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Klimaproteste als BefreiungExtinction Rebellion ist Ecstacy

Anke Richter
Kommentar von Anke Richter

Die Klimabewegung Extinction Rebellion wird als esoterisch kritisiert. Gesänge, Rituale und der Haka sind aber ein Akt der Entkolonialisierung.

Protest von Extinction Rebellion in Neuseeland Foto: Anke Richter

V on Yogaschulen bis Psychogurus – ich kenne sie alle. Manche Kulte wie OneTaste (Orgasmische Meditation), TNT (The New Tantra) oder Oshos Ashram in Indien habe ich selbst besucht. Kürzlich war ich, ohne es zu ahnen, erstmals bei einer mutmaßlich esoterischen Weltuntergangssekte: bei ­Extinction Rebellion (XR).

Schade, dass radikale Linke, die in Europa behaupten, XR sei zu weiß, rassistisch oder elitär, nicht an Neuseelands Kapiti-Küste dabei waren.

Eine Woche vor dem Start der weltweiten Ak­tions­wo­che nahm ich – zusammen mit einer Riesenkrake und Rentnern, die jedem Buchklub gut zu Gesicht stehen würden – am südlichsten Vorbereitungstraining auf einem Campingplatz in Neuseeland teil. Am Montag, nachdem die Rebellen als Frühaufsteher bereits ein Ministerium in Wellington blockiert und sich innen an eine Bankfiliale geklebt hatten, brach in London ein Mann beim Straßenprotest zusammen.

Er zitterte, weinte, hielt verzweifelt ein Foto seiner Kinder hoch. Jutta Ditfurth warnte währenddessen per Twitter vor XR: Eine Sekte sei das, antiintellektuell und hyperemotional.

Aktivistisch, nicht esoterisch

Ich habe deutlich mehr Zeit mit esoterischen als politisch aktivistischen Gruppen verbracht. Die Tage mit XR fallen ins letztere Spektrum, auch wenn zwei Küchenhelferinnen beim Camp in einer Pause meditierten und nachmittags eine Yogastunde abgehalten wurde.

Rebell Haimana Hirini stand mit nackten Füßen auf dem nassen Rasen, hielt einen talking stick Richtung Himmel und dankte seinen Geschwistern: den Bäumen, den Bergen, dem Wasser.

Das Ethos, auf Packpapier an die Wand gepinnt, entsprach jedoch eher den Prinzipien von Burning Man und gewaltfreier Kommunikation (NVC) als von K-Gruppen: keine verbalen Angriffe, kein „blaming and ­shaming“, sondern Selbstverantwortung und „radikale Inklusivität“.

Der erste Morgen begann mit einem Powhiri, der traditionellen Maori-Begrüßungszeremonie. Rebell Haimana Hirini stand mit nackten Füßen auf dem nassen Rasen, hielt einen „talking stick“ Richtung Himmel und dankte seinen Geschwistern: den Bäumen, den Bergen, dem Wasser.

Neuseelands XR-Ableger hat die Forderungen von Extinction Rebellion in die indigene Sprache übersetzt und will eine neue hinzufügen: Anerkennung der Rechte der Ureinwohner. Deren Kultur, die im zweisprachigen Aotearoa vertraglich verankert ist, ist spirituell geprägt.

Menschen stehen nicht über der Natur, sondern sind Teil von ihr. Gesänge, Rituale und der Haka sind ein Akt der Entkolonialisierung – nicht der geistigen Vernebelung, wie Ditfurth sie fürchtet.

Regen ist die Abkürzung für Regeneration und eine Säule von XR, damit die Rebellen keinen Burn-out erleiden.

Wäre sie jedoch in dem Zelt mit der „Wahrheits­mandala“-Session gelandet, hätte sie sicher weitere wütende Tweets losgelassen. Dort ging es um die Spirale, die man emotional durchläuft: zuerst Dankbarkeit, die uns „zurück zur Quelle“ bringt, dann Respekt für den „inneren Schmerz“, schließlich „mit neuen Augen sehen“, bevor man nach vorne schreitet.

Das klingt esoterisch, ist aber psychologisch. Wenn XR wie eine Religion wirkt, dann weniger als Opium fürs Volk, sondern als Ecstacy. MDMA öffnet Herzen und macht empathisch.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz.am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

„Regen“ ist die Abkürzung für Regeneration und eine Säule von XR, damit die Rebellen keinen Burn-out erleiden. Ich ließ die wenigen Body-Mind-Angebote für Deeskalierungstrainings aus. Apropos „self care“: Am besten besucht war das juristische Briefing mit Gebärdendolmetscherin, um uns sicher in die Grauzone zwischen Demonstration und Verhaftung zu entsenden.

Gemalt wurde viel: XR-Sanduhrsymbole auf Flaggen mit vom Aussterben bedrohten Vögeln als endemische Note. Abends sangen wir im Zelt: „The children have spoken – the earth won’t be broken.“

Sea Rotmann, gebürtige Grazerin mit türkis gefärbten Haaren, ist eine der XR-SprecherInnen in Neuseeland. Sie zog sich ein Krakenkostüm an, um uns Neue bei den „Rebellen ohne Grenzen“ einzuführen – nicht als Gag, sondern weil das Tier der Vorbote der ökologischen Katastrophe ist. Die promovierte Meeresbiologin tauchte am sterbenden Great-Barrier-Riff und hat die Antarktis bereist.

„Danke, dass ihr meine Trauer teilt. l love you“

Rotmann erläuterte zuerst alle furchtbaren Fakten und sprach dann über den „Albtraum, den wir uns nicht vorstellen können“, mit Tränen in den Augen. Am Ende ihres Vortrags weinte ich auch. Ich dachte an den Strand voller Vögel, an dem ich noch früh am Morgen gestanden hatte, und an meine Söhne. Einer ist jetzt Vegetarier, der andere will definitiv keine Kinder bekommen. „Dr. Sea“, wie die Wissenschaftlerin von den Rebellen genannt wird, klappte ihren Laptop zu. „Danke, dass ihr meine Trauer teilt. I love you.“

Feuchte Augen sah ich auch vor dem Parlament in Wellington, als dort die Trauerbrigade in roten Gewändern und mit weißen Gesichtern auftauchte. Eine der Performerinnen, als Mutter Erde dekoriert, stillte ihr Baby. Der Anblick flößte Ehrfurcht ein. Selten sah ein Untergangszenario so stylish aus. Der XR-Newsletter mit ähnlichen Fotoszenen bedient sprachlich die gleiche Kla­via­tur: „Mitgefühl; Wahrnehmung; Mut“, „du bist nicht allein“, „wir sind eine Bewegung wie keine andere“.

Apokalyptische Visionen, Gruppenprozesse und Gefühlswallungen – das ist auch Sektenstoff, der im Juli auf der Jahrestagung der International Cultic Studies Association (ICSA) behandelt wurde. Dort hielt Kultforscher Yuval Laor aus Colorado einen Vortrag über Ehrfurcht, Konversion und religiöse Inbrunst. Erweckungserlebnisse, die uns an Gruppen und Menschen binden, funktionieren wie Verliebtsein – man ist manipulierbar, blind gläubig, kann abhängig werden.

Wie kritisch sieht Laor Extinction Rebellion in diesem Kontext? Inbrunst und Begeisterung, ob durch Traumabonding oder prominente Unterstützer wie Keira Knightley und Michael Stipe, sei an sich wertfrei, sagt er. Sekten sind laut Definition schlecht, aber viele positive Gruppen ähneln ihnen in manchen Aspekten, zum Beispiel die französische Résistance im Zweiten Weltkrieg. „Ehrfurcht einzuflößen ist ein gutes Mittel, um Menschen zu beeinflussen. Wenn die Situation ernst ist, wäre es nachlässig, das nicht zu benutzen, um Massen zu einem Wandel zu bewegen.“

XR bezieht sich auf Fakten, aber arbeitet mit Emotionen. Das ist nicht esoterisch oder verwerflich, sondern schlau und richtig.

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Anke Richter
Anke Richter ist Wahrheit-Kolumnistin, Buch-Autorin und Mitglied von Weltreporter.net in Neuseeland. Zuletzt erschien von ihr die Auswanderersatire "Was scheren mich die Schafe. Unter Neuseeländern - Eine Verwandlung" (Kiepenheuer & Witsch).
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54 Kommentare

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  • Tja, da hat Frau Anke Richter mal so richtig `losgelegt´ .. und gezeigt, das die populäre linkspolitisch- rational- dialektische, westliche Interpretation der drohenden, globalen Apokalypse in Klima und Ökologie im Ideen und Denkansatz von XR nur einen Teil der Welt repräsentiert!



    ..auch historisch schamanistische, als auch naturreligiöse und esoterische Wissenshaltungen sind in der globalen Rebellion gegen die industrialistische "Weltzerstörung" beteiligt ! Ist doch klasse Eeh ?

  • Hare, äh, hier noch ein Artikel, ein Interview aus dem antidemokratischen Hetzblatt, äh, der Süddeutschen Zeitung mit dem XR-Guru, äh, mit Rupert Read, einem Sprecher von Extinction Rebellion in Großbritannien und Mitglied der Haare-Knirschas, äh, der britischen Grünen, der an dem Aschram, äh, an der University of East Anglia Yoga-Kurse gibt, äh, Philosophie lehrt. Doch wundern Sie sich nicht, dieses Interview ist sooo esoterisch und antiintellektuell, dass sie nach den Lesen womöglich mit dumpfen Gefühl im Kopf einen Sonnengruß machen wollen. Haare, haare! Pasta, Pasta! ;)



    pbs.twimg.com/medi...WkAEGVlE.jpg:large



    PS. Zum angenehmeren Lesen am besten die Browseransicht/darstellung vergrößern.

  • Ich hoffe, die Anhänger*innen der Kritiken machen sich auch selbst ein Bild von XR. Auf den Info-Kanälen von XR finden sich übrigens "erstaunlich" viele Verlinkungen zu Artikeln zu Themen wie Klimaerhitzung und deren Folgen, "Verluste der Biodiversität" aka Massenaussterben usw. von The Telegraph, The Guardian usw.. Verlinkungen zu spirituellen Anleitungen aus dem Seins-Magazin o.ä. habe ich da noch nicht gesehen ...

  • hey taz, seid ihr sicher, daß das geschreibsel hier nicht eigentlich unter "die wahrheit" einsortiert gehört? ;)

  • Man kann sicher Vieles finden, was man XR nicht mag, albern findet oder was man anders machen würde. Aber es scheint in Stein gemeißelt, dass größte Kritik an "alternativen" Protestbewegungen immer aus den vermeintlich eigenen Reihen kommt. Hatte man schon bei FFF oft das Gefühl. Und bei XR kann man sich gar nicht entscheiden, was schlimmer ist. Das Nichtstellen der Systemfrage, zu viel Emotionalität, zuviel sprituelles Gedöns und zu wenig intellektuellem Geschwätz. Selbst strikte Gewaltlosigkeit taugt da zur Kritik. Friedlicher Protest, gemeinsames Singen, Yoga, Esoterik, Friedenstauben, ganz viel "I love you"? Und das ist so gefährlich, dass man aus dem links/ökologischen Lager (höhö) hyperemotional davor warnen muß? Schlimmer als Umweltzerstörung, schlimmer als der Status Quo, keine gemeinsame Schnittmenge zu finden? Ja ja, diese langhaarigen Hippies. Die werden noch unser aller Untergang sein......

  • Nach Neuseeland fliegen, um gehen Klimawandel zu protestieren. Genau mein Humor.

    • @Micropaste:

      Ich vermute der Bericht kam von der offensichtlich ausgewanderten Autorin per E-Mail.

  • Alles schön und gut, aber Gegner haben es leicht, XR zu diffamieren, wenn es sektenähnlich zugeht. Um etwas zu erreichen, braucht man Unterstützung aus dem "normalen" Volk. Esoterisches Getue dient da nicht. Und außerdem: Der Natur ist es schnuppe, ob du meditierst oder nicht!

  • Wie bei FFF wird lang und breit über die Überbringer der Botschaft debattiert, damit man sich nicht mit der Botschaft auseinandersetzen muss.

    Wenn es Quark ist, dass die fordern, damit aufzuhören, unseren Planeten kaputtzuplündern, dann lässt sich das doch sicher belegen, oder?

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @uvw:

      .



      Dass viele Leute ein ungutes Gefühl mit XR haben, hat seine guten Gründe. Es ist daher schon nötig, sich ein bisschen genauer damit auseinanderzusetzen.



      Nicht ohne Witz ist allerdings, dass viele der Kritiken ganz genauso klingen, wie originale Statements des jeweiligen Sektenbeauftragten der evangelischen Kirche aus den letzten fuffzig Jahren

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Die jahrzehntelange nüchterne, sachliche Darstellung der Ökokatastrophe haben offensichtlich zu wenige Menschen bewegt und noch weniger Menschen zu politischem Handeln oder persönlichen Konsequenzen in ihrer eigenen Lebensweise gebracht. So weit herrscht wohl Konsens.



    Da kann man ja stattdessen mal auf der Klaviatur der Emotionen spielen. Viele werden dadurch zweifellos angesprochen. Man sollte diese Strategie vielleicht nicht von vornherein gänzlich ächten. Dass zu ihr gegriffen werden wird, war ohnehin abzusehen.



    Menschen, die rationales Denken und Handeln als schätzenswerte, weiter zu entwickelnde menschliche Eigenschaft erachten, werden allerdings davon sicher nicht angesprochen.



    Zwei Dinge sollten bedacht werden:



    1. Die Welt wird morgen nicht untergehen und es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass in 10 oder 20 Jahren der Zustand der Erde immer noch einigermaßen dem heutigen ähnelt und der Untergang weiterhin nicht genau datiert werden kann.



    Können die Emotionen dennoch so lange hoch gehalten werden und über Symbol-geschwängerte Performances permanenter politischer Druck aufgebaut werden?



    2. Hingegen, sollten sich die ökologische Katastrophen auf der Erde vermehren und verschärfen, werden Gruppen auf den Plan treten die ganz andere Symbole und Aktionsformen als Brust gebende Mütter und ästhetische Kostümierungen wählen werden.



    Das Spielen mit den Emotionen kann unter extremen Rand-Umständen zu ziemlich drastischen Handlungen führen. Die Geschichte ist voller Beispiele was möglich ist, wenn Endzeitvorstellungen grassieren.



    Ob dann Unterfraktionen von XR erscheinen werden, mit nachjustierten Symboliken oder vielleicht radikalere Gruppen auf den Plan treten - erhöht sich erst der existenzielle Druck auf Menschen, erhöht sich auch die Notwendigkeit, Auswege aus den katastrophenartigen Zuständen zu finden und es könnten sich Szenarios jenseits der rationalen politischen Aktion entwickeln, die wir hofften längst hinter uns gelassen zu haben

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Und Sie glauben, dass solch esoterisches Gesülze mehr Menschen anspricht? Ich glaube, dass dies nur diejenigen anspricht, die eher nichts mit Wissenschaft und rationalem anfangen können. Aber gerade letzteres benötigen wir, um wohl durchdachte Maßnahmen zu ergreifen.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @resto:

        .



        "Und Sie glauben, dass solch esoterisches Gesülze mehr Menschen anspricht?"



        Ich fürchte, ja. Wenn ich in meine unmittelbare Umgebung schaue, da ist es sogar sicher so.



        Rationalismus ist, nicht en vogue und das schon seit langer Zeit nicht mehr. Diejenigen aber die ich kenne, die noch voll und ganz dem Rationalismus verschrieben sind, dazu gehören Ingenieure in momentan noch brummenden Industriezweigen, Informatiker, Wissenschaftler der Biologie (!) oder Physik, die leben und arbeiten als ob nicht das geringste in Schieflage wäre und als ob wir weitere 10000 Jahre mit unseren Sauereien so weiter machen könnten.



        Dass der Rationalismus out of fashion sei, gilt natürlich keineswegs für diejenigen, die Einfluss haben und gleichzeitig bevorzugte Nutznießer der Verhältnisse sind, denn Kapitalismus ist natürlich neben den Naturwissenschaften eines der rationalsten Projekte schlechthin

        • 0G
          07954 (Profil gelöscht)
          @61321 (Profil gelöscht):

          Bei allem Respekt, aber seit mehr als 40 Jahren arbeiten Ingenieure und Wissenschaftler an Lösungen der sog. "Schieflage". Seit "Grenzen des Wachstum"s, C of Rome wurden an alt. Technologien gearbeitet die von Pionieren wie A. Lovins vom RMI www.rmi.org und anderen inspiriert wurden. Selbst die dtsch. Autoindustrie hat eine klare Strategie zur Erreichung der CO2 Ziele (Flottenverbräuche) und Vermeidung der Strafzahlungen ab 2021 mit einem Technologiemix. Manche Grünen in BW z. B. habens jetzt auch erkannt..

          • 6G
            61321 (Profil gelöscht)
            @07954 (Profil gelöscht):

            .



            Wieviel Herr Lovins von den jeweiligen Technologien versteht, über die er schreibt und auf die sich seine Zukunftsszenarios stützen, kann ich nicht beurteilen. Nehmen wir mal an, er gehört zu den Leuten, die viel davon verstehen und dass es sich darüber hinaus um einen grundauf integren Publizisten handelt.



            Wie groß schätzen Sie den Einfluss dieser Denkschule und wo wird in signifikantem Maßstab adaptiert, was hier vorgedacht wird?



            Spezialisten, die ähnlich denken wie er und versuchen, fortschrittliche, das heißt, tatsächlich umweltverträgliche Techniken zu entwickeln und voran zu treiben, gibt es natürlich nicht wenige. Sie sind in allen Entwicklungsabteilungen, sogar in ansonsten hoffnungslos rückständigen industriellen Großkonzernen zu finden. Meist sind es nicht mal nur Feigenblätter, sondern sie existieren aus der schieren Notwendigkeit, mögliche und nötige Technologiesprünge in Richtung "grüner Technik" nicht zu verschlafen, denn das wäre potentiell tödlich im Wettbewerb, auch in Anbetracht möglicher, wenn auch unwahrscheinlicher politischer Kehrtwenden in Sachen Energie und Umwelt.



            Die Hauptkritik an Lovin und ähnlich Denkenden muss lauten: Sie predigen die Versöhnbarkeit und Verträglichkeit von technischer Immerfortentwicklung mit den constraints der begrenzten Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen und sie stellen uns die Möglichkeit einer vernunftgemäßen Nutzung dieser Ressourcen auf alle Zukunft hinaus in Aussicht, wenn wir uns denn nur darauf besinnen, jeweils die "richtigen" Techniken für uns zu nutzen.



            Diese Denke, der, wie Sie richtig anmerken seit Jahrzehnten pfiffige Spezialisten anhängen, verdrängt dabei vorsätzlich das Problem, dass zur gleichen Zeit während in Technik-Thinktanks raffinierte Lösungen ertüftelt werden, der stetig beschleunigte Wettbewerb der Menschen, Nationen, Teilpopulationen, was immer Sie betrachten wollen, um die hemmungslose Exploitation der (teilweise letzten) begehrten Ressourcen dennoch völlig ungebremst weiter geht

            • 0G
              07954 (Profil gelöscht)
              @61321 (Profil gelöscht):

              RESTO hat Recht! (siehe Kommentar weiter oben)

          • @07954 (Profil gelöscht):

            Was wollen Sie damit sagen?



            Also ich würde meinen, dass es schon Technologien und Erkenntnisse gibt, diese aber nicht konkrete Anwendung finden. Wie muss sich die Produktion, der Ressourcen- und Energieverbrauch verändern? Was sollte in welchen Mengen und was sollte nicht mehr produziert werden? Da geht es eben nicht um die Flottenverbräuche sondern um Grundsätzlicheres. Siehe auch TAZ-Artikel von Ulrike Herrmann:



            "Abschied vom Wachstum. Schrumpfen in Schönheit



            ... Es würde nämlich nicht einmal ausreichen, wenn alle Deutschen Vegetarier würden, ganz auf Flüge verzichteten und keine Autos mehr besäßen. Die Bundesrepublik würde selbst dann immer noch zu viel CO2 ausstoßen..."



            taz.de/Abschied-vom-Wachstum/!5629125/

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Wenn ich mich nicht täusche, gibt es nicht eine Äußerung oder Empfehlung von FFF in Richtung von XR.

    Ist auch irgendwie eigenartig, oder?

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Zumindest FFF Berlin ruft zur Beteiligung bei xr auf



      Siehe Facebook Post vom 8.10. Um 9:11 Uhr.

      • @Marius:

        Jetzt nochmal wissenschaftlich mit Quellenbeleg ;)



        tinyurl zu facebook:



        tinyurl.com/y526yzbq

        korrekterweise heißt es dort: sie solidarisieren sich...

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @Marius:

          OK, alles klar. Danke.

          Das hatte ich nicht gefunden.

  • 0G
    06032 (Profil gelöscht)

    Hier ist ein Gespräch/Interview mit 2 Vertretern der XR, dauert ca. 2 h, aber darin wird recht deutlich, was sie wollen, bzw. was sie nicht wollen.



    www.freie-radios.net/97728

  • Allein das Foto macht mich stutzig.



    Diese profeesionellen roten – zugegebenerweise sehr effektvollen – Kostüme kosten einen Haufen Geld.



    Geld, das eine Graswurzelbewegung m. E. definitiv nicht hat. 🔴 ⇨ Warnlampen an.



    Und wenn dann noch "Sponsoren" wie Unilever und Body Shop mitreden… 🔴 ⇨ ein ganzes Blitzlichtgewitter an Warnlampen.



    "Da geht es auch um die Modernisierung des Kapitalismus: wie macht man die Klimakatastrophe zur Geschäftsgrundlage?" (Frau Ditfurth in der FAZ) Link ganz unten bei Jim Hawkings.



    So bleibt alles ganz brav in den Händen der Reichen und Konzerne – mit schönen roten Kostümen untermalt (die ja wohl vom Karneval in Venedig entlehnt sind, also so etwas wie "Fasching – Karneval" bedeuten (sollen? – Verarsche ganz offiziell sichtbar?).



    Die Worte UND die Dinge werden ihrer Bedeutung beraubt.



    Nur die Konzerne werden nicht "beraubt".



    "Würde" geht anders, oder?!

    • @Frau Kirschgrün:

      "Geld, das eine Graswurzelbewegung m. E. definitiv nicht hat."



      Naja, nur weil Sie der Meinung sind, jemand hätte kein Geld, muss das ja nicht so stimmen. XR ist ja schon ziemlich dezentral. Also Sie könnten ja erstmal recherchieren oder anfragen, wie XR Neuseeland die Kostüme finanziert hat. Vielleicht hat ein Vater einer Aktivistin die gesponsort oder sie haben sich die vom Theater ausgeliehen oder ein böser Konzern hat sich eingekauft. Gibt schon mehrere Möglichkeiten.

    • @Frau Kirschgrün:

      So nebenbei: Als die Autorin erwähnte, sie hätte auch eine, ähm, Gemeinschaft in Indien besucht, dachte ich ganz spontan: Sicherlich ohne Flugreise, oder?

      • @Ewald der Etrusker:

        Noch mehr nebenbei, schon ganz offtopic: Meine erste Begegnung mit einem Klimaschutzaktivisten liegt ca. 20 Jahre zurück, und der erzählte begeistert von Konferenzen in Jakarta und sonstwo, wo er überall dabeigewesen war. Ich war damals noch zu schüchtern, um irgendwas zu erwidern, aber mir drängte sich die Frage auf: Wie schafft ihr das ohne zu fliegen? Oder ist Fliegen nur dann schlecht, wenn es nicht dem Klimaschutz dient? - Sie sehen, wie naiv ich damals war.

    • @Frau Kirschgrün:

      Ein Text zu den Hintergründen der Inszenierung mit weißgeschminkten, rote Roben tragenden Performant*innen:



      www.dazeddigital.c...don-climate-change

      • @Uranus:

        Dann werden die also nicht von Unilever und The Body Shop gesponsort?



        Sind dann die Aussagen auf FAZ.de Lügen und die könn(t)en belangt werden?



        Angeblich sollen dort auch Rechte mitmachen "dürfen"?



        Ehrlich gesagt, wundere ich mich gerade ein "wenig"…



        Und nur weil sie die Kostüme vllt. selber machen, müss(t)en doch noch einige andere Kriterien erfüllt werden (keine "Nazis", keine Weltkonzerne als Sponsoren, etc.) – m. E..



        ? … ? …

    • G
      Gast
      @Frau Kirschgrün:

      Bei XR gibt es eine große DIY-Kultur, ansonsten basiert vieles auf Spenden, wie z.B. hier:

      www.startnext.com/...els-brigade-bremen

      2.000€ für die Stoffe und Materialien + Choreografietraining (Red Rebels Brigades sind ja im Grunde Schauspielstücke). Das sind 100€ pro Aktivist. Für ein solches Kostüm gar nicht mal so viel.

      Und mein Rat: Guck dir mal an, wen XR Deutschland auf Twitter so folgt. Neben anderen XR-Gruppen und Nachrichtenleuten sind das vor allem Leute aus linken Kreisen. Entsprechend gibt es innerhalb von XR durchaus viele Leute, die keinen grünen Kapitalismus wollen - entsprechende Protestschilder gab es beispielsweise in Berlin sehr viele.

      Der Rest klingt eher nach Gerüchteküche.

    • @Frau Kirschgrün:

      Die einzigen Warnlampen gehen bei mir an, wenn Frau Ditfurth den Mund aufmacht.

  • 9G
    91655 (Profil gelöscht)

    Der Beitrag bestätigt alle Vorwürfe von Jutta Ditfurth.

    Und der bereits kritisierte Satz "Sekten sind lt. Definition schlecht, ..." ist ein Schlag in das Gesicht von hunderttausenden "Sektenkindern", die unter abartigsten Verbrechen gegen die Kinderseelen leiden bzw. gelitten haben.

    Die Résistance damit gleichzusetzen ist bestenfalls unverschämter Blödsinn; asoziale Vergleiche und Gegenangriffe sind im Übrigen genau die Taktiken von besitzergreifenden Gruppen (= Sekten).

    Im Übrigen - ein bisschen Sexismus, ein bisschen Rassismus ---- rechtsoffene Positionen gehen überhaupt nicht!

    Eine Führerzentrierte Organisation und "Weiße", die an einer Haka-Zeremonie teilnehmen ;-)

    Normalerweise müsste doch jetzt der Vorwurf der kulturellen Aneignung kommen!

    Gut, dass es außer XR eben richtige, kluge und aufklärerische Umweltbewegungen gibt!

    • @91655 (Profil gelöscht):

      "Die Résistance damit gleichzusetzen ist bestenfalls unverschämter Blödsinn; asoziale Vergleiche und Gegenangriffe sind im Übrigen genau die Taktiken von besitzergreifenden Gruppen (= Sekten)."



      Die Autorin setzt nicht Résistance und XR gleich, sondern greift sich einen Aspekt heraus, von dem sie meint, er wäre strukturell beiden Gruppen eigen. Das ist kein Gleichsetzen, sondern eine Illustration des Gesagten anhand eines anderen, als bekannt voraus gesetzten Sachverhalts.

      • 9G
        91655 (Profil gelöscht)
        @Marius:

        Welchen Aspekt meinen sie in diesem unsäglichen Vergleich erkannt zu haben, der auf beide Gruppen zutrifft?

        Die antifaschistische Resistance hat mit Taten unter Lebensgefahr gegen die deutsche Besatzung gekämpft - mit kriegerischen Mitteln.

        Es wäre mir neu, dass XR gegen den Faschismus mit kriegerischen Mitteln kämpft bzw. kämpfen will ...

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Marius:

        Der war gut.

  • What's so funny 'bout peace, love and Buchclub?

  • "Tell the truth" ist die erste Forderung von XR. Eher: ziemlich aufklärerisch. Es geht um die Fakten zum gegenwärtigen Massenaussterben von Arten und zur bevorstehenden Klimakatastrophe. Das alles ist von den internationalen Gremien IPBES und IPCC wissenschaftlich geprüft und bestätigt, aber die Vveröffentlichungen haben bislang keine wirklich Resonanz gefunden, dank der Medien unter Kontrolle von Staat und Kapital.

  • "MDMA öffnet Herzen und macht empathisch."



    Kann abhängig machen, zu Horrortrips und selbst- und fremdgefährdendem Verhalten führen. Wer eine chemische Droge derart einseitig verharmlost, verliert in meinen Augen seine Glaubwürdigkeit.

  • Eine Sekte ist meiner Definition nach, eine Gruppe, die von oben geführt und regiert wird. Es gibt bestehende Gesetze und Ziele denen sich die Teilnehmenden unterzuordnen haben und die es gilt , nicht zu hinterfragen sondern zu erlernen und blind zu übernehmen.



    Eine Bewegung wie Extinction Rebellion hingegen, ist nicht von oben sondern von unten organisiert und rekrutiert sich aus Menschen, die bereits eine eigene Überzeugung haben und sich damit im offenen Austausch mit anderen organisieren wollen, um für gemeinsame Ziele zu rebellieren.



    Jutta Ditfurth ,seit Jahrzehnten in einer Politiksekte gefangen , fehlt für ihre Beurteilung diesbezüglich vielleicht der differenzierte Blick.

    • @Clara 0815:

      Es gibt ein u.a. ein Segment neuheidnischer, hierarchiefreier Sekten,



      J. Ditfurth hat wohl (vermutlich im Gegegensatz zu anderen die Originalquellen zu XR geprüft.

      Die Mitbegründerin von XR Dr. Gail Bradbrook:



      www.youtube.com/watch?v=34wUJFrvnGk

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Clara 0815:

      Interessant ist doch, man kann es in dem unten verlinkten Interview nachlesen, dass Frau Ditfurth FFF nahezu uneingeschränkt gut findet und dass sie mit der Bewegung zusammenarbeitet.

      Und die mit ihr.

      Ihre Kritik gilt also nur XR.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        "Es gibt bestehende Gesetze und Ziele denen sich die Teilnehmenden unterzuordnen haben und die es gilt , nicht zu hinterfragen sondern zu erlernen und blind zu übernehmen."

        Das unhinterfragte, zu erlernende und blind zu übernehmende Gesetz findet sich doch bereits in dem ersten formulierten Ziel der Extinction Rebellion. Was sie sich von oben durch den IPPC diktieren ließ, präsentiert sie als absolute Wahrheit. Da ist dann kein Platz mehr für ein kritisches Hinterfragen des Übernommenen und in Betracht ziehen anderer Erkenntnisse.

  • Als ich die Kritik von Jutta Ditfurth an XR las, dachte ich, dass sie spinnt.



    Jetzt, nach dem Lesen dieses Textes, befürchte ich, dass Jutta Ditfurth nicht Unrecht hat.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Das befürchte ich allerdings auch. Ich würde es keinen Tag in diesem Irrenhaus aushalten.

      "Sekten sind laut Definition schlecht, aber viele positive Gruppen ähneln ihnen in manchen Aspekten, zum Beispiel die französische Résistance im Zweiten Weltkrieg."

      Und wenn das hier nicht mit ein paar Thesen belegt werden kann, ist es eine Unverschämtheit.

  • Warum gegen Jutta Ditfurth schießen, wenn man sie dann bestätigt? Politgruppen, die mit Emotionen statt in aller Sachlichkeit arbeiten, ist nicht zu trauen. Ja, die Methode von XR ist im besten Sinne antiaufklärerisch.

    • 9G
      93559 (Profil gelöscht)
      @hutt:

      Veränderung geht nur mit Emotionen. Wie weit die so gerühmte Rationalität geführt hat, sehen wir am derzeitigen Zustand der Erde.



      Und wer bei Meldungen und Bildern von Massentierhaltung, barbarischen Tiertransporten, von Öl verklebten Vögeln und Meeresschildkröten, von gestrandeten Walen voller Plastik, von in Plastik verhedderten Seelöwen, von den brennenden und abgehackten Baumriesen und Wäldern, von umher irrenden Orang Utans und vergifteten und massakrierten Elefanten, Nashörnern und mit mittlerweile Eseln, im Angesicht von kilometerweiten Agrarwüsten, in denen man keinen Vogelgesang und kein Insektenzirpen hört, nur rational und ohne Gefühle bleibt, der hat sich von seiner menschlichen Seinsweise weitgehend abgeschnitten.



      Nur wer sich bewegen lässt, bewegt sich dann auch selbst.



      Im Übrigen, Jutta Ditfurth als ständige Alarmsirene ist nun erstens alles andere als rational und vor allem tragen sie und all diese piuriten Kritiker, die meinen nur wenn geradezu jungfräulich lebt und der reinen Lehre zu 1200% folgt, tragen zur Spaltung der fortschrittlichen Kräfte der Gesellschaft bei. Komischerweise schaffen das die Recht(sradikal)en viel besser. Diese Frau wirkt objektiv kontraproduktiv und systemstabilisierend. Sie ist eine üble Spalterin und den Rechten zweifellos hochwillkommen.

      • 9G
        93559 (Profil gelöscht)
        @93559 (Profil gelöscht):

        natürlich: puristischen Kritiker

        Ich wundere mich schon sehr, dass dieser Kommentar erst nach 20 Stunden erscheint. Was war daran so bedenklich?



        Im übrigen, zum Umgang mit solchen im weitesten Sinne linken und kapitalismuskritischen Bewegungen und deren Spaltung gibt es ein gutes Interview mit Rainer Mausfeld.



        www.rubikon.news/artikel/die-neue-arche

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @hutt:

      Lassen wir sie doch selbst sprechen:

      www.faz.net/aktuel...ekte-16422668.html

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Jo, danke auch für den Link. Sehr schön fand ich dieses Zitat:



        "Viele Gruppen aus der undogmatischen linken Szene haben sich schon von „Extinction Rebellion“ distanziert."



        Undogmatische linke Gruppen? Wo gibt's denn sowas? Ok, vielleicht in Frankfurt, aber zumindest in Leipzig eher nicht. Man selber ist ja zum Glück nie dogmatisch, weil dogmatisch sein schlecht ist, das sind immer immer nur die anderen, folglich sind Gruppen mit ähnlichen Ansichten undogmatisch. Klar.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Danke für den Link.



        Wenn ich schon lese "Unilever" (so es denn stimmt), dann rollen sich meine Fingernägel nach oben…

        • @Frau Kirschgrün:

          Solange es nicht die Zehennägel sind, dürfte es physisch noch halbwegs erträglich sein? :-)

          • @Ewald der Etrusker:

            ^^Witzig^^. Ich habe sehr bewusst die "Fingernägel gewählt.

            • @Frau Kirschgrün:

              Ach so, dann ist ja alles ok.