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Missstände in der FleischindustrieNicht konkurrenzfähig? Und tschüss

Kommentar von Ulrike Herrmann

Die Fleischindustrie zeigt: Wenn ein Geschäftsmodell auf Ausbeutung gründet, dann muss es eben verschwinden.

Die Fleischindustrie ist für Dumpinglöhne berüchtigt Foto: imago

D ie Beschäftigten in der Fleischindustrie werden gnadenlos ausgebeutet. Offiziell erhalten sie zwar den Mindestlohn, aber oft werden unbezahlte Überstunden verlangt – oder ein Teil des Gehalts wird gleich wieder abgezogen. So gehört es zu den Tricks der Subunternehmer, gleichzeitig auch die Unterkünfte zu vermieten, in denen ihre meist ausländischen Angestellten hausen. Für ein Zweibettzimmer sind da schnell 250 Euro pro Kopf fällig, wie die zuständige Gewerkschaft NGG beobachtet hat.

Es blieb nicht folgenlos, dass die deutschen Löhne so niedrig sind: Die Bundesrepublik hat sich zur Schlachtbank Europas entwickelt. Fast 60 Millionen Tiere werden hier jedes Jahr geschlachtet – und da sind die Hühner oder Puten noch gar nicht eingerechnet.

Die Dumpinglöhne werden gern damit verteidigt, dass die deutsche Fleischindustrie sonst nicht konkurrenzfähig sei. Vielleicht stimmt das sogar. Genau beurteilen kann das niemand, denn die Firmenverschachtelungen rund um die Schlachthöfe sind außerordentlich undurchsichtig.

Der zentrale Punkt ist aber: Beim Mindestlohn darf es keine Ausnahmen geben. Deswegen heißt er ja Mindestlohn. Wenn Branchen nicht mehr konkurrenzfähig sind, sobald sie auf die Ausbeutung ihrer Beschäftigten verzichten – dann müssen sie leider verschwinden.

Auch die Textilindustrie verschwand einst

Die Textilindustrie ist ein gutes Vergleichsbeispiel: Einst waren die Bekleidungsfirmen der wichtigste Industriezweig der Bundesrepublik, sogar wichtiger als der Kohlebergbau. Doch spätestens in den 1970er Jahren war es damit vorbei, weil andere Weltregionen billiger waren. Heute stammen viele T-Shirts aus Bangladesch oder auch aus der Türkei. Niemand würde jedoch fordern, dass Beschäftigte in Deutschland so wenig wie in Bangladesch verdienen sollen, damit es hier wieder eine T-Shirt-Industrie geben kann.

Oder anders gesagt: Der Exportüberschuss von Deutschland ist schon groß genug. Da müssen wir nicht auch noch geschlachtete Schweine ausführen, wenn dies verlangt, dass Beschäftigte ausgebeutet werden.

Es wäre jedenfalls einfach, die Missstände in der Fleischindustrie zu beenden. Entscheidend wäre, dass die Schlachthöfe keine Subunternehmer mehr beschäftigen dürfen – sondern für ihre Beschäftigten direkt verantwortlich sind. Dann ließe sich bei jeder Betriebskontrolle sehr schnell erkennen, ob die Mindestlöhne gezahlt werden.

Die Bundesregierung müsste nur zwei Paragrafen im BGB ändern, um das Subunternehmertum zu beenden. Doch bisher will die Politik vor allem die Arbeitsschutzbehörden häufiger vorbeischicken. Das ist nicht falsch, aber zu wenig.

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39 Kommentare

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  • "Wenn Branchen nicht mehr konkurrenzfähig sind, sobald sie auf die Ausbeutung ihrer Beschäftigten verzichten – dann müssen sie leider verschwinden."



    Das sind aber starke Worte in einer Zeitung, die (am 06.11.2013) in ihrem Blog schreibt:



    "Die taz zahlt etwa ein Drittel weniger als der Tarif für ZeitungsredakteurInnen beträgt (die Differenz hängt u.a. von der Zahl der Kinder ab, da gibt es Zuschläge)." weil:



    "Als selbstverwalteter Betrieb haben sich die Mitarbeitenden der taz von Beginn an für sehr niedrige Gehälter entschieden, weil die Zeitung anders gar nicht machbar gewesen wäre."



    ...

    • @Schildbürger:

      Sie scheinen Ausbeutung mit Idealismus zu verwechseln. Niemand zwingt die Redakteure ihr Geld bei der TAZ zu verdienen. Es gibt dort viele gescheite Menschen, die ihr Geld auch anderweitig verdienen könnten, aber sie verzichten darauf, weil ihnen das, was sie hier machen wichtig ist.



      Haben Sie den Eindruck, dass den Fleischzerlegern am Schlachthof das Schlachten so wichtig ist, dass sie gerne auf eine besserbezahlte Tätigkeit verzichten? Den Eindruck hab ich nicht, aber ich mag mich täuschen.

      • @Galgenstein:

        1. Zunächst müssten Sie mir plausibel darlegen, dass Idealismus nicht immer auch ein Stück weit mit Ausbeutung einhergeht. Schließlich wird der Idealismus der TAZ-Mitarbeiter zum Beispiel von Ihnen und mir ausgenutzt, da wir offensichtlich nicht den Preis zu zahlen bereit sind, der notwendig wäre, damit dieses Unternehmen ihre Angestellten gut bezahlen kann.



        2. Es hat immer einen faden Beigeschmack, wenn man selbst unter der moralischen Messlatte, welche man gut sichtbar für ANDERE durch das Leben trägt, Limbo tanzt.



        3. Genauso werden osteuropäische Arbeiter/innen nicht gezwungen in Deutschland Ihr und mein Gemüse zu ernten oder Fleisch zu zerlegen. Da aber selbst der Mindestlohn in Deutschland bedeutend höher ist, als in Osteuropa, tun dies die meisten freiwillig. Ausdrücklich festhalten möchte ich jedoch, dass dies kein Argument für menschenunwürdige Behandlung sein darf. Allerdings darf man aber auch nicht immer die eigenen Vorstellungen einer angenehmen Behausung als Richtlinie nutzen (als Beispiel).

    • @Schildbürger:

      Nun, die Taz mag auch Hobby ihrer Redakteure sein, aber ich bezweifele, dass die Fleischer ihre Arbeit auch spaßeshalber so billig anbieten.



      Die tazler haben immerhin auch die Chance zu anderer Zeitungen zu wechseln.

  • ich denke mal die taz ist mit die erste die sich beschwert wenn hartz4 bezieher sich nicht mehr den gewohnten fleischkonsum leisten können. blöde doppelmoral alle sollen sich einschränken aber trotzdem soll sich jeder alles leisten können.und ja lebensmittel in deutschland sind ramschware.

  • Ist so 7 oder 8 Jahre her, da kam heraus, dass hier in der Region in einem Schlachthof Menschen aus Osteuropa für etwas mehr als 2 Euro / h arbeiteten, und für die Unterbringung auf dem Firmengelände auch noch zahlten. Dem "Unternehmer" ist kaum etwas passiert, als das aufflog. Und genau das ist - damals wie heute - das Problem.



    Angemessen wäre in solchen Fällen IMHO Enteignung, angemessene Strafzahlungen und das lebenslange Verbot, sich unternehmerisch zu betätigen.



    Aber hey, das würde ja abschreckend wirken. Das geht nun wirklich nicht. Da schwenkt man lieber den Zeigefinger, sagt "Dududu böööser", verhängt eine symbolische Strafe und das wars dann.

    • @Kaboom:

      Enteignung? Klingt zwar gut, bringt aber nichts. Es brächte mehr wenn die Schlachthöfe die Differenz plus einen Strafzuschlag für illegale Beschäftigungsverhältnisse zahlen müssten. Die Betriebe hätten dann ein eigenes Interesse daran, dass jeder bekommt, was ihm zusteht und es andernfalls sehr teuer für sie würde.

  • Lernkurve nach vielen Jahren.



    Natürlich ist der Mindestlohn viel zu niedrig und zu löchrig.



    Natürlich sind Leiharbeit, 450€-Jobs, Werkverträge, etc. das Einfallstor zur Kostendrückerei.

    Und wir alle wissen, dass der Slogan "Deutschland geht es gut" schon lange Fasade ist. Auch Angela Merkel weiß das, hat sie doch in den letzten 15 Jahren zu diesem Status maßgeboich beigetragen. Alles ,was ihn hätte öndern können wurde doch von CDU/CSU blockiert. Das merkantilistische Credo der "Wettbewerbsfähigkeit", anstelle im Inland anständige Verhältnisse zu schaffen.

    BTW Es ist eine komsensuale Schätzung, dass in Deutschland die Löhne etwa 20% zu niedrig sind im Vergleich zu den anderen Euro-Ländern.

    Wir leben unter Wert weil Merkel, Schäuble und Co. das vorgeben und ein großer Teil der Gesellschaft das auch noch goutiert.

    • @J_CGN:

      Ein 450 Euro-Job ist kein Vollzeitjob, sondern ein Nebenher-Job.

  • "Entscheidend wäre, dass die Schlachthöfe keine Subunternehmer mehr beschäftigen dürfen – sondern für ihre Beschäftigten direkt verantwortlich sind."

    Das was Sie da vorschlagen, Frau Herrmann, nennt sich auch Feudalismus: Ein Gutsherr

    • @Rudolf Fissner:

      Ich bin es ja gewöhnt, in den letzten Tagen seltsame Dinge zu lesen.

      Ihr Beitrag aber ist besonders skurril.

    • @Rudolf Fissner:

      Oder man nennt es eine Idee aus Zeiten einer sozialeren Marktwirtschaft. Im Artikel steht die Verantwortlichkeit nicht im Zusammenhang mit Menschenbesitz.

    • 6G
      64984 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      was soll es denn mit Feudalismzs zu tun haben, wenn Firmen nicht mehr die Löhne drücken können, indem sie Subunternehmer benutzen

  • Was genau hat sich durch das Verschwinden der Textilindustrie aus Deutschland geändert? Dass die Menschen in Deutschland mit Ihren Konsum von Textilartikeln Menschen aus anderen Ländern (genannt wurde sehr richtig Bangladesch) ausbeuten. Sonst nichts.

    Beim Fleisch wäre es wohl noch schlimmer, weil das Tierwohl durch Transporte in Schlachthöfe in benachbarten Ländern zusätzlich gefährdet würde. Es würden ja nicht mehr Menschen auf Fleischkonsum verzichten, weil die Schlachthöfe nach Polen, Tschechien oder Ungarn abwandern würden. Aber die Tiere, die so schon leiden, würden druch die langen Transporte zusätzlich leiden.

    Damit rede ich sicher nicht der Abschaffung des Mindestlohns das Wort. Aber einfache Lösungen wie "Branchen die sich nicht lohnen müssen verschwinden" ändern ja das Problem nicht, sondern verlagern es nur in Länder, in denen es unserer Kontrolle vollständig entzogen wird.

    Das tatsächliche Problem ist doch, dass bestimmte "Produkte" am Markt einfach nicht zu den Preisen angeboten under verkauft werden, die ihrem inneren Wert entsprechen. (Wobei im Falle toter Tiere noch zu klären wäre, was der "innere Wert" sein soll, aber das würde hier zu weit führen - nehmen wir als inneren Wert in diesem Fall einfach die Gestehungskosten). Am Ende scheitern hier unsere "linken" Konzepte doch daran, dass wir Jahrelang zugelassen haben, dass Menschen in so prekäre Verhältnisse abrutschen, dass sie Billigprodukte, nachfragen müssen.

    Auch das BGB ist bzgl. der Subunternehmer vermutlich nicht der richtige Anknüpfungspunkt. Tatsächlich wäre es das Sozialversicherungsrecht. Wenn in Deutschland bzw. Europa endlich alle Einkommen, egal aus welcher Quelle der Sozialversicherung unterworfen würden, und diese Sozialversicherungsbeiträge vergleichbar einer Quellensteuer eingezogen würden, würden sich in der Mehrzahl der durch Scheinselbständigkeit verseuchten Branchen keine Menschen mehr in diese "Selbständigkeit" drängen lassen.

  • Wenn die Tierqualindustrien, damit die „Produktion" / der Konsum von Tierqual„produkten" nicht schnellstmöglich, besser umgehend/sofort beendet/gestoppt werden / zusammenbrechen, wird es auf diesem Planeten keine Zukunft geben... denn die Biosphäre wird dann, mittel bis eher kurzfristig, zusammenbrechen, das Klima kollabieren, antibiotikaresistente Keime, Super-Bugs, Viren und Zoonosen alles verseuchen, die letzten verbliebenen Regenwälder unwiederbringlich zerstört werden, Exitus!

    Ist das eigentlich so schwer zu begreifen? MEHR als offensichtlich und sichtbar ist es doch längst!!!

  • „60 Millionen Tiere werden hier jedes Jahr geschlachtet – und da sind die Hühner oder Puten noch gar nicht eingerechnet." Warum schreiben Sie nicht wie es ist?: „900 Millionen Tiere werden hier jedes Jahr ermordet"! Oder wollten Sie die Auftraggeber*innen: Omnivor*innen/Vegetarier*innen (auch, wie auch für die daraus resultierenden katastrophalen ethischen, moralischen, ökologischen und ökonomischen Folgen) mit den unfassbar erschreckenden realen Zahlen (rechnerisch jährlich 11 Mal die gesamte menschliche Bevölkerung ermordet... zuvor immer wieder vergewaltigt, gequält, gefoltert und ihnen ihre Säuglinge geraubt und/oder ermordet) nicht verschrecken???

    Übrigens, weltweit sind es jährlich etwa 75 Milliarden Tiere (Land), aus Gewässern schätzungsweise jährlich 2500-3500 Milliarden (2,5-3,5 Billionen)!

    • @Unbequeme Wahrheit:

      Tiere werden getötet, nicht ermordet. Ermorden kann man nur Menschen und Tiere sind halt nun einmal keine Menschen.

      • @Galgenstein:

        die industrielle massentierhaltung sollte sofort verboten werden.



        denn sie gefährdet die zukunft des lebens auf erden und ist ein moralischer skandal

        dass eine mehrheit der menschen möglicherweise nicht will



        dass die tiere vor ihrer grausamkeit und der planet vor ihrer verantwortungslosigkeit geschützt werden -sollten die staaten nicht davon abhalten zu verbieten was verboten werden muss um die zukunft zu sichern

        die politik ist der vernunft und nicht der mehrheitsmeinung verpflichtet

      • @Galgenstein:

        Mord = aus niederen Beweggründen, heimtückisch...

        Was mit den Tieren geschieht, geschieht aus niederen Beweggründen: Profit- und Fressgier, zudem immer heimtückisch! „Erbsenzählen" ist, bzgl. der unfassbaren Verbrechen an jährlich Abermilliarden Tieren, mehr als unangebracht, auch bzgl. der unfassbar katastrophalen Folgen: Zerstörung des Klimas, Ruinieren des gesamten Planetens... auch dass jährlich 15-20 Millionen Menschen verhungern (~/>70% Kinder).

        Wie bekannt, Hauptursache für den Welthunger: „Produktion"/Konsum von Tierqual„produkten" (Fleisch, Milch/Milchprodukte, Eier, Fisch, Tierhaut: Leder, Pelz, Federn, Wolle...). Info: 90-98% der Weltsojaernte (jährlich 360 Millionen Tonnen), ca. 50% aller anderen Getreide und ca. 40% der Meere geraubten Tiere (Fischmehl), landen in den Futtertrögen von 900 Millionen (Deutschland) / 75 Milliarden (weltweit) Landtieren. Zudem in jährlich Abermilliarden Tieren aus Gewässern (Aquakulturen). Diese Nahrung wird den hungernden/verhungernden Menschen vorenthalten/geraubt, sie verhungern, stattdessen wird die Gier nach Tierqual„produkten" für Omnivor*innen und Vegetarier*innen gestillt.

        „Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet" - Professor Jean Ziegler (ehemaliger UN-Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf Nahrung)

    • @Unbequeme Wahrheit:

      Große Zahlen führen dazu, dass man es sich noch weniger vorstellen kann und es einen ja nicht betrifft.



      Oder anders, 6 Milliarden essen Fleisch oder würden es essen.

  • "Beim Mindestlohn darf es keine Ausnahmen geben" -- richtig!

    "Niemand würde jedoch fordern, dass Beschäftigte in Deutschland so wenig wie in Bangladesch verdienen sollen, damit es hier wieder eine T-Shirt-Industrie geben kann." -- aber wenn Bangladeshi zu wenig verdienen ist das ok?

    Ich kann nicht einerseits global argumentieren (Import von Billigware akzeptieren) aber andererseits die globale Verantwortung für humane Arbeitsbedingungen ignorieren!

    Schockierend, wie das neoliberale Dogma inzwischen die Linke infiziert hat! Das Naheliegende wären Schutzzölle auf Dumpingware => klassische SOZIALE Marktwirtschafts Doktrin seit Friedrich List

    • @Mzungu:

      Es gibt hierzulande sogar Leute, die fordern, dass in den Billiglohnländern die Löhne so hoch sein sollen, dass sich das Um-die-Welt-Karren des Krempels nicht mehr rentiert und er wieder im eigenen Land produziert werden kann.



      Wie sich das auf die Situation in den Ländern genau auswirkt, kann ich nicht beurteilen, klimatechnisch würden wir aber alle profitieren.

  • taz-Zitat: “(...)Es wäre jedenfalls einfach, die Missstände in der Fleischindustrie zu beenden. Entscheidend wäre, dass die Schlachthöfe keine Subunternehmer mehr beschäftigen dürfen – sondern für ihre Beschäftigten direkt verantwortlich sind. (...)“



    Sub, sub, sub und am Ende ist Niemand verantwortlich. Vor einem Jahr berichtete DER SPIEGEL über das Subunternehmer-Gesetz für Paketzusteller. (Paketdienste haften für ihre Subunternehmer): Die GroKo hatte sich auf ein Gesetz geeinigt, damit Paketzusteller nicht länger ausgenutzt werden. “(,,,) Die Arbeitgeberverbände kritisieren hingegen die zusätzliche Belastung für die Wirtschaft. Und der Zustellerverband wehrt sich vehement gegen die "pauschale Verurteilung", die mit solch einem Gesetz verbunden ist. (...)“ Hierzu stellen sich wesentliche Fragen: Hat dieses Gesetz tatsächlich zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in diesem Bereich geführt? Finden diesbezüglich genügend Kontrollen (denn nur so macht ein Gesetzt Sinn) statt? Macht ein solches Gesetz für die Fleischindustrie auch Sinn?



    Zuletzt brachte diesbezüglich der nordhessische Fleischskandal um die Firma Wilke (Twistetal) eklatante Missstände zu Tage.



    www.wlz-online.de/...g-zr-13070487.html



    www.wlz-online.de/...t-zr-13101231.html

  • Wie naiv kann man eigentlich sein? Wenn die, die von dem Geschäftsmodell profitieren, diesen ihren Profit nicht mehr in Deutschland machen können, dann gehen sie eben in ein anderes Land. Und vermutlich drohen Agrar- und Food-Lobby auch ständig damit.



    Die Textilindustrie als quasi gutes Beispiel zu nehmen ist völlig irrational. Hier haben doch zwei Gruppen Menschen den Kürzeren gezogen. Zum einen die Menschen hier, die ihre Arbeit verloren haben und dann die Menschen in Bangladesch, die fernab unserer Aufmerksamkeit in unwürdigen Verhältnissen zu minimalsten Löhnen arbeiten müssen.



    Natürlich ist es richtig, der Leiharbeit und dem Sub-Sub-Sub-Unternehmertum das Wasser abzugraben. Genauso ist es richtig den deutschen Exportüberschuss zu kritisieren, weil er vor allem innerhalb der EU Arbeitslosigkeit exportiert.



    Aber ohne Konzept für ein anderes Wirtschaften sind solche Maßnahmen höchstens Kosmetik. Denn das was wir an den Schlachthöfen sehen können, sind Symptome eines eines strukturellen Problems. Und wir benötigen schon lange eine Behandlung der Ursachen und nicht Symptombekämpfung. Denn damit verschiebt man die Probleme nur aus seinem Sichtfeld. Nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn (jedenfalls in der Regel, siehe Bangladesch)

  • Die Ausbeutung also einfach dahin verlagern, wo es keinen Mindestlohn gibt.



    Ich hoffe, es gibt noch bessere Lösungen.

    • @yul:

      Ausbeutung ist, wenn Sie weniger gezahlt bekommen als Sie gezahlt bekommen müssten um damit ordentlich über die Runden zu kommen.



      Bei einem Stundenlohn von 2 Euro wäre das z.B. in Deutschland der Fall. In Bangladesch kommen Sie damit aber gut aus. Und die Menschen kommen in die Fabriken, weil dies mehr ist als sie anderswo bezahlt bekämen.

  • "Die Textilindustrie ist ein gutes Vergleichsbeispiel"

    Wirklich? Also besorgen wir Deutsche unser Fleisch zukünftig NOCH GÜNSTIGER aus dem Ausland?

    Irgendwie ist der Artikel da nicht zu Ende gedacht.

  • Ales richtig was im Artikel steht, aber viel zu kurz gegriffen.



    Die Zustände in deutschen Schlachthöfen sind doch nicht vom Himmel gefallen, sondern die Folge von politischen Entscheidungen.



    In meiner Kindheit (Jahrgang 1965) und Jugend hatten wir in unserem Dorf noch zwei Metzgereien, einer davon schlachtete selbst. Der andere versorgte sich im Schlachthof in der benachbarten Kleinstadt.



    Dann kamen die ganzen Verordnungen und Bestimmungen - angeblich für Hygiene und Tierschutz - die dafür sorgten, daß alle kleinen Schlachthöfe dicht machten. Selbst schlachtende Metzgereien gibt es kaum noch, stattdessen riesige Fleischfabriken in den Händen von Leuten, die dadurch zu Milliardären wurden, wie dieser Schalkefunktionär.



    Die Politik ist dafür verantwortlich, daß die Zustände so sind, wie sie sind. Ändern würde sich erst was mit einer anderen Politik, und dafür braucht es andere Politiker.

    • @Don Geraldo:

      Ein Artikel, dem man nur zustimmen kann. Es genügt eben nicht, wenn man Mindestlöhne an Subunternehmer zahlt, die im Ausland sitzen, und oft nur einen geringen Teil dieses Mindestlohns an jene weiterreichen, welche die Arbeit verrichten.



      Die Gewerkschaften scheint das Thema nicht weiter zu interessieren und Arbeitsplätze, die kein Mindestauskommen sichern braucht es schlichtweg nicht.

    • @Don Geraldo:

      Plädieren Sie jetzt dafür, dass man die verschärften Hygienebestimmung wieder abschafft, damit der kleine Metzger auf dem Land wieder mithalten kann?

      • @Galgenstein:

        Glauben Sie wirklich, die Hygienebestimmungen wurden verschärft, um die Hygiene zu verbessern ?



        Zustände wie bei Wilke-Wurst gab es trotz der angeblich so scharfen Bestimmungen.



        Wenn es bei einem Kleinbetrieb tatsächlich Probleme gab, waren nur wenige betroffen.



        Heutzutage gibt es weitaus mehr Skandale als früher, und die Auswirkungen sind bundesweit zu beobachten.

      • @Galgenstein:

        Welche Hygienevorschriften gelten in Massenschlachtereien? Ich kaufe lieber beim 'kleinen Metzger', der weiß, wo das Fleisch herkommt. Übrigens brauchen Großschlachtereien natürlich mehr Antibiotika, logisch.

  • Sehr richtig und volle Zustimmung!



    Einen Service nachzufragen, von dem derjenige nicht ordentlich und sicher leben kann muss auf diesen Service eben verzichten und das zukünftig alles selbst erledigen.



    Egal ob Erntehefer, Putzfrau, Schlachter, Friseurin....



    So wird es eine steile Lernkurve geben und statt dem dritten Smart-Phone in drei Jahren für die Kids gibts dann eben keinen Niedriglohnsektor mehr, bzw. der beginnt bei 15 €/h oder so.

  • Ich finde der Artikel stellt es etwas zu einfach da (obwohl trotzdem sehr gut geschrieben), aber der Kern ist wahr. Eine Industrie dieser Art muss sich ändern oder verschwinden. Im Baugewerbe sind die Hauptunternehmen bereits für die Missstände der Subunternehmen mitverantwortlich. Ich finde dies sollte auf alle Branchen ausgeweitet werden, wo diese Geschäftspraktika zu verbreitet ist und sporadische Kontrollen nicht wirken.

  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    "Nicht konkurrenzfähig? Und tschüss"

    Gilt das dann auch für Künstler*innen oder Medienschaffende? Nicht selten sind in dem Bereich Selbstausbeutung die Regel. Müssten wir nicht die Menschen, wie den Arbeiter in der Fleischindustrie, davor schützen? Also tschüss, unrentables Geschäftsmodell!

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Ein selbständiger Künstler ist ein selbständiger Unternehmer. Wenn das, was er produziert ihm kein ausreichendes Einkommen beschert, dann bietet er schlechtweg das Falsche an. Der Einzelhändler hat ja auch keine Absatzgarantie.

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Wenn das Werkvertrags-Subunternehmertum generell beendet würde, würden auch die von Ihnen genannten Berufsgruppen profitieren. Gerade die Medienschaffenden werden oft über Werktverträge bezahlt.

  • Wie oft war das schon in den Medien? Sehr oft! Was ist passiert? Nichts!

    • @danny schneider:

      Politics, man, politics.