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Jüdische Studierendenunion„Die Linke hört nicht auf die Betroffenen“

Ron Dekel ist Präsident der Jüdischen Studierendenunion. Hier spricht er über Die Linke und ihren Versuch, Antisemitismus „wegzudefinieren“.

Ron Dekel ist Präsident der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands Foto: Nicholas Potter
Nicholas Potter
Interview von Nicholas Potter

taz: Herr Dekel, Sie wurden im März zum neuen Präsidenten der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands (JSUD) gewählt. Ihre Vorgängerin Hanna Veiler hat nach der Bundestagswahl gesagt, dass sie nach dem starken Abschneiden der AfD Deutschland erst mal verlässt. Haben Sie auch darüber nachgedacht?

Ron Dekel: Ich persönlich nicht. Deutschland ist eine wehrhafte Demokratie, aber dafür müssen wir auch einstehen. Und das ist genau der Grund, warum ich mich für dieses Amt habe aufstellen lassen. Weil ich fest davon überzeugt bin, dass wir eine Wende schaffen können – sowohl mit der AfD, die wir sehr besorgt beobachten, als auch mit Parteien wie Die Linke, die sich jetzt auch vermehrt antisemitisch äußern, auch auf Spitzenebene. Ohne die beiden gleichsetzen zu wollen. Aber die Entscheidung von Hanna kann ich nachvollziehen, auch wenn ich das Interview mit der Jüdischen Allgemeinen, in dem sie das sagte, ein bisschen anders gelesen habe.

taz: Inwiefern?

Dekel: Wenn man als jüdische Person so aktiv und öffentlich präsent ist wie Hanna, dann ist es klar, dass man darüber nachdenkt. Es reicht eigentlich schon, jüdisch zu sein und ein Instagram-Account zu haben. Man wird ständig angefeindet. Hanna hat inzwischen klargestellt, dass das nicht heißt, dass sie Deutschland für immer verlassen möchte. Und dass das Wahlergebnis damit zu tun hat, aber nicht ausschließlich.

Im Interview: Ron Dekel

ist 2002 in Nordrhein-Westfalen geboren und in Israel aufgewachsen. Seit 2011 lebt er in Deutschland. Er studiert Politikwissenschaft an der LMU München.

taz: Haben Sie Angst, als junge jüdische Person nun auch im Rampenlicht zu stehen?

Dekel: Nein, Angst nicht. Aber es ist eine sehr bewusste Entscheidung, sich öffentlich zu positionieren. Und es ist erschreckend zu sehen, was meine beiden Vorgängerinnen alles an Hass und Hetze erdulden mussten. Umso wichtiger ist es aber seit dem 7. Oktober geworden, sich sichtbar zu zeigen und auch eine laute Stimme zu sein, um klarzumachen, was Jüdinnen und Juden brauchen.

Antisemitismus wird immer dann kritisiert, wenn es ins eigene Narrativ passt

taz: Nachdem das Interview mit Veiler erscheint, postet Die Linke auf Social Media einen Beitrag mit einem Foto von ihr, die Parteiführung sei bestürzt, heißt es dazu. Nach Kritik wird der Beitrag gelöscht, Veiler fühlte sich instrumentalisiert. Auch die Linke sei „Teil des Problems, das viele junge jüdische Menschen dazu bewegt, das Land zu verlassen“, schrieb sie. Sehen Sie das auch so?

Dekel: Das ist genau das, was wir als JSUD seit Jahren ansprechen. Antisemitismus wird von Parteien und Organisationen immer dann kritisiert, wenn es ins eigene Narrativ passt. Währenddessen fallen Aussagen von Jan van Aken zu den Bibas-Geschwistern, die schockierend sind. Er wisse nicht, wie die Geiseln in Hamas-Gefangenschaft umgekommen seien. Heidi Reichinnek hat früher Aufsätze darüber geschrieben, warum man mit Islamisten „auf Augenhöhe“ sprechen müsse. Und Ferat Koçak läuft auf antisemitischen Demos mit. Die Probleme innerhalb der Partei sind so offensichtlich.

taz: Die Linke hat auf ihrem Parteitag im Mai die Jerusalem Declaration (JDA) zu Antisemitismus angenommen. Auch die JSUD hat die Entscheidung scharf kritisiert. Warum?

Dekel: Wir haben den Beschluss kritisiert, weil die JDA eine Definition ist, die das größte Problem, das Jüdinnen und Juden – insbesondere jüdische Studierende – derzeit haben, den israelbezogenen Antisemitismus, nicht ausreichend erfasst. Besonders nach dem 7. Oktober, seitdem diese Form des Judenhasses auf dem Campus allgegenwärtig ist, ist das fatal und lässt uns im Stich. Ein weiteres Problem, das ich mit dem Beschluss sehe, ist, dass die Linke, die – wie bereits erwähnt – ein massives Antisemitismusproblem in den eigenen Reihen hat, dieses einfach wegdefiniert, anstatt Antisemitismus konsequent zu bekämpfen.

taz: Diverse Po­li­ti­ke­r*in­nen der Linken argumentieren, dass die Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) eine Kritik der israelischen Kriegsführung verunmögliche …

Dekel: Wenn sie das tun, dann zeigen sie, dass sie sich mit dem Thema unzureichend beschäftigt haben. In der IHRA-Definition steht ganz explizit, dass Israel kritisiert werden kann, ohne dass das antisemitisch ist. Es wird lediglich eine klarere Grenze gezogen. Die Linke, die sich sonst als Beschützerin von Minderheiten darstellt, hört hier nicht auf die Betroffenen. Fast alle ernst zu nehmenden internationalen und deutschen jüdischen Organisationen stellen sich klar hinter die IHRA. Ganz abgesehen davon stellt sich die Partei mit dieser Entscheidung gegen eine klare Mehrheit international anerkannter Antisemitismus-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler, die die IHRA als die bessere Antisemitismusdefinition ansehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei anderen Minderheiten vergleichbare Diskussionen über die Definition ihrer Diskriminierung gibt.

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Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

taz: Auch andere Parteien versuchen, Jüdinnen und Juden politisch instrumentalisieren. Eine „jüdische Aktionswoche“ der CDU sorgte 2020 für Kritik. Wie gehen Sie damit um?

Dekel: Es ist schwierig. Natürlich will man mit allen demokratischen Parteien reden, gleichzeitig muss man aufpassen, dass man nicht nur eingeladen wird, damit sie ein Foto machen und am Ende sagen können, „wir haben mit einem Juden geredet, wir sind eine judenfreundliche Partei“.

taz: Und mit der AfD?

Dekel: Sowohl wir als auch der Zentralrat der Juden in Deutschland haben einen Unvereinbarkeitsbeschluss zur AfD. Das heißt, dass wir mit der AfD und auch mit den Juden in der AfD nicht kooperieren. Angesichts der aktuellen Entwicklungen müssen wir ganz genau überlegen, wie wir mit anderen Parteien umgehen möchten. Was für uns ganz klar ist: Wir werden mit Menschen, die Israel das Existenzrecht absprechen, auch nicht kooperieren.

taz: Das Erstarken der AfD besorgt viele junge Jüdinnen und Juden in Deutschland. Aber was macht der Rechtsruck in Israel mit Ihnen? Benjamin Netanjahu regiert mit Rechtsradikalen, der Krieg in Gaza wird brutal fortgesetzt. Beeinträchtigt das Ihr Gefühl von Israel als letzter Zufluchtsort?

Dekel: Ich bin in Israel aufgewachsen, schaue aber mit großer Sorge auf die politischen Entwicklungen im Land. Trotzdem bleibt Israel ein Zufluchtsort. Gerade angesichts des Aufstiegs der AfD in Deutschland und der Empathielosigkeit großer Teile der Zivilgesellschaft in Deutschland nach dem 7. Oktober. Dass so viele Israelis auf die Straße gehen, um gegen diese Regierung zu protestieren, dass sich so viele Menschen jeden Schabbat am Platz der Geiseln in Tel Aviv versammeln, um die sofortige Freilassung der Geiseln zu fordern, das gibt mir Hoffnung.

taz: Wie haben Sie die Zeit seit dem 7. Oktober an den Unis erlebt?

Dekel: Es war einfach krass. Seit dem 7. Oktober kommt es regelmäßig zu verbalen Auseinandersetzungen und Beschimpfungen gegen jüdische Studierende. Ich studiere in München, da hängen „Intifada“-Plakate vor der Uni. Das antiisraelische Protestcamp dort hat mutmaßliche Hamas-Mitglieder eingeladen, um Online-Workshops durchzuführen. Für jüdische Studierende bedeutet diese Radikalisierung wirklich eine Gefahr für Leib und Leben.

taz: Wie bestimmt diese Bedrohungslage Ihren Uni-Alltag?

Dekel: Manche jüdische Studierende meiden den Campus komplett. Andere belegen ihre Vorlesungen so, dass sie nicht an den viel besuchten Standorten stattfinden. Man schränkt sich danach ein, wo man sich überhaupt noch sicher fühlt. Unsere Veranstaltungen mussten schon vor dem 7. Oktober unter Schutz stattfinden, jetzt umso mehr. Die Sicherheitskosten müssen wir immer mitbedenken, egal bei welchem Event.

taz: Die verheerenden Bilder aus Gaza emotionalisieren, manche Studierende haben auch familiäre Bezüge zu den palästinensischen Gebieten. Können Sie verstehen, dass sie an den Unis gegen diesen Krieg protestieren wollen?

Dekel: Ich spreche niemandem das Recht ab, gegen diesen Krieg zu protestieren. Auch in der jüdischen Community gibt es viele Menschen, die auf die Straße gehen, um einen Waffenstillstand zu fordern. Was ich nicht verstehen kann, ist, wenn sie sich einer gewaltvollen, antisemitischen Sprache bedienen. Seit dem 7. Oktober ist das einfach regelmäßig der Fall. Und dafür habe ich kein Verständnis.

taz: Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung, hat neulich gefordert, dass der Verfassungsschutz auch an Unis eingesetzt werden soll. Finden Sie das richtig?

Dekel: An Universitäten sehen wir aktuell eine deutliche Radikalisierung junger Menschen. Islamistischer Terror wird verherrlicht. Jüdische Studierende werden bedroht oder sogar angegriffen. Wenn das kein Fall für den Verfassungsschutz ist, weiß ich auch nicht mehr. Gleichzeitig sind in einer Demokratie Freiheitsrechte wichtig, es muss abgewogen werden. Aber die aktuellen Zustände dürfen nicht einfach so weitergehen. Ich wünsche mir, dass man klare Regelungen schafft, damit Jüdinnen und Juden sich endlich wieder sicher am Campus fühlen.

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16 Kommentare

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  • Ron Dekel: "Fast alle ernst zu nehmenden internationalen und deutschen jüdischen Organisationen stellen sich klar hinter die IHRA."

    Damit schließt er viele linke Jüdinnen und Juden aus der Debatte aus als "nicht ernst zu nehmen".

    Die JDA ist differenzierter und intelligenter. Sie bringt wenigstens eine schon sehr gute Definition von Antisemitismus:

    "Es ist rassistisch, zu essentialisieren (eine Charaktereigenschaft als angeboren zu behandeln) oder pauschale negative Verallgemeinerungen über eine bestimmte Bevölkerung zu machen."

    "Das Spezifikum des klassischen Antisemitismus ist die Vorstellung,



    Jüd:innen seien mit den Mächten des Bösen verbunden."

    www.jerusalemdecla...ads/JDA-German.pdf

    In der IHRA dagegen:

    "Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann."

    holocaustremembran...ion-antisemitismus

    Und dies ist eben oberflächlich, Hass ist nicht das Besondere von Antisemitismus, sondern das Allgemeine, das es mit anderen Diskriminierungen gemeinsam hat.

    Ohne ein gutes theoretisches Verständnis geht es nun mal nicht.

  • Bei so "heißen" Konflikten sollte jeder so präzise argumentieren, wie möglich.

    Wenn es also um Kritik am Gazakrieg geht, nicht "Israel", sondern "Netanjahus Regierung" als Verantwortliche nennen.



    Und andersrum: wenn es um den 7. Oktober geht, verantwortlich ist "die Hamas" und nicht "die Palästinenser".

    Das ist doch ganz simpel und sollte jeder befolgen können. Und trotzdem lese ich immer wieder diese Verallgemeinerungen. Nicht hier in diesem Artikel, aber in andern (auch in der taz), die zum Thema veröffentlicht werden.

    Bei den Antisemitismus-Definitionen sollte die bevorzugt werden, die präziser ist und sich schlechter instrumentalisieren lässt. Leider gibt es da verschiedene Ansichten, weshalb ich mir hier noch kein abschließendes Urteil zutraue.

  • Es gibt sicher Vieles von Herrn Dekel was ich sofort unterschreiben kann. Allerdings nicht auf die Kriegsführung Israels in Gaza einzugehen finde ich schade, diese kann man auch als Jude verurteilen, ohne das Grauen des 7. Oktober zu relativieren.

  • Ich finde es ehrlich gesagt etwas nervig, dass in diesem Zusammenhang immer von "die Linke" in ihrer Gesamtheit geredet wird, als wären alle Linken-Mitglieder Antisemiten, was de Facto flasch ist. Wenn ein Ralf Stegener nach Russland fliegt sagt man auch nicht "die SPD" ist russlandfeundlich und wenn ein Jens Spahn sagt, man müsse mit der AFD zusammenarbeiten, dann sagt man auch nicht "die CDU" ist rechts, also was soll das?

  • Es ist schlimm, wie krass Linke gegen Juden hetzten...viele linke Jugendliche sind eigentlich kleine Nazis. Ich weiß echt nicht mehr weiter. So viel Hass hatte ich unter Linken nie erlebt. Keine Solidarität. Keine Differenzierung.

  • Das ganze Problem ist nicht neu: Jedes Mal, wenn sich Israel im Krieg gegen Nachbarn befand, vermischte sich in Europa die Kritik am Verhalten des Staates Israel mit antisemitischer Agitation. Die Parteinahme für Palästina und der Hinweis auf die Verletzung von Menschenrechten auf palästinensischer Seite ist dabei ständiges Narrativ, wobei der Terror gegenüber Juden und den Einwohnern Israels regelmäßig kleingeredet oder sogar verschwiegen wird. Das läuft seit mindestens 50 Jahren mit immer denselben Mustern. Es tut dann wirklich weh, wenn man wieder von einem gezielten Attentat wie dem gestrigen in Washington D.C. hören muss, das diesem blinden Hass auf Israel und Jüdinnen und Juden geschuldet ist.

  • Frage.



    Welchen Zweck hat der unbedingte Wille zu polemischer Demagogie. Nehme im Ergebnis nur wahr, dass dabei gar nicht zu unterscheiden ist, ob das demagogische Argument im wesentlichen aus der eigenen polemischen, demagogischen Haltung gespeist ist und so der Analyse nach eine Projektion aus eigenem Denk-. Fühl- und Haltungsmuster. Oder ob die Polemik tatsächlich Wahres, Emanzipatives über denjenigen aussagt, den man als Feind, als Gegner mit seiner Polemik überzieht.

    Jan van Aken ist weder auch nur dem Anschein nach ein Verbündeter der Hamas, noch kann man ihm vorwerfen den Terrorangriff vom 7. Oktober "zu relativieren", noch lässt er -wie DIE LINKE- einen Zweifel daran, das Geiselnahme, töten von Geiseln ein Verbrechen ist, das die Hamas verantwortet.



    Gaza ist und wird weiter buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht. Man darf sich zu Recht mit dem gesellschaftlichen Widerstand Israels verbunden fühlen, der dies weder für Geisel-Befreiungs-Praxis hält, noch für die legitime, oder auch nur durchhaltbare Existenzgrundlage des Staates Israel vor dem Urteil der Menschheitsgeschichte.

    Die israelische Armee tötete bereits...versehentlich...Geiseln.



    Keine Polemik. Tatsache.

  • Leider wurde nicht wirklich herausgearbeitet was jetzt wirklich die Kritik an den Linken ist außer dass sie antisemitisch seien weil sie die JDA anstatt der IHRA unterstützen. Es wird gesagt, dass dass die JDA nicht ausreichend ist aber bleibt dabei schwammig. Schade.

  • " Empathielosigkeit großer Teile der Zivilgesellschaft"



    Ehrlich gesagt bin ich aber auch schockiert über die Empathielosigkeit großer Teile der israelischen Zivilgesellschaft, wenn ich die Bilder von sterbenden Kindern im Gazastreifen sehe, die vollständig verbombte Infrastruktur der Krankenhäuser, der Hungersnot und den Krankheiten der Kinder und Mütter.



    Ja, die Hamas ist eine Verbrecherorganisation die beliebig hart bekämpft werden sollte, aber nicht auf Kosten unschuldiger Kinder.



    Bin ich jetzt nach ihrer Definition ein Antisemitisch, weil ich dies kritisiere?

  • Da scheint mir einiges durcheinander.



    Das Existenzrecht Israels sollte klar sein. In welchen Grenzen ist dagegen offen: Die der UNO von 1947, die durch Militärgewalt dann noch erweiterten von 1949, die durch weitere Militäreinsätze von 1967? Gelten UN-Resolutionen hier eigentlich, wenigstens die von 1967ff.?



    Was hat das mit Antisemitismus zu tun? Richtig: gar nichts. Es wäre im Gegenteil seltsam, wenn Extra-Regeln gälten.



    Tipp: Nehmen Sie Marokko & Westsahara als Prüfstein (in beide Richtungen). Auch dort wird völkerrechtswidrig besetzt, schikaniert, werden Rohstoffe und Grund geraubt.

    Definitionen: beide haben ihren Punkt - und sind nicht ganz scharf. Wir sollten Israel eben nie als Tarnung für Antijudaismus nehmen, weder im Positiven noch im Negativen.



    Nein, das ist nicht das einzige böse Land derzeit. Putinrussland, Marokko, ... Sie finden einiges.



    Manche verstecken indes ihre Ressentiments unter einer Überunterstützung Israels, um etwa schlechtes Gewissen zu übertönen oder umso hemmunsgloser über Muslime herziehen zu "dürfen". Nein, auch das bitte nicht.



    Die saubere Trennung Netanyahu-Israel-Juden empfehle ich.



    Und klare Solidarität gegen alle Diskriminierung zugleich.

  • Mit Islamisten auf Augenhöhe reden, Hamas-Mitglieder zu Workshops einladen, offene Kumpanei mit Antisemiten. Die Linke schafft sich selbst ab.

    • @BrendanB:

      die einzigen, die ich kenne, die tatsächlich mit islamisten auf augenhöhe reden wollen, sind die mitglieder der aktuellen dt. bundesregierung und ihrer vorgängerregierung, die mit vertretern der taliban verhandeln, um afghanistan zum sicheren erklären zu können, damit wieder menschen dorthin abgeschoben werden können. oder sich über den sieg der islamisten in syrien freuen, weil auch dahin wieder abgeschoben werden soll. unser ex-wirtschaftsminister, wenn er mit den hamas-finanzierern in katar einen lng-deal aushandelt, um deutsche interessen zu schützen. vor diesem hintergrund wirken die kampagne des rechten tagesspiegels gegen reichinek und der groteske versuch, das spitzenpersonal der linken zu antisemit*innen umzudefinieren, nur noch grotesker

    • @BrendanB:

      "....offene Kumpanei mit Antisemiten. Die Linke schafft sich selbst ab."



      Nein, ich befürchte leider nicht! Sie hat für diese Haltung bereits eine Menge Anhänger und wird weitere dafür begeistern.

  • Ein lesenswertes Interview mit sehr vielen Punkten, die ebenso treffend wie auch bestürzend sind.

  • Linke hören nur das was sie hören wollen. Das sieht man klar wenn Sie sagen sind für Vielfalt und Demokratie. Außer es geht gegen Juden und gegen Rechts dann ist die Vielfalt und Demokratie nicht mehr so wichtig. So lange das ist, ist die Linke unwählbar und unglaubwürdig. Da können anderer politischen Richtungen tun was Sie wollen, die Linke ist da nicht besser

  • Die Linke hat jetzt einen neuen Kolonialismus-etc.-Feind gefunden, sehr schön Identitätspolitisch, gut und böse stehen fest. Ich könnte noch als in Berlin tätiger Arabisch-Dolmetscher einiges schreiben, lasse es aber, hat sowieso keinen Sinn. Als ostzonale schwule Rotsocke fällt mir bei Vielem nichts mehr ein.