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Nebenwirkungen bei SeniorenNorwegen ändert Impfempfehlung

Nach Meldungen über Nebenwirkungen und Todesfälle bei Personen über 80 Jahren: Norwegens Gesundheitsbehörde ändert Impfempfehlungen gegen Corona.

Erste Impfung in Norwegen gegen das Coronavirus am 27. Dezember Foto: Fredrik Hagen/NTB/ap

Oslo taz | Über 25.000 NorwegerInnen haben bislang die erste Dosis der Covid-19-Impfung mit dem mRNA-basierten Impfstoff von Biontech/Pfizer erhalten. Wie in den meisten europäischen Ländern priorisiert auch Norwegen die BewohnerInnen in Altenpflegeeinrichtungen. Nach ersten Meldungen über Nebenwirkungen und Todesfälle im Gefolge dieser Impfungen hat die Gesundheitsbehörde „Folkehelseinstituttet“ (FHI) in dieser Woche jedoch ihre im Dezember veröffentlichten Impfempfehlungen geändert. Menschen mit „schwerster Gebrechlichkeit“ wird jetzt von einer Impfung eher abgeraten. Das heißt, dass die Behörde in seltenen Fällen bei sehr alten Menschen zur Vorsicht rät, die Impfungen jedoch von der großen Mehrheit gut vertragen werden.

„Ärzte sollten nun sorgfältig überlegen, wer geimpft werden soll“, erklärte Steinar Madsen, medizinischer Direktor bei der Arzneimittelbehörde „Legemiddelverket“ am Donnerstag gegenüber dem norwegischen Rundfunk NRK. In ihrem ersten der ab jetzt regelmäßigen Wochenberichte über Corona-Impfungen wurden 29 Meldungen über Nebenwirkungen bewertet. Darunter sind 13 Todesfälle, 9 Meldungen über schwere und 7 über weniger schwere Nebenwirkungen. Darüber hinaus werden 10 weitere Todesfälle vom „Legemiddelverket“ noch untersucht.

Alle Todesfälle ereigneten sich bei gebrechlichen Patienten in Pflegeheimen. Alle waren über 80 Jahre alt, einige über 90 Jahre. Laut Behörde kann es einen Zusammenhang mit der Impfung geben. „Es scheint, dass einige dieser Patienten so schwere Nebenwirkungen in Form von Fieber und Unwohlsein bekommen können, dass eine sehr schwere Krankheit noch schwerwiegender werden kann, was zum Tod führen kann“, erläuterte Gesundheitsbehördenchef Madsen.

Er betonte gleichzeitig, dass tausende gebrechliche Personen ohne solche Folgen geimpft worden seien und die Berichte über Nebenwirkungen „nicht alarmierend sind“. Mit den Covid-19-Impfstoffen sei „ein sehr geringes Risiko verbunden, mit einer kleinen Ausnahme für die gebrechlichsten Patienten“. Darunter verstehe er Personen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz, Demenz, chronischer schwerer Lungenerkrankung und anderen schweren Krankheiten.

Impfstoffe kaum bei Älteren getestet

In einer Presseerklärung präzisierte das „Legemiddelverket“, es sei „zu erwarten“, dass es im zeitlichen Zusammenhang der Impfung von Menschen aus dieser Bevölkerungsgruppe zu Todesfällen komme. Bei Impfungen könne es immer allergische Reaktionen geben, „bisherige Erfahrungen deuten darauf hin, dass das bei mRNA-Impfstoffen häufiger der Fall ist“. Damit sind die auch in Deutschland verabreichten Vakzine von Biontech und Moderna gemeint.

Die Studien, die der Zulassung der Impfstoffe zugrunde gelegen hätten, „umfassten sehr wenige Menschen über 85 Jahre“: „Wir wissen daher wenig darüber, wie sich Nebenwirkungen auf die Ältesten auswirken.“ Es könne, so die Behörde, „auch nicht ausgeschlossen werden, dass unbekannte Nebenwirkungen auftreten können, wenn die Impfstoffe in großen Bevölkerungsgruppen eingesetzt werden“.

In der aktualisierten Impfempfehlung des norwegischen FHI heisst es nun: „Für die überwiegende Mehrheit der älteren Menschen, die mit Gebrechlichkeit leben, werden alle Nebenwirkungen des Impfstoffs durch ein geringeres Risiko einer schweren Erkrankung an Covid-19 mehr als ausgeglichen. Für diejenigen mit der schwersten Gebrechlichkeit können jedoch selbst relativ milde Nebenwirkungen des Impfstoffs schwerwiegende Folgen haben. Für diejenigen, die eine sehr kurze Restlebensdauer haben, kann der Nutzen des Impfstoffs marginal oder irrelevant sein. Daher wird für sehr gebrechliche Patienten und unheilbar kranke Patienten ein sorgfältiges Abwägen von Nutzen und Nachteil der Impfung empfohlen.“

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44 Kommentare

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  • Ja das Thema ist kritisch. Meine Ehefrau ist definitiv nicht alt, jedoch ist die Aussage der Ärtze unisono: "Sie Impfen nicht, am besten niemals!"

    Nierenerkrankungen (Funktion

  • Wenn man schon Zahlen nennt, dann sollte man die Anzahl der Todesfälle und Todesursachen von Ungeimpften und Geimpften bei ansonsten gleichen Parametern (Unterbringung im Heim, gleiche Altersverteilung, gleiche Anteile an Vorerkrankungen) vergleichen. Ein gegen Corona Geimpfter kann ja z. B. auch durch einen Sturz, an einer schon vorher vorhandenen Krebserkrankung oder durch eine andere Infektion als Corona (z. B. Grippe, eine bakterielle Entzündung etc.) sterben, das hat dann nichts mit der Corona-Impfung zu tun. Falls man bei den Geimpften mehr bestimmte Todesursachen sieht als bei Ungeimpften, sollte näher untersucht werden, ob die Todesursache etwas mit der Impfung zu tun haben kann. Es wurden weltweit schon Millionen geimpft, da müssten schwere Nebenwirkungen auffallen. Falls es doch einige Gruppen gibt, wo es vermehrt schwere Nebenwirkungen gibt, muss man eben diese Gruppen aus den Impfempfehlungen herausnehmen.

  • ...laut Artikel und Mahtematik sind´s 0,05% Gestorbene mit Impfung und ebensoviele mit Corona. Nur das hier das Alter abwiegelnd herangezogen wird und bei Corona (lt. RKI Durchschnittssterbealter 83J.) ist es ganz schlimm wenn Alte sterben. Und zur Erinnerung: postuliertes Ziel aller Maßnahmen war die akute Entlastung kommerziell bedingt fehlgestalteter Krankenhäuser. Warum das nach einem Jahr scheinbar noch nicht geklappt hat... da gibt´s wohl einen ganze Strauß an Hintergründen.

  • Die Info ist ja schön und gut, aber hätte der Titel nicht etwas weniger nach "Ihr hattet alle recht liebe Impfgegner" klingen können?

  • Dass man das Immunsystem eines Menschen, dessen Leben aus Altersschwäche schon am seidenen Faden hängt, nicht noch künstlich stressen sollte, ist doch offensichtlich.

    Leider werden solche durchaus sachlichen Meldungen gewiss den Tunnelblick mancher Ideologen verstärken und irrationale Ängste schüren. Aber auf die Veröffentlichung zu verzichten, wäre aber auch nicht seriös.

  • 0G
    05989 (Profil gelöscht)

    Ich möchte ein klein wenig einfache Mathematik einbringen, auch wenn das individuell nicht quantifizierbar ist.

    Die Spanne von vier Tagen nach der Impfung bedeutet, dass bei 100 Geimpften, deren Lebenserwartung im Jahr nach der Impfung abläuft, dieses Ereignis bereits bei einem innerhalb dieser vier Tage stattfindet.

    Natürlich haben wir's hier teilweise mit Lebenserwartungen von noch mehreren Jahren zu tun, aber selbst wenn die in der Summe noch 10 Jahre hätten - was echt viel wäre - betrüge die Rate immer noch 0,1%.

    Ich habe irgendwo die Zahl 25.000 als gesamte Zahl der Ü75 Geimpften aufegeschnappt - da wären die 23 ziemlich genau diese 0,1%.

    Dazu kommt natürlich noch, dass so eine Impfung auf jeden Fall eine gewisse Belastung für den Körper darstellt und es ist oft schwer zu entscheiden, ob die Reserven bei einem Todgeweihten dafür noch ausreichend sind.

    Ich wäre geneigt, den Impfstoff nahezu vollständig zu entlasten.

  • Vielleicht haben sie da auch "gestorben an oder mit Impfung" gezählt. Dann kann es natürlich leicht sein. Denn schwer gebrechliche Menschen sterben halt eher. Wie bei Corona.

    • @Jalella:

      wozu dann die Impfung?

    • @Jalella:

      Wasser auf die Mühlen der Corona-leugner, genau da liegt die Crux, "gestorben an oder mit", auf der einen Seite wird von Coronaleugnern vehement der Zusammenhang von Corona und den Todesfällen dementiert. auf der anderen Seite wird man Todesfälle von Impflingen nun der Impfung zuschreiben. Damit ist der Impfgeschichte ein Bärendienst erwiesen worden.

  • Das Paul-Ehrlich-Institut untersucht derzeit 10 Todesfälle in Deutschland. Die Patienten waren innerhalb von vier Tagen nach der Impfung verstorben. Es handelte sich hierbei um sehr schwer kranke Patienten mit vielen Grunderkrankungen, manche davon wurden palliativ(!) behandelt. Ich halte es für nachgerade pervers, diese Menschen noch zu impfen. Palliativmedizin scheint in D noch immer nicht verstanden zu werden. Warum lässt man diese Menschen nicht in Ruhe sterben, sondern quält sie noch mit Impfungen?

    • @me, myself and I:

      Ich glaube hier muss man abwägen. Der Tod an Corona ist nicht unbedingt ein schöner Tod oft ein qualvoller und auch Menschen die palliativ behandelt werden wollen vielleicht nicht an Corona sterben. Eine Impfung ist dagegen nicht unbedingt eine Qual. Diese todkranken Menschen wollen und können das am besten selbst entscheiden. Zehn Todesfälle auf mehr als eine Million geimpfte ist in der Gruppe der über 80 jährigen ist verschwindend geringe Zahl, verglichen mit der Zahl der über 80 jährigen die an Corona versterben. Es gibt in Deutschland 4,5 Millionen über 80ig jährige. Die Mortalität in dieser Gruppe beträgt bei einer "natürlichen Durchseuchung" mehr als 10 Prozent.

    • @me, myself and I:

      Erschreckenderweise ist die Sterberate bei Menschen mit starken Vorerkrankungen und sehr hohem Alter sehr hoch - egal, ob Corona, Impfung, Lungenentzündung oder andere Einflüsse.



      Das ist eigentlich recht natürlich. Und die Impfung hat die Menschen nun sicher nicht gequält. Wir reden von zwei kleinen Picksern.

      • @Jalella:

        Nein, wir reden von den Reaktionen des Immunsystems auf den Impfstoff.

      • @Jalella:

        Das ist zu kurz gedacht. Eine Impfung soll das Immunsystem aktivieren. Die meisten der unangenehmen Symptome bei Infektionen sind nicht Effekte der Infektion selbst sondern der Immunsabwehr. Eine Impfung soll Reaktionen auslösen und diese Reaktionen sind immer mehr oder weniger belastend und unangenehm. Bei stark Vorgeschädigten wohl eher mehr.

    • @me, myself and I:

      Hallo ME, MYSELF AND I,



      meine Mutter lebt in einem Pflegeheim und kann sich aufgrund ihrer fortgeschrittenen Demenz nicht mehr äußern, ob sie geimpft werden möchte. Deshalb wurden wir Angehörigen gefragt, ob sie geimpft werden soll. Ich gehe davon aus, dass auch Palliativpatienten nicht ohne ihre Einwilligung oder die Einwilligung der Angehörigen geimpft werden. (Wenn das doch der Fall wäre, gebe ich Ihnen Recht. Aber solche Fälle kenne ich nicht.) Im Idealfall wurden Risiken und möglicher Nutzen der Impfung dann abgewogen. Ich finde es aber durchaus nachvollziehbar, wenn sich auch Palliativpatienten mit schweren Grunderkrankungen für eine Impfung entscheiden.

      • @Günter Distler:

        Genau, auch Palliativpatienten möchten keinen Erstickungstod sterben.

      • @Günter Distler:

        In der Schweiz gab es einen Fall eines Demenzkranken, der geimpft wurde, und daraufhin verstarb.

        Der Heimarzt hätte aufgrund von bekannten Problemen mit Impfungen bei diesem Patienten abgeraten, war aber nicht anwesend.

  • Therapie oder Prophylaxe?

    Zitat aus der Pressemitteilung: „Für die überwiegende Mehrheit der älteren Menschen, die mit Gebrechlichkeit leben, werden alle Nebenwirkungen des Impfstoffs durch ein geringeres Risiko einer schweren Erkrankung an Covid-19 mehr als ausgeglichen.“

    Man sucht in dieser Pressemitteilung über die Wirkfolgen der Impfung vergebens den Hinweis auf den allerorten verkündeten eigentlichen Sinn des Ganzen, das Virus prophylaktisch durch kontrollierte Herdenimmunität auszurotten und damit seiner Ausbreitung endgültig einen Riegel vorzuschieben. Dies galt in der bisherigen Wahrnehmung als conditio sine qua non für die Aufhebung des Notstandes und der damit begründetet Restriktionen des öffentlichen Lebens. Bedeutet diese Auslassung, daß die Impfung lediglich darauf abzielt, den Krankheitsverlauf zu lindern, ohne damit zugleich auch eine künftige Infektiosität des Geimpften erfolgreich, d. h. sicher und dauerhaft bekämpft zu haben? Sollte dies zutreffen, führte dies zu der Frage, was das ganze Tam Tam um die größte Impfkampagne aller Zeiten dann soll, denn zur Milderung des Krankheitsverlaufes gibt es inzwischen erprobte klinische Behandlungsprotokolle mit klassischen Medikationen, mehrere Neuentwicklungen sind in fortgeschrittenen Stadien und werden jetzt sogar von der Bundesregierung gefördert. Weltweit verweisen zahlreiche klinische Mediziner auf signifikante Erfolge bei der Frühbehandlung usw. Also Cui bono?

    • @Reinhardt Gutsche:

      Hallo Herr Gutsche,



      ich habe es bisher schon so wahrgenommen, dass die Impfung das Risiko einer schweren Erkrankung reduzieren soll. Wenn sie außerdem Ansteckungen verhindert, wäre das wunderbar, aber das ist ja noch nicht abschließend geklärt. Selbst wenn „nur“ das Risikos eines schweren Verlaufs reduziert wird, ist das doch positiv und hilft, dass die von Ihnen angeführten Behandlungsprotokolle nicht angewendet werden müssen. Dass die Hersteller des Impfstoffes davon profitieren, ist unbestritten. (Aber ich würde auch nicht auf einen Airbag verzichten wollen, weil der Hersteller davon profitiert.)



      Ich finde, dass die Impfung eine weitere Möglichkeit ist, die Intensivstationen zu entlasten und habe das auch als Ziel der anderen Maßnahmen wahrgenommen. Wenn es um Herdenimmunität geht und darum das Virus auszurotten, müssen wir wahrscheinlich noch lange im Lockdown bleiben (,wenn dieses Ziel überhaupt erreicht werden kann). Ich sehe es eher als Ziel das Virus so weit zu kontrollieren, dass der Schaden für die Menschen und das Gesundheitssystem minimiert wird, wie bei anderen Viren (z.B. Masern).

      • @Günter Distler:

        Et vice versa

        Zitat @Günter Distler: „Selbst wenn „nur“ das Risikos eines schweren Verlaufs reduziert wird, ist das doch positiv und hilft, dass die von Ihnen angeführten Behandlungsprotokolle nicht angewendet werden müssen.“

        Das ließe sich auch genau andersherum sehen: Wenn es taugliche Behandlungsprotokolle gibt, um einen schweren Krankheitsverlauf zu mildern, dann kann das helfen, ein Hals über Kopf aus dem Hut gezaubertes, unsicheres und teleskopartig getestetes GMO-Vaccinum nicht anwenden zu müssen.

        • @Reinhardt Gutsche:

          @Gutsche:



          Es handelt sich bei den ersten beiden Impstoffen NICHT um GMOs, es sind keine Organismen. Das was dabei in unsere Zellen eingeschleust wird sind auch keine Gene sondern mRNA; Gene wären langlebiger während mRNA schnell wieder abggebaut wird.

          Die Impstoffe wurden zwar in absolutem Rekordtempo entwickelt, aber es wurde deswegen nichts aus dem Hut gezaubert; Durch den vorangegangen und untersuchten SARS-Virus musste nicht komplett von Null mit der Entwicklung angefangen werden. Studien können mitten in einer Pandemie auch tatsächlich schneller laufen, weil für die Wirksamkeitstudien sehr schnell die Zahl der Ansteckungen in der Kontrollgruppe zusatnde kommen.

          Und schließlich ist eine Impfung sehr viel einfacher durchzuführen als eine stationäre Behandlung und belastet die Krankenhäuser nicht annähernd so stark.

          • @MiK:

            Zitat @MIK: „Und schließlich ist eine Impfung sehr viel einfacher durchzuführen als eine stationäre Behandlung und belastet die Krankenhäuser nicht annähernd so stark.“

            Also ganz so schlimm kann es mit der Belastung der Krankenhäuser nicht bestellt sein. Dem seinerzeitigen Präsidenten der Deutschen Krankenhausgesellschaft A. Dänzer zufolge wurden allein bis 2014 seit der Jahrtausendwende 600 000 Krankenhausbetten abgebaut, was Gesundheitsminister Gröhe (CSU) immer noch nicht genug war (Dtsch Ärztebl 2014; 111(19)). Ein Jahr zuvor hatte die Bundesregierung dem Bundestag ein „Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz“ zugeleitet. Das dort durchgespielte Katastrophenszenario orientiert sich erstaunlich eng an dem, was sich gegenwärtig abspielt, wobei die Opferzahlenhypothese mit 7,5 Mio Toten signifikant höher ausfiel als jetzt in der Realität und sogar in den Horror-Modellen des Imperial College London und des „Hammer and Dance“-Papers. Zur Ausbreitung und Gegenmaßnahmen heißt es: „Die Infektionskrankheit breitet sich sporadisch und in Clustern aus. Eine Übertragung findet insbesondere über Haushaltskontakte und im Krankenhausumfeld, aber auch in öffentlichen Transportmitteln, am Arbeitsplatz und in der Freizeit statt. Absonderung, Isolierung und Quarantäne sind aber nur von begrenzter Wirksamkeit. (Fraser et al., 2004)“. (Bundesdrucksache17/12051 3.1.2013)

            Gegen dieses Szenario mutet die gegenwärtige Epidemie nachgerade wie ein Kindergeburtstag. In vollem Bewußtsein dieser Gefahrenlage zieht daraus ein Gesundheitsminister keine andere Konsequenz als den weiteren Bettenabbau. Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen. Jährlich werden hierzulande bis zu 20 Krankenhäuser dichtgemacht und Personal entlassen, in diesem Jahr allein 17 nach Beginn der Corona-Epidemie. 100 000 Pflegestellen sind unbesetzt, weil renditesüchtig strukturell unterbezahlt.







            Übrigens: In der Schweiz gelten Intensivstationen erst bei einer Kapazitätsauslastung von 90% als rentabel...

            • @Reinhardt Gutsche:

              Ihre Betten-Argumentation ist schon ein böses Foul.



              Sorry.

              Sie werfen "Betten" und "Intensivbetten mit Beatmungsgerät" in einen Topf und ignorieren obendrein, dass der Engpass aktuell nicht die Intensiv-Bettenplätze sind, sondern das Personal dafür fehlt, diese zu betreiben.

              So differenziert sollte man schon denken können.

              Das Katastrophenszenario von 2004 spielt nicht Corona durch. Das sollte man berücksichtigen.

              Das besondere an Corona ist der lange Aufenthalt auf Intensiv verbunden mit künstlicher Beatmung oder Sauerstoffversorgung. Das sind sehr spezielle Dinge.

              Ich kenne das Szenario nicht genau , aber ich nehme mal an, das man dort von vielen Toten ausgegangen ist, die in erster Linie zu Hause sterben und der Fokus lag auf der großen Anzahl der Toten.

              Demnach hätte die Bundesregierung vor Allem in Krematorien investieren müssen. Zum Beispiel.

              So einfach ist die Welt also nicht. Man muss schon genau hinschauen und sollte sich mit Wertungen zurückhalten, solange man selbst die notwendige Tiefe nicht hinbekommt.

              Das die Regierung danach gepatzt hat steht aber außer Frage. (z.B. das Auslaufen lassen der Notreserve an Masten etc.) Das ist bei diesem Artikel aber Off -topic.

              • @Sonntagssegler:

                Fouls

                Zitat @ Sonntagssegler: „Das Katastrophenszenario von 2004 spielt nicht Corona durch.“

                Das erwähnte Papier stammt nicht von 2004 sondern von 2012. Darin heißt es:



                „Das vorliegende Szenario beschreibt ein außergewöhnliches Seuchengeschehen, das auf der Verbreitung eines neuartigen Erregers basiert. Dem Szenario ist der hypothetische Erreger „Modi-SARS“ zu Grunde gelegt, der sehr eng an das SARS-Virus angelehnt ist. Die Vergangenheit hat gezeigt, daß Erreger mit neuartigen Eigenschaften, die ein schwerwiegendes Seuchenereignis auslösen, plötzlich auftreten können. (z.B. SARS-Coronavirus CoV). Ein aktuelles Beispiel für einen neu auftretenden Erreger ist ein Coronavirus („novel Coronavirus“).



                Das hypothetische Modi-SARS-Virus ist mit dem natürlichen SARS-CoV in fast allen Eigenschaften identisch. Die Inkubationszeit beträgt meist 3 bis 5 Tage, kann sich aber in einem Zeitraum von 2 bis 14 Tagen bewegen. Fast alle Infizierten erkranken auch. Die Symptome sind Fieber und trockener Husten, die Mehrzahl der Patienten hat Atemnot... Die Letalität ist mit 10% der Erkrankten hoch... jüngere Patienten haben die Infektion oft schon nach einer Woche überwunden, während schwerer erkrankte, ältere Patienten rund drei Wochen im Krankenhaus versorgt werden müssen, auch Behandlungsbedarf von bis zu 60 Tagen wurde für das SARS-CoV beschrieben...



                Die Infektionskrankheit breitet sich sporadisch und in Clustern aus. Eine Übertragung findet insbesondere über Haushaltskontakte und im Krankenhausumfeld, aber auch in öffentlichen Transportmitteln, am Arbeitsplatz und in der Freizeit statt...“ usw. Usw.

                Wie zu sehen, spielt das Katastrophenszenario genau die jetzige Corona-Epidemie durch.

                Der katastrophale Betten- und Personalmangel ist die Folge der auch des von Spahn und Lauterbach seit Jahren vorangetriebenen Paradigma-Wechsel im Gesundheitswesen und seine Verwandlung aus einem öffentlichen Dienst zur Daseinsvorsorge in eine renditesüchtige Geschäftsbranche.

            • @Reinhardt Gutsche:

              Kreis Mainz-Bingen 211 000 Einwohner, Anzahl Intensivbetten Oktober: 13



              Schließung des Krankenhaus in Ingelheim im Dezember, dann kurzfristig noch 8 (acht!) Intensivbetten, mittlerweile werden wieder 11 gemeldet.



              Für eine fünftel Million Leute.



              Das Krankenhaus Oberwesel wurde im September geschlossen.

              • @gesträubtesphoton:

                Rechenfehler, aber auch so schlimm genug!

  • 2G
    27871 (Profil gelöscht)

    "Legemiddelverket", dieses Wort scheint es dem Autor irgendwie angetan zu haben, klingt ja auch besser als Norwegian Medicines Agency oder Arzneimittelbehörde.

  • In Norwegen 13 Todesfälle unter 25.000 Geimpften.



    Wenn mal annimmt, dass die Geimpten im Schnitt noch 5 1/2 Jahre bzw. ca. 2000 Tage zu leben hätten, wäre das so ungefähr die normale Todesrate.

    Plausibel ist aber schon, dass einige, deren Lebensfunktionen gerade noch zum Überleben ausreichten, durch die Impfung und Impfreaktion überstrapaziert wurden. Eine richtige Erkrankung hätten diese natürlich auch nicht überlebt.

  • Im Zuge der aufgeheizten Stimmung wird es immer schwieriger, sich differenziert zu informieren.



    Deshalb schonmal vielen Dank für den Artikel.

  • RS
    Ria Sauter

    Danke für den Artikel. Habe ich sonst in den Medien nichts darüber gehört. Auch von den Todesfällen lt. Paul-Ehrlich-Institut Stille im Medienwald.

    • @Ria Sauter:

      Hallo Frau Flieder,



      hier in Bayern hat der Bayerische Rundfunk ausführlich über die Zahlen der Nebenwirkungen nach Impfungen berichtet. Da war sogar von 11 Todesfällen die Rede. Allerdings auch mit dem Hinweis, dass die Verstorbenen alle eine schwerwiegende Grunderkrankung hatten.

      • RS
        Ria Sauter
        @Günter Distler:

        Danke für die Info. In der Regionalzeitung sowie im Regionalradio war dazu bei uns nicht zu hören oder lesen, auch im Videotext nichts. Habe erst durch die TAZ davon erfahren.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Ria Sauter:

      Da haben sie wohl die falsche Lektüre zur Auswahl

  • Einer der wenigen Berichte über Nebenwirkungen, die ich kenne und die wirklich sachlich und differenziert sind.



    Ich ziehe aus diesem Bericht den Schluss, dass es ungemein wichtig ist, genaue Informationen über den gesundheitlichen Zustand besonders der Risikogruppen zu haben. Ohne die Mitwirkung von Hausärzten wird das schwierig sein.

  • Was soll die reißerische Überschrift? Leichte Nebenwirkungen sind das fast unvermeidliche Anzeichen dafür, daß die Impfung wirkt. Eine Impfung ohne jede erkennbare Reaktion wäre wie Sport ohne jedes Schwitzen und schwere Atmen. Natürlich ist jemand, dem es bereits vorher so schlecht geht, daß selbst eine leichte Impfreaktion ihn gefährdet, kein geeignet indizierter Patient. Das wußte jeder Arzt auch ohne offizielle Empfehlung schon vorher.



    Natürlich müssen Art und Schwere typischer und zu erwartender Reaktionen erfaßt und dokumentiert werden, um den behandelnden Ärzten eine sichere Entscheidungsgrundlage zu bieten, aber das ist trivial und selbstverständlich.



    Ein solches Aufblähen einer Nicht-Meldung erwarte ich eher von der Zeitung mit einem Buchstaben mehr im Namen.

    • @Axel Berger:

      Wenn die Meldung trivial ist, gibt es erst recht keinen Grund dafür, sie kurz an einem Sonntag motgen zu bringen.

    • 0G
      01068 (Profil gelöscht)
      @Axel Berger:

      Ich finde nicht, dass es eine Nichtmeldung ist.Es ist vielmehr eine Präzisierung im Sinne der Menschen, die sich impfen lassen möchten bzw. für die, die Entscheidungen über eine Impfung treffen müssen, bspw. Angehörige oder gesetzliche Betreuer.

      • @01068 (Profil gelöscht):

        Sie haben recht. Es ging mir, wie geschrieben, nicht um den eigentlichen Inhalt der Nachricht sondern allein die reißerische Aufmachung.

  • Warum denn in die Ferne schweifen?



    Lt. Paul-Ehrlich-Institut wurden bisher 10 Todesfälle kurz nach der Impfung gemeldet.



    Wo bleibt die Berichterstattung hierüber?

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @veritas?:

      800000 Geimpft. Die meisten über 80. Lebenserwartung 84 Jahre. D.h. in den nächsten vier Jahren stirbt mindestens die Hälfte. 400000 durch 4*53 Wochen macht circa 2000 die pro Woche sterben. Da sind ja 10 nicht viel.

      Ist natürlich eine Milchjungen Rechnung - plötzlich sterben nicht alle.

    • @veritas?:

      Berichten sollte man schon. Bei 600.000 geimpften Personen, wovon ein hoher Anteil über 80 Jahre alt ist, kann (muss nicht) dies aber auch die normale Sterblichkeit sein. Bei zehn Fällen erscheint mir das noch plausibel.

    • @veritas?:

      Kommt halt drauf an, ob die Todesfälle relevant sind und mit der Impfung in Zusammenhang gebracht wurden. Ein rein zeitlicher Zusammenhang zwischen Impfung und einem Todesfall kurz danach kann einfach nur Zufall sein. Bei Millionen von Impfungen und normaler Sterblichkeit (gerade bei den Altersgruppen, die gerade prioritär geimpft werden) sind Todesfälle in einer gewissen Häufigkeit völlig normal.

    • @veritas?:

      Die Antwort auf Ihre Frage könnte die Bevölkerung beunruhigen.

      Im Ernst: in Zeiten des betreuten Denkens mit Triggerwahrnungen auf jedem Kinderbuch ist eine offene Berichterstattung oder gar Debatte kaum möglich.

      Klar, dass hier Impfgegner aus solchen Meldungen Honig saugen, aber das ändert doch nichts an der Tatsache, dass das Leben gefährlich ist und solche Dinge zu erwarten sind.

      Sobald statistisch nachweisbar, dass Impfungen bei Hochbetagten mit bestimmten Vorerkrankungen riskanter als die Covid-Infektion selbst sind, wird man darauf reagieren müssen. Gleiches wird für Schwangere und andere spezielle Gruppen gelten.

  • Danke für diesen Artikel!