Kundgebung in Hamburg: Protest gegen Punkband
Vorwürfe wegen sexualisierter Gewalt gegen die Band Feine Sahne Fischfilet stufte ein Gericht als Verleumdung ein. Trotzdem gibt es Protest vorm Konzert.
Daran gibt es Kritik. Und zwar nicht aus dem rechten Spektrum, wie man vermuten könnte: Die Band gilt als links, bekannt wurde sie auch, weil sie ab 2011 drei Jahre im Bericht des Verfassungsschutzes (VS) in Mecklenburg-Vorpommern auftauchte. Der VS warf der Band staats- und polizeifeindliche Passagen vor. Die Gruppe ist dafür bekannt, sich insbesondere in Orten auf dem Land gegen rechts zu engagieren.
Zur Kundgebung „Keine Shows für Täter“ am Freitag mit dem Tenor „Betroffenen glauben – komplett im Arsch“ – eine Anspielung auf einen gleichnamigen Songtitel der Band – ruft eine Gruppe auf, die „auf patriarchale Machtstrukturen und Grenzüberschreitungen in der Musikbranche aufmerksam machen“ will, sagt die Gruppe der taz.
Hintergrund sind Vorwürfe gegen den Frontsänger Jan Gorkow, Spitzname Monchi, aus dem Mai 2022. Laut dem anonymen Blog „Niemand muss Täter sein“ soll Monchi mutmaßlich sexualisierte Gewalt ausgeübt haben. Die Rede ist von insgesamt elf Personen, die betroffen gewesen sein sollen. Bislang bleiben sie anonym, die Fälle sind nicht bestätigt. Die Band kündigte daraufhin an, sich mit den Anschuldigungen offen auseinandersetzen zu wollen. Monchi war zu diesem Zeitpunkt mit seinem ersten Buch auf einer Lesereise – er brach die Tour ab.
Kundgebung „Keine Shows für Täter“: 18. August, 15 Uhr, Hamburg, an der U-Bahn-Station Steinstraße
Im November 2022 stufte das Stralsunder Landgericht die Fälle als Verleumdung ein. Der Blog mit den Vorwürfen war daraufhin nicht mehr online auffindbar. Mittlerweile ist er aber wieder online. In einem Interview mit dem Spiegel sagte Monchi im März 2023: „Wir kämpfen gegen Windmühlen, weil es nur anonyme Vorwürfe gibt.“ Ihm zufolge seien die Betreiber der Seite nicht erreichbar gewesen. Auch der Spiegel konnte nach eigenen Angaben niemanden erreichen.
Die Gruppe, die nun zur Kundgebung aufruft, kritisiert die Band für ihren Umgang mit den Vorwürfen: „Bisher bestand die Reaktion auf die Vorwürfe unserer Wahrnehmung nach vor allem darin, die Vorwürfe abzustreiten.“
Die Gruppe wünscht sich eine öffentliche Thematisierung der Vorwürfe und eine transparente Aufarbeitung. „Gerade vermeintlich linke Bands und ihre Fans sollten für diese Themen eigentlich bereits sensibilisiert sein“, sagt sie der taz. Dass es sexualisierte Gewalt und Sexismus in der linken Szene nicht gebe, sei ein Irrglaube. „Es gibt viele tolle FLINTA* Artists, denen stattdessen eine Bühne geboten werden könnte“. Zur Kundgebung erwartet sie rund 50 Teilnehmer*innen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Machtkämpfe in Seoul
Südkoreas Präsident ruft Kriegsrecht aus
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader