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Ökoprojekt KomposttoilettenDie Scheiße soll aufs Feld

Komposttoiletten gelten schon lange als Alternative zu Spülklos. Eine neue Richtlinie könnte helfen, menschliche Fäkalien als Dünger zu nutzen.

Komposttoiletten an Orten ohne Wasseranschluss – Kann man die Fäkalien nutzbar machen? Foto: imagebroker/imago

Berlin taz | Was haben Klärschlamm, tierische Magen-Darm-Inhalte und Löschpulver gemeinsam? Sie alle dürfen neben zahlreichen anderen Stoffen laut Düngemittelverordnung (DüMV) deutsche Felder düngen. Was bislang nicht aufs Feld darf, ist menschlicher Kot und Urin, auch nicht in kompostierter Form.

Zugleich gibt es auch in Deutschland aber immer mehr Menschen, die mit Trockentoiletten experimentieren. Meist, weil sie an Orten ohne Wasseranschluss eine Alternative zum Spülklo suchen, manchmal aber auch, weil sie die Fäkalien nutzbar machen wollen. Ökologische Festivals etwa mieten gerne Komposttoiletten von Betreibern wie Goldeimer, Ökolocus, Goldgrube oder Finizio. Die mobilen Klos benötigen nur Sägespäne, kein Wasser, keine Chemie. Trotzdem kann der anfallende Kompost nur sehr eingeschränkt verwertet werden.

Ab wann ist „Scheiße“ rein rechtlich betrachtet nicht mehr selbige, sondern Dünger, fragt man sich deshalb etwa bei Goldeimer. Enno Schröder ist bei dem Hamburger Sozialunternehmen für „Forschung und Entwicklung“ zuständig. Er hält es für möglich, dass menschliche Fäkalien bis zu 25 Prozent der derzeitigen Düngemittelmenge ersetzen könnten. Ökolandbauern hätten bereits Interesse angemeldet. Allerdings sind die technische Machbarkeit und damit der Kostenpunkt für ihn noch unklar.

Experten wie Joachim Clemens, Geoökologe und Mitglied im Kompetenzzentrum für Düngung und Sekundärrohstoffe, halten Düngemittel menschlichen Ursprungs heute prinzipiell für eine gute Idee – wenn man Kot und Urin sauber trennt. „Urin enthält viele mineralische Nährstoffe, Fäkalien eher organisch gebundene Nährstoffe“, sagt Clemens. Das ökologische Potenzial sei hoch.

„Seuchenhygenisch“ nicht unbedenklich

Ein Problem sind jedoch die rechtlichen Hürden. „Menschliche Exkremente sind über den Abwasserpfad oder als Restabfall zu entsorgen“, erklärt Christopher Stolzenberg vom Bundesumweltministerium. Laut Agrarministerium kommt eine Nutzung als Dünger erst dann in Betracht, wenn diese „zulässig und sinnvoll“ sei. „Insbesondere im Hinblick auf die seuchenhygienische Unbedenklichkeit, auf menschliche Keime und Krankheitserreger bezogen, sowie enthaltene Arzneimittelrückstände und Hormone“ sei eine schadlose Verwertung aber nicht möglich, betont Stolzenberg.

Goldeimer-Mitgründer Enno Schrö­­der verweist auf eine Risikoanalyse des Deutschen Instituts für Normung. Der zufolge gebe es „vielfache, bereits technisch ausgereifte und etablierte Verfahren“, mit denen sich mögliche Erreger beseitigen ließen.

Außerdem erschien am 1. Dezember eine DIN-Richtlinie, die erstmals Qualitätstandards für die landwirtschaftliche Nutzung menschlicher Fäkalien festlegt. Auf dieser Grundlage können Kompostierverfahren für Exkremente nun auf ihre Unbedenklichkeit hin überprüft werden. Einige in der Branche sehen sie als Meilenstein, um menschliche Fäkalien künftig stärker nutzbar zu machen

Weiter erforscht werden muss vor allem der Umgang mit Arzneimittelrückständen. Schröder geht davon aus, dass die Kompostierung effektiver hilft als eine Kläranlage. Um das zu beweisen, hat die Goldeimer-Partnerfirma Finizio einen auf drei Jahre angelegten Feldversuch begonnen.

Unterschiedliche Messlatten

Die mobilen Klos benötigen statt Wasser und Chemie nur Sägespäne Foto: Bernd Friedel/imago

Weshalb aber dürfen Gülle, Jauche und Schlachtabfälle trotz umfangreichem Einsatz von Medikamenten- und Hormonpräparaten in der konventionellen Landwirtschaft auf den Acker? Dass es bei menschlichen Verdauungsprodukten so viel größere Bedenken gibt als bei tierischen Ausscheidungen, liegt laut Landwirtschaftsministerium an unterschiedlichen Richtlinien. Allerdings zeigte eine Greenpeace-Recherche erst kürzlich wieder, dass multiresistente Keime und Antibiotikarückstände auch in tierischem Dünger immer noch ein echtes Problem sind.

Auch im Vergleich zu Kunstdünger sei der menschliche Kompostdünger vorzuziehen, meint Schröder. „Stickstoffdünger werden energieintensiv und klimaschädigend unter Nutzung fossiler Ressourcen erzeugt.“ Phosphordünger würden vor allem in Bergwerken in Nordafrika oder China abgebaut und seien mit Schwermetallen wie Cadmium oder Uran belastet.

Der kompostierte Kot be­inhalte dagegen organische Substanzen in Form von Humus, der „definitiv auch noch klimarelevant“ sei. Während bei nicht fachgerechter Anwendung von konventionellem Dünger klimaschädliches Lachgas entweichen kann, hilft Humus, CO2 im Boden zu binden.

Trotzdem wird die Zulassung voraussichtlich noch einige Zeit dauern. Hier müsse der Bundesrat zustimmen. Und das, heißt es aus dem Agrarministerium, sei derzeit unwahrscheinlich.

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45 Kommentare

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  • sorry dafür, da gebe ich Ihnen vollkommen recht - ich habe soeben den Benutzernamen auf "Finizio Future Sanitation" gesetzt, wodurch ersichtlich werden soll, dass der Kommentar das eigene Projekt vorstellt. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

  • Es gibt vielversprechende Pilot-Projekte, die die Wertschöpfung von Inhalten aus Trockentoiletten großtechnisch und qualitätsgesichert vorantreiben:



    www.youtube.com/watch?v=P_AkLsnk2s4

    Eine Trockentoilette ist nur eine "Benutzerschnittstelle", viel wichtiger ist ein funktionierendes "Back-End", also die fachgerechte Aufbereitung der darin anfallenden Wertstoffe.



    Qualitätssicherung und Verbraucher*innenschutz ist dabei von fundamentaler Bedeutung.

    Bei dem Aufbereitungsverfahren im Video werden innerhalb weniger Wochen Krankheitserreger wie Spulwurmeier, E.coli, Salmonellen oder Clostridium perfringens effektiv inaktiviert. Auch Medikamentenrückstände befanden sich bei dem resultierenden Humusdünger bei gängigen Analysemethoden unter der Nachweisgrenze.

    • @Finizio Future Sanitation:

      Nicht schlecht, aber die Offenlegung, dass Sie Geschäftsführer dieser Pilotanlage sind wäre der Transparenz und Vollständigkeit halber schon ganz cool gewesen. finizio.de/crew/

  • Die Scheiße wird doch bereits verarbeitet:



    www.verahamburg.de/

  • Ich hör immer "Medikamente und Hormone", schon mal drüber nachgedacht, welchen Mist die sog. Lebensmittelindustrie in ihren "Billigfraß" reinschüttet?



    Ob und wie das dann auf's Feld kommt sollte auch bitte erstmal geklärt (wie sinnig;O) werden!

  • Brrr. Muss echt nicht sein. Pfui.

    • @TurboPorter:

      Doch...muß sein! Die in menschlichen Fäkalien enthaltenen Mineralstoffe dürfen im Sinne einer wirklich nachhaltigen und zukunftsfähigen ökologischen Landwirtschaft nicht länger verloren gehen!

      Allerdings plädiere ich für ein sorgfältiges Ausgasen zwecks Energiegewinnung und besserer Umweltverträglichkeit des daraus entstehenden Substrates.

  • Vor gut 35 Jahren habe ich eine TV-Sendung zum Thema gesehen. War interessant, aber seitdem hat sich leider kaum was geändert. Die Reaktionen meiner damaligen Mitschüler ließ das aber bereits erahnen: Man kann sich einfacher gegen als für solche Lösungen positionieren. (Ich kann mir lebhaft die Komentare von BILD oder Dieter Nuhr vorstellen...)

    Die damals vorgestellte Variante ist über 80 Jahre alt und existiert immer noch. Auf der Internetseite werden auch die Nachteile erwähnt: Platzbedarf, spezielle"Endgeräte", die über dem Bunker plaziert sein müssen, lange Kompostierdauer von 6 Jahren. Für Hochhäuser eher weniger geeignet.

    www.clivusmultrum.de

  • Haha....Schwermetallhaltiger N-Dünger......

    • @Boness Jan-Ole:

      Schwermetall-, EHEC- und nematodeneierhaltiger.

      Das Problem mit den Parasiten ist zwar umgehbar, aber die dazu nötigen Anlagen (im Prinzessinnengarten Berlin steht eine) übersteigen von Platzaufwand und Wartungsbedarf die Voraussetzungen eines normalen Haushalts erheblich. Man muss Urin und Fäz trennen, den Urin längere Zeit fermentieren lassen, das dabei entstehende Ammoniak irgendwie entsorgen, und hat dann immer noch viel zu große Mengen, um sie kleinflächig zu verwenden.



      Der Fäz wiederum ist ein ganz spezielles Problem, denn während man die coliformen Bakterien noch halbwegs sicher kaputtpasteurisiert bekommt, sind Nematodeneier extrem robust und mit "Hausmitteln" nicht abzutöten. Was ganz gut geht, sind Regenwürmer, in deren Darm ziemlich heftige Bedingungen herrschen (wie das zu erwarten ist, immerhin leben sie von - platt gesagt - Fäkalbakterien und Parasiteneiern). Nur müssen die Regenwürmer eben fachgerecht gehältert werden. Und bei dem Verfahren werden außerdem gar nicht so kleine Mengen hochwirksame Treibhausgase (Methan und NOxe) frei.

      Wenn man diesen Artikel in irgendeiner Zeitung in Kenia oder Nigeria bringen würde, würde das Gelächter groß sein. Dort versucht man, von "Komposttoiletten" (ein gesetzlich geschützter Marketingbegriff des größten Herstellers in USA, mit Kompostierung hat das Verfahren nichts zu tun) wegzukommen, denn die Gesundheitsgefahr ist zu groß.



      Menschliche Fäkalien können nur professionell verwertet werden. Was passiert, wenn man das nicht tut, konnte man 2011 sehen - ob da Gurken, Tomaten oder Bockshornkleesamen kontaminiert waren, ist bvis heute nicht klar, aber die Bakterien, die zu knapp 4.000 Erkrankungen und 53 Todesfällen führten, kamen definitiv aus menschlichem Kot in die Nahrungskette.

      Selbst bei Fäkalien aus der Massentierhaltung oder Kläranlagen ist das Problem nicht so groß, denn die Verdünnung der schädlichen Bestandteile ist einfach viel höher.

      • @Ajuga:

        Ajuga,

        weltweit praktizieren noch geschätzte 600-800 Mio. Menschen "open defecation" also kacken und pinkeln irgendwo hin. Trinkwassergesteuerte Abwasseranlagen wie bei uns sind dort gar nicht denkbar. Trocken- und Trenntoiletten sind dort die Lösung. Lokale Initiativen wie:

        www.kenyaconnect.o...-by-james-musyoka/

        arbeiten Lösungen und lachen nicht über die Situation, ich weiss nicht wo du das Wissen her hast. Da ist Bill Gates weiter..

        Die Kontamination mit ehec Keimen (oder e.coli) in einem Lebensmittelbetrieb hat was mit Toilettenhygiene und Hände waschen zu tun und nichts damit ob es eine Wasserspülung oder ein Kompostklo gibt.

        Und die Verdünnung der Fäkalien mit Wasser löst unsere anstehenden Probleme wirklich nicht sondern verschärft sie.

        Das bei der Vermifiltration mehr Treibhausgase freigesetzt werden als bei unseren Kläranlagen ist mir neu und da hätte ich gerne links dazu.



        Die Abtötung von Helminths (bestimmte Parasiteneier) bei der Vermifiltration ist aber umstritten und es müssen wohl weitere Barrieren (Stufen) eingebaut werden

  • Er hält es für möglich, dass menschliche Fäkalien bis zu 25 Prozent der derzeitigen Düngemittelmenge ersetzen könnten.



    #



    Bauern dürfen Gülle, auch "TIER-Scheiße" genannt, fast unbegrenzt aufs Land kippen.



    Die Reste der 3 Kammer Kleinklärgrube, der Sammler selbst der kleinsten Hütte im "Außenbereich" MUSS nach Gesetzeslage EU-WEIT von einem Entsorgungsunternehmen geleert werden, das die "Scheiße" dann in die öffentliche Abwasser-Infrastruktur einleitet.



    Also in den "Wald geschissen", gleich ob in/auf Kompost oder was.... geht das überhaupt?



    Fragt Sikasuu

    • @Sikasuu:

      Hallo Sikasuu, Bauern dürfen Gülle nicht unbegrenzt und auch nicht fast unbegrenzt "auf s Land kippen". Die Ausbringungsmengen werden durch die Düngerverordnung begrenzt. Abgesehen davon wird die Gülle auch nicht abgekippt sondern bodennah ausgebracht, zum Beispiel mit Schleppschlauchverteilern. Wenn die Gülle auf unbestelltem Acker ausgebracht wird, erfolgt zeitnah eine Einarbeitung, zum Beispiel mit einem Grubber. Gruß Christian

    • @Sikasuu:

      Offiziell, nach EU und bundesdeutschen Gesetzen, geht sehr wenig und die Tendenz läuft in die falsche Richtung.: www.umweltwirtscha...nd-Tendenzen-18794

      Diese ökologisch völlig unsinnige Richtung, hin zur Verbrennung, wird jetzt von mehr und mehr Leuten (auch Fachleuten!) kritisiert.



      Die Ausscheidungen von Mensch und Tier gehörten immer als Dünger zurück auf den Boden. Durch die Zugabe von immer mehr nicht abbaubaren Stoffen (Giften) wurde ein Dünger zum Sondermüll. Sackgasse.

      Als erster Nährstoff wird nun Phosphor knapp und mann fängt an den Phosphor mit viel Technik, meist verbunden mit Verbrennung, herauszufiltern. Das ist kein ökologischer Fortschritt sondern ein ökonomischer Ansatz. Es rechnet sich jetzt.....

      Was wir fordern ist die ganze Entsorgung vom Kopf auf die Füsse zu stellen: Die Ressource erkennen und die Verschmutzung der Ressource mit nicht abbaubaren Stoffen zu beenden, zumindest einzuschränken. Das Ganze läuft auch unter "mining" in den Städten. Dazu gibt es weltweit unterschiedliche Ansätze, Komposttoiletten sind nur ein spezieller Ansatz, Urintrennung ein anderer.

      Leider haben auch die Grünen in der Vergangenheit diesen Ansatz nicht verstanden und sich mehrheitlich für die Verbrennung eingesetzt.



      Im Zuge der Transformationsdebatte und dem Zwang unsere Wirtschaft energieneutral zu gestalten habe ich eine kleine Hoffnung, dass ein Umdenken stattfindet.



      Wie sagte mir ein Wissenschaftler: "wir bohren extrem dicke Bretter!"

      Aber selbst ein Michael Kellner hat sich neulich bei Eberswalde nun so etwas angeschaut....

  • Komposttoiletten sollten gerade auf dem Land,wo die Möglichkeit besteht alles zu kompostieren,längst Standerd in Neubauten sein.



    Die nötigen Investitionen sind sehr gering und der Aufwand diese zu betreiben ebenso.



    Ausser ignorante Politiker steht der Sache nix im Wege.



    Aber es kann eben jeder für sich entscheiden diesen Weg der Nachhaltigkeit zu gehen.

    • @Jens Tischer:

      Der Amerikanische Hakenwurm war noch vor 100 Jahren der häufigste Parasit in den US-Südstaaten; die Durchseuchung lag bei 80-100%. Die Infektion fand in der Regel in frühester Kindheit statt, da die Eier nicht mit Mitteln abzutöten waren, die der Bevölkerung zur Verfügung standen, und kontaminierte menschliche Fäkalien zur Düngung verwendet wurden.

      Diese Parasiten haben einen ziemlich hohen Energiebedarf. Nach dem Verbot der Fäkaldüngung und der Behandlung der Infizierten stieg der Durchschnitts-IQ der dortigen Bevölkerung von einer Generation auf die nächste um satte 30 Punkte, weil die Heranwachsenden nicht mehr die Nährstoffe, die normalerweise in ihre Hirnentwicklung gegangen wären, an den Parasiten abdrücken mussten. Die Hirnschäden durch Haken- oder auch Spulwürmer sind, da sie entwicklungsphysiologisch bedingt sind, irreparabel.

  • Ich bekomme leuchtende Augen wenn ich sehe dass die TAZ sich dieses Themas annimmt!

    Es ist Teil des Einstieges in die Kreislaufwirtschaft und Teil des Paradigmenwechsels über den alle bei dem Thema Transformation reden.

    Weltweit wird dran gearbeitet und Asien ist auch hier weit vorn weil es den Aufbau einer besseren Sanitärversorgung mit den Nährstoffkreisläufen verbindet:



    www.susana.org/en/

    Druck für die Entwicklung dieser Systeme kommt auch durch Wasserknappheit, die an vielen Orten einen Ausbau unseres WC Systems gar nicht zulässt.

    Urin ist der hauptsächliche Nährstoffträger (Pathogenarm) und Faeces eher Teil des Kohlenstoffkreislaufes und so für die Bodenstruktur wichtig.

    "Überdüngung" kommt nicht durch die richtige Rückführung tierischer und menschlicher Ausscheidungen sondern dadurch dass noch mineralischer Dünger "on top" in den Kreislauf gebracht wird.

    Der Einsatz nicht abbaubarer Medikamente müssen aufs notwendigste reduziert werden. Wissenschaftler arbeiten an Alternativen:



    www.leuphana.de/in...aus-kuemmerer.html

    Sie verdienen mehr Unterstützung da sie sich sicher nicht überall beliebt machen....

    Dass das Agrarministerium sich Sorgen um Hormone und Arzneimittelrückstände macht ist ein Witz. Einzelne Landwirte denken längst viel weiter und sind an Lösungen und nicht an "dat geit nich" interessiert.

    Ich wünsche allen Beteiligten an dieser Forschung sehr viel Erfolg!!!!

    • @Heiner Petersen:

      Keime und Medikamente sind ganz klar ein Problem. Aber kein unlösbares. Nicht funktionieren tut es wenn man die Gülle bzw. Klärschlamm einfach unbehandelt draufkippt (wie auch schon an anderer Stelle erwähnt).

      Medikamente und Krankheitserreger leben wie wir selbst, in einer globaliserten Welt. Die Gefahr, dass sich etwas verbreitet, weiterentwickelt oder Schäden in der Natur selbst hinterlässt muss unterbunden werden (was derzeit nur ungenügend geschieht).



      Wie es funktionieren kann zeigt Japan schon länger auf:



      "Schätzungsweise über 90 Millionen Tonnen Essen werden jährlich in EU-Ländern einfach weggeschmissen. In Japan hingegen werden über 35 Prozent der Essensabfälle zu Tierfutter recycelt."



      Mit ähnlicher Methodik liessen sich Scheiss-Abfälle für Pflanzen verwerten.



      Siehe auch hier:



      idw-online.de/de/news?print=1&id=756576

  • Die Verwendung von menschlichen Fäkalien als Dünger-Bestandteil wäre tatsächlich unter fast allen Aspekten sinnvoll. Das einzige Problem sehe ich in den Rückständen von Medikamenten und Hormonen. Aber die gelangen ja ohnehin schon in unser Trinkwasser und auf die Felder.



    Das wäre doch mal ein sinnvolles Forschungsgebiet, wie man den Dreck neutralisieren kann.

    Die Scheiße gibt es umsonst, die Leute bezahlen sogar dafür, dass sie sie loswerden.

    Man könnte Verwendung und Herstellung (ökologisch besonders bedenklich) von mineralischen Düngern stark reduzieren.



    Aus klimapolitischen Gründen wird auf lange Sicht gesehen die Massentierhaltung reduziert werden müssen, so dass der Wegfall tierischer Fäkalien irgendwie kompensiert werden muss.

    Durch Zugabe von verkohltem Pflanzenmaterial und Gesteinsmehl kann aus Fäkalien Terra Preta, ein erstklassiger Dünger, erzeugt werden, wodurch außerdem erstaunliche Mengen CO2 gebunden werden können.

    Bei der Verkohlung von Biomasse (Gartenabfälle, Lebensmittelreste, landw. Abfälle, Abfälle aus der Holzindustrie usw.) werden in erster Linie ätherische Öle, Alkohole und Fette "abgefackelt", der Kohlenstoff wird nur zu geringem Maße zu CO2 verbrannt. Stattdessen bleibt er als feste schwarze Masse zurück. (Die bei uns in der Regel allerdings später endgültig verbrannt wird, z.B bei einer Verwendung als Grillkohle.) Für die Klimabilanz also günstiger als bloßes Verheizen zu Asche.



    In technisch ausgefeilten Prozessen könnte man das Verfahren weiter optimieren.

    Als Massenprodukt Blumenerde verwendet, würde der Raubbau an Torfmooren - ebenfalls ein Klimakiller - gebremst.

    Hier wäre mal eine Gelegenheit, den Klimaschutz in Europa voranzutreiben. Aber wir kennen ja alle das Mimimi von Politikern und Investoren. Bis die in die Puschen kommen, sind die Chinesen garantiert schon Marktführer.



    de.wikipedia.org/wiki/Terra_preta

    • @Die Schnetzelschwester:

      wie schon im Artike erwähnt ist das Arument mit den Medikamentrückständen keines.

      Tiere bekommen die seben Medikamentwikstoffe wie wir, teilweise bereits reserveantibiotika (wegen der vielen multiresistenten keime).

      Während es nur wenige Menschen gibt die ohne Grund und Anlass Antibiotika schlucken werden diese tonennweise an die Tiere "profilaktisch" verfüttert.

      Unter diesem Gesichtpunkt sollte jede Form von konventioneller Güller ja strengstens verboten sein.

      • @Obscuritas:

        Dafür werden den Tieren keine Drogen verabreicht, die man in den Abwässern der Städte massenhaft findet.



        www.sueddeutsche.d...im-kanal-1.4088503



        Deutschland müsste erstmal seine mehr als maroden Kanalisationen modernisieren, in den Städten sind viele über 100 Jahre alt und extrem Undicht, aber warum da was unternehmen wenn man die Schuld ( Nitrat ) einfach auf die Landwirte abwälzen kann.

      • @Obscuritas:

        Ja, das ist durchaus ein Argument.



        @TAZ Ein gelungener Artikel, der zum Nachdenken anregt. Danke dafür!

    • @Die Schnetzelschwester:

      Ich glaube nicht, dass wir beide es noch erleben, dass weltweit aus klimapolitischen Gründen auf die Massentierhaltung verzichtet wird. Wenn es in der EU weniger wird, wird es woanders mehr.



      In rund 30 Jahren werden auf der Erde ca. 10 Mrd. Menschen leben, und die werden sich zu einem Großteil auch von Fleisch ernähren.

  • Es gibt 25 Millionen Schweine in Deutschland. Die ist nichts gegen die Gülle von 80 Millionen Menschen. Und zeigt gleichzeitig die Resourcenverschwendung auf, die mit menschlichen Düngern betrieben wird.

  • Mhh früher hat die Familie meiner Mutter auch mit den eigenen Fäkalien gedüngt. Laut Selbstaussage waren die ständig mit Würmern infiziert...

    • @Cededa Trpimirović:

      Weil die Fäkalien nicht sofort in den Boden dürfen. Stichwort Ausfaulen etc. Das geht aus dem Artikel auch hervor.

  • Klingt gut, ist es aber nicht!



    In der Landwirtschaft werden seit langer Zeit sowieso zu viele Fäkalien (Gülle) ausgebracht.



    Folge: Nitratbelastung im Trinkwasser.

    • @Hugo Rune:

      ... das ist ja auch eine Kritik an der Tierproduktion, die aus ökologischen Gründen (Flächenverbrauch, Monokulturen für Futtermittel, Treibhausgase der Tiere, Brandrodungen ...) massiv reduziert werden muss - wobei tierethische Gründe noch berücksichtigt werden müssen.

    • @Hugo Rune:

      Das Nitrat kommt ja nur deshalb ins Trinkwasser, weil die Fäkalien ohne Kompostierung oder anderweitige Aufbereitung ausgekippt werden. Die Pflanzen haben gar nicht die Möglichkeit, in so kurzer Zeit so viel Nährstoffe aufzunehmen. Als Kompost wurden die Fäkalien bereits von Mikroorganismen vorverarbeitet oder bzw. bei Terra Preta wird der Stickstoff an Holzkohle gebunden. Dadurch würde sogar die Nitratbelastung abnehmen. Stichwort Kohlefilter.



      Aber das würde ja Zeit ud Aufwand bedeuten = Geld kosten. Also pumpt man lieber die Scheiße pur auf den Acker.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Zurück zum Plumpsklo, geil.

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Genau. Da, wo kein Abwasser zur Verfügung steht. Ist auch so im Artikel zu lesen.

  • Eine richitge Initiative. Und mal ganz weit nach vorne gedacht:



    Neubauten nur noch genehmigen mit Trockentoiletten.



    Jeder der eine hat weiß, dass da nix riecht und auch gar nix unhygieisch ist.



    Die Entsorgung ist letztlich nur ein Problem wenn man eines machen will. Ein Blick in die Kompostverordnung könnte helfen. Pasteurisieren (bei Bioabfall) bei 70 Grad für eine Stunde könnte ein Standard sein. Bei humanpathogenen Keimen im geschlossenen Stoffkreisluaf sollte man da lieber eine Schippe drauflegen was die Verweilzeiten betrifft, oder eben Temperatur erhöhen.



    Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Ausbringung von KLärmschlamm mittlerweile verboten ist und jetzt das Thema, auch noch in Corona-Zeiten(!), aufgerufen wird. Gut und mutig TAZ!



    Dass Fakalien und Urin gemischt transportiert werden in (Trink)Wasser ist eine glatte menschliche Fehlleistung, da teuer und ineffizient. Das geht besser! Also bitte am Thema dranbleiben.

    • @Tom Farmer:

      Stimmt, ohne diese menschliche Fehlleistung, die Erfindung der Kanalisation, wären wir sicher heute auch nicht soviele im Erdenrund. Das waren noch Zeiten, als man einfach alles auf die Strasse, der Raum, der heute als Gemeinschafts- und Erlebnisraum von den Autos zurückerobert werden soll, kippen konnte.



      Komisch, dass selbst Tiere die Plätze, an denen sie selber koten, vermeiden.

      Aber es ist korrekt, Trockentoiletten können da wo sie nötig sind, gut genutzt werden.

      • @fly:

        @T.Farmer sagt nichts gegen die Kanalisation an sich. Sondern weißt mit Recht darauf hin, dass diese in D. meist mit Trinkwasser funktioniert, welches ja ersteinmal mit viel Energie aufbereitet werden musste.



        In unserem Garten machen wir das z.B. mit selbst gepumptem Grundwasser.

  • Ich dachte, es kommt zuviel Dünger auf die Felder?

    • @Patricia Winter:

      Das Problem ist eher, dass durch die Art und Weise der Ausbringung (einfach draufschmeißen) ein Großteil der Nährstoffe gar nicht von den Pflanzen verwertet werden kann. Gülle pur ist mehr oder weniger ungebunden und wird beim nächsten Regen ausgewaschen oder versickert, ohne dass die Pflanzen etwas davon gehabt hätten.



      Kompost oder Terra Preta als Langzeitdünger wären "pflanzengerechter", sogar humusbildend, und würden das Grund- und Oberflächenwasser weniger belasten als ausgekippte Gülle.

    • @Patricia Winter:

      Ja und? Wir können uns dann Kaliumdünger sparen, die Landwirtschaft in Deutschland hat letztes Jahr 343.000 metrische Tonnen Kaliumdünger verbraucht, der muss gefördert, die Abfälle in die Flüsse gekippt, das Salz aufbereitet und so weiter werden.

      de.statista.com/st...ft-in-deutschland/

      K&S schüttet deswegen jedes Jahr Millionen Liter Salzabwässer in die Werra, die hat an manchen Stellen annähernd Meerwasserqualität.

      www.bund-hessen.de...r/werraversalzung/

    • @Patricia Winter:

      Das ist richtig, zumindest bisher.

      Die Ursache ist aber, dass das 'Düngen' letztlich nur ein Entsorgen war/ist, nämlich von Klärschlamm und vor allem von Gülle aus der Massentierhaltung. Letztere ist nicht ansatzweise zu den derzeitigen Kosten darstellbar, wenn nicht die ganze Scheiße großzügig verteilt werden würde. Klärschlamm weist oft hohe Konzentrationen von Schwermetallen oder anderen toxischen Stoffen auf.



      Würde beides unterlassen, und hätte man die getrennten Fäkalien von 80 Millionen Menschen, könnte ein enormer Teil des zusätzlichen Kunstdüngers (vor allem Phosphor aus der Westsahara) eingespart werden.

      • @Hannes Hegel:

        Gedüngt wird doch auch mit massenhaft Kunstdünger. Gülle wird über die Felder eher entsorgt, aber oft nicht da, wo man den Dünger braucht.

  • Seid wann mangelt es an Fäkalien als Dünger??? Liest wie ein Produkt ohne Markt.

    • @alterego:

      Weil ohne menschliche Fäkalien der natürliche Kreislauf nicht geschlossen ist, deswegen! Gerade auch in Hinblick auf eine biovegane Landwirtschaft...

  • Die Frage der Hygiene lässt sich lösen, bzw. ist gelöst. Zumal die Belastungen durch die landwirtschaftliche Ausbringung weit größer sind, als in einem erweiterten Düngebehandlungsverfahren bei menschlichen Fäkalien möglich ist.



    Das größere Problem an der großtechnischen (massenhaften) Umsetzung besteht im Anschlusszwang der Kanalentwässerung.



    Sollte die große Bevölkerungsmasse den Weg der Kompostierung gehen wollen, bricht den meist kommunal betriebenen Abwasserverbänden die "Ware" weg. Das bedeutet Einnahmeverluste, mit welchen bislang hohe Einnahmen und Gewinne generiert werden.



    Das werden sich die Kommunen nicht gefallen lassen.



    Da die Politik hinter den Kommunen steht und von der öffentlichen Verwaltung ein größerer Einfluss auf die Politik besteht, bin ich eher skeptisch was die Umsetzung anbelangt.



    Daher wird die Trockenklo-Nutzung eine Ausnahme bleiben, und sich auf ökologische Einfamilienhäuser, Ferien-, Gartenhäuschen oder Tinyhäuser beschränken.

    • @Sonnenhaus:

      Was die Fäkalienentsorgung über "Trocken"-Klos angeht, gehe ich mit Ihnen/dir voll und ganz d'accord.



      In unserem Kaff ist die zu geringe Menge an Abwassern ein Riesenproblem. Die Kanalisation ist schon älter und überdimensioniert, zudem muss sie auch Starkregenereignisse bewältigen können. Im Lauf der Zeit wurden die Haushalte aber so wassersparsam, dass zu wenig durchgespült wird, was ständigen Kanalgestank durch die Straßen wabern lässt.

      Besser wäre also, das bestehende Kanalisationssystem beizubehalten (muss ja auch, siehe Starkregen), und die Scheiße ab Kläranlage aufzubereiten. Die Entsorgung von Gewerbeabwässern müsste dann alledings separat erfolgen.

      • @Die Schnetzelschwester:

        Es sind doch nicht nur Gewerbeabwässer, die dazu führen, dass Klärschlamm als Dünger ungeeignet ist. Und was stinkt, das sind doch wahrscheinlich gerade die Fäkalien.

    • @Sonnenhaus:

      Hallo Sonnenhaus, es ist doch wie überall wo dringend Alternativen zu etablierten Methoden hermüssen. Wir müssen und einfach langsam damit anfreunden Dinge zu ändern. Muss ja nicht kopflos geschehen! :)