piwik no script img

Nachhaltige LuftfahrtAirbus setzt auf Ökokerosin

Der Flugzeugbauer Airbus will künftig mit einem US-Start-up klimaneutrale Treibstoffe produzieren. Sie sollen aus Ökostrom und Holzresten entstehen.

Betankung eines Airbus-Transportflugzeugs mit Sustainable Aviation Fuel (SAF) Foto: Sina Schuldt/dpa

BERLIN rtr | Ganz so leicht wie bei den Kraftfahrzeugen wird es wohl im Flugverkehr nicht funktionieren, die klimaschädlichen Treibstoffe durch Akkus zu ersetzen. Kerosin lässt sich aber durchaus nachhaltig herstellen: Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat sich nun mit dem US-Start-up DG Fuels zusammengeschlossen, um Flugzeugkerosin aus Ökostrom und Holzresten zu produzieren.

Airbus-Chef Guillaume Faury sagte am Dienstag, die nachhaltig produzierten Treibstoffe („Sustai­nable Aviation Fuel“, SAF) spielten eine entscheidende Rolle bei der Dekarbonisierung der Luftfahrt. Die Technologie von DG Fuels erlaube es, eine größere Bandbreite von Ausgangsstoffen für die Produktion des Kerosins zu verwenden.

DG Fuels strebt ab 2026 in einer ersten Anlage im US-Bundesstaat Louisiana zunächst eine Produktionskapazität von 454 Millionen Litern SAF pro Jahr an. Das Unternehmen nutzt dabei Abfallzellulose, etwa aus der Holzindustrie, und Strom.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

24 Kommentare

 / 
  • taz: "Ökokerosin - Der Flugzeugbauer Airbus will künftig mit einem US-Start-up klimaneutrale Treibstoffe produzieren."

    Man muss dem Kind nur einen neuen Namen geben und schon ist 'Friede, Freude, Eierkuchen'. Nennen wir Kerosin jetzt also einfach Öko-Kerosin, denn sobald 'Öko' vor etwas steht, ist es Klimaneutral und wir können so weitermachen wie bisher.

    Weiter unten hat es ja schon jemand geschrieben, 'Airbus hat 700 Maschinen in den Auftragsbüchern stehen' und deshalb muss wohl jetzt das Märchen vom klimaneutralen "Öko"-Kerosin erzählt werden. Es wird nicht aufhören mit dieser ganzen Idiotie, weil die Menschheit sich nämlich eigenhändig ins Hamsterrad gesetzt hat und immer weiter strampeln muss. „Da hängen schließlich Arbeitsplätze dran“ rufen unsere Politiker. Ja, Arbeitsplätze, Aktiengewinne und natürlich das Lieblingsmantra aller Politiker, das "Wirtschaftswachstum".

    2023 hatten wir den heißesten Sommer seit Aufzeichnungsbeginn, aber sogar der Flugwahnsinn soll immer weitergehen. Der September 2023 war viel zu warm, und in ein paar Jahren werden wir wohl sogar im November und Dezember 30 Grad Celsius in Deutschland haben. Aber keine Angst, denn wir werden einfach alle Dinge - die klimaschädlich sind - umetikettieren und sie "Öko" nennen und schon sieht unsere Welt wieder schön und auch wieder normal aus – oder?

  • Wie hoch ist denn der Ökostromanteil am Gesamtstrom?



    Sollte mensch als erste damit E-Fuels herstellen oder nicht lieber doch erstmal ne warme Bude im Winter oder eine aushaltbar kǘhle im Sommer, Warmwasser?



    Dekarbonisierung? Offenbar soll für die Erzeugung u.a. Abfallzellulose verwendet werden. Inwieweit wäre dies kohlenstofffrei?



    Was für eine Nachhaltigkeit ist gemeint? Wie nachhaltig kann Luftfahrt sein? Mensch bedenke u.a.: Derzeit ist der Earth Overshoot Day bereits am 2.8., auf Deutschlands Verbrauch bezogen gar schon am 4. Mai..

    • @Uranus:

      Was es braucht ist eine verstärkte Einbindung des Flugverkehrs in den Emissionshandel - ohne soziale Ausgleichskomponente.

    • @Uranus:

      Erst mal mit Strom eine viel zu große Bude beheizen, die unzureichend gedämmt ist. In den Urlaub fliegen nach Bali geht ja immer noch mit Fossil-Kerosin. 🤪

  • Kann man natürlich diskutieren. ich würde jedoch am anderen Ende beginnen: Airbus hat 700 Machinen in den Auftragsbüchern stehen für die nächsten Jahre. Tendenz steigend. Bevor man über Fuels redet sollte man darüber reden, wieviel Luftfahrt wirklich nötig ist. Und ob man vermeiden oder verhindern kann, dass wie an dem Rekordtag diesen Sommer an einem Tag 136.000 Flüge weltweit stattfinden. Man muss nur auf einen dieser Flight-live-tracker gehen um zu sehen wieviel tausend flieger stüdnlich in der Luft sind.

  • Öko-Kerosin war, ist und bleibt ein Märchen bzw. Etikettenschwindel, Fliegen ein extremer Energieschlucker.

    Nach wie vor bleibt die Frage der globalen Energiegerechtigkeit unbeantwortet.

    Die meiste Menschen dieser Welt fliegen gar nicht.

    • @Nilsson Samuelsson:

      Die Menschen wollen aber fliegen. Das einzige, was sie zurückhält sind die fehlenden Produktionsslots von Airbus.

    • @Nilsson Samuelsson:

      Umso besser. Dass ist doch genau das was für das Klima gut ist, oder nicht?

  • Korrekter wäre wohl:



    Public-relations-Abteilung von Airbus setzt auf Ökokerosin.



    Tatsächlich passiert wenig für umweltschonendere Flugzeugantriebe.

    Überzeugender wäre ein effektives Entwicklungstempo für Wasserstoffantriebe.

    • @meerwind7:

      Mit Wasserstoff kann man ein Flugzeug nicht betreiben. Die Energiedichte ist zu gering, die Technik zu kompliziert, zu schwer, zu anfällig. Es gibt Gründe, warum Wasserstoff weltweit nur als Nischenprodukt für Antriebe betrachtet wird.

  • Gute Idee. Ein weiteres Produkt, was sich um die weltweiten "Holzreste" prügeln darf und im Nachgang als Ausgleich frisches Holz häckselt, weil die Holzreste nicht annähernd ausreichen.

    • @SeppW:

      Die Holzreste dürften nur momentan als Kohlenstoffquelle dienen, zukünftig soll ja aus der Luft gefiltertes CO2 dafür genutzt werden.

    • @SeppW:

      GENAU DAS war auch mein Gedanke....dass immer mehr Firmen auf Holz oder eben "Holzreste" setzen, lässt mich erschaudern, für unsere Wälder bedeutet es nichts Gutes

  • "Sie sollen aus Ökostrom und Holzresten entstehen."



    Endlich mal ein vernünftiger Ansatz zur Lösung des Speicherproblems: E-Fuels mit Biomasse als C-Quelle.

    • @sollndas:

      Das glauben Sie wirklich? Dann wundert mich nichts mehr. Hier wird beispielhaft der Konflikt zwischen Ökologen und Technikgläubigen gezeigt. Aus ökologischer Sicht: Der Mensch denkt, das weltweite Ökosystem kollabiert.

      • @Axel Donning:

        Ok., dann machen wir eben weiter mit Braunkohle und Kernenergie. Was dann aus der Ökologie wird, können Sie sich denken.



        Zurück zur Natur geht nicht, dazu ist die Menschheit zu zahlreich und zu anspruchsvoll geworden. Das beste, was wir anstreben können, ist eine Symbiose mit der Natur.

  • Das ist nicht nachhaltig, aufgrund der Übermengen an benötigten Holzreststoffen. Das kann allein nicht mehr aus Holzreststoffen aufgrund der benötigten Mengen erzeugt werden. Das hat dann zur Folge, dass Bäume eingeschlagen werden und eine nachhaltige Forstwirtschaft nicht mehr gegeben ist, zumal Holzreste bereist in der Pelletproduktion und Papierherstellung verwendet werden. Eine übergroße Nachfrage würde in diesen Bereichen zu emmensen Preissteigerungen führen. Das wäre ein massiver Hemmschuh für den zweiten Weg der Energiewende auf Basis von Biomasse.

    • @Sonnenhaus:

      Das sehe ich auch so. Zumal die Holzproduktion bereits an/über dem Limit ist - inbesondere Deutschlands Holzbilanz ist problematisch. Es wird viel importiert. Wo kommt das Holz her? Wie wird es produziert?

      • @Uranus:

        Die Holzmafia ('hört sich lustig an, die Holzmafia gibt es aber tatsächlich') freut sich natürlich über den zusätzlichen Reibach, den sie dann nicht nur mit Pellets für Holzheizungen machen kann, sondern dann auch noch mit sogenanntem "Öko"-Kerosin. In vielen armen (aber waldreichen) Ländern werden dann wohl nicht nur die armen Waldarbeiter ausgebeutet, sondern deren Wälder werden auch noch gleich als Flugzeugsprit "verfeuert". Und dann glauben wieder viele Deutsche, dass sie etwas Gutes für die Umwelt und das Klima machen, da dann ja der Mallorca-Billigurlaub ganz "umweltschonend und klimaneutral" ist.

        • @Ricky-13:

          Jo, womöglich. Dort gibt es dann womöglich noch weniger Gegenmacht gegen solche Zerstörung. Aus den USA habe ich mal Bilder gesehen, die große Flächen an Kahlschlag zeigten teils mit Baumreihen am Rande um die Ausmaße von außen nicht gleich erkennbar zu machen. Vielleicht in der Doku "If a tree falls"?



          Ja, vielen Homo idiotis(?) sind keine Grenzen bezüglich deren Blödheit und des Sich-selbst-vormachens gesetzt. Dank Lobby, Politik und PR und Ignoranz und Bequemlichkeit vieler Leute kann die Zerstörung der Lebensgrundlagen auf etwas andere Weise fortgeführt werden.

    • @Sonnenhaus:

      Das kann schon nachhaltig sein, reicht aber nur für winzige Bruchteile des Bedarfs. Insofern mehr Ablenkung der PR-Abteilung von Airbus vor den wahren Herausforderungen an die Branche.

  • Warum kooperiert Airbus mit einem US-Startup? Gibt es dafür niemanden in Europa? Und falls nein, warum ist das so? Es wäre schön darüber mehr zu erfahren.

  • Öko-Framing!



    Worin liegt der ökologische Vorteil, wenn statt Erdöl Holzreste verwendet werden? Das gebundene CO2 wird in beiden Fällen frei gesetzt. Es wäre daher eher interessant zu wissen, wie hoch der CO2-Verbrauch in der Herstellungskette ist. Also vom Erdöl zu Kerosin versa Holz zu Kerosin.