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Katholik über Kirche und Politik„Die Kirche muss sich einmischen“

Der katholische Theologe Thomas Söding hält die Kirche vom Ursprung her für politisch. Daher sollte sie Stellung in tagespolitischen Debatten beziehen.

Hier war die Basis weiter als die Kirchenleitung: Demo gegen den Auftritt eines AfD-Politikers beim Katholikentag 2018 in Müster Foto: dpa | Guido Kirchner
Interview von Quirin Knospe

taz: Herr Söding, hat die CDU-Politikerin Julia Klöckner recht: Ist die Kirche eine NGO?

Thomas Söding: Die Kirche ist tatsächlich von jeder Regierung unabhängig. Sie ist die Kirche. Hier bekommen der Gottesdienst und die Glaubensfragen einen Raum. Wir brauchen im politischen Feld keine Privilegien. Wir bringen aber aus dem christlichen Menschenbild unsere Auffassungen öffentlich und ohne Scheuklappen in den Diskurs ein.

taz: Muss die Kirche aber auch zwingend politisch sein?

Söding: Die Kirche ist von ihrem Ursprung her politisch, auch wenn sie nicht um der Politik willen gegründet worden ist. Diesen Auftrag nimmt sie wahr, immer in Kontakt mit den Herausforderungen der Zeit. Auf der einen Seite haben wir einen starken sozial-ethischen Anspruch. Auf der anderen Seite sind wir entschieden für die Freiheit des einzelnen Menschen, gerade dann, wenn es sich um vulnerables Leben handelt.

Bild: ZdK/Peter Bongard
Im Interview: Thomas Söding

69, ist Theologe und Vizepräsident des Zentral­komitees der deutschen Katholiken. Seit 2023 ist er Seniorprofessor für Neues Testament an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum.

taz: Haben die Kirchen deshalb Bundeskanzler Merz scharf für seine Migrations­politik kritisiert?

Söding: Das Thema Migration ist eines, bei dem es seit Jahrzehnten immer wieder zu Auseinandersetzungen kommt. Wir verstehen, dass eine Regierung die Interessen einer Nation berücksichtigen muss. Die katholische Kirche ist jedoch eine Weltkirche. Deshalb ist der Horizont weiter. Wir müssen einen menschenrechtlichen Ansatz verfolgen und Migration und Integration zusammen denken. Dafür brauchen wir rechtsstaatliche und europafreundliche Lösungen. Migration als eine Bedrohung zu betrachten, halten wir für falsch und gefährlich.

taz: Wie angespannt ist das Verhältnis zwischen Politik und Kirche?

Söding: Eine Veränderung ist deutlich geworden. Auf der einen Seite sehen wir eine Krise der Kirche – zum Beispiel bei den Mitgliederzahlen. Auf der anderen Seite gibt es auch eine Krise der Demokratie. Ich frage mich, ob es zwischen beidem nicht eine direkte Beziehung gibt. Unsere Gesellschaft braucht Kräfte, die Politik möglich machen – und der Politik eine Orientierung geben.

taz: Welche Kräfte?

Söding: Da sehe ich die Kirchen gefordert. Wir sind als Zentralkomitee, als Vertretung der katholischen Zivilgesellschaft, stark im politischen Raum unterwegs. Die Kirchen müssen ihre eigenen Problemen lösen. Aber auch öffentlich die Stimme erheben. Schwächer werdende Kirchen sind immer noch stark und die größten gesellschaftlichen Organisationen. Ich bin sehr dankbar, dass es diese Kontakte zur Politik, die Auseinandersetzung und ruhig auch mal den einen oder anderen Streit gibt.

taz: Sollte sich die Kirche in die Tagespolitik einmischen?

Söding: Ja, selbstverständlich muss sich die Kirche in die Tagespolitik einmischen. Die Kirche wird ja auch aufgefordert, zu tagesaktuellen Positionen Stellung zu beziehen. Sie darf sich von der Tagespolitik nur nicht auffressen und hetzen lassen. Sie muss immer die größeren Zusammenhänge darstellen. Meinungen haben viele. Wir aber brauchen Argumente, die sich auch im Konflikt bewähren. Komplexe Herausforderungen brauchen differenzierte Lösungen. Dafür die Räume zu schaffen, das ist in der Kultur, in der wir gegenwärtig leben, enorm wichtig. Wir wollen in der katholischen Kirche, möglichst verbunden mit unseren christlichen Geschwistern und ebenso mit dem Judentum und dem Islam, versuchen, Religion als einen Produktivfaktor für die Demokratie zu entwickeln.

Das Podiumsgespräch

„Wie politisch darf Kirche sein?“ mit Thomas Söding und der CDU-Politikerin Franziska Hoppermann, Mi, 16. 7., 19 Uhr, Katholische Akademie Hamburg, Herrengraben 4

taz: Wie verläuft der Diskurs innerhalb der Kirche?

Söding: Es gibt mehr als 20 Millionen Mitglieder der katholischen Kirche und die haben natürlich unterschiedliche Auffassungen. Bei einem Punkt ist die katholische Kirche glasklar: Mit Rassismus, Rechtspopulismus und der AfD haben wir nichts zu tun. Sehr wahrscheinlich gibt es aber Mitglieder der katholischen Kirche, die solche Ansichten haben und solche Parteien wählen. Wir sehen darin einen fundamentalen Widerspruch. Wir sind für eine wertegeleitete Politik. Und der zentrale Wert, von dem wir immer ausgehen, ist die Unantastbarkeit der Menschenwürde.

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50 Kommentare

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  • Ohne dem Herrn honorige Absichten absprechen zu wollen,

    „Die Botschaft hör’ ich wohl, allein, mir fehlt der Glaube.“ (J.W.Goethe)

    „Die Kirche ist tatsächlich von jeder Regierung unabhängig.“ und „Wir brauchen im politischen Feld keine Privilegien.“

    Daraus folgt für mich:

    - Beendigung des Einzugs der Kirchensteuer durch den Staat



    - Beendigung der „Staatsleistungen“ aufgrund der Säkularisierung



    - Beendigung der staatl. Subventionen

    „Die Kirche ist von ihrem Ursprung her politisch, auch wenn sie nicht um der Politik willen gegründet worden ist.“

    Dazu von mir empfohlene Lektüre: Deschner, Kriminalgeschichte des Christentums

  • Ein Interview zu dem Thema mit einem iman wäre doch auch interessant

  • Wenn die Kirche offiziell Politik machen darf, dann ist Deutschland kein säkularer Staat mehr. Ganz abgesehenn davon, dass wir schon genug rückständige Politiker - absichtlich nicht gegendert - am Start haben. Da brauchts doch nicht auch noch diesen muffigen Altmännerverein mit abergläubischen Ansichten! Oh und apropos politische Kirche: Im Dritten Reich betonte der Vatikan mehrfach seine "unpolitische" Haltung. Und wohin religiöse Ideologie in der Politik führt können wir in Polen, den USA und Ländern, in denen die Scharia regiert "bewundern". Nein danke.

  • Ja gut, anscheinend ist das Interview ein bisschen veraltet, denn Klöckners Bemerkung mit NGO und Kirche angesichts der Kritik an Merz Vorgehen ist ja nun eine Weile her. Aktuell haben sich einige Kirchenvertreter darauf eingelassen, Diffamierungen zum Thema Schwangerschaftsabbruch, die aus der rechten Ecke kamen, zu reproduzieren. Da würde ich tatsächlich Matthias Miersch Recht geben - das war sehr unchristlich.



    Und da man gesehen hat, wie sich nun wiederum Teile der CDU und CSU hierbei hier dann doch auf die Kirche berufen, weil es in die eigene Agenda passt, keine Rede mehr von NGO, sollte man als Kirche daraus lernen, sich nicht instrumentalisieren zu lassen.

    Ich halte viele Positionen in der katholischen Kirche aus wissenschaftlicher und moralischer Sicht für falsch. Daher bin ich froh, dass sie mittlerweile eher Minderheiten Meinung sind.

  • Interessant, daß für einen Kirchenfunktionär die Ablehnung der AfD der einzige klare Punkt für die Kirche ist.

    Früher wäre das die Ablehnung der Abtreibung gewesen, so ändern sich die Zeiten.



    Bis auf wenige Ausnahmen war ja das dröhnende Schweigen des Kirchenapparats in der aktuellen Abtreibungsdiskussion anläßlich der Verfassungsrichterwahl unüberhörbar.

    Aber was sollen sie auch sagen ?



    Daß SPD und die Grünen lebensfeindlich sind und diese Parteien für Christen unwählbar sind und die AfD die Kirchenposition vertritt ?



    Dann lieber schweigen als für die eigenen Überzeugung einstehen.

    • @Don Geraldo:

      Also, wenn sich da ein Kirchenmann wie Herr Gössl [ Erzbischof im Amt ] anmaßend über eine zur Wahl stehenden Richterin für unser Bundesverfassungsgericht äußert, sollten hier alle Register des Strafrechts gegen die Organisationen der Kichen gezogen werden.

    • @Don Geraldo:

      Ernst gemeinte Frage: Wenn Sie christliche Werte hochhalten, halten Sie die AfD dann für wählbar?

      (Frau von Storch von der AfD hat sehr viele menschenfreundliche und eher unchristliche Aussagen getätigt. Und ihre aktuellen Aussagen zum Thema Schwangerschaftsabbruch entsprechen auch nicht den Positionen der christlichen Kirchen (die ja auch z T sehr unterschiedlich sind) sondern sind inhaltlich unwahr und reine Propaganda).

      • @Karla Columna:

        Ach was - die Zeiten der Kreuzzüge ist ja wohl vorbei ! Kreuze einpacken und ab dafür !

  • Ich bin wirklich entnervt, wenn ich sehe, wie schon wieder ein absolut besonnenes und vernünftiges Interview mit einem Repräsentanten der katholischen Kirche wieder vulgäre antitheistische Beißreflexe in der Community weckt. Natürlich darf die Kirche ihre Meinung zur Tagespolitik ebenso sagen, wie es auch ein Kleingartenverein oder eine Selbsthilfegruppe dürfte. Das steht ihr zu in einem freien Land. Was sie nicht darf, ist die Tagespolitik alleine bestimmen, aber das möchte sie weitestgehend ja auch gar nicht mehr. Aber immer wieder allen Katholik*innen, die sich dieser Institution tief verbunden fühlen, mit Verachtung und Geringschätzung zu begegnen, am besten noch kombiniert mit einer fundamentalen Unwissenheit darüber, was diese Institution eigentlich lehrt, führt letztendlich nur dazu, dass sich Katholiken entnervt von progressiven Kreisen abwenden. Niemand umgibt sich gerne mit Leuten, die sich aufgrund ihrer Weltanschauung für besser und klüger halten.

    • @Agarack:

      „ Niemand umgibt sich gerne mit Leuten, die sich aufgrund ihrer Weltanschauung für besser und klüger halten.“



      Dem stimme ich gern zu.



      Viele Diäten zur Verbesserung der Gesundheit mögen richtig sein, andere nicht, niemand muss sie jedoch einhalten. Das gilt auch für Angebote aus anderen Lebensbereichen, wie z. B. der Religion. Problematisch wird es, wenn anderen eine bestimmte Lebensweise vorgeschrieben werden soll.



      Du sollst nicht stehlen, nicht morden, das sind Gebote, denen man gern zustimmen möchte. Sinnvoll wäre auch noch, du sollst nicht Krieg führen.



      Bei der aktuellen Debatte um die Ernennungen zum Bundesverfassungsgericht sehen wir gerade, wie wenig es gilt, nicht zu lügen oder nicht falsch Zeugnis gegen jemanden abzulegen. Da wird das hochemotionale Thema des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch instrumentalisiert. Und prompt meldet sich der Erzbischof von Bamberg mit Schaum vor dem Mund und einer wenig ausgewogenen Stellungnahme öffentlich zu Wort. Das mag in seiner Kirche gelten und Gewicht haben, denn es entspricht seiner Weltanschauung. Für mich gilt es jedoch nichts. Denn wie Sie so treffend festgestellt haben:“ Niemand umgibt sich gerne mit Leuten, die sich …“

      • @Achsachbloß:

        Offen gesagt enttäuscht es mich, dass Sie sich einfach einen Satz aus meinem Kommentar rauspicken und ihn dann ausführlich mit dem "tu quoque"-Fehlschluss zu beantworten. Selbst wenn absolut alles stimmt, was Sie sagen, widerlegt das meinen Punkt in keiner Weise.

        Hinzu kommt: "Anderen eine gewisse Lebensweise vorschreiben" ist eine mögliche Definition von Politik: Wir sind (zu Recht) grundsätzlich verpflichtet, eine Krankenversicherung zu haben, auch wenn wir das ganz explizit nicht möchten. Wer politische Forderungen stellt, will immer anderen eine gewisse Lebensweise vorschreiben. Das heißt nicht, dass die Kirche das Recht hätte, all ihre Moralvorstellungen als Gesetz durchsetzen zu wollen, es heißt aber schon, dass die Kirche ihre Meinung zur Tagespolitik zu sagen, auch wenn diese Ihnen oder Anderen nicht gefällt.

        • @Agarack:

          Nun, ich wollte Sie gar nicht widerlegen, nur ergänzen. Denn ich denke, dass manch einer, der hier auf die Kirchen eindrischt, weil es möglicherweise angesagt ist, es einfach nicht gern hat, wenn ihm ein kirchlicher Würdenträger von der Kanzel oder dem hohen Ross herab vorschreiben will, wie er zu leben hat, speziell Frauen, die ein Kind nicht austragen wollen. Und die Vorwürfe gegen die Richterkandidatin sind doch auch wirklich haarsträubend falsch.

          • @Achsachbloß:

            Dann habe ich Sie falsch verstanden, das tut mir Leid. Ich stimme dem, was Sie sagen, natürlich auch zu.

  • Er wäre bei den Evangelischen genau richtig.

    • @postblitz:

      Keinesfalls. Söding ist als Exeget und Theologe urkatholisch.

  • "Und der zentrale Wert, von dem wir immer ausgehen, ist die Unantastbarkeit der Menschenwürde."



    Haha, das gilt aber wohl nur für den männlichen Teil der Gesellschaft.



    Frauen haben weiterhin kein Recht, über ihren eigenen Körper zu bestimmen. Wenn das kein Schlag ins Gesicht der Menschenwürde ist, was dann?

    • @NovaBel:

      "Frauen haben weiterhin kein Recht, über ihren eigenen Körper zu bestimmen. "



      Doch, haben sie, auch nach katholischem Verständnis. Das einzige Recht, was ihnen fehlt, ist das Recht, eine Schwangerschaft zu beenden, indem man den Fötus/Embryo zerstört. Für einen Katholiken ist ein Embryo/Fötus eben eine Person, und Personen darf man nicht töten.

      • @Agarack:

        "Das einzige Recht, was ihnen fehlt, ist das Recht, eine Schwangerschaft zu beenden, indem man den Fötus/Embryo zerstört."

        Ok, dann zwingt die Kirche also Frauen dazu, einen ungewollten Fötus auszutragen (natürlich ist der Kirche egal ob die Frau vergewaltigt wurde oder durch Inzest passiert oder ob es sich um ein 12-jähriges Mädchen handelt oder ob die Frau dadurch in die Armut abrutscht etc.).



        Wo bitte haben Frauen denn dann Ihrer Meinung nach noch das Recht, über ihren eigenen Körper zu bestimmen?



        Ihrer Argumentation fehlt jegliche Logik. Aber Logik und Kirche haben ja noch nie zusammen gepasst!

        • @NovaBel:

          "natürlich ist der Kirche egal ob die Frau vergewaltigt wurde oder durch Inzest passiert oder ob es sich um ein 12-jähriges Mädchen handelt oder ob die Frau dadurch in die Armut abrutscht etc"



          Die Begründung dafür, warum die Kirche Abtreibungen ablehnt, ist, das, wie gesagt, dadurch ein schützenswertes Menschenleben getötet würde. Wenn das die Begründung ist, dann haben alle Sachen, die Sie benennen, dafür keine Relevanz. Wir sind uns alle einig, das man ein geborenes Kind nicht töten darf - auch wenn es durch Inzest entstand oder die Mutter durch das Kind in die Armut abrutscht. Wenn wir einem Embryo/Fötus den gleichen ethischen Wert zumessen wie einem geborenen Kind, folgt daraus zwingend, dass diese Gründe auch in diesem Fall nicht greifen.

          "Wo haben Frauen denn dann Ihrer Meinung nach noch das Recht, über ihren eigenen Körper zu bestimmen? "



          Eine sehr privilegierte Frage, ehrlich gesagt. Frauen haben das Recht, nicht genital verstümmelt zu werden. Frauen haben das Recht, zu entscheiden, ob und wie ihre Erkrankungen behandelt (z.B. operiert werden). Wenn Sie jetzt erwidern: "Aber das ist doch selbstverständlich!", bedenken Sie: Es gibt genug Orte, an denen sie das nicht dürfen.

          • @Agarack:

            Das Frauen in der katholischen Kirche nicht schützenswerte sind, haben die letzten 2000 Jahre ja bewiesen. Da passt ja Ihre absolut arrogante und frauenfeindliche Bemerkung, dass es bereits ein Privileg für Frauen ist, genital nicht verstümmelt zu werden. Solange Zellen nicht ausserhalb des weiblichen Körpers überleben können, sollten alleine das Leben und die Entscheidungen der Frau gelten. Punkt.

      • @Agarack:

        Besser kann man den irregeleiteten Glauben kaum beschreiben.



        Glaube ist eben keine Wissenschaft. Es ist das GEGENTEIL.

        • @Angelika70:

          "Besser kann man den irregeleiteten Glauben kaum beschreiben."

          Welchen "irregeleiteten" Glauben? Das einem Embryo/Fötus Menschenrechte zustünden? Haben Sie dafür eine Begründung? Die Frage, ob einem Embryo/Fötus Menschenrechte zustehen, ist keine Frage, die man allein wissenschaftlich beantworten kann. Die Wissenschaft kann höchstens Fakten liefern, auf deren Grundlage man diskutieren kann, aber nicht mehr.

    • @NovaBel:

      Ja, leider ist das so, und das ist genau der Punkt, wo viele obere Kirchenvertreter, unterschiedlicher Konfessionen, den Frauen vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben, und das völlig unabhängig von deren sozialer Lage, familiärer Situation oder von sonstigen gesellschaftlichen Randbedingungen. Hier wird noch zu oft mit patriarchalischer Brille die Welt betrachtet.

  • "Die katholische Kirche ist jedoch eine Weltkirche."

    "Und hat einen starken sozial-ethischen Anspruch."

    ---------------------

    Wenn das mal so wäre.

    Die Welt braucht keine Gesinnungsethik (Wir sind die Guten und kommen in den Himmel), sondern Verantwortungsethik wo sich Herz und Hirn in Symbiose treffen.

    Ein echtes "C" á la Jesus bedeutet sich nicht nur auf nationale Migration zu fixieren auch wenn die den christlichen Sozial-Holdings auf Jahrzehnte ordentlich Geld bringt.

    Wir leben in einem globalen Dorf. Wir wissen, dass über 100 Millionen Flüchtlinge unterwegs sind. Wir wissen, dass 800 Millionen hungern, davon 300 Millionen hart hungern. Wir wissen, dass weltweit Kinder unter sieben Jahren im 10-Sekunden-Takt verhungern. Wir wissen, dass UN-deklarierte Menschenrechte wie Empfängnisverhütung und Familienplanung daran scheitern, dass die Frauen über zu wenig Bildung und Verhütungsmiittel verfügen. Und Kirchen und Islam dagegen sind.

    Die UNHCR arbeitet mit einem Jahresbudget von 10 Milliarden Dollar 50mal effektiver als wir hier. So die Welthungerhilfe.

    Besser als jede Kirchen-NGO.

    Top-Website für kluges Handeln:



    www.dsw.org/familienplanung/

    • @shantivanille:

      Ich würde das Instrument "Gesinnungsethik versus Verantwortungsethik" (auch in unserem Zusammenhang hier) sehr sparsam einsetzen. Erfahrungsgemäß halten sich alle (auch die eingefleischtesten) Gesinnungsethiker für zutiefst verantwortungsethisch, alle anderen jedoch für gesinnungsethisch. Jeder möchte ja in seinem Tun und Lassen als sehr verantwortlich wahrgenommen werden.



      So ist dies leider ein stumpfes Schwert.

    • @shantivanille:

      Ich bin mir nicht sicher, ob Gesinnungs- und Verantwortungsethik wirklich das bedeuten, was Sie behaupten. Ein kleiner Tipp: beide enthalten immer ein Moment der anderen, was an der für die katholische Kirche maßgeblichen thomasischen Version aristotelischer Jugendethik ersichtlich ist, zu der auch die phronesis/prudentia gehört. An der Flüchtlingsfrafe sieht man das deutlich: die Positionen beschränken sich keineswegs auf liberale Asylpolitik, sondern zielen auf Subsidiarität vor Ort ab. Übrigens: in den meisten islamischen Ländern, auch in konservativen wie dem Iran, sind Verhütungsmittel völlig legal.

  • An dem Tag an dem man es geschafft hat „Religion als einen Produktivfaktor für die Demokratie zu entwickeln“ bin ich vielleicht ruhig wenn sich Religiöse in die Politik einmischen, aber das wird ja noch lange dauern… bis dahin bin ich aber dagegen. Wenn wir eines gerade nicht brauchen, dann ist es mehr Religion in der Politik. Weder Christen noch Muslime oder Juden… geht in eure Gebetshäuser und lasst andere in Ruhe mit eurem Zeug.

  • Schade, wenn wir schon mal dabei waren, hätte mich der Standpunkt von Hr. Söding sowohl als Theologieprofessor als auch als stellv. ZdK- Vorsitzender zur aktuellen Konfusion bei der Wahl von Verfassungsrichterinnen interessiert. Da hätte man ihm doch Gelegenheit zu einem hochpolitischen Statement aus dem Mund eines kath. Kirchenvertreters geben können, wenn er schon so ausführlich zur kirchl. Mitwirkung am politischen Entscheidungsprozess befragt wurde.

  • Ein Wesenskern der katholischen Kirche besteht seit jeher in der Drangsalierung, Verfolgung und Verletzung vulnerablen Lebens. Missbrauch von Kindern, Verteufelung von Sexualität und ganz vorneweg das Quälen von Frauen.

    Dazu nutzt sie staatliche Privilegien und staatliche Gelder.

    Und ausgerechnet diese Institution beruft sich beim Thema Abtreibung auf ihren vermeintlichen Wunsch nach dem Schutz „vulnerablen Lebens“.

    Dieses Vorgehen ist intellektuell und moralisch unterirdisch. Unchristlich und unreflektiert. Dumm und anmaßend.

    • @Franny Berenfänger:

      Was wäre denn aus Ihrer Sicht ein christliches und reflektiertes Vorgehen?

  • "Die Kirche muss sich einmischen"

    Nein, muss sie nicht und soll sich auch nicht! Deutschland ist längst säkular, etwas weniger streng als Frankreich aber trotzdem.



    Trennung von Kirche und Staat ist ESSENTIELL für Frauen-, Menschen-, und Minderheitsrechte wie zB LGBT+

    Dieser Verein ist privat und hat privat zu bleiben. Die Zeiten, wo die Kirche bei Politik mitredet sind "gottseidank" seit sehr langem vorbei.

    • @Angelika70:

      Natürlich darf die Kirche ihre Meinung sagen. Aber sie muss dann auch mit den Konsequenzen und Ablehnung rechnen.

    • @Angelika70:

      Warum sollten religiöse Gemeinschaften in einer pluralistischen Demokratie weniger Rechte haben als andere zivilgesellschaftliche Organisationen?

      „Brot für die Welt“ ist zB ein Hilfswerk der evangelischen Kirche. Darf „Brot für die Welt“ keinen Kommentar zur Entwicklungspolitik abgeben, obwohl es genau auf diesem Gebiet tätig ist?

    • @Angelika70:

      Wenn Sie die Zeiten meinen, als Kirchenvertreter noch Kanonen segneten, dann ist diese Zeit zum Glück vorbei.



      Kirche muss sich aber da einmischen, wo es um gegenseitiges Miteinander, Solidarität, gegenseitige Unterstützung und solche Dinge geht. Denn das ist in unserer derzeitigen Welt kein Selbstläufer, siehe den seit Jahrzehnten fortschreitenden Sozialabbau, die Neiddiskussionen, das Ausspielen von Randgruppen gegeneinader, etc.

  • Wenn der Scherzbold tatsächlich glaubt, was er sagt, sollte er dringend aus der Kirche austreten. Weder ist sie unabhängig vom Staat(eher massiv gefördert), noch unprivilegiert undundund. Dann die Kirche noch als Bollwerk für Demokratie zu bezeichnen.. ach was schreib ich, glauben ist ja sein Geschäft, Wissen interessiert dann nicht.

  • Danke, aber auf die Ratschläge von Anhängern irgendwelcher, Jahrhunderte alter Verschwörungserzählungen kann ich getrost verzichten, auch oder gerade dann, wenn sie eine Pseudo-Wissenschaft wie Theologie studiert haben.

    • @Flix:

      Würden Sie es auch ablehnen, in einem kirchlichen Krankenhaus behandelt zu werden?

      • @Suryo:

        Ich glaube Ihnen nicht

      • @Suryo:

        Unbedingt!

      • @Suryo:

        Ja!

    • @Flix:

      Im Jahr 2024 wurde neben mehreren Naturwissenschaftlern auch der Theologe und Professor für Dogmatik der Universität Münster, Michael Seewald, mit dem Gottfried Wilhelm Leibnizpreis ausgezeichnet. Zur Begründung teilte die Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit, Seewald sei „eine Schlüsselfigur der Dogmenhermeneutik, die die aktuellen theologischen Debatten über Reform, Glaubenswandel und Tradition maßgeblich prägt.“



      Da ich vermute, dass in der DFG ausreichend wissenschaftlicher Sachverstand versammelt ist, genügt das vielleicht einstweilen als Gegenargument auf Ihre etwas nassforsche These.

      • @Vigoleis:

        Wesentliche Kriterien von Wissenschaft ist die Freiheit der Lehre und die Ergebnisoffenheit. Beides ist hier nicht gegeben. Die Zugehörigkeitspflicht zu einer Konfession, die Einflussnahme Roms in den Causae Küng oder Drewermann und vieles mehr disqualifizieren Theologie als ernstzunehmende Wissenschaft.

        • @Flix:

          Wer sagt denn, dass die wirklich guten Theologen im Vatikan sitzen? Wenn der Papst als unfehlbar angesehen wird, kann was nicht stimmen...



          Hans Küng kritisierte die Lehrmeinung der römisch-katholischen Kirche, und hob die Gemeinsamkeiten zwischen den christlichen Konfessionen hervor und versuchte, Differenzen anzunähern. Kein Wunder, dass dies im Vatikan nicht auf Zustimmung stieß.



          Theologie bedeutet (Quelle Wikipedia): „die Lehre von Gott“ oder Göttern im Allgemeinen und die Lehren vom Inhalt eines spezifischen religiösen Glaubens und seinen Glaubensdokumenten im Besonderen. Wer Theologie wirklich wissenschaftlich angeht, wird schnell die Starrheit mancher Kirchenvertreter erkennen und benennen.

        • @Flix:

          Dann werden Ihre Argumente jetzt aber noch unklarer. Passt Ihnen Religion in ihrer "römisch-katholischen" Geschmacksrichtung nicht? Dann haben Sie sich mit den Hrn. Küng und Drewermann aber genau die falschen Namen ausgesucht, denn die beiden haben bekanntlich auch ohne kirchliche Approbation weiterhin geforscht und gelehrt.



          Oder sollten alle, die mit spirituellem Hintergrund (und darum geht es ja in dem Interview) sich zu gesellschaftlichen Debatten äußern, die Klappe halten? Dann aber, wenn man Ihnen folgt, bitte auch Leute wie der Dalai Lama, Ghandi o.ä.

    • @Flix:

      Von Pseudo-Wissenschaft kann keine Rede sein.



      Kirche, ums es mal einfach auszudrücken, ist Glaube. Glaube sagt aus, was sein soll, also welche Vorstellungen habe ich von der Welt. Im Christentum zentral ist da die Bibel. Diese ist eine Geschichtensammlung, zusammengetragen uber viele Jahrtausende. Betrachtet man sich diese Geschichten in ihrem zeitlichen Enstehungskontext, dann ist da eine Entwicklung erkennbar. Da gibt es z.B. das hohe Lied der Liebe, aus der jüngeren Enstehungsgeschichte. Aber genau darauf kommt es an, wie ich denke.

      Wissenschaft dagegen ist ein Abbild dessen, wie wir die Welt bisher erkannt haben.

      Um nochmal auf die Bibel zurückzukommen: es lohnt sich, sich diese Geschichten genau anzusehen, und zu interpretieren. Dabei muss immer der Entstehungskontext beachtet werden, auch die Art und Weise, wie sich Menschen damals versucht haben, auszudrücken. Da wird viel in Bildern gesprochen. Und bitte beachten: wer die Bibel wörtlich nimmt, ist zu faul zum Denken.

    • @Flix:

      Auf diese 'hohe Warte' kann man sich natürlich stellen. Man sollte sich dann aber nicht wundern, wenn man tief stürzt...

    • @Flix:

      Es steht Ihnen auch frei, die Ratschläge der Kirchen zu ignorieren – genauso wie es den Kirchen freisteht, diese zu geben. Es gibt keinen Anspruch darauf, nicht mit anderen Meinungen belästigt zu werden, egal wer diese äußert.

  • Jedem Menschen ist in seinem Glauben frei !



    Dazu braucht es keine Organisationen !



    Selbstverständlich werden die instituellen, organisierten Gemeinschaften ihre Lobbyisten auf die Politiker hetzen.



    www.lobbycontrol.de

    • @Alex_der_Wunderer:

      "Jedem Menschen ist in seinem Glauben frei !

      Dazu braucht es keine Organisationen ! "



      Das ist, offen gesagt, ein absurder Kommentar. Ebenso gut könnten Sie sagen: "Jeder Mensch darf Fußball spielen, wie er/sie will! Dafür braucht es keine Mannschaften!". In vielen Glaubensrichtungen, so eben auch im Christentum, spielt die Glaubensgemeinschaft (z.B. in Form der Kirche) eine entscheidende Rolle. Die "heilige christliche Kirche" steht nicht umsonst schon im christlichen Glaubensbekenntnis. Das müssen Sie nicht gut finden, aber Sie sollten es akzeptieren.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Kirche ist institutionell, organisiert, und mischt im politischen Geschehen mit, keine Frage. Und braucht es diese Organisation?

      Aus meiner Sicht ja, wenn es darum geht, zu diskutieren, wo wir als Gesellschaft hin wollen. Da kommt es auf jedes einzelne Mitglied an. Schon Martin Luther sah es als nötig an, dass jede/jeder einzelne Gläubige sich mit der Bibel beschäftigt und sie verstehen soll. Deshalb hat er sie ja auch übersetzt.

      Eine Kirche, die von oben vorgibt, wo es hinzugehen hat, brauche ich allerdings nicht, und wollte Luther damals auch nicht. Mitdenken muss schon jeder selbst.

      Wenn's denn auch so funktioniert, kann man die Gemeinschaft der Gläubigen als Lobbygruppe ansehen, aber als eine, die sich nichts von irgendjemandem einreden lässt.