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Konjunktur in DeutschlandEs wurde wieder nicht in die Hände gespuckt

Die deutsche Wirtschaft schrumpfte 2024 das zweite Jahr in Folge. Auch für 2025 ist keine Trendwende in Sicht.

Ist dieser Arbeitsplatz wirklich sicher? Ein VW ID3 in einer Montagehalle von Volkswagen in Zwickau Foto: Uwe Meinhold/imago

Berlin taz | Robert Habeck hat beim BIP ins Schwarze getroffen. Doch ob er damit als Bundeswirtschaftsminister im Wahlkampf angeben sollte, ist fraglich. „Der Aufschwung verzögerte sich ein weiteres Mal“, sagte der Grünen-Politiker nämlich vergangenen Oktober bei der Vorstellung der Herbstprojektion der Bundesregierung. Diese korrigierte die Aussichten für das Jahr 2024 nach unten. Statt leicht um 0,3 Prozent zu wachsen, werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent schrumpfen.

Dieses Minus von 0,2 Prozent bestätigte das Statistische Bundesamt nun am Mittwoch. Damit ist die deutsche Wirtschaftsleistung vorläufigen Berechnungen zufolge das zweite Jahr in Folge geschrumpft. Bereits 2023 ging sie um 0,3 Prozent zurück. Zuletzt schrumpfte die Wirtschaftsleistung 2002 und 2003 zwei Jahre nacheinander. Damals war die Rede von Deutschland als „kranker Mann Europas“.

Und auch jetzt hinkt das Land im internationalen Vergleich hinterher. Das BIP stieg seit 2019 insgesamt um lediglich 0,3 Prozent. Zum Vergleich: Für die gesamte EU geht die EU-Kommission im selben Zeitraum von einem Wachstum von 5,3 Prozent aus; in den USA waren es 11,4 Prozent und in China 25,8 Prozent.

Besonders die Industrie kriselt. Deren Bruttowertschöpfung verringerte sich vergangenes Jahr um 3 Prozent. Vor allem die Auto- und Maschinenbauer produzierten weniger. So verkaufte der Volkswagen-Konzern 2024 insgesamt 9,027 Millionen Fahrzeuge, ein Minus von 2,3 Prozent verglichen mit 2023.

Verzicht und Kürzungen

Der Konzern handelte deswegen kurz vor Weihnachten mit der IG Metall ein hartes Sparprogramm für seine Stammmarke aus. Zwar konnte die Gewerkschaft Massenentlassungen und Betriebsschließungen verhindern. Dafür müssen Beschäftigte aber vorerst auf Lohnerhöhungen und teilweise auch Sonderzahlungen verzichten.

Die schlechte Lage machte sich auch sonst bereits bemerkbar. Zwar gab es 2024 einen Beschäftigungsrekord von im Schnitt 46,1 Millionen Erwerbstätigen, allerdings kam der Anstieg Ende des Jahres zum Erliegen. In der Industrie und auf dem Bau ging die Zahl der Erwerbstätigen bereits zurück. Auch für 2025 sind Experten pessimistisch. „Weil die belastenden Faktoren weiter bestehen, ist keine schnelle Trendwende zu erwarten“, sagt Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK).

„Auch zum Jahresbeginn 2025 sind keine Lichtblicke erkennbar. Neben der ausgeprägten konjunkturellen Schwäche lastet der strukturelle Wandel auf der deutschen Wirtschaft“, schätzt Jan-Christopher Scherer vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).

Die Union versucht die schlechte Konjunktur im Wahlkampf zu nutzen: „Jeder kann sich am 23. 02. für den Politikwechsel entscheiden und so dazu beitragen, dass diese wirtschaftliche Abwärtsspirale endlich gestoppt wird“, schrieb die stellvertretende CDU-Generalsekretärin Christina Stumpp auf X. Für Konjunkturforscher Dullien ist die Ampel allerdings nur zum Teil verantwortlich für die Situation.

Ihm zufolge drücken vier Faktoren auf die Wirtschaft: Erstens zunehmender Protektionismus und geopolitische Spannungen, zweitens die nach wie vor hohen Energiepreise, drittens die hohen Zinsen und erst an vierter Stelle die auseinander gebrochene Ampelregierung, die nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse im Herbst 2023 auf Ausgabenkürzungen gesetzt hat und so Unsicherheit bei Unternehmen und privaten Haushalte erzeugte.

Immerhin eine gute Nachricht gibt es laut Statistischem Bundesamt: 2024 stiegen die Löhne und Gehälter so stark, dass ihre Kaufkraftverluste im Zuge der Coronapandemie und Energiepreiskrise endlich kompensiert wurden. Allerdings gaben die Menschen es nicht aus: Die Sparquote, die angibt, wie viel die Menschen von ihrem Einkommen zur Seite legen, stieg auf 11,6 Prozent. Für Öko­no­m*in­nen ein Zeichen, dass Menschen der Situation nicht trauen und Angst um ihren Job haben.

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33 Kommentare

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  • Dieses ständige negative Geheule nervt. Deutschland ist global noch immer eine der stärksten Volkswirtschaften.

  • Das Problem einfach aufs Management von VW zu schieben ist doch vile zu kurz gegriffen. Auf allen Ebenen hat es Deutschland geschafft wettbewerbsunfähig zu werden. Da sind die Vorstände, die es nicht geschafft haben die Richtung vorzugeben, als man noch mit Verbrennern gute Geschäfte machte. Das Management das sich durch geziehltes Nichtstun auf Fehlervermeidung spezialisiert hat und die Arbeiterschaft, 35h/Woche, 30Urlaubstage + "Blaumachtage", galaktisches Lohnniveau. Und allen, von ganz unten bis ganz oben, fehlt der "sense of urgency". Dazu eine öffentliche Verwaltung aus der digitalen Steinzeit, die mit deutscher Gründlichkeit eine EU Regulierungsflut versucht umzusetzen. Eine kopflose Regierung, die in manisch-naiver Weise und immer kürzer werden Abständen versucht die Welt zu retten, die eigentlich in China, USA, Russland, Indien kaputt gemacht wird und dabei übersieht, dass sie eigentlich nur dafür sorgt, dass wir am Ende uns nicht mehr versorgen und verteidigen können.



    Es muss wieder Eigenverantwortung her und zwar in ganz grossem Stil.

  • Ach was! Loriot

    Volkers 👄 tut Wahrheit kund

    “Wer die Arbeit kennt -



    Und nach ihr rennt -



    Und sich nicht drückt -



    Der ist verrückt“ •

    Und jetzt - Geier Sturzflug - laßt gehn Jungs 🎸



    www.youtube.com/wa...ZGUgZ2VzcHVja3Q%3D



    “ 1. Wenn frueh am Morgen die Werksirene droehntund die Stechuhr beim Stechen lustvoll stoehnt,in der Montagehalle die Neonsonne strahltund der Gabelstaplerfuehrer mit der Stapelgabel prahlt,ja, dann wird wieder in die Haende gespuckt.Wir steigern das Bruttosozialprodukt,ja, ja, ja, jetzt wird wieder in die Haende gespuckt.2. Die Krankenschwester kriegt 'nen Riesenschreck,schon wieder ist ein Kranker weg.Sie amputierten ihm sein letztes Beinund jetzt kniet er sich wieder maechtig rein,ja, jetzt wird wieder in die Haende gespuckt.Wir steigern das Bruttosozialprodukt,ja, ja, ja, jetzt wird wieder in die Haende gespuckt.3. Wenn sich Opa am Sonntag auf sein Fahrrad schwingtund heimlich in die Fabrik eindringt,dann hat Oma Angst, dass er zusammenbricht,denn Opa macht heute wieder Sonderschicht,ja, jetzt wird wieder in die Haende gespuckt.Wir steigern das Bruttosozialprodukt,ja, ja, ja,

  • In die Hände gespuckt wurde schon...



    Für das Verschlafen der Elektromobilität ist die deutsche Autoindustrie im Sinne Ihres Managements zuständig. Die ArbeiterInnen haben mit ihrem Entgegenkommen sehr starke Solidarität gezeigt, somit das Unternehmen gestützt und die Fachkräfte für den Umbau der Firma gehalten.



    Der hohe Grad der Beschäftigung national stützt weiterhin die Binnennachfrage und hält das BIP auf erträglichen Werten.



    Merzi setzt mit einer pauschalen Steuersenkung überhaupt keine Impulse.



    Scholz Investitionsanreize sind deutlich zukunftsweisender: sie regen die Nachfrage an, kosten den Steuerzahler weniger und durch die Umsatzsteuer kommt auch noch Geld zurück.



    Wer behauptet, dass die CDU irgendwas von Wirtschaft versteht, meint wahrscheinlich Vetternwirtschaft...

    • @Philippo1000:

      Haben es nur die Manager, die immer ein schönes linkes Feindbild sind verschlafen, oder vielleicht auch die Konsumenten, die keine E-Autos mit dem heutigen Stand der Technik wollen?



      Ein Blick nach Europa, der Welt ist da sehr hilfreich.

      • @Whatever1984:

        Die 'Marktgläubigen' sagen immer, es ist der Markt, der reguliert, und das sei gut so. Gleichzeitig werfen sie den Konsumenten vor, dass die sich marktkonform verhalten und so sinnvolle Veränderungen behindern.



        Es gibt da einen alten Film, in dem geben SS-Männern ihren Gefangenen eine Chance: Wer schnell genug rennt und es bis zur Wand schafft, ohne vorher erschossen zu werden, wird hinterher erschossen.

        • @Stoersender:

          "Der Markt" ist kein denkendes und handelndes Wesen sondern die Summe aller Einzelentscheidungen, die seine Teilnehmer treffen. "Marktkonform" ist nur ein Wort "Tun, was nach den eigenen Prioritäten das beste erscheint", und das ist eben häufig genug mehr am Verhältnis "Preis-Leistung" orientiert als am Verhältnis "Leistung-ökologischer/sozialer Impact". Und ja, die politische Verantwortung, wo der Markt hingeht, tragen diese Konsumenten massiv mit, denn trotz geringerer Hebelwirkung als z. B. ein Konzernchef sind sie doch deutlich zahlreicher und vor allem - anders als Wirtschaftsunternehmen - Wähler und Betroffene (bzw. deren Eltern).

          Beispiel: Gut wäre, wenn Alle von fossil verbrennenden Autos wegkämen und ihre Mobilität stattdessen über "zeitgemäße" deutsche Industrieprodukte - E-Mobile, Fahrräder, Busse und Züge etc. - darstellen würden. Macht aber kaum jemand - nicht weil es diese Produkte nicht gäbe, sondern weil den Meisten andere Alternativen lieber sind, und zwar regelmäßig aus Preis- und/oder Praktikabilitätsgründen. Da wird es dann wieder der Verbrenner oder wenn E-, dann billig importiert - um auch den nächsten Fernseher, Urlaub etc. zu ermöglichen.

          • @Normalo:

            "Der Markt" ist weder ein denkendes und handelndes Wesen, noch die Summe aller Einzelentscheidungen. "Der Markt" ist



            (i) eine Theorie, die auf unrealistischen Annahmen beruht,



            (ii) eine Wirtschaftsordnung, die auf sozialdarwinistischen Wettbewerb als Ordnungsprinzip setzt und



            (iii) keineswegs alternativlos.

            • @Stoersender:

              Der Markt ist keine Theorie sondern der historische Regelfall, wie die Realität funktioniert. Es wurde immer mal wieder zeitweilig auf andere Konzepte gesetzt, aber die haben sich eigentlich immer totgelaufen, sobald die jeweils herrschenden Potentaten nicht mehr genug Suppressionsmittel hätten, um eine Rückkehr zum Markt zu verhindern. Für (i) und (iii) bräuchte ich daher mehr als platte Behauptungen, um auch nur in eine Diskussion einsteigen zu können. So, wie sie da stehen, sind einfach Wunschdenken.



              Und an (ii) ist sicher was Wahres dran: Markt lässt sich ohne Wettbewerb nicht denken. Allenfalls kann man bei den Resultaten ein wenig die Gewinner- und Verliererseite nivellieren ("soziale Marktwirtschaft"), aber das Prinzip bleibt. Nur sollte auch da die Frage erlaubt sein, ob das nicht der menschlichen Natur eher entspricht als die Abwesenheit von Wettbewerb. Selbst unter den systemtreuesten Sozialisten war und ist der nie abzuschalten. Es geht dann halt vielleicht nur mehr darum, wer der beste Sozialist ist...

      • @Whatever1984:

        Ich habe vor ein paar Jahren eine der letzten Reden von Bernd Osterloh als Betriebsrat auf einer VW Betriebsratsversammlung in Braunschweig gehört. Der hatte sich komplett lustig über E-Mobilität gemacht. Das war der letzte Scheiß für ihn. Kurz danach wechselte er in den Vorstand. Von wegen linkes Feindbild.

      • @Whatever1984:

        "vielleicht auch die Konsumenten, die keine E-Autos mit dem heutigen Stand der Technik wollen"

        LOL, nee ist klar ...

        de.statista.com/st...weltweit-prognose/

        • @Kaboom:

          Die Statistik ist aus dem Zusammenhang gerissen natürlich ganz eindrucksvoll, sagt aber nicht allzuviel aus. Zum einen geht nicht daraus hervor wie hoch der Anteil global gesehen an allen zugelassenen PKW ist. Da ergibt sich ein ganz anderes Bild, denn es sind nur 10 Prozent. Bedeutet: 90 Prozent der PKW-Erstzulassungen sind KEINE E-Autos. Soviel zum Thema Nachfrage. Hinzu kommt noch, dass E-Autos nur dann relevante Käufer finden, wenn staatliche Subventionen fließen, also künstliche Kaufanreize geschaffen werden. Ohne diese sehe es noch schlechter aus.

          Man sollte also nicht alles auf angebliche Fehlentscheidungen in der Automobilbranche schieben. Die Gründe für den mangelnden Aufschwung sind vielfältig.

    • @Philippo1000:

      "Für das Verschlafen der Elektromobilität ist die deutsche Autoindustrie im Sinne Ihres Managements zuständig. "

      Sie haben aber schon gelesen, dass dies nicht die Ursache für den fehlenden Aufschwung ist?

    • @Philippo1000:

      "Für das Verschlafen der Elektromobilität ist die deutsche Autoindustrie im Sinne Ihres Managements zuständig."

      Wenn überhaupt haben die Konzerne bei der Digitalisierung des Automobils geschlafen. Sie Software ist nicht auf dem Stand der Konkurrenz. Elektromobile an sich kann man in Deutschland gar nicht so viel besser produzieren, dass sie den Preisaufschlag rechtfertigen, den wir zur Haltung unseres Lohnniveaus benötigen. Denn mit der Elektrifizierung kommt auch ein Trend weg von der Liebe zum mechanischen Detail. Bezahlbare, funktionierende Brot-und-Butter-Autos kann man heute dank moderner Produktionstechniken auch auf chinesischem Lohnniveau bauen.

      Deshalb geht die Krise auch tiefer und über die Autoindustrie hinaus: Selbst wenn man den Rückstand im Bereich "Digital" aufholt, die Märkte für das teure Quantum mehr, das deutsche Produkte an Qualität bieten, schrumpfen weg, weil aus dem Quantum ein Quäntchen geworden ist. Am Ende bleiben Luxussegment und bei B2B-Produkten hochtechnologische Spezialanwendungen als Domäne. Das gilt nicht für alle Produkte - im mittelständischen Bereich geht Vieles noch ganz gut - aber die "Schlüsselindustrien" haben einen Zielkonflikt.

  • Das BIP, das ist ein gutes Beispiel für Betriebsblindheit, selektive Informationsverarbeitung oder, neudeutsch, Model Autophagy Disorder. BIP, das ist eine volkswirtschaftliche Kennzahl, die die jährliche Wirtschaftsleistung eines Landes abbilden soll. Das BIP ist ein aggregierter Wert, der viele Leistungen, die in einem Land so jedes Jahr erbracht werden, gar nicht abbildet, obwohl sie ganz wesentliche zum Leben der Menschen beitragen: Kleingärtner, die eigens Obst und Gemüse anbauen; Ehrenamtler, die den Betrieb von Vereinen und mehr aufrecht erhalten; typische 'Hausfrauenarbeit', wie Putzen, Waschen, Kochen Erziehung und Pflege; auch Leistungen intakter Ökosysteme, wie Luft, Wasser und Ackerboden, ohne die menschliches Leben kaum vorstellbar wäre. Das sind nur Beispiele für blinde Flecken im BIP, in den Wirtschaftswissenschaften und der Wirtschaftspolitik. Was es bedeutet, wenn solche Leistungen nach Bedingungen der Marktwirtschaft als gewerblichen Leistungen erbracht werden, kann man am Zustand von Kinderbetreuung, Pflege, Lieferdiensten usw. sehen. Die Standardlösung der Wirtschaftsexperten lautet: Kosten und Löhne senken und mehr individuelle Selbst(‑vor‑)sorge.

    • @Stoersender:

      Die Standardlösung der Wirtschaftsexperten lautet: Kosten und Löhne senken und mehr individuelle Selbst(‑vor‑)sorge.

      Was ist daran verkehrt? Warum ist den China so stark geworden? Weil die Produkte so gut oder so billig waren?

      Wir können uns als Exportnation im internationalen Wettbewerb, halt keine Vollkaskomentalität bei den Sozialabgaben mehr leisten.



      Das verstehen die meisten leider nicht.

      • @Whatever1984:

        "Wir können uns als Exportnation im internationalen Wettbewerb, halt keine Vollkaskomentalität bei den Sozialabgaben mehr leisten."



        Das hängt wiederum an der Wettbewerbsfähigkeit, insofern sind derartige Absolut-Aussagen zur sozialen Absicherung schlicht falsch.

        "Das verstehen die meisten leider nicht."



        q.e.d.

      • @Whatever1984:

        Sie als Durchblicker erklären uns Normalos aber noch, was die Sozialabgaben hierzulande mit den einbrechenden Verkaufszahlen deutscher PKWs in China (nur mal so als Beispiel) zu tun haben, ja?



        Oder warum in den Branchen, die NICHT im internationalen Wettbewerb stehen, Arbeitnehmer hierzulande schlecht bezahlt werden, während am Band bei VW, BMW oder Daimler ziemlich gut verdient wird? Das könnte spannend werden

    • @Stoersender:

      Solange das BIP konsistent erhoben wird, taugt es zumindest als Indikator für die relative Veränderung des Wirtschaftsgeschehens - Wird mehr oder weniger als im Vorjahr produziert?

      Wollen Sie sagen dass "in echt" die wirtschaftliche Lage nicht schlechter geworden ist?

      • @Chris McZott:

        Die selektive Informationsverarbeitung nach dem Modell der Marktwirtschaftstheorie taugt nur dazu, das dem Modell entsprechende Wirtschaftsgeschehen abzubilden. Es sagt nichts über z.B. die Lebenssituation der Menschen, nichts über den Zustand der Natur und nichts über die Bedingungen der Arbeit in z.B. Haushalt, Kita, Pflege, etc. aus. Die 'wirtschafliche Lage' vieler Menschen , Haushalte und Unternehmen ist von den Entwicklungen gängiger Indikatoren entkoppelt.

        • @Stoersender:

          Das soll das BIP auch gar nicht sagen. Ich finde daran auch nichts negatives. Die Abstraktion der Wirklichkeit ist komplex und kann nicht in einen Wert gequetscht werden.

          "Die 'wirtschafliche Lage' vieler Menschen , Haushalte und Unternehmen ist von den Entwicklungen gängiger Indikatoren entkoppelt." - Entkoppelt ist falsch denn es gibt starke Korrelationen. Zum Beispiel wenn Deutschland militärisch zerstört wird, kann das BIP sich nicht verdoppeln - das wäre eine Entkopplung.



          Vergleichen Sie mal die Bedingungen in "Haushalt, Kita, Pflege" in Deutschland mit denen von Ländern wie Somalia und danach vergleichen Sie mal die BIPe pro Kopf. Sie werden einen Trend erkennen.

          • @Chris McZott:

            Statt 'entkoppelt' hätte ich 'relativ entkoppelt' schreiben sollen.

            In Ländern wie Somalia wird Arbeit im Haushalt, die Sorge um Kinder, Kranke usw. vor allem innerhalb von Familien und Nachbarschaften als unentgeltliche Reproduktionsarbeit in einer Sozial- statt Marktökonomie organisiert. Die Grundversorgung wird noch stark durch Subsistenzproduktion gesichert. In Ländern wie Somalia ist die relative Entkoppelung vom Markt noch um einiges stärker. Das hat zumindest den Vorteil, dass es große Resilienz bei Krisen gibt.

            Kriege und Kriegszerstörungen wirken sich positiv auf das BIP aus, weil die Produktionszahlen für Kriegswirtschaft und Wiederaufbau direkt in die Berechnung des BIP einfließen. Der WW2 hat den USA zweistellige Wachstumsraten beschert. In den Wirtschaftswunderjahren der BRD lag der Durchschnitt des Wirtschaftswachstums bei 8,2%.

  • Robert Habeck hat es nicht verstanden.



    Der Wirtschaftsaufschwung hat sich nicht verschoben.



    Er wird im Gegensat zu den anderen G20 Staaten bei seiner Wirtschftspolitik einfach nicht stattfinden!

  • dieses scheibchenhafte nachträgliche Korrigieren von vorherigen Verkündigungen ist gängige Praxis bei unangenehmen Tendenzen im BIP. Grob gesagt, es wird immer ein Plus prognostiziert, wenigstens knapp über null, dann bei der ersten Verkündigung eine Stagnation eingeräumt, später dann ein Minus.... so läuft`s. Man sollte auch erwähnen, dass das BIP keine statistische Größe ist, die erhoben wird, das BIP beruht auf Schätzungen, die jede einzelne einen erheblichen Spielraum haben. Richtig gelogen ist es also nie, nur begünstigend ausgelegt.....



    Aber zum Thema, diese vorhersehbare Rezession war ja der Grund für die Investitionswünsche von Habeck, eben um konjunkturelle Impulse zu geben. Wer das verhindert hat, ist bekannt. Zumindest kann man das Habeck nicht vorhalten.



    Noch ein Satz zur Überschrift, in die Hände spucken hilft beim BIP nur bedingt, der entscheidende Faktor ist, gibt es Nachfrage. Und die ist eben gegrenzt, wenn eine Rezession herrscht. Durch diesen Selbstbetrug a la BIP verhindert man u.a. eine adäquate Antwort.

  • Die Sparquote sagt vor allem, dass die Einkommenszuwächse sehr ungleich verteilt sind. Denn um so höher das Einkommen, um so höher die Sparquote.



    Die Menschen, die quasi ihr gesamtes Einkommen verkonsumieren, erleiden nachwievor Einkommensverluste.



    Mein Nettogehalt wird dieses Jahr um knapp 100€ pro Monat sinken - trotz 5% Bruttolohnerhöhung!



    Das Problem unserer Wirtschaft heißt fehlende Nachfrage und die Lösung wäre mehr Einkommen in den unteren aber auch noch mittleren Einkommensschichten!



    Die zukünftige Regierung wird nach jetziger Aussicht das Problem jedoch eher noch weiter verschärfen!

    • @TeeTS:

      Ihr Nettogehalt wird, wie meins auch sinken, weil der Staat einfach zu viel raushaut und immer mehr will.



      Auch wenn ich die FDP und Lindner nun wirklich nicht mag, aber an der Aussage wir haben kein Einnahmen- sondern ein Ausgabenproblem ist schon ein bisschen was dran.



      Ich will definitiv NICHT beim Bürgergeld sparen.



      Aber im Bezug auf die Krankenkasse ist die Frage erlaubt, ist jede Kassenleistung wirklich sinnvoll und von der Gemeinschaft zu tragen?

    • @TeeTS:

      "und die Lösung wäre mehr Einkommen in den unteren aber auch noch mittleren Einkommensschichten!"

      Bei den Einkommensschichten, die überwiegend "Made in China etc" kaufen, ist nicht viel zu holen - erst recht, wenn deren höhere Löhne dafür sorgen, dass günstiges "Made in Germany" (also in Deutschland endmontierte Halbfertigwaren aus - insbesondere - Osteuropa, deren Einzelteile in Ostasien hergestellt werden) auch noch teurer wird.

      Für "weiter so" hat ja die FDP noch realistischer Ideen...

      • @FriedrichHecker:

        Ihre Argumentation, dass man ja nur in China dadurch kauft und deshalb Deutschland nichts davon hat, ist Quatsch.



        1. Kommt ein guter Teil des durchschnittlichen Warenkorbs direkt aus Deutschland. (Sämtliche Dienstleistungen z.b.)



        2. Selbst eine Nachfrage Steigerung nach chinesischen Gütern würde unsere Industrie ankurbeln, denn deutsche Maschinenbauer exportieren in signifikantem Maße dorthin und leiden u.a. auch an der derzeitigen chinesischen Konjunkturschwäche.



        Volkswirtschaft ist mehr als nur Smartphone und Fernseher.

        • @TeeTS:

          Ad 1) Dienstleistungen in der Masse stehen nicht unbedingt im Verdacht besonders hoher Löhne...

          Ad 2) Wie auch schon in einem anderen Beitrag von Normalo ausgeführt wurde, bröckelt solches Exportgeschäft gerade, weil Mehrwert und Mehrkosten von Made in Germany immer weniger im Verhältnis stehen. Das Dutzend Mittelständler, das damit keine Probleme hat, ist eine Nische, die die deutsche Wirtschaft nicht retten kann...

  • Hoffentlich gibt’s bald wieder Wachstum, damit wir weiter in Ruhe über die Grenzen des Wachstums theoretisieren und anderen den Verzicht nahelegen können.

  • Zum letzten Absatz: dieser statistische Ausgleich der letzten Kostensteigerungen betrifft ja auch nicht alle und sicher schauen die Ärmeren wieder in die Röhre, denn die haben auch nichts übrig um es auf die Hohe Kante zu legen.

  • Die Umweltgrenzen hinweggedacht ist fehlendes Wachstum bei den bestehenden Einkommens- und Vermögensunterschieden, sowie den steuerlichen Belastungen der etwa 90% der finanziell unteren Schichten, zB auch die neue Grundsteuer, eine Frechheit, kein Wunder.