Kleinere Essensrationen für Geflüchtete: Zu wenig Geld für Hungerbekämpfung
Das Welternährungsprogramm reduziert seine Hilfen für Geflüchtete. So soll die Versorgung in Ostafrika gesichert werden.
In Ostafrika grassiert derzeit die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Regenfälle sind während der letzten Monate fast gänzlich ausgeblieben, unzählige Tiere verendet, alleine in Kenia sind laut Welthungerhilfe rund 600.000 Kinder akut unterernährt. Der russische Einmarsch in der Ukraine – zuvor eine der größten Getreideexporteurinnen der Welt – hat die Versorgungslage weiter verschärft.
Insgesamt sind in der Region laut WFP derzeit bis zu 20 Millionen Menschen von Hunger bedroht. Um sie weiterhin versorgen zu können, werden nun die Rationen Geflüchteter in vielen süd- und westafrikanischen Ländern reduziert. Exekutivdirektor David Beasley sprach von einer „herzzerreißenden Entscheidung“. Ohne neue Gelder würden viele Menschen die Hungersnot mit ihrem Leben bezahlen.
Michael Dunford, Regionaldirektor für Ostafrika, hatte das Finanzierungsloch bereits im April vorhergesehen: Schon im Vorjahr hätten verschiedene humanitäre Organisationen die internationale Gemeinschaft vor einer desaströsen Dürre gewarnt – doch eine ausreichende Finanzierung sei bislang nicht erfolgt. Das WFP hatte parallel bekannt gegeben, über die nächsten Monate 473 Millionen US-Dollar zu benötigen, um die Hilfen in Äthiopien, Kenia und Somalia angemessen ausweiten zu können.
Neuausrichtung der Landwirtschaft nötig
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) kündigte an, dieser Forderung nachzukommen: Deutschland sei im vergangenen Jahr mit 1,2 Milliarden Euro der zweitgrößte Geber der Organisation gewesen. „Ich arbeite daran, dass wir dieses hohe Niveau auch in diesem Jahr wieder erreichen und möglichst übertreffen“, so Schulze auf der Jahressitzung des WFP in Rom.
Gegenüber der Welt forderte sie zudem eine langfristige Neuaufstellung der Nahrungsversorgung: Von Getreide aus Russland und der Ukraine abhängige Länder müssten „wieder in die Lage versetzt werden, mehr selbst zu produzieren – und zwar klimaangepasst und nachhaltig.“ Man hätte sich zuletzt zu stark auf einzelne Lieferanten verlassen.
Die Landwirtschaft müsse wieder diversifiziert und auf die regionale Versorgung ausgerichtet werden. Lokale Getreidearten wie Sorghum, die besser an die lokalen Bedingungen angepasst seien, seien gut geeignet. Äthiopien habe sich zum Ziel gesetzt, „möglichst schnell so viel Getreide zu produzieren, dass es innerhalb von Afrika exportieren kann. Von den klimatischen Bedingungen her wäre das möglich.“
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