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Linux feiert Geburtstag30 Jahre Pinguine

Der Kern von Linux steckt in den meisten Smartphones – doch das Betriebssystem wird unterschätzt. Das ist auch ein politisches Problem.

Glücksbringer: Linus Torvalds, Erfinder von Linux Foto: Lou Dematteis/reuters

Die Geburt fand im kleinen Kreis statt und ist dennoch ganz gut dokumentiert. Am 25. August 1991 postete der finnische Student Linus Torvalds im Usenet, quasi dem Internet-Vorläufer, dass er da an einer Art neuem Betriebssystem rumprogrammiere. Fragte, was andere Nut­ze­r:in­nen denn gerne so hätten an Funktionen. Und ergänzte einige Posts später, Disketten würden noch nicht unterstützt und auch sonst werde es nicht ewig viel können, wenn es fertig sei. Was für ein Irrtum und was für ein Glück.

Linux wird 30 und so könnte man sagen, die Software ist endgültig aus dem Gröbsten raus. Sie wurde und wird – möglicherweise im gleichen Maße – geliebt und unterschätzt. Sie wurde von der Stadt München entdeckt und auf die Rechner der Stadtverwaltung gespielt, dann, mit einigen Volten zwischendrin, wieder runtergeschmissen – und nun, unter Rot-Grün, doch vielleicht wieder eingesetzt werden.

Linux läuft auf zahlreichen Servern und Hochleistungsrechnern und der Mars-Drohne Ingenuity. Der Cousin von Linux, Unix, steckt in Apples iOS. Googles Smartphone-Betriebssystem Android kann man, wenn man das möchte, als Linux-Distribution verstehen, steckt doch ein Linux-Kernel drin. Und Android, das findet sich auch in immer mehr Geräten, zum Beispiel als Android Auto in, nun ja, Autos.

Das Betriebssystem bleibt in der Nische

Die Ironie bei der Sache ist, dass Linux zwar in sehr viel mehr drinsteckt als man aus der Außenperspektive ei­ner:s Nutzenden sieht, aber im sichtbaren Bereich – dem der Betriebssysteme für stationäre oder tragbare Computer – immer noch in der Nische bleibt.

Der Anteil der Desktop-Computer und Notebooks, auf denen Linux läuft, dümpelt laut dem Analysedienst Statcounter seit Jahren im niedrigen einstelligen Prozentbereich vor sich hin. Das ist wenig verwunderlich, schließlich scheint politisch immer noch zu gelten: Eine ordentliche Software muss mindestens Platzhirsch auf dem Markt sein, mit gut ausgestatteter Marketingabteilung und ordentlichem Budget für Lobbyarbeit und Rechtsabteilung.

Aktuelles Beispiel? Schulen, Behörden, Universitäten, die in der Pandemie auf der Suche nach einem Videokonferenz-Dienst gleich mal nach Zoom, Cisco Webex oder Microsoft Teams griffen, obwohl es durchaus freie und Open-Source-Alternativen wie Big Blue Button gibt.

Bei dieser Art von Software könnte man Sicherheitslücken bei vorhandenem Know-how auch selbst schließen, oder, falls nicht, einen Dienstleister damit beauftragen. (Denn ja, auch mit Open-Source-Software lassen sich Geld verdienen und Arbeitsplätze schaffen, auch wenn das nicht alle gerne hören wollen, oder, Microsoft?) Aber natürlich fehlt dann der Nervenkitzel der proprietären (das ist das Gegenteil von quelloffenen) US-Anbieter, bei denen man nie so ganz sicher sein kann, ob und was die NSA am Ende doch abgreift.

Das ist deshalb ein Problem, weil es bei Software nicht darum geht, zum Zeitvertreib ein paar Pixel über den Bildschirm rotieren zu lassen. Es geht darum, ob US-Geheimdienste potenziell etwas davon mitbekommen, wenn das Innenministerium eine vertrauliche Sitzung via Videokonferenz abhält.

Es geht darum, wie leicht sich Unbefugte Zugriff auf die Arbeitsplatzrechner von Bundestagsabgeordneten verschaffen können. Wie stark manipulationsanfällig ein Wahlkampf ist. Welche Algorithmen die Meinungsbildung beeinflussen. Ob Kinder und Jugendliche schon in der Schule so sehr an Apple- oder Microsoft-Produkte gewöhnt werden, dass ihnen später ein Umstieg als zu großer Aufwand erschiene.

Souveränität ohne Protektionismus

Die Welt wird mit der zunehmenden Digitalisierung reicher an Möglichkeiten, aber gleichzeitig komplexer. Und komplexe Systeme sind nicht unbedingt dafür bekannt, pflegeleichter zu sein. Die Bahn denkt heute auch nicht mehr nur analog, von Schiene bis Zug. Es sind haufenweise digitale Komponenten von Infodisplays über Fahrkartenautomaten bis zur Steuerung von Weichen hinzugekommen.

Daher sollte mindestens Infrastruktur wie Verwaltung, Krankenhäuser oder Transport nicht darauf angewiesen sein, dass ein kommerzieller Anbieter mit marktbeherrschender Stellung neuentdeckte Sicherheitslücken in seinen Systemen schneller schließt, als An­grei­fe­r:in­nen sie ausnutzen können. Und weil einer Gesellschaft das alles nicht egal sein sollte, muss es um eine neue Art der Daseinsvorsorge gehen, um digitale Souveränität.

Freie und Open-Source-Anwendungen sind dabei ein wichtiger Baustein. Denn sie ermöglichen Souveränität ohne Protektionismus. Ein gemeinsames Arbeiten an Lösungen über Ländergrenzen und Branchen hinweg, ohne dass sich jemand in problematische Abhängigkeiten von marktbeherrschenden IT-Unternehmen begeben muss. Und einen Umgang mit Technik, der die Nut­ze­r:in­nen nicht nur als Konsumierende begreift, sondern auch als Gestaltende. Es könnte dazu beitragen, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Genau wie Linux.

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60 Kommentare

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  • Schön und gut, liebe Leute, aber leider ist Linux weiterhin nicht benutzbar für Menschen, die keine Informatiker sind. Weil ich unter Linux nicht einfach Software installieren kann wie unter Windows. Ist das nicht gewollt? Ich weiß es nicht, aber jedes Mal, wenn ich es versucht habe, musste ich 25 abhängige Pakete mit installieren, zehn andere deinstallieren, sodass ich andere Programme verloren habe, die ich eigentlich weiter benutzen wollte. Bei Windows passiert mir das nie. Bei Windows muss ich auch nicht stundenlang in Foren auf Englisch lesen, um Software zu installieren und einzustellen.



    Ich habe, weil es im PC-Pool meiner Universität weit mehr Linux-Rechner als Windows-Rechner gab, die PC-Nutzung am Linux-Rechner gelernt. Ich habe, weil ich ja Linux gewohnt war, versucht das auf meinem Privatrechner später weiterzuführen - und bin mehrfach gescheitert.



    Wenn man Linux privat nutzen will, muss man sich einen Techniker anstellen oder selbst einer sein, wenn man einfachste Dinge an seinem System ändern will, wie eben Software installieren; das ist der Fehler von Linux, der immer weiter dagegen spricht. Nun benutze ich eben Open-Source-Software wie GIMP und LibreOffice unter Windows.

  • Das Usenet war und ist kein "Internet-Vorläufer", das ist ist ein Teil des damals schon vorhandenen Internets.



    Nur die Generation Klickibunti glaubt Internet und das WWW seien das Gleiche.



    Gruß vom Boomer

    • @Bouncereset:

      Hab ich auch gleich als erstes gedacht. Das Usenet war höchstens ein Vorläufer der heutigen Social Media, aber weit weit davor, und ohne diesen grässlichen Hang zur Selbstdarstellung.

  • Jenseits von Glaubenskriegen ist die Idee überzeugend, Kontrolle über die Werkzeuge zu haben, die man benutzt. Bei Smartphones und Social Media haben die meisten diesen Anspruch längst aufgegeben. Und auch bei Windows ist es unterhalb einer Business-Lizenz nicht möglich, das Raustragen von Daten aka "Telemetrie" abzuschalten. Ähnlich beim Chrome-Browser. Recht auf informationelle Selbstbestimmung - ist so 80er.

    Darüber hinaus ist die Weichenstellung von Bedeutung - Konkurrenz oder Kooperation. Letztere hat dafür gesorgt, dass es das Web und Freie Software und zigtausende Systeme, die darauf aufbauen, überhaupt gibt. Ohne das würden Firmen immer noch 30000 Euro Lizenzgebühren / Jahr nur für einen Datenbankserver zahlen. Viele Firmengründungen im IT-Bereich wären überhaupt nicht passiert, allein wegen den Kosten.

    Was weltweite Kooperation zustande bringt, haben wir seit den 90ern gesehen. Es hat leider etwas abgenommen, da die Strukturen dafür immer weiter privatisiert wurden. Dabei ist es das Zukunftsmodell, und die gegenwärtigen Krisen zeugen das überdeutlich.

    Linux ist ausgereift und zigfach bewährt. Einzelne Bereiche sind verbesserungswürdig - kann ich bestimmte Geräte vollständig ansteuern oder bekommen nur MS und Apple die Treiber, läuft diese Bibliotheks-SW, was ist mit Anwendungen, die es wegen irgendwelchen Patenten für Linux nicht gibt?

    Einzelne Staaten könnten hier viel bewirken, wenn sie den Ansatz unterstützten. Auch für sie würde das bedeuten, sich die Kontrolle über ihre Infrastruktur zurückzuholen. Die Frage ist, ob sie das wollen. In Europa sieht es nicht danach aus.

    • @uvw:

      Tja: Das alles könnte man wissen. Dazu müssten die zuständigen Profis aber Experten sein. Das würde wiederum erfordern, dass sie Interesse an nachhaltiger Qualität hätten und nicht nur ihren Job runtertrödeln wollen. Verweigerung und Desinteresse sind die Einfallstore für die Skrupellosen.

  • ...ich wundere mich immer wieder über die Feststellung, dass das sprachgebräulich "Linux" genannte Betriebssystem nicht alltagstauglich sei..



    Fernab von "Photoshop" gibt es mit bspw. "LinuxMint" kein mir bekanntes Betriebssystem am Desktop, das derart einfach und bequem zu installieren und anschliessend zu händeln ist.



    Was zu beweisen wäre.



    Die nächste kumulative Installations0rgie bei Win10 kommt, dauert dann, erfahrungsgemäss.



    Bei mir sind es täglich nur wenige Sekunden am sog."Terminal" unter LM.



    Witzig...

    • 8G
      82286 (Profil gelöscht)
      @Ekkehard Knauff:

      Also von Sekunden kann ich bei meinen Updates (Ubuntu) nicht reden. Allerdings können von Ort zu Ort schon mal 14 Tage vergehen, bis der Rechner wieder online gestartet wird. Werde demnächst mal drauf achten, was da alles passiert.

    • @Ekkehard Knauff:

      "das derart einfach und bequem zu installieren und anschliessend zu händeln ist."



      Das gilt aber eben leider nur solange es keine Probleme auf dem System gibt und die gibt es irgendwann immer. Ich hatte schon mehrfach die Situation, dass nach einem automatischen Update gnome nicht mehr geladen wurde. Klar, sowas lässt sich dann idR auch reparieren, aber die Schwelle ab der hier Expert*innenwissen gefragt ist, das Durchschnittsuser*innen meist nicht haben und sich meist auch nicht aneignen wollen liegt hier einfach sehr viel niedriger.



      "Bei mir sind es täglich nur wenige Sekunden am sog."Terminal""



      Wenn sich das Aufgabenspektrum auf Mail, Web, Office beschränkt mag das funktionieren, sobald es darüber hinaus geht nicht mehr. Unter Linux arbeite ich zu 95% in der Shell während das GUI eher ein nettes aber wenig nützliches Anhängsel ist, unter Windows ist dieses Verhältnis bei gleicher Tätigkeit umgekehrt. Und die meisten dort verwendeten Standardwerkzeuge sind Jahrzehnte alt (vi ´79, vim ´91, make ´76, sed ´74, awk ´77, gdb ´86) und das macht sich ebenso bemerkbar wie der Umstand, dass Unix schon Ende der 60er entwickelt wurde und zwar ebenfalls als Nebenprojekt des MULTICS-Entwicklers Ken Thompson. Sehr viele Dinge die heute Teil des POSIX-Standards sind, sind also schlicht historisch kontingent gewachsen und nicht Resultat eines kohärenten Designprozesses. Würde man heute ein OS von Grund auf neu entwickeln würde es mit Sicherheit deutlich anders aussehen als *nix.

    • @Ekkehard Knauff:

      Dem kann ich mich uneingeschränkt anschließen. Abgesehen davon vielleicht, dass ich das "Terminal" als Otto-Normal-Nutzer (Internet, E-Mail, Office, Spielerei...) eigentlich fast noch nie brauchte. Photoshop brauche ich nicht, habe mir aber sagen lassen, dass es GIMP wohl auch tut. Der andere Krempel von Adobe (das sich ja scheinbar mit am meisten bei Linux anstellt) ist mit den bei Linux(Mint) ohnehin vorhandenen Programmen absolut überflüssig.

      LinuxMint, das ich nun seit ca. 2 Jahren fast ausschließlich nutze, ist das Komfortabelste, was mir als Betriebssystem bisher untergekommen ist - wobei meine Erfahrung auf Windows beschränkt war, andere Distributionen kenne ich nicht. Ich war von Anfang an so zufrieden, dass ich da einfach gleich hängen geblieben bin.

      Alles Gute zum Geburtstag, Linux!

  • Microsoft setzt jedenfalls intern auch auf Linux.

    linuxnews.de/2021/...stribution-heraus/

  • Kommerzielle Software ist nur und ausschließlich erfolgreich weil sie kommerziell ist.



    Weil ein Riesenbudget für Lobbyarbeit und Werbung zur Verfügung steht.

    Und wenn ein Softwareriese behauptet die Entwicklung von "Wxx10" hätte Milliarden Dollar verschlungen mag das stimmen.



    Aber 90% des Projektbudgets ist nicht in die Entwicklung der Software, Fehlerbehebung und Sicherheitsfeatures geflossen sondern in ... das Marketing. Also Werbung und Lobbyismus. 90% - mindestens !

    Und wenn man dann die angeblich so sozialen Projekte betrachtet und einem klar wird, dass diese mit Geld finanziert wird, durch das Menschen verhungern, verelenden und dahinsiechen, möchte man ausspucken !

    Denn wo kommen denn die Milliarden her - aus den Erlösen völlig überteuerter Softwareprodukte die weit mehr Probleme schaffen als sie lösen.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Bolzkopf:

      Ach, ich bin mit Windows ganz zufrieden.



      Diejenigen, die das produzieren bekommen vermutlich auch faire Löhne.



      Kann ich von der Hardware nicht behaupten, oder von meiner Hose.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Nachtrag: Also, ob dem mein indischer Wohnungsnachbar als ITler bei einem Kraftwerksunternehmen hier in Ddorf so uneingeschränkt zustimmt? Werde ihn gelegentlich mal fragen...

      • @4813 (Profil gelöscht):

        ...also, bei mir gibt es Win10 als nettes Gimmick in einer virtuellen Maschine als Gast unter LinuxMint.



        Starte ich gelegentlich mal in schlaflosen Nächten.



        Wie gesagt, nettes Gimmick, mehr nicht.

  • 30 Jahre Linux & Co. bedeutet 30 Jahre Versagen in der Anwenderdidaktik.

    Sorry Nerds, Linux kann noch so gut sein, solange es für nahezu 99% der User quasi unüberwindliche Hürden aufbaut und beibehält, ist es keine Lösung, die gefeiert gehört.

    Ich bin ja selber Fan und User seit den 1990er-Jahren, aber habe es bislang kaum geschafft, "Normaluser" vom Windows oder MacOS weg zu bekommen und wundere mich darüber nicht.

    • @Khaled Chaabouté:

      Würde mich echt interessieren welche "unüberwindlichen Hürden " gemeint sind.Ich benutze seit ca. 15 Jahren Ubuntu,seit 8 Jahren auf meinem Hupt-PC ausschließlich.Ich war und bin nie ein "Nerd",allenfalls ein routinierter Mausschubser.Es ist grundsätzlich immer einfacher geworden Ubuntu benutzen. Vor allem wenn man eine Langzeitdistribution benutzt.

    • @Khaled Chaabouté:

      Und du hast dir in den 30 Jahren nie die Frage gestellt ob es vielleicht an dir und deinen mangelnden Vermittlungsfähigkeiten lag und nicht an Linux?

    • @Khaled Chaabouté:

      Komisch - im meinem Umfeld sind viele Senioren auf Linux umgestiegen allein wegen dieser komischen "Mikrosoft-Onlinekonto-Politik"

      Was für ein Linux nutzen sie denn ?

      Vllt noch die 2001'er Weihnachtsedition ? - Dann kann ich ihre Erfahrungen nachvolllziehen ...

  • I ♥ Linux. I ♥ Free software.

    (Nein, die neoliberale Schwester davon, Open Source, mag ich nicht so gerne).

    Und das seit der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts.

    Und die Diskussion da unten, ob jetzt nun freie Software sicherer sei als proprietäre oder nicht greift sowieso ins Leere.

    Freie Software ist deshalb sicherer, weil sie ein Betrieb dazu zwingt, Know-How im Haus zu haben (durch die entfallenden Lizenzgebühren öffnet sich da auch ein wenig finanzieller Spielraum).

    Microsoft und Co haben sich ja nur wie eine Epidemie verbreiten können, weil sie den Entscheider*innen in den oberen Etagen suggeriert haben, dass jeder Depp das Ding administrieren kann (was natürlich nicht stimmt).

    Das Köder wirkt, weil diese oberen Etagen nichts mehr hassen als gut ausgebildete Menschen, die vielleicht nicht so austauschbar sind wie Glühbirnen.

    Die nächste Runde könnt Ihr alle gerade jetzt erleben, wo jedes Unternehmen seine Kommunikationsinfrastruktur durch O365 ersetzt.

  • Danke für diesen Artikel. Das Thema treibt mich auch schon länger um und dazu schreibe ich auch unregelmäßig auf digital-souveraenitaet.de.

    Es betrifft ja nicht nur das Betriebssystem der Endnutzer-PCs (Server laufen ja ohnehin auf UNIX), sondern vor allem auch die Handy-Systeme. Das wurde politisch komplett verschlafen und so macht man sich jetzt abhängig von den zwei Platzhirschen, die zwar auf Unix/Linux basieren, aber dennoch proprietäre Teile enthalten. Von der Kontrolle über die App-Ökosysteme abgesehen. Wenn die Verwaltung in Zukunft digitaler und mobiler gestaltet werden soll, muss quasi jeder Bürger eines dieser beiden Systeme nutzen. Bestes Beispiel die Gesundheitskarte, wo nur eine App-Lösung zur Einsicht in die eigenen Daten! vorgesehen ist. Die ursprünglich angedachten Automaten sollen jetzt doch nicht aufgestellt werden. Bei Messengern dasselbe: Es gäbe zum Beispiel das Matrix-Protokoll, das wie eine E-Mail mit entsprechendem Programm dezentral auf verschiedenen Endgeräten eingesetzt werden kann, aber man setzt lieber auf proprietäre Dienste.

    Die Rolle rückwärts der Rolle rückwärts in München kann man nicht verstehen.

  • Oh! Jetzt bin ich aber motiviert!

    Unter der Unmündigkeits-Keule ging es wohl nicht, werte*r HEDELE? Schade eigentlich. Aber davon, dass Sie in der taz angeben mit ihrer technischen Kompetenz wie eine Horde nackter Affen, wird meine eigene leider nicht größer. Es wächst nur meine Abneigung gegen eine Technik, der zu dienen ich im Grunde keine Zeit habe. Meine Waschmaschine möchte ich ja auch nicht zum Backofen umbauen, nur weil ich dann keinen Backofen kaufen und mich also nicht in Abhängigkeit von einem Backofen-Hersteller begeben brauche.

    „Die Wirtschaft“ westlicher Gesellschaften hat dafür gesorgt, dass ihre Kunden 24/7 abhängig sind von ihren Produkten und Dienstleistungen. Dass ausgerechnet die Rechentechnik den Gesetzen der Marktwirtschaft entzogen werden kann, ist eine unhaltbare Behauptung. Was immer Erfolg hat, wird einverleibt in die „Wertschöpfungs“-Kette. Wären wir also alle so clever wie Sie und hätten wir alle genau so viel Zeit (wohl dem, der Recht studiert hat, als Investition rechnet sich das offenbar), wäre Linux schon lange kein Nischenprodukt mehr, sondern in Dienst gestellt von Microsoft und/oder Apple. Zu deren Bedingungen und zu deren Nutzen. Dann wäre die ganze Mühe umsonst gewesen.

    Sie müssen also entschuldigen, werte*r HEDELE, wenn mir andere Investitionen irgendwie vernünftiger erscheinen. Ich muss schließlich aus MEINEN Talenten was machen und nicht aus Ihren.

    Übrigens: Wenn mich die Technikverliebten all zu sehr nerven, kann ich mich immer noch auf meine „Kernkompetenzen“ verlassen - und auf den „menschlichen Faktor“ im „System“. Zumindest, wenn ich den ersten und überraschenden Angriff halbwegs heil überstehe. Dann bleibt mir die Chance, einfach abzuschalten. Schließlich versuchen gewisse Leute seit 20 Jahren mit beizubringen, dass es ganz ohne Kommunikation auch geht. Vielleicht glaube ich denen ja doch irgendwann…

    • @mowgli:

      Hedele spricht aber einen sehr wichtigen Punkt an: Wer die Software, die auf ihrem Computer läuft, kontrolliert, kontrolliert auch was ihr Computer macht. Das ist ein grundlegender Fakt. Und quelloffene Community-Software gibt dem Nutzer eine viel weitgehendere Kontrolle als etwa Software von Microsoft.

      Beispielsweise werden mir, wenn ich mein EMail Programm aufmache, nicht mal erst irgendwelche News angezeigt, von denen der Betriebssystemhersteller meint, dass sie mich interessieren sollten. Das ganze System ist ablenkungsfreier, eine sehr angenehme Eigenschaft.

      • @jox:

        Weit gefehlt - nicht der Betriebssystemhersteller meint, dass sie sie interessieren sollten sondern die Firmen (bzw. Nachrichtenportale) zahlen dafür, dass News mit deren Link dahinter bei Ihnen angezeigt werden.

      • @jox:

        "Und quelloffene Community-Software gibt dem Nutzer eine viel weitgehendere Kontrolle als etwa Software von Microsoft."



        Machen wir doch mal die Probe aufs Exempel. Der nachfolgende Gerätetreiber-Code für ein USB-LTE-Modem enthält einen Fehler. Finden sie ihn?



        github.com/torvald...net/usb/qmi_wwan.c



        Lösung: github.com/torvald...f846c71ed5fe859b6e

        "wenn ich mein EMail Programm aufmache, nicht mal erst irgendwelche News angezeigt"



        So etwas ist doch - und zwar auf jeder Platform - ein reines Konfigurationsproblem das sich umstandslos beheben lässt ohne dafür erst den Anwendungs- oder gar OS-Code umschreiben zu müssen.

        • @Ingo Bernable:

          Soso, da hat Linux aber noch nicht alle Fehler angeprangert:

          Zeile 80: Es wird nicht auf "Rückgabe ist NULL" geprüft.



          Zeile 99 ebenso.



          Zeile 108: Was, wenn skb NULL ist ?

          also so führen sie mich nicht aufs Galtteis ...

          • @Bolzkopf:

            OMG, vergessene Prüfung auf NULL-Pointer, der Kernel strotzt vor blutigen Anfängerfehlern! Warum ist das blos noch niemandem vor ihnen aufgefallen? Oder könnte es sein, dass dort andere Anforderungen greifen als im user land?

            • @Ingo Bernable:

              Fairerweise ist anzumerken, dass der Code natürlich in seinem Kontext betrachtet werden muss - der hier allerdings nicht vorliegt.

              Sollte der Fehler tatsächlich mal "ziehen" wird das Programm vom System automatisch beendet um weiteren Schaden zu vermeinden -also keine Hacker-Gefahr !

              Die Frage war ja, in diesem Codeschnipsel Fehler zu finden - also eher ein Rebus ...



              Und man muss sich durchaus im Klaren sein, dass man die hier die von mir "angeprangerten" fehlenden Prüfungen auf NULL nicht immer und überall einbauen kann und will.

              • @Bolzkopf:

                "Sollte der Fehler tatsächlich mal "ziehen" wird das Programm vom System automatisch beendet um weiteren Schaden zu vermeinden -also keine Hacker-Gefahr !"



                Das ist Kernel-Code. Es gibt also kein Programm das vom System beendet werden könnte, weil das Programm selbst das System ist. Ring 0 verzeiht keine Fehler, sollte da tatsächlich mal ein ungültiger Zeiger zurückgegeben werden würde in der Folge schlicht das System stehen bleiben bzw. crashen. Trotzdem ist es sinnvoll dort nicht bei jeder möglichen Gelegenheit Prüfungen einzubauen weil das die Performance viel zu sehr belasten würde, sondern per Design dafür zur sorgen, dass dort immer gültige Zeiger zur Verfügung stehen.

                • @Ingo Bernable:

                  Mal für die "nicht Nerds" zur Erklärung:



                  Im Computer gibt es nicht "Nichts". Jede Speicherzelle enthält immer irgendeinen Wert (es gibt also keine "leere" Zelle)



                  Damit da jetzt nicht irgendwelcher "Müll" gefunden wird (weil noch nichts Sinnvolles abgelegt wurde) schreibt man beim Programmstart den Wert "null" in alle Zellen hinein.

                  (Alte Programme tun das nicht unbedingt - dann liegt da wirklich Speichermüll rum)

                  Die 0 ("Nullpointer") steht also in diesem Fall stellvertretend für "Inhalt ohne Sinn"

                  (Die IT-Ler mögen mir die drastische Vereinfachung der komplexen Zusammenhänge verzeihen - aber die Erklärung wendet sich ja expressis verbis an Laien)

                  Zum eigendlichen Thema: Hier jetzt so tiefe Details zu erörtern würde den Rahmen sprengen.

                  Aber in der Tat: Früher führte das zu einem "Kernel Panik" bzw. bei den Redmondern zu einen "Blue Screen".

                  Heutzutage wird der "Nullpointer" auch im Ring0 abgefangen. (was aber durchaus auch zu einem Systemstillstand führen kann - grade bei so einer wichtigen Komponente wie der Grafikkarte)

  • "Das Linux" zum Installieren auf einen Rechner gibt es leider NICHT! Sondern eine Fülle von "Distributionen", die alle ihre Sonderheiten und Marketing-Macken aufweisen.



    Ich stehe also vor der Wahl, mich in ein weiteres System voller Tücken einzuarbeiten, nachdem ich in das Windows-System bereits eingearbeitet bin.



    Die Entscheidung läuft darauf raus: Nur einmal Kopfschmerz und Zeitvernichtung - oder zweimal?

    Einmal hatte mich "das Linux in Nürnberg" (Suse) überredet, aber änderte dann leider sein Geschäftsmodell: "Kein Support mehr für diese Lizenz", sagte mir die Hotline das erste Mal, als ich sie brauchte. So deinstallierte ich "das Linux" wieder.

    • @Rosmarin:

      Rosmarin, wenn Sie ein einfaches Linux wollen, nehmen Sie Ubuntu - kann man mühelos in 20 Minuten vom USB Stick installieren, sehr viel einfacher als eine Windows-Installation.

      > Ich stehe also vor der Wahl, mich in ein weiteres System voller Tücken einzuarbeiten, nachdem ich in das Windows-System bereits eingearbeitet bin.

      Denken Sie mal daran, was ist wenn Sie etwas älter werden. Ich habe hier mehrere ältere Verwandte, die mit Windows nicht mehr zurecht kommen: Alles ist anders, vieles in der Cloud, nichts geht mehr ohne Online-Konto, die Nutzeroberflächen ändern sich immer mal wieder grundlegend, und so weiter.

      Und als Windows-Nutzer kann man nichts dagegen machen, als mit den Zähnen zu knirschen.

      Gut, man kann alte XP / Windows 7 / etc Geräte weiter nutzen. Aber irgendwann gehen die kaputt, und man kriegt die alte Software nicht mehr zum laufen und das alte System gibt es gar nicht mehr zu kaufen. Für neue Hardware auch keine Treiber, selbst bei Druckern oder Scannern.

      Und, meine Verwandten sind halt älter geworden. Wenn man erst 70 oder 80 ist, arbeitet man sich meist nicht mehr auf ein neues System ein, das ist richtig. Aber man wird schneller älter als man denkt.

      Und dann kommt das nächste Update und irgendwann steht man da und hat ein System das man nicht mehr beherrscht und mit dem man nicht mehr wirklich umgehen kann. Zusätzlich zu den ganzen sonstigen merkwürdigen Fehlern, die bei Windows immer häufiger werden, weil die Qualitätssicherungsabteilung bei Microsoft eingespart wurde.

      Und das ist wenn sie Glück haben. Windows könnte nämlich auch eingestellt werden, da es Microsoft nicht mehr so viel Geld bringt, und die Profite in der "Cloud" liegen.

      Denken Sie also gut nach, wovon Sie sich langfristig abhängig machen wollen.

  • Ich benutze als Anwalt seit 20 Jahren die Linux-Distribution von OpenSuse, und ich muss sagen, ich habe nicht viel vermisst, außer einigen Unterstützungen für zugegeben sehr exotische Hardwaregadgets. Dafür genieße ich aber sehr die große Freiheit des Systems: In Verbindung mit der Fritzbox kann ich beim Anruf des Mandanten dank eines kurzen Perlskripts die Akte dazu aufrufen, Textbausteine in automatisch gerierte ODT-Dokumente einfügen, automatisiert Mails an Mandanten verschicken und PDFs nach meinen Vorstellungen automatisch aus dem Posteingang erzeugen, außerdem Mandantendaten aus QR-Codes auslesen und Rechnungen mit QR-Codes für die Uberweisung versehen. Alle Mandantendaten lassen sich leicht auf den Server für die Inline-Akte spiegeln. Ich habe mir sogar meine Buchführung und die Lohnabrechnung nach meinen Vorstellungen passend geschrieben, obwohl natürlich auch fertige Lösungen gegangen wären.

    Ich weiß nicht, wie ich das alles unter Windows hätte bewerkstelligen können. Ich finde die Unmündigkeit, in die sich andere Nutzer für ihr ganzes Leben begeben, völlig unverständlich und eigentlich einem westlichen Bürger nicht angemessen. Der PC ist schließlich mein Arbeitsgerät, und das möchte ich selbst beherrschen.

    • @hedele:

      > Ich habe mir sogar meine Buchführung und die Lohnabrechnung nach meinen Vorstellungen passend geschrieben, obwohl natürlich auch fertige Lösungen gegangen wären.

      Respekt! Wenn Sie ein wenig Zeit haben, könnten Sie dann nicht mal ein Abrechnungs- und Dokumentationssystem für Hebammen schreiben, das unter Ubuntu und Intel- und M1 MacOS läuft? Mit einer vernünftigeren DB als M$ FoxPro, elektronischer Rechnungslegung an Krankenkassen bzw. Abrechnungsstellen und dem ganzen pipapo? Da wären viele Hebammen richtig glücklich!! ;-)

    • @hedele:

      "Ich habe mir sogar meine Buchführung und die Lohnabrechnung nach meinen Vorstellungen passend geschrieben, obwohl natürlich auch fertige Lösungen gegangen wären."



      Kann man ja machen wenn man Spaß daran und die Zeit dafür hat. Aber rechnet sich das auch wenn man einen reellen Stundensatz für die Entwicklung zugrunde legt? Und wieviele Rechtsanwält*innen sind wohl anteilig in der Lage sich ihre Software nicht nur selbst zu schreiben, sondern dies auch auf einem technischen Niveau, dass die Sicherheit sensibler Mandanten- und Falldaten gewährleistet?



      "Ich weiß nicht, wie ich das alles unter Windows hätte bewerkstelligen können."



      Wo soll das Problem sein, Perl ist plattformunabhängig und läuft uA da genauso.

    • @hedele:

      jepp, so geht das!

  • Seit 2005 mein Desktop OS der Wahl... aber OS/2 war besser :-)

  • ITler hier mit 20 Jahren Linux-Erfahrung.

    Linux ist kein Betriebssystem, sondern ein sogenannter Kernel - der wichtigste Teil eines Betriebssystems. Die Crux ist, daß andere die Anwendungssoftware dazu liefern müssen - Office, Kommunikation, Browser, Spiele und vor allem die Art von Software, die etliche Arbeitnehmer im professionellen Umfeld einsetzen: Photoshop, CAD-Software, IDEs, Business-Software bzw. ERP (SAP, Sage...)

    Genau in diesem Bereich - der professionellen Anwendungssoftware - gibt es aber bei Linux Lücken, weil sowas von ehrenamtlichen Programmierern schwer zu entwickeln ist. Das ist einer der Hauptgründe, warum das System selten auf Desktops (PCs und Laptops) eingesetzt wird.

    Auf dem Handy (und im Auto) benutzt man sowas nicht, daher ist Android (quasi "Google Linux") auch so erfolgreich.

    Auf Webservern läuft ebenfalls keine Anwendungssoftware. Dort werden im Prinzip lediglich Dateien übers Netzwerk geteilt. Deswegen geht das mit Linux ganz gut (und kostet nix!).

    Die Idee, Microsoft-Produkte durch Open-Source-Programme auf Linux-Basis zu ersetzen, ist im Prinzip gut. Die Gründe wurden ja im Artikel angesprochen.

    Aber Microsoft steht mit einer Armee an hoch bezahlten Vollprofis einer relativ kleinen Gemeinde von Freizeithackern gegenüber, die sich um einen harten Kern von "gesponserten" Entwicklern geschart haben (Linus Torvalds und co).

    Nun dürfen Sie raten, wessen Produkt umfangreicher, benutzerfreundlicher, technisch ausgereifter und ja, auch besser beworben ist.

    Einfach, oder?

    Big Blue Button und Jitsi Meet sind gut, aber sie sind einfach nicht auf dem Niveau von Microsoft Teams / Office 365, weil Microsoft technische Probleme ganz einfach mit Geld bewerfen kann und die Open-Source-Gemeinde diese Option eben nicht hat.

    Das muß man schon anerkennen. Nötig wäre eine gigantische Geldspritze, quasi ein Sponsoring, für Open-Source-Projekte durch z.B. die EU. Leider geben Politiker gerade in Deutschland für Technik nicht gern Geld aus.

    • @kditd:

      > "Linux ist kein Betriebssystem, sondern ein sogenannter Kernel - der wichtigste Teil eines Betriebssystems. "

      Fachlich ist das korrekt. Umgangssprachlich beinhaltet der Begriff "Linux" aber auch meist eine Distribution mit allen gängigen Anwendungsprogrammen. Korrekt müsste man dann sagen "Ubuntu" oder "Debian GNU/Linux", da ist der Linux-Systemkern dann mit drin, der muss nicht extra installiert werden.

      > "Nun dürfen Sie raten, wessen Produkt umfangreicher, benutzerfreundlicher, technisch ausgereifter und ja, auch besser beworben ist."

      Ich benutze seit über 20 Jahren Linux auf dem Desktop, und Distributionen wie Ubuntu sind in der Zeit so benutzerfreundlich und einfach geworden, dass die gängigen Programme - EMail, Webbrowser, Bildbearbeitung, Dateimanager, Office - sich in der Hinsicht nichts mehr nehmen. Oft sind sie wesentlich konsistenter.

      Ich habe Freunde/Bekannte, denen hab ich vor Jahren bei einem Ausfall / zu altem Gerät einen installierten Laptop mit Linux gegeben, und den benutzen sie immer noch - macht automatisch Sicherheitsupdates, von denen man praktisch nichts merkt, funktioniert einfach. Und das auf einem Gerät, was damals als gebrauchtes Business-Modell für 250 Euro zu haben war. Und das sind Menschen, die aufgrund ihrer beruflichen und familären Situation gar keine Zeit haben, an ihrem Computer herumzuwerkeln - der muss halt funktionieren, und das tut er. Kann ich nur empfehlen.

      Problematisch sind, das ist richtig, die Fachanwendungen, die z.B. im Öffentlichen Dienst benutzt werden. Aber da legen die Kommunen ja zusammen, was von einer Kommune portiert und erstellt wurde, können die anderen frei nutzen. Auf die Dauer spart das eine riesige Menge Geld. Und verbessert natürlich die Sicherheit.

    • @kditd:

      P.S. Falls die Bundesregierung sich entscheidet, Linux-Programmierer in Vollzeit zu sponsern, ich wäre der erste, der sich meldet... aber davon kann man momentan leider nicht leben.

      • @kditd:

        Aber wahrscheinlich sollte man genau das politisch fordern: Dass die Regierungen Leute bezahlen, die das machen. Für sowas haben wir doch z.B. Universitäten?

        • @Helmut van der Buchholz:

          Na - ob die Unis dafür gedacht sind, professionelle Computer-Programme zu schreiben? Eher nicht.

          Dass die technik-affine Piratenpartei sich für das bedingungslose Grundeinkommen einsetzt, kommt ja wohl auch daher.

          Aber es besteht Hoffnung: langsam kommen die ersten Programmierer ins Rentenalter.

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    Diese Story muß ich in dem Zusammenhang noch los werden.



    1997 kaufte ich mir im analogen Geschäft meines Vertrauens WORD 97. Der Verkäufer (!!!) plauderte von einem Betriebssystem, das es unentgeldlich, und alle zugehörige Software ebenso, gäbe. Da ist ein Funke übergesprungen, der mich fast meine wirtschafftliche Existenz gekostet hätte. Ich hab so viel Zeit in dieses LINUX IS NOT UNIX gesteckt ...



    Diese Erfahrung mit LINUX führte dazu, daß ich heute kleine Probleme in C zu lösen versuche, die schon längst gelöst sind. Aber es bringt richtig Freude, z.B. den RÖSSELSPRUNG selbst geschrieben zu haben.

  • Cons:



    * Ich glaube, heutzutage ist es viel besser geworden, aber während meiner langjährigen Erfahrung gab es natürlich immer wieder Monopolschlachten. Nvidia hatte mehrmals ihre neue Schnittstelle zum Betriebssystem von Linux abgekapselt, sprich nur noch Microsoft die Blaupause zur Verfügung gestellt. Und jau, da ist man dann am Fluchen. Neuinstallation durchgeführt und auf einmal ist der Bildschirm schwarz. Das ist es dann auch mit dem unter pro aufgeführten netten Support gewesen. Wenn auf dem Bildschirm nichts ankommt, ist es schwer, das Forum zu nutzen. War lösbar, aber kann abschrecken. War für mich immer lösbar aber echt nervig. Durchhalten war die Parole und nach 2 Monaten war dann auch die Schnittstelle wieder frei :). Kann sich NVidia heutzutage glaube ich nicht mehr leisten. Da Entwickler schon immer lieber Linux nutzen als der "normale" user, wäre der Schaden für Nvidia wohl größer als der Nutzen in Tagen wo AI langsam alles dominiert.



    * Du bist (PC) Gamer? Dann bleib lieber bei Windows. Ich spiele nur noch sehr sehr wenig, aber bis heute denke ich ist man für diesen Bereich unter Windows doch viel besser aufgehoben. Allerdings möchte ich bemerken, Linux ließ sich immer unproblematisch neben Windows installieren. Installierte ich Windows zuerst und dann Linux, bot mir Linux immer einen Bootmanager an. Sprich -> Computer angeschaltet und beim Hochfahren kommt das Auswahlmenu welches System gestartet werden soll. Sehr komfortabel. Weniger schön war es für mich Windows auf ein bestehendes Linux System zu installieren. Liegt daran, dass Micro$oft nie Linux anerkannt hat. Einen Bootmanager gabs dann erstmal nicht, Windows hat den Bootsektor belegt und Linux nie angeboten. Musste ich ebenfalls dann händisch fixen.

    Falls Ihr ein lauffähiges System nicht gefährden wollt aber dennoch Linux mal testen wollt: Ein Rasperry Pi kostet um die 40 € - sofern ihr Tastatur, Maus und Monitor habt.

    • @SimpleForest:

      > Nvidia hatte mehrmals ihre neue Schnittstelle zum Betriebssystem von Linux abgekapselt, sprich nur noch Microsoft die Blaupause zur Verfügung gestellt.

      Na, man erkundigt sich halt vorher, welche Hardware kompatibel ist, sofern man nicht zuviel Zeit hat oder gesteigerte Lust, nächtelang zu basteln. NVidea würde ich eher nicht empfehlen.

      > Du bist (PC) Gamer?

      Da hat sich die Situation grundlegend verbessert. Es gibt definitiv mehr High-End Spiele als man durchspielen kann.

      > Ein Rasperry Pi kostet um die 40 € - sofern ihr Tastatur, Maus und Monitor habt.

      Besonders praktisch ist ein Raspberry Pi 400, da ist die Tastatur schon drin.

      Aber auf einem gebrauchten PC für 50 oder 100 € bekommt man mühelos auch Linux zu laufen.



      Auf Notebooks am einfachsten, wenn voll kompatibel, wie z.B. Thinkpads.

      USB-Stick mit Ubuntu rein stecken und los geht's.

  • Ich gehöre zu den Linux Nutzern seid 2005. Zu diesem Zeitpunkt war Linux bereits mit voller und komfortabler Nutzeroberfläche ausgestattet und leicht zu installieren. Durch meine Arbeit habe ich auch einen Windowsrechner. Eine paar Pros and Cons von meiner Seite:

    Pro:



    * Der im Artikel bereits erwähnte Datenschutz. Da der Quellcode offen liegt, wird dieser fortlaufend überprüft auf back doors von Menschen wie hierzulande dem CCC



    * Das System ist viel sanfter designend. Ich bekomme es ebenso wie auf Windows instant Benachrichtigungen mit, falls zum Beispiel eine Email eingeht. Allerdings ohne Alarmsound - vielleicht ein übertriebener Begriff - was mich weniger unter Stress setzt.



    * Bei nötigem Support - als langjähriger Nutzer habe ich diesen schon seid Jahren nicht mehr gebraucht - findet man im Forum viel netteren und zwischenmenschlichen Support. Man sollte sich dabei an die Netiquette halten.



    * Kostengünstiger. Man bedenke hier nicht nur das Betriebssystem selbst, sondern auch eventuelle Tools die man haben möchte. Diese sind nämlich dann ebenfalls OpenSource. Proprietäre Tools kann man heutzutage aber wohl auch unter Linux installieren, sofern man denn wirklich will.

    Cons:



    kommen wegen Paltzgründen im nächsten Post von mir :)

    • @SimpleForest:

      Dann will ich mal die Cons übernehmen.



      "Bei dieser Art von Software könnte man Sicherheitslücken bei vorhandenem Know-how auch selbst schließen, oder, falls nicht, einen Dienstleister damit beauftragen."



      'Man' kann das eher nicht, selbst unter professionellen Entwickler*innen dürfte der Prozent- bzw. wahrscheinlicher Promillesatz der dazu in der Lage ist eine Sicherheitslücke im Linux-Kernel zu fixen relativ gering sein. Und klar, Anwender*innen Support lässt sich auch für FOSS einkaufen, aber als mittelgroße Behörde oder Unternehmen einen Auftrag zum Finden und Beheben von Sicherheitslücken in auch nur einer Linux-Distribution zu erteilen dürfte das Budget schnell übersteigen. So gesehen kann die Wahl einer proprietären Lösung in der garantierte Sicherheitsupdates zum Vertragsumfang gehören durchaus vernünftig sein.



      "problematische Abhängigkeiten von marktbeherrschenden IT-Unternehmen"



      Nun wird aber ein nicht gerade kleiner Anteil der Linux-Entwicklung durch marktbeherrschenden IT-Unternehmen wie IBM, intel, Samsung, Huawei, Google und Oracle [1] gestemmt weil sie ein originäres Interesse daran haben dieses System entsprechend ihren Bedürfnissen nutzen zu können. Dass muss nicht schlecht sein, bedeutet aber auch, dass die Entwicklung effektiv zu einem relevanten teil aus einem kommerziellen Umfeld querfinanziert wird.



      "der Quellcode [...] wird [...] fortlaufend überprüft"



      Aber eben auch von Menschen die dies ehrenamtlich in ihrer Freizeit machen, oder eben auch nicht. Dass der Code offen ist, bedeutet eben noch nicht zwangsläufig auch, dass ihn auch jemand liest und dass diese Person dann auch kompetent ist. Bei viel genutzten Anwendungen ist das zwar wahrscheinlich der Fall, aber eine Garantie gibt es eben nicht und das ist dann für wirklich sicherheitskritische Bereiche auch wieder relativ wenig. Der Heartbleed-Bug in der OpenSSL-Bibliothekt etwa blieb über zwei Jahre lang unentdeckt!



      ...

      • @Ingo Bernable:

        > 'Man' kann das eher nicht, selbst unter professionellen Entwickler*innen dürfte der Prozent- bzw. wahrscheinlicher Promillesatz der dazu in der Lage ist eine Sicherheitslücke im Linux-Kernel zu fixen relativ gering sein.

        In der Praxis wurden die weitreichenden Sicherheitslücken, die aus den Intel-Bugs Meltdown und Spectre resultierten, bei Linux schneller gefixt als bei Windows.

        Dass der Quellcode offen einsehbar ist, gibt zwar keine Garantie, dass Fehler identifiziert werden. Aber in vielen Fällen wird dies dadurch erst möglich, und neuer Code im Kernel wird tatsächlich geprüft. Bei Windows-Treibern dagegen kann überhaupt nur der Hersteller des Treibers/der Hardware prüfen, weil nur dieser den Quellcode hat - er könnte wenn er wollte unentdeckt Hintertüren einschleusen. Und unentdeckte Windows-Bugs werden in der Praxis von Kriminellen und Geheimdiensten gehandelt.

        • @jox:

          "weil nur dieser den Quellcode hat - er könnte wenn er wollte unentdeckt Hintertüren einschleusen."



          Das gilt aber auch nur dann wenn man sich seine Programme aus dem öffentlichen Quellcode selber kompiliert, andernfalls steht man vor dem Problem nicht sicher sagen zu können ob die heruntergeladene Binary auch wirklich nur den veröffentlichten Code enthält oder ob da noch mehr drin steckt. Letztlich ist man dort also ganz genauso darauf zurückgeworfen denjenigen die die Pakete bereitstellen vertrauen zu müssen.



          "Und unentdeckte Windows-Bugs werden in der Praxis von Kriminellen und Geheimdiensten gehandelt."



          Genauso wie die aller anderen Plattformen. Tatsächlich schneiden kommerzielle Anbieter bei der Quote von kritischen Bugs je Produkt verhältnismäßig gut ab:



          www.cvedetails.com/top-50-vendors.php

      • @Ingo Bernable:

        ...



        "Bei nötigem Support [...] findet man im Forum [...]"



        Aber wer sich als Unternehmen/Behörde darauf nicht verlassen will, steht eben wieder vor der ökonomischen Abwägung diese einzukaufen oder eine*n entsprechende*n Expert*in anzuheuern, wobei in Rechnung zu stellen wäre, dass der Supportbedarf der Durchschnittsbelegschaft bei FOSS tendenziell höher ausfallen wird weil weniger Vorkentnisse vorhanden sind.



        Und Privatanwender*innen können sicher davon ausgehen diese Support auch dringend zu benötigen weil Linux nicht dauerhaft benutzbar ist ohne sich auch mit der bash und den 'Innereien' des Systems zu befassen.



        "Kostengünstiger"



        Da würde ich mal ein Fragezeichen dran machen. Normalerweise ist die Wirtschaft ziemlich gut darin Geld zu sparen. Vermutlich sind die Ersparnisse durch die entfallenden Lizenzgebühren nicht groß genug um zusätzliche Schulungen, Support, notwendige Anpassungen oder Migrationen genutzter Anwendungen, etc. zu kompensieren.



        Und schließlich wäre mE aus linker Perspektive auch die Frage nach den Produktionsverhältnissen von FOSS zu fragen. Meist wird diese ja von Leuten geschrieben und gewartet die primär in kommerziellem Umfeld coden und dann nach Feierabend und am Wochenende unentgeltlich für die Community. Das ist zwar gut und ehrenwert, aber sind das auch die Bedingungen die in einer progressiven Gesellschaft erstrebenswert wären? Und wenn ja, was würde dies für Köch*innen, Dachdecker*innen oder Steuerfachangestellte bedeuten?

        [1] linuxclass.heinz.c...nelReport_2020.pdf

        • @Ingo Bernable:

          > Und schließlich wäre mE aus linker Perspektive auch die Frage nach den Produktionsverhältnissen von FOSS zu fragen.

          Da habe ich einen Lesetipp:

          stallman.org

    • @SimpleForest:

      Da der nächste Post auf sich warten läßt, poste ich mal die Cons:

      - kein Geld, um mehr Entwickler zu bezahlen, um Probleme zu beheben und Software zu verbessern, die machen das oft ehrenamtlich oder Teilzeit

      - professionelle Anwendersoftware läuft oft nicht auf Linux

      - Linux-Programme oft nicht auf demselben technischen Niveau, weil noch in den Kinderschuhen / nicht genug Entwickler / kein Geld, s.o.

      - Linux leider NICHT sicherer als Windows, das Gegenteil ist der Fall. Wer liest denn wirklich jede letzte Zeile Code in jedem obskuren Linux-Programm? Keiner! Der Open-Source-Vorteil ist ein theoretischer. Linux ist einfach ein wenig attraktives Ziel. Sollte sich das ändern, werden sich die Angriffe häufen. Scannen Sie mal ein nicht ganz up-to-dates Linuxsystem mit z.B. Nessus auf Sicherheitslücken. Da fällt Ihnen die Kinnlade runter.

      - Weniger benutzerfreundlich. Wenn sich Mutti bei Media Markt einen neuen Drucker bzw. Scanner kauft, wird der eher nicht auf Anhieb mit Linux funktionieren. Die Open-Source-Gemeinde muß nämlich einen eigenen Treiber dafür schreiben, und dafür wird wahrscheinlich keiner bezahlt... s.o.

      - Für Problemlösungen kann man nicht mal eben einen Linux-Techniker rufen (die sind nämlich selten). Man muß im Prinzip erstmal stundenlang googeln, wenn was ist. Und dann gibt es 10 verschiedene Lösungen, von denen 9 auf Hörensagen beruhen und auf dem Kopieren von irgendwelchem Code in die Kommandozeile. Man zerschießt sich da sehr leicht sein System.

      - Die kleine Community lobt ihr Lieblingssystem über den grünen Klee. Dadurch wird leider zunehmend vernebelt, wie groß die Probleme wirklich sind. Äußert man Kritik, ist man gleich ein Microsoft-Sklave oder ein Dummkopf. Es wird ideologisch argumentiert, nicht sachlich.

      - Keiner kann einen ehrenamtlichen Programmierer dazu zwingen, ein Feature einzubauen oder ein Problem zu lösen. Er hat keinen Chef, der ihm den Arsch aufreißt. Jeder macht sein Steckenpferd. Das mag der Software nicht immer gut tun.

      • @kditd:

        Ich habe die Cons danach gepostet, aber die sind vor meinen Pro post vor dem veröffentlichen gerutscht. Kann ich nix dafür :). Und irgendwie habe ich nicht wirklich mit so nem Forum ansturm gerechnet. Da hier schon so viele Aspekte von anderen zwischenzeitlich benannt wurden drücke ich Antworten und klinke mich hier raus :)

      • @kditd:

        > - Weniger benutzerfreundlich. Wenn sich Mutti bei Media Markt einen neuen Drucker bzw. Scanner kauft, wird der eher nicht auf Anhieb mit Linux funktionieren.

        Das ist FUD. Gerade Scanner haben eine standardisierte USB Schnittstelle und funktionieren in der Regel anstandslos und sehr gut mit Linux - selbst ältere Modelle, für die es bei aktuellen Windows keine Treiber mehr gibt (die Hersteller wollen lieber was Neues verkaufen, deswegen machen sie keine Treiberupdates).

        Bei Druckern muss man sich informieren. BROTHER beispielsweise hat einen guten Ruf, meist gute Unterstützung, und die entsprechenden Treiber sind in der Distribution im CUPS System enthalten.

    • 8G
      82286 (Profil gelöscht)
      @SimpleForest:

      Gäbe es die elitären Werbeagenturen nicht (gut, die Farbssteme waren früher auf den MACs einzigartig) , hätte ich schon seit 1997 auf alle MACs und MICs verzichtet. Inzwischen "auf Rente" und da macht das Eperimentieren auch noch Spaß.

    • @SimpleForest:

      Schön - man wartet mit Spannung auf den angekündigten nächsten Post!

      • @fvaderno:

        Der ist leider während dem review nach oben gerutscht und befindet sich nun vor dem Pro post :)

  • 7G
    7363 (Profil gelöscht)

    das usenet ist oder war im internet. da usenet wae vorläufer des WWW im sinne von platform des austauschs, ja.

    • @7363 (Profil gelöscht):

      Das Usenet wurde durch Google mit dem sogenannten "Google Groups" überbaut und googlefiziert. Das war das Ende. Von da an ging keiner mehr ins eigentliche Usenet. Google war ja so bequem.

      Geben tut es das Usenet noch. Es führt ein Schattendasein, ebenso wie IRC (von ICQ, WhatsApp, Discord usw. verdrängt) und demnächst vielleicht E-Mail (ebenfalls durch WhatsApp usw. gefährdet).

      Text mögen viele Leute nicht. Da muß man sich ja anstrengen, und die Handytastatur ist so winzig. Und was würden Millennials ohne den Tränen lachenden Smiley tun? Unvorstellbar.

      Um es mal mit denen zu sagen: "Safe, Bruder." Chillo, Chad. Hey, wo ist mein Tränen lachender Smiley, taz???

      • @kditd:

        Usenet war schon tot vor Google. Es wurde durch Foren und Chats ersetzt. Google hat IMHO nur die Reste aufgesammelt.

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    Habe auf allen meinen Rechnern UBUNTU installiert und verwende es wahlweise mit Microsoft bis ich alles auf OpenSourceProgramme umgestellt habe. Klappt wunderbar.