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Israelischer Kontaktmann zur Hamas„Bereit, alle Geiseln freizulassen“

Der israelische Ex-Verhandlungsführer Baskin hat direkten Draht zur Hamas. Sie würde alle Geiseln freilassen. Unter einer Bedingung.

Seit fast einem Jahr kämpfen die Angehörigen der Geiseln für einen Deal, der ihre Liebsten nach Hause bringt, hier in Tel Aviv Foto: dpa

taz: Herr Baskin, wie ist der Stand der Verhandlungen um eine Waffenruhe in Gaza?

Gershon Baskin: Der Deal, über den derzeit verhandelt wird, ist schlecht. Er umfasst drei Phasen, in den ersten sechs Wochen soll die Hamas 32 Geiseln freilassen, das israelische Militär aus den bewohnten Gebieten in Gaza abziehen. Netanjahu sagt klar, dass Israel in der zweiten Phase den Krieg wieder aufnehmen könnte. Die Hamas aber unterzeichnet kein Abkommen, das den Krieg nicht beendet. Es sind zweieinhalb Monate ins Land gezogen und die Verhandler sprechen über einen Deal, der weder den Krieg beendet noch alle Geiseln nach Hause bringt. Was zum Teufel tun sie da?

taz: Die USA haben einen neuen Entwurf angekündigt.

Baskin: Einige Sprecher des Weißen Hauses haben einen Plan angekündigt, mit dem alle Geiseln freikommen würden. Das ist der Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Plan. Aber wir wissen nicht, wann sie ihn auf den Tisch legen.

taz: Im Mai haben Sie für zwei Wochen über einen geheimen Kanal mit der Hamas gesprochen. Worüber?

Baskin: Über ein Abkommen, das innerhalb von drei Wochen den Krieg beendet. Hamas lässt alle Geiseln frei, Israel zieht sich aus dem Gazastreifen zurück und gibt eine vereinbarte Anzahl palästinensischer Gefangener frei.

taz: Das sind insgesamt über 9.000. Wie viele könnte Israel im Austausch freilassen?

Baskin: Darüber habe ich mit Hamas nicht gesprochen. Das wird von den Beamten auf höchster Ebene ausgehandelt.

taz: Und die Hamas hat zugestimmt?

Baskin: Ja. Alle Offiziellen wissen nun, dass es die Möglichkeit für ein solches Abkommen gibt: Die israelischen Unterhändler, der Ministerpräsident, der Regierungschef von Katar, der Leiter des ägyptischen Geheimdienstes. US-Präsident Joe Biden, sein Sonderbeauftragter Brett McGurk und der CIA-Chef. Wichtig ist jetzt, dass es den offiziellen Weg geht: Die Israelis müssen über die Vermittler aus Katar und Ägypten fragen, ob Hamas dem Deal zustimmt. Und Hamas muss über diesen Kanal bestätigen, was sie mir bereits gesagt haben.

taz: Sie sind weder Teil des israelischen Verhandlungsteams noch Hamas-Sprecher. Was ist Ihre Rolle?

Baskin: Ich habe seit 18 Jahren Kontakte zur Hamas, zeitweise offiziell von der israelischen Seite beauftragt. Und jetzt, ohne offizielles Mandat, bin ich israelischer Staatsbürger, der versucht zu helfen.

taz: Sie stehen seit Langem in Kontakt mit einem hochrangigen Sprecher der Hamas, Ghazi Hamad. Nach dem 7. Oktober haben Sie einen Brief geschrieben, dass Sie nie wieder mit ihm sprechen werden. Nun haben Sie doch wieder Kontakt zu ihm aufgenommen. Warum?

Baskin: Nachdem ich diesen Brief veröffentlicht hatte, sagte ein guter palästinensischer Freund zu mir, dass der Brief ein Fehler war. Etwa einen Monat später schrieb ich Ghazi Hamad und sagte, dass wir helfen können, Menschenleben zu retten. Etwa drei Wochen später meldete er sich zurück, seitdem sprechen wir wieder miteinander.

Gershon Baskin

Gershon Baskin war Initiator geheimer Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas, mit denen 2011 der entführte israelische Soldat Gilad Schalit freigelassen wurde. Unter Itzhak Rabin war er Berater für den israelisch-palästinensischen Friedensprozess.

taz: Wusste die israelische Regierung von Ihrem geheimen Kanal?

Baskin: Familienangehörige von Geiseln hatten mich gebeten zu prüfen, ob die Hamas zu einem besseren Deal bereit ist. Das habe ich getan. Wann immer ich mit der Hamas in Kontakt stehe, teile ich den zuständigen israelischen Beamten mit, was ich von der Hamas höre und was ich der Hamas sage. Seit Beginn des Krieges haben viele Leute den Unterhändlern in Israel vorgeschlagen, mich einzusetzen. Im Mai haben sie schließlich beschlossen, meine Beteiligung zu formalisieren. Etwa zwei Wochen lang habe ich der Hamas Nachrichten überbracht und Antworten erhalten. Doch dann bekam ich einen Anruf. Ich sollte dringend nach Tel Aviv kommen. Dort sagten sie mir, ich solle sofort aufhören. Das Büro des Ministerpräsidenten bestreitet offiziell, dass ich überhaupt irgendeine Rolle gespielt habe. Meiner Einschätzung nach haben sie Netanjahu nach den zwei Wochen mitgeteilt, dass sie mich aktiviert haben. Und Netanjahu gefiel das nicht.

taz: Warum?

Baskin: Der Grund ist für mich offensichtlich: Netanjahu möchte keine Einigung.

taz: Wie kommen Sie zu dem Schluss?

Baskin: Die Hamas ist bereit, eine Vereinbarung über die Freilassung aller Geiseln innerhalb von drei Wochen zu treffen. Unter der Bedingung, dass der Krieg beendet wird. Das habe ich einem der drei führenden israelischen Verhandlungsführer über Whatsapp geschrieben. Er schrieb zurück: „Der Ministerpräsident weigert sich, den Krieg zu beenden.“ Ich fragte ihn: „Warum haben Sie Angst vor Netanjahu?“ So weit ich weiß, ist Israel keine Diktatur. Es ist die Aufgabe der Verhandlungsführer, der Regierung Optionen und Alternativen vorzulegen und nicht Ja und Amen zum Ministerpräsidenten zu sagen.

taz: Warum machen Sie Ihre Beteiligung öffentlich?

Baskin: Meine Botschaften haben zu nichts geführt, deshalb spreche ich zu den Medien. Zehntausende protestieren in Israel bereits für ein Abkommen. Die israelische Öffentlichkeit hat das Recht zu erfahren, dass die Möglichkeit besteht, alle Geiseln in drei Wochen nach Hause zu bringen. 40.000 bis 50.000 Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen sind getötet worden, die meisten von ihnen unschuldige Zivilist*innen, keine Kämpfer*innen. Der Gazastreifen ist zerstört. 2 Millionen Menschen sind obdachlos, Krankheiten breiten sich aus. Diese menschengemachte Tragödie muss enden.

taz: Wie ist die Haltung des israelischen Verhandlungsteams?

Baskin: Ich weiß es nicht. Sie sprechen nicht öffentlich. Als Beobachter kann ich sagen: Ich respektiere die drei Verhandlungsleiter. Aber ich verstehe nicht, warum sie weiterhin über ein Abkommen verhandeln, von dem sie wissen, dass sie es nicht erreichen können. Als der Mossad-Offizier David Meidan 2011 den Auftrag bekam, die Verhandlungen zu Gilad Schalit zu leiten, hat Netanjahu ihm gesagt: „Bring ihn nach Hause.“ Ich weiß, dass Netanjahu in den elf Monaten dieses Krieges kein einziges Mal zu seinen Unterhändlern gesagt hat: „Bringt sie nach Hause.“

taz: Netanjahu sagt, der kritische Punkt sei der Philadelphia-Korridor. Was halten Sie davon?

Baskin: Das ist Blödsinn. Es ist eine erfundene Geschichte. Nach Berichten von Militärkorrespondenten in Israel hat die Armee keinen einzigen Tunnel gefunden, der den Philadelphia-Korridor durchdringt und auf die ägyptische Seite führt. Der Philadelphia-Korridor besteht aus einer 14 Kilometer langen Straße, einem Zaun und Mauern, und er muss gesichert werden. Aber er kann von der ägyptischen Seite aus gesichert oder von den USA überwacht werden. Die Hamas hat mir gesagt, dass es eine ägyptische Entscheidung ist und sie sich nicht einmischen werden.

taz: Wer kann noch Druck auf Netanjahu ausüben?

Baskin: Die israelische Öffentlichkeit muss sagen: „Es reicht.“ Wir wollen, dass die Geiseln nach Hause kommen und dieser Krieg beendet wird. Und US-Präsident Joe Biden. Er kann jetzt freier agieren, weil er nicht zur Wiederwahl antritt.

taz: Die USA sagen, der nächste Vorschlag sei der letzte.

Baskin: Wenn sie es ernst meinten, würden sie nicht einfach sagen: „Friss oder stirb.“ Sie würden aufhören, diesen Krieg zu schüren. Sie würden sagen: „Wir werden euch keine Bomben mehr liefern, die ihr auf Gaza abwerfen könnt.“ Sie würden im Sicherheitsrat für einen Waffenstillstand stimmen und kein Veto einlegen.

taz: 2011 halfen deutsche Vermittler maßgeblich, einen Gefangenenaustausch zu erreichen.

Baskin: Es gab einen hochrangigen deutschen Geheimdienstoffizier, Gerhard Conrad. Er spricht Arabisch, kennt die Kultur, hatte Beziehungen zur Hisbollah und entwickelte Beziehungen zur Hamas. Er hat das Abkommen zwischen Israel und der Hisbollah geschlossen und damit den Grundstein für ein Abkommen mit der Hamas gelegt. Auch wenn er am Ende mit der Hamas weniger erfolgreich war. Seine Methode war zu deutsch für den damaligen Verhandlungsführer der Hamas. Sie haben ihn nicht verstanden. Der damalige Chef des Militärkommandos der Hamas, Ahmed Jabari, sagte Conrad schließlich, er solle gehen und nie wiederkommen.

taz: Warum ist Deutschland heute nicht aktiv in die Verhandlungsteams eingebunden?

Baskin: Ich habe mich erkundigt, ob es irgendeine Möglichkeit gibt, dass die Deutschen helfen können. Mir wurde gesagt, dass sie einfach niemanden mehr im Geheimdienst haben wie Gerhard Conrad.

taz: Es ist weniger eine politische als eine personelle Frage?

Baskin: Ja. Es ist normalerweise eine personelle Angelegenheit. Conrad war eine sehr spezielle Person. Er verstand die Sprache, die Kultur und die Mentalität. Die Regierung unter Angela Merkel ließ Conrad damals freie Hand. Sie gab ihm alle nötigen Mittel, wie einen Privatjet und ein komplettes Team. Heute ist das anders.

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46 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Die zentrale Aussage ich für mich nicht die Frage, ob und wie ein Geiseldeal zustande kommt - sondern diese Passage, ob man miteinander (noch/wieder) spricht. Das sollten sich einige in Deutschland man zu Gemüte führen, mit dem man als israelischer Staatsbürger so alles spricht - wenn es mal wieder darum geht, mit dem man nicht sprechen solle (Taliban, AfD, Assad, Putin... symathisch ist davon niemand)

  • Danke für dieses Interview und die Aktivitäten des Herrn Gershon Baskin •



    Masel tov

  • Sehr interessanter Bericht, danke. Der Kern der Sache, dass Mafia-Bibi kein Kriegsende will und ihm die Geiseln (willkommene?) Bauernopfer sind, ist erneut bestätigt.

  • Die Frage ist auch, welche Gefangenen freigelassen werden sollen. Sollen die Mörder vom 7.10. freigelassen werden?

    Oder andere Mörder?

    Einer der Organisatoren des 7.10. wurde genau so freigepresst. Und hat dann den 7.10. organisiert. Wie könnte Israel zustimmen, wenn das Teil des Deals wäre?

  • Keine Ahnung wie das in Israel ist, aber in vielen Ländern sind politische Verhandlungen mit ausländischen Mächten durch Menschen, die nicht Staatsvertreter sind oder staatlich ausdrücklich autorisiert sind, aus gutem Grund eine Straftat.

  • Sehr interessantes Interview, das leider 1 Jahr totalen Krieg zu spät kommt

  • Der Deal beinhaltet, dass sich Isreal zurückzieht, die Geiseln freigelassen werden, und dann der Krieg beendet ist? Die Hamas ist also bereit für immer auf alle terror und militärischen Aktionen zu verzichten?

    • @Andrea Seifert:

      Die gefangene Terroristen sollen auch freigelassen werden, ein Terrorverzicht durch die Hamas klingt also nicht plausibel.

    • @Andrea Seifert:

      Es gibt im Nahostkonflikt derzeit (!) kein "für immer", es gibt nur den Einstieg in einen politischen Prozess, der zum gewünschten Ergebnis (Frieden, Zweistaatenlösung) führen KANN.

  • Die grundlegenden Frage ist doch, ob Hamas und Hisbollah und der Iran endlich das Existenzrecht Israels anerkennen.

    Solange das nicht geschieht und die islamistischen Terroristen Israel vernichten wollen, solange wird es keinen Frieden geben.

    Warum wird das ganze Problem nicht dort gelöst, wo es herkommt?

    Entweder die islamistischen Terroristen Erkennen Israel als Staat an und hören auf, Israel anzugreifen, oder es wird bis zum letzten Atemzug gekämpft.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Nein, es kommt nicht nur darauf an, dass Israel anerkannt wird sondern auch, dass ein palästinensischer Staat anerkannt wird, ja dann gibt es endlich Frieden!

    • @Gnutellabrot Merz:

      Ganz Ihrer Meinung. Sonst bleiben die Waffen nur bis zum nächsten 7. Oktober still

  • "...ein Abkommen, das innerhalb von drei Wochen den Krieg beendet. Hamas lässt alle Geiseln frei, Israel zieht sich aus dem Gazastreifen zurück und gibt eine vereinbarte Anzahl palästinensischer Gefangener frei."



    Was Herr Baskin einen guten Deal nennt nenne ich den worst case. Direkt danach wird ja darauf hingewiesen, dass in Israel 9000 Palästinenser in Gefängnissen sitzen... - klar ist, dass die Hamas für jeden Israeli eine Vielzahl von eigenen Leuten freipressen will.



    Was wäre die Quintessenz aus einem solchen Deal? 'Wir können Israel überfallen, wahllos ihre Bürger schlachten und am Ende des Tages bekommen wir dafür noch hunderte oder gar tausende unserer Kämpfer frei...'



    Es braucht keine Phantasie was solch ein Deal bewirken würde - Nachahmungspotential. 'Das machen wir wieder so...'



    Mit einem Tumor verhandelt man nicht. Krebs ist durchweg böse. Wer meint sich mit ihm arrangieren zu wollen stirbt in 99,9% aller Fälle nur früher.



    So dramatisch das final für die noch Gefangenen Israelis auch ist - ihre Freiheit heute würde nur mit dem Blut späterer Opfer zu erkaufen sein.



    Diesen Preis zu zahlen wäre ein großer Fehler, ließe den kompletten Krieg zu einem Pyrrhussieg verkommen.

    • @Farang:

      'Wir können Israel überfallen, wahllos ihre Bürger schlachten und am Ende des Tages bekommen wir dafür noch hunderte oder gar tausende unserer Kämpfer frei...'

      Ich würde mal unterstellen, dass der Hamas auch aufgefallen ist, dass ihr brutaler Überfall einen brutalen Krieg mit 40-50Tsd Toten nach sich gezogen hat. Vermütlich würde die Bilanz oder Quintessenz daher nicht ganz so weltfremd ausfallen. So eine Bilanz zieht sich vermutlich nur aus einem weit entfernten Bürostuhl.

  • Baskins Behauptung, die Tunnel nach Ägypten im Philadelphi-Korridor (wieso "Philadelphia"?) seien eine Erfindung, ist eine steile These, der in zahlreichen Berichten widersprochen wird, s. z. B. hier: jungle.world/blog/...chmuggel-die-hamas

    Und dass eine dauerhafte Sicherung des Philadelphi-Korridors durch Ägypten realistisch wäre, ist angesichts der Mengen an Waffen und Munition, die in der Vergangenheit aus Ägypten nach Gaza geschmuggelt worden sind, eine gewagte Annahme, auf die Israel sich nicht verlassen kann.

    • @Budzylein:

      "...im Philadelphi-Korridor (wieso "Philadelphia"?)"



      Wenn ichs aus dem Geschichtsstudium noch richtig im Kopf habe lautete der antike griechische Name der jordanischen Hauptstadt Amman Philadelphia.



      Wieso nun aber die Israelis dieses Codewort für diesen Grenzabschnitt wählten 🤷‍♂️🤷‍♂️🤷‍♂️



      Müsste ich raten würde ich tippen, dass es sich auf das amerikanische Philadelphia bezieht - die Stadt trägt ja den Beinamen 'City of Brotherly Love /Stadt der brüderlichen Liebe'.



      Und weil durch die Tunnel Güter und Waffen von arabischen 'Brüdern' zwischen Ägypten und Gaza geschmuggelt werden läge die Begriffswahl dementsprechend nahe...



      Aber 🤷‍♂️🤷‍♂️🤷‍♂️

  • Eine schwierige Situation. Auf der einen Seite ein Premier, der von einem Friedensschluss nicht profitieren kann, auf der anderen Seite die Hamasführung, der Menschenleben einfach egal sind.

  • Der allerbeste erste Schritt für einen Frieden wäre, dass die Hamas, die Hisbollah und der Iran verstehen, akzeptieren und danach handeln, dass der Staat Israel da bleibt wo er ist.



    Got it?

  • Ich bezweifle, dass nur die israelische Führung keinen Frieden will. Nach Sinwar ist der Krieg in Gaza einen Frischzellenkur für die palästinensische Nation. Und was hätte die Hamas mit einem Frieden gewonnen?



    Leider sind sich die entscheidenden Figuren auf beiden Seiten ziemlich einig -- wie seit langem schon.

  • in dem Interview ist ganz klar zu lesen, was viele Medien, u.a. NYT, Haaretz etc., seit einem halben Jahr berichten: ein Friedensplan liegt auf dem Tisch und nur Israel und Netanyahu stehen dem im Weg.

    Leider kann Herr Baskin allerdings erzählen was er möchte, viele Leser und Leserinnen werden ihm leider nicht glauben und/oder seine Kritik an Israel überlesen.

  • Danke für das Interview und ich kann Herrn Baskin nur zustimmen in so ziemlich allem.



    An letzterem Punkt zur Rolle Deutschlands sieht man eben auch was Kürzungen zum Beispiel im Auswärtigen Amt oder bei der Diplomatie im Allgemeinen für Konsequenzen haben. Wobei ich nicht glaube, dass Deutschland jetzt eine Rolle bei den Verhandlungen spielen könnte. Dafür sind wir einfach nicht neutral genug, was im Grunde auch auf die Amerikaner zutrifft. Wie Herr Baskin sagt und ich auch bereits vor kurzem unter einen anderen Artikel geschrieben habe, hätten die Amerikaner den Krieg vor Monaten beenden können, wenn sie Waffenlieferungen speziell für Gaza eingestellt hätten. Und bei den Verhandlungen sind sie in den letzten Wochen auch nicht durch Glaubwürdigkeit aufgefallen, dass haben amerikanische Journalisten bei unzähligen Pressekonferenzen vom Weißen Haus und State Department immer wieder gezeigt.



    Aber leider wird man auch hier sehen, wie so oft beim Nahostkonflikt, das alle Wahrnungen, Ratschläge, Untersuchungen oder Veröffentlichungen von Experten und Insidern nichts an der westlichen Politik ändern wird. Politische Interessen zählen mehr als Fakten oder internationale Gesetze.

    • @Momo Bar:

      Die Ausstattung und "freie Hand" für einen Geheimdienste wie Conrad in 2011 sind wohl nichts, was aus dem laufenden Standard Etat des BND entschieden und bezahlt wird. Das ist eine politische Entscheidung, die im Kanzleramt getroffen wird. Aber was die Etatkürzungen betrifft, gebe ich Ihnen recht.



      Das eigentlich erstaunliche ist die Mitteilung, daß Deutschland im nahen Osten keine gut vernetzten Agenten mehr hat, die in Kultur und Sprachen "drin" sind. Insbesondere, was das Arabische angeht. Wenn das stimmt, erklärt das vielleicht ein paar Entscheidungen von Scholz.

  • Wenn die Hamas wirklich zu so einer Einigung wie hier skizziert bereit ist, und diesen nicht nur als Propagandakniff lanciert um Netanyahu schlecht dastehen zu lassen und den öffentlichen Druck auf ihn zu erhöhen - warum veröffentlicht sie diesen dann nicht selbst als Vorschlag?

    • @Socrates:

      Die Frage ist ja, wie bekommt Netanyahu dazu, zu unterzeichnen? Man hat sicherlich Angst, dass der innenpolitische Druck auf ihn noch vor der Unterschrift zu groß werden könnte.



      Aber das trifft nur zu, wenn er es tatsächlich in Erwägung ziehen würde, zu unterzeichnen. Was ich bezweifle, es spricht alles dagegen.

    • @Socrates:

      Weil es glaubwürdiger nach außen ist, wenn es von einer dritten Quelle kommt. Von der Hamas selbst kommend, würde es einfacher von Netanjahu diskreditiert werden können. Damit wäre der Deal vollkomen vom Tisch.

    • @Socrates:

      Weil diplomatische Arbeit selten in der Öffentlichkeit statt findet.

      • @Hannes Hegel:

        Da ist was wahres dran. Propaganda hingegen findet immer in der Öffentlichkeit statt.

        Aber welchen Grund gäbe es einen solchen Vorschlag wie hier skizziert der Öffentlichkeit vorzuenthalten? Zumal Hamas früher schon einmal einen Vorschlag öffentlich machte:



        www.timesofisrael....ot-meet-its-terms/



        www.timesofisrael....ame-the-west-bank/



        Außerdem werden Vorschläge über Vermittler vorgelegt (Katar, Ägypten, USA ist involviert), und trotz unzähliger Leaks ist nichts über einen solchen Vorschlag an die Öffentlichkeit gedrungen. Deshalb habe ich den Verdacht, dass es diesen entweder nicht gibt, oder nicht so, wie hier skizziert - dass er noch viele andere Punkte enthält, die recht unangenehm, vielleicht inakzeptabel sein können.

  • Der Hamas schwimmen die Felle davon, also will sie die Geiseln freilassen und Israel soll sich aus Gaza zurück ziehen, damit sich die Hamas wieder rekonstruieren kann und mit dem Terror weiter machen.

    Genialer Plan!

    Israel hat Sinwar freies Geleit für die Freilassung der Geiseln angeboten.

    Keine Reaktion von der Hamas darauf.

    Honig soit qui mal y pense.

    • @Jim Hawkins:

      Und Sie haben offensichtlich einen besseren Plan für ein Ende des Krieges?

      Oder sind Sie vielleicht immer noch der Ansicht, dass der Krieg bis zum totalen Sieg über Hamas und jetzt gleich auch noch Hisbollah fortgeführt werden kann und muss?

      • @Hannes Hegel:

        Mit der Fortführung des Krieges bis zum Sieg über die Islamisten der Hamas und der Hisbollah kann ich jedenfalls leben. Musste man bei den letzten Antisemiten, die einen Krieg anfingen auch machen. Das scheint ein Muster zu sein: Hitler, Hamas, Hisbollah, Antisemiten, die einen Krieg beginnen müssen ihrer vollständigen Niederlage zugeführt werden.

        Das letzte Mal hat der Krieg 6 Jahre und knapp 90 Millionen Menschenleben gefordert. Aber bei Nazideutschland kam (Gott sei Dank) auch keiner auf die Idee, nach der Landung in der Normandie einfach aufzuhören und einen brüchigen Frieden zu verhandeln.

        Nein, man hat richtigerweise weitergemacht, bis die Terroristen erledigt waren. Auch das Bombardement deutscher Städte hat tausende zivile Opfer gefordert, war aber zwingend notwendig. Der einzige Unterschied ist, heute kann sich der jüdische Staat Israel selbst wehren.

        Und die Zivilbevölkerung von Gaza könnte den Krieg auch beenden, indem man gegen die Hamas revoltiert und die Terroristen ausliefert. Macht auch keiner. Warum wird eigentlich immer nur Israel "kritisiert"? Ach ja richtig: Antisemitismus ist des deutschen bester Freund.

      • @Hannes Hegel:

        Das Schwierige an der Sache scheint mir der Umstand zu sein, dass diese Terrorgruppen kein Interesse an einer friedlichen Koexistenz haben.

        Ihre raison d'être ist die Vernichtung Israels und das Auslöschung jüdischen Lebens.

        Wie mit jemandem verhandeln, der einen unbedingt töten will?

        • @Jim Hawkins:

          Das ist in der Tat ein enormes Problem. Aber wie schon geschrieben wurde bezieht sich das auf alle Seiten. Und es gibt Beispiele aus der Geschichte, wo es trotzdem zu einer Beilegung von Konflikten unter ähnlich aussichtslosen Ausgangsbedingungen kam.

          'Die' arabischen Staaten müssen ihrer Verantwortung gerecht werden.



          'Der' Westen muss seiner Verantwortung gerecht werden.

          Sonst tun es wieder andere.

          Meine Solidarität gilt gewiss weder Klerikalfaschisten und anderen Theokraten, noch einem Verbrecher wie Nethanyahu mit seinem Klüngel. Sondern den progressiven und unterdrückten Menschen aller Seiten.

          Und zu dem Thema Demokratie: Das Merkmal der möglichen Abwahl der verantwortlichen Regierung kann keine Rechtfertigung für Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen in tausenden Fällen sein.

        • @Jim Hawkins:

          Wie mit jemandem verhandeln, der einen unbedingt töten will?

          Die Frage stellt sich die Hamas sicherlich spätestens, seit Israel während der laufenden Verhandlungen den Verhandlungsführer der Hamas ermordet hat. Oder vielleicht auch schon davor, da Netanjahu ja auf seinem Maximalziel besteht, aber trotzdem angeblich eine Verhandlungslösung will - was das obige Interview klar als Lüge entlarvt.

          Das sollten alle, die hier stetig behaupten, die Hamas wolle keine Lösung, endlich zur Kenntis nehmen: Das Netanjahu-Regime will keinen Frieden, es eskaliert, wo es nur kann. Es führt einen Krieg gegen die Palästinenser mit der Intention, dem Ziel eines Groß-Israels vom Fluss bis zum Meer näher zu kommen. Diese Verbrecher dürfen nicht weiter unterstützt werden.

          • @HaMei:

            OK, nehmen wir mal an, Israel zieht sich aus Gaza zurück, die Geiseln kommen frei. Und dann?

            Baut die Hamas dann in Gaza eine Demokratie auf?

            Was macht die Hisbollah? Wird die auch demokratisch?

            Was wird aus dem Westjordanland?

            Bekommt das die Hamas?

          • @HaMei:

            Sie glauben also, dass die Gefahr nicht von den apokalyptischen Islamisten droht, deren erklärtes Ziel ein judenfreies Kalifat ist, sondern letztendlich von der demokratisch gewählten Regierung einer Demokratie, die wieder abgewählt werden kann?

            • @Jim Hawkins:

              'Die' Gefahr droht von skrupellosen, menschenverachtenden Gewalttätern. Auf allen Seiten.

      • @Hannes Hegel:

        "...dass der Krieg bis zum totalen Sieg über Hamas und jetzt gleich auch noch Hisbollah fortgeführt werden kann und muss?"



        Es sei angemerkt, dass auch nach dem Ende des (aktuellen) Gazakrieges nach wie vor spiegelbildlich das Ziel von Hamas und Hisbollah der totale Sieg über Israel sein würde.



        Und das ist dann ein Ende des Krieges?

        • @Encantado:

          Das ist absolut nicht das Ende des Konflikts. Aber das habe ich auch nicht behauptet.



          Der Konflikt kann nicht militärisch gelöst werden. Wer das behauptet ist entweder naiv oder er lügt.

    • @Jim Hawkins:

      Ich erinnere nur kurz daran, dass die Begründung für den Einmarsch Israels in Gaza damals lautete die Geiseln zu befreien. Von Gaza besetzen war nicht die Rede. Was gilt aktuell? Gilt ersteres spräche wenig dagegen der Vereinbarung zuzustimmen.

      • @Sam Spade:

        Ich denke nicht, dass Israel Gaza besetzen sollte. Das sollten besser die Armeen arabischer Staaten erledigen.

        Jedenfalls sollte alles getan werden, um ein Wiederstarken der Hamas zu verhindern.

        Und des weiteren sollte alles dafür getan werden, einen Prozess der Demokratisierung in Gang zu setzen.

        • @Jim Hawkins:

          Ich könnte mir vorstellen, dass auch israelische Mütter sich freuen, wenn die Kinder in Uniform endlich nach Hause kommen.

        • @Jim Hawkins:

          Wird nicht passieren.



          Es ist für einen geübten Beobachter schon lange zu erkennen das die Israelische Regierung nicht WILL.



          Immer wieder wurde nach Beweisen verlangt und von der Regierung nicht erbracht.



          Vermutlich, wahrscheinlich, Verdacht alles keine Wörter die Man nutzt wenn man Beweise hat.



          Keine Rechtfertigung



          Ich warte immer noch auf die "Beweise" gegen die UNRWA, das diese KOMPLET von der Hamas unterwandert ist. Was ist bisher Bewiesen worden: ein kleine Anzahl der Mitarbeiter sympathisirt mit dieses. Das heißt aber nicht das diese Ihnen helfen noch das sie deren Propaganda verbreiten.

    • @Jim Hawkins:

      Es wäre auch schön blöd von der Hamas einfach nur die Geiseln freizulassen wenn danach die Bevölkerung weiter in Grund und Boden gebombt wird. Das wäre auch kein Deal. Natürlich muss dafür Gegenleistung kommen, wie v.a. Kriegsende.



      Erare humanum est.

      • @Marc Aber:

        Und wenn die Hamas bekommt, was sie will, wird sie dann demokratisch?

        Die Hisbollah auch?

        Oder ist das alles wurscht?

        • @Jim Hawkins:

          Werden Hamas und Hisbollah dann demokratisch (was immer das jetzt im real existierenden Nahen Osten heißen könnte)? Weiß man nicht, aber wahrscheinlich ist es auf kurze oder mittlere Sicht nicht. Was aber ganz sicher ist: unter den Bedingungen des Dauerbombardements und des heißen Krieges werden sie ganz sicher nicht "demokratisch". Interessant finde ich auch, dass Demokratie immer nachgeschoben wird, wenn ganz zart am Horizont eine Lösung auftaucht. Erinnert mich an Netanyahu und seine faschistischen Koalitionspartner: ist ganz vorsichtig von einer Annäherung bei den Geheimverhandlungen die Rede, kommt eine neue Forderung auf den Tisch.