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Masern-Impfungen in der KritikWehe, wenn die Impfpflicht ruft

Ab März müssen Leiter*innen von Kindergärten kontrollieren, ob Erzieher*innen und Kinder gegen Masern geimpft sind. In Bremen regt sich Widerstand.

Nur ein kleiner Pieks? Foto: Mareen Fischinger/Westend61/imago images

BREMEN taz | In welcher Form plant der Bremer Senat die Umsetzung des Masern-Schutzgesetzes? Das wollen die Grünen in der Fragestunde der Bürgerschaft am Mittwoch wissen. Denn der Bundestag hat das Gesetz zwar vor drei Wochen beschlossen – doch wie es vor Ort umgesetzt werden soll, ist offen. Am 20. Dezember wird sich der Bundesrat deswegen mit dem Thema befassen.

Für Andrea Kröger bedeutet das, dass sie noch hoffen kann, das Gesetz nicht vollstrecken zu müssen. Sie leitet die vier Bremer Waldorf-Kindergärten und müsste ab März kontrollieren, ob Kinder und Mitarbeiter*innen in ihren Einrichtungen gegen Masern geimpft sind. So sieht es das Gesetz vor. Wer keinen Impfschutz nachweisen kann, darf weder Kindergarten noch Schule besuchen.

Auch das Personal in Gemeinschaftseinrichtungen, Arztpraxen und Kliniken muss gegen Masern geimpft sein. Kröger ist der Ansicht, dass nicht sie und ihre Kolleg*innen, sondern die Gesundheitsämter die Kontrolle übernehmen müssen.

Das will auch die Bremer Senatorin für Kinder und Bildung, Claudia Bogedan (SPD), die aber von der Bundesregierung gern gewusst hätte, wer die Kosten übernimmt. Und was passiert, wenn Berufsverbote ausgesprochen werden müssen für Lehrer*innen, die sich nicht gegen Masern impfen lassen wollen. Bremen gehört zu den Bundesländern, die sich im Bundesrat quer legen wollen gegen das Gesetz – wobei die Bundesregierung der Ansicht ist, der Bundesrat sei nicht zustimmungspflichtig.

Ich erwarte von der Bremer Politik, dass sie das von uns fern hält

Carsten Schlepper, Geschäfts­führer des Landesverbands der Evangelischen Kitas

Wenn die Bundesländer nicht erfolgreich sind mit ihrer Intervention, riskiert eine Leiterin wie Andrea Kröger Bußgelder in Höhe von 2.500 Euro, wenn sie ein nicht geimpftes Kind oder eine Erzieherin in ihre Einrichtung lässt. Dabei muss sie davon ausgehen, dass der Anteil sowohl von Mitarbeiter*innen als auch von Eltern, die einer Masern-Impfung mindestens skeptisch gegenüberstehen, in ihren Häusern überdurchschnittlich hoch ist. Anhänger*innen der Anthroposophie, zu der auch Waldorf-Schulen und -Kindergärten gehören, halten Masern-Impfungen von Einjährigen – so sieht es die Impfempfehlung der ständigen Impfkommision vor – für zu früh. Eine Minderheit lehnt sie gänzlich ab.

„Die Kinder sind bei uns sehr unterschiedlich geimpft“, sagt Kröger. Zudem würden viele Eltern die Notwendigkeit einer Masern-Impfung sehen, weil die Mütter heutzutage selbst keine Masern-Erkrankung durchgemacht haben und daher keinen Schutz vor Ansteckung an ihre Neugeborenen weitergeben können. Grundsätzlich findet Kröger, dass die Impfentscheidung den Eltern überlassen werden müsse. Und vor allem will sie nicht als Kindergarten­leiterin in die Rolle der Kontroll­instanz gedrängt werden.

Genau so sieht es der Geschäftsführer des Landesverbandes evangelischer Kindertagesstätten, Carsten Schlepper, der auch der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder vorsitzt. „Es geht gar nicht, dass wir gleich am Anfang so kontrollierend in Kontakt mit den Eltern treten müssen“, sagt Schlepper. „Wir wollen ihnen doch erst einmal die Gelegenheit eines gegenseitigen Kennenlernens geben – stattdessen müssen wir fragen, ob ihr Kind gegen Masern geimpft ist und sie im Zweifelsfall rausschicken und sagen, dass wir ihre Daten an die Gesundheitsbehörden weitergeben.“

Schlepper geht davon aus, dass Impflücken vor allem in den Stadtteilen mit einem hohen Anteil von Migrant*innen auftreten, wenn diese das deutsche Vorsorgesystem noch nicht verstanden haben. „Jetzt versuchen Sie mal jemand, der noch nicht viel Deutsch spricht, am ersten Kita-Tag die Impfpflicht und die Konsequenzen zu erklären.“

Schlepper fordert, dass die Kontrolle der Impfungen vom Gesundheitsamt vorgenommen wird – analog zu den Schuleingangsuntersuchungen. „Ich erwarte von der Bremer Politik, dass sie das von uns fern hält.“

Auch von der Impfpflicht hält er nicht viel. Sehr viel sinnvoller sei es, dafür zu sorgen, dass die kinderärztlichen Erinnerungssysteme für Vorsorgeuntersuchungen funktionieren. Und Ärzt*innen genug Zeit für Beratungen eingeräumt würden. „Es kann nicht sein, dass wir für die allgemeine Gesundheitsvorsorge eingespannt werden.“

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47 Kommentare

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  • Es gibt hinreichend viele wissenschaftliche Belege dafür, daß Impfen dem Kollektiv nutzt, eine hohe Impfquote reduziert die Zahl der Todesfälle durch Masern im Kollektiv.

    Die Frage ist also ob das wissenschaftlich objektiv festgestellte, objektiv vorhandene kollektive Interesse deshalb über dem Interesse von Individuen stehen sollte, die gute persönliche, subjektive Interessen haben können, das persönliche Impfen zu verweigern.



    Was zählt also mehr ? Kollektivinteresse oder Individualinteresse ?



    Schwierige Entscheidung, ich persönlich würde mich hier für das kollektive Interesse entscheiden.

    • @Paul Rabe:

      Was Ihre Abwägung außer Acht lässt, ist die Möglichkeit der freiwilligen Impfung. Die gibt es bereits, und sie hat auch bei den Masern schon zu einer hohen Impfquote geführt. Ob eine lediglich "noch höhere" Impfquote den Eingriff in die individuelle Freiheit wert ist, könnte man schon eher bezweifeln.

      Man kommt dann auch irgendwann an die Grenze, wo das Konzept der individuellen Freiheit (bzw. das Subsidiaritätsprinzip und Minderheitenschutz) zu weit ausgehöhlt wird. In einer so stark vernetzten Gesellschaft wie unserer lässt sich für so ziemlich jeden noch so tiefenEingriff irgendeine "vernünftige" Erwägung des Gemeinwohls ersinnen.

  • Schlepper geht davon aus, dass Impflücken vor allem in den Stadtteilen mit einem hohen Anteil von Migrant*innen auftreten, wenn diese das deutsche Vorsorgesystem noch nicht verstanden haben.

    Ist das jetzt Rassismus oder der Versuch, das Gesetz als rassistich zu bezeichnen? Es mag sein, dass Migranten das deutsche Vorsorgesystem nicht so gut kennen. Dies kann man ja schnell erklären. Die Impfpflicht soll aber nicht eingeführt werden, weil Migranten nicht in der Lage sind, das deutsche System zu verstehen, sondern weil es genug Deutsche gibt, die ein Buch gelesen haben und deswegen wissen, dass Impfen schädlich ist. Geht doch schon aus dem Text hervor, der die Eltern, die gegen eine Impflicht sind, in den Waldorf-Kindergeräten sieht.

    • @Strolch:

      "....dass Impfen schädlich ist". Da ich schon in einigen Entwicklungsländern unterwegs war, bin ich geimpft ohne Ende. Ich habe nie Probleme gehabt! Mal richtige Bücher und Artikel lesen. Nach Masern braucht das Immunsystem 28 Monate zur Regeneration. Da wird wohl der eine oder andere Todesfall oder andere schwere Infektion nachträglich aufs Konto der Masern gehen. Tolle Kinderliebe.

      • @Andreas J:

        Das wir uns nicht falsch verstehen: Es ist nicht meine Ansicht, das Impfen schädlich ist.

  • Was ist eigentlich mit Leuten, die keine Impfung brauchen, weil sie die Masern als Kind hatten? Müssen die dann ein Attest von anno dunnemals vorlegen?

  • Da in vielen anderen Staaten der Impfpass einfach bei der Anmeldung im KiGa vorgezeigt, dann kopiert und abgeheftet wird, kann ich die Probleme einfach nicht nachvollziehen. Auch der Aufwand beim Personal dürfte sich in Grenzen halten, es muss ja auch nur z.B. bei einer Neueinstellung oder eben jetzt bei einer erstmaligen Impfung aufgenommen werden.

    • @Toulouse31:

      " ... kann ich die Probleme einfach nicht nachvollziehen."



      Es ist eine sehr deutsche Eigenart: Auch wenn für ein mehr oder weniger komplexes Problem nach ausgiebiger und mit größtmöglicher Transparenz geführter Diskussion eine informierte Entscheidung getroffen wurde, kann man fast sicher sein, daß irgendein*e Wichtigtuer*in das Thema noch einmal komplett neu aufrollen möchte, weil er/sie ja schließlich nicht gefragt wurde. Auf die Stichhaltigkeit der Argumente kommt es dabei nicht an.

      • @jhwh:

        Da muss man Ihnen mit 100%iger Sicherheit leider Recht geben.



        Sammy Stein hat mit seiner Beobachtung meiner Meinung nach auch einen Nagel auf den Kopf getroffen.



        Deutschland ist in vielen Belangen äußerst rückschrittlich im Vergleich zu unseren Nachbarländern und ein Teil der Bevölkerung scheint zu hoffen, neue Lösungen durch "Verlabern" zu verhindern.

  • Seltsam, hat ein Kind eine Erkältung, hat absolut keine Kita ein Problem damit, sofort die Eltern anzurufen und das Kind abholen zu lassen. Und wenn irgendwo Kopfläuse auftauchen, werden auch alle zum Entlausen verdonnert.Da behauptet niemand, dass die Entscheidung den Eltern vorbehalten und man selbst gar nicht befugt sei.

  • Wo ist das Problem? Impfbücher vorlegen lassen, fertig.

  • Und, liebe taz, wie wäre es, zu diesem Thema auch eine Kita-Leitende zu Wort kommen zu lassen, die vielleicht eine einfache Lösung dieses "Problems" hat? Z.B. Impfzeugnisse kopieren und abheften?



    Oder passt das nicht der Autorin nicht ins ideologische Korsett?

  • Bin froh, in Tschechien zu wohnen. Man bekommt nur einen Kindergartenplatz, wenn man bei der Anmeldung eine Bescheinigung des Kinderarzts vorlegt, dass das Kind nach Impfplan geimpft ist. Natürlich gibt es Ausnahmen, wenn sie medizinisch begründet sind.

    Könnte sich Deutschland ja mal vom Nachbar abgucken. :)

    Finde es unverantwortlich und unsolidarisch, sein Kind nicht gegen Masern impfen zu lassen.

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @Katrina:

      Deutschland könnte sich sehr Vieles von europäischen Ländern abgucken. Das stelle ich immer wieder fest, wenn ich in Europa unterwegs bin und dann in das in vielerlei Hinsicht rückschrittliche Deutschland zurückkomme.

  • Masernipfungen, sollten in einem modernenen Industrieland das der Aufklärung verpflichtet ist eine Selbstverständlichkeit sein. Ich schreibe dies als "Waldorfvater" und ehemaliger Vorstand eines Waldorfschulträgervereins. Alle biodeutschen Eltern die gegen die Impfung sind haben nicht alle Latten am Zaun und alle migrantischen Eltern müssen halt augeklärt werden.



    Nach der Geburt meiner Tochter habe ich mich intensiv mit der von impfkritischen Ärzten geschriebenen Literatur auseinandergesetzt und festgestellt, dass sie keine Ahnung von Statistik hatten.



    Noch eine Anektdote zum Schluß: 2005 machte mich der Vorstand eines Unternehmemns für das ich damals arbeitete an, warum ich denn meine Tochter gegen Keuchhusten geimpft hätte. Dieser Vorstand war selber eines der letzten Opfer der Kinderlähmung. Er hatte bei seinen Kinder in den achtziger Jahren auch selbst schlechte Erfahrungen mit der Impfung gegen Keuchhusten gemacht. Diese Erfahrungen waren natürlich im Jahr 2005 komplett irrelevant, weil der Impstoff weiterentwickelt wurde.

  • Gesetzentwurf (der beschlossen wurde) Punkt E. Erfüllungsaufwand



    z.B.:

    E.3 Erfüllungsaufwand der Verwaltung



    Allen Kindertageseinrichtungen, Schulen und anderen erfassten Einrichtungen in öffentlicher Trägerschaft entsteht Erfüllungsaufwand durch die Anforderung und Prüfung der vorzulegenden Nachweise sowie durch die Benachrichtigungen des Gesundheitsamts über



    säumige Personen. Der Aufwand beträgt in den Jahren 2020 und 2021 schätzungsweise



    8,2 Millionen Euro und in den Folgejahren schätzungsweise 395 000 Euro pro Jahr.



    Den Gesundheitsämtern entsteht ein nicht quantifizierbarer Erfüllungsaufwand durch die



    Anforderung und Prüfung der vorzulegenden Nachweise.



    Den Gesundheitsämtern entsteht aufgrund des erforderlichen Vorgehens gegen säumige



    Personen und Einrichtungen insbesondere durch Verbotsverfügungen oder Bußgeldverfahren Erfüllungsaufwand in nicht quantifizierbarer Höhe, dem Einnahmen durch Bußgelder in



    ebenfalls nicht quantifizierbarer Höhe gegenüber stehen.



    Den Gesundheitsämtern entsteht ein geringfügiger Erfüllungsaufwand in nicht quantifizierbarer Höhe durch die Einführung zusätzlicher Meldepflichten.

    www.bundesgesundhe...esetz_Kabinett.pdf

  • Für alle, die es immer noch nicht gemerkt haben: Es gibt in Deutschland überhaupt keine Impfung ausschließlich gegen Masern. Spahns Gesetzentwurf ist die Mogelpackung eines Ahnungslosen mit gefährlichem Halbwissen, der sich unbedingt irgendwie profilieren muss, um noch weiter im Showgeschäft bleiben zu können.

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @Rainer B.:

      Was spielt es für eine Rolle, ob es eine Einzel- oder Kombinationsimpfung ist? Können Sie Ihre Attacken gegen Spahn und dessen Gesetzentwurf auch irgendwie argumentativ unterfüttern? Ich bin ja auch kein Fan von ihm, aber inwiefern ist er ein Ahnungsloser "mit gefährlichem Halbwissen"??

      • @06313 (Profil gelöscht):

        Es werden hier nur Kombinationsimpfungen angeboten, wodurch natürlich auch die Wahrscheinlichkeit von Impfschäden und Unverträglichkeiten deutlich ansteigt. Bei einer Impfung werden dem Körper gezielt Krankheitserreger verabreicht, um das Immunsystem zur Bildung von Antikörpern anzuregen. Das kann auch dazu führen, dass andere Personen, die gar nicht geimpft wurden, mit den Krankheitserregern in Kontakt kommen. Wer eine Impfp f l i c h t einführt, ohne die Betroffenen darüber auch nur ansatzweise aufzuklären, ist entweder selbst ahnungslos, oder kriminell.

    • @Rainer B.:

      Einzelimpfungen sind durchaus möglich und wurden in meinem Umfeld von manchen verlangt und erfolgreich ernörgelt.

      Wenn die Nachfrage steigt dürfte das ganze auch unkomplizierter zu bekommen sein. Das ist sicher nicht das problematische an der ganzen Sache.

      • @Hanzo Tanaka:

        Nein, es gibt in D keine Einzelimpfungen mit Zulassung.

        Und Spahn hat deswegen ins Gesetz gleich mit aufgenommen, dass die Impfpflicht auch besteht, wenn es "nur" Mehrfachimpfstoffe gibt.

        Es gibt also keine Notwendigkeit für neue Zulassungen von Einzelimpfstoffen (aus Sicht der Politk und Pharmaindustrie).

        Ich persönlich vermisse Einzelimpfstoffe, vor allem auch von Röteln (neben Masern). Ich habe auch schon in der Vergangenheit Pharmafirmen angeschrieben, aber die verwiesen auch immer auf die Masern-Mumps-Röteln-Mehrfachimpfung (gibt's auch als Vierfachimpfung mit Windpocken).

        Ich finde, es sollte ein Recht auf Einzelimpfstoffe geben. Dann wäre auch mal der unsinnige Vorwurf haltlos, dass Impfkritiker/innen ihre Kinder nur vor den Pieksern bewahren möchten.

      • @Hanzo Tanaka:

        Sorry, mein Arzt hat mir auf konkrete Nachfrage was ganz anderes erzählt. Masernimpfung pur gibt's derzeit gar nicht.

  • 0G
    06313 (Profil gelöscht)

    „Es kann nicht sein, dass wir für die allgemeine Gesundheitsvorsorge eingespannt werden.“

    Hier geht es nicht um "allgemeine Gesundheitsvorsorge", sondern darum, dass die Kitaleitung sicherzustellen hat, dass die Kinder alle gegen Masern geimpft sind, um Epidemien zu vermeiden. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Mich wundert es, wie leichtfertig der Geschäftsführer des Landesverbandes evangelischer Kindertagesstätten mit der Gesundheit von Kita-Kindern umzugehen scheint. In jedem Fall will schiebt er die Verantwortung von sich.

  • Frau sollte mehr Respekt vor Masern haben. 28 Monate nach überstandener Infektion ist das Immunsystem geschwächt. Da wird sicherlich der eine oder andere Todesfall oder eine andere schwere Infektionskrankheit bei Kindern, im nachhinein aufs Konto der Masern gehen. Das empfinde ich als wesentlich invasiver. Da ich ab und zu in Entwicklungsländern unterwegs bin, bin ich geimpft ohne Ende und habe null Probleme.

  • Mir ist kein einziges auch nur halbwegs ernstzunehmendes Argument bekannt, dass von den sogenannten Impfgegnern vorgebracht worden ist, das gegen eine allgemeine Impfpflicht spricht.



    Es ist schlichtweg verantwortungslos uns gefährlich zu meinen, dass es Privatangelegenheit ist, ob ggF. Kitas und Schulen mit hochinfektiösen Krankheiten wie Masern anstecken zu können, nur weil ein kleiner Piks mir schon wie ein "invasiver" medizinischer Eingriff vorkommt (und ein Herzschrittmacher macht einen zum Cyborg). Masern mögen hier zu Lande ja relativ "harmlos" verlaufen, in ärmeren Ländern braucht das durchaus nicht der Fall zu sein und meist ist dort die Aufgeklärtheit über die Notwendigkeit eines Impfschutzes (bzw. überhaupt die Möglichkeit dazu) bestimmt auch schwächer ausgeprägt. Eine allgemeine Impfpflicht einzuführen (bzw. dies sogar einzufordern) wäre weltweit ein immenser Fortschritt, wohingegen eine Mobilisierung zur Impfverweigerung sich als nichts anderes erweist, als darüber rechtes Gesöcks auf die Straßen zu bewegen.



    Slogans wie: "Meine Epidermis gehört mir" oder "Impfpflicht unterminiert meine Selbstbestimmung" zu propagieren zeugen m. E von einem groben Missverständnis, wie auch immer, die persönliche Freiheit sollte dort enden, wo sie die Freiheit der anderen einschränkt (bzw. aufhebt). Wenn auch niemand die Absicht hat andere mit Masern zu infizieren, so hat auch niemand es billigend in Kauf zu nehmen, es doch zu tun.

    • @Eckart Schirrmacher:

      Es gibt leider seltene Fälle in denen eine Impfung sogar tödlich verlaufen kann.

      Ich kann nicht sagen, ob die Impfstoffe in den letzten 20 Jahren sicherer geworden sind. Was ich allerdings sagen kann ist, dass ich vor 20 Jahren nach einer 4-fach Impfung fast hopps gegangen wäre.

      2 Wochen hing ich mit akutem Nierenversagen an der Dialyse und muss seitdem Blutdrucksenker nehmen, mich cholesterinarm ernähren und alle 3 Monate zum Bluttest.

      Vorher hatte ich auch keine Angst vor Impfungen, seitdem darf ich nicht mal mehr geimpft werden, weil diese Autoimmunreaktion bei mir mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder auftreten würde.

      Sollte man deshalb jetzt alle verrückt machen und von Impfungen abraten? Definitiv nein.

      Würde ich mein Kind impfen lassen? Definitiv ebenfalls nein, schließlich könnte ihm genetisch bedingt das gleiche widerfahren wie mir.

    • @Eckart Schirrmacher:

      "Mir ist kein einziges auch nur halbwegs ernstzunehmendes Argument bekannt, dass von den sogenannten Impfgegnern vorgebracht worden ist, das gegen eine allgemeine Impfpflicht spricht."

      In einem "freiheitlichen" Rechtsstaat liegt die Last der Rechtfertigung auch nicht bei denen, die GEGEN einen staatlichen Eingriff sind. Umgekehrt muss der Staat nachweisen, dass der Eingriff zum Schutz anderer geschützer Rechtsgüter notwendig, geeignet und angemessen ist.

      Eine nur nationale Impfpflicht wird dabei nicht geeignet sein, das globale Ziel einer endgültigen Ausrottung der Masern zu erreichen, die jede Impfung überflüssig machen würde und daher ein sehr brauchbares Ziel darstellt. Denn dafür müsste auch sichergestellt sein, dass niemand die Masern wieder einschleppt.

      Die "Vermeidung von Epidmien" ist auch schwer heranzuziehen, da die allermeisten Menschen heutzutage auch ohne Pflicht geimpft sind, was die Gefahr einer Epidemie effektiv auf Null senkt. Hier ist die Pflicht also nicht notwendig.

      Ergo geht es maximal darum, die wenigen Nichtgeimpften vor sich selbst bzw. ihren Eltern zu schützen. Da sind die Hürden der Verhältnismäßigkeit sehr hoch. Und bei gerade einemal 500 Krankheitsfällen pro Jahr in ganz Deutschland ist es sehr fraglich, ob das rechtfertigt, eine weit größere Zahl Menschen zu zwingen, etwas zu tun, was sie nicht tun wollen.

      • @Normalo:

        Sie lassen den Herdenschutz außer Betracht. In der Kita meiner Tochter war ein Kind, das nicht geimpft werden konnte und die zudem eine mmunschwäche aufwies. Dieses Kind ist darauf angewiesen, dass die anderen Kinder geimpft sind.

        • @Strolch:

          In solchen Sonderfällen wäre zunächst eine Einzellösung zu erwägen und sicher auch gut zu begründen - wenn nötig. Gab es denn in der Kita irgendwelche Eltern, die sich trotzdem weigerten?

          • @Normalo:

            Das weiß ich tatsächlich nicht. Wir haben den Eltern des Kindes nur mitgeteilt, dass unsere Kinder geimpft sind. Damit war (für uns) die Sache erledigt. In der Kita waren aber auch nur 12 - 15 Kinder, das war für die Eltern leistbar. Im Kindergarten sind es dann 80-90 Kinder. Ob und wie die Eltern geklärt bekommen, weiß ich nicht.

    • @Eckart Schirrmacher:

      Mir ist auch kein ernst zu nehmendes Argument gegen eine generelle Geschwindigkeitsbeschränkung auf deutschen Autobahnen bekannt.



      Da geht es ausschließlich um Gefühle. Die werden aber an dieser Stelle sehr ernst genommen. Obwohl Raserei nachweislich andere Menschen tötet.



      Natürlich ist der Sinn einer Impfung hinreichend belegt. Wenn aber jemand Zweifel hat mit seinem oder dem Körper seines Kindes etwas machen zu lassen, bei dem ihm unwohl ist, ist schlichter Zwang ok?



      Meine Güte. Hier geht es um den Job, den Ärzte zur tun haben, nämlich vertrauensvoll aufklären. Es geht um Verständnis und Akzeptanz.



      So schwer zu verstehen?

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    "Geschäftsführer des Landesverbandes evangelischer Kindertagesstätten"

    bekommt ja wohl genug Steuergelder um das umzusetzen. Ansonsten machen das halt andere kommerzielle Träger, wenn sein Verein sich nicht an Gesetze halten mag.

  • Hat nicht jeder einen Impfpass? Es müsste doch reichen, wenn man den der Kita innerhalb eines bestimmten Zeitraumes vorlegen muss.

    • @FancyBeard:

      Das wird halt nicht reichen in unserem bürokratischen Land. Da wird eine Akte angelegt, ein Kopie des Impfausweises oder ähnliches. Wer soll das machen, die Kita-Leitungen? Die haben eigentlich anderes zu tun. Da soll sich gefälligst der Staat drum kümmern.

      • @Frida Gold:

        Also den vorgelegten Impfausweis abzukopieren und in einen Ordner zu heften, den man ja sowieso führen muss, ist jetzt nicht der Riesenakt. Dafür hat die Kita mehr Sicherheit. Man kann ja einfach sagen, dass es für Neuanmeldungen obligatorisch ist.

      • @Frida Gold:

        Was ist so aufwendig daran, eine Kopie eines Impfausweises anzufertigen bzw. von den Eltern einzufordern und in eine Akte abzulegen?

        • @Grünspecht:

          Das fängt schon damit an, dass sämtliche Dokumente zur Einwilligung der Datensammlung aktualisiert und von sämtlichen Kita-Eltern neu unterschrieben werden müssen. Irrsinniger Verwaltungsaufwand, Kita-LeiterInnen haben jetzt auch keine Langeweile ...

          • @Frida Gold:

            > Kita-LeiterInnen haben jetzt auch keine Langeweile

            Das ist sicher richtig.



            Bei uns (ev. Kita, hessische Kleinstadt) müssen Kinder, die auch draußen spielen oder die Waldgruppe besuchen sollen eine Tetanus- und eine FSME-Impfung haben.



            Derzeit genügt eine dokumentierte Bestätigung der Eltern, wodurch die Kita aus der Haftung ist. Das sind jedoch keine übertragbare Krankheiten.



            Soll heißen: auch heute wird bereits das eine oder andere dokumentiert -nicht nur das Essensgeld.

  • "Auch von der Impfpflicht hält er nicht viel."

    Eigentlich ist Herrn Schleppers persönliche Meinung zur Impfpflicht ja völlig irrelevant. Sie überrascht aber jedenfalls nicht, wirken doch die vermeintlichen Probleme bei der Umsetzung schon an den Haaren herbeigezogen.

    • @Grünspecht:

      Das war echt entlarvend.

  • Flipmar, Ihr Beischbiel ist nicht nur (krkcjfckus) und völlig an den Haaren herbeigezogen, sonder verhöhnt gleichzeitig alle Menschen die eine Impflicht aus den verschiedensten, ernstzunehmenden und berechtigeten Einwänden ablehnen. Demokratie funkioniert anders. Mir stellte sich beim lesen des Artikels eher die Frage warum der Bundestag bei so einer wichtigen Entscheidung den Bundesrat nicht mit einzubeziehen gedenkt.. ? Meiner Meinung nach verstößt das klar gegen das Grundgesetz

  • Zu jedem PillePalle gibt es ein neues MiMiMi - statt endlich konsequent für flächendeckenden Impfschutz Sorge zu tragen!

  • die Kontrolle sollte tatsächlich das Gesundheitsamt vornehmen.

  • Ich bin ja auch eher nicht dafür, Rasern vor den Kindergärten gleich mit Kontrollen zu kommen. Autofahrer und Ordnungsamt sollten "erst einmal die Gelegenheit eines gegenseitigen Kennenlernens " haben. Sehr viel sinnvoller ist es, dafür zu sorgen, dass die Erinnerungssysteme für Geschwindigkeit funktionieren. "Und was passiert, wenn Berufsverbote" (durch Führerscheinentzug)" ausgesprochen werden müssen für Kraftfahrer*innen, die sich nicht" an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten "wollen?"



    Gut, dass sich manche Bundesländer querstellen!

    • @flipmar:

      Kindergärten führen Geschwindigkeitskontrollen in Eigenregie durch? Oder sollen das zukünftig Ihrer Meinung nach? Oder wo ist sonst die Analogie?

    • @flipmar:

      "Unmotiviert aufs Gaspedal treten" ist vergleichbar mit "sich oder sein Kind einer invasiven medizinischen Maßnahme nicht aussetzen zu wollen"?

      Bei soviel Schlichtheit muss frau ja Angst bekommen......

      • @Life is Life:

        Eine Impfung als "invasive medizinische Maßnahme" zu bezeichnen ist aber auch schon etwas ... speziell. Rein formell haben Sie natürlich recht, aber mal ehrlich, die Wortwahl ist schon so groß wie möglich gewählt. Impfung, Kaiserschnitt, Tumorentfernung, Amputation, alles dasselbe...