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Katastrophe in Gaza-StadtDie Warnungen endlich ernst nehmen

Jannis Hagmann
Kommentar von Jannis Hagmann

Israelische Soldaten schossen bei einem Massenansturm auf eine Hilfslieferung. Der Fall zeigt: Der Hunger ist real, Gaza braucht einen Waffenstillstand.

Palästinenser in Gaza erleiden extremen Hunger Foto: Omar Ashtawy/imago

D utzende, wahrscheinlich mehr als hundert Tote an einem Tag. Eigentlich, man muss es so sagen, ist das nichts Besonderes im Gazakrieg. Dennoch hat das, was Donnerstag geschah, eine neue Qualität. Tausende Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen trafen auf eine israelische Militäreinheit, nachdem sich eine Massendynamik um einen Lkw-Hilfskonvoi entwickelt hatte. Die Sol­da­t*in­nen fühlten sich bedroht, sie schossen.

Zwar ist nicht egal, was genau geschah. Sollten die Sol­da­t*in­nen auf unschuldige Zi­vi­lis­t*in­nen geschossen haben, könnte das ein Kriegsverbrechen darstellen. Israel gibt allerdings an, nur wenige Menschen seien erschossen worden, aus Notwehr. Die meisten der Opfer seien totgetrampelt oder von den Lkws überrollt worden.

Doch unabhängig vom genauen Ablauf steht fest: Dass es überhaupt zu einem Massenansturm verzweifelter Menschen auf einen Hilfskonvoi kam, zeigt, wie ernst die Warnungen sämtlicher großer Hilfswerke zu nehmen sind. Seit Wochen warnen sie vor dem Hungertod der Menschen, ja sogar vor einer echten Hungersnot in Nord-Gaza, wo die Tragödie vom Donnerstag stattfand. Mehr als eine halbe Million Menschen leiden bereits unter „katastrophalem Hunger“, der höchsten Stufe auf der IPC-Skala zur Messung von Ernährungsunsicherheit.

Seit Wochen klagen sie, dass es kaum noch möglich ist, Hilfe zu leisten – und zwar wegen genau dieser unkontrollierbaren Menschenmengen, Chaos bei der Essensverteilung, Überfällen auf Hilfskonvois und Plünderungen. All das ist nicht neu. Das Welternährungsprogramm musste seine Hilfe für Nord-Gaza daher komplett einstellen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis etwas schiefläuft.

Die Organisationen hatten recht

Den Hilfsorganisationen gegenüber scheint eine gewisse Skepsis zu bestehen, nach dem Motto: Na ja, sie warnen vor Chaos und Hunger, aber wer weiß, ob sie nicht wieder übertreiben in ihrer einseitig pro­palästinensischen Haltung. Nein, das tun sie offenbar nicht.

Israels Krieg mag ausschließlich der Hamas gelten, die ihn mit ihrem genozidalen Massaker vom 7. Oktober ausgelöst hat. Aber das Militär zerstört nun regelrecht den Gazastreifen, es zerstört die Infrastruktur, es zerstört die Wirtschaft, und es zerstört die Menschen, physisch und psychisch – und das nachhaltig.

Die Menschen in Gaza können nur überleben, wenn ihnen geholfen wird. Damit sie Hilfe im großen Stil erreichen kann, braucht es eine längere humanitäre Feuerpause – und zwar sofort. Unabhängig davon braucht es einen weiteren Geisel-Gefangenen-Austausch, der dann endlich den Weg zu einem permanenten Waffenstillstand ebnet. Für jetzt gilt: Hört auf die Hilfsorganisationen! Sie wissen, wovon sie reden. Mehr als warnen können sie nicht.

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Jannis Hagmann
Redakteur Nahost
ist Redakteur für Nahost & Nordafrika (MENA). Davor: Online-CVD bei taz.de, Volontariat bei der taz und an der Evangelischen Journalistenschule Berlin, Studium der Islam- und Politikwissenschaft in Berlin und Jidda (Saudi-Arabien), Arabisch in Kairo und Damaskus. Er twittert unter twitter.com/jannishagmann
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44 Kommentare

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  • Ich hoffe, die Bürger von Gaza können zukünftig aus der Luft versorgt werden und/oder von Schiffen/künstlichen schwimmenden Inseln aus.

    Einen Waffenstillstand oder den Rückzug der IDF aus Gaza finde ich falsch. Meiner Meinung nach sollte Rafah jetzt zügig, sofern möglich, eingenomen werden, damit die letzten vier Bataillone der Hamas und einige ihrer Führungspersonen festgenommen und die noch lebenden Geiseln befreit werden können.

    Ein Waffenstillstand oder Rückzug der IDF ohne Festnahme/Festsetzung der noch verbliebenen Bataillone, würde meiner Meinung nach die Machtbasis der Hamas stärken, sie zu "Helden" des gesamten Nahen Osten machen (was sie für viele auch jetzt bereits sind) und wäre nicht zum Vorteil der Nicht-Hamas-Bürger von Gaza.

    • @*Sabine*:

      Ich schließe mich Ihrer Einschätzung an!

  • Absolut unredlich einen Waffenstillstand zu fordern wenn man genau weiß das der nur einer Kriegspartei hilft.



    Die redliche Forderung ist eine Auflösung der Hamas, dadurch Beendigung des Kriegs, Beendigung des Nutzens der Bevölkerung als menschliche Schutzschilde und Beendigung der Forderung nach Auslöschen des jüdischen Lebens.



    Die Bevölkerung des Gazastreifens hat es selbst in der Hand, einfach die Unterstützung der Hamas beenden und endlich ein Leben ohne Gewalt starten.



    Die Umfragen zur Unterstützung der Hamas deuten aber darauf hin das dies nicht gewollt ist.

    • @Notizen aus Taiwan:

      Nein,

      Denn ein Waffenstillstand würde sehr wohl beiden Seiten helfen. Sicher auch der Hamas, aber um so mehr auch den Menschen in Gaza, die am Verhungern sind und dann vielleicht nicht mehr stürben (Deswegen haben diese es eben auch nicht 'in der Hand', kurzfristig etwas gegen die Hamas zu unternehmen. Den zitieren Umfragen, in der derzeitigen Situation, wollen Sie doch hoffentlich nicht irgendeine Aussagekraft zubilligen. Hier muss ich Ihnen zumindest Blauäugigkeit vorwerfen).

      Aber ein Waffenstillstand würde mE auch Israel helfen: Erstens, kurzfristig, weil dadurch vermutlich weitere, wenn nicht alle Geisel freikommen würden; und zweitens, langfristiger, weil dadurch der derzeit stark zunehmende Hass gegen die Israelische Regierung bzw die IDF gemindert wird, die ich für ein großes strategische Risiko halte.

  • Es braucht einen sofortigen Waffenstillstand mit sofortiger Freilassung aller Geiseln. Die Hamas hat zu hoch gepokert und sollte endlich ihr grausames Spiel beenden.

    • @vieldenker:

      Man kann doch nicht eine gesicherte Essensversorgung von unbeteiligten Hungernden vom Verhalten einer Terrororganisation abhängig machen!

      • @Rudolf Fissner:

        Man sollte nicht. Ist es aber, weil die Terrororganisation dort die Herrschaft ausübt. Und dies wird sich auch nicht ändern, so lange sie dort die Herrschaft ausübt.

        Das Wesen einer Terrororganisation beruht darauf, dass sie Situationen herbeizufühen sucht, in denen eine Wahl zwischen zwei Übeln getroffen wrden muss. Z.B. Ermordung einer Geisel - Freilassung anderer Terroristen. Diesem Dilemma entrinnt man nur, wenn es sich den Geiseln gelingt selbst zu befreien.

        In dieser Konstellation sind die Hungernden praktisch Geiseln, und die Terrororganisation Geiselnehmer zu deren Vorteil etwas getan werden soll, damit den Unschuldigen kein Leid geschehe. Und leider hat sich gezeigt, dass Erfolg einer Erpressung für den Erpresser einen Anreiz darstellt, dasselbe immer wieder und in weiter gesteigerter Form zu tun – was dazu führt, dass beim nächsten Mal wieder und noch mehr Menschen in Gefahr gebracht werden, und der Nachgiebige wieder und noch mehr Schaden verkraften muss. Wegen dieser Dynamik geben Staaten nachvollziehbar ungern nach, erfüllen die Forderungen der Terroristen nicht, und versuchen lieber die Terroristen zu töten, auch wenn dies das Leben der Geiseln gefährdet.

        Was würden Sie denn - unter Berücksichtigung der langfristigen Folgen - tun? (Sie dürfen nicht nur das Schicksal der Geiseln im Auge haben, sondern auch die langfristigen Interessen ihrer gesamten Gemeinschaft, für die Sie Verantwortung tragen.)

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Sie haben Recht. Es ist fürchterlich, wie hier viele zu Zyniker*innen werden - und das noch mit scheinbarer Rationalität zu kaschieren suchen. Es gibt Diskussionen, bei denen ich Sarkasmus und Ironie hintan stelle. Fällt schwer, ist aber nötig.



        „Sei ein Mensch." (Marcel Reif)

    • @vieldenker:

      Wer hat eigentlich zuerst angefangen zu hoch zugepokern?

      Der essenzielle Ursprung des Konflikts liegt nicht ausschließlich bei der Hamas, sondern resultiert maßgeblich aus der langjährigen unrechtmäßigen Landnahme durch die Siedlungspolitik der rechtsgerichteten Regierung des Besatzerstaates. Die Entrechtung der Palästinenser hat bedauerlicherweise zur Bildung von Gruppierungen wie der Hamas und ähnlichen Organisationen geführt.

      • @aberKlar Klardoch:

        "Der essenzielle Ursprung des Konflikts liegt nicht ausschließlich bei der Hamas, sondern resultiert maßgeblich aus der langjährigen unrechtmäßigen Landnahme..."



        Man kann's ja gar nicht oft genug sagen: seit 2005 ist der Gazastreifen in der alleinigen Verantwortung der Hamas.

      • @aberKlar Klardoch:

        Ihre Argumentation ist schlüssig und erklärt die Entstehung der Hamas. Das ist jedoch keine Entschuldigung für den blutigen Terrorakt des 07.Oktobers. Es geht um das Existenzrecht von Palästinensern und Israelis. Man schaue sich mal bei Google earth diese völkerrechtswidrigen Siedlungen im Westjordanland an - das sind Kleinstädte mit mehreren tausend Einwohnern, einer kompletten Infrastruktur etc. - errichtet auf fremden Territorium. Klar, dass die rechtsgerichtete Regierung in Israel einer Zweistaatenlösung nicht zustimmt. youtu.be/aokb15q_v...i=5SqAqqnhAvpC0c-g youtu.be/1HopYMCZ_...i=hS8gaiagUVZUUKdF

      • @aberKlar Klardoch:

        ...nee is klar - was Israelis tun, ist böse und schuldhaft, das Verhalten von Hamas und ihren Unterstützern dagegen ein menschlicher Automatismus. Kann man prima umdrehen, und es wird ein Schuh draus: Wenn man über Jahrzehnte das Existenztecht eines Volkes nicht anerkennt, es mehrfach bekriegt und offensichtlich nur darauf wartet, dass es eine Schwäche zeigt, um es dann möglichst zu vertreiben oder gleich auszulöschen, dann handelt man sich eben die Sharons, Netanjahus und Ben Gvirs dieser Welt ein. So, und wessen Opa, der dem Opa des Anderen einen Esel geklaut hat, hätten Sie da jetzt wieder gegen zu setzen? Merken Sie was?

        Das führt Alles zu nichts. Die Hamas hat kein Recht, Israels Vernichtung anzustreben, massenhaft Menschen zu ermorden und Geiseln zu nehmen - sch...egal wie aggressiv sich Siedler in der Westbank verhalten. Und eigentlich noch weniger darf man ihr durchgehen lassen, dass sie die eigene Bevölkerung als Schutzschild und ihr Leid als Propagandainstrument missbraucht (da wäre dann aber auch mal diese gefragt, sich das nicht ganz so bereitwillig antun zu lassen). Wer sich derart wider alle Regeln der Menschlichkeit verhält, taugt nicht als Argument, warum sein Gegner sich in seiner Verteidigung mäßigen sollte.

        Solche Argumente gibt es nicht im Fall Gaza sicher, und die gehören auch gebracht. Aber eine Verpflichtung Israels, aufgrund vorheriger Sünden sowas wie die Hamas halt bitteschön zu ertragen, lässt sich einfach nicht konstruieren - wenn man den Konflikt nicht total einseitig betrachtet. DAS freilich tun Menschen in gewissen Kreisen offenbar sehr gerne, und dieser furchtbare Kommentar oben hält es wohl für ein Zeichen von Weltläufigkeit, wenn man das toleriert...

        • @Normalo:

          Wer hier diesen Jahrundertkonflikt "einseitig" betrachtet ist also die Frage. Ja verdammt noch mal...sorry...dieser religiöse, geopolitische und ethnische Wahn brachte und bringt so viel Leid und Schmerz ins Menschenleben, in diese Welt insgesamt. Und immer noch gilt..."So wahr mir Gott helfe"...Nein! Nicht Gott hilft! Unser Wissen, getränkt mit Erfahrung, Verstand und Respekt gegenüber jeder Kreatur macht uns erst im humboldtschen Sinne zu Pionieren von Menschlichkeit. Religion und Apartheit wirken nie aufklärerisch! Denn wer glaubt, ordnet alles diesem Hirngespinst unter! Es lebe die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit unter allen Menschen.

    • @vieldenker:

      "Zu hoch gepokert" hätte sie nur, wenn ihnen irgendwas an der eigenen Bevölkerung gelegen hätte. Die Hamas kriegt momentan leider genau die Bilder die sie haben will und je mehr solcher Tragödien sich ereignen ( und das werden vermutlich noch mehr werden), desto mehr Material bekommt sie, um Israel weiter zu diskreditieren und international den Druck auf Israel zu erhöhen. Ich stimme ihnen aber zu die Hamas sollte endlich die Geisel freilassen, aber sie wäre auch nicht die erste Organisation, die aus ideologischer Verbortheit bereit wäre ihre Bevölkerung zu opfern.

  • 'Den Hilfsorganisationen gegenüber scheint eine gewisse Skepsis zu bestehen, nach dem Motto: Na ja, sie warnen vor Chaos und Hunger, aber wer weiß, ob sie nicht wieder übertreiben in ihrer einseitig pro­palästinensischen Haltung. Nein, das tun sie offenbar nicht.'

    Die Hilfsorganisationen in Gaza, viele davon UN-related, stehen ja schon lang im Fokus der strategischen Kommunikation der israelischen Regierung und der IDF. Ziel ist es, diese mit Antisemitismus-Vorwürfen zu diskreditieren. Kein Wunder also, dass Kassandra da lang warnen kann....

    • @EffeJoSiebenZwo:

      Kassandra hat nie ihren Mund aufgemacht.

      Israel bekam immer die Mitarbeiterlisten mitgeteilt und hat die UNRAW nie über die Erkenntnisse ihrer Geheimdienste aufgeklärt.

  • Wo bleibt die Initiative der arabischen Länder, den Menschen im Gazastreifen zu helfen und die Hamas zu zerstören?

    Warum liefert der IRAN keine Hilfsgüter und fordert die Hamas auf sich zu ergeben?

    Es ist unerträglich, das Leid der Palästinenser zu sehen, verursacht durch die Politik der umliegenden Staaten und des IRAN.

    Der Hass auf Israel muss endlich aufhören. Nur dann kann es Frieden geben.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Ich möchte nur mal daran erinnern das Israel vom IGH als vorläufige Maßnahme die Versorgung der Bevölkerung mit Hilfsgütern auferlegt bekommen hat. Das ist eine rechtlich verbindliche Anweisung des höchsten Gerichts der Welt. Seit dieser Anweisung haben sich Hilfslieferungen aber tatsächlich halbiert.



      Zudem kommt schon vorher der Großteil der Hilfe nicht von Israel, sondern von der UN und wird von der Internationalen Staatengemeinschaft bezahlt. Andere kommen über Organisationen wie das Rote Kreuz/ Roter Halbmond und Ärzte ohne Grenzen die von staatlichen und privaten Spenden bezahlt werden. In einem anderen bericht hier in der Taz wurde auch über Israels intransparente Kontrollen der Trucks an den Grenzen berichtet, wo sich ständig die Liste der erlaubten und nicht erlaubten Hilfsgüter ändert und ganze Lastwagenladungen zurück geschickt werden. Eine Hilfslieferungen der Amerikaner lag wochenlang in einem israelischen hafen und wurde nicht nach gaza gelassen, wieso glauben sie Hilfslieferungen aus dem Iran würden passieren können? Und allen anderen Staaten die Schuld zu geben wenn selbst der wissenschaftliche Dienst des Bundestags in einem Text über die Geschichte der Nahostkonflikts sehr viel differenzierter und der Geschichte folgend darlegt, das sowohl Israel als auch Palestina zu dem andauernden Konflikt beigetragen haben. Ich würde die 6tägige Anhörung vor dem IGH wegen Israels Besatzung ans Herz legen. Über 50 Nationen haben dort über die derzeitige Lage in den besetzten Gebieten, der Geschichte des Konflikts aber vor allem auch über internationales Recht Argumente und Fakten dargelegt. Es ist schon allein deswegen interessant anschauen, weil man auch mal die Sichtweise von anderen Nationen auf diesen Konflikt sieht.

    • @Gnutellabrot Merz:

      'Es ist unerträglich, das Leid der Palästinenser zu sehen, verursacht durch die Politik der umliegenden Staaten und des IRAN.'

      Das meinen Sie jetzt echt ernst? Mehr fällt ihnen dazu nicht ein? Ich würde sagen, das ist ein sehr offensichtlich Versuch der Umdeutung.

      • @EffeJoSiebenZwo:

        Das ist durchaus keine Umdeutung. Der Iran hat die Hamas ausgerüstet, gecoacht und war bei der Planung des Massakers mit "Militärberatern" vor Ort. Der Iran lenkt die Hisbollah, besetzt Teile von Syrien und hat die Huthies z.B. dabei unterstützt, eine Umwelt- und Eskalationskatastrophe auszulösen - die Versenkung des mit Dünger beladenen Frachters "Rubymar". Der Iran ist "die Mutter aller Kriege" im NO.



        Die umliegenden arabischen Staaten wissen das sehr gut, haben aber aus Eigeninteresse der Schaffung einer iranischen Terrorbasis in Gaza tatenlos zugesehen - und die Palästinenser damit ins Unglück geritten.

        • @Henriette Bimmelbahn:

          Erinnern sie mich doch bitte nochmal daran wer einen Coup im Iran verursacht hatte, der den demokratisch gewählten Premier Mossadegh absetzte was zur Erstarkung des Schah führte und letzendlich zu der Entwicklung zu diesem radikalen Land beigetragen hat? Und das wegen Öl und auch Angst vor dem Kommunismus. Welche Länder sind noch mal völkerrechtswidrig in den Irak eingefallen? Wer hat über 20 jahre lang Afghanistan bombadiert um eine Terrororganisation zu vernichten, die wieder an die Macht kam als noch nicht mal alle Soldaten abgezogen waren. Lybien- nicht naher Osten aber gleiches Thema? Ist ein sogenannter Failed State in dem es sogar wieder Sklavenhandel gibt. Wieviel Spannung und Kriege haben die quasi mit dem Linial gezogenen Grenzen der Briten verursacht, weil sie dies getan haben ohne lokale Gegebenheiten, Geschichte und ethnische und religiöse Gruppen zu beachten, geschweige denn die Beduinen, deren Wanderrouten plötzlich von Grenzen behindert wurden. Bin kein Fan von Iran definitiv nicht aber der Westen und vor allem GB und USA hat keine weiße weste.

        • @Henriette Bimmelbahn:

          Katar auch und wir machen trotzdem mit denen Geschäfte. Natanjahu hat sie bewiesener Maßen auch seit zig Jahren unterstützt.

        • @Henriette Bimmelbahn:

          Und daher ist niemand verantwortlich an dieser Katastrophe, außer der Hamas und dem Iran?

          Nicht die Soldaten dort, die zumindest in die Luft, wenn nicht auch auf Menschen geschossen haben, und damit die Stampede angeheizt haben?

          Nicht die Fahrer der LKWs, die die Menschen überfahren haben?

          Nicht diejenigen in der israelischen Regierung bzw der IDF, welche für die seit Monaten stattfindende Unterversorgung Gazas mit Lebensmitteln durch die Sperrung der Grenzübergänge und das Blockieren von Hilfslieferungen sowie das Diskreditieren der UNRWA, die ja bedingt helfen könnte, verantwortlich sind?

          • @EffeJoSiebenZwo:

            Wie Normalo schreibt, von "niemand ist verantwortlich" war nicht die Rede. Hauptverantwortlich sind die, die den Krieg begonnen, für die Zivilbevölkerung keinerlei Schutzeinrichtungen geschaffen und Hilfslieferungen durch Diebstahl - es sollen ca.60% der Hilfslieferungen sein -zusätzlich verknappt haben.



            Die von Ihnen erwähnte UNRWA hat sich selbst diskreditiert.

          • @EffeJoSiebenZwo:

            Keiner der Vorposter hat von einer ALLEINverantwortlichkeit gesprochen. Es ist nur auffällig, dass all Jene, die sich lautstark israelkritisch um das Wohl der Bewohner des Gazastreifens sorgen, so GAR KEINE Anstalten machen, mal diese massiv beteiligten Oberzündler in ihre Tiraden einzubeziehen.

            Hab gerade heute wieder den Anheizerparolen einer "Free Palestine"-Demo zuhören dürfen. Jede einzelne von denen hätte inhaltlich auch gegen das Hamas-Regime gerichtet sein können. Aber man käme besser nicht auf die Idee, die Demoteilnehmer darauf hinzuweisen.

            • @Normalo:

              'Keiner der Vorposter hat von einer ALLEINverantwortlichkeit gesprochen.'

              So kann man es auch ausdrücken.

              Die beiden haben bei einem Artikel, bei dem es um eine Katastrophe mit mehr als hundert getöteten und mehreren hundert verletzten Menschen geht, darüber geschrieben, dass das alles doch irgendwie in der Verantwortung des Irans und der arabischen Anrainerstaaten liegt ('Es ist unerträglich, das Leid der Palästinenser zu sehen, verursacht durch die Politik der umliegenden Staaten und des IRAN.'). Die Rolle der IDF wurde dabei komplett ignoriert.

              Das fand nun ich auffällig einseitig, deshalb der Begriff der Umdeutung.

              • @EffeJoSiebenZwo:

                Wer ohne Auslassungen von Verantwortlichen ist, werfe den ersten Stein, würde ich sagen.

                • @Normalo:

                  Darauf können wir uns einigen 👍🏻

  • Ich wüsste nicht was gegen eine sofortigen permanenten Waffenstillstand sprechen soll. Die Hamas kann man nicht besiegen, es ist eine Idee und keine Armee. Die rechtsradikale israelische Regierung ist selbstzerstörerisch, bei dieser Politik wird sich 7/10 wiederholen. Deutschland muss endlich aufhören diese Regierung durch Waffenlieferungen zu unterstützen und stattdessen die israelische Opposition fördern.

    • @elma:

      Ach so, die „rechtslastige israelische Regierung“ ist das Problem. Und ich dachte schon die Geiselgangster aus Gaza hätten einen erheblichen Anteil an der jetzigen Situation.

      • @vieldenker:

        Vielleicht hat ja mehr als eine Seite einen Anteil am Konflikt? Die Konrad Adenauer Stiftung hat im Januar 23 noch geschrieben, dass die Restriktionen gegen das palästinensische Volk die Jugend radikalisiert. Das Israel militärisch agiert ist Folge von Angriffen, die meisten selbst (von der anderen Seite) als Vergeltung zählen.

        Oder anders, wie schafft man Akzeptanz für die jeweils andere Seite, wenn jeder Verluste von Bekannten, Dingen oder seiner Würde durch die andere Seite zu beklagen hat?

        • @Littleneo:

          Das glaube ich nicht, auch wenn es die Konrad Adenauer Stiftung schreibt.



          Die Verantwortlichen für die fehlende Akzeptanz der israelischen Seite sitzen bei der UN. Genauer: bei ihrer Unterorganisation UNRWA. Diese Organisation betreibt mit dem Großteil ihrer Mittel, ca. 60%, Schulen, die nichts anderes sind als Brutstätten des Hasses. SEIT DREI GENERATIONEN! www.juedische-allg...n-weit-verbreitet/



          Wer so aufwächst, wird keine Akzeptanz für die Gegenseite entwickeln können.

        • @Littleneo:

          Natürlich haben Viele mit ganz eigenen Interessen einen Anteil am Fortbestand des Konflikts. Aber die aktuelle Eskalation geht ganz eindeutig auf das Konto der Tunnelkrieger - und der Unfähigkeit der arabischen Welt adäquat einzugreifen.

  • Hier der Link zur heutigen Bundespressekonferenz, wo zwischen 11:30 und 38:00 das Thema behandelt wird.

    Die Regierungssprecher verbitten sich die Bezeichnung der "Vorfälle" von Donnerstag als "Massaker":

    www.youtube.com/watch?v=iOuXkST8N5o

    • @Uns Uwe:

      New York Times und BBC verify berichten hingegen das das Video der IDF geschnitten wurde und zumindest ein entscheidener Teil fehlt nämlich der Zeitpunkt bevor die menschen in Panik fliehen, so wie komplett der Ton fehlt. Sie forderten die Herausgabe des Originals was bisher verweigert wurde. Es gab Berichte von Ärzte aus den umliegenden Krankenhäusern das der überwiegende Teil der verwundeten Schußwunden aufwiesen. Wenn man denen nicht glauben will, die UN hat ein Team hingeschickt und dies bestätigt. Auch Euro-Med Human Rights Monitor konnte das durch Mitarbeiter vor Ort bestätigen. Auch konnten die beiden oben genannten Newsorganisationen ein Video verifizieren das vor Ort gemacht wurde in dem eindeutige Schüsse zu hören sind und sogenannte tracer rounds zu sehen sind, die laut diesen Berichten von einem israelischen MilitärPosten abgeschossen wurden und zur Markierung von Zielen dienen.

  • > wegen genau dieser unkontrollierbaren Menschenmengen, Chaos bei der Essensverteilung, Überfällen auf Hilfskonvois und Plünderungen

    Wodurch ändert ein Waffenstillstand etwas an diesen Problemen?

    Wenn das die Probleme ist, müsste dann nicht eher die Israelische Armee verpflichtet werden, die Essensverteilung zu schützen und auch zu organisieren?

    Der Internationale Gerichtshof hat Israel verpflichtet, einen Völkermord in Gaza-Streifen zu verhindern. Damit wäre es konsequent, wenn Israel das auch organisieren würde — und eben nicht die Hilfsorganisationen.

    Eine gute Versorgung direkt durch die Israelische Armee könnte auch helfen, den Hass zumindest zu reduzieren.

  • Der Geiselterror geht jeden Tag weiter. Seit dem 7. Oktober sind Geiseln in den Händen der Hamas. Gott allein weiß, wie es ihnen geht. Es ist das Schlimmste zu befürchten. Für den Rest ihres Lebens traumatisiert sind sie jetzt schon. Der erste Geisel-Deal vom letzten Herbst zeigt, dass die Hamas nur unter maximalem Druck überhaupt bereit ist, irgendjemanden freizulassen. Dazu gehört auch, dass ein Waffenstillstand von Israel nur dann akzeptiert werden kann, wenn auch die Geiseln eine Perspektive haben. Alles andere spielt direkt in die Händer der Hamas, die ja auch das Leid der Zivilisten von Gaza instrumentalisiert. Auch sie sind letztlich Geiseln der Hamas - aber hätten durchaus die Chance gegen die Hamas zu rebellieren, wenn sie nur wollten!

    • @Winnetaz:

      Wieviel haben hier in Deutschland gegen die Diktatur in der DDR gekämpft? ich bin in der DDR groß geworden. Haben sie das Gleiche gesagt, die im Osten könnten ja durchaus rebellieren wenn sie nur wollten? Was ist denn mit denen geschehen die das gemacht haben?

    • @Winnetaz:

      Niemand streitet das Leid der Geiseln ab, nur rechtfertigt es nicht die Augen vor allem anderen zu verschließen. Traumatisierungen sind schlimm. Der Begriff Gaza Syndrom erläutert sehr gut, was mit traumatisierten Menschen passiert.

    • @Winnetaz:

      Ja, wenn Sie es nur wollten. Und wenn diese Rebellen kein Brot haben, das ihnen Kraft für diese Rebellion gibt (neben Waffen usw), dass solln sie halt Kuchen essen, oder?

      Ich wundere mich immer mehr über die Realitätsverweigerung hier.

      • @EffeJoSiebenZwo:

        ..."Ich wundere mich immer mehr über die Realitätsverweigerung hier..." da wundern Sie sich noch? Ich kann darauf nur antworten...



        „Gehe hundert Schritte in den Schuhen eines anderen, wenn Du ihn verstehen willst“. Das ist ein indianisches Sprichwort – und tatsächlich: Die Vorstellung, ganz konkret an der Stelle, in der Situation eines anderen zu stehen und zu handeln, lässt unterschiedliche Perspektiven erfahrbar werden. Und das ist für mich die Ebene, die zu Annäherung führt.

  • Wenn die Hamas endlich die Geiseln freilassen würde und sich ergibt, hätte Israel keine Legitimation mehr für das überharte Vorgehen in Gaza. Neben der Verantwortung Israels für die Lage in Gazastreifen muss endlich auch mal die Handlung der Hamas in den Mittelpunkt.

    Aber anscheinend ist der Hamas das Leiden der Menschen weniger wichtig als ihr Feind Israel.

    Würde die Hamas sich endlich ergeben und die Geiseln freilassen wäre Israelis Ziel von jetzt auf gleich erledigt und es gebe keine Legitimation mehr für Kämpfe in Gaza. Zusätzlich wäre der internationale Druck enorm die Kampfhandlungen sofort einzustellen.

    Es wäre so einfach Leid zu verhindern. Aber die Hamas will hakt nicht. Und deshalb will Israel nicht. Bitter.

    • @Müller Christian:

      Ich finde es traurig, das immer wieder erklären zu müssen, aber Israel ist - auch wenn Hamas sich nicht ergibt - an das humanitäre Völkerrecht gebunden, wozu auch gehört, die Versorgung der Zivilbevölkerung zu ermöglichen. Sofern das nicht geschieht, ist das (mindestens) ein Kriegsverbrechen - das man nicht mit einem Euphemismus wie "überhartes Vorgehen" kleinreden kann. Auch ein Kriegsgebiet ist kein rechtsfreier Raum.

      • @O.F.:

        "Ich finde es traurig, das immer wieder erklären zu müssen, aber Israel ist - auch wenn Hamas sich nicht ergibt - an das humanitäre Völkerrecht gebunden"



        Völlig richtig.



        Der Knackpunkt dieser Gespräche ist allerdings leider, dass bei diesen Erklärungen (nicht unbedingt Sie persönlich, sondern fast immer) in der Regel der Hinweis fehlt, dass das eigentlich auch für die Hamas gilt. Das schafft einen Eindruck von einseitiger Parteinahme, der dann quasi automatisch widersprochen wird.



        Und so dreht sich das Gespräch weiter und weiter...