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Glückliche Kühe auf dem Kugelsüdhanghof Foto: Dominik Baur

Landwirtschaft und KlimaKlimaretterin Kuh

Das Rind rülpst das Treibhaus voll und verdirbt dem Veganer den Appetit. Doch seine Freunde sind überzeugt: Die Tiere können dem Klima helfen.

Dominik Baur
Von Dominik Baur aus Sibratshofen/freising/weibhausen

C hristine Bajohr zeigt auf den Hang hinter ihrem Bauernhaus: „Wenn das mit dem Klimawandel so klappt, wie wir uns das vorstellen, dann können wir da oben bald Wein anbauen“, sagt sie. Eine wie Bajohr darf sich so eine Prise Sarkasmus zwischenrein schon mal erlauben, denn die Gefahr, dass er bei ihr in Fatalismus umschlägt, ist nicht sehr hoch. Im Gegenteil: Sie stemmt sich ja mit aller Kraft gegen das, was da auf sie zukommt – und wenn’s der ganze Berg ist.

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Natürlich will Christine Bajohr trotz der schönen Hanglage ihres Hofs, des Kugelsüdhanghofs, hier im Oberallgäu keinen Wein anbauen, sondern weiterhin Milchwirtschaft betreiben. Doch es wird nicht gerade leichter. Der Klimawandel ist hier längst angekommen. Mit einigen Mitstreitern will die Bäuerin jetzt auf ihrem und ein paar anderen Höfen zeigen, was man vielleicht noch alles anders machen kann in der Landwirtschaft, wie man die Sache vielleicht noch drehen kann.

Was Bajohrs Unterfangen ungewöhnlich macht, ist die prominente Rolle, die der Kuh darin zukommt. „KUHproKlima“ heißt das Projekt und dürfte schon allein aufgrund des Titels bei vielen ein reflexhaftes Kopfschütteln auslösen. Ist doch allgemein bekannt, dass die Kuh ein Klimakiller ist. Denn als Wiederkäuerin produziert sie das besonders fiese Treibhausgas Methan. Bei rund 1,5 Milliarden Rindern, die es weltweit geben soll, läppert sich da schon etwas zusammen, möchte man meinen. Öffentliche Sympathiebekundungen für die Rinderhaltung verlangen daher etwas Mut.

Bajohr hat zu Kaffee und Keksen geladen, draußen am Gartentisch vor dem 120 Jahre alten Bauernhaus. Sie hat sich im Schneidersitz auf das Sofa gesetzt, die Brille ins brünette Haar gesteckt. Eigentlich kommt sie aus der Stuttgarter Gegend, aus Vaihingen an der Enz. Mitte fünfzig ist sie jetzt, war viel unterwegs, in jungen Jahren auch mal eine Zeitlang in Neuseeland; aber erst im Allgäu, wohin es sie mit ihrem ersten Mann verschlagen hat, ist sie sesshaft geworden. Und hier ist sie auf die Kuh gekommen.

Neun Kilo Rindfleisch isst der Durchschnittsdeutsche

Den Kugelsüdhanghof führt sie gemeinsam mit ihrem jetzigen Mann, dem Hoferben Martin Wiedemann-Bajohr. Es ist ein kleiner Betrieb, idyllisch gelegen, 22,5 Hektar, gerade mal neun Milchkühe, Demeter. Ihr Mann, gelernter Karosseriebauer, arbeitet halbtags auch noch in einer Firma, die Schneefräsen herstellt. Sibratshofen heißt das Dorf, zu dem der Hof gehört, die Grenze zu Baden-Württemberg ist nicht weit.

Es ist später Vormittag, der Milchlaster hat gerade die Milch für die Schönegger Käsealm abgeholt, kritisch beäugt von Anton, dem Hofhund. Anton ist eine Promenadenmischung aus einem polnischen Tierheim, deren Beine etwas zu kurz geraten sind. Aber im tiefsten Inneren, versichert Bajohr, sei Anton ein Dobermann. Im Kaffee ist, was sonst, Rohmilch. Vom Gartentisch aus kann man auf eine der Weiden des Hofes hinunterschauen. Dort stehen acht Schumpen, wie man die Jungrinder im Allgäu nennt.

Gut elf Millionen Rinder gibt es in Deutschland, darunter knapp vier Millionen Milchkühe. Die schwarzbunte Holsteinkuh, das Simmentaler Fleckvieh, Braun- und Grauvieh et cetera. Sie stehen in Ställen, Laufställen und auf der Weide. Nett anzuschauen sind sie ja, die 600 Kilo Tier: die Augen groß, die Wimpern lang, das Wesen in der Regel freundlich und neugierig. Sollte man sie halten? Sollte man sie essen? Die Meinungen gehen auseinander. Der Rindfleischkonsum in Deutschland nimmt ab. Und doch isst der Durchschnittsdeutsche noch immer mehr als neun Kilo im Jahr. Dazu kommen über 80 Kilo Milchprodukte.

Bäuerin Christine Bajohr mit Rind: Das Tier bekommt nur Heu und Halme Foto: Dominik Baur

Es gibt Kritiker, die Nutztierhaltung grundsätzlich und ohne Ausnahme ablehnen. So argumentiert beispielsweise die Tierrechtsorganisation Peta auf ihrer Website, es sei nicht „normal“ für Menschen, Fleisch zu essen, und man solle sich ins Gedächtnis rufen, dass es in früheren Zeiten auch als „normal“ gegolten habe, andere Menschen als Sklaven zu halten. Unter dieser Prämisse wäre natürlich die Frage, ob eine Landwirtschaft, die auf maßvolle und durchdachte Nutztierhaltung setzt, einer rein vegan ausgerichteten Landwirtschaft in Sachen Klimaschutz und Welternährung überlegen sein könnte, moralisch nicht zu rechtfertigen.

Die landwirtschaftlichen Flächen werden knapp

Für Menschen mit einer weniger radikalen Haltung könnte die Frage aber durchaus interessant sein. Denn die meisten Argumente gegen den Konsum von Milch und Rindfleisch wenden sich bei näherer Betrachtung nicht gegen die Kuh als solches, sondern gegen die gravierenden Missstände, wie sie heute weltweit in der real existierenden Nutztierhaltung tatsächlich gang und gäbe sind. Es tut also Not, ein wenig zu differenzieren.

Wilhelm Windisch sollte dazu in der Lage sein – obwohl auch er einer dieser Kuhfreunde ist. Einer, der beispielsweise behauptet, das Rind sei evolutionär gesehen die erfolgreichste Spezies überhaupt. Wie sich dieses Tier in Sachen Eiweißversorgung unabhängig gemacht habe, einfach grandios!

Man trifft Windisch in einem schmucklosen Bau auf dem Weihenstephaner Campus der Technischen Universität München an. Es sind seine letzten Tage hier, mit dem Ende des Semesters geht der Professor in den Ruhestand. Sein repräsentatives und geräumiges Büro hat der Inhaber des Lehrstuhls Tierernährung schon verlassen müssen, jetzt sitzt er hier in einem schmalen Zimmer, das kaum Platz für einen Schreibtisch bietet. „Mein Austragsstüberl“, sagt er. Das Whiteboard an der Wand über dem Schreibtisch ist unbeschrieben. Windisch lehnt sich in seinem Drehsessel zurück, faltet die Hände über dem Bauch und legt los.

Seine Erläuterungen beginnen mit einem Fußballfeld. Windisch rechnet gern in Fußballfeldern. Eine landwirtschaftliche Fläche eben dieser Größe, erklärt er, benötige man heute, um drei Menschen zu ernähren. Aber 2050 müsse man auf demselben Feld schon mehr als fünf Menschen satt bekommen. Dabei seien nur die Strafräume Ackerfläche, also für den Anbau veganer Lebensmittel geeignet. Man muss kein Fußballexperte sein, um zu erkennen: Das wird eng.

Schuld daran sind in Deutschland etwa der Flächenfraß, der beispielsweise in Bayern täglich mehr als zehn Hektar beste Böden in Betonwüste verwandelt, aber weltweit fielen die Böden vor allem auch Erosion und Verwüstung anheim – Folgen des Klimawandels. Dazu kommt natürlich das Wachstum der Weltbevölkerung.

Weizen als Tierfutter, das geht gar nicht

Schön und gut, aber was hat das nun mit der Kuh zu tun? Hat da nicht der Professor mit seinem Strafraum-Beispiel den Gegnern jeglicher Nutztierhaltung gerade das beste Argument an die Hand gegeben? Schließlich weiß doch jeder: Um ein Kilo tierisches Eiweiß herzustellen, braucht man ein Vielfaches an pflanzlichem Eiweiß. Je nach Quelle unterscheiden sich zwar die Angaben, aber selbst die niedrigsten Berechnungen gehen noch vom Fünffachen aus. Sprich: Jeder Fleck des Fußballfeldes, den wir Tieren abtreten, ist doch reinste Verschwendung.

Einspruch, ruft da Windisch, so einfach sei es nun auch wieder nicht. Was man da oft an Argumenten aufgetischt bekomme, sei ein „Konglomerat von Narrativen, von Verkürzungen“. Eine dieser Verkürzungen beispielsweise ist die Annahme, man müsse Tiere mit denselben Lebensmitteln ernähren wie Menschen. Eine Annahme, die darauf fußt, dass es ja zu einem Großteil tatsächlich so praktiziert wird. In Deutschland, erzählt Windisch, werde etwa die Hälfte der Ackerfläche für den Anbau von Tierfutter verwendet, zum Großteil Silomais. Die Hälfte!

Zwei andere Zahlen: Ein Drittel der globalen Getreideernte und über drei Viertel der Sojaernte landet im Futtertrog. „Wir haben tatsächlich eine intensive Tierproduktion, die enorme Mengen an Lebensmitteln verbraucht“, so Windisch. An das heutige Hochleistungsgeflügel zum Beispiel würden fast ausschließlich hochwertige Ackerprodukte verfüttert. Bei der Kuh sei der Anteil deutlich niedriger, aber auch rund 30 Prozent des Rinderfutters in Mitteleuropa bestünden aus Getreide und anderen Ackerpflanzen. Ein Unding, das findet auch Windisch. „Da bin ich völlig d’accord mit dem veganen Konzept: Was wir selbst essen können, sollten wir nicht an Tiere verfüttern.“ Das Stichwort lautet: Nahrungskonkurrenz.

Labsal für Insekten. Aber die treten da auch nicht rein Foto: Dominik Baur

Nur: Was, wenn das Tier dem Menschen gar nichts wegfrisst? So wie die Kühe der Bajohrs. Sie ernähren sich ausschließlich von Gras und Heu, Pflanzen, die der härteste Veganermagen nicht verwerten könnte. Und damit kommt Windisch zurück auf die Kuh als Geniestreich der Evolution. Kuh und Grasland hätten sich gleichzeitig entwickelt – vor über 30 Millionen Jahren. Ohne Gras kein Rind, ohne Rind aber auch kein Gras.

Umwandlung von Grünland? „Geht gar nicht!“

Und schon sind wir tief drin im Pansen, dessen Funktionsweise zu erklären sich Wilhelm Windisch nicht zweimal bitten lässt: „So eine Kuh, die frisst ja gar kein Gras“, erklärt der Wissenschaftler mit seinem leicht fränkischen Einschlag dann auch gleich, „sondern die füttert ihren Pansen mit Gras.“ In dem prominentesten der vier Mägen der Kuh seien Bakterien, die das ansonsten nicht verdaubare Gras zu Eiweiß verarbeiteten. Erst dieses Produkt sei dann die eigentliche Nahrung der Kühe, die sie beim Wiederkäuen fräßen und ihrerseits wieder in Milch und Fleisch überführten. Das Ergebnis: Der Mensch erhält zusätzliche Lebensmittel, ohne dafür auf eine einzige Kartoffel, eine Weizenähre oder ein Salatblatt verzichten zu müssen.

Aber könnten wir nicht einfach die Wiesen und Weiden zu Äckern machen und für den Anbau von veganen Lebensmitteln nutzen, anstatt Kühe darauf zu stellen? Nein, sagt Windisch. Zum einen werde bei der Umwandlung von Grünland in Acker unglaublich viel CO2 freigesetzt. „Das ist wie das Abholzen von Wald oder das Trockenlegen von Mooren. Geht gar nicht.“ Zum anderen seien alle Flächen, die sich als Acker eigneten, längst Ackerland.

Mit Nutztieren können Sie praktisch die vegane Basisproduktion verdoppeln – ganz ohne Nahrungskonkurrenz

Wilhelm Windisch, TU München

Und selbst dort fällt noch Futter für Nutztiere an. „Auf einem Getreidefeld wachsen ja keine Körner“, sagt Windisch. „Da wachsen ganze Pflanzen.“ Pro Kilogramm pflanzliches Lebensmittel fielen vier Kilogramm für den Menschen nicht essbare Biomasse an. Verfüttert man auch diese, erhält man nach Windischs Berechnungen ein weiteres Kilo tierische Lebensmittel. „Sie verdoppeln über die Nutztiere praktisch die vegane Basisproduktion – ganz ohne Nahrungskonkurrenz.“

Auf diese Weise, so Windisch, könne man die Bevölkerung mit Hilfe von Wiederkäuern auch weiterhin gut ernähren. Dass das unter dem Strich jedoch bedeuten würde, dass wir dann deutlich weniger tierische Produkte auf dem Teller hätten, steht für Windisch außer Frage. Er klappt sein Laptop auf, öffnet eine Powerpoint-Präsentation. Auf einer Folie ist ein von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften für die Schweiz berechnetes Szenario dargestellt: Würde man dort Nutztiere nur noch mit nicht essbarer Biomasse füttern, müsste man den Konsum von Schweinefleisch um 70 Prozent, den von Geflügel sogar um 99 Prozent und den von Eiern um 95 Prozent reduzieren. Bei Milch wären es nur 30, bei Rindfleisch 40 Prozent.

Bleibt dennoch das Problem der Klimakillerkuh. Klar, ohne Methanbildung geht es nicht, sagt Windisch. „Es ist der Preis, den ich bezahlen muss, damit ich sehr große Mengen an nicht essbarem Material in etwas Essbares überführen kann.“ Die unmittelbare Treibhauswirkung des Gases sei rund 85-mal so stark wie die von CO2. Ein klimatischer Hufabdruck, der es in sich hat. Aber immerhin: Während CO2 Jahrtausende in der Atmosphäre verweile, habe Methan eine relativ kurze Halbwertszeit und sei schon nach wenigen Jahrzehnten kaum noch nachzuweisen. Dadurch akkumuliere sich das Methan in der Atmosphäre nicht.

Es gebe aber einen ständigen Sockel, der sich immer wieder erneuere. Daher sei es wichtig, die Methanbürde so gering wie möglich zu halten, den Sockel ein wenig abzutragen. Eine Stellschraube hierfür sei beispielsweise das Tierwohl. Wenn die Milchkühe gesund seien und vor allem länger lebten, reduziere sich auch die Methanlast pro Liter Milch. In Deutschland sinke der Methanausstoß der Rinder infolge der niedrigeren Bestandszahlen ohnehin seit mehreren Jahrzehnten. Inzwischen produzierten die Rinder hierzulande weniger Methan als vor der Industrialisierung.

Christine Bajohr führt runter auf die Weiden. Anton läuft schon mal voraus. Die Schumpen haben sich hingelegt. Nach der morgendlichen Graserei walten sie nun ihres Amtes und käuen wieder. Mit der Lässigkeit eines Kaugummi kauenden Teenagers verwandeln sie Unverdauliches in beste Proteine.

„Also ich denke, ohne Tiere auf der Weide geht es nicht“, sagt Bajohr. „Das ist unser großer Fehler, dass wir sie aus der Gleichung rausgenommen haben, denn das Ökosystem Grünland funktioniert nur mit biologischer Vielfalt – mit Kühen, Insekten und anderen Tieren.“ Am besten auch mit Hecken und Bäumen – eines der nächsten großen Projekte der Bajohrs.

Ein ausgefeiltes Weidemanagement für das Klima

Die Bäuerin zeigt noch schnell die benachbarte Weidefläche, auf der die Tiere vier Tage zuvor waren. Das Gras steht noch zehn bis zwanzig Zentimeter hoch – und das ist Absicht. „Wenn sie nur einmal abgebissen haben, ist es ideal“, erklärt Bajohr. Die Pflanze werde dadurch in ihrer Photosyntheseleistung gefördert und müsse nicht an ihre Reserven gehen. Zudem bleibe mehr Biomasse zurück, höhere Halme und Stängel, die ein hervorragendes Habitat für Insekten böten. „Der Boden trocknet auch nicht so schnell aus, es ist ein ideales Mikroklima.“ Das ist der Grund, warum die Rinder auf dem Kugelsüdhanghof immer nur auf einer vergleichsweise kleinen Fläche weiden dürfen, dafür aber recht häufig den Platz wechseln. Es ist ein Mehraufwand, aber es deutet alles darauf hin, dass er sich lohnt.

Bajohr lässt das Gras jetzt drei, vier Wochen nachwachsen, dann wird hier gemäht und Heu gemacht. Nach 45 Tagen dürfen dann wieder die Rinder auf die Weide. Mit einem ausgefeilten Weidemanagement lässt sich viel für Kuh und Klima erreichen. Deshalb ist es auch ein zentrales Anliegen des Projekts „KUHproKLIMA“, das Bajohr vor drei Jahren initiiert hat und jetzt leitet. Wird Grünland vernünftig beweidet, so der Gedanke, ist der Humusaufbau größer, als wenn nur gemäht wird. Insgesamt sieben landwirtschaftliche Betriebe im Allgäu wollen in dem Projekt „verschiedene Herangehensweisen hin zu einer standortgerechten, klimafreundlichen, resilienten Grünlandbewirtschaftung erproben“, so die Projektbeschreibung.

Wie können Emissionen und Betriebskosten zugleich gesenkt werden? Welche Rahmenbedingungen sind nötig, damit die Kuh ihre Qualitäten voll ausspielen kann? Um diese Fragen geht es. Am Ende soll ein Best-Practice-Leitfaden stehen, der interessierten Kolleginnen und Kollegen, die sich „auf eine klimafreundlichere, existenzsichernde Grünlandbewirtschaftung“ einlassen wollen, eine Fülle von Fallbeispielen und Tipps liefern soll.

Das Ganze wird wissenschaftlich flankiert; Kartierungen und Bodenproben sollen etwa belegen, welche Maßnahmen das Biotop Weide durch eine größere Artenvielfalt bereichern oder auch den Aufbau von Humus und damit die Einlagerung von Kohlenstoff befördern. Das Projekt wird von der EU gefördert, für die übrige Finanzierung sucht Bajohr Unterstützer via Crowdfunding.

Weniger Fleisch vom Schwein und Huhn

Ein abendlicher Abstecher in den Chiemgau: Der Saal des Gasthofs Alpenblick in Weibhausen ist voll. An die hundert Leute sind gekommen. Hinter Ulrich Mück stieren zwei große Rindsköpfe in den Saal. Es ist das Startbild seiner Präsentation. Mück, Agraringenieur, Berater für Ökolandbau und Vortragsreisender in Sachen Kuh, trägt ein Sakko mit Ärmelschonern. Brille, grauer Bart, sehr schlank. Mehr so Typ Hochleistungsmilchkuh ohne Fleischansatz, scherzt er selbst. Gerade hat er noch einen Tafelspitz mit Kartoffelsalat verspeist. Ein Vertreter des Bauernverbands kündigt den Referenten an, „der wo sich mit dem beschäftigt, was der Grund alles Bösen ist“. Gemeint ist die Kuh, und gemeint ist es natürlich ironisch.

Was folgt, ist ein zweistündiger Parforceritt durch Evolution, Kulturgeschichte und Verdauungstrakt der Wiederkäuer im Allgemeinen und des Rindes im Speziellen. Seit 34 Jahren ist Mück jetzt im Auftrag der Kuh unterwegs. Wie Christine Bajohr und Wilhelm Windisch plädiert er für einen radikalen Umbau der Landwirtschaft – unter tatkräftiger Beteiligung der Kuh. Die Fleischreduzierung sollte bei Geflügel und Schwein ansetzen, fordert er, die zusammen 82,5 Prozent des Schlachtgewichts in Deutschland ausmachten.

Besteck klappert, Bedienungen wuseln durch den Saal: Wer kriegt den Schweinsbraten, wer das Pfeffersteak? Und wer die Rindersuppe? Es ist ein typisches bayerisches Wirtshaus, Blümchen auf Tischdecken und Vorhängen – und auf der Speisekarte, wie es sich gehört, reichlich Fleisch.

Mück erzählt seinem Publikum, wie die Kuh den Humusaufbau befördert. Jedes Mal, wenn eine Pflanze verbissen wird, stirbt ein Teil des Wurzelsystems ab, hinterlässt organische Substanz und Kohlenstoff im Boden, und die Pflanze treibt neu aus. Mück erzählt auch von der Artenvielfalt auf einer Weide. Welches Labsal etwa ein Kuhfladen für Insekten sei und welche Bedeutung er somit für ganze Nahrungsketten habe. So habe man in der Oberpfalz durch spezielle Beweidungsprojekte die letzten deutschen Exemplare der Großen Hufeisennase, einer Fledermausart, vor dem Aussterben bewahrt. Gülledüngung könne das Meisterwerk eines Kuhfladen nicht ersetzen.

„Wer Milch trinkt, muss auch Rindfleisch essen“

Und Mück hat noch eine weitere Botschaft für seine Zuhörer: Wer Milch trinkt, muss auch Rindfleisch essen. Er hat es ausgerechnet: Damit die Kälber der Milchkühe im Ökolandbau artgerecht aufgezogen und als Ökomastrind gehalten werden können, müssen für jeden Liter Milch 25 bis 30 Gramm Rindfleisch gegessen werden. Denn andernfalls müsse man sich nicht wundern, wenn die Kälber aus der Biomilchproduktion unter fragwürdigen Bedingungen bis nach Tunesien oder Usbekistan gekarrt würden. Nicht gerade das, was sich der Biokunde wünscht. „Die Kälbertransporte, für die wir immer kritisiert werden, an denen ist der Verbraucher schuld“, ruft prompt ein Bauer in den Saal. „Früher haben wir die Kälber halt an den Bullenmäster gegeben. Aber die machen jetzt Biogas, weil sie das Fleisch nicht mehr loskriegen. Und seiba kömmas ned essen.“

Zum Schluss schaut Christine Bajohr noch schnell bei den Milchkühen und ihren Kälbern nach dem Rechten. „So möchte ich sie sehen: eine zufriedene, entspannte Herde“, sagt die Bäuerin und stellt die Tiere vor. Da wäre gleich am Gatter Liane, mit ihren 14 Jahren die älteste der neun Milchkühe. Ihre Urgroßmutter wurde schon auf dem Hof geboren. Sie ist nicht die Hellste, etwas orientierungslos, aber ein lieber Charakter. Dann Gladini, die Leitkuh, ihre Freundin Annika, Frau Holle, Hummel, Birketta, die nichts anbrennen lässt, und, und, und … 2014 haben die Bajohrs auf muttergebundene Kälberaufzucht umgestellt, das heißt, die Kälber bleiben die ersten Monate an der Seite ihrer Mütter.

Und irgendwann, da hat Christine Bajohr dann beschlossen: Lebend gibt sie kein Tier mehr her. Deshalb werden jetzt auch die Jungrinder hier aufgezogen, bis sie im Alter von zwei bis zweieinhalb Jahren für die Direktvermarktung geschlachtet werden. Bajohr ist es nicht nur wichtig, wie die Tiere leben, sondern auch, wie sie sterben. Die Bauern der Umgebung haben sich schon vor Jahrzehnten gemeinsam ein kleines Schlachthaus gebaut, in dem Metzger aus der Gegend bei Bedarf für sie schlachten. Gerade mal 900 Meter ist es vom Hof entfernt. „Die Tiere denken, sie fahren auf die Weide, weil wir ja das mit denen als Jungvieh geübt haben.“ Natürlich gibt es Schöneres im Alltag einer Bäuerin. Aber: „Das gehört dazu“, sagt Bajohr. Wer Rinder haben will, muss sie töten.

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56 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Wer ein bischen mehr Zeit hat. Hier ein Vortrag von Prof. Windisch zu dem Thema:



    www.youtube.com/watch?v=j-EnPeucUzs



    Werden die Hintergründe ganz gut erklärt.

  • Ein Problem wird leider völlig ignoriert im Artikel: Die Erosion! Jedes Jahr gehen in Deutschland im Schnitt 5 Millimeter Ackerboden buchstäblich den Bach runter. Das hat einen Zusammenhang mit der industriellen Anbaumethode, die heute zum Standard geworden ist. Umkehren liesse sich der Prozess mit einer biovegan-zyklischen Landwirtschaft, die Erntereste eben nicht in Gülle verwandelt, sondern in Kompost und Mulchschichten, die den Boden schützen. Der Verlust an Kalorien wäre verkraftbar, wenn wir gleichzeitig das unsinnige Füttern von Ackerfrüchten bleiben liessen. Und dieses Konzept benötigte nicht mehr, sondern weniger Ackerfläche als das heutige. Und: Die riesigen Grünlandflächen, die wir meist artenreicher Natur abgetrotzt haben und auf gar nicht ökologische Weise bewirtschaften (frühes und häufiges Mähen, Artensterben durch Düngung!) könnten wir in Kohlenstroffsenken und Refugien für die Artenvielfalt zurückverwandeln.



    Ich erinnere daran, dass der Amazonas heute vor allem für Weideland abgebrannt wird!



    So betrachtet hat die "vegane Idee" eben schon ihre Berechtigung. Nicht nur weil sie funktioniert, sondern auch weil sie längerfristig unsere einzige Option ist. Denn ohne eine globale vegane Revolution des Mitgefühls ist unser Schicksal sowieso besiegelt. Oder glaubt hier jemand, dass die im Artikel genannten gewaltigen Reduktionen des Tierkonsums mit Appellen allein zu erreichen sind?

  • Eine durchschnittliche Kuh sondert durch die Gährung im Darm täglich etwa 300 Gramm Methan ab. Bei 11 Millionen Kühen sind das etwa 3000 Tonnen Methan täglich bzw. 1 Millionen Tonnen jährlich. Im Vergleich zum deutschen Gsamtausstoß von 55 MiTo ist das noch wenig (de.wikipedia.org/wiki/Liste der größten Methanemittenten). Die Haltung von Fleischrindern verbraucht aber übermäßig viel Land und Wasser .

  • Vileleicht sollten wir uns mal bewusst machen, wie die besten , heute Ackerbaulich genutzten Flächen, entstanden sind.



    Ebenfalls was , neben den Ozeanen , die größten CO2 Speicher sind (oder auch waren). Ausserdem was ist mit der Biodiversität, die es nicht nur im Wald gibt.... Über Tausende Jahre haben die Grtoßen Pflanzenfresser getrieben durch die Raubtiere eine unglaubliche Artenvielfalt geschaffen und uns die besten Ackerflächen geschaffen. Sie haben durch den Humusaufbau und der Förderung von Bodenleben unmengen an CO2 im Boden gespeichert und dies nicht so flüchtig wie bei einem Baum, sondern weitaus dauerhafter. Leider wurde insbesondere durch unsere Industrielle Landwirtschaft das Bodenleben zerstört und der Humus fast völlig verbraucht (siehe die ehemaligen Greate Plains in den USA).



    Ich unterstütze das Pflanzen von Bäumen, doch haben wir auch das Ökosystem Weide welches wir bisher weit unterschätzt haben (insbesondere beim Potenzial des Klima- Natur- und Umweltschutzes). Ich bin nicht gegen Veganismus, jeder soll das so halten wie er will. Doch sollten wir auch bedenken, das meiner Meinung nach die Vegane Lebensweise ein Luxus ist, den wir uns hier im globalen Norden nur leisten können, da wir in einer Globalisierten und hoch technisierten Welt leben die weiterhin den Globalen Süden ausbeutet. Ich möchte noch unterstreichen, das wir natürlich weit aus weniger Fleisch konsumieren sollten, doch wie im Bericht dargelegt, bitte Fleisch, das durch Gras geschaffen wurde und nicht durch für uns verfügbare Nahrungsmittel.

    • @vohwi:

      Ich verstehe an dieser Stelle nicht den Negativ-Fokus auf vegane Lebensweise. Wo doch die allesessende Lebensweise hier vorherrschend ist, bei der bio und regional nur einen sehr kleinen Teil ausmacht. Gerade "Konventionelles" Fleisch bedeutet oftmals Sojaimport und Brandrodung in Brasilien. Das ist doch das Hauptproblem! Dann: Inwiefern wäre denn vegane Lebensweise Luxus? Vorab: vegane Lebenswise bedeutet KEINEN Zwang für Avocados oder Chiasamen noch Zwang für Importe. Es gibt auch Biovegane und regionale Anbaukonzepte [1] - bspw. biovegane Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi)[2]. Und andererseits, ernähren sich viele Menschen vielerorts auf der Erde großteils vegan, eben weil insbesondere Fleisch kostbar und teuer ist. Die Verbreitung bspw. von Vitamin B12-Supplementen würde zur Gesundheit vieler Menschen beitragen. Kritik sollte meiner Ansicht nach nicht gegen vegane Lebensweise gerichtet werden sondern gegen Kapitalismus. Globalisierung, Wachstum, Ausbeutung, Verschwendung, ungleiche Verteilung sind Merkmale vom Kapitalismus.



      [1] biozyklisch-vegan.org/



      [2] www.solawi-gutergrund.de/

  • "Ist doch allgemein bekannt, dass die Kuh ein Klimakiller ist. "



    Das Rind und seine Unterarten gab es bereits lange bevor der Mensch es domestizierte. In langen Zeiträumen auch in wesentlich größerer Zahl als Menschen. Millionene von Wisenten/Büffeln durchstreiften Europa und Nordamerika bis der Mensch sie aufgegessen hat oder sie einfach abschlachtete um Menschen, die mit der Natur in Einklang lebten, die Nahrungsgrundlage zu entziehen.



    Auch Klimaveränderung gab es schon früher. Nur niemals waren Wiederkäuer an irgendwelchen Klimaumschwüngen Schuld!



    Auch wenn das einige hier nicht wahr haben wollen, aber auch Menschen rülpsen und furzen und stoßen dabei Methan aus. In Anbetracht der Zahlenverhältnisse dürfte die vom Menschen erzeugte Menge an Methan auch wesentlich höher sein als die der landwirtschaftlich genutzten Tiere.



    Aber die Einnahme von Medikamenten scheint ja die "umweltfreundlichere" Variante für einige zu sein. Natürlich, denn die Herstellung und besonders die Produktion der Verpackungen für Medikamente (Aluminium, Plastik) hat ja überhaupt keinen Einfluss auf die Umwelt.



    Meinetwegen kann sich jeder so vegan ernähren, wie er will. Ich muss auch nicht jeden Tag Fleisch essen, obwohl ich es gerne würde. Aber ich gebe lieber etwas mehr Geld für Fleisch aus und esse es dafür seltener als dass ich das 99Cent-Steak vom anderen Ende der Welt kaufe.



    Es gibt wesentlich mehr Rindviecher, die von Klimaschutz faseln aber ihr veganes Futter rund um den Globus schippern lassen, als es auf den Weiden hat.

    • @DschäiBee:

      Im Artikel wird nicht behauptet, dass Rinder alleiniger Klimakiller seien oder an Klimaumschwüngen schuld seien, allerdings, dass ihre schiere Zahl von 1,5 Milliarden und das große Treibhausgaspotenzial von Methan durchaus hervorsticht - insbesondere bezogen auf die Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft. Auch bewässerter Reisanbau ist kritisch zu sehen hinsichtlich der Methanproduktion.[1]



      Haben Sie eine Quelle für Ihre Behauptung, dass Menschen verdauungsbedingt mehr Methan ausstoßen würden? Eine seriöse Quellle hierfür zu finden, dürfte schwierig werden. Methan entsteht nämlich bei Tieren im wesentlichen bei Wiederkäuern bei der Verdauung. Wiederkäuer sind Rinder, Schafe, Ziegen. "Aber auch die Lagerung und Ausbringung von Tiermist und Gülle setzt Methan und Lachgas frei."[2]



      Vitamin-B12-Tabletten sind keine Medikamente[3] sondern Supplemente[4]. Sie dienen nicht der Heilung einer Krankheit sondern der Ergänzung von Nährstoffen. Verpackungen sind ein generelles Problem aktueller Produktionsweise. Jegliche Nahrungsmittel außer Gemüse und Obst aus dem Supermarkt sind verpackt - auch Tierprodukte. Verpackungen sind allgemein zu reduzieren. Bei Kritik an Verpackungsmüll allerdings auf Supplemente zu fokussieren, ist dann doch sehr unverhältnismäßig und irreführend.



      Zum Verhältnis Transport äußerte sich Snapesnottinger ja bereits. Auch finde ich Ihre Polemik recht steil. Gerade bei vegan gibt es viele Hinweise auf regionale Produktion - bspw. Tofu aus Bio-Soja aus D, F, Ö. [5]



      Insgesamt viel Unsinn, was Sie sich zusammengereimt haben.



      [1] de.wikipedia.org/wiki/Methang%C3%A4rung



      [2] www.quarks.de/umwe...r-nutztierhaltung/



      [3] de.wikipedia.org/wiki/Arzneimittel



      [4] de.wikipedia.org/wiki/Supplementation



      [5] www.taifun-tofu.de...unternehmenskultur

    • @DschäiBee:

      Schau doch mal hier, wie es so aussieht mit den Emissionen gewöhnlicher Tierprodukte ggü. pflanzlichen. Der Transport spielt dabei nur eine sehr kleine Rolle.

      ourworldindata.org...ce-vs-eating-local

      Da müsste meine kleine Pulle b12-supplement (50g) die für mehr als 4 Jahre reicht schon richtig rein hauen damit das vergleichbar wird, halte ich für wirklich unwahrscheinlich.

  • Ein sehr schöner Artikel darüber, wie umweltschutzgerechte Nutztierhaltung aussehen kann. Wenn das nur der Regelfall wäre! Man darf nicht vergessen, dass Nutztiere de facto meistens anders gehalten werden, deutlich schädlicher für die Umwelt und für ihr eigenes Wohl. Aber, das wird hier klar gemacht, weltweiter Veganismus ist nicht die einzige denkbare Alternative zu industrieller Massentierhaltung. Man müsste nur die denkbaren Ideale auch flächendeckend umsetzen. Hierfür ist es an der Politik, den Markt zu regulieren und (unabhängig von Angebot und Nachfrage) alles, was schadet, zu verbieten oder wenigstens durch hohe Steuern unrentabel zu machen. Im Gegenzug könnte man das Gute finanziell stark fördern. Zum Beispiel landwirtschaftliche Kleinstbetriebe mit 9 artgerecht gehaltenen Weiderindern.

  • "Und Mück hat noch eine weitere Botschaft für seine Zuhörer: Wer Milch trinkt, muss auch Rindfleisch essen..."



    Der hier aufgestellte Grundsatz sagt bloß aus, dass Vegetarismus inkonsequent ist. Den Widerspruch können Vegetarier*innen aufheben, indem sie vegan werden. Hier wird künstlich eine Verengung vorgenommen. Kein Mensch muss in Deutschland (Rind)Fleisch essen. Mensch kann sich auch gesund vegan ernähren einschließlich der Einnahme von Vitamin B12 Supplemente. Und aus tierethischer und ökologischer Sicht gibt es gute Gründe dies zu tun. Zumal im Artikel nur entfernt ein Ausblick auf die Folgen der vorgeschlagenen Umgestaltung der "Tierhaltung" gegeben wird. Gänzlich ausgespart werden die sehr hohen Preise, die diese Form der "Tierhaltung" mit sich bringen würde. Wenn mensch denn also diese "Tierhaltung" schmackhaft machen wollte, sollte mensch dann auch die Preise dafür nennen und demgegenüber nicht verschweigen, dass bspw. 200g Tofu aus Bio-Soja aus D, F, Ö 1,70 € kostet.

    • @Uranus:

      Fleisch muß tatsächlich keiner essen. Bei vegetarischer Ernährung mit Einbeziehung von Milchprodukten entfällt übrigens auch die "Einnahme von Vitamin B12 Supplemente".



      Und viel entscheidender als die "richtige" Ernährungsweise.ist die Anzahl der zu Ernährenden. 100 Mio. Omnivoren brauchen weniger als eine Milliarde Veganer.

      • @Mustardmaster:

        1) Ein wesentliches Problem des Vegetarismus ist, dass nur die weiblichen Tiere Milch und Eier produzieren, allerdings immer eine Hälfte männlicher Tiere gezeugt/geboren werden, die für vegetarische Nahrungsmittelproduktion überflüssig sind. Vegetarier*innen essen bzw. wollen die aber nicht essen bzw. töten lassen. Es würden also unzählige Tiere gezeugt, die alle versorgt werden müssen. Desweiteren verstehe ich nicht so ganz diese ablehnende Haltung von Supplementen. Viele Menschen nehmen heutzutage neben Medikamenten - sei es Aspirin oder die Pille - Supplemente - sei es Magnesiumtabletten nach dem Sport - [1], angereicherte Nahrungsmittel bzw. Tierprodukte von Tieren (, die angereichertes Futter erhalten haben) zu sich. Warum an dieser Stelle, bezüglich der Ernährung, plötzlich dieses "Natürlichkeits"-Argument? Wie "natürlich" ist sonst so die Lebensweise in Deutschland? Was schadet korrekte Vitamin B12-Supplementierung? Ich würde sagen: nichts. Im Gegenteil es hat den Vorteil vegane Ernährung zu ergänzen und somit alle damit einhergehenden Vorteile zu ermöglichen - für die Tiere und für die Menschen (Ökologie/Erhalt der Lebensgrundlagen durch geringeren Flächenverbrauch und geringere Treibhausgasemissionen).

        2) Sicher theoretisch ist das so. Nun wollen Sie doch wohl aber nicht den 7,85 Milliarden Menschen ihr Lebensrecht absprechen, oder? Die meisten der 7,95 Milliarden Menschen zu veganisieren dürfte ethischer und schneller gehen, als eine Reduzierung des Bevölerungswachtsums. Aber ja, wie ich einen Kommentar drunter schrieb, hätte eine sowieso gute ökofeministische Politik den Vorteil, dass mittels Gleichstellung, Autonomie der Frau, Altersabsicherung usw. auch der Druck sinkt, Kinder zu kriegen.



        [1] de.statista.com/pr...eln-in-deutschland

  • "Nett anzuschauen sind sie ja, die 600 Kilo Tier: die Augen groß, die Wimpern lang, das Wesen in der Regel freundlich und neugierig ... „So möchte ich sie sehen: eine zufriedene, entspannte Herde“, sagt die Bäuerin und stellt die Tiere vor. Da wäre gleich am Gatter Liane, mit ihren 14 Jahren die älteste der neun Milchkühe. Ihre Urgroßmutter wurde schon auf dem Hof geboren..."



    Dies erscheint als Idylle, weil ein wichtiger, zentraler Teil der Tierhaltung weggelassen wird: versetzen in Todesangst, Bolzenschuss in den Schädel zum nicht immer funktionierenden Betäubung und Ausbluten - womöglich anfänglich bei Bewusstsein. Diese "Idylle" steht für Tod und Leid.

    "Pro Kilogramm pflanzliches Lebensmittel fielen vier Kilogramm für den Menschen nicht essbare Biomasse an. Verfüttert man auch diese, erhält man nach Windischs Berechnungen ein weiteres Kilo tierische Lebensmittel."



    Für diese Biomasse gibt es gute (vegane) Zwecke - nämlich bspw. zum Mulchen und zum Kompostieren für Humusaufbau.

    In dem Artikel wird der Fokus stark auf Nutzeneffizienz und Anthropozentrismus[1] gerichtet. Es sollte allerdings nicht um eine Ernährungsstrategie unter dem Vorzeichen der bloßen Hinnahme von Entwicklungen wie dem Bevölkerungszuwachs als natürlich gehen sondern um aktive ökofeministische Politik. Das heißt für alle (!) Menschen eine unabhängige Perspektive zu schaffen. Insbesondere Frauen aber auch alte Menschen müssen auf eigenen Beinen stehen können. Hätten alle Frauen und alte Leute ein eigenes Einkommen, so würde der Druck sinken, viele Kinder bzw. Enkelkinder zu kriegen. So entkämen Frauen der patriarchalen Reproduktionsfalle und könnten eigene Lebensziele verfolgen. Geringerer Bevölkerungszuwachs hieße zum Zweiten, mehr verbleibender Lebensraum für (Wild)Tiere und somit Abbremsen des Massensterbens der Tiere. Es bräuchte also u.a. Gleichstellung, Umverteilung, Verhütung, Zurückdrängen patriarchaler Traditionen und Religionen.



    [1] de.wikipedia.org/w...Anthropozentrismus

  • Zur gesamten Sicht gehört aber auch sich zu überlegen, wie die Flächen andersweitig als als Wiesen genutzt werden können.

    Wie beschrieben, kann man es oft nicht als Ackerland benutzen, aber viele Flächen waren ja vor langer Zeit mal Wald und könnten durch Aufforstung mehr CO2 speichern als als Wiese und Lebensraum sein (und ggf. Holzproduzent).



    Das wird zwar lange dauern, aber irgendwann muss man anfangen.

    Im Endeffekt geht es heute viel darum, wie die knappe Landfläche am sinnvollsten genutzt werden kann bzw. Teile eben genau nicht vom Menschen genutzt werden sollten, um der Natur Platz zu lassen.

    So oder so hat er völlig recht, dass der Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten drastisch sinken muss, weil dafür aktuell viel zu viele Agrarflächen benutzt werden.



    Leider habe ich trotzdem die Befürchtung, dass viele Leute den Artikel eher als Rechtfertigung benutzen könnten ihren hohen Fleischkonsum beizubehalten.

    • @MC_Schmitti:

      @MC.SCHMITTI

      Wenn Sie schon argumentieren, dann bitte auch richtig.

      Der Wald wird als CO² Speicher überschätzt.



      Moore und Feuchtwiesen (Wiese!) sind die wahren Speicher, die es zu erhalten und wiederaufleben zu lassen gilt.

      Die Entstehung von Wiesen und die Weidewirtschaft hat für eine Explosion an neuen Insektenarten und anderen Lebewesen gesorgt, die nur mit bewaldeten Flächen gar nicht möglich gewesen wäre.

      Bedroht sind heute ja vor allem auch Tiere die als klassische Wiesen-, Hecken-, Feldbewohner oder Folger der Landwirtschaft bekannt sind.

      Nicht umsonst werden Schafe oder wilde Rinder in Naturreservaten als Landschaftspfleger eingesetzt. Wo sie fehlen vernichtet die Verbuschung und Verwaldung ganze Arten.



      Wo große Wiederkäuer fehlen, muss es eben das Hausrind richten.

      Bevor Waldflächen verschwinden, werden wertvolle Wiesen und Ackerland zu betoniert. Hier liegt doch das eigentliche Problem!

      Immer dieses Verteufeln von vernünftiger Viehhaltung und Eindreschen auf die Bauern ohne Sinn und Verstand hilft nicht weiter.



      Und Nutzvieh wird eben nur aus einem Grund gehalten. Zur "Nutzung"!

      Wir sollten nicht die Nutzviehhaltung generell kritisieren, sondern ihre Tier- und Menschenverachtenden Auswüchse.



      Hier muß sich aber jeder selbst an die Nase fassen!

    • @MC_Schmitti:

      Ich pflichte Ihnen da bei. Sogar aus menschenzentrierter Sicht gibt es gute Gründe, mit Tieren und Natur anders umzugehen. Hierbei würde es helfen Interessen der Tiere anzuerkennen und diese dann bezüglich des eigenen Handelns zu berücksichtigen.

    • @MC_Schmitti:

      Ihrer Sichtweise liegen drei Annahmen zu Grunde, die nicht so eindeutig sind wie Sie es hier darstellen.

      1. Viele Flächen waren vor langer Zeit mal Wald.

      Stimmt. Die meisten Flächen in Westeuropa waren aber die meiste Zeit kein Wald sondern Steppe. Vermutlich haben erst menschliche Eingriffe dazu geführt, dass die Steppe durch den Wald verdrängt wurde (siehe auch Megaherbivorentheorie).

      2. Ein Wald ist ein Lebensraum für viele Arten. Eine Wiese aber nicht.

      Das stimmt nicht. "Wiesen" in Westeuropa bieten viel mehr Arten einen Lebensraum als der Wald. Insbesondere bedrohte Arten sind oft auf bewirtschafteten Wiesen zu finden. Natürlich kommt es dabei auf die richtige Bewirtschaftung an.

      3. Wald speichert mehr CO2 als Grünland.

      Ein gut bewirtschaftetes Grünland ist in der Lage so viel CO2 zu Speichern wie ein Wald und sogar mehr. Außerdem ist die Sequestrierung im Grünland nachhaltiger als in einem Wald, da der Kohlenstoff in schwer abbaubare Bodensubstanz überführt wird.

      Grünland und Weidewirtschaft sind ein "natürlicher" Bestandteil Europas und organisch durch das Leben der Menschen in diesen Breiten entstanden. Die Natur Natur sein lassen und das Artensterben zu verhindern heißt diese Systeme zu erhalten. Dafür braucht es nur mehr Menschen wie Frau Bajohr!

  • Ist bei der Aussage, Methan sei nicht so schlimm, weil es ja schnell abgebaut wird, eigentlich eingerechnet, dass Methan unter anderem zu CO2 abgebaut wird?



    Aber wie auch immer, es wird darauf hinauslaufen, dass Rinder deutlich seltener gehalten werden müssen.



    Die Aussage: Wer Milch trinkt, muss auch das Fleisch essen, bestärkt mich daher eher noch in der Bemühung, auch meinen Käsekonsum deutlich zu reduzieren.

    • @Herma Huhn:

      Es stimmt, dass Methan zu CO2 abgebaut wird. Dabei handelt es sich allerdings um CO2, das so oder so anfällt. Wenn man die entsprechende Biomasse verrotten lassen würde, statt zu verfüttern, würde sie auch das CO2 freisetzen - bloß eben ohne den Umweg über das Methan.

      • @Dominik Baur:

        Bleibt dann dennoch das Methan, was den Unterschied macht. ;-)

  • Das Titelbild verrät doch alles...unser Verhältnis zum Tier als Objekt..."Das BGB enthält in § 90a BGB eine Vorschrift, die Regelungen bezüglich eines Tieres enthält. Die Vorschrift beruht dabei auf den Gedanken, dass ein Tier als Mitgeschöpf nicht einer Sache gleichgestellt werden dürfe. Deshalb lautet es in § 90a S.1 BGB auch, dass Tiere keine Sachen sind. Die Vorschrift ist 1990 durch das Gesetz zur Verbesserung der Rechtsstellung des Tieres im bürgerlichen Recht (TierVerbG) ist das BGB eingeführt worden, so,dass der Gedanke seitdem auch im bürgerlichen Recht verankert ist und vor allem die Gleichstellung von Tieren und Sachen beseitigt hat" Was angesichts der Tierohrenmarken sehr bezweifelt werden kann. Wohl dem, der nur eine Waschmaschine ist.

  • Also...wenn aus der DEMETER Ecke über Rinder referiert wird, muss man sich natürlich die Philosophie dahinter vor Augen führen. An der Weisheit eines Herrn Steiner darf bis heute nicht gerüttelt werden und seine Jünger tun das auch nicht.

    Das die Pansenbakterien für uns nicht nutzbare Pflanzenteile aufschliessen und in bakterielles Eiweiss umwandeln können ist bekannt. Über alternativen wird hier leider nicht geredet. Das Gleiche kann in einer Biogasanlage geschehen ( zu Energie) oder Viecher wie die schwarze Soldatenfliege können es gemischt mit Abfall aller Art verwenden.

    Der grosse Vorteil der Kuh ist aber: sie läuft hin und holt sich das selber. Naja, zumindest im Sommer. Daher ist auf Bergalmen und Moorgebieten das Rind ökologisch durchaus vertretbar.



    Dass das durchschnittliche Mastrind in Deutschland aber von Soja, Mais und Getreide (mit einem Hauch von Anwelksilage) gemästet wird, lässt den erwähnten Vorteil gegenüber den Schweinen und Hühner aber schnell ins Gegenteil verkehren. Deren Futterverwertung ist besser. Gar nicht zu reden von Fischen aus einer Aquaponikanlage oder Insekten als Nahrungsmittel.



    Methan weglächeln geht auch nicht, auch wenn der Ausstoss durch Rinder (Ziegen, Schafe) möglichweise konstant bleibt. Vor kurzem (war es hier in der TAZ?) tauchte eine Publikation auf die besagte, dass der Einstieg in die Wasserstoffnutzung dazu führen würde, dass vermehrt H2 in der Atmosphäre wäre, was den Methanabbau verlangsamt. Natürlich nicht der Kuh anzulasten aber wir müssen damit umgehen.



    Das Argument die Kuh (die Ziege etc) produzieren noch dort auf der Welt Lebensmittel, wo Pflanzenbau nicht möglich ist, stimmt so nicht.



    Man baue in einer Trockenregion einen Speicher für saisonales Regenwasser und ich kann sehr wohl, mit einer sehr viel höheren Flächenproduktivität, Gemüse und Leguminosen anbauen. Spätestens wenn die Wanderhirten sich nicht mehr frei bewegen können (Bevölkerungszuwachs), läuft es darauf zum Wohle aller hinaus.

    • @Heiner Petersen:

      "Der große Vorteil der Kuh ist aber: sie läuft hin und holt sich das selber. Naja, zumindest im Sommer. Daher ist auf Bergalmen und Moorgebieten das Rind ökologisch durchaus vertretbar."

      ...und auf manchen Flußauen und anderem "absolutem" Dauergrünland.

      Ich stimme Ihrer Grundaussage daher zu.

      Das Rindvieh sollte seinen Rückzug in



      landwirtschaftliche Nischen antreten, wo keine andere Bewirtschaftung (oder auch Nichtbewirtschaftung) Sinn macht. Fleisch und je nach Ausrichtung der Rinderhaltung auch Milch sind dann wertvolle Nebenprodukte.

      Wenn wir mal so weit sind, kann man sich dann auch wieder ungetrübt an dem dann seltenen Anblick von grasendem Rindvieh erfreuen. Es sind halt einfach schöne Tiere!

      • @Waage69:

        "Es sind halt einfach schöne Tiere!"



        ... die fleischessende Menschen letztlich aus fragwürdigen Gründen (Geschmack, Gewohnheit) töten lassen wollen. Zu den "Nebenprodukten" von Tierprodukten gehört Leid und Tod von eben diesen schönen Tieren.

        • @Uranus:

          Ohne Züchtung und Nutzung gäbe es diese Tiere ja gar nicht.

          Mit einer Haltung nur noch auf "absolutem" Grünland und zur Landschaftspflege und dem Verzicht auf Stallhaltung in der Vegetationszeit (Winterfütterung nur mit Heu und Leguminosen) würde eine erhebliche Reduktion des Rinderbestandes einhergehen müssen.

          Das wäre dann doch auch schon ein großer Erfolg in Ihrem Sinne.

          In dagegen könnte zudem damit klarkommen, dass das dann im reifen Alter auf der Weide erschossene Rind schlussendlich auch zerlegt und gegessen würde.

          Das unterscheidet uns eben.

      • @Waage69:

        Schön, dass wir uns einig sind!

        Ich musste für mich ja auch ein Brücke bauen damit ich weiter lecker Käse essen kann.



        Und ich mag Rinder einfach. Haben was Meditatives in der Herde, auch wenn sie ziemlich blöd sind....

    • @Heiner Petersen:

      Die Argumente von den Protagonisten in dem Artikel beziehen sich eben nicht auf die realexistierende Nutztierhaltung, sondern eine, in der der Fleischkonsum sehr stark dadurch gedrosselt wird, dass Nutztiere nur mit Biomasse gefüttert werden, die für uns unbrauchbar ist. Und das ist bisher bei Rindern schon in deutlich größerem Maße der Fall als bei Schweinen oder Geflügel (wenn auch noch nicht genug). Der Methanausstoß durch die Rinderhaltung weltweit ist ein Problem, da diese auch noch immer steigt. Niemand will das weglächeln. Aber in Deutschland sinkt der Ausstoß stark und würde durch eine Verringerung der Rinderhaltung und mehr Tierwohl noch weiter sinken.

      • @Dominik Baur:

        Danke für die Antwort an den Verfasser.



        Auch wir sind uns weitgehend einig. Allerdings versuchte ich die Aussage "....nur mit Biomasse gefüttert werden, die für uns unbrauchbar ist...." schon vorher zu relativieren.







        Aber die Tatsache dass überall auf der Welt Widerkäuer auftauchen, wo es viel Gras gibt spricht schon für die Viecher und ihre Berechtigung dort.



        Jetzt können wir uns überlegen ob wir die Wolfspopulation hochfahren lassen oder selbst mal ein steak entnehmen ;-). Und vorher den Käse!!!!



        Manchmal wiederholen sich Entwicklungen scheinbar.

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Vielleicht hätte man noch erwähnen können das 1 Kg Rindfleich 15.415 Liter Wasser verbraucht im Durchschnitt.

    Soviel übrigens wie ein Akku eines Teslas. Und da regt man sich über den Wasserverbrauch auf?

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Verglichen mit Avocado oder Mandeln ist der Wasserverbrauch völlig akzeptabel.

      • @Kabelbrand Höllenfeuer:

        Wieso sollten 15.490 Liter Wasser für die Erzeugung von 1 Kilo Rindfleisch gegenüber den 13.000 Liter Wasser [1] für die Erzeugung von 1 Kilo Mandeln sowie gegenüber den 1000 - 2000 Liter Wasser für 1 Kilo Avocados [2] völlig akzeptabel sein?



        [1] www.nachhaltiglebe...lebensmitteln-2848



        [2] utopia.de/ratgeber/avocado/

        • @Uranus:

          Bitte mal den Nährwert von Rindfleisch mit Mandeln uind Avocados vergleichen.



          Außerdem unbedingt berücksichtigen, dass man Rindviecher auch in kälteren, regenreichen Regionen züchten kann, Mandeln und Avocados wachsen dagegen nur in Gegenden, wo Trockenheit und knapper Regen ohnehin schon ein Thema sind.

          • @Kabelbrand Höllenfeuer:

            Worauf wollen Sie bei den Nährwerten hinaus?



            100 g Avocado = 130 kcal



            100 g Mandeln = 589 kcal



            100 g Rindsteak = 146 kcal



            www.naehrwertrechn.../naehrwerttabelle/



            Die Nährstoffzusammensetzung der 3 Lebensmittel ist sehr unterschiedlich. 100 g Mandeln enthalten bspw. so viele Aminosäuren, dass von diesen wesentlich weniger verzehrt werden muss, um den Tagesbedarf zu decken. Die Nährstoffe einzelner Nahrungsmittel ist schon wichtig. Wichtiger ist allerdings die Gesamtversorgung an Nährstoffen. Würde mensch, sogar omnivor ernährend, alle drei genannten Nahrungsmittel verzehren, so hätte mensch kein einziges Gramm Vitamin C zu sich genommmen und mensch würde bei solcher Ernährung nach zwei bis 4 Monaten Skorbut entwickeln ...

            • @Uranus:

              Hm. Ich hatte ziemlich starkes Übergewicht, stand kurz vor einer Diabetes. Leberwerte usw völlig im Arsch. Habe Vegetarisch gelebt. Mein Arzt hat mich zu einer Carnivoren Diät umgestellt. Das heißt, ausschließlich Fleisch gelegentlich wenige Milchprodukte sind erlaubt. Habe nun 30 Kilo verloren, Blutzucker normal, Entzündungswerte normal, Blutwerte fast alle im optimalen Bereich. Studien zeigen auch, ist die für den Körper die beste Ernährung.

              • @Voltrodextrin:

                "Der Konsum von gesättigten Fetten (bspw. aus tierischen Lebensmitteln) und Transfetten (aus Fertigprodukten) regt in der Leber die Produktion von LDL-Cholesterin an und erhöht so den Spiegel.[52]



                Eine Reduktion von gesättigten Fetten senkt somit das LDL-Cholesterin und damit das Risiko für koronare Herzkrankheit. Deshalb empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, die Zufuhr von gesättigten Fettsäuren auf 7 % bis 10 % der Gesamtenergiezufuhr zu beschränken und die Zufuhr von mehrfach ungesättigten Fettsäuren zu steigern.[53]"



                de.wikipedia.org/w...und_Ern%C3%A4hrung



                "Die Atkins-Diät ist umstritten und wird von vielen Ernährungsexperten und von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) als zu einseitig und potenziell gesundheitsschädlich abgelehnt.[10][11] Der Fettgehalt der Atkins-Diät liegt bei über 50 Prozent, die Diät ist damit laut DGE-Empfehlung nicht ausgewogen.[11] Es gelten die gleichen Kritikpunkte wie für andere Low-Carb-Diäten.[7]"



                de.wikipedia.org/w...s-Di%C3%A4t#Kritik

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Bei solchen Zahlen wird von eben der falschen Bewirtschaftung ausgegangen. Wenn man in Monokultur Futterpflanzen anbaut, verbraucht das viel Wasser. Aber, wie schon von SACHMA angemerkt wurde: das Wasser ist dann auch nicht weg.

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Diese Menge Wasser beinhaltet hauptsächlich den Regen, der auf die Fläche zur Futtererzeugung fällt... Der fällt aber unabhängig von der Produktion. Alternativ könnte man auch den Wasserverbrauch für Umweltschutz mit etwa 700l je Quadratmeter bemängeln.

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Ist das Wasser dann weg? Empfehle solche Begriffe mal zu reflektieren. Man muss es lokal betrachten.

      • @sachmah:

        Das stimmt schon. Die Mandelproduktion in Kalifornien ist sicherlich alles andere als nachhaltig. Wobei sich die Produktionsbedingungen dort seit 20 Jahren verschlechtern und womöglich bald so auch nicht mehr zu halten sind - der vom Menschen gemachten Klimakrise sei Dank. ;-(

      • @sachmah:

        ...das werden wir hier noch tausendmal lesen.

        Die Menschen unterscheiden einfach nicht zwischen Grundwasser (in vielen Regionen eine endliche Ressource) und Oberflächenwasser als Teil des natürlichen kleinen und grossen Wasserkreislaufs.



        Die Vorstellung dass der abgesonderte Schweiss der Kuh wieder als Regenschauer über uns kommt ist widerlich.... Oder dass der ausgeschiedene Harn die Pflanzen ernährt und der "gereinigte" Harn nach der Verdunstung durch die Pflanzen ebenfalls auf uns herabregnet...ist auch nichts für Veganer und Feingeister ;-) Aber so ist die Natur, sie agiert klar nach Regeln, egal welche Zahlen und Anschuldigungen wir daraus extrahieren.

        • @Heiner Petersen:

          Jaha, ganz übel und der Schweiß von fleischessenden Menschen erst!! Mein erster Gedanke als vegan lebender Mensch sobald Regenwetter angekündigt wird. ;-)



          Im ernst: perspektivisch werden die durch den Klimawandel veränderten landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen problematischer. 2018/2019 zeigte ja bereits auch in Nordeuropa (! eigentlich bzw. vormals "Gemäßigte Klimazone"), dass landwirtschaftliche Betriebe Tiere vorzeitig töten lassen mussten, da sie nicht genügend Futter anbauen bzw. vorhalten konnten. Siehe auch:



          www.kn-online.de/w...FXAKG4S5FO6MA.html

  • „Also ich denke, ohne Tiere auf der Weide geht es nicht“, sagt Bajohr. „Das ist unser großer Fehler, dass wir sie aus der Gleichung rausgenommen haben, denn das Ökosystem Grünland funktioniert nur mit biologischer Vielfalt – mit Kühen, Insekten und anderen Tieren.“ Am besten auch mit Hecken und Bäumen – eines der nächsten großen Projekte der Bajohrs.

    Absolut richtig.



    Tiere sollten wieder weniger wegen dem Fleisch sondern wegen anderer Nutzeigenschaften gehalten werden.



    Hüner sind gut geignet um Boden aufzulockern und fressen Insekten.



    Schafe sind gut geeignet unter Voltaik anlagen zu grasen.

    Ein paar Vorteile von grasender Kühen wurde nicht erwähnt. 1: Gras bindet Co2, grasende Kühe sind praktisch Co2 neutral. 2: Kühe pupsen nicht nur durch Stress mehr sondern dadurch, das diese Soja nicht genauso gut vertragen wie das Gras. Die Scheiße stinkt auch deutlich weniger wenn kühe Gras fressen.

    • @Obscuritas:

      Hühner lockern den Boden auf? Hühner picken jeden Käfer, jede Assel und jeden Wurm aus dem Boden - und der ist anschließend hart wie Beton...



      Ich habe mal ein ehemaliges Hühnergehege umgegraben - und nein, das war keine Massentierhaltung, da hatten auf ca. 30 qm 6 Hühner gepickt, die zur Eigenversorgung gehalten wurden.

  • Auf jeden Fall ein interessanter Artikel und ich erinnere an das Buch von Anita Idel. Die Kuh ist kein Klimakiller.

    • @Zeit und Raum:

      Die Kuh ist kein Klimakiller, die Rinderhaltung in den meisten Fällen allerdings schon. Die hier beschriebene ökologische Weidehaltung ist zwar löblich aber leider nur eine Randerscheinung.

      • @Discokaktus:

        Ja, das dürfte selbst im Bio-Bereich eine Nische sein, und der Bio-Anteil der "Tierhaltung" beläuft sich bereits nur auf wenige Prozent. Siehe auch:



        www.destatis.de/DE.../PD21_N046_41.html

  • 9kg Rindfleisch pro Jahr klingt doch arg untertrieben oder von Fleischkonzernen beschönigt. Soll der Deutsche wirklich rund 24 Gramm Rindfleisch täglich essen? Wenn das wöchentliche Steak, das immer auf den Teller muss, schon 250g auf die Waage bringt? Und das monatliche Rinderfilet, welches man sich in einem Restaurant verköstigt?

    • @Troll Eulenspiegel:

      Man kann nicht von sich auf andere schließen, doch mein Haushalt liegt bei rund 250 Gramm Fleisch und Fleischprodukte pro Woche und Person. Da ist schon alles dabei. Zusätzlich 2 Eier. Steak sehr gerne aber sehr selten (Klima und Tierwohl, allet bio, und entsprechend teurer). Interessanterweise, vielleicht ist es nur Einbildung, ist der Bedarf/Hunger auf Fleisch viel geringer seitdem das Fleisch höherwertig gekauft wird. Vielleicht gibt es analog zu „leeren Kohlenhydraten“ auch „leere Proteine“? Jedenfalls verstehe ich nicht mehr was da alles beim Discounter an Fleisch über das Band läuft.

      • @sachmah:

        Ist es nicht zynisch, bei einem Steak, also bei einem Produkt, was Tod und Leid für das Tier bedeutet, aus dem es gewonnen wurde, von "Tierwohl" zu sprechen? Siehe auch:



        www.ariwa.org/bio-luege/

    • @Troll Eulenspiegel:

      Sie dürfen nicht vergessen, dass sich die Zahl nur auf Rindfleisch bezieht. Der gesamte Fleischkonsum liegt bei knapp 60 Kilo im Jahr. Schwein und Geflügel sind in Deutschland deutlich beliebter als Rind.

      • @Dominik Baur:

        Wobei Tiere aus Gewässern leider wie so oft außen vor gelassen werden. 60 Kilo durchschnittlicher Fleischkonsum bezieht sich auf den Konsum von Landtieren. 14,1 Kilo von Fischen Fischereierzeugnissen kommen noch dazu. Siehe auch:



        de.statista.com/st...ch-in-deutschland/

    • @Troll Eulenspiegel:

      Da geht's ja auch um Herr und Frau Mustermann:

      Die "Berechnung" dieser Zahl bezieht natürlich auch alle Vegetarier, Veganer und Gelegenheitsomnivoren mit ein. Natürlich gibt es leider Menschen die auch die vierfache Menge schaffen..

      • @R. R.:

        Und: Viele der Menschen, die das Doppelte vom Durchschnitt an Fleisch "schaffen", sind im Durchschnitt Männer. Siehe auch:



        "Laut "Nationaler Verzehrsstudie II" essen Männer etwa doppelt so viel Fleisch wie Frauen. Darüber hinaus liegen die ermittelten Konsummengen bei Männern deutlich über den Empfehlungen: "Männer überschreiten die für die Beurteilung zugrunde gelegte Menge von 300g bis 600g (…) pro Woche um fast das Doppelte (1092g). Bei Frauen liegt die Verzehrmenge mit durchschnittlich 595g/Woche (…) an der oberen Grenze dieser Werte.""



        www.bpb.de/shop/ze...und-maennlichkeit/

    • @Troll Eulenspiegel:

      Kennen Sie viele Leute, die wöchentlich ein Steak essen?

      Ich keinen Einzigen.

      • @rero:

        Ja. Viele. Kenne auch einige Kollegen die hier arbeiten udn nur am Wochenende nach Hause fahren die Abends entweder im Steakhaus oder nem Burgerladen essen gehen.

      • @rero:

        Es geht nicht nur um Steak. Fleisch ist auch Wurst, Aufschnitt etc..