Jüdische Aktionswoche der CDU: Komm, wir spielen Juden!

Mit der Aktion „Von Schabbat zu Schabbat“ will die CDU jüdisches Leben abbilden. Doch Jüdinnen und Juden sind nur Projektionsfläche deutscher Folklore.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer lacht.

Das Gegenteil von Gut ist Gut gemeint: Kramp-Karrenbauer fantasierte jüdisches Leben herbei Foto: Metodi Popow/imago

Die CDU spielt seit Beginn dieser Woche das Judentum nach. Ein paar CDU-Politiker:innen, jüdisch-religiöse Symbole und die Fähigkeit, „Schabbat Schalom“ in eine Kamera zu sprechen, mehr braucht es dafür nicht. „Von Schabbat zu Schabbat“ heißt die sogenannte Aktionswoche der CDU, mit der die Partei, so steht es auf ihrer Website, „jüdisches Leben in seiner Vielfalt“ abbilden will.

In einer Fotoserie präsentiert Annegret Kramp-Karrenbauer, wie sie eine Chanukkia in der Hand halten kann. Silvia Breher verkleidet sich für Purim. Und Stefan Evers, der toppt alles, lässt sich mit Kippa, Tallit und Gebetbuch ablichten. Jüdisches Leben, wie es sich die CDU herbeifantasiert.

In Deutschland haben leider viele – und dazu zählen nicht nur CDU-Politiker:innen – ein ziemlich schräges Bild von Jüdinnen:Juden. In ihrer Vorstellung läuft der fantasierte Jude die meiste Zeit seines Tages mit Kippa herum, er hat eine Davidsternkette um den Hals hängen, und unterm Arm trägt er ständig eine Chanukkia durch die Gegend. Dieser Fantasiejude lauscht am Abend seiner liebsten Klezmerband und ernährt sich, eh klar, nur koscher.

Schräg ist dieses Bild deshalb, weil es nicht annähernd etwas mit den vielen Realitäten jüdischen Lebens in Deutschland zu tun hat. Ein paar Fantasiejuden mag es geben, ja.

Säkulare kommen nicht vor

Wer in der Aktionswoche aber nicht auftaucht, das sind die Jüdinnen und Juden, die religiös sind, aber kein Teil jüdischer Gemeinden, vielleicht säkular leben und, ja, auch das gibt es, gar nicht deutsch sind.

Jüdinnen:Juden, die russisch sprechen zum Beispiel, aus der ehemaligen Sowjetunion kommen und bis heute den Großteil jüdischer Menschen in Deutschland ausmachen, vergisst die CDU nämlich sehr gerne.

Für die Aktion ist das natürlich völlig egal, um Realität geht es da nicht. „Von Schabbat zu Schabbat“ ist nur eine gängige Inszenierung, in der der Fantasiejude Projektionsfläche für Folklorevorstellungen der Deutschen wird. Man schmückt sich mit ihm, versichert, dass er ganz bestimmt „Teil von uns“ ist. Und sagt damit gleichzeitig: „Teil von uns“ sind nur die Juden, die der Vorstellung der christlichen Mehrheitsgesellschaft entsprechen.

In dem offiziellen Video zur Aktionswoche sagt eine ältere Frau, CDU-Mitglied, sie freue sich darüber, dass die Juden da seien, und wünsche ihnen eine gute Zeit hier. Wenn man ganz böse ist, kann man das so verstehen: Ihr seid hier nur zu Gast, ihr Juden, vergesst das nicht. In diesem Sinne: Schabbat Schalom.

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