Extinction Rebellion blockiert U-Bahn: Londoner wütend über Klimaprotest

Klimaaktivist*innen blockieren die U-Bahn der britischen Hauptstadt – zum Unmut der Londoner. Nun streitet die Bewegung über die Aktion.

U-Bahn-Blockade in London

Screenshot des Videos der Extinction-Rebellion-Blockade in der Londoner Tube Foto: ap

LONDON taz | Zwei Männer mit Jacket stehen in der Rushhour auf einem Dach eines U-Bahn-Wagens an einem Umsteigebahnhof im Osten Londons. Die Hauptstädter wollen eigentlich gerade zur Arbeit. Die U-Bahn ist blockiert, die Männer halten ein schwarzes Banner mit riesiger weißer Aufschrift in die Höhe. „Weiter wie immer heißt Tod“ („Business as usual equals death“) steht darauf, dazu die Worte Extinction Rebellion (XR) mit dem Sanduhr-Symbol der Bewegung.

Als Nächstes fliegen, neben nicht so nett formulierten Forderungen, vom Dach runterzukommen, Becher und Gratiszeitungen auf die beiden Männer. Einige versuchen die Männer an den Füßen zu packen und herunterzuziehen.

Einer der beiden wehrt sich und schlägt mit seinen Füßen auf die Personen unten, der andere wird runtergeschubst. Schließlich landen beide wieder zum Jubel der Fahrgäste auf dem Bahnsteig, U-Bahn-Angestellte und Privatpersonen müssen die Männer vor wütenden Passagieren retten. Auch an zwei anderen Haltestellen der Tube gab es XR-Proteste – und auch hier wenig Sympathien der betroffenen Londoner*Innen.

Die Szenen vom Vortag beherrschen am Freitag – neben dem Brexit – viele britische Medien. Die Londoner Toleranz gegenüber Protestaktionen der Klimaaktivisten habe wohl ihre Grenzen überschritten, hieß es vielfach.

Debatte über Zukunft von XR

Auch innerhalb der Bewegung sind die Blockaden des Nahverkehrs umstritten. Kurz nach der Entscheidung dafür gab es sogar eine Umfrage dazu unter nahezu 4.000 XR-Aktivist*innen in den sozialen Medien. Ganze 72 Prozent der Befragten lehnten derartige Aktionen in jeglicher Form ab. Einige der Klimaaktivist*innen entschieden sich also dagegen, den öffentlichen Nahverkehr zu blockieren.

"Extinction Rebellion" stehen auf dem Dach einer U-Bahn im Bahnhof Canning Town

„Weiter wie immer heißt Tod“ steht auf dem Banner Foto: @chrischrysanth2/Twitter/Press Association Images/dpa

Nicht jedoch Mark Ovland, 36, einer der beiden auf dem U-Bahn-Wagon. Ovland hatte sich bereits im April für XR einen Namen gemacht, als er sich mit anderen in Unterhose an die Schutzscheibe der Zuschauergalerie des Unterhauses klebte.

Nun laufen große Diskussionen unter XR Aktivist*Innen, wie es in Zukunft weitergehen soll. Der grüne Londoner Stadtratskandidat Zack Polanski ist einer der bekannteren XR-Aktivisten, die die Aktion verurteilen. „XR ist zwar keine demokratische, sondern eine autonome Gruppe, aber wir müssen darüber reden, wie wir strukturiert sind, und gemeinsam im Konsens Entscheidungen treffen. Diese Art der Handlung gegen öffentliche Verkehrsmittel mit niedrigen Kohlenstoffaustoß ist eher ein Rückschlag“, sagte er der taz.

Polanski will nun seine Unterstützung für XR erst mal beenden und sich auf die Arbeit „in der verantwortlicheren Partei“ konzentrieren. XR unterstrich in einer Pressemitteilung ihren nicht gewalttätigen Charakter und bedauerte „die Eskalation des Protests“.

Trotz eines Verbots durch die Londoner Polizei seit Montagnacht liefen einzelne XR-Aktionen auch am Freitag weiter. Insgesamt sind seit Beginn der Aktionstage von XR vor einer Woche bereits über 1.700 Personen festgenommen worden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.