Polizeieinsatz bei Klimastreik-Blockaden: In die Mangel genommen
Hamburgs Polizei wird für ihr hartes Vorgehen bei der Räumung von Sitzblockaden beim Klimastreik kritisiert. Die Behörden verteidigen den Einsatz.
Mehrere kurze Videos von Blockaderäumungen in Hamburg kursieren im Netz – und sorgen für Empörung. Eine Diskussion ist darüber entbrannt, wie hart die Polizei gegen die teilweise Minderjährigen vorgegangen ist.
Bis zu 100.000 Menschen zogen am Freitag bei der Klimastreik-Demonstrationen durch Hamburg. AktivistInnen der Gruppen „Sitzenbleiben“ und „Ende Gelände“, zu denen auch Olsen gehört, hatten dazu aufgerufen, den Verkehr zusätzlich zu blockieren.
An zentralen Orten wie dem Stephansplatz oder der Kennedybrücke setzten sich nachmittags junge Menschen auf die Straße und wurden dann von der Polizei weggetragen. Bei der Räumung von bis zu 200 Menschen auf der Lombardsbrücke griff die Polizei stärker durch.
Empfohlener externer Inhalt
Laut Fotograf Miguel Ferraz, der für die taz vor Ort war, waren viele der DemonstrantInnen dort minderjährig. „Diejenigen, die sich eingehakt oder die Arme verschränkt hatten, wurden hart angegangen.“
Ein Video etwa zeigt, wie ein Polizist einer Jugendlichen mit gefärbten Haaren den Kopf verdreht, während ein weiterer Beamter neben ihr kniet und versucht, an ihren Fingern Schmerzgriffe anzusetzen. Der kurze Film wurde auf Twitter bis Sonntagnachmittag über 200.000 Mal angeklickt.
Zahlreiche User verurteilten das Vorgehen der Polizei. Die Hamburger Linken-Abgeordnete Christiane Schneider kritisiert: „Mit brutalen und gefährlichen Schmerzgriffen ist die Polizei gegen friedliche Aktionen des zivilen Ungehorsams vorgegangen.“
Hamburgs Polizeisprecher Timo Zill verteidigte den Einsatz. Die Blockierer seien der Aufforderung, die Straße zu verlassen, nicht nachgekommen. Nach erneuter Ansprache seien sie „unter Anwendung einfacher körperlicher Gewalt von der Fahrbahn gebracht“ worden. „Die Einsatzkräfte haben dies im erforderlichen Maße ruhig, besonnen und professionell durchgesetzt.“
Aktivist Olsen erklärte, es sei der Sinn der Sitzblockade gewesen, nicht einfach wieder zu gehen, sobald die Polizei kommt. Man habe im Vorfeld einen Aktionskonsens veröffentlicht, der klar besagt, dass man friedlich bleiben werde. Das hätte er sich auch von der Polizei gewünscht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles