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Politische Bewegungen in Corona-ZeitenStirbt auch der Protest?

Wegen der Coronapandemie sind auch Demos verboten. Autonome wollen sich dem nicht beugen – und machen für den 1. Mai mobil.

Um das Demonstrationsverbot zu umgehen, protestieren Aktivisten mit Aufklebern auf ihren Autos Foto: Christian Mang

Berlin/Hamburg taz | Mit Schutzmasken stehen die rund 50 Protestierenden am Montag an der Bahntrasse in Münster, in sicherem Abstand voneinander. Die zwei Meter Distanz nutzen die DemonstrantInnen, um Transparente zu halten, wie Fotos zeigen. „Urantransporte stoppen“, steht da. Der Protest richtet sich gegen den Uranmüll-Transport von der Uranfabrik Gronau nach Russland. Dann rauscht der rote Transportzug vorbei. Die Polizei behält den Protest im Auge. Aber sie lässt ihn gewähren.

Es geht also: eine Protestkundgebung in Zeiten von Corona. Noch bis zum Vortag aber wurde darüber in Münster gestritten. Die Stadt hatte die Versammlung zunächst wegen der Pandemie-Schutzverordnung untersagt. Dann stellten die AtomkraftgegnerInnen vor dem Verwaltungsgericht einen Eilantrag – und die Stadt lenkte ein, genehmigte den Protest unter Auflagen.

„Es gibt also auch in Corona-Zeiten keine pauschalen Versammlungsverbote“, sagt Protestorganisator Matthias Eickhoff. Gleichzeitig zeige das Prozedere aber, „wie wenig demokratische Bewegungsfreiheit derzeit existiert“.

Es ist ein Spagat, der derzeit vielerorts ausgetragen wird: Wie viel Protest ist in Corona-Zeiten noch möglich? Bundesweit untersagen Infektionsschutzverordnungen derzeit Versammlungen. Die Frage ist: Wo hören diese Schutzmaßnahmen auf – und wo beginnt die Versammlungsfreiheit?

Der Frust wächst

Bisher wurde sich vielerorts gefügt. So sind die traditionellen Ostermärsche am kommenden Wochenende, die dieses Jahr zum 60. Mal stattgefunden hätten, bereits abgesagt. Statt auf der Straße soll der Friedensprotest nun virtuell stattfinden. Die Teilnehmenden sollen zu Hause Friedensfahnen aus den Fenstern hängen, Protestlieder auf dem Balkon singen und Fotos und Videos davon im Internet posten.

Auch der Protest von Fridays for Future liegt derzeit lahm. Lediglich Webinare hält die Bewegung momentan ab, Expertengespräche per Videokonferenz. Am 24. April will Fridays for Future indes einen großen „Netzstreik fürs Klima“ abhalten. Auch hier sollen Demo-Schilder an Fenstern oder auf Straßen platziert und Bilder davon im Internet veröffentlicht werden. „Wir werden nicht leiser“, lautet die Durchhalteparole der AktivistInnen.

Doch der Frust in der Bewegungsszene wächst – vor allem darüber, wie strikt die Polizeien die Corona-Verordnungen in Bezug auf Versammlungen auslegen. Denn zuletzt wurde einiges probiert, um Protest und Kontaktsperren in Einklang zu bringen, zum Beispiel am Sonntag bei den Seebrücke-Aktionen für eine Evakuierung der Geflüchteten-Lager in Griechenland. In mehreren Städten sollte es statt Demos nun Banner-Aktionen und Kreide-Slogans geben, symbolisch sollten Schuhe platziert oder Autokorsos abgehalten werden – und dennoch unterbanden Gerichte und die Polizei etliche der Aktionen.

„Wir sind wütend, dass viele Menschen für legitimen und besonnenen Protest mit Anzeigen oder Bußgelder bestraft wurden“, klagt das Seebrücke-Bündnis. „Mit Kreide auf Straßen zu malen ist kein Verbrechen.“ Auch der Republikanische Anwälteverein kritisiert: „Das Versammlungsrecht ist derzeit vollständig aufgehoben.“

„Demos, Dezentrales, Aktionen und Balkonien“

Nun aber gehen Autonome für den 1. Mai auf Kontra. Am Wochenende ließ in Berlin ein Bündnis aus mehreren Gruppen verlautbaren: „Wir rufen hiermit zum Revolutionären 1. Mai 2020 in Berlin auf.“ Auch und gerade in den Corona-Zeiten gebe es „mehr als genug Gründe, um auf die Straße zu gehen“. Nur das Wie sei noch zu klären: „Demos, Dezentrales, Aktionen und Balkonien“ – es sei vieles „vorstellbar“. Klar jedenfalls sei: „Wir lassen uns die Erfordernisse für den diesjährigen 1. Mai weder per autoritärer Verordnung vom Staat diktieren, noch werden wir sämtliche Schutzmaßnahmen fallen lassen.“

Tatsächlich könnte der 1. Mai in diesem Jahr eine historische Zäsur werden. Seit Jahrzehnten demonstrieren GewerkschafterInnen an diesem Tag. Seit den achtziger Jahren tun dies auch Autonome in Berlin, Hamburg und anderen Städten, hier traditionell mit größeren oder kleineren Krawallen. Nun aber könnte die Coronapandemie dies erstmals verhindern. Stand jetzt sind in Berlin bis zum 19. April Versammlungen wegen des Virus verboten, in Hamburg bis Ende April. Und: Verlängerungen der Verordnungen sind keineswegs ausgeschlossen.

Der DGB sagte bereits vor zwei Wochen bundesweit seine Kundgebungen am 1. Mai ab. DGB-Chef Reiner Hoffmann sprach von einer „historisch einmaligen Entscheidung“. Man treffe diese „schweren Herzens“. Aber in diesem Jahr heiße Solidarität: „Abstand halten“. Auch Berlin reagierte. Das Kreuzberger Myfest – ein Straßenfest mit Zehntausenden Teilnehmern, einst gegründet, um die 1. Mai-Krawalle zu befrieden – ist für dieses Jahr ebenfalls abgesagt. Man sehe nicht, dass sich die Bedingungen nach dem 19. April bessern werden, teilte der Bezirk mit.

Die autonome Szene indes reagiert unschlüssig. Nun erfolgt der Aufruf, sich am 1. Mai trotz Pandemie zu versammeln – irgendwie. Man nehme das Risiko einer Ansteckungsgefahr und die Schutzmaßnahmen „sehr ernst“, verkündet das Berliner Bündnis.

Berliner Polizei kündigt harte Gangart an

Gleichzeitig zeigten aber der derzeitige Umgang mit Geflüchteten, die Klimakrise oder die Mietenpolitik, „wie wichtig die Aufrechterhaltung eines antagonistischen 1. Mai aktuell sein kann“. Deshalb sei auch dieses Jahr eine Großdemonstration denkbar, dann aber mit „Schutzmasken und Handschuhen“ und nur mit dem „entsprechenden Rückhalt“, so das Bündnis. Möglich seien indes auch Alternativen, über welche die Szene nun gemeinsam diskutieren müsse.

Die Berliner Polizei kündigt bereits an, strikt vorzugehen. Sollte das Versammlungsverbot wegen des Corona-Virus fortbestehen, werde man bei Ansammlungen am 1. Mai „Maßnahmen gegen Versammlungsteilnehmende treffen“, sagte eine Polizeisprecherin der taz. Derzeit sind laut Polizei auch noch ein linksradikaler Aufzug mit 3.000 Teilnehmern im vornehmeren Stadtteil Grunewald angemeldet und ein großes Bürgerfest der AfD. Schon zuletzt hatte die Berliner Polizei mehrere Protestversuche in der Stadt mit Verweis auf das Infektionsschutzgesetz aufgelöst. WiderständlerInnen erhielten Straf- oder Ordnungswidrigkeitenanzeigen.

Auch in Hamburg wollen Autonome am 1. Mai auf die Straße gehen. „Kapitalismus ist die Krankheit“, lautet das vorgesehene Demo-Motto. „Wir wollen auf jeden Fall demonstrieren“, erklärt Halil Simsek vom Roten Aufbau. „Nur wie, ist noch nicht ganz klar.“ Möglich sei eine größere Aktion am Abend – kollektiv mit Schutzmasken.

Neonazis wollen demonstrieren

Weiter aufgerufen wird auch noch zu Gegenprotesten zu einem geplanten Neonazi-Aufmarsch in Hamburg, den die Splitterpartei „Die Rechte“ um den Szenekader Christian Worch mit etwa 400 Teilnehmenden veranstalten will. Die Neonazis wollen daran festhalten. „Eine Absage gibt es von unserer Seite nicht“, sagt Worch der taz. Der Umgang mit der Pandemie sei „völlig übertrieben“. Würden Versammlungen tatsächlich am 1. Mai verboten, werde man juristisch dagegen vorgehen, so Worch. „Wir haben die Absicht, das durchzuklagen.“

Ein Sprecher der Hamburger Polizei erklärt, man warte zunächst ab, ob die Corona-Allgemeinverfügung in den Mai hinein verlängert werde. Unter den jetzigen Voraussetzungen würden aber Demonstrationen wie die vorgesehenen in ihrer Größenordnung die Verfügung „eindeutig konterkarieren“. „Ein Infektionsschutz wäre hier nicht mehr ansatzweise zu kontrollieren.“

In Berlin erklären die Autonomen den 1. Mai indes zur Grundsatzfrage. Verzichte man auch auf die alljährliche 1.-Mai-Demonstration, werde wohl auch sonst kein größerer Protest mehr möglich sein, heißt es dort. Der Staat bliebe dann fortan ohne „Kritik auf der Straße“. Für die Autonomen eine kaum denkbare Option. Ihre Ansage: Nicht die Politik oder Polizei werde über den 1. Mai entscheiden, „sondern wir selbst“.

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42 Kommentare

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  • Es gibt auch in ein paar Wochen noch Möglichkeiten, öffentlich auf das hinzuweisen, was im Lande schief läuft. Das ist wichtig und nötig. Und ich bin überzeugt davon, dass sich genügend vernünftige Menschen finden werden, die auch so denken.

    Allerdings bin ich auch überzeugt davon, dass sich genügend Krawallgeschwister finden, die auf ihre heissgeliebte Bambule nicht verzichten können und ihre Zerstörungswut dann noch als antifaschistische Heldentat verkaufen wollen. Wann kann man sonst so sorglos randalieren wie am 1. Mai?

  • Ich war heute morgen im Park mit meinen Hund spazieren. Menschen alleine oder zu zweit kommen mir entgegen, sie spazieren wie ich oder joggen , treiben Sport, viele fahren Fahrrad. Fast alle respektieren den Sicherheitsabstand. Alles kein Problem.Zehn Stunden später - die gleiche Situation vor meiner Haustür - nur diesmal rufen viele Menschen Dinge wie "Leave No One Behind" oder "Kein Mensch ist illegal" . Kein Mensch wird da durch gefährdet , alle tragen Schutzmasken und halten den Sicherheitsabstand . Alle sind in Bewegung. Innerhalb einer halben Stunde wurden vor meiner Haustür drei Menschen auf Fahrrädern während der Fahrt und ohne Vorwarnung von der Polizei, von dem Rad geboxt.

  • Krass, dass man mit der einfachen Ansage, der 1. Mai werde statt finden so eine Welle der Entrüstung auslösen kann wie das hier gerade passiert. Sie sagen doch selber, dass noch nicht fest stehe, wie. Aber es muss doch wirklich auch hier mal dem Letztem auffallen: wenn eine Person angezeigt wird, die ALLEIN ein Schild hoch hält (Hamburg), Menschen, die Schuhe und Schilder auf den Boden legen (Berlin) und Geflüchtete, die vor ihrer Unterkunft demonstrieren - mit angeblich zu wenig Abstand - gegen die Bedingungen, die ihnen keinen Schutz ermöglichen (Bremen), dann muss auch wirklich dem letzten klar werden, dass hier was im Argen liegt. Und ja, allein deswegen muss man demonstrieren! Und ja, es werden all die Menschen schon schauen, dass das Risiko nicht höher ist als wenn man in den Supermarkt geht - sogar niedriger weil draußen.

  • die aktuellen massnahmen anzunehmen bedeutet auch, sich mit bereits erkrankten und ihrem pflegepersonal zu solidarisieren und weitere erkrankungen zu vermeiden.

    wer sich darüber hinwegsetzt und einem ideologischem muss folgen will,



    entsolidarisiert sich.

    mit '1984' hat dies nichts zu tun.

  • Da darf man ja gespannt, sein wie der RRG Berliner Senat mit der Kündigung des gesellschaftlichen Konsens bezüglich Kontakte & Corona von dieser linken Seite aus umgehen wird.

    Das ausgerechnet Linke da den Türöffner speieln wollen überrascht doch. Klar doch Demonstrationsrecht ist ein ureigenst liberales zu verteildigendes Recht.



    Aber dessen Ausübung unter potentieller Gefährdung anderer, das ist nur noch platter Neo-Liberalismus.

  • Wenn im Autokino in Köln Konzerte erlaubt sind, warum nicht eine Kundgebung zum 1.Mai?

  • "Nicht die Politik oder Polizei [wird] über den 1. Mai entscheiden, sondern wir selbst“.

    Übersehe ich irgendwas, oder könnte diese Satz nicht genausogut aus dem Mund eines beliebigen, bescheuerten Reichsbürgers stammen?

    • @HP Remmler:

      Was für ein Vergleich! Sie unterscheiden schon zwischen denen, die sich für Faschismus einsetzen, die den aktuellen Staat ablehnen und durch ihr geliebtes Deutsches Reich ersetzen wollen und denen, die sich GEGEN Faschismus einsetzen, die Staat und Kapitalismus abschaffen wollen und emanzipatorische Ansätze verfolgen?

      • @Uranus:

        Diese Antwort könnte man jetzt als ein klares JA! auslegen nur mit unterschiedlicher Bewertung. Insofern wiedersprechen Sie der obigen Frage nicht.

      • @Uranus:

        Ehhm...

        Beide lehnen sich gegen den Staat oder seine Handlungen auf, das ist der Kern von Demonstrationen.

        Verstehe allerdings nicht, inwiefern das eine mitteilungswürdige Erkenntnis sein sollte (erster Kommentar).



        ...Nicht alles passt in Schubladen...

        • @RealDiogenes:

          Und? Angenommen, Hitler wäre tatsächlich Vegetarier gewesen, was hätte das für eine Aussagekraft bezüglich Vegetarier*innen?



          Wie dem auch sei, mein Punkt/Vermutung ist, dass hier absichtlich Links-Rechts gleichgesetzt wird, um Linke/Autonome zu diskreditieren. Was ich für einen selten bescheuerten Ansatz halte, um es mit den Worten HP Remmlers auszudrücken.

  • Komisch, jeder einzelne Punkt der Ausgangssperren wird diskutiert(„Warum darf ich nich golf spielen?da ist doch genug abstand?Ich will aber ins Kino,man kann doch nur jeden zweiten Sitz besetzen! etc pp“), nur bei linken Demonstrationen,da ist sich der immer konservativer werdende(liegts am Alter?Ich hab Angst) Kommentarbereich der taz sich einig: verbieten,sofort.Woran mags liegen?

    • @pippilotta_viktualia:

      Hm vielleicht daran, dass es offensichtlich asozial ist, nur um an einem Datum festhalten zu können, andere Menschen der Gefahr auszusetzen, zu ersticken?

  • "Man nehme das Risiko einer Ansteckungsgefahr und die Schutzmaßnahmen „sehr ernst“, verkündet das Berliner Bündnis."

    Man geht nicht nur das Risiko einer eigenen Ansteckung in Kauf. Man nimmt auch in Kauf, dann weitere anzustecken.

  • Haben die Berliner Autonome eigene Virologen, die die Kompetenz haben, über das Risiko bestimmter Protestformen zu urteilen?

  • Ich habe keinerlei Verständnis für die Forderung, dass Demonstrationen auch jetzt möglich sein müssen. Das ist einfach grob fahrlässig. Es stirbt auch nichts und die linke Folklore (ich selber halte mich übrigens zum Beispiel in Verteilungsfragen für sehr weit links) am 1. Mai ist auch nicht so besonders schützenswert. Überwiegend ist sie noch nicht mal wirklich politisch, sondern ein weltanschauungs- und lebensgefühl- bekundendes Freizeitverhalten. Also kommt runter und denkt mal darüber nach, wie sehr ihr schon FDPlern ähnelt, die auch von Freiheit schwafeln, wenn sie nur ihren Lebensstil meinen. Deren unreflektierte Stastsfeindlichkeit sollte auch manch "Linkem" vertraut sein.

  • mit „Schutzmasken und Handschuhen“ - Also wie immer.

  • „Mit Kreide auf Straßen zu malen ist kein Verbrechen.“ - Aber auch kein Sport.

  • Für die üblichen Demo-Rituale bin ich nicht zu haben, aber für konkrete Anliegen schon: Die paar tausend Kinder und Jugendliche aus den überfüllten Lagern sind noch immer nicht gerettet.



    Überhaupt werden Aktivist*en auf mehr Sympathien stoßen, wenn sie die Unruhe ansprechen, die inzwischen viele Leute aus den Häusern treibt, also den Lagerkoller, oder schlicht die Sorgen um die wirtschaftliche Existenz ihrer Betriebe und Projekte. Während draußen bestes Frühlingswetter herrscht.



    Ein gutes Szenario wäre z.B. ein Übereinkommen, dass bei Begegnungen in Räumen, Supermärkten etc. alle dazu verpflichtet werden, Schutzmasken bzw. selbstgemachte Textilien etc. zu tragen, physische Distanz praktiziert wird, dafür aber auch viele Geschäfte bald wieder aufmachen können.

    • @Ataraxia:

      Etwas naiv, Ihre Vorschläge.



      Beim Abstandhalten sind schon viele auf dem Gehweg überfordert, von geschlossenen Räumen müssen wir hier gar nicht reden, auch nicht, während draußen bestes Frühlingswetter herrscht.

  • Das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit grundsätzlich aufzuheben ist mit dem GG nicht vereinbar. Die Verantwortlichen wären klug beraten, mit den erforderlichen Gesundheitsauflagen, Proteste und Demos nicht zu unterdrücken. Die Virologen betonen immer wieder, das die Infektionswege in engen Kontakten, wie in Ischgl, in den Fussballstadien, beim Karneval, erfolgten, aber nicht an der frischen Luft, mit etwas Abstand. Schon von daher wären Verbote unverhältnismäßig. Da wo es notwendig ist, in den Alten- u. Pflegeheimen, in den Kliniken, da tut die Politik seit Wochen zuwenig für einen wirksamen Schutz, aber in den Parks an der frischen Luft wird man schikaniert. Nein Danke, so nicht.

  • Es sollte statt dessen aber eine Stellvertreteraktion



    von ca.30 Leuten durchgeführt werden mit Transparenten (und was sonst noch geht) mit den zentralen Forderungen für 2020.

    • @Eckart Schirrmacher:

      Ich würde auch empfehlen, das mit der großen Demo zu lassen. Gegen symbolische Stellevertreter Aktionen spricht nichts, deshalb finde ich diesen Vorschlag gut.

  • Ist es ein Zeichen von politischer Klarheit und Stärke, wenn die Autonomen, wie jedes Jahr, trotz SARS_Cov2, zur Revolutionären 1. Mai Demo aufrufen?



    Sicherlich kann die wie-Frage gelöst werden, so dass von den Demonstrationsteilnehmer*in g.a.r.a.n.t.i.e.r.t kein



    Infektionsrisiko ausgeht, aber ist das die eigentliche Frage?



    Politisch vermittelt wird dabei, dass ein Ausnahmezustand von Seiten des Staates gegenüber nur allzu berechtigten Protest und Widerstand nicht durchgesetzt werden kann. Dennoch dürfen die Ebenen nicht verwechselt werden, der relative Ausnahmezustand ist eben gegen-wärtig kein politisches Instrument, sondern Instrument zur Pandemie-eindämmung - ich will hier nicht beurteilen, wie gut oder schlecht die getroffenen Maßnahmen sind, vieles kann sicher besser gemacht werden, doch die meisten anderen machen es eher schlechter.



    Durch nichts ist die Verhängung eines Ausnahmezustand auch besser zu



    rechtfertigt als durch den Ausbruch einer Pandemie, in sofern ist



    SARS_Cov2 schon wie ein Geschenk an alle reaktionären Kräfte.



    Mit dem 1. Mai ist selbstverständlich kein Stichtag gegeben, an dem



    die staatlich verhängten Sanktionen und Freiheitseinschränkungen



    durchbrochen werden sollten - wahrscheinlich besteht von der Sache her am 1. Mai kein Grund zur Entwarnung.



    Ich befürchte, mit einer auf jeden Fall Mobilisierung, reihen sich die



    Autonomen in die Anzahl von unterschiedlichen Kräften ein, für



    die so eine Virusepidemie nichts weiter ist, als ein Spielball der



    eigenen politischen Interessen. Zeigen wir lieber, dass wir eine Gesellschafts-ordnung wollen in der zwar das Ausbrechen einer Seuche auch nicht



    verhindert werden kann, allerdings das sich das zu einer Pandemie - dies Pappnasenwerk - auswächst schon. Dass wir besser damit umgehen können, als hirnlos auf



    die Straße zu gehen, um gegen die notwendigen Einschränkungen der persönlichen, bürgerlichen Freiheiten in so einem Fall zu demonstrieren.



    Ja, wir sollten dieses Jahr zu Hause bleiben.

  • Ich mag die jährlichen Demos am 1. Mai nicht. Ich teile die Ziele überhaupt nicht. Und ärgere mich darüber, dass Steuergelder zur Absicherung dieser Veranstaltungen notwendig sind.



    Aber es muss in diesem Land erlaubt sein, für seine Ziele demonstrieren zu können. Und es kann nicht sein, dass einfach Verordnungen mit fragwürdigem Verweis auf das Infektionsschutzgesetz ausreichen, dieses und andere Grundrechte außer Kraft zu setzen.

    • @schwarzwaldtib:

      Sie dürfen doch demonstrieren, steht auch im Artikel, auf dem Balkon und am Fenster.



      Welchen "fragwürdigem Verweis auf das Infektionsschutzgesetz" meinen Sie eigentlich, gibt's womöglich dieses SARS_Cov2 gar nicht?

      • @Berliner Berlin:

        Dieses Virus kenne ich sehr gut, keine Sorge.



        Einfach mal das Gesetz lesen. Es ist nicht für längere Massnahmen, die ausnahmslos alle betreffen, gemacht. Und dann werden Rechtsverordnungen durch Exekutivorgane auf Landes- oder Kreisebene erlassen, die Grundrechte ausser Kraft setzen. Das scheint niemanden zu stören.

  • Es kann mir auch keiner erzählen, dass wenn sich Dutzende Leute an einem Ort mit 2m Sicherheitsabstand versammeln, dass das tatsächlich noch funktionierender Infektionsschutz ist. Solche Abstandsangaben sind sowieso nur Heuristiken, die vielleicht in 90% der Fälle funktionieren. Man sollte sich deswegen aber nicht einbilden, dass man dadurch perfekt geschützt ist oder dass wenn man genügen Leute auf einem Raum versammelt da nicht irgendwelche kumulativen Effekte einsetzen.

    • @Snip Snap:

      Vor allem ließe sich gerade bei einer Autonomen Demo wohl hinterher kaum nachvollziehen, wer bei einem etwaigen Ausbruch Kontaktperson gewesen ist. Oder führen die Autonomen Buch über die Teilnehmer?

  • Es ist für mich unverständlich, dass füe einigedie Demonstrationsfreiheit über das Leben und die Gesundheit der Allgemeinheit steht.

    • @Jossi Blum:

      Jede Fernreise birgt mehr Risiken als Corona. Etwas Risiko ist immer, sonst müßte man den Straßenverkehr verbieten. An einer normalen Grippe sterben wesentlich mehr und doch lassen sich kaum Menschen dagegen impfen, an den Folgen von Rauchen, Saufen und Drogen sterben noch mehr. In den Hitzesommer der letzten Jahre starben ebenfalls sehr viele alte Menschen auch in den Heimen, weil sie zuwenig zu Trinken bekamen. In den Kliniken sterben jedes Jahr Tausende Patienten an Krankenhauskeimen. Soweit zum "vernünftigen" Verhalten der "Allgemeinheit". Etwas schwedische Gelassenheit und wienerische Zuversicht fehlt leider im Berlin der Corona-Notstands-Hysterie. Manchmal hat man den Eindruck als wenn es noch einen zweiten Virus gibt der alle angesteckt hat.

      • @Chris72:

        In der Tat.



        Gegen diesen Virus scheinen noch weniger Abwehrkräfte in der Bevölkerung zu existieren.

    • @Jossi Blum:

      Gedankenspiel: In Frankreich explodiert ein AKW. Wegen der atomaren Wolke wird eine allgemeine Ausgangssperre verhängt. Ob es da wohl auch eine trotzige Demo-Anmeldung "Kapitalismus ist der Fall-Out" gäbe? Ich glaube nicht, denn da wäre die EIGENE Gesundheit gefährdet.

      Kommentar gekürzt. Bitte beachten Sie unsere Netiquette.

      Die Moderation

      • @weaver:

        Entschuldigung, das war mein Fehler.



        "Ironie wird nicht verstanden", heißt es wohl bei den Jounalisten. Da ich keiner bin, bin ich in diese Falle getappt.



        Die entfernte Passage war natürlich nicht meine Meinung, sondern sollte die von mir vermutete Sichtweise der Autonomen darstellen.

      • @weaver:

        Der Kommentar, auf den sich diese Antwort bezieht, wurde entfernt.

        Die Moderation

      • @weaver:

        Der Kommentar, auf den sich diese Antwort bezieht, wurde entfernt.

        Die Moderation

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @weaver:

        Der Kommentar, auf den sich diese Antwort bezieht, wurde entfernt.

        Die Moderation

      • 8G
        83191 (Profil gelöscht)
        @weaver:

        Ne wichtige Korrektur:

        Der Altersdurchschnitt der AfD Wähler liegt deutlich unter dem der CDU/CSU und SPD Wähler.



        Sterben also die Opis, bedeutet das folgerichtig einen relativen Zuwachs für die AfD. Denn den Virus interessieren Parteibücher im Pflegeheim eher weniger.



        (sofern sich die Nachkommen der Opis nicht umentscheiden, was durchaus vorkommen kann wenn die geleugnete Krankheit sich doch als relevant entpuppt)

    • @Jossi Blum:

      Nur -- von Schuhen ist bisher nicht bekannt, dass sie SARS-Cov2 übertragen würden.

    • @Jossi Blum:

      Erinnert mich irgendwie an einen mir gut bekannten Gemeindekirchenratsvorsitzenden. Auf die Maßgabe, dass Gottesdienste erst mal unterbleiben, meinte er, wer solche Vorschriften befolgt, glaubt wohl nicht 100%-ig an "die Sache".

      • @Ewald der Etrusker:

        Oder, andere Möglichkeit, wer so etwas sagt, muss reichlich bschueert sein.