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Pandemie-Management in DeutschlandAstraZeneca ist nicht das Problem

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

Der Ruf nach dem Rücktritt von Gesundheitsminister Spahn ist berechtigt. Der Stopp für Impfungen mit AstraZeneca ist ihm jedoch nicht anzulasten.

Passanten in Leipzig freuen sich über die ersten geöffneten Geschäfte in der Innenstadt Foto: Hendrik Schmidt/dpa

D ie Aufregung über den Stopp für Impfungen mit AstraZeneca ist groß. Und er ist verständlich. Zehntausende hielten endlich ihre Einladung mit dem baldigen Impftermin in den Händen. Nun werden sie auf den Sankt-Nimmerleins-Tag vertröstet. Schlimmer noch: Die ohnehin pannenreiche Impfkampagne in Deutschland und Europa dürfte auf absehbare Zeit noch mehr ins Stocken geraten – während in Israel, Großbritannien und womöglich auch in den USA schon bald wieder Normalität einkehrt.

Schon wird erneut die Forderung nach einem Rücktritt von Jens Spahn laut. Noch am Freitag hielt der Bundesgesundheitsminister ausdrücklich an seiner Behauptung fest, AstraZeneca sei sicher. Zu diesem Zeitpunkt hatten andere Länder die Verabreichung wegen möglicher Nebenwirkungen bereits gestoppt. Nach dem miserablen Impfstoffmanagement, seiner folgenlosen Ankündigung kostenfreier Tests und anderer Versäumnisse konnte Spahn nun erneut ein Versprechen nicht einlösen.

In diesem konkreten Fall trifft ihn jedoch keine Schuld. Schon im Herbst wiesen Im­mu­no­lo­g*in­nen und Vi­ro­lo­g*in­nen darauf hin, dass auch nach Zulassung der Impfstoffe mit Rückschlägen zu rechnen sei. Angesichts der horrenden Zahl von Menschen, die innerhalb kurzer Zeit weltweit geimpft werden sollten, könne es vereinzelt zu unerwünschten und unvorhersehbaren Reaktionen kommen. Der vorläufige Impfstopp, bis weitere Prüfergebnisse vorliegen, zeigt auch, dass die Kontrollmechanismen funktionieren.

Die Bundesregierung wie auch die Mi­nis­ter­prä­si­dent*in­nen der Länder haben jedoch ein sehr viel größeres Debakel zu verantworten: die seit Tagen wieder bedrohlich steigenden Infektionszahlen. Angesichts der aggressiven Virusmutationen warnen Wis­sen­schaft­le­r*in­nen seit Monaten vor einer dritten Welle mit exponentiellem Wachstum. Akribisch rechneten sie vor, warum es so wichtig sei, die Zahl der täglichen Neuinfektionen pro 100.000 Ein­woh­ne­r*in­nen stabil auf unter 35 zu drücken, bevor langsam geöffnet werde.

Zu frühzeitige Lockerungen würden die Gefahr bergen, dass die Pandemie außer Kontrolle gerate. Darauf hatte die Kanzlerin hingewiesen. Trotzdem entschieden sich Bund und Länder bei ihrem letzten Treffen für das Gegenteil: Sie ließen Lockerungen zu, sofern die Inzidenz nicht über 100 steigt. Erst dann trete eine Notbremse in Kraft. Seitdem herrscht Chaos. Die einen Landkreise lassen Geschäfte öffnen, selbst wenn die 100 überschritten ist, die anderen sogar bei einer Inzidenz von über 200.

Niemand weiß mehr, was gilt. Wer hingegen die Pandemie ernst nimmt, muss selbst zusehen, wie er sich schützt. Viele haben diese Möglichkeit aber nicht. Das ist Staatsversagen. Ein Rücktritt aller Beteiligten an diesem Beschluss wäre angebracht, der der Kanzlerin inklusive. Das würde das Land aber in eine noch tiefere Krise stürzen. Der von Spahn aber nicht. Und er wäre keineswegs ein Bauernopfer. Dafür ist die Liste seiner Fehler zu lang – ganz unabhängig von den Problemen mit AstraZeneca.

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Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
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33 Kommentare

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  • Eas ist mit Ramelow dem alten "wenn keine Viren da sind"-Candy-Crusher in seiner Corona Hochburg Thüringen und den vielen Toten dort?

  • BSOD ?

    Bill's Serum Of D...

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Karlos:

      Hier also auch.



      Mal ein Tipp, wir sind hier in einem Forum einer Zeitung mit Lesern, die überdurchschnittlich verdienen und vermutlich deshalb nicht so dumm sind, wie sie es vermuten.



      Also, haben sie was konkretes gegen Bill Gates?



      Außer die Sache mit dem Bluescreen

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Bill fixed nur unbekannte fehler,



        bekannte lässt er bei.

  • RS
    Ria Sauter

    Er wird uns - leider - erhalten bleiben, wie Andy Scheuer und die anderen "Volksvertreter", wie die Nestlelieberhaberin Julia Klöckner.



    Fachliche Qualifizierung haben sehr viele nicht und auch die charakterliche ist nicht vorhanden.

  • Es stllt sich nicht nur die Frage nach der fachlichen sondern insbesondere auch nach der charakterlichen Qualifizierung von Herrn Spahn.



    Zweifelhafte Immobiliengeschäfte, Günstlingswirtschaft, das Nichteinhaltung von von ihm selbst kommunizierten Regeln was persönliche Zusammenkünfte betrifft Man schaue sich nur einmal pars pro toto die Veranstaltung der Verleihung des Axel Springer awards Anfang Dezember an. Eine Feier vollkommen ohne Masken, auf der er die Laudatio auf den Preisträger Elon Musk( ( der Corona nicht so schlimm findet) hielt. Zudem stellt sich die interessante Frage. Wieso er als Gesundheitsminister?

    • RS
      Ria Sauter
      @C.A. hoel:

      In diesen Zeiten, und nicht nur dann, ist alles möglich.



      Das Video der Preisverleihung sagt alles aus und macht fassungslos.

  • komischerweise findet sich in dem ganzen Artikel keine einzige Begründung, warum ausgerechnet Spahn zurücktreten sollte...

    • @Tom Berger:

      Mag sein, dass SIE keine Begründung finden.

  • Es ist ein tödliches EU-Versagen. Alle EU-Regierungen, die auf Sparen gesetzt haben, haben dieses Fiasko zu verantworten. Es ist aber auch ein großes Versagen der Bundesregierung auf breiter Ebene. Insofern ist der Rücktritt Spahns und weiterer Hansels, die da in Sachen "Pandemiebekämpfung" mitmischen, längst überfällig. Aber auch auf Länderebene, z.B. die Berliner Gesundheitssenatorin, die sich als unfähig erwiesen hat, z.B. als sie vollmundig eine Berliner Impfstoffproduktion ankündigte, ohne dass daran etwas stimmte.

  • Also ich finde die Aussetzung von Astrazeneca richtig. Dazu gibt es das Monitoring von Nebenwirkungen um gefährliche sofort zu untersuchen. Da es eine Häufung sonst super seltener Hirnvenen Thrombosen auch mit tödlichem Ausgang bei jüngeren ohne bekannte Thromboseneigung gab, ist ein kausaler Zusammenhang mit der Impfung nun mal naheliegend. Ich finde die Aussetzung bis zum Abschluss der Untersuchung auch für Personen die sowieso Angst vor der Impfung mit allesamt neuen Präparaten haben eher beruhigend als abschreckend. Zumindest unter denjenigen die ich kenne hatte das eher eine positive Wirkung. Man vertraut schließlich eher einer Regierung die Gefahren ernst nimmt als einer die diese für ein höheres Ziel verniedlicht. Und ja, es ist ein Unterschied ob Personen durch ein staatlich organisiertes Impfprogramm sterben auch wenn es zum Glück bis lang nur sehr wenige sind oder durch Covid-19 sterben auch wenn die Gefahr von tödlichen Nebenwirkungen bei einer Erkrankung sehr viel höher liegt.

  • Eine immer wieder mit neuen Überraschungen um die Ecke kommende Situation. Ein Land mit Föderalismus. Menschen, die sich nicht alles vorschreiben lassen. Andere Menschen, die dumpf den Vorsorgestaat beanspruchen ohne Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Wahlkampfgetöse. Öffentlichkeits-Geilheit, wo jede*r die unbeleckt von Allgemeingültigkeit nur eigene Stimmung publizieren kann.

    Wie war das?



    Und wer ohne Schuld ist werfe den ersten Stein.

    Oder für die nicht ganz so religiös gebundenen:

    70% der Länder der Erde (oder warten das mehr, die Zahl ist nur vage) haben gar keinen Impfstoff.



    Wer sollte denn da jeweils zurücktreten?



    Vielleicht die deutsche Bevölkerung....



    ....vom eigenen Luxusanspruch?

    • 1G
      13566 (Profil gelöscht)
      @Malkah:

      Die Frage ist immer an wen man sich meßen will?



      Sich an den Schwächeren meßen, die es immer gibt, ist nicht schwer. Dann kann man bei uns auch von "Luxusproblem" reden.



      Aber Deutschland ist die 4. größte Volkswirtschaft und ein vermeintliches Industrieland (noch).



      Also muß Deutschland sich auch mit seinesgleichen meßen...und da schneidet D katastrophal ab.

  • Keiner kann mit der Situation zufrieden sein, ich auch nicht, aber "Staatsversagen"? M.E. empfehlenswerte Einordung: uebermedien.de/582...s-schimpfdesaster/

  • Vielen Dank, endlich ein objektiver Beitrag! Keine Ahnung, was die anderen Medien um treibt, in die immer gleiche Kerbe zu schlagen ... Kontrolle und Reaktion bringt Vertrauen und Sicherheit - ganz einfach. Anders machen das totalitäre Regime

  • Klar, Spahn sollte zurücktreten, wie Merkel und die gesamte CDU-Regierung, wobei auch ich eher dazu geneigt bin, die Entscheidung von Spahn, die Impfungen mit Astra Zeneca erstmal auszusetzen teile, bis geklärt ist was es mit Gehirnthrombosen bezüglich des Impfstoffes auf sich hat, denn solch erheblichen



    Nebenwirkungen, die wenn auszuschließen ist, dass sie Begleiterscheinungen von (in diesem Fall) einer Infektion mit SARS Cov 2 sind, können nicht billigend in Kauf genommen werden. Interessant wäre es von daher, zu Untersuchen, ob Blutgerinsel im Gehirn nicht doch als Folge einer SARS Cov. 2 Infektion auftreten können, denn dass durch die Verabreichung ein Impfstoffes Symptome der Krankheit wogegen geimpft worden ist, hervorgerufen werden können, ist durchaus als "normal" zu bewerten. Letztendlich bleibt die Wahrheit einer schnöden Risikoabwägung bestehen, und da es keine Alternativen zur Impfung gibt, sollte auch mit Astra Zeneca weiter geimpft werden, auch wenn es mit zusätzlichen Risiken behaftet ist, denn auch Gehirnthrombosen verlaufen schließlich nicht tödlich, wenn sie rechtzeitig erkannt werden.



    Wichtiger als die Kritik an den Impfstoffen, die ja in der Regel doch gut funktionieren, ist die Kritik an der Überantwortung der Auswirkungen der Pandemie an die Entscheidungsgewalt der politischen Inkompetenz der uns Regierenden. In sofern ist die Entscheidung von Spahn also zu billigen, der sich dann doch lieber an den Vorgaben des Paul-Ehrlich Instituts orientiert als am eigenen gut dünken.

  • Solange der Scheuer nicht entlassen wird, solange gibt es keinen Grund, Herrn Spahn zu feuern Ybgesehen, dass das sowieso nix ändern würde.

    • @Ignaz Wrobel:

      Aber der Scheuer ist doch ein Ehrenmann.

      Laut CDU ist es nur nicht ehrenvoll wenn man wegen Corona korrupt ist.

      Wenn man an Klima, bei Infrastruktur Sachen, internationale Beziehungen... abzockt ist alles in Ordnung, wie soll sich denn sonst ein CDU Politiker über Wasser halten?

  • Solange keine medizinische Gegenwehr existiert, kann man es nicht richtig machen. Wir leben hier ja nicht in einem Land, wo es nur aufgeklärte und einsichtige Menschen gibt. Politisch kann dabei nur ein Rumgeeiere herauskommen, wobei es Deutschland besonders hart erwischt: einerseits, weil es in die inkompetente EU eingebunden ist, andererseits, weil es vom Föderalismus geprägt ist.

    Wir haben es nicht mit nur einer Regierung zu tun, die Wahlen bestehen muss, sondern mit ganz vielen kleinen. Gewählt wird in Deutschland eigentlich immer irgendwo, und schon kleine Verschiebungen im Bundesrat können gewaltige Konsequenzen haben. Also lockern, wo immer es irgendwie geht...

    Auch unter diesen Umständen würde Deutschland erheblich besser dastehen, müsste es sich nicht immer auch darum kümmern, dass die EU nicht zerbricht. Ein deutscher Alleingang bei der Impfstoffbeschaffung wäre vermutlich ziemlich schwierig geworden. Blieb nur, die EU damit zu beauftragen, und das war tödlich: So schön die europäische Idee auch ist, für die EU-Kommission war es eine Nummer zu groß.

    • @zmx52:

      Es gibt einen Bereich, in dem der Föderalismus helfen könnte: Bei der Erarbeitung von Teststrategien - davon ist seit Tagen außerhalb von Schulen paradoxerweise keine Rede mehr.

      Hier können die Länder und Kommunen mal ihre Stärken ausspielen, ganz ohne Bundesregierung und EU. Tübingen und Rostock und wahrscheinlich einige weniger in den Medien auftretenden Kommunen machen es doch vor.

    • @zmx52:

      es mangelt doch an der Umsetzung, nicht mal der zu wenig gelieferte Impfstoff kann verimpft werden. Wenn die zugesagten Mengen erstmal kommen, wird es erst richtig kompliziert.



      Bei 1Mio. Impfungen in der Woche sind wir im rd 80 Wochen einmal durch, ein Jahr hat 52 Wochen. Es braucht 2 Impfungen.



      Bisher wird nicht kommuniziert, welche Maßnahmen ergriffen werden, um das zu lösen. Wahrscheinlich Prinzip Hoffnung.



      Das Problem ist nicht die EU, nicht der Föderalismus , das Problem ist die Selbstkasteiung der Politik, der Unwille zu organisieren, zu handeln, statt dessen "der Markt wird es richten".



      Hieß es nicht noch vor kurzem die Impfstoffproduktion kann nur der Markt optimal organisieren...

      • @nutzer:

        Natürlich kann man sich Gedanken über eine bessere, d.h. effizientere Organisation machen. Priorisierungsstufe 2 vorziehen, Hausärzte einbinden und so. Aber würde man jetzt solche Schritte gehen, so würde man binnen kürzester Zeit wieder bei dem eigentlichen Punkt ankommen: Es ist kaum Impfstoff da, und nennenswerte Mengen an Nachschub werden erst im Mai erwartet - wobei man da auch noch nicht weiß, ob wirklich so viel kommt wie zugesagt.

        Man könnte mit den noch nicht verimpften AZ-Dosen die Hausärzte einmalig für eine knappe Woche versorgen. Und dann würde offenbar, wo das eigentliche Problem liegt. Das wollen die Politiker natürlich unbedingt vermeiden.

        "Der Markt wird es richten" trifft übrigens exakt die Einstellung, mit der die naive EU-Kommission an die Sache herangegangen ist. Die Pharmakonzerne wollten ja durchaus mit der EU über einen massiven Ausbau von Produktionsstätten sprechen, aber die EU hielt das für nicht notwendig.

  • Boris Johnson zum Beispiel. Vielleicht leiht uns GB ja mal einen Gesundheitspolitiker aus.

    • @luke5strings:

      Boris Johnson, der ersttmal tausende hat sterben lassen ohne irgend etwas zu unternehmen, bevor er selber den Virus bekam und mal kurz auf der Intensiv landete? Und danach bullymäßig Impfstoffe aufkaufte, weil mit der EU muß man sich als Nationalist ja nicht mehr beschäftigen, der Boris Johnson ist jetzt der Maßstab für gelungene Pamdemie-Politik?



      Fuck, give me a a break. Or two.



      Ich bin der letzte der Spahn oder irgendeinen Loser hier in der BRD verteidigt. aber GB kann und darf hier nicht so einfach als leuchtendes Gegenbeispiel angepriesen werden.



      Aber ich weiß auch, das dies alles für schlicht gestrickte Populisten zu kompliziert ist.

  • Mir vollkommen egal, weswegen Spahn endlich zurücktritt. Und der Lockerungsbeschluss, der hier so vehement kritisiert wird, kommt daher, dass DIE LEUTE NICHT MEHR KÖNNEN. Was selbstverständlich auch damit zusammenhängt, dass die Politik nicht liefert. Damit schließt sich der Kreis zum Impfdesaster. Die taz-Leute sollten vielleicht öfter mal an die frische Luft und mit den Leuten reden.

    • @luke5strings:

      Bitte verzeihen Sie den unpassenden Vergleich, aber als Pfleger fällt mir grad kein besserer ein. Als solcher wird man nämlich regelmässig mit unappetitlichen und überriechenden die Gesundheit betreffenden Situationen konfrontiert. Das Schlechteste, was man dann tun kann, ist mit gerümpftem Näschen und spitzen Fingern die Sauerei wegzumachen. Das funktioniert auch, dauert aber drei Mal so lang. Ich denke, weil sich die Regierung dem übelriechenden Vorwurf der Diktatur, der ja geäussert wird, nicht aussetzen will, eiert man mit halbgaren Massnahmen herum und verlängert das Elend dadurch Monat um Monat. Dazu sind die Kompetenzen gelinge gesagt unglücklich verteilt und die Eitelkeiten der Landesfürsten, ein jeder will der Lockerweltmeister sein, sind ja bald Wahlen, tragen das ihre zu Verwirrung und Chaos bei. Dass die Leute nicht mehr können, ist das Ergebnis genau dieser Zauderei und der Angsthasenpolitik. Ein neuer Gesundheitsminister müsste schon den Mumm haben, Klartext zu reden, unangenehme Wahrheiten auszusprechen und ebensolche Massnahmen durchzuziehen, während die übrigen mal eben die Füsse still halten und Wahlkampf ohne Corona führen. Dann kann das meiner Meinung nach noch klappen mit der frischen Luft. Und anschliessend nicht vergessen, die Lehren draus zu ziehen, den Föderalismus umbauen, die Kompetenzen klar verteilen, Bürokratie abbauen, Amtswege verkürzen. Oh je, ich bin grad wieder ins Wolkenkuckucksheim abgedriftet, sorry dafür, wird natürlich nicht passieren. Gegebenenfalls wird ein Spahn durch einen anderen Spahn ersetzt und fertig. Und Anfang 22 wird der Lockdown dann zunächst und vorläufig ganz leicht gelockert. Ob die Leute dann noch können, interessiert doch keinen, der Ministerpräsident werden will, der kann immer.

    • @luke5strings:

      Seh ich auch so: nach einem Jahr sind die Menschen abgestumpft. Wie im Krieg im Kugelhagel, irgendwann läuft man weiter, auch wenn der Nebenmann getroffen wird. Zumal immer mehr auch leichte Fälle von COVID im Nahbereich auftreten. Es fahren eben doch keine Panzer mit Särgen durch die Nacht.

    • @luke5strings:

      👍🏼

    • @luke5strings:

      Ach ja?



      Was können die Leute nicht mehr?



      Keine Schuhe kaufen? Keine Massagetermine genießen? Keine Konzerte besuchen?



      Oh...



      Das ist doch lächerlicher Kleinkram!



      Wir haben doch nur noch ein Problem, weil sich zahllose Egoisten nicht an die mickrigen Einschränkungen halten!



      Weihnachtseinkäufe haben uns in die Scheiße geritten, Silvesterpartys tiefer reingedrückt - und das ständige Genöle der gelangweilten „Kulturschaffenden“ die Politik zermürbt.



      Und jetzt dürfen sich die Pfleger schon wieder auf totale Überlastung freuen, die Eltern auf Vollbespaßung und die Politik auf Gemecker!



      Danke!



      Danke, dass ihr die politische Feigheit vor konsequentem Handeln herbeigemeckert habt!

  • Die Frage ist ja auch, wer statt Spahn könnte es weniger schlecht machen.

    • @dumbid:

      Nein, die Frage ist, wer statt Spahn könnte es noch schlechter machen.

    • @dumbid:

      Na ja, wer jetzt den Karren wieder flott machen will, ist sowas von im Focus aller Öffentlichkeit... nein, Hr Spahn soll das jetzt lösen... aus Fehlern sollte man ja auch lernen. Und letztlich ist es ja auch nicht er allein, der für dieses Workflow-Chaos verantwortlicht ist.



      Wenn ich hier im lokalen Impfzentrum sehe, wie das organisiert ist, wird mir schwindelig. Du kommst mit einem QR-code und die Mitarbeiter schreiben 2mal Namenslisten (also per Hand/Kugelschreiber). Auf meine Nachfrage erfahre ich, das der QR-Scanner defekt ist. Ah ja. ...

    • @dumbid:

      Hendrik Streeck.