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Neugründung der AfD-Jugend in GießenBündnis widersetzt sich Aufmarsch der Höcke-Jugend

Zehntausende wollen die Neugründung der AfD-Jugend in Gießen blockieren. Die Polizei will mit über 5.000 Beamten ein Demoverbot durchsetzen.

Gießkannenprinzip kann auch gut sein: Mehr als 200 Busse aus dem ganzen Bundesgebiet fahren am Samstag nach Hessen zum Widersetzen Foto: Sebastian Räppold/Matthias Koch/imago

Vor den Gegenprotesten gegen die Neugründung der Jugendorganisation der AfD haben am Mittwoch in Gießen Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU), Mittelhessens Polizeipräsident Torsten Krückemeier und Polizeiführer Jürgen Fehler das polizeiliche Einsatzkonzept vorgestellt. „Es wird hier an diesem Tag der größte Polizeieinsatz in Deutschland stattfinden“, sagte Poseck. Eingesetzt werden sollen Polizeihubschrauber, Drohnen, Wasserwerfer und die Pferdestaffel der Polizei. Die Polizei plane mit einer Einsatzstärke von 5.000 bis 6.000 Beamten, unterstützt durch 14 Bundesländer sowie die Bundespolizei.

Hessens Innenminister Poseck sprach in Gießen von einer „herausfordernden Großlage“, auf die sich die Polizei seit Monaten „mit Hochdruck“ vorbereite. Der überwiegende Teil der Protestierenden werde voraussichtlich friedlich demonstrieren, jedoch müsse man auch damit rechnen, dass wenige gewaltbereite und gewalttätige Teilnehmer dabei sein werden.

Poseck sprach von einer voraussichtlich dreistelligen Zahl solcher Teilnehmer, auch eine vierstellige Zahl sei nicht ausgeschlossen. Zudem gebe es entsprechende Gewaltaufrufe aus dem linken Spektrum, so der Innenminister. Die Gegendemonstrationen dürften außerdem nicht darauf ausgerichtet sein, eine andere Versammlung zu verhindern, sagte Poseck mit Blick auf die angekündigten Blockaden.

Das Bündnis „widersetzen“ widerspricht dem hessischen Innenminister: Alle ihre Versammlungen seien legitim, wichtig und vor allen Dingen notwendig, so das Bündnis gegenüber der taz. „Unser Aktionskonsens besagt ganz klar, dass von uns keine Eskalation ausgehen wird.“ Der Innenminister antworte darauf mit einer Aufzählung seines Arsenals, von Pferden über Boote bis Unimogs sei alles dabei. „Diese Panikmache von Politik und Polizeipräsident soll mögliche Gewalt der Polizei rechtfertigen“, so das Bündnis. „An dieser Stelle sehen wir wieder einmal, wie Innenministerium und Polizei sich vom rechtsextremen Populismus beeinflussen lassen.“

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Protest in der Nähe der Messe Gießen verboten

Die hessische Polizei rechnet inzwischen mit rund 57.000 Anreisenden aus dem gesamten Bundesgebiet. Für eine Überraschung sorgte die Stadt Gießen Ende vergangener Woche mit der Entscheidung, in der Gießener Weststadt, also im gesamten Umfeld des Veranstaltungsorts, keine Protestkundgebungen zuzulassen. Die Anti-AfD-Proteste sollen auf die andere Seite der Lahn ausweichen.

Zur Begründung verwies die Stadt auf Sicherheitsbedenken. „Die Sicherheitsbehörde war angesichts der gerade verstärkten Mobilisierung für diese Versammlungen wie auch durch Gewaltdrohungen zu der Einschätzung gelangt, dass eine Gefahr für die Unversehrtheit des Lebens der Versammlungsteilnehmenden selbst dort bestehe, wenn die Versammlungen im näheren Umfeld der Hessenhallen stattfänden.“ Grundlage der Entscheidung sei eine aktuelle Gefahrenanalyse der Polizei gewesen.

Betroffen sind unter anderem die angemeldeten Versammlungen des DGB Gießen, der Partei Die Linke, von Attac und des anarchistischen Camps, die dagegen vor Gericht ziehen. Das Bündnis erklärte, damit habe die Stadt einen ganzen Stadtteil zur „demokratiefreien Zone“ gemacht und rolle „den Faschisten den roten Teppich“ aus. „Wir werden das nicht zulassen und alle gemeinsam protestieren: Großeltern mit ihren Enkeln, migrantische Gruppen, Gewerkschaftlerinnen, Beschäftigte der Uni-Klinik, lokale Antifaschistinnen, Studierende und Schüler*innen.“ Ein erster Eilantrag des DGB Hessen scheiterte jedoch am Verwaltungsgericht.

Stadtversammlung Gießen gegen Extremismus

Zuletzt hatte die Gießener Stadtverordnetenversammlung sich mit der Resolution „Gießen steht zusammen: Gemeinsam für Demokratie und Vielfalt – gegen Extremismus“, getragen von den Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen, CDU, SPD, Gießener LINKE, Gigg+Volt, FDP und FW, gegen die geplante Gründungsveranstaltung positioniert. „Die Gründung dieser Jugendorganisation, die rechtsextremes und demokratieverachtendes Gedankengut in die junge Generation tragen soll, stellt eine Bedrohung für unsere Demokratie dar – gleichwohl die Regeln unseres demokratischen Rechtstaates diese Veranstaltung erlauben“, hieß es von den Parteien gemeinsam.

Dem Bündnis, das für das Wochenende mit 200 Bussen Aktionen plant, gehören nach eigenen Angaben Gewerkschaften, Initiativen, antifaschistische Gruppen sowie NGOs aus über 80 Städten an. Zu konkreten Blockadepunkten äußerte sich das Bündnis zunächst nicht. Diese sollen am Samstag in den frühen Morgenstunden öffentlich gemacht werden, geplant sind Livestreams sowie fortlaufende Informationen über Social Media. Die Stadt bittet zudem darum, beim Besuch in der Weststadt ein Ausweisdokument mit Adressnachweis mitzuführen. Dieses dient als Nachweis dafür, dass ein berechtigtes Interesse besteht, die Weststadt zu betreten.

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45 Kommentare

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  • Also, es will sich eine Nachfolgeorganisation eines verbotenen Teils der AfD, einer rechtsextremen Partei, neu gründen.



    Menschen, die Demokratie verteidigen wollen, planen eine Großdemo (mit explizit auch vielen Kindern und alten Menschen). Sie vertreten eine breite Mehrheit der Gesellschaft gegen Rechts inklusive Gewerkschaften, Kirchen (!) und mittige Parteien wie die FDP.



    Darstellung der Polizei ist, dass es sich um gefährliche und gewaltbereite Linksradikale handelt und sie wollen, dass das der größte Polizei Einsatz jemals wird. Außerdem schützen sie rechtsextreme davor, mit anderen Meinungen konfrontiert zu werden und haben zig Beschränkungen auferlegt.



    Sie wollen doch quasi, dass das eskaliert!



    Es tut mir leid - Drohnen, Hubschrauber, Wasserwerfer und Unimogs ?! Das ist doch absurd

    • @Wedekin:

      Mehrheiten. Welche?

      www.tagesspiegel.d...h-ab-14936201.html



      Wert rapide gesunken: Nur noch knapp die Hälfte der Wähler lehnt die AfD kategorisch ab



      Nur noch 49 Prozent sagen, sie könnten sich nicht vorstellen, die Partei zu wählen – ein deutlicher Rückgang.

  • Wir sehen uns in Gießen.

  • Drohungen wie Giessen soll brennen. Hotels, die am Wochenende schliessen und allen Gaesten absagen, weil sie die Sicherheit ihrer Angestellten nicht garantieren koennen. Messemitarbeiter die Morddrohungen bekommen.



    Bei dieser Bedrohungslage ist das Verhalten des Staats gerechtfertigt. Das Blockieren von Parteiveranstaltungen und Demonstrationen ist rechtswidrig und unterhoehlt die Demokratie. Das hat das Bundesverfassungsgericht erst vor kurzem wieder betont. Demzufolge ist es verhaeltnismaessig das Versammlungsrecht einzuschraenken, indem der Ort der Demos verlegt wird. Dies ist die direkte Folge der Tolerierung von Blockaden in der Vergangenheit. Die Opfer sind die, die vor Ort demonstrieren wollten. Sie muessen dies nun weit entfernt tun weil eine Minderheit blockieren will und zu Gewalt aufruft. Diese Personen, nicht der Staat, verschaffen der AFD nun die Moeglichkeit ohne Gegendemonstrationen vor Ort ihre Veranstaltung durchzufuehren. Sie und alle die Blockaden legitimieren sollten sich schaemen, statt sich als vermeintliche Demokratieretter aufzuspielen und dem Staat eine AFD-Naehe zu unterstellen.

  • Die Polizei tut das, was sie in unserer Demokratie tun muss, sie schüzt genehmigte Versammlungen und Menschen vor Übergriffen und Gewalt ohne Ansehen der Person oder des pilitischen Standpunktes.



    Wenn allerdings nur wenige gewaltbereite Demonstranten erwartet werden, wundert mich das riesige Polizeiaufgebot.



    Friedliche Demos, soweit genehmigt, sind absolut gut und wichtig. Wenn allerdings Polizisten bedrängt oder angegriffen werden dürfen sie sich auch wehren und die Angreifer zur Rechenschaft ziehen.

  • Wir sehen uns in Gießen.

  • Die Teilnehmer der Gegendemo werden sich keinen gefallen damit tun sich höher zu stellen als die Teilnehmer der Versammlung der AFD! Die Teilnehmer haben das Recht ungestört ihre Versammlung zu halten und ob uns das Thema gefällt oder nicht ist egal. Gleiches Recht für alle. Bisher ist jede Gegendemo mit Gewalt geendet was die Anti AFD Leute ehr geschadet hat als geholfen! Das wird diesmal nicht anders sein.

  • Wird denn auf der Gründungsversammlung auch der Reichsadler, das Logo der Neubraunen Jugend - vielleicht angestrahlt von Scheinwerfern - zu sehen sein? Gibts Fackelmärsche?



    Und wie wird die Veranstaltung eigentlich genannt? Reichsjugendparteitag? Fragen über Fragen.

  • Das ist ein lange etablierte Polizeitaktik, die sich im Sinne eines gewaltfreien Ablaufs bewährt hat: Die gegeneinander demonstrierenden Gruppen trennen, möglichst durch ein Gewässer oder eine Autobahn.



    Auch das Fernhalten vom Fokus des Protests ist lange etabliert: Demos gegen Moschee-Neubauten müssen weit von den Baustellen entfernt bleiben, Demos gegen Gründungen also vom Konferenzgebäude.



    Denn die zitierte Erklärung bringt es auf den Punkt: Es gibt viele Gründe sich zu wünschen, dass die Gründung nicht stattfindet. Sie zu verhindern, ist hingegen ein Eingriff in die Grundrechte der Teilnehmer. Wer das tut, wendet sich vom Rechtsstaat ab und setzt auf das Recht des Stärkeren.

    • @Frauke Z:

      "Es gibt viele Gründe ..."



      Wessen "ES" "gibt" hier "Gründe" ?

      (Sigmund Freud unterschied ja zwischen dem "Ich", "Über-Ich" und "Es". 😉)

    • @Frauke Z:

      Es ist auch besser die Gruppen zu trennen, weil es sonst auf BEIDEN Seiten Verletzte geben könnte. Und dann würde die AfD und die Gegendemonstrante behaupten die Polizei wäre daran Schuld.

  • Gewaltbereit sind vor allem die in Uniform. Davon können wir stark ausgehen. Viele derer provozieren Gewalt auch sehr gerne. Selbst schon oft hautnah erlebt.

    • @Humble in the jungle:

      Bomberjacken, Tarnhosen und Springerstiefel wirken auch sehr gleichartig.



      Und für eine glatte Kopfoberfläche ist nicht unbedingt ein Helm notwendig.

    • @Humble in the jungle:

      Der pauschale Vorwurf, „die in Uniform“ seien besonders gewaltbereit, greift aus mehreren Gründen zu kurz. Erstens werden damit alle Polizistinnen und Polizisten über einen Kamm geschoren – obwohl es enorme Unterschiede im Verhalten, in der Ausbildung und in der Einsatzpraxis gibt. Viele arbeiten deeskalierend und professionell, was in solchen Aussagen komplett ausgeblendet wird.

      Zweitens fehlt für die Behauptung eine belastbare Grundlage. Einzelne negative Erfahrungen – so ernst man sie nehmen sollte – ersetzen keine Statistik. Für die überwiegende Mehrheit der Einsätze gibt es keine Hinweise auf systematische oder generelle Gewaltbereitschaft.

      Drittens tragen solche Pauschalisierungen zur weiteren Polarisierung bei. Wer die gesamte Berufsgruppe als gewaltliebend darstellt, schadet am Ende dem sachlichen Diskurs und erschwert jede konstruktive Kritik an tatsächlichen Fehlverhalten.

      • @Zippism:

        Solange Polizeiapparat und Politik die schwarzen Schafe nach Kräften schützen, fällt das Verhalten dieser auf alle andere, die ihre Aufgabe korrekt und im Einklang mit dem Recht vornehmen, zurück. Dazu gehört übrigens auch das Prinzip der Verhältnismäßigkeit, was bei Demos häufig verletzt wird.



        Deshalb verstehe ich es bis heute nicht, warum eine Identifizierbarkeit teils vehement abgelehnt wird, ebenso nicht, warum Polizist:innen vor Gericht schlicht aufgrund ihres Amtes eher geglaubt wird, als den Opfern von Polizeigewalt.



        Wer Vertrauen in die Polizei einfordert, muss auch dafür sorgen, dass diese es verdient.

        • @Flix:

          "Solange Polizeiapparat und Politik die schwarzen Schafe nach Kräften schützen, fällt das Verhalten dieser auf alle andere"

          Nach der Logik reagiert die Polizei ja hier richtig, da einzelne Extremisten die Proteste zum eskalieren nutzen wollen und gezielt mit Gewaltanwendung gedroht haben. Das dieses Verhalten nun auf die anderen Protestteilnehmer zurückfällt ist schade, aber nach Ihrer Logik ja nachvollziehbar.

          • @Zippism:

            Hier ist zwischen Polizei und Demonstrierenden zu differenzieren. An die Polizei sind aufgrund, dessen, dass der Staat sie mit der Ausübung des Gewaltmonopols betraut hat, gänzlich andere Anforderungen zu stellen, als an die Demonstrierenden. Ziviler Ungehorsam ist in meinen Augen völlig legitim, Rechtsbrüche von Polizist:innen sind es keinesfalls.

  • Als Verfechter des Arguments erachte ich die Strategie, die AfD mittels einer Großdemonstration aufzuhalten, keineswegs für zielführend, da sie das Gegenteil hervorrufen wird: Verstärkte Solidarität mit der AfD, die dem antifaschistischen Kampf erheblich Schlagkraft rauben wird!

    • @Martin Kienzle:

      Halte ich für Unsinn. Wer sich mit dem Faschismus solidarisiert weil, der Antifaschismus offen demonstriert wird, der war ohnehin schon Faschist.

    • @Martin Kienzle:

      Was genau bringen einzelne Argumente bei der AFD u. deren Wählern? Was haben sie bisher gebracht?



      Wieviele Gespräche mit AFD Politikern & Wählern hatten sie schon und konnten ihre Argumente diese umstimmen und überzeugen?



      Ich selbst hab schon das ein oder andere Mal versucht - sogar mir gut und lange Bekannte Menschen - zu überzeugen. Das sitzt sehr tief in denen. Da braucht man eher Therapie als Argumente.

      • @Humble in the jungle:

        Selbstredend ist es mühselig, die Argumente stets wiederholen zu müssen: Jedoch hege ich die Überzeugung, dass jener Weg zum Erfolg führen wird; Gegendemonstrationen respektive Störaktionen wie die geplanten in Gießen sind zum Scheitern verurteilt, sind kontraproduktiv, da dadurch die Psychologie dahingehend greifen wird, dass die Menschen verstärkt die AfD unterstützen werden, da es zum Menschsein zählt, Angegriffenen respektive Opfern zur Seite zu stehen, das auch keine [...] Therapie [...]" abändern kann, die übrigens lediglich gegenteilige Ergebnisse des Erhofften zeitigen würde! Mit anderen Worten: Der antifaschistische Kampf wird nur durch Schrift und Wort reüssieren!

  • „Die Sicherheitsbehörde war …..durch Gewaltdrohungen zu der Einschätzung gelangt, dass eine Gefahr für die Unversehrtheit des Lebens der Versammlungsteilnehmenden selbst dort bestehe, wenn die Versammlungen im näheren Umfeld der Hessenhallen stattfänden.“ Grundlage der Entscheidung sei eine aktuelle Gefahrenanalyse der Polizei gewesen.

    Ist die Einschätzung der Sicherheitsbehörde ein Ausdruck echter Besorgnis oder ist es eine Drohgebärde in Richtung der Protestierenden? Vielleicht wäre es doch sinnvoll eine Bodycameinschaltpflicht für Polizeikräfte einzuführen.

    • @Achsachbloß:

      Geht nicht da springen ihnen die Datenschützer mit dem nackten arsch ins Gesicht.

      • @Machiavelli:

        Datenschutz ist Täterschutz. Das gilt allgemein und ist auch für die Mafia sehr hilfreich.

      • @Machiavelli:

        Wobei es durchaus Systeme gäbe, die datenschutzrechtlich unbedenklich wären und trotzdem die Aufklärung im Nachhinein ermöglichen. Die Bundesländer lehnen solche Lösungen allerdings konsequent ab.

  • Die Neugründung der AfD Jugend.



    "Die AfD gründet eine neue Jugendorganisation, nachdem sie ihre alte im Frühjahr auflösen musste. Sie soll „Generation Deutschland“ heißen und professioneller auftreten – inhaltliche Mäßigung ist von ihr aber nicht zu erwarten." (aus "der Freitag")



    Ich stelle mir das so vor:



    Vorsitzender Jean-Pascal Hohm der Jungen Freiheit und Björn Höcke sassen zusammen beim Gläschen Wein und hatten die Hitlerjugend zum Gesprächsthema.



    de.wikipedia.org/wiki/Hitlerjugend

    „Es wird hier an diesem Tag der größte Polizeieinsatz in Deutschland stattfinden“, sagte Poseck. Eingesetzt werden sollen Polizeihubschrauber, Drohnen, Wasserwerfer und die Pferdestaffel der Polizei. Die Polizei plane mit einer Einsatzstärke von 5.000 bis 6.000 Beamten, unterstützt durch 14 Bundesländer sowie der Bundespolizei."



    Wenn gegen Faschisten demonstriert wird, die absolute Mehrheit friedlich. Was ist da los?

    • @Andreas Flaig:

      Ich denke auch dass die überwiegende Mehrheit friedlich demonstrieren wird…und damit die paar, die das nicht tun wollen, nicht zum Problem werden gibt es eben die räumliche Trennung, sprich es wird auf der anderen Seite der Lahn demonstriert…das macht ja nichts, der Unmut gegen die JA-Neugründung kann ja auch dort geäußert werden, entscheidend ist halt dass eine Demonstration nicht dazu dienen kann eine missliebige gegnerische Veranstaltung durch Blockaden, Vandalismus oder gar Gewalt gegen Menschen zu verhindern, denn das ist per Definition nicht Sinn und Zweck einer friedlichen Demonstration in einer Demokratie.

  • Paradoxes Verhalten des Staates in Deutschland. Auf der einen Seite wird gesellschaftliches Engagement der Bevölkerung im Kampf gegen Rechtsextremismus begrüßt und auf der anderen Seite werden die Rechte der Bürger die dieses Engagement zeigen beschnitten, es wird ein Bedohungsszenario konstruiert und mit Verweis auf die Gefahrenlage der Demonstrationsort an die Stadtgrenzen verlegt. Eine flächenmäßig geeignete Ackerfläche im Giesener Umland war anscheinend nicht vorhanden.

    Wenn ein Staat zivilen Engagement seiner Bürger ausschließlich Repressionen entgegensetzt, anstatt dieses Engagement zu fördern, darf er sich nicht wundern, wenn irgendwann die Motivation seiner Bürger gegen Null tendiert und die falsche Bewegung die Deutungshoheit auf den Straßen übernimmt.

    Die Politik ist zu einem erheblichen Anteil verantwortlich für das Erstarken der Rechtsextremen und sollte daher dankbar sein für das Engagement seiner Bürger und es begleiten, mit Demokratieförderprogrammen und mit Unterstützung der Zivilgesellschaft. Statt den Polizeiapparat zu mobilisieren, lieber Bürger motivieren z. B. durch kostenlose Sonderzüge.

    • @Sam Spade:

      In Dortmund wollte die Partei Die Rechte in der Dortmunder Nordstadt demonstrieren. Da dort 75 % Menschen mit Migrationshintergrund wohnen hat die Polizei das nicht erlaubt und eine andere Route festglegt. Waren da jetzt die Rechte der rechtsextremen Bürger auch eingeschränkt? Für mich nicht. Die haben dann in der westlichen Innenstadt demonstiert

      Nein das ist ein übliches Verfahren was bei einer Demo Anmeldung angewendet werden kann. Und das verstösst nicht gegen die Versammlungsfreiheit. Desweiteren,in Gießen müssen die Anmelder selbst zugestimmt haben das die Demos verlegt werden

    • @Sam Spade:

      Sie kommen offensichtlich nicht aus Gießen, deswegen erkläre ich Ihnen mal die (aktuelle) Lage: Gießen teilt sich in zwei (ungleiche) Hälften auf, getrennt durch die Lahn. In dem (deutlich) kleineren Teil befinden sich die Hessenhallen, rundherum ein Gewerbegebiet und ein Wohnviertel. Der viel größere Teil der Stadt (inklusive allen großen Versammlungsorten) ist auf der ANDEREN Seite der Lahn. Was Polizei und Co. nun untersagt haben, ist die unmittelbare Nähe des Demozugs zu den Hessenhallen. Wäre es andersrum empfände ich dies ebenfalls als Frechheit, aber so wird ein kleiner Teil der Stadt für die Demo gesperrt und Gründe hierfür liegen auf der Hand: Bei einer so großen Anzahl an Teilnehmern wären Ausschreitungen an den Hessenhallen vorprogrammiert, was sowohl angrenzende Geschäfte, als auch Wohnhäuser parkende Autos usw. betreffen würde. Ich werde ebenfalls demonstrieren gehen, aber ich fühle mich in meinen Bürgerrechten nicht eingeschränkt, nur weil ich mit dem Demozug einen (kleinen) Teil der Stadt nicht betreten darf.

    • @Sam Spade:

      Der Staat soll Demos gegen die größte Oppositionspartei tatkräftig und finanziell unterstützen? Ich weiß sie meinen das gut aber bei solchen Forderungen wird mir ganz anders.



      Der staatlich verordnete und ritualisierte Antifaschismus wie in der DDR wird hier im Osten aus der historischen Erfahrung meiner Generation heraus immer breite Ablehnung erfahren. Die SED hat ab Mitte der 80er übrigens auch in Ostberlin regelmäßig Demos gegen Rechts organisiert. Die letzte mir bekannte Demo dieser Art fand noch im Januar 1990 statt. Jedes Wochenende waren die Zeitungen voll mit salbungsvollen Ansprachen unser hochgeschätzten Kulturschaffenden, die uns zu besseren Menschen erziehen wollten, weil selbst das ZK eingesehen hatte, dass die Leute die offene Propaganda nicht mehr schlucken wollen. Die letzten Jahre in Deutschland kommen mir immer mehr wie ein Revival der damaligen Zeit vor. Wenn Sie im Osten gegen Rechts wirklich ankämpfen wollen, halten sie soviel Abstand zu staatlichen Stellen wie nur irgend möglich.

      • @Šarru-kīnu:

        Hat mit staatlich verordneten und ritualisierten Antifaschismus wenig zu tun, sondern Länder und Kommunen stellen den Bürgern ein Angebot zur Verfügung, welches sie nutzen können um ihre Grundrechte wahrnehmen zu können und zwar auch dann, wenn wenig finanzielle Spielräume bestehen. Wie zum Beispiel an einer Demonstration gegen Faschismus weit ausserhalb des Heimatorts teilzunehmen.

        Ist auch nichts neues und auch nicht ungewöhnlich, außer vielleicht in Deutschland.

        Während meiner Studienzeit in England in den späten 80er Jahren hat die britische National Front eine Grosskundgebung im Zentrum von Leeds abgehalten.

        Die nordenglischen Kommunen haben in Kooperation mit den Gewerkschaften und British Rail kostenlose Reiseverbindungen für Fahrten nach Leeds für die Gegendemonstranten organisiert. Ein Beispiel von vielen für eine wehrhafte Demokratie.

      • @Šarru-kīnu:

        Nicht sehr überraschend, aber dennoch immer wieder spannend, zu hören / lesen, dass es im Osten zwar Widerstand gegen Antifaschismus gibt, aber keinen Widerstand gegen Faschismus. Gewöhnlich wird das ja auch "andere Meinung" genannt.

        • @Kaboom:

          Ich mache hier seit über 40 Jahren handfesten Antifaschismus in einem äußerst schwierigem Umfeld. Das es sowas also hier nicht gibt, ist also eine böswillige Unterstellung. Ich versuche Ihnen nur zu erklären warum der Begriff Antifaschismus hier eine komplett andere Rezeptionsgeschichte hat, wegen der historisch anderen Erfahrungen. Antifaschismus wurde von der DDR-Propaganda bis zum Erbrechen zweckentfremdet. Warum fällt es euch Westdeutschen nur immer so schwer unsere abweichenden geschichtlichen Erfahrungen wenigstens zur Kenntnis zu nehmen? Sie müssen sie ja nicht gleich teilen oder gleichrangig behandeln. Nur dann bitte nicht wundern wenn staatlich geförderter Antifaschismus hier auf Ablehnung stößt. Den hatten wir hier 40 Jahre lang und da gehen bei einer Neuauflage natürlich alle Alarmglocken an. Lesen Sie bitte mal spaßeshalber den Demoaufruf zur antifaschistischen Demo gegen Rechts der SED am 3. Januar 1990 in der Berliner Zeitung. Die Hälfte des Textes besteht aus den diversen Organisationen die dazu aufrufen aka "Die Zivilkgesellschaft". Diese Form der Propaganda hat hier also eine Vorgeschichte. Bitte deshalb nicht über die erwartbare Ablehnung wundern.

    • @Sam Spade:

      Wie kommen Sie darauf dass ein "Bedrohungszenario" konstruiert wird?

      Gießen ist flächenmäßig eher klein, und die Auswirkungen dieser Veranstaltungen sind bereits jetzt massiv.

      Der Veranstaltungsort der ParteiGründung, liegt mitten in einem Wohngebiet und ist immer noch recht nah an der Innenstadt.

      Es handelt sich dabei um einen dichtbesiedelten sozialen Brennpunkt, aber die Bewohner sind es immerhin gewohnt dass auf ihre Bedürfnisse geschissen wird.

      • @Desti:

        Wenn die Staatsgewalt sich damit brüstet, was sie an diesem Tag alles aufzubieten hat, so spricht das eher für ein Bedohungsszenario welches zur Abschreckung dient, als das man die auswärtigen Demonstranten als Bürger wahrnimmt, die ihre Grundrechte in Anspruch nehmen.

        Das Gießen klein ist, der Veranstaltungsort in einem Wohngebiet liegt und zudem noch einen sozialen Brennpunkt darstellt, ist zwar ein Standortnachteil, für die Wahrung der Grundrechte der Demonstranten aber unerheblich.

        Für diesen einen Tag müssen die Anwohnerinteressen halt einmal zurückstehen.

        • @Sam Spade:

          @Sam Spade: Es tut mir leid, aber ich möchte Ihnen gerne noch einmal direkt aus Gießen (natürlich aus meiner ganz persönlichen, subjektiven Sicht) berichten: Die Präsenzpflicht an den Schulen ist am Freitag aufgehoben, örtliche Schwimmbäder haben geschlossen, diverse Sportveranstaltungen (insbesondere im Amateur-, Kinder- und Jugendbereich finden nicht statt, viele Geschäfte schließen früher (trotz Vorweihnachtsgeschäft), es gibt massive Verkehrseinschränkungen, Freunde, die in der Nähe der Veranstaltung wohnen parken ihr Auto wegen fehlender Garage in einem anderen Stadtteil usw.



          .



          TROTZDEM höre ich kaum Beschwerden. Manche sind natürlich etwas angespannt, aber sämtliche Bekannte und Freunde oder andere Menschen mit denen man ins Gespräch kommt gehen entweder demonstrieren, oder stehen dem zumindest nicht negativ gegenüber. Das würde sich aber schlagartig ändern, wenn Teile der Antifa dann doch an den Hessenhallen „wüten“, Autos in Brand geraten, Scheiben kaputtgehen usw. Damit erweist man dem eigentlichen Gedanken der Demo einen Bärendienst. All ihre Forderungen von von außen zu stellen, ohne mit den Konsequenzen leben zu müssen, erscheint mir jedenfalls ganz schön billig…

          • @MarsiFuckinMoto:

            Und bei welcher Gegendemo in Deutschland hat sich die Antifa bisher so verhalten, das man Parallelen zu den 1 Mai Krawallen ziehen könnte, wie brennende Autos und dergleichen?

            Meines Wissens hat die Antifa bei Gegendemonstratiinen Widerstand gegen die Staatsgewalt geleistet bei deren Räumungen von Blockadeaktionen.

            Das ist eine Form der Gegenwehr und hat nichts mit Vandalismus zu tun.

            • @Sam Spade:

              Also, ganz kurz (ich bin es eigentlich leid):



              - G20 Gipfel in Hamburg



              - Blockupy in Frankfurt



              - Berlin/Rigaer Straße



              - Berlin Köpi Wagenplatz

              Ich könnte weitermachen, aber wie gesagt: es langweilt. Und bitte! Jetzt nicht mit „Provokation von Seiten der Polizei“ etc. kommen, niemand zwingt irgendwelche Demonstranten die Autos von Unbeteiligten anzuzünden. Bei jedem der von mir aufgeführten Beispiele entstand erheblicher Sachschaden, teilweise in Millionenhöhe. Und es trifft dabei eben nicht „nur“ die Polizei oder irgendwelche Häuser von rechten Spinnern, es sind Unbeteiligte. Reicht das jetzt?!

  • Statt die Demokratie zu schützen - schützt die Polizei die Gegner der Demokratie. Brave - nur weiter so!

    • @Il_Leopardo:

      Und was wäre wenn Antifaschisten und AfDler aufeinandertreffen und 100 Antifaschisten verletzt werden würden. Die Polizei schützt beide Seiten. Und dazu ist sie gesetzlich verpflichtet. Das ist Demokratie.

      Und ich glaube das die Mehrzahl der Polizisten lieber Zb. Zuhause Kaffee trinken möchten und Kuchen essen. Aber auch die können sich das nicht aussuchen.

    • @Il_Leopardo:

      Ihrem Kommentar entnehme ich dass die Polizei nach eigenem Gutdünken entscheiden soll wen oder was sie schützt.

    • @Il_Leopardo:

      Als wenn die Polizei das selber entscheiden könnte. Viele der eingesetzten Beamten haben dazu sicher auch keine Lust. Die Verantwortung für den Polizeieinsatz liegt deutlich höher angesiedelt.



      Und zu einer Demokratie gehört nun mal auch, Menschen/Gruppierungen mit anderer Meinung die Freiheiten zu gewähren, welche man gerne für sich selbst reklamiert.



      Und wenn man so manchen (Russlandfreundliche) Linke hört, scheinen diese in ihrem Demokratieverständnis keinen Deut besser zu sein, als die AFD.

    • @Il_Leopardo:

      sondern nach Gesetz und Auftrag. Wenn die Polizei nur diejenigen schützen würde, deren Meinung als „demokratisch“ eingestuft wird, wäre das ein gefährlicher Schritt in Richtung Gesinnungsstaat. Rechtsstaatlichkeit zeigt sich gerade darin, dass auch unbequeme oder extreme Meinungen nicht per se vogelfrei sind.

      Zudem richtet sich der Polizeischutz bei solchen Veranstaltungen nicht ausschließlich an die Teilnehmer selbst, sondern auch an Gegendemonstrierende und Unbeteiligte. Ziel ist es, Eskalationen zu verhindern und Gewalt zu vermeiden – und gerade dadurch Demokratie zu stärken, nicht zu schwächen.

  • www.zeit.de/politi...us/komplettansicht

    Kein Palaver! Bekämpfen! Auf allen Ebenen!