Klasse kann also gerne bleiben - wenn die Mehrkosten für das Herumfahren von leeren Abteilen nicht länger auf die zweite Klasse umgelegt wird, sondern vollständig von den Kunden erster Klasse bezahlt wird.



      Das bedeutet aber, dass die Preise für die erste Klasse sich ca. verfünffachen müssten, bei aktueller Auslastung. Es würden dann sicher immer noch manche Leute damit fahren, am Ende würde man aber wohl eher bei einer Verzehnfachung der Preise landen.



      Wir reden also davon, dass selbst mit Super-Sonderangeboten, Rabatten und sonst etwas die Fahrkarte vom Bodensee nach Berlin allermindestens 300, eher 600 Euro kosten würde. Normalpreise weit jenseits von 1000 Euro.

      Wäre die erste Klasse stets wenigstens fast so ausgelastet wie die zweite, dann wäre das sicher anders, aber momentan sponsoren die zweite Klasse Kunden denen der ersten Klasse die Preise.

      • @kleinalex:

        An Ihrer Überlegung wäre was dran, wenn ihre Grundannahmen schlicht komplett falsch wären.



        Die Auslastung der Bahn im Fernverkehr lag 2017 bei 56%



        Die Kapazität war: 79% 2. Klasse, 21% 1. Klasse. Ein wenig gerechnet und es kommt raus, daß die auslastung der 2. bei macimal 70% gelegen haben kann, weil sonst eine negative Anzahl Fahrgäste in der 1. gesessen haben müßten.



        Also, zurück auf los.

      • @kleinalex:

        Im Grunde muss die 1. Klasse billiger werden, damit sie höher ausgelastet ist.

        Bei höheren Preisen fahrne leere Waggons, die von den übervollen Waggons der 2. Klasse noch stärker subventioniert werden.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @kleinalex:

        Da ist was dran.

        Aber ich denke mal, es wird nie passieren.

  • Nehme in Österreich gern die 1.Klasse; ist relativ günstig für nur ein paar Euro mehr, dafür gibt's einen Tisch für den Laptop, Steckdose, bequemen Sitz, und v.a. Ruhe zum Arbeiten.

    • @Descartes:

      Danke, ich dachte schon, dass das nur mir so geht.

  • Ich habe bisher von keinem Kollegen/-in gehört, das er/sie wegen dem Preis nicht auf die Bahn umsteigt.

    Es ist ganz einfach, wenn man geschäftlich unterwegs ist und zu einem bestimmten Termin an Punkt x zum Zeitpunkt y erscheinen muss, ist die Bahn zu unzuverlässig.

    Und ich meine jetzt nicht eine halbe Stunde zu spät, ich meine, oh ein ICE brennt in Montabauer der Zug fällt aus, alle anderen Verbindungen auf der Strecke auch.



    Okay wie kommen wir jetzt nach Bonn, da kann ich Ihnen nicht helfen, versuchen Sie es doch mal im Reisezentrum. Nach 20 Minuten warten, ja alles ganz unglücklich, aber wir haben keine Alternative. Oder einige schöne Übernachtungen, die ich in diversen Städten verbringen durfte, tja das war der letzte Anschlusszug, der nächste kommt 05:45 Uhr.

    Und solange sich das nicht ändert, nutze ich die Bahn nur bei zeitunkritischen Terminen.

  • Wenn ich alleine reise, finde ich außerhalb absoluter Stoßzeiten eigentlich immer einen Sitzplatz, schlimmstenfalls muss ich halt mal umziehen. Einen "heimlichen Zwang" nehme ich da nicht wahr.



    Was daran schwierig sein soll, günstige Fahrpreise zu finden, verstehe ich nicht, man kriegt doch immer die verschiedenen Angebote angezeigt, wenn man eine Verbindung sucht. Wer kauft denn Fahrkarten offline?



    Die Erste Klasse empfinde ich persönlich auch als unnötig, da der Komfortgewinn sehr gering ist. Aber gerade diejenigen, die normalerweise fliegen oder mit dem Auto fahren, sehen das eventuell anders. Für die ist nicht der Preis entscheidend, sondern der Komfort. Da muss vielleicht in der Ersten Klasse mehr passieren. Das sind die Leute, die man in die Bahn holen muss, um das Klima zu retten. Ob der Student nun mit der Bahn oder mit Flixbus/Blabla fährt, ist da viel weniger relevant. Eigentlich bräuchte man für die reichen Leute auch ein besseres Angebot inklusive Reservierung im Nahverkehr, um sie in die Bahn zu locken,



    Letztlich hilft gegen überfüllte Züge nur: mehr Bahnen und mehr Strecken. Dafür braucht die Bahn aber unter anderem das Geld, das durch einen Wegfall der Reservierungsgebühren fehlen würde. Das eigentliche Problem ist aber offenbar, dass die Zughersteller - warum auch immer - nicht ausreichend schnell liefern können und dass neue Bahnstrecken und andere -projekte eigentlich immer erstmal von irgendwelchen Bürgerinitiativen behindert werden.

  • Die einzige Berechtigung dafuer, im selben Zug systematisch unterschiedliche Preise zu nehmen, ist nun mal die erste Klasse. Aber es sieht niemand ein, warum man je nach Ausgangslage mal das 3,2-fache und mal nur einen minimalen Aufpreis zahlen soll.

    "Nur eineR von fünf KundInnen zahlt den hohen Normalpreis." Sind da die Kunden mitgezaehlt, die mit Bahncard25 oder Bahncard50 einen Flexpreis buchen, frueher als Normalpreis bezeichnet? Gilt die Zahl fuer diegesamte DB oder im Fernverkehr? !Im Nahverkehr gibt es die meisten Fahrten (aber viele Monatskarten), im Fernverkehr gibt es sog. Sparpreise, die Zahl waere jeweils sehr unterschiedlich zu verstehen.

  • 0G
    06137 (Profil gelöscht)

    "Von der Abschaffung der 1. Klasse hätten zumindest die 2.-Klasse-FahrerInnen sofort etwas. Mehr Platz nämlich." Und mehr Kosten. Hier macht es nämlich keinen Sinn, Klassenkampf zu führen. Mir ist es doch egal, wenn andere mehr zahlen und dafür bequemer sitzen. Ich habe gern die Wahl, ob ich das eine Mal billig fahren und normal sitzen oder ein anderes Mal mehr zahle, aber bequemer sitze. Optimal wäre im Gegenteil die Einführung der dritten Klasse, sodass man von Fall zu Fall zwischen Komfort und Sparsamkeit wählen könnte.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Die Abschaffung der 1. Klasse käme einer Revolution gleich. Hier fährt, wer es sich leisten kann, nicht mit dem Pöbel zu reisen.

    • @970 (Profil gelöscht):

      So ein Blödsinn! Die Pfeffersäcke subventionieren auch Ihr Ticket.

      • 0G
        07400 (Profil gelöscht)
        @Emmo:

        Leider nur halb richtig.

        1. Klasse sitzen 65 Kunden zu 65€ in 4 Wagen



        2. Klasse sitzen 85 Kunden zu 49€ und stehen 35 - 85 Kunden zu 19,99€ in 7-8 Wagen.

        Wer zahlt jetzt wem bei welcher Nutzung qm2 was? Bei Minister Verscheuert in Bayern Abitur gemacht?

        • @07400 (Profil gelöscht):

          Haben Sie mal im Controlling der DB geatbeitet? Eben!

      • @Emmo:

        Je nach Auslastung der 1. Klasse mag die Rechnung mit der Subventionierung in vielen Zügen stimmen (analog der privaten Krankenversicherung). Aber die Aussage von NEUBAU ist trotzdem noch wahr.