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Nach dem Tabubruch im BundestagSchwingungen am linken Rand

Wie macht die Union nach Merz‵ Entgleisung weiter? Reicht die CDU im Osten der AfD die Hand? Und gibt es jetzt ein Momentum für die Linke?

Plötzlich hip: Linke Spit­zen­kan­di­da­t:in­nen Jan van Aken und Heidi Reichinnek Foto: Mike Schmidt/Picture Alliance

Union: Bleibt die Tür zur AfD jetzt wirklich zu?

Am Montagnachmittag brandet in einer Berliner Messehalle donnernder Applaus auf. Friedrich Merz hat auf der Bühne gerade eine Koalition mit der AfD ausgeschlossen: „Es gibt keine Zusammenarbeit, es gibt keine Duldung, es gibt keine Minderheitsregierung, gar nichts.“ Die Delegierten des CDU-Bundesparteitags klatschen begeistert – das wollten sie von ihrem Kanzlerkandidaten hören. Vor zwei Wochen noch wäre dieser Satz weniger bedeutend gewesen.

Merz meint, was er sagt, davon kann man ausgehen. Er ist Demokrat, Transatlantiker und Europäer. Er verachtet die extrem rechte AfD und will sie bekämpfen. Nur: Überzeugend war einst auch seine Ankündigung, im Bundestag keine Zufallsmehrheit mit der AfD einzugehen. Dann kam Aschaffenburg, und Merz’ Worte vom November galten nicht mehr. Aschaffenburg habe einen Notfall erzeugt, die Sachlage verändert, so die Rechtfertigung der CDU.

Was aber, wenn der nächste vermeintliche Notfall auftritt? Merz’ Glaubwürdigkeit ist erschüttert. Die Drohung, mit der AfD zu stimmen, sollte Druck auf die anderen demokratischen Parteien ausüben. Er wollte seinen Willen durchsetzen. Doch Merz hat damit eine Tür zu den extrem Rechten aufgemacht – und ganz bekommt er die nicht mehr zu. Jüngsten Umfragen zufolge scheint dieser Kurs der Union jedoch weder besonders zu nutzen noch zu schaden.

SPD: Kann man Friedrich Merz noch glauben?

Die SPD ist wegen Merz’ Tabubruch leise verunsichert und laut empört. Wie empört, das war zu hören, als SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich die Union im Bundestag aufrief, „das Tor zur Hölle wieder zu schließen“. Die Antwort war Gelächter bei der Union. SPD-Kanzler Olaf Scholz verkörpert derweil wie kein Zweiter die Devise „Pragmatismus statt Panik“. Bloß nicht übertreiben, außer beim Pensum des Aktenstudiums. Doch auch Scholz donnerte im Bundestag, dass „uns eine schwarz-blaue Regierung droht“, eine Vizekanzlerin Alice Weidel. In einem Podcast legte er nach: Die Union werde nach einem Wahlsieg pro forma mit SPD und Grünen verhandeln und im Oktober mit der AfD regieren. Ein kühne Prognose, ungewöhnlich für den sonst so vorsichtigen Kanzler.

wochentaz

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Den Merz-Move Richtung AfD hat die SPD nicht kommen sehen. Nicht nur Jusos sagen nun: Wir können nicht mit Merz regieren. Eine Groko können sich viele GenossInnen aus demokratischer Verantwortung vorstellen – aber nicht mit dem unzuverlässigen Merz. Warum sollte die SPD ihm noch glauben, dass der demnächst nicht die Wirtschaftskrise zum Notfall erklärt, um dann mit AfD-Stimmen Steuersenkungen durchzubringen? Die Empörung der SPD ist echt, die Ratlosigkeit auch.

Scholz und seine Partei betonen, dass sie beim Asylrecht extrem viel verschärft haben, die Grenzen kontrollieren und auf Geas setzen, das EU-Abschreckungsprogramm gegen „illegale“ Migration. Aber all das klingt immer komplizierter als die Jetzt-reicht-es-Sätze eines Friedrich Merz. Und es klingt wie nachholende Anpassung. Mit ihrem harten Migrationskurs hat die Union ein Mittel in der Hand, das der SPD wehtut – und zwar mehr als den Grünen. Denn die SPD-Anhängerschaft hat Sympathien für Tabula-rasa-Rhetorik. Im Willy-Brandt-Haus hatte man gehofft, dass Merz’ Tabubruch und die von Hunderttausenden unterstützten Proteste auf den Straßen den Sozialdemokraten zugutekommen. Doch die Umfragen sehen nicht danach aus. Daher rührt, weniger sichtbar, die Unsicherheit der SPD.

Grüne: Koalieren mit einem Wortbrecher?

Drei Tage nach dem Knall im Bundestag hat sich der Pulverdampf verzogen. Im Erdgeschoss der Grünen-Zentrale warten nur ein paar JournalistInnen auf Parteichefin Franziska Brantner. Es ist die Pressekonferenz nach der Vorstandssitzung, wie jeden Montag. Zuletzt war immer viel los, wegen Habecks Kapitalerträgen oder der Causa Gelbhaar. Diesmal sind viele Stühle leer. Was folgt aus den Großdemos vom Wochenende, so die Frage. Brantner glaubt, dass die Leute demokratische Mehrheiten wollen. Und „in vielen Städten“ habe es auch die Einladung an die CDU gegeben: „Kommt zurück in die Mitte.“ Die Tür für Merz bleibt also offen. Die Grünen haben zwar flink neue Plakate entworfen, Friedrich Merz werfen sie darauf „Wortbruch“ vor. Aber: Eine Koalition mit dem Wortbrecher bleibt eine Option.

Was sich allerdings verändert hat: Niemand schwärmt mehr von Schwarz-Grün als Projekt. Viele Realos hatten sich schon 2021 eine Kiwi-Koalition gewünscht, mit vertrauenswürdigen Partnern, durch die sich neue gesellschaftliche Mehrheiten erzeugen lassen. Davon reden nach Merz’ Wortbruch auch überzeugte Realos nicht mehr. Es geht jetzt um etwas anderes, die demokratischen Parteien müssen in den nächsten Jahren noch in der Lage sein, Mehrheiten zu bilden. Schwarz-Grün wäre also eher „betreutes Regieren“ mit einer Union, die man in der Mitte festnageln will.

Die linken Grünen, die immer skeptisch auf Schwarz-Grün blickten, sind für diese Vorstellung durchaus empfänglich. Die Demokratie retten und das Wegrutschen der Union Richtung AfD verhindern – das passt in ihren Wertekanon.

Und das, obwohl Ausschlüsse gerade in Mode sind. Die FDP schließt eine Koalition mit den Grünen aus, Merz eine Minderheitsregierung mit der FDP. Die Grünen schließen, schwindelig vom jüngsten Blick in den Abgrund, nichts aus. Ob aber nach dem 23. Februar etwas mit der Union geht, menschlich, programmatisch? Puh.

CDU Ost: Fällt die Brandmauer hier endgültig?

Am Freitag vor zwei Wochen lud Sven Eppinger ein Video bei TikTok hoch. Darin sieht man, wie sich der sächsische CDU-Landtagsabgeordnete über die gemeinsame Abstimmung mit der AfD im Bundestag freut. Eppinger ist für seine Offenheit Richtung AfD bekannt. Neben Eppinger sitzt sein Parteifreund Geert Mackenroth, früherer Justizminister in Sachsen. Die beiden fühlen sich vom Verhalten der Unionsfraktion im Bundestag sichtlich bestätigt. Und das gilt wohl nicht nur für sie.

Wenn Parteichef Merz eine Mehrheitsbildung mit der AfD im Bundestag für okay erklärt, warum sollte man es dann in Bautzen, Cottbus oder Stendal anders machen? Und wie viel ist dann der Passus im Koalitionsvertrag der schwarz-roten Minderheitsregierung in Sachsen noch wert, in dem es heißt: „Eine Zusammenarbeit oder eine Suche nach Mehrheiten mit der AfD wird es nicht geben“? Für Merz fällt die gemeinsame Mehrheitsbildung im Bundestag weder in die eine noch die andere Kategorie.

Die Kräfte in der Ost-CDU, die die Abgrenzung schleifen wollen, dürften sich jedenfalls gestärkt fühlen. Sven Eppinger träumt in seinem Video schon von einer Minderheitsregierung, in der die CDU nicht mehr an SPD oder Grüne gebunden ist. Ob er damit wechselnde Mehrheiten meint oder gleich eine Tolerierung durch die AfD, sagt er nicht.

Linkspartei: Plötzlich wieder voll im Trend?

Die Linkspartei wirkte bis vor ein paar Wochen noch wie ein blasses Relikt. Die Partei taumelte – lange heillos zerstritten in TraditionalistInnen und Bewegungsfraktion – in die Bedeutungslosigkeit. Sie wirkte wie übrig geblieben, funktions­los. Die neuen Ostprotestparteien sind AfD und Bündnis Sahra Wagenknecht. „Alle wollen regieren. Wir wollen verändern“, steht nun trotzköpfig auf den Wahlplakaten der Linken. Eine Partei, die in den Umfragen bei 3 Prozent rangiert und nicht regieren will, beantwortet eine Frage, die niemand gestellt hat. An das Rot-Rot-Grün-Projekt erinnern sich kaum noch Ältere.

Und jetzt plötzlich hip? Bei den Namen Jan van Aken und Heidi Reichinnek nickten bislang nur Politikinsider. Jetzt strömen hunderte JungwählerInnen zu stinknormalen Wahlkampfevents. Parteichef van Aken erzählte am Dienstag in Stuttgart, dass bei seinem letzten Auftritt dort nur 8 Leute kamen – diesmal waren es rund 800. Reichinneks „Auf die Barrikaden“-Video aus dem Bundestag wurde 29-Millionen-mal angeklickt. 11.000 neue GenossInnen sind in den letzten vier Wochen in die Partei eingetreten.

Die Linkspartei erfüllt eine um sich greifende Sehnsucht nach entschlossenem Protest in finsteren Zeiten, gerade bei Jüngeren. In manchen Umfragen ist die Linkspartei bei den 18- bis 29-Jährigen genauso beliebt wie die Grünen. SPD und Grüne können diese Protest-Stimmung nur bedingt bedienen – sie sind ja Merz’ Koali­tionspartner in spe.

So bringt das politische Beben in der Mitte den linken Rand in Schwingung. Das Momentum ist bei der Linkspartei. Oder ist das doch nur eine Momentaufnahme? Vielleicht hilft Merz’ Kumpanei mit der AfD der Linkspartei über die Fünfprozenthürde. Das Karl-Liebknecht-Haus müsste dem Unionschef eine Dankeskarte schicken.

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29 Kommentare

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  • Es liegt eine gewisse Tragik darin, dass die Linke ausgerechnet dann wieder ein Momentum hat, wenn die Faschisten durchmarschieren.



    Schauen wir uns doch mal die Tatsachen an: Linke 5%, AfD 22%. R2G zusammen 35%.



    Trotzdem: Reichinnek, van Aken … find‘ ich gut.

  • Wenn wir unbegrenzte Toleranz sogar gegenüber Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gemeinschaft gegen den Ansturm der Intoleranten zu verteidigen, dann werden die Toleranten zerstört und mit ihnen die Toleranz.

    Karl Popper

  • Wir nehmen an, die Linke bringt einen Entwurf ein und die AfD stimmt zu? Es geht um eine soziale Frage...



    Der Rest des Bundestages lässt sich nicht zur Zustimmung bewegen.



    Zieht die Linke ihren Antrag zurück?

    Was Merz getan hat, war ggf. unnötig/unklug, wobei ich gehört habe, die AfD hätte den Antrag eingebracht, wenn es die CDU nicht getan hätte? Das kann ich nicht wirklich beurteilen...

    Wir sind uns sicher einig, dass die AfD auch im nächsten Bundestag wieder vertreten sein wird?



    Ist eine Regelung, die eine Zustimung zu Antrgägen der AfD ausschließt nicht klüger?



    Anträge von Grünen, SPD, CDU und FDP, also der Mitte? müssten eigentlich frei zu entscheinden sein?

    Eine Sache: Ich denke, es wird keine Regierungsbildung mit der Linken geben (Demokratie?), denn ob links oder eher mittig (FDP), es hat mit Sicherheit keine Regierung mehr Lust auf eine "Minderheiten-Brems-Regierung", wie mit der FDP!

    Insofern wäre die Stimmen für die Linke besser bei SPD oder Grünen (CDU ;-) ) aufgehoben. Auf das man eine Regierung mit zwei Parteien realisieren kann. Dann geht auch wieder etwas vorwärts....

  • als van Aken gewählt wurde, konnte ich nur aufatmen, endlich!



    Reichinnek kannte ich noch nicht, aber beide strahlen etwas aus, dass der Linkspartei bisher fehlte. Großartig!

  • taz: *Am Montagnachmittag brandet in einer Berliner Messehalle donnernder Applaus auf. Friedrich Merz hat auf der Bühne gerade eine Koalition mit der AfD ausgeschlossen.*

    Das sollte für eine demokratische Partei eigentlich selbstverständlich sein, aber Merz hat das für die Journalisten und Bürger wohl noch einmal betonen wollen, dass sein Ausrutscher mit der AfD nur "ein bedauerlicher Ausrutscher" von ihm war. Anscheinend gibt es immer noch viele Leute die Merz weiterhin vertrauen und die mit offenen Augen nicht sehen wohin dieser Mann uns führt. Friedrich Merz ist nicht zu trauen, denn er will um jeden Preis Bundeskanzler werden, und dafür würde er sich sogar mit der AfD verbünden und es dann als 'notwendig für Deutschland' hinstellen.

  • Werden sich SPD und Grüne weiterhin einer Zusammenarbeit mit der CDU verweigern damit die AfD nicht das Zünglein an der Waage ist?

  • "Die SPD ist wegen Merz’ Tabubruch leise verunsichert und laut empört"



    Natürlich. Denn für sie steht ALLES auf dem Spiel.



    Dieter Nuhr hat das gerade erst extrem treffend analysiert. Ich weiß der hat hier nicht mehr viele Fans, aber diese 80 Sekunden bringen es exakt auf den Punkt:



    youtu.be/7PwkUhIRD...i=qxHlVHhhf5543LD_



    SPD und Grüne brauchen die AfD - aber natürlich politisch isoliert, denn dann ist rot-grün die Mehrheit vom Rest...

  • "Die Kräfte in der Ost-CDU, die die Abgrenzung schleifen wollen, dürften sich jedenfalls gestärkt fühlen. Sven Eppinger träumt in seinem Video schon von einer Minderheitsregierung, in der die CDU nicht mehr an SPD oder Grüne gebunden ist."



    Vor fünf Jahren war die Welt auch nicht rosa.



    Früher war aber "mehr Lametta".



    Aus dem Archiv:



    Bei zeit.de



    ""Zerstörung der CDU":



    YouTuber Rezo legt mit neuem CDU-Video nach



    Seine Hauptvorwürfe gegen Unionspolitiker sind Inkompetenz, krasses Versagen und das Verbreiten von Unwahrheiten. Rezo greift aber auch die Grünen an."



    Als ob jetzt Friede, Freude, Eierkuchen sei.

    • @Martin Rees:

      Nö, wir sind heute nur noch resignierter als vordem.



      Als ich vor einem Jahr in meiner Heimatstadt bei den Protesten gegen Rechts dabei war, war ich noch fast euphorisch ob der Masse der Demonstranten.



      Gestern waren es immerhin genau so viele (25.000!), aber mein Gedanke war: immer wieder die gleichen Gesichter … die Sache ist also entschieden, der rechte Durchmarsch lässt sich nicht mehr verhindern. Ein Rezo lockt heute auch keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor.



      Wer kann mir noch Zuversicht zusprechen (außer ein treudoof vom Wahlplakat auf mich hinabblickender Grünen-Kanzlerkandidat😉)?

    • @Martin Rees:

      Was haben Rezo und die AfD gemeinsam? ... Sie wollen die CDU zerstören.

  • Eine ungewöhnliche Wahl, bei der im Wahlkampf hauptsächlich über Tortendiagramme geredet wird.



    Ist das der Assoziation: Karneval- Clown -Torte, zu verdanken?



    Klassischerweise steht im Vordergrund was man will und nicht wo Frau in der nächsten Klasse sitzen will.



    Wobei... neben Meckermerzi will ich nicht ..



    der stinkt!



    Es gab Gründe, weshalb sich die Sozis mit Merkel eingelassen haben - aber mit Merz? Da würden mich keine 10 Pferde hinverbiegen.



    Um so überraschender, wie flexibel sich einige Grüne weiterhin verhalten, ganz so, als sei Empörung nur das was man sagt und das was frau macht egal,



    Hauptsache, das Bettchen ist angewärmt?!



    Keinen Fußbreit den Faschisten bedeutet auch, den Inhalten in den Eierköpfen der "C"DU entgegen zu treten!



    Merz ist kein Faschist? Warum macht er dann gemeinsame Sache mit Ihnen?



    Die "NixDU" hat moralisch abgehalftert und wer will schon einen lahmen Gaul als Kanzler?



    Es verwundert, wie Viele sich an der Brettausgabe bedienen und es stolz vor dem Kopf tragen. Im Angesicht der historischen Verantwortung mit den Rechtsextremen paktieren, bleibt ein historischer Fehltritt.



    Seltsam, dass Manche nach einer Woche wieder zur Tagesordnung übergehen...

  • Die Linke ist ja selbst nur noch ein Momentum ohne Beständigkeit, einzig interessant durch das egozentrische Agieren des Nationallinken BSW.

    • @vieldenker:

      Ich würde es so sagen: dass Momentum ist schon da, greift aber nicht großartig über 5% hinaus. Was können die Linken damit schon anfangen? Herzlich wenig.



      Um die AfD zu verhindern, werden SPD oder Grüne - eine von beiden - wohl über Merz‘ Zusrombegrenzungs-und-andere-Grausamkeiten-Stöckchen springen (müssen). Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.



      Angesichts dieser trüben Aussichten ist es fast schon egal darüber zu spekulieren, ob man besser SPD, Grüne oder doch die Linken wählen sollte.



      BSW? Keine Option, darüber sind wir uns wohl einig.

  • Das Gerede von Scholz, wenn er von einer Vizekanzlerin Weidel spricht, erinnert mich an jemanden, der in die Enge getrieben ist oder keine Argumente mehr für sich hat.

    Man hört ihn fast nur noch gegen andere austeilen, aber selten noch was konstruktives sagen.

    Glaubt denn jemand wirklich die CDU Anhänger würde dies mit Weidel mitmachen?

    Und was wir jetzt sicherlich nicht brauchen, egal von welcher Partei, sind Äußerungen dazu, was alles nicht geht.

    Es ist auch frustrierend das manche Probleme unabhängig wer regiert immer bestehen bleiben und parteiunabhängig alle Verantwortlichen seit Jahrzehnten die selben Ausreden haben.

    Wir brauchen jetzt Macher, die voran gehen und keine puren Ideologien.



    Gegen etwas zu sein, ist einfach! Eine bessere und auch praktikable Lösung zu haben, das ist die Kunst!

    Eine gesunde Wirtschaft ist die Basis für Umweltschutz und den Sozialstaat. Alle drei laufen derzeit aus dem Ruder, bzw. haben kein Gleichgewicht.

    Die AFD ist bei 20%! Ich bin überzeugt dass 70-80% davon keine Nazis sind. Sondern Protestwähler, die ihren Unmut äußern. Diese Wähler sind den anderen Parteien durch Selbstverschulden verloren gegangen.

    • @Christian Walser:

      Die Spekulation, welcher Prozentsatz der AfD-Wähler „echte“ Nazis und welcher Protestwähler sind, ist übrigens obsolet, wenn die AfD erst an den Schalthebeln der Macht sitzt. Und AfD „wirkt“ schon jetzt.



      Siehe hier: www.rnd.de/medien/...tputType=valid_amp

  • "Merz’ Glaubwürdigkeit ist erschüttert" und das nicht seit ein paar Tagen.

  • Spätestens nach der Hamburg-Wahl ist die Brandmauer Geschichte, denn danach stehen lange Zeit keine Landtagswahlen mehr an.



    Es wird laufen wie einst bei den Grünen (und später dann der SED): Vor einer Koalition im Bund werden zunächst Pilotprojekte in (ostdeutschen) Landtagen gestartet, nachdem sich die Aufregung gelegt und man sich an das neue Normal gewöhnt hat, wird eine engere Zusammenarbeit dann auch im Bund zur Option werden.



    Die AfD wird sich anschliessend wieder deradikalisieren, da sich dann auch wieder normale Menschen dort engagieren können, ohne gesellschaftlich komplett ausgegrenzt zu werden.



    Prof. Dr. Christian Rieck hatte es auf Youtube ja bereits korrekt prognostiziert ('Die AfD-Lüge der CDU').

    • @Steinchen Frank:

      Da scheinst sich Geschichte wirklich zu wiederholen.

      Einschließlich der Rolle des Verfassungsschutz: www.fr.de/politik/...enen-11465846.html

      Wobei de CDU zuzutrauen ist, dass sie es schafft die AfD dann wirklich zu marginalisieren - hat sie ja bei ihren letzten Koalitionspartnern auf Bundesebene auch ganz gut geschafft. Und selbst den Grünen und der SED-Nachfolgepartei mit einigen Namenswechseln haben die ersten Regierungsbeteiligungen in Bezug auf die nächsten Wahlergebnisse nicht wirklich geholfen.

  • Vor einem Kanzler Merz graut es mir nach letzter Woche wirklich. Ich teile die Sorge des Bundeskanzlers und hoffe dennoch, dass er sich irrt. Friedrich Merz hat seine völlig fehlende Eignung für das von ihm angestrebte Amt unter Beweis gestellt, und ich hoffe, dass er - wie auch immer - noch die Wahl verliert.

  • Zitat: "Ob aber nach dem 23. Februar etwas mit der Union geht, menschlich, programmatisch? Puh."

    Als Mehrheitsbeschaffer, ja. Und das genauso für die SPD. Wie die e-mail von Merz: "Anschauen und zustimmen" nachdem er verkündete, Kompromisse würden nicht gemacht. Da lief ja jetzt, ohne die Richtlinienkompetenz bei Merz schon nichts mehr,



    "menschlich, programmatisch".

    Falls Rote und Grüne darauf hinweisen würden, zusammen soviel Mandate einzubringen wie die Union, die ob ihres historisch zweitschlechtesten Ergebnisses in den Verhandlungen vor lauter Kraft nicht gehen können wird, und dann womöglich erwarten, daß sich Merz zurückziehe und nicht Scholz, ...

  • Die "Ratlosigkeit" bei SPD und Grünen hängt ja auch mit der Erkenntnis zusammen:

    Auch wenn SPD, Grüne und Linke sich inhaltlich einig sind, können sie im Bundestag überstimmt werden.

    Das war seit 2013 nicht mehr so. Es ist also auch Stück weit ganz normaler Machtverlust, den die beiden Parteien jetzt realisieren.

    Einige Unionsanhänger haben gejubelt, andere kehren der Partei den Rücken - die große Mehrheit scheint mit einem Schulterzucken zu reagieren.

    Und das könnte auch genau daran liegen:



    Seit 12 Jahren gibt es keine Mehrheiten im Bundestag mehr ohne linke Beteiligung - auch und gerade weil die Mehrheit Mitte und rechts gewählt hat.

    Dass sich ein Stimmungsumschwung auch in einer Änderung der Machtverhältnisse niederschlägt, ist offenbar für viele ein Anliegen - oder auch selbstverständlich.

  • Von dem, was in Sachsen unterhalb des Landesparlamentes an Zusammenarbeit schon alles ging, obwohl es weder sinnvoll noch erforderlich war, berichtet ja wenigstens die taz zum Glück immer mal wieder. Hier blogs.taz.de/grenz...n-der-braundmauer/ zum Beispiel, ganz besonders "erfreulich", wenn man sich ins Gedächtnis ruft, wie die OB-Wahl damals gelaufen ist und wie von der damaligen Spitze der Bundespartei auf den Leihstimmenregen reagiert wurde. Nun, nachdem Merz seinem so eklatant minderheitsregierendem Parteifreund in Dresden gezeigt hat, wie man zu stabilen Mehrheiten kommt, ...

    Und man wird sich Scholz' Einschätzung wohl anschließen müssen. Kenia wäre zwar auch ohne die Verteilung der Sonstigen schon nahe an der Zweidrittelmehrheit. Aber das sei ja mit Söder nicht zu machen. Denn auch CDU und AfD würden, wenn die Umfragen so einträten, eine Mehrheit haben. Lindner könnte sich da gerne beteiligen, würde er es denn wieder ins Parlament schaffen. Vielleicht überließe man ihm das Gesundheitsministerium, das will ja sonst keiner.

  • na ja, die LINKE feiert grade 70.000 mitglieder.



    bin (wieder) eingetreten, nachdem die 2. gestalt der faschisierung, sarah wagenknecht (so 1 titel aus der entsprechenden argument-verl.reihe) sich mit ihrer anhängerschaft aus der LINKEn entfernt hat.

    erstaunlich ist der derzeitige große zustrom zu den LINKEn an jungen menschen (die kommen in hamburg nicht nur zu drögen wahlkampfveranstaltungen, die eher abtörnend sind) - sondern z.b. zu tischtennis abenden in angesagten locations - kein eintritt, jugendzentrums-feeling, nur eben ohne kirchenkeller-ambiente mit freigetränken.



    da war bis jetzt immer überfüllt. + zeigt auch, daß ein großer bedarf an nicht-kommerziellen dance foors bzw. treffs für junge menschen ohne viel kohle besteht.



    im gegensatz zu früheren zeiten habe ich durchweg positive reaktionen eerlebt bei meinen zügen durch die gemeinde auf die flyer der LINKEn zur bürgerschafts- + zur bundestags-neuwahl.



    selbst in der apotheke hieß es: geb ich meinem mitbewohner. na dann...

  • Abstimmungen sind Teil der Arbeit¹ des Bundestags, lässt sich auf dessen Webseite nachlesen www.bundestag.de/s...it-244948#zusammen



    .



    ¹damit sind nämlich nicht Kungelrunden, Hinterzimmerverabredungen oder Grüßen auf den Korridoren gemeint (Merz wird ja aktuell aus seiner Partei verteidigt, er grüße Weidel noch nichtmal)



    .



    Merz selbst hat also 2021 gemeinsames Abstimmen mit der AfD sehr zutreffend als "zusammenarbeiten" bezeichnet und erklärt:



    .



    》[...] Wenn irgend jemand von uns die Hand hebt, um mit der AfD zusammenzuarbeiten, dann steht am nächsten Tag ein Parteiausschlussverfahren an《



    .



    So zitiert ihn der frühere CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz auf X



    .



    x.com/polenz_r/sta...474018841411862537



    .



    Und jetzt im Wahlkampf, im Gespräch mit Wählern, erklärt Merz aktuell:



    .



    "Wir werden es nach der Wahl wieder machen"



    .



    www.instagram.com/...h=N2Y0Y202Y2p3ZHF3

  • so abstrus kann man also das momentum der linken beschreiben und interpretieren. dabei ist es so einfach: wenn alle nach rechts rücken um das ewig gestrige zur endlosen gegenwart zu verlängern, das gegenteil von rechts aber links ist, dann gibt es von links aus eine ganze welt zu gewinnen. sollte man sich dafür bei einem rechten brandstifter bedanken, der in diesem artikel als transatlantiker, demokrat und europäer verklärt wird, obwohl er mit antidemokraten gemeinsame sache macht, um europäisches recht zu brechen, und dessen transatlantismus sich in trumpismusübungen und marktradikalismus erschöpft? bizarrer gedanke.

  • Wirklich erstaunlich. Die taz macht sich Sorgen um die CDU. Die einzige Partei die sich wirklich keine Sorgen zu machen braucht.

    • @wasbinich:

      Das ist aber falsch gedacht. Die CDU (unter Merz) ist praktisch schach matt. Die können sich raussuchen, ob sie ihre vollmundigen Wahlversprechen brechen, weil sie es weder mit SPD noch mir Grünen umgesetzt bekommen oder das Versprechen brechen, die AfD nicht zum Partner zu machen. Beides wird sie für die Zukunft schwer beschädigen.



      Und dass es eine verantwortungsvolle konservative mitte/rechts Partei in einem ausgewogenen Parteienspektrum brauch, ist genauso richtig, wie dass da eigentlich eine glaubwürdige, konstruktive linke Kraft sein muss. Beides (Momentum hin oder her) ist aktuell nicht wirklich erkennbar und das stärkt populistische Kräfte und erodiert die Demokratie.

    • @wasbinich:

      Bundestagswahl - Umfragen :

      CDU und CSU verlieren Prozente, die AfD stagniert.

      Grüne und Habeck legen weiter zu

      www.fr.de

      Frankfurter Rundschau vom 08.02.2025

    • @wasbinich:

      Naja, ich bin mir nicht sicher, ob sich eine linksliberale Zeitung Sorgen um die CDU machen sollte, aber dass es dazu keinen Grund gibt, bezweifle ich nicht: die CDU hat im Moment ganz gute Umfragewerte, weil die drei Ampelparteien gerade eine Regierung an die Wand gefahren haben (und ehrlich gesagt: angesichts dieser Situation finde ich 30% eher mau…). Aber besonders rosig sieht die Zukunft auch nicht aus: Merz ist nicht besonders gut daran, breitere Milieus anzusprechen. Er stößt gerade kirchliche Kreise, Liberalkonservative, den Arbeitsnehmerflügel der eigenen Partei etc. vor den Kopf. Dass das langfristig gut geht, bezweifle ich, zumal ich nicht sehe, dass er einen durchdachten Plan hat, um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in denen Deutschland gerade steckt, zu überwinden. Die Gefahr, dass er nach der Wahl rasch enttäuscht, ist ziemlich groß – und angesichts der Krise der Linken wird wohl eher die AfD davon profitieren. Die Wahl, die mir wirklich Angst macht, ist nicht die in diesem Monat, sondern die in 4 Jahren…