Auf Twitter gegen Extinction Rebellion: Airbus' Lobby-Chef bedroht Aktivisten

Als Public-Affairs-Chef soll Alexander Reinhardt eigentlich ein positives Bild von Airbus vermitteln. Stattdessen pöbelt er heftig gegen Klimaschützer.

Menschen liegen auf der Straße

Bringt den Cheflobbyisten von Aribus in Wallung: Straßenblockade von Extinction Rebellion Foto: dpa

BERLIN taz | Der Leiter der deutschen Public-Affairs-Abteilung des Flugzeugbauers Airbus, Alexander Reinhardt, hat Aktivist*innen der Klimaschutzbewegung Extinction Rebellion auf Twitter massiv bedroht und beleidigt. „Ihr stellt euch mir besser nicht in den Weg“, schrieb er mit fünf Ausrufezeichen am Sonntagnachmittag auf Englisch im Kurznachrichtendienst („@ExtinctionR_DE: u better NOT get in my way!!!!!“).

Auf die Rückfrage, was er denn im Fall einer Blockade tun würde, antworte er: „Was immer nötig ist“ – und verlangte von den Aktivist*innen, die in der letzten Woche mehrere Straßen in Berlin blockiert hatten: „Geht lieber arbeiten!“

Während die Aktivist*innen von Extinction Rebellion eher freundlich-ironisch („Wir bitten an dieser Stelle darum, keine der von uns für Frankreich produzierten Nuklearraketen einzusetzen, um die Bevölkerung Berlins nicht mehr als nötig in Gefahr zu bringen“) reagierten, vergriff sich Reinhardt im Lauf des Dialogs immer mehr im Ton und Inhalt.

Später gelöscht: Einer von Reinhardts vielen Wut-Tweets gegen Extinction Rebellion Foto: Screenshot Twitter

Er nannte Extinction Rebellion „faschistoid“ und „diktatorisch“ und verglich die Aktionen der Bewegung, die selbst von der Polizei als ausgesprochen friedlich gelobt wurden, mit dem Angriff der Türkei auf die Kurden („Mit der gleichen Logik marschiert die Türkei gerade in Nordsyrien ein“) und der Nazi-Herrschaft („Hatten wir hier im Land vor 80 Jahren leider auch schon mal“). Einen Aktivisten, der die Äußerungen kritisierte, forderte er auf: „Komm her, wenn du Eier hast“.

Weder Reinhardt selbst noch die Pressestelle von Airbus waren zunächst für eine Stellungnahme zu erreichen. Doch gut angekommen sind die Tweets im Konzern offenbar nicht: Nach 24 Stunden löschte der Cheflobbyist sie komplett – mit der Begründung, die Tweets hätten „nichts mit Airbus zu tun“, sondern mit „privater Sorge vor dem Entzug von staatsbürgerlicher Freiheit durch eine nichtstaatliche Organisation“.

Zudem ergänzte er sein Twitter-Profil mit der Angabe „Views are my own“ („Die Ansichten sind meine eigenen“). Weiterhin weist der Account ihn aber als Head of Airbus Public Affairs Germany aus. Gleichzeitig entschuldigte er sich für die „Tonalität“ der gelöschten Tweets – nicht aber für deren Inhalt.

Ob es damit getan ist? Schließlich ist Reinhardt laut Aufgabenbeschreibung vor allem für das Verhältnis von Airbus zu „politischen Organisationen in Deutschland“ zuständig. Und das dürfte unter den Pöbeleien des PR-Chefs ganz schön gelitten haben.

Während die deutsche Airbus-Pressestelle bisher nicht auf eine taz-Anfrage zu den Tweets geantwortet hat, äußerte sich die internationale Pressestelle bereits am Nachmittag auf Twitter. Man wolle „klarstellen, dass die ausgedrückten Inhalte und die benutzte Sprache eines Mitarbeiters auf Twitter in Bezug auf Extinction Rebellion unangemessen waren und nicht die Meinung des Unternehmens repräsentieren“, schrieb Airbus auf Englisch.

Korrektur: In diesem Text wurde Alexander Reinhard zunächst als Public-Relations-Chef von Airbus Deutschland bezeichnet. Tatsächlich verantwortet er die sogenannten Public Affairs des Konzerns in Deutschland – das sind die Kontakte zu Regierungen, Parteien und politischen Organisationen, also die Lobby-Aktivitäten des Unternehmens.

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