Kommentar Schäubles Griechenlandkurs: Der Sparfuchs kostet Milliarden
Der Finanzminister treibt die Kosten für die Eurorettung permanent in die Höhe. Sein Rücktritt, mit dem er jüngst drohte, ist tatsächlich eine gute Idee.
F inanzminister Schäuble hat dezent mit seinem Rücktritt gedroht. Das ist eine gute Idee. Seine Demission würde nicht nur der Eurozone nutzen – sondern auch Schäuble selbst. Als Finanzminister kann er jetzt nur noch scheitern und seinen Nachruhm ruinieren.
Bisher ist Schäuble ein geachteter Politiker, der unter anderem die deutsche Einheit verhandelt hat. Doch wenn er nicht bald abtritt, wird er als ein ökonomisch ahnungsloser Finanzminister in die Geschichte eingehen, der die Eurozone gesprengt hat.
Es ist durchaus denkbar, dass Schäuble selbst begriffen hat, dass er nur noch verlieren kann. Denn das Ausland hilft kräftig nach, um ihn zu dieser Erkenntnis zu zwingen. Am Donnerstag ist US-Finanzminister Jack Lew extra nach Berlin gereist, um sich mit Schäuble zu treffen. Über das Gespräch wurde nichts bekannt, aber es ist kein Geheimnis, dass die amerikanische Regierung entsetzt darüber ist, wie leichtsinnig und ignorant der deutsche Finanzminister agiert.
Die Deutschen sind zwar mehrheitlich begeistert von Schäuble, aber das zeigt nur, dass die deutsche Regierung es versäumt hat, die Bürger über die Eurokrise aufzuklären. Gute Politik ist nicht, einfach nur den ahnungslosen Nationalismus der eigenen Wähler zu bedienen.
Besonders fatal: das Gerede vom „Grexit“
Schäuble ist teuer für die Deutschen. Der Finanzminister inszeniert sich zwar als besserwisserischer Sparfuchs – aber tatsächlich treibt er die Kosten der Eurorettung permanent in die Höhe. Schäuble hat bereits einen Schaden von vielen Milliarden Euro angerichtet.
Besonders fatal ist, dass er ständig vom „Grexit“ redet. Also investiert niemand in Griechenland, Touristen bleiben fern, und auch die Kapitalverkehrskontrollen können nicht gelockert werden. Die Wirtschaft schrumpft weiter, sodass neue Defizite auflaufen – die am Ende die Eurozone begleichen muss.
Schäuble sollte gehen. Das ist die billigste Lösung – auch für ihn.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau