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Netzkultur und UmweltbilanzKlick – Baum weg

Wir sind ständig online. Dass dafür schwindelerregende Mengen an Energie und Rohstoffen draufgehen, haben nur die wenigsten von uns auf dem Schirm.

Viele Wälder wert: Kaputte Handys Foto: Reuters

Klick. In Sekundenschnelle erscheinen auf der zunächst weißen Webseite nach und nach Bäume. Auf große folgen kleine, auf Birken Nadelbäume. Manche mit prächtiger Krone, andere eher schmächtig. Die Animation setzt sich endlos fort.

Was nach einem Windows-Bildschirmschoner der neunziger Jahre klingt, ist ein Onlineprojekt namens „Deforest“. Es zeigt, wie viele Bäume neu gepflanzt werden müssten, um die CO2-Emissionen von einer Sekunde Google-Suchanfrage weltweit auszugleichen. Und es wirft die Frage auf: Killt Google unser Klima?

„Das Internet ist die größte Infrastruktur, die wir Menschen jemals geschaffen haben und gleichzeitig die am wenigsten sichtbare“, sagt Joana Moll, die „Deforest“ entworfen hat. Vielen Menschen sei nicht bewusst, welchen Einfluss diese Technologie auf die Umwelt habe. Zwar werden weltweit bereits Plastiktüten verboten, Coffee-to-go-Becher verbannt und Vielflieger gebrandmarkt. Aber online sind wir alle. Immer. Überall.

Seit einigen Jahren nutzt Google fast ausschließlich erneuerbare Energien, das Problem löst das aber nicht. Wenn die Geräte, die wir für unsere Google-Suchanfrage nutzen und die Seiten, die wir durch diese besuchen, nicht auf erneuerbaren Energien basieren, wird das Problem nur verlagert.

Kobalt, Kupfer, Aluminium

„Google ist nicht bloß Google“, sagt Moll. Zu dem Unternehmen zählt auch Android, ein Betriebssystem und die Softwareplattform vieler Smartphones, die wiederum durch ihre Produktion und Entsorgung maßgeblich zum Klimawandel beitragen. In den vergangenen zehn Jahren wurden weltweit über 7 Milliarden Smartphones verkauft, Zehn- bis Hunderttausende Tonnen an Kobalt, Kupfer, Aluminium und anderen Materialien wurden dafür verbaut. Hinzu kommen Datenkabel, Server und Rechenzentren, die gekühlt werden müssen.

Das Berliner Suchmaschinen-Start-up Ecosia setzt das um, was Moll mit ihrem Projekt visuell zeigen möchte. Ecosia versucht die CO2-Emissionen auszugleichen, indem sie pro 45 Suchanfragen einen Baum pflanzen, finanziert durch Werbeeinnahmen.

Das ist aber keine langfristige Lösung, sagt Joana Moll: „Wir können so viele Bäume pflanzen, wie wir wollen. Irgendwann wird die Fläche knapp und spätestens dann fliegt uns alles um die Ohren.“ Ihr ist bewusst, dass auch ihr eigenes Projekt das Problem nicht aus der Welt schaffen wird. Es soll den Menschen das Ausmaß ihrer Internetnutzung lediglich bildlich vor Augen führen, es besser greifbar machen.

Bei der Aufregung um Google, wird leicht vergessen, dass das Unternehmen nicht allein schuldig ist. 33 Millionen Tonnen CO2-Emissionen entstehen jährlich nur durch das Internet und internetfähige Geräte, das entspricht den Emissionen des innerdeutschen Flugverkehrs. 2015 entsprach der Berg an Elektromüll in etwa der Größe eines Schrotthaufens aller Pkws in Deutschland. Wenn wir den Stromverbrauch unserer Informations- und Kommunikationstechnik mit einem Heimtrainer selbstständig erstrampeln wollten, müssten alle 7 Milliarden Menschen 24 Stunden rund um die Uhr in die Pedale treten.

Hindernis Kapitalismus

Es sei wichtig, sich dem ökologischen Fußabdruck unserer Internetnutzung bewusst zu werden, sagt Moll. Erst seit wenigen Jahren würden die Menschen anfangen sich zu fragen, woher der Strom für das tägliche Laden des Smartphones überhaupt komme und wo die Massen an Daten, die wir tagtäglich produzieren, gespeichert werden. Und trotzdem seien die Verbraucher*innen nahezu handlungsunfähig.

Fridays for Weltklima

In diesen Tagen dreht sich alles ums Klima. Aus dem einsamen Protest von Greta Thunberg in Stockholm ist eine globale Bewegung geworden. Sie ruft zum weltweiten Streik auf. Am 20. September protestiert „Fridays For Future“ in 400 deutschen Städten, weltweit soll es 2.000 Aktionen in 120 Ländern geben. Gleichzeitig stellt die Bundesregierung die Weichen für eine strengere Klimapolitik.

Die taz ist Teil der Kampagne „Covering Climate Now“. Mehr als 200 Medien weltweit setzen bis zum UN-Klimagipfel vom 21. bis 23. September in New York gemeinsam genau ein Thema: Klima, Klima, Klima.

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Natürlich können wir als Verbraucher*innen Fairphones kaufen, über Ecosia im Internet surfen und über Apps unsere Kleidung und Essen teilen. Das Kernproblem bleibt: Unser Planet wird die Massen an Daten, die durch das Internet produziert werden, irgendwann nicht mehr tragen können. Und das müsse durch die Politik gelöst werden, sagt Moll. Die müsse dafür sorgen, dass das Internet nachhaltiger werde.

Doch ein kapitalistisches System ist nur schwer veränderbar, im Moment seien sowohl Politik als auch die Industrie nicht in der Lage, die Situation zu deeskalieren. „Und bis dahin wird der Klimawandel weiterhin stattfinden.“

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16 Kommentare

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  • Warum nur immer das allgemeine „wir müssen hinterfrage“



    Wie müssen einfach unseren Konsum bremsen! Private Nutzung von Smartphones ist eigentlich absolut überflüssig. Ja, auch Großdemos konnten wir in den 80ern ohne Intérnet organisieren. Jeder muss an sich arbeiten und nicht immer mit der pupsenden Milchkuh argumentieren und so sei Gewissen frei halten

  • Hier ein Faktencheck zum Thema Suchmaschinen.

    www.swr.de/wissen/.../d2azhl/index.html

  • "In den vergangenen zehn Jahren wurden weltweit über 7 Milliarden Smartphones verkauft, Zehn- bis Hunderttausende Tonnen an Kobalt, Kupfer, Aluminium und anderen Materialien wurden dafür verbaut. Hinzu kommen Datenkabel, Server und Rechenzentren, die gekühlt werden müssen...33 Millionen Tonnen CO2-Emissionen entstehen jährlich nur durch das Internet und internetfähige Geräte, das entspricht den Emissionen des innerdeutschen Flugverkehrs."



    Ebenso wichtig wie das Hinterfragen des Ressourcenverbrauchs für Smartphones und digitaler Infrastruktur ist der Verbrauch für bspw. (E-)Autos und Flugzeuge. Insbesondere die Produktionsmasse an Autos ist da problematisch. Alleine 5 über 5 Millionen (!) werden jährlich (!) in Deutschland gebaut. Zumal die Nutzungsmöglichkeiten, das Verhältnis von Gewicht (1,5-2,5 Tonnen!) zur Zahl transportierter Personen ungünstig ist. Letztere fahren zudem ja oftmals alleine. Darüber hinaus steckt in den Autos immer mehr Elektronik (wofür also auch mehr seltene Erden benötigt werden) und mit der neuen Technologie Autonomes Fahren muss neben entsprechenden technischen Voraussetzungen im Auto auch ein neues Funknetz installiert werden.



    Im Vergleich des Ressourcen- und Energieverbrauchs sowie der einhergehenden CO2-Emissionen von Flugzeugen und (E-)Autos gegenǘber Bahn, ÖPNV und Fahrrad erscheinen mir erstere höchst fragwürdig.

  • Der CO2-Fußabdruck des Internets ist so groß wie der globale Flugverkehr.

    Damit ist es eindeutig ein Kandidat für Maßnahmen zur CO2 Reduktion. Maßnahmen müssen auf allen Ebenen umgesetzt werden.

    Ich würde eine saftige Steuer auf das Trafikvolumen vorschlagen. Es ist überflüssiger schädlicher Luxus, dass es allenortens und jederzeit möglich ist sich per Megadownload Videos anzuschauen / Daten auszutauschen.

  • Wir haben den Punkt in unserer Gesellschaft erreicht, an dem wir uns überlegen müssen, ob das Internet in seiner jetzigen Form überhaupt noch zu rechtfertigen ist. Es wird so viel CO2 allein durch Video- und Streamingportale erzeugt, dass eine globale Aktion zum Shutdown weiter Teile des Internets nötig ist. Für den Endkunden ist es nur ein Konsumobjekt und nichts sonst. Es hat keinerlei Existenzberechtigung und langfristig würde es niemand vermissen. Höchstens für die Wissenschaft und Universitäten könnte man Teile aktiv lassen. Aber der Rest (Pornografie, eCommerce, Videospiele, Videos, Streaming und andere Unterhaltung, ja selbst Nachrichten, die in Papierform umweltfreundlicher sind) gehört in die Tonne!

  • Dass dieser Artikel ausgerechnet heute erscheint! Alle Klimastreikenden können das nur auf ihren Smartphones lesen ... nach Flugscham kommt Handyscham.

    • @TazTiz:

      Echt, die können das nur heute und auf dem smartphone lesen? Muss ich mir das Internet jetzt herunter laden, damit ich Ihren intelligenten Kommentar auch morgen noch mal lesen kann?

      PS: Ich hab gar kein Handy und habe Ihren Stuss auch lesen können.

      • @Drabiniok Dieter:

        Sie surfen also ganz ohne Energieverbrauch ... vielleicht trifft s Surfscham ja auch besser.

  • "Erst seit wenigen Jahren würden die Menschen anfangen sich zu fragen, woher der Strom für das tägliche Laden des Smartphones überhaupt komme..."

    Das fragt sich einer? Im ernst?



    Woran liegt es dann, dass seit VIELEN Jahren ganz Deutschland nach einem schnelleren "Netz" schreit, wie ein hungriges Baby nach der Brust?



    Nach 5G, autonomen Fahren, freiem Wlan etc., trotz der zahlreichen Vergleiche der Energieverbrauche des "Staates" Internet mit dem Energieverbrauch von realer Staaten. Zwischen Platz 3 und 6 liegt das Internet im Vergleich mit sämtlichen realen Staaten.

    Wenn "netflix", "youporn", ein online Game... ruckelt, ist Schluss mit lustig! Wenn Netzteile von PC 480 Watt und mehr benötigen, damit Spiele flüssig laufen und nebenbei die Heizung im Kinderzimmer ersetzen, zusätzliche Ventilatoren und (Wasser-) Kühlung notwendig sind, damit der PC und die Wohnung nicht abfackelt? Während Papa auf dem Heimweg vom Pakete austragen smart die Latte-Maschine anschmeißt während Mama den energieeffizentesten Lockenstab bei amazon sucht.

    Niemand fragt sich, woher der Strom kommt! Wenn es so wäre, dann würden zumindest die taz und die Grünen sicherlich eine kritischere Haltung zur Digitalisierung und 5G eingenommen haben.

  • Sehr wichtiger Beitrag. Da müssen wir dranbleiben.

    Der dickste Elefant scheint momentan der "Wachstumszwang" zu sein -- Hard- und Software liefern sich einen gnadenlosen Krieg. Der Rechner von vor sechs Jahren kann das Javascript, das das Internet auf es schleudert kaum noch verdauen, das Smartphone von gestern ächzt unter den Apps von heute.

    Wegschmeissen, neu kaufen -- zumal die alles-in-einem-Verträge das auch noch befeuern. Wie sagte das Huxley so treffend? "Ending is better than mending".

    Als kleine Zahlenspielerei, nur als Denkanstoss: ich surfe meist mit abgeschaltetem Javascript -- für Kommentare hier schalte ich das ausnahmsweise ein (funktioniert ohne nur unzuverlässig). HTML+CSS (ich zähle mal nur das, was nicht vom Cache kam) rd. 400K -- Javascript nochmal rd. 400K.

    Lasst uns darüber reden. Lasst uns Gedankenspiele machen. Können wir schlanker, im Zeitalter des "surveillance capitalism"?

  • Alleine unsere Server in Frankfurt laufen zu lassen, verbraucht die gleiche Menge Strom wie eine 20.000 Einwohner Gemeinde...

    Alleine in Hessen werden die Rechenzentren 2020 mehr 4 Mrd. kWh verbrauchen, das ist mehr als der der Flughafen Frankfurt.

    ne-rz.de/2018/05/0...020-auf-4-mrd-kwh/

    Das sind doch alles keine Geheimnisse.

    • @Sven Günther:

      Der Energiebedarf sämtlicher Serverparks in Deutschland entspricht in etwa der produzierten offshore Windenergie. Etwas anschaulicher: dem gesamten Strombedarf von Berlin.

  • 9G
    90946 (Profil gelöscht)

    Den bedeutungsrelevanten Unterschied zwischen "das" und "dass" haben offenbar auch immer weniger Schreibende auf dem Schirm!



    "



    Wir sind ständig online. Das dafür ... Mengen an Energie und Rohstoffen draufgehen, haben nur die wenigsten ... auf dem Schirm."

    • @90946 (Profil gelöscht):

      Auch was inhaltliches?

      • 9G
        90946 (Profil gelöscht)
        @tomás zerolo:

        Nö. Mit dem Inhalt ist alles klar.

    • @90946 (Profil gelöscht):

      Ein s gespart - chon Fusabdruck vermindert! it doch chön.