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Krise der KlimabewegungJa, wir haben enttäuscht

Gastkommentar von

Carla Reemtsma

Fridays for Future hat ihr Potenzial nicht ausgeschöpft. Es ist zentral, die Klimakrise nicht nur als physikalisches Ereignis zu begreifen.

Klima- und Umweltzerstörung wird aktiv vorangetrieben, FFF-Protest vor dem Kanzleramt in Berlin am 6. November Foto: Stefan Boness

F ridays for Future ist eine politische Bewegung. Das ist, je nachdem, wen man fragt, entweder eine sehr banale oder eine sehr überraschende Erkenntnis. Zu Letzteren scheint auch Bernward Janzing zu gehören, der in der taz jüngst argumentierte, dass die Klimabewegung schleunigst zurückrudern und sich weniger ideologisch – heißt: politisch – ausrichten solle. Aber ist das wirklich sinnvoll?

Die Frage beschäftigt viele – und das zu Recht: Wo steht die Klimabewegung? Die Massen, die noch vor wenigen Jahren mit Fridays for Future auf die Straßen gingen, gibt es heute nicht mehr. Es ist wichtig, ehrlich damit zu sein. Die bewegungspolitische und die bundespolitische Lage haben sich geändert. Heute auf dieselbe Weise auf die Klimabewegung zu blicken, wie wir es 2019 getan haben, wäre unangemessen und zeitvergessen. Die Klimabewegung hat sich weiterentwickelt und steht heute an einem anderen Punkt.

Wenn die politische Welt sich weiterdreht, liegt es an der Klimabewegung, Schritt zu halten. Heute bewegen die Menschen andere Themen als noch vor einigen Jahren. Sollte die Klimabewegung sich angesichts dessen – immer noch, wieder, ausschließlich? – auf die Kommunikation physikalischer Fakten konzentrieren? Nein. Wer denkt, die Klimakrise sei nur eine Aneinanderreihung klimaphysikalischer Ereignisse, irrt. Sie ist eine Krise der Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Das zu unterschlagen, würde der Bewegung zur Last fallen. Das aber deutlich zu machen, kann sie stärken.

Die Klimakrise stellt die Struktur unserer Gesellschaft tiefgreifend in Frage. Auf dem Spiel stehen Zukunft, Gerechtigkeit und der Erhalt unseres Planeten. Die Klimakrise bedroht akut Menschenleben – besonders dort, wo Menschen wenig zu ihr beitragen. Sie stellt deshalb die dringlichsten Gerechtigkeitsfragen unserer Zeit – gerade weil ihre Treiber und ihre Hauptbetroffenen selten die gleichen Menschen sind und weil in der Konsequenz Ungleichheiten massiv verschärft werden.

Carla Reemtsma

ist Mitbegründerin und Sprecherin von Fridays for Future in Deutschland. 2022 bekam sie den Umwelt­medienpreis der Deutschen Umwelthilfe.

Klima- und Umweltzerstörung ist selten neutral; sie wird aktiv vorangetrieben. Die Welt, in der die Klimakrise stattfindet und die Bedingungen, die sie möglich gemacht haben, sind damit zutiefst moralisch – und wenn man so will, ideologisch – geprägt. Klimaschutz ohne Moral, das ist am Ende immer eine Chiffre für weniger Klimaschutz, für verkürzten Techno-Optimismus und vor allem für eine mangelnde Problemanalyse.

Die Klimakrise stellt eine dringliche Gerechtigkeitsfrage, weil sie Ungleichheiten massiv verschärft

Auch die Anti-Atomkraft-Bewegung hatte diese Macht- und Moralfragen erkannt. Es ist verlockend, vergangene Proteste im Sinne der eigenen Wünsche zu verklären, aber Parolen wie „Heute Tannen, morgen wir“ zeugen auch in der Anti-AKW-Bewegung von einem ähnlichen Bewusstsein wie heute: Die Klima- und Umweltbewegung hat schon immer darauf verwiesen, dass sie nicht bloß Wissenschaftskommunikation betreibt, sondern auf politische Fragen auch politische Antworten fordert. Zu einer „Klimareligion“ oder „ideologischen Wundertüte“ macht sie das nicht.

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Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Ein genauer Blick auf die Bewegung zeigt: Die Akteure haben sich in den vergangenen Jahren spezialisiert, professionalisiert und organisiert. Statt Massenprotesten gibt es jetzt Critical Masses, Baumhausdörfer, Ökolandwirte, das Bündnis „Alle Dörfer bleiben“, die Kirchen und Schulen, die Solarpanele auf Dächer installieren und diejenigen, die Bürgerenergieparks organisieren, genauso wie die, die immer noch mit Fridays for Future oder Extinction Rebellion auf die Straße gehen.

Und ähnlich wie in Wyhl – einem konkreten Ort des Anti-Atom-Protests mit seinem lokalen, greifbaren Problem – kommen heute verschiedene Gruppen an Orten wie Lützerath oder Borkum zusammen. Ob Naturverbundenheit, Gerechtigkeitsfragen oder Bewahrung der Schöpfung: Unterschiedliche Menschen haben früher wie heute verschiedene Gründe, sich um das Scheitern der Klimapolitik zu sorgen.

Ein ernsthafter Blick auf die Klimabewegung zeigt aber auch: Sie ist ihrem Anspruch nicht immer gerecht geworden. Zu lange war und ist sie eine Bewegung weißer Aka­de­mi­ke­r*in­nen geblieben, die genau deshalb ihr Massenmobilisierungspotenzial nie ganz ausschöpfen konnte. Weil sie oft nicht deutlich machen konnte, dass es ihr nicht nur um reine klimaphysikalische Graphenkorrektur geht. Wenn die Klimabewegung wieder zu neuer Stärke kommen will, dann darf sie gerade nicht den Kardinalfehler begehen, sich auf wissenschaftlichen Erkenntnissen auszuruhen.

Stattdessen muss sie deutlich machen, worum es ihr geht: um gesamtgesellschaftliche Veränderungen, an deren Ende nicht Klimaschutz um jeden Preis steht, sondern ein gutes und sicheres Leben für alle – auch und besonders für diejenigen, die heute besonders unter der Klimakrise und ihren Folgen, aber auch unter der ungleich verteilten ökonomischen Last von Klimaschutzmaßnahmen leiden.

Denn in unserer Gesellschaft findet sich die ideologische Polarisierung, die so oft heraufbeschworen wird, kaum. Das Wissenschaftsbarometer 2025 zeigt: Auf eine umfassende gesellschaftliche Spaltung deutet wenig hin – nur auf punktuelle Spannungen und themenspezifische Unterschiede. Wenn die Klimabewegung heute Erfolg haben will, muss sie dort ansetzen: bei den Schnittmengen unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen.

Dann darf sie nicht in vermeintlicher Neutralität versinken, sondern muss die Frage nach sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Verbesserung in den Mittelpunkt stellen. Sie muss zeigen, dass Menschen bereit sind, die Klimakrise auch als ihre Krise zu begreifen. Sie muss ihre Gemeinsamkeiten betonen. Dann können Ak­ti­vis­t*in­nen genauso wie CDU-Mitglieder, Land­wir­t*in­nen und Grüne wieder gemeinsam für 1,5° C auf der Straße stehen. Für einen echten Erfolg müssen wir vor allem wieder die Hand zueinander ausstrecken. Und zugeben: Womöglich haben wir dochmehr gemeinsam, als wir manchmal denken.

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38 Kommentare

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  • Wenn man den Klimawandel als Bedrohung ernst nimmt und so gigantische Veränderungen wie die Transformation der Wirtschaft anstrebt, dann geht das nur, indem man fast alle einbindet und fast allen Gelegenheit gibt, mit den Veränderungen leben zu können, das heißt, ihren Besitzstand im Wesentlichen zu wahren. Das bedeutet: Sonst eben möglichst wenig politische heiße Eisen anzupacken.



    Oder aber man meint es gar nicht so ernst mit dem Klima, sondern nutzt das nur als Sprungbrett, als Aufmerksamkeitsverstärker am Rande. Das ist die Haltung, die im Artikel zum Vorschein kommt ("an deren Ende nicht Klimaschutz um jeden Preis steht"). Dann hat man eine politische Bewegung unter vielen - die sich im ein oder anderen Punkt vielleicht einmal durchsetzt, jedoch auch wieder Rückschläge einstecken muss und vielleicht irgendwann ganz verschwindet. Wie das mit politischen Bewegungen in einer Demokratie eben so ist. Mit einem universellen Anspruch passt das natürlich nicht zusammen.

  • Die Klimabewegung hat ihre anfangs durchaus vorhandenen Sympathien verspielt, viele positiv dazu eingestellte Menschen verloren. Warum?



    Sie hat die Menschen drangsaliert (Klimakleber, Sachbeschädigungen, Kunst zerstören und andere, derartige Aktionen), sie hat sich als Bewegung entzaubert, weil sie allzu realpolitisch geworden ist, zum Beispiel mit staatsfinanzierten NGOs als Lobbyisten wie jeder Wirtschafts-Lobbyverband auch. Dazu sind einige dieser „Umweltverbände“ alsbald dazu übergegangen, sich in anderen, politischen Feldern zu engagieren, zum Beispiel im Kampf gegen Rechts. Sie verloren damit die Glaubwürdigkeit für ihr Ursprungsanliegen, weil sie nur noch als Vorfeldorganisationen der Linken wahrgenommen wurden.



    Dazu kommt die Wirkung einiger teilweise abstoßend arroganter Frontfiguren und nicht zuletzt der Schaden, den Greta Thunberg mit ihrem Schwenk in den Antisemitismus verursachte.



    Dazu wurde mit dem Heizungsgesetz den Menschen deutlich, wie bedrohlich Klimaschutz für ihr Leben sein kann, wenn sie hilflos Politikern ausgesetzt sind.



    Und dann kam der Ukrainekrieg vor der Tür…



    Irgendwie eine nachvollziehbare Entwicklung, da sind halt jetzt unmittelbarere Bedrohungen.

  • Kontraproduktiv, dieses öffentliche mea culpa und Selbstbeschämen. Nur weil die Rechten den Sündenbock für die Klimakrise und den Rechtsruck bei politisch aktiven jungen Leuten sehen, die versuchen was gegen Klimakrise zu tun, muss man sich den Schuh noch lange nicht anziehen.

  • Eine ernstzunehmende Klimabewegung kann nur antikapitalistisch sein, denn der Kapitalismus muss strukturiert auslaufen, wenn wir die Klimakatastrophe auf das noch mögliche minimieren wollen (mehr ist eh nicht mehr drin). Das kann ein marxistischer wie ein christlicher Antikapitalismus sein, aber alles andere ist nunmal Selbstbetrug. Leider ist das mit den Merzens, Klingbeils und auch Hqbecks dieser Welt nicht zu machen, schon gar nicht mit "Dem Deutschen Volke". also, gefasst dem Untergang unserer Weltordnung entgegensehen und sich in kleinen Gruppen vorbereiten, mental, körperlich, ökonomisch, lokal vernetzt, auf das Weiterleben nach dem Kollaps. Deep Adaptation!

  • Vielen Dank, auf diese Weise habe ich nun auch den Text von Bernward Janzing gelesen. Ich finde, er hat recht. Carla Reemtsma lässt interessanterweise Greta Thunberg völlig außen vor. Auch das Zerwürfnis von Thunberg mit FFF Deutschland wird nicht erwähnt. Dabei ist das alles sinnbildlich für das Problem einer ideologisierten Klimabewegung.

  • Während sich die Welt zur COP30 Belém versammelt, bleibt zentraler Bereich CO₂-Emissionen Fehlanzeige trotz 250 Millionen Klima Binnenflüchtlingen 2015-2025 lt UNHCR Bericht, das Militär. Lt aktueller Schätzung verursacht militärischer Sektor 5,5 % globaler CO₂-Emissionen. Und doch: Diese Emissionen tauchen weder in nationalen Klimabilanzen noch Emissionshandel auf. Die Praxis die Aufrüstrung nährt: atomar-konventionelle Rüstungsproduktion, militärische Logistik, kriegsbedingte Infrastruktur werden in „sicherheitsrelevant“ umdeklariert, sich CO₂-Bepreisung zu entziehen. Bei Dual-Use-Technologien verschwimmen zivile in militärische Nutzung, während Staaten Klimaziele schönrechnen. Was als Schutzmaßnahme etikettiert wird, entpuppt sich als Schlupfloch systemischer Emissionsverschleierung. Diese Praxis stellt selbst Diesel-Abgasbetrug deutscher Autobauer, der 2015 durch US-Umweltbehörde aufflog, weit in Schatten. Damals ging es um Softwaremanipulation zur Grenzwert Umgehung, heute geht es um CO₂ Emissionsaufkommen, die im System unsichtbar sind. Klimagerechtigkeit die mehr ist als Schlagwort, erwartet von COP diesen blinden Fleck zu beseitigen. Militärische Emissionen gehören bepreist

  • Wer nicht erkennt, dass die 'Neue soziale Frage' eine Schlüsselstellung auf für die umweltbezogenen Bestandteile der 'Multikrise' darstellt, hat schon, aufgrund falscher/fehlender Analyse, verloren und ist zur vollkommen unzureichender Flickschusterei verdammt.



    'Sytem change' war und ist ein richtiger Ansatz von Teilen der FFF Bewegung. Wie ein Neues ausschauen kann, darüber muss verstärkt solidarisch/demokratisch debattiert werden.

  • Es bräuchte vielleicht auch einfach andere Führungsfiguren. Hyperprivilegierte Millionenerbinnen sind nicht die besten Galionsfiguren, wenn man Verzicht predigen muss, der sich potentiell besonders hart auf Kosten der Armen auswirken kann.

    Kein Wunder, dass viele mit Abwehr reagieren. Es bräuchte überzeugende Biographien, so wie die von Ricarda Lang, auch für die Klimabewegung.

    • @EH 553:

      „Es bräuchte vielleicht auch einfach andere Führungsfiguren"



      Woher nehmen und nicht stehlen?



      --



      btw.: Zehn Prozent der fruchtbarsten Ackerflächen auf dem Globus werden für Tabakanbau ver(sch)wendet.

    • @EH 553:

      Ja das stimme ich zu, ich hab Frau Lang zwar in ihrer Zeit als Grünen Vorsitzende sehr viel kritisiert, aber da ging es eher um Machbarkeiten und sinnvolle Zeiträume, nicht wirklich um Umweltschutz. Bei dem Punkt kaufe ich ihr den aufrichtigen Willen ab, den richtigen Weg zu gehen. Und ja, mit ihr würde man diesen Weg sehr viel eher mit gehen als mit den Millionärs Töchtern die sich vorne vor die Kameras gestellt haben.



      Das war sowieso voll dreist und völlig daneben das die Medien dabei mit machen.

    • @EH 553:

      Warum sollte Umweltschutz auf Kosten der Armen erfolgen? Im Gegenteil, es wird eher die Reichen treffen deren Lebenswandel mit einem hohen CO2-Ausstoss einher geht.

      • @Anna Bell:

        Wer kann sich eine neue Heizung leisten, am besten eine Erdwärmepumpe? Wer wohnt bereits gut isoliert, oder kann die notwendige Sanierung bezahlen? Wer profitiert von privaten Solaranlagen und eletrisch betriebenen Autos?

        Das sind alles Investitionen, die sich langfristig lohnen!

        Natürlich werden die Wohlhabenden am Ende % mehr bezahlen, weil diese mehr konsumieren. Es geht jedoch darum, ob man es sich leisten kann. Wenn die Lebensmittelpreise sich deutlich erhöhen weird das wen am meisten treffen? Denjenigen der es sich leisten kann weiter zu kaufen, was er/sie will, oder jemand, der jetzt schon jeden Cent 2x umdreht? Auch die Mieten werden durch die bevorstehende notwendige Sanierungen noch einmal steigen usw. usw.

  • Um die ungleiche Verteilung von Reichtum anzugehen, müssten die Armen reicher oder die Reichen ärmer werden. Die erstgenannte Möglichkeit führt zu höheren Emissionen von CO2. Die zweitgenannte Möglichkeit kann eine Senkung der Emissionen bewirken, führt aber in Ländern wie Deutschland, dessen Bevölkerung einschließlich des ärmeren Bevölkerungsteils im Weltmaßstab bereits relativ reich ist, dazu, dass eine weltweite "soziale Gerechtigkeit" nur eine Angleichung der allgemeinen Lebensverhältnisse nach unten sein kann. Dafür werden die Massen hierzulande nicht auf die Straße gehen. Sobald es konkret wird, kommt man um die Tatsache nicht herum, dass die Länder mit dem geringsten "CO2-Fußabdruck", also die "klimafreundlichsten" Länder, zugleich die ärmsten Länder der Welt sind.

    Carla Reemtsma fordert im Artikel "nicht Klimaschutz um jeden Preis", sondern "ein gutes und sicheres Leben für alle". Das bedeutet, wenn man es beim Wort nimmt, im Weltmaßstab eine Angleichung der Lebensverhältnisse nach oben und ist mit einer Politik, die die Menschheit und ihre Bedürfnisse in erster Linie als Klimaschädling wahrnimmt, unvereinbar. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung.

    • @Budzylein:

      Es muss nicht zu einer höhreren CO2 Emission kommen. Es kommt allerdings darauf an wie das Geld von oben nach unten verteilt wird und das würde nicht so ganz einfach werden. Wenn damit eine ökologische Herstellung von Waren und die gerechte Bezahlung der Arbeiter ermöglicht würde, könnter der CO2 Ausstoß gleich bleiben oder sogar geringer werden.



      Weil das Geld was mehr verdient wird für Ware ausgegeben wird, die teurer und besser geworden ist. Das dürfte allerdings eine gewisse Lenkung erfordern. Also die Ware vom Markt fernhalten, die nur billig produziert wird. Für Klima und Umwelt wäre das besser.



      Wir müssen aber auf jeden Fall davon wegkommen, dass Reiche und Wohlhabende einen zu großen Ressourcenverbreauch haben. Solange da nicht eingegriffen wird, bleiben sie insgeheim immer schlechte Vorbilder. Sie werden sich auch gut zu verkaufen wissen. Arnold Schwarzenegger hat ja sogar für die Umwelt eine 40.000 Euro teure Uhr gespendet. So schmiert man den Leuten Honig ums Maul.



      Wir sollten uns langsam darüber unterhalten, ab wieviel Geld Schluss sein sollte.

  • Eine Klimaschutzbewegung sollte nicht zu einer Partei mutieren. Das schmälert die Bündnisfähigkeit ungemein. Wenn bei einer Klimaschutzbewegung nur Linksparteipolitik bei rum kommt, dann wird sie auch als solche wahr genommen. ... und hat dann bereits versagt.



    Eine Klimaschutzbewegung sollte sich auf ihre Kernkompetenz konzentrieren und alle Parteien gleichermaßen antreiben.

    • @Rudolf Fissner:

      Ohne politisch repräsentiert zu sein, läuft jede Klimaschutzbewegung ins Leere. Das wird dann dazu führen, dass die Folgen eines ungebremsten Klimawandels je höher werden, desto länger etablierte politische Parteien Maßnahmen hinauszögern. Munich Re hat es vor Kurzem vorgerechnet.



      Politische Repräsentation läuft bei uns jedoch über Parteien. Da Klimaänderungen jede Grenze überwinden, birgt der Klimawandel das Risiko politischer Spannungen bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Es betrifft also durchaus auch die Sicherheitspolitik und internationale Zusammenarbeit. Spätestens dieser Punkt sollte bei allen zu einer gewissen Alarmbereitschaft führen. Viele weltweite Akteure in Politik und Wirtschaft ziehen es jedoch offensichtlich vor, den Themenkomplex zu ignorieren. Das heißt, dass die meisten Menschen am Ende einen hohen Preis zahlen werden.

      • @Aurego:

        Klimaschutz ist derart wichtig, dass es überparteilich gedacht werden muss. Erst in der Umsetzung kann man dass dann nach links oder rechts ausgestalten. Aber wenn die Klimaschutzbewegung nach links abbiegt, verliert sie große Teile des Rückhalts. Genauso wenn sie nach rechts abbiegen würde.

        • @MK:

          Sie biegt ja nicht ohne Grund nach links ab, wenn man die Forderung nach mehr Gerechtigkeit denn überhaupt als genuin linkes Gedankengut betrachtet. Sie biegt jedoch auch nach links ab, weil die VertreterInnen der vermeintlichen Mitte das Problem und die Dringlichkeit unterschätzen bzw. nicht wahrhaben wollen. Genau diese Verhaltensweise ist jedoch lebensgefährlich.

  • Jetzt klopfen die Indigenen Völker bei der Klimakonferenz endlich an die Tür - sehr gut 👍 👍

  • "Fridays for Future ist eine politische Bewegung."



    Und genau deswegen kriegt FFF keine Millionen mehr auf die Straßen, sondern nur mehr wenige hundert oder tausend.



    Klima ist Klima und Politik ist Politik.



    Klimaschutz interessiert alle politischen Gruppen. Von der extrem linkslastigen Klimaliste bis hin zur rechtsextremen Partei der III. Weg.



    FFF wollte das Klima retten - ein überparteiliches Vorhaben. Jeder fühlte sich dadurch angesprochen, jeder durfte mitlaufen.



    Von der heutigen FFF fühlt sich nur mehr der linke Rand angesprochen.



    Finde den Fehler.



    So lange Klimaschutz mit politischer Ideologie aufgeladen wird, wird sie nie mehr die breite Masse auf die Straßen bringen.

    • @Saskia Brehn:

      Wer hat denn diese "politische Aufladung" angefangen? Das waren konservative und marktradikale Parteien und deren Mitläufer. Die haben von Anfang an polemisiert, dass der gesamte Komplex von links unterwandert sei um genau damit die Wirkung der Bewegung zu neutralisieren. Man kann das an Kommentaren immer noch deutlich erkennen, auch hier in diesem Forum, gell!?

      • @Perkele:

        "Wer hat denn diese "politische Aufladung" angefangen?"



        FFF. Erst gings ums Klima, dann plötzlich um kulturelle Aneignung wegen Frisuren oder Kleidungsstücken, dann war plötzlich die Bewegung zu 'weiß', etc

      • @Perkele:

        Soweit ich mich erinnern kann, haben das einige Fridays for Future-Ableger ganz allein hinbekommen, z.B mit den Diskussionen um Dreadlocks und kulturelle Aneignung oder der Verknüpfung mit der Palästinafrage.

    • @Saskia Brehn:

      Es wäre hilfreich, den Artikel zu lesen, bevor man kommentiert. Er erklärt gut, daß Klimapolitik Sozialpolitik ist. Der Klimawandel trifft die Armen viel mehr als die Reichen. Das zu vergessen, heißt das Problem nicht verstehen.



      Ich weiß zum Glück nicht, was der Dritte Weg zum Klimawandel sagt. Die AfD, eine gesichert rechtsextreme Partei, leugnet oder verharmlost ihn.

      • @Kahlschlagbauer:

        Nein, ich stimme dem Artikel einfach in Gänze nicht zu.



        Klimapolitik ist Klimapolitik.



        Es geht darum die großen Emittenten zur klimaneutralität zu bekommen.



        Afrika als kompletter Kontinent emmitiert unter 5% des weltweiten CO2 Ausstoßes. Was die machen oder nicht machen ist erst mal egal. Es geht um die big player.



        Der Artikel als auch Sie und die gesamte Klimabewegung wollen das Dach bauen bevor der Keller gesetzt ist.



        Zuerst muss CO2 Neutralität erreicht werden. Danach können wir uns um die Eindämmung der nicht mehr zu verhindernden Veränderungen kümmern - Küstenerosion, etc



        Die Klimabewegung trägt oft Bilder einer Erde die in Flammen steht vor sich her. Wenn ein Haus in Flammen steht, geht die Feuerwehr hin und löscht den Brandherd.



        Darum sollte es in der Klimabewegung und der Klimapolitik gehen. Den CO2 Ausstoß senken, gen Null führen. Dafür ist Verständnis da. Dafür ging die breite Masse mit auf die Straße. Damit holt man die Menschen ins Boot.



        Für das ganze Gerede um Ausgleich mit dem globalen Süden nicht. Das ist ein Partikularinteresse einer absoluten Minderheit. Die Klimabewegung will nicht das Klima retten, sie will im Schlepptau eine Revolution.



        Das ist nicht salonfähig

        • @Saskia Brehn:

          "Darum sollte es in der Klimabewegung und der Klimapolitik gehen. Den CO2 Ausstoß senken, gen Null führen. Dafür ist Verständnis da. Dafür ging die breite Masse mit auf die Straße. Damit holt man die Menschen ins Boot."

          Für das Ziel ist ein breites Verständniss da.



          Das gilt jedoch nicht für konrete Maßnahmen und deren Konsequenzen. Oder sehen Sie eine breite Mehrheit, auch hinter einer massiven Verteuerung von tierischen Lebensmitteln? Einem Ende von Flugreisen für Normalverdiener? Verdopplung vom Spritpreis? Mieterhöhung durch energetische Sanierung?

          Selbst der Plan den Umbau von Heizungen behutsam einzuführen hat eine sehr heftige Gegenreaktion hervorgerufen.

          Und das gilt auch für die E Autos und andere Maßnahmen.

          Viele fragen sich zu Recht, wie sie das bezahlen sollen.

          Klimapolitik kann nicht ohne Sozialpolitik funktionieren.

        • @Saskia Brehn:

          "Die Klimabewegung trägt oft Bilder einer Erde die in Flammen steht vor sich her. Wenn ein Haus in Flammen steht, geht die Feuerwehr hin und löscht den Brandherd."

          In der Realität gibt es jedoch Menschen, die den Brand gänzlich leugnen, Menschen die von dem Brand profitieren und dann gibt es natürlich noch den Streit darüber welche Löschtechnik eingesetzt werden soll.



          Wo das Wasser herkommen soll ist auch nicht eindeutig geklärt.

          "Afrika als kompletter Kontinent emmitiert unter 5% des weltweiten CO2 Ausstoßes"

          Und wie Sie in einem weiteren Kommentar bereits korrekt festgestellt haben sind die armen Länder am aufholen.

          Es geht darum die derzeitigen und zukünftigen Emissionen möglichst kostengünstig zu reduzieren. Dazu gehören dann auch Investitionen in den globalen Süden. Es ist billiger gleich auf Erneuerbare zu setzen und nicht erst fossile Abghängigkeit zu schaffen und dann wieder umzubauen. Öffentlicher Nahverkehr fördern anstelle individueller Mobilität zum Beispiel, Warentransport über Schienen, usw.

          Und natürlich müssen die reichen Länder auch Geld für Anpassung, Schutz und Katastrophenhilfe zahlen.

  • Ich finde es überraschend, dass Carla so viele Worte darauf verwendet, ob Fridays for Future sich nicht rein auf Wissenschaftskommunikation beschränken sollte. Bis ich den Artikel von Janzing, auf den sie verlinkt, gelesen habe. Denn der fordert das ja explizit und dass sich Fridays von Future von jeder Ideologie fernhält, um so sowohl für Linke als auch Rechte offen zu sein.



    Sich von ideologischen Fragen wie Gendern und von Konflikten um Gaza etc. fern zu halten, ist sicherlich eine gute Idee.



    Aber sich rein auf Wissenschaftskommunikation zu beschränken, wäre umgekehrt absoluter Quatsch, denn die Konflikte wegen Klimaschutz sind i.w. politisch. Selbst angebliche Gegenargumente sind ja i.w. politisch motiviert.



    Soweit hat Carla das gut erkannt.



    Aber den Fehler, den FFF in den letzten Jahren gemacht hat, war zu versuchen, zu der Frage, wer Klimaschutz bezahlen muss, keine Stellung zu nehmen, sondern oft zu sagen, dass alle dafür bezahlen müssen. Das hat aber bei vielen die Angst geschürt, dass Klimaschutz ihr Leben in den nächsten Jahren noch schwieriger machen würde. Und von denen wählen inzwischen viele die AfD.



    Sie müssen Gerechtigkeit und Klimaschutz gemeinsam propagieren.

  • Alles richtig und akkurat auf den Punkt gebracht. Es wird fortschrittlichen politischen Kräften auch nicht schaden, wenn sie zusätzlich zum Klimaschutz auch noch soziale Gerechtigkeit im Angebot haben.

    Noch weiter verzetteln sollten sie sich allerdings nicht (Putin-Apologeten o.ä.).

  • Wenn Carla schreibt "sondern muss die Frage nach sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Verbesserung in den Mittelpunkt stellen.", hat sie absolut recht. Nur ist das bis jetzt nicht umgesetzt. Nur wenn Fridays for Future nicht für "sozial gerechten Klimaschutz", sondern für " Gerechtigkeit und Klimaschutz" können sie Erfolg haben - also wenn sie Gerechtigkeit und auch soziale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt stellen und Klimaschutz als zweitwichtigsten Punkt hinter Klimaschutz begreifen.

  • Ein Fehler war sicher, dass die Umwelt- und Naturzerstörung nicht genug eingebunden und herausgearbeitet wurde und dass soziale Gerechtigkeit für ein Gelingen unabdingbar ist. Die Linken und Grünen konnten sich auf keine gemeinsame Geschichte einigen.



    Was passiert stattdessen? Der Sport, der übergroße Fleischtopf im Kapitalismus wird als neue Melkmaschine ausgebaut und dem Bürger werden jeden Tag neue Helden und Vorbilder angepriesen. Wer sich gelegentlich Werbung anschaut, will gar nicht den Eindruck bekommen, dass es schon fünf nach Zwölf ist. Da wird auf Teufel komm raus mit dem Arsch gewackelt um uns den letzten Scheiß schmackhaft zu machen.

    Sind wir wirklich so blöd, wie man uns durch die Werbung unsensibel vermitteln will? Wenn nein, warum stört uns nicht, dass man uns für Rindviecher hält, die man am Nasenring durch die Manege führen kann?

    Was sagen denn unsere Altlinken dazu, die doch immer gerne gepredigt haben, dass das Sein das Bewusssein bestimmt?



    Wenn das so ist, dann haben wir uns entschieden, dem Kapitalismus immer hinterherzulaufen ohne ihn einzuholen. Getreu dem Werbespruch eines Baumarktes: Es gibt immer was zu tun. Und damit sind wir dann voll auf Linie.

    • @BS:

      Sie sagen "dass soziale Gerechtigkeit für ein Gelingen unabdingbar ist"

      Genau das ist der Punkt.

      Denn solange sich die soziale Gerechtigkeit sich nicht von Tag1 einer Klimaschutzmassnahme verbessert (z.B. dem Rinbau einer Wärmepumpe) werden viele dagegen sein. Meiner Meinung nach wird Klimaschutz nur erfolgreich sein, wenn keiner der ärmeren 70% dadurch mehr Ausgaben hat. Es muss alles von den reichsten 30%, besser von den reichsten 10% bezahlt werden. Denn die sind zum grossen Teil dafür verantwortlich und die können es such auch leisten.

      • @EchteDemokratieWäreSoSchön:

        Die können es sich leisten: „Nein“ zu sagen und dafür zu sorgen, dass die etwa 70% abhängig Arbeitenden (das sind auch kleinere Selbstständige) in der Bevölkerung alles bezahlen.



        Siehe Heizungsgesetz und Solarförderung. Für Unternehmer kein bedrohliches Thema. Zu Förderungsprogrammen kommen Steuervermeidung, Imagegewinn durch Greenwashing, etc..



        Der kleine Privatmann, der ein älteres Häuschen hat und den „Maßnahmen“ ausgesetzt wird, verliert dieses unter Umständen, weil der die 50-70% Eigenanteil nicht stemmen kann, -schon gar nicht in fortgeschrittenem Alter.



        Ein Pleitestaat wie Italien hat Wärmepumpen mit bis zu 110% gefördert, wie ich las. Bei uns wird in Überlebensfragen gekrämert. Für ausufernde Bürokratie, Protzausbau des Kanzleramtes und anderen Blödsinn ist jedoch immer genug da. Solange das alles so bleibt und FFF nicht interessiert, so lange nur CO2 vermieden wird, braucht man sich nicht wundern, wenn die Unterstützung schmilzt. „Heute arm werden“ ist eine sehr konkrete Bedrohung.

  • Neuer Ansatz für FfF: Fremdscham.

    Der globale Süden tut alles, um die Katastrophe abzuwenden, während der globale Norden eine große Party feiert. Das ist Klimakrise, da wird auch der Multimillardär zustimmen.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Wo meinen Sie zu erkennen, dass der globale Süden alles tut, um die Katastrophe abzuwenden? Meinen Sie damit die monatliche Strafgebühr, die Solarnutzer in Kapstadt zahlen oder Rodung des Regenwalds, gegen den staatliche Kräfte schlichtweg kaum etwas unternehmen?

    • @Troll Eulenspiegel:

      Wo feiert denn bitte der globale Süden nicht mit?



      Schauen Sie mal wo die meisten neuen Flughäfen eröffnet werden, schauen Sie mal wie sich der Flugverkehr in Schwellenländern entwickelt.



      Bestes Beispiel Indonesien. Die staatlichen Pelni-Fähren fahren fast nirgends, Flugtickets für teilweise 5€ und weniger...



      Der globale Süden tut was er kann - um wirtschaftlich aufzuholen.



      Brasilien zündet auch jedes Jahr den Amazonas an. Das machen nicht wir. Die wollen mehr Steaks verkaufen, mehr Orangen, mehr egal was.



      Und ich gönn denen das.



      Jeder Mensch will immer mehr. Das ist der tägliche Antrieb zur Arbeit zu gehen - für, keine Ahnung, 90% der Weltbevölkerung.



      Der Süden steht uns da in nichts nach - keiner bremst fürs Klima.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Die meisten Menschen im "globalen Süden" würden am liebsten bei der Party mitfeiern. Das können Sie in allen Ländern beobachten, in denen es bereits gelungen ist, sich jedenfalls zum Teil aus der Armut herauszuarbeiten.

  • Gut gesagt! Und an die Anti Atom Bewegung und die breite Friedensbewegung der 80ger anknüpfen mit samt dem Gerechtigkeitsthema, warum nicht ? Wir brauchen ein Ende der fossilen Kriegswirtschaft autoritären Charakters, die uns in die Selbstzerstörung treibt: wie war das noch?: Nukleare Abrüstung Jetzt statt Angstherrchaft und Millitarisierung bis zum Abwinken! NEW STAT muss um 1-2 Jahre verlängert werden, dann muessen wieder Abrüstungsverträge her! Erd Demokratie meint auch Demokratie in die Ökonomie ! zu fordern Denn dann wäre es möglich die Umwelt Gerechtigkeit + nachhaltige Entwicklung als 18 UN Ziele ( 18 ist freie Presse/Meinung/Medien). Warum nicht mal die seltenen Erden und zentralen Ressourcen für öko Transformation als Erd demokratisches Gemeingut definieren, um es dann als Basis für eine neue Währung zu denken, die das Umstellen weg vom Kreg und den Fossilen ermöglicht und dabei auch die Umwelt so weit es geht zu schonen...Krieg und Weltherrschaft sind so suizidal, und so out ! Make Love not War ! Care-Share-Repair.....