piwik no script img

Interview von Kardinal MarxVerächtlich und weltfremd

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Kardinal Marx bringt Sexualität und unterschiedliche Lebensentwürfe in einen unzulässigen Zusammenhang – was für eine diffuse Sicht auf das Leben.

Kardinal Marx stellt das Pflichtzölibat in Frage Foto: Ulmer/imago

D er Pflichtzölibat als priesterliche Lebensform ist „prekär“. So zumindest formulierte es Kardinal Reinhard Marx gerade in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Damit stellt der Münchner Erzbischof eine grundlegende Standespflicht für katholische Geistliche infrage und gilt vielen allein für diese Aussage als Reformer der katholischen Kirche. Aber greift Marx tatsächlich die Kirche in ihren Grundfesten an und wirft katholische Gesetze über Bord?

Marx’ vermeintlich klare Positionierung lässt das auf den ersten Blick vermuten. Der zweite Blick sagt etwas anderes: Sein Vorstoß ist vielmehr aus der Not heraus geboren als glaubwürdig mit dem Bestreben versehen, mittelalterliche Regeln zu brechen und die Kirche dem Leben anzupassen.

Der Kirche laufen nicht nur die Gläubigen weg – allein 2020 traten über 221.000 Ka­tho­li­k:in­nen aus der Kirche aus – es wollen auch immer weniger Männer Priester sein. Was Marx vor zwei Jahren zu der „Erkenntnis“ brachte, dass der Zölibat in Gegenden mit Priestermangel aufgehoben werden könnte.

Deutlicher konnte ein hoher Kirchenvertreter das Desaster seiner Glaubenseinrichtung gar nicht beschreiben: Wir lockern (verbal) da, wo wir keine Macht mehr über Menschen, ihr Leben und ihr Denken haben. Aber nur ein ganz klein bisschen, sodass Rom nicht mosern kann. Doch so weit, dass an der Basis als Botschaft ankommt: Wir wollen uns verändern, bitte bleibt bei uns!

Wer aber bleibt Mitglied dieser Institution, wenn jemand wie Marx Sätze sagt wie: „Bei manchen Priestern wäre es besser, sie wären verheiratet. Nicht nur aus sexuellen Gründen, sondern weil es für ihr Leben besser wäre und sie nicht einsam wären.“ Was für eine diffuse Sicht auf Ehe, Liebe, das Leben an sich.

Marx bringt Sexualität und unterschiedliche Lebensentwürfe in einen unzulässigen Zusammenhang, etwa so: Unverheiratete sind einsam und leben schlecht, Sex gibt es nur in der Ehe. Für Marx gehört offen gelebte Liebe nicht nur vertraglich besiegelt, er will Priester zudem in ein neues Korsett zwängen: die Ehe. Das ist so verächtlich wie weltfremd.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
Mehr zum Thema

42 Kommentare

 / 
  • Es ist schade, wie hier alternative Lebensentwürfe einfach so verächtlich gemacht werden. Jedem sein Lebensentwurf - in aller Freiheit und Freiwilligkeit. Religion bedeutet manchmal freiwillige Selbsteinschränkung. So mancher hat so echte Freiheit gefunden. Die monogame, lebenslange Ehe ist so eine freiwillige Selbsteinschränkung. Warum sollten wir Christen uns die schlechtreden lassen? Wenn ich sehe, wie andere ein Leben lang immer neu Beziehungen kaputt gehen lassen und mühsam neue suchen, dann ist für mich die Ehe die bessere Freiheit ... Wer Gottes liebevollen, guten Plan dahinter erkannt hat und diesen auch ernst nimmt, braucht nicht nach immer neuen Partnern Ausschau halten. Gemeinsam glücklich alt werden und bis ans Lebensende füreinander solidarisch Verantwortung zu übernehmen ist dann nicht lästige Pflicht, sondern ein Gottesgeschenk. Wieviel Leid bliebe vielen erspart, wenn sie es genauso sehen könnten - und nicht nur ihnen selbst, sondern auch ihren Scheidungskindern und dem gesamten familiären Umfeld, das bei jedem Trennungsdrama mitleidet.

  • Wenn sich Herr Marx zu Änderungen am Zölibat äußert, heißt das insgesamt überhaupt nichts, denn das wird nicht funktionieren, weil der Vatikan alle Versuche in dieser Richtung blockieren wird.



    Wahrscheinlich ist neben den vielen Austritten aus der kath. Kirche, die hoffentlich zunehmen, der mangelnde Nachwuchs für den Priesternachwuchs ein Licht am Ende des Tunnels: So erledigen sich manche Problemkomplexe auf biologischem Wege. Man sollte jedoch nicht unterschätzen, dass im Ausland der Aufstiegsweg durch diese Institution sozial noch attraktiv ist. Wir sollten uns nicht durch unsere mitteleuropäische Perspektive täuschen lassen.

  • Mal ein treffendes Bild zum Thema:

    archiv.kleinert.de...tration/all/146329

  • taz: "Der Pflichtzölibat als priesterliche Lebensform ist „prekär“. So zumindest formulierte es Kardinal Reinhard Marx [...] Unverheiratete sind einsam und leben schlecht, Sex gibt es nur in der Ehe."

    Was für ein merkwürdiges Weltbild die alten Männer in der katholischen Kirche selbst im 21. Jahrhundert noch haben. Die meisten katholischen Priester werden sicherlich in einer sexuellen Beziehung - sei es nun zu einer Frau oder einem Mann - sein. Es geht hier auch nicht um das uralte Zölibat - das seit dem Mittelalter für katholische Priester verpflichtend ist, woran sich aber schon im Mittelalter fast kein Mann gehalten hat, wie die Historiker schreiben - sondern um Päderasten, gegen die in der katholischen Kirche immer noch nichts unternommen wird. Wer an einen anthropomorphen Gott glauben möchte, der auch noch männlich sein muss, damit man Frauen in den patriarchalischen Religionen weiterhin unterdrücken kann, der kann an diesen Unsinn ja ruhig glauben; aber bei Kindesmissbrauch hört der Spaß dann auf. Frauen haben übrigens in den aufgeklärten westlichen Ländern die Wahl, ob sie sich auch künftig von Männern unterdrücken lassen wollen oder endlich mal eigenständig denken und den Unsinn, den Männer sich ausgedacht haben und sich immer noch ausdenken, nicht mehr mitmachen.

    Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche gehört endlich strafrechtlich verfolgt, und zwar durch weltliche Behörden und nicht durch die katholische Kirche, die alles unter den Teppich kehrt, damit der naive Gläubige auch weiterhin daran glaubt, dass alte Männer in der katholischen Kirche den Schlüssel zum "Paradies" haben.

    Vor mehr als 10 Jahren hat sich der Kabarettist Volker Pispers schon zu Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche geäußert, aber geändert hat sich seitdem nichts und es soll sich wohl auch nichts ändern, wenn man sich die 'Ausflüchte' der alten Männer in der katholischen Kirche anhört.

    **Volker Pispers - Katholische Kirche** www.youtube.com/watch?v=ZtsAjscW67c

    • 4G
      47202 (Profil gelöscht)
      @Ricky-13:

      sehr gut!

  • "Verächtlich und (...) unzulässig": ich finde, Frau Schmollack, Sie vergreifen sich gegenüber Verheirateten und mono-amoren Paaren ziemlich im Ton!

  • Kann den Kommentar im Wesentlichen unterschreiben, wobei, die verzweifelten Versuche, auch eines Marx, sind ja umso erbärmlicher, da sie ja nicht neu sind. Der Machtkampf - etwas Anderes ist es ja nicht - dauert ja schon Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte. Allein eine eigene Kirchengerichtsbarkeit (wenn es um Straftaten geht, Ehescheidung gehört nicht dazu, Missbrauch schon) ist ein Unding allererster Güte und eines Rechtsstates, der sich viel darauf einbildet, absolut unwürdig.

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Priester, die sich an minderjährige Jungs vergehen, nur das tun, weil sie nicht heiraten dürfen oder sie keine andere Möglichkeit haben, sich sexuell auszutoben. Klingt ein bisschen nach Zwangshomosexualität unter Knastbrüdern.Die Diskussion über das Zölibat mit Päderastentum und den sexuellen Präferenzen von Priestern zu vermischen, halte ich nicht für sinnvoll. Die Kirche sollte prinzipiell ihre Sexualmoral auf den Prüfstand stellen.

    • @Elena Levi:

      Richtig, genauso wie es unsinnig ist zu behaupten wir hätten mehr Vergewaltigungen wenn es keine Prostitution gäbe. Ich könnte mir eher vorstellen, daß Leute mit pädöphilen Neigungen sich Berufe aussuchen in denen sie Kontakt mit minderjährigen haben. Niemand wird pädophil oder zum Vergewaltiger nur weil er sexuell unterversogt ist. Ersteres ist wohl angeboren bei Zweiterem geht es nur um Macht.

    • @Elena Levi:

      Ja eine ziemlich schräge gruselige Denke. Läuft darauf hinaus; Wer keinen Sex hat vergreift sich Kinder.

      Ich denke da spielen mehr eher meist männliche Porno-Fantasien über Priester eine Rolle.

      • @Rudolf Fissner:

        Kardinal Marx scheint das so zu sehen :-)

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Welche Rolle spielt Herr Marx den nu in ihrer Fantasie?

  • Die Pflicht zum Zölibat ist alles andere als urchristlich. Der Apostel Petrus, der erste Papst, war verheiratet! Die Kirche wäre gut beraten, einfach zu den apostolischen Anfängen zurückzukehren. Auch Bewegungen wie Maria 2.0 gehen teilweise in diese Richtung. Vielleicht wäre 1.0 noch besser? Back to the roots! Die unverfälschte frohe Botschaft der allersten Christen war frei von künstlichen Zwängen, die sich die Kirche Jahrhunderte später ausgedacht hat. Der oft missverstandenen Paulus (der war selbst freiwillig unverheiratet) predigt geradezu soziale Gleichstellung und Gleichwertigkeit von Mann und Frau: "Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau. Denn ihr seid alle eins in Christus Jesus."

    • @Winnetaz:

      Nun ja. Dann sollten wir uns aber auch auf den jüngsten Tag einstellen. Denn die Urchristen waren, wie viele Kulte in der Zeit um Christi Geburt in Palästina, eine "Ende der Welt-Sekte". Man wartete eigentlich nur noch auf den jüngsten Tag, der schon bald kommen sollte.



      Paulus hat erkannt, dass man damit aber nicht weit kommt und hat das Christentum komplett umgedreht um es "haltbarer" zu machen.



      Nach allem was man heute weiß, waren deswegen Petrus und Paulus und ihre jeweiligen Anhänger, komplett verfeindet.



      Petrus war übrigens auch nie in Rom und wurde somit auch nicht "revers" gekreuzigt.

  • Weltfremd ist allein die Sicht, dass in DE die Katholische Kirche geändert wird. Da hat längst Afrika, Asien und Nordamerika das sagen. Von der deutschen katholischen Kirche eine Änderung zu erwarten ist so weltfremd wie von den deutschen Grünen einen Schwenk in der weltweiten Klimapolitik.

    • @Rudolf Fissner:

      Man könnte sich ja trennen...

      Schmerzhaft für Rom. Aus D kommt ordentlich Geld.

  • "Marx bringt Sexualität und unterschiedliche Lebensentwürfe in einen unzulässigen Zusammenhang, etwa so: Unverheiratete sind einsam und leben schlecht, Sex gibt es nur in der Ehe."

    Es ist noch schlimmer. Mit dieser Aussage nimmt dieser Bischof die Täter in Schutz.

    Die haben erfahren keine körperliche Liebe im Leben, was bleibt ihnen also anderes übrig, als sich an ihren minderjährigen Schäfchen zu vergreifen.

    Und: Der größte Teil des Missbrauchs findet in Familien statt oder im familiären Umfeld.

    Heile Welt am Arsch.

    • @Jim Hawkins:

      Ähnliche Logiken gab (gibt?) es im Zusammenhang mit Vergewaltigung: Würden Frauen Männer leichter "ran lassen", gäbe es keine Vergewaltigungen. Oder auch: Prostitution verhindert Vergewaltigungen. Übersehen wird dabei, dass es bei Vergewaltigung vor allem um Macht und erst in zweiter Linie um Sexualität geht. Genauso wenig hat das Fehlen eines Ehelebens mit Pädophilie zu tun.

    • @Jim Hawkins:

      Mit Infragestellung des Zölibats werden die Täter in Schutz genommen? Ihr Spiegel erinnert eher an den Pfaffenspiegel der Rechten vor hundert Jahren. de.wikipedia.org/wiki/Pfaffenspiegel

      Es geht hier nicht um Missbrauch in Familien. Es geht um den Missbrauch von Schutzbefohlenen und den Umgang damit.

      Der größte Anteil solcher Institutionen findet sich außerhalb der Kirchen. Heime, Schulen, Vereine, Kinder in Betreuung über das Jugendamt.

      Die Kirchen sind die einzigen, die das Problem angehen und ihre Archive durchforsten lassen. Der Staat arbeitet nichts auf.

      Was macht ihr Lieblingssportverein da, ihre Kommune, ihr Bundesland? Nüscht wahrscheinlich.

      • @Rudolf Fissner:

        Meine Güte, Sie halten wirklich große Stücke auf diesen Verein.

        Warum sollten denn manche Priester heiraten dürfen?

        Wo besteht denn der Zusammenhang mit dem Missbrauch, den der Bischof da selbst herstellt?

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „er will Priester zudem in ein neues Korsett zwängen“



    Ein Korsett zwängt nicht nur ein, es kann auch eine Stütze sein.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @95820 (Profil gelöscht):

      Sehe ich genauso.



      Mit einem Menschen ein Leben lang zusammen sein, ist keine Schande. Klappt nur meist nicht.



      Darauf können Priester ja erst kommen, wenn sie es versucht haben.

  • na ja wir stoßen wieder auf das Problem: die staatliche Ehe (gegenseitige Übernahme von Pflichten, d.h. die Befreiung von anderen von diesen Pflichten sowie die Belohnung des Staates dafür: Steuererleichterungen) wird wegen des gleichen Begriffes mit der Religiösen Ehe (Sex nur in der Ehe zw. Mann und Frau - so wie Gott es gemäß den Fanatikern will) gleichgesetzt.



    Wir müssen endlich die Begriffe trennen: die staatliche Lebensgemeinschaft (heute Ehe) steht jedem in bel. Kombination offen und die Kirche darf ihre "Ehe" definieren wie sie will - auch diskriminierend... wenn Gott es halt will.

    • @danny schneider:

      "steht jedem in bel. Kombination offen"

      Ob man das nun Ehe nennt oder Unterhaltspflicht. Durch die Zeugung von Kindern geht man immer eine verpflichtende Bindung ein.



      Und sei es nur eine finanzielle.



      Eine Ehe ist daher auch nicht beliebig al'gusto gestaltbar, besonders dann nicht wenn die gemeinsame Sexualität Ergebnisse auswirft.

      Aber selbst Geld wollen manche Männer unter dem Deckmantel einer Freiheit, die keine Verantwortung trägt, nicht zahlen.

      Das Sexualität nur noch ein Spaß-Ding sein kann, dass ist erst seit ein paar Jahrzehnten der Fall. Aber das oftmals auch nur in den reichen westlichen Staaten. Wo der Staat wegfällt bleiben oft nur noch religiöse Strukturen.

      Vor der staatlichen Ehe gab es nur die religiöse Ehe. Wer da nur rein religiöses Gedöns drin sehen will hat die Geschichte und Sinn und Zweck von Ehen in der Vergangenheit und heute nicht verstanden.

      Der "Staat" sofern es einen solchen früher überhaupt gab hat sich seinerzeit einen Dreck um Unterhalt geschert. Die Kirchen waren die einzigen die da ein wenig Ordnung schafften. Ehe war und ist eine soziale Struktur.

      • @Rudolf Fissner:

        Ehen gab es auch schon vor der Kirche.

  • Ich finde den Vorstoß von Herrn Marx in seiner Position ziemlich mutig und wichtig. Dass hier eine Öffnung der katholischen Kirche kaum zu erwarten ist, ist traurig genug. Da sollte man die Äußerung von Herrn Marx nicht gleich wieder schlecht machen.

  • Liebe Frau Schmollack,



    Ich schätze sie außerordentlich. Aber ich finde, hier haben Sie etwas überzogen - Herr Marx hat nicht von allen gesprochen.

  • „Bei manchen Priestern wäre es besser, sie wären verheiratet. Nicht nur aus sexuellen Gründen, sondern weil es für ihr Leben besser wäre und sie nicht einsam wären.“ Zitat Kardinal Marx

    Da er bei "manchen" sagt, ist der Umkehrschluss (bzw. der von Frau Schmollack unterstellte Subtext): "Unverheiratete sind einsam und leben schlecht, Sex gibt es nur in der Ehe." etwas überzogen und auch nicht zwingend, wie ich finde.

  • Natürlich kann man an allem rummeckern.



    Hilfreich wäre aber eher, Fortschritte anzuerkennen und notfalls mal zu schweigen.



    Die Erwartung, die kath. Kirche würde direkt von 1722 nach 2022 springen, ist abwegig.

    • @mensch meier:

      Immer dieses Rumgemeckere wegen Kindesmissbrauch.

      Gebt dem Verein noch einmal dreihundert Jahre, dann wird er vielleicht halbwegs zivilisiert daherkommen.

      Alles Ok, Opus Dei.

      • @Jim Hawkins:

        Komisch. In dem Artikel steht gar nichts von Kindesmissbrauch. Sie mögen die katholische Kirche nicht, kann ich nachvollziehen. Hat aber gerade nicht so viel mit der Sache zu tun.

        Nebenbei: Wie stellen Sie sich den zu dem Parteiprogramm der Grünen der 80er Jahre, die Kindesmissbrauch legalisieren wollten und bei denen manche Grüne, die das mitunterzeichnet haben, immer noch in Amt und Würden sind? Hat zwar auch nichts mit dem Thema des obigen Artikels zu tun, aber fiel mir gerade ein.

        • @Strolch:

          Das ist es wohl ein merkwürdiger Zufall, dass Marx ausgerechnet kurz nachdem wieder einmal ein entsprechendes Gutachten veröffentlicht wurde auf diese Idee kommt

          Vielleicht war es auch eine göttliche Eingebung.

          • @Jim Hawkins:

            Na ja, das Thema Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche ist seit vielen Jahren auf dem Tisch mit vielen Gutachten. Ich habe zumindest den Überblick verloren. Den Einwand hätten Sie daher in den letzten 5 Jahren zu jedem Zeitpunkt bringen können.

            Und es gibt ja noch ein zweites Thema. Steht sogar oben im Artikel.

            "...es wollen auch immer weniger Männer Priester sein."

            Wir haben in Deutschland und Europa einen massiven demographischen Wandel vor uns. Da muss eine Institution/ein Arbeitgeber attraktiv(er) werden, wenn er noch Mitarbeiter/Priester haben möchte.

            • 4G
              4813 (Profil gelöscht)
              @Strolch:

              Weniger Schäfchen, weniger Wölfe.

            • @Strolch:

              "Den Einwand hätten Sie daher in den letzten 5 Jahren zu jedem Zeitpunkt bringen können."

              Da haben wir es doch. Das scheint mir der springende Punkt zu sein.

  • Naja, mag ja sein dass Sie das so sehen. Das ist auch völlig in Ordnung so, wir sind ein freies Land. Der Zusammenhang zwischen Sexualität und Ehe ist aber Kernbestand nicht nur der katholischen Kirche, sondern des Christentums überhaupt. Jesus hat sich nach dem Zeugnis der Evangelien dazu eindeutig geäußert. Er hat die Möglichkeit einer Scheidung, die das Alte Tstament vorsieht, aufgehoben hat (zum Entsetzen seiner Jünger). Er hat das auch mit essentialistischen anthroplogischen Argumenten begründet: "Im Anfang war es nicht so. Im Anfang schuf Gott den Menschen als Mann und Frau. Deshalb verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau. Und die beiden werden ein Fleisch. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen."

    Er hat auch (interessanterweise im Zusammenhang mit seiner Aufhebung der kultischen Reinheitsgebote), Ehebruch und Unzucht in eine Reihe mit Raub, Verleumdung Mord und Neid gestellt.

    Wer das wegreformieren will, möchte das Christentum wegreformieren, denn ein Sohn Gottes, der in so einer entscheidenden Lebensfrage gefährlichen Unsinn redet, ist schlicht und einfach ein Scharlatan. Sie werden damit leben müssen, dass es auch weiterhin in diesem Lande Millionen von Christen aller Konfessionen gibt, die sich zu diesem Glauben bekennen und sich bemühen, danach zu leben. Genauso müssenSie ja auch damit leben, dass es Millionen Muslime gibt, die das genauso gemäß ihrem Glauben tun.

    Die katholische Kirche als gesellschaftlicher Mitspieler wird in 10 Jahren verschwunden sein. Um diese Funktionärskirche (und damit meine ich sowohl Kleriker als auch Laienfumktionäre, die ja alle dem verschwindenden deutschen Mittelstand angehören) ist es auch nicht weiter schade. Der Ruf des Evangeliums wird aber weiterhin Menschen erreichen, auch in diesem Land.

    • @Breitmaulfrosch:

      Auch wenn Sie Jesu Position zu Ehescheidung mit einer (für mich entscheidenden) Auslassung korrekt wiedergegeben haben, bleiben Fragen offen.War es wirklich Jesu Absicht, Menschen in unglücklichen Ehen festzuhalten, die, wie zu seinerzeit und in manchen Kulturen bis heute üblich, arrangiert waren, also ohne großes Zutun der Eheleute zustande gekommen sind? Hat wirklich Gott solche Ehen zusammengefügt? Wie in seinem Genesiszitat ging (und geht) es in der Realität nicht zu. Er hat das Scheidungsgebot auch nicht einfach aufgehoben, sondern Hartherzigkeit als seinen Grund benannt. Und die verschwindet nicht, wenn das Gebot, dass sie erträglich machen soll, aufgehoben wird. Wäre Jesus, wenn man ihn so versteht wie Sie, nicht selber hartherzig, nur dass er das in Ihren Augen wegen seiner Autorität einfach darf und seine Jünger*innen sich damit abzufinden haben.



      Ehebruch ist in Jesu Augen nicht banal, aber nach Joh.8 hat er diese schwere Sünde vergeben. Wieso sollte er es bei Scheidung als Folge nach wie vor bestehender Hartherzigkeit nicht tun?

      • @Joba:

        Gute Fragen, und ich glaube, in einem persönlichen Gespräch würde wir auf dieser Basis vermutlich auch zu einer gemeinsamen Haltung kommen. Ich bin niemand, der Menschen aufgrund ihrer persönlichen Lebenssituation verurteilt.

        Aber das hat nichts mit meiner grundsätzliche Kritik an Frau Schmollaks Artikel zu tun. Ihre Argumentation wäre ihr vermutlich vollkommen egals

  • Ach Frau Schmollack.

    "Unverheiratete sind einsam und leben schlecht, Sex gibt es nur in der Ehe."

    Er schreibt doch selbst für "MANCHE" wäre es besser. Er differenziert hier doch sogar. Zudem Ihr erster Teilsatz, kann ja dann eigentlich auch dahingehend verstanden werden, dass das Zöllibat nicht schlecht ist. Schließlich ist es doch ein unzulässiger Zusammenhang.

    Und den Umstand, dass er die Ehe hoch hält, ist doch jetzt für einen Christen nicht wirklich überraschend, oder? Zudem was soll denn an der Ehe jetzt bitte "verächtlich" sein? Wenn man dann noch die Ehe als Korsett bezeichnet, scheint dies so als akzeptieren Sie selbst diesen Lebensentwurf vieler Menschen nicht?!

    Man muss die katholische Kirche nicht mögen. Ich mag sie auch nicht sonderlich. Wegen mir kann man sagen, dass man Marx seine Ausführungen nicht glaubt und es Lippenbekenntnisse sind. Das hier aber keine Öffnung vollzogen würde, wenn Priester heiraten dürften, wirkt etwas bemüht.

    • @Strolch:

      Ich wollte auch zu dem Artikel was schreiben, und dann habe ich gesehen, dass Sie ja schon alles gesagt haben.

      Und besser formuliert, als ich es gemacht hätte.

  • Also ich habe das Interview von Herrn Marx eigentlich so verstanden, dass er jenen Priestern, die das wollen, das Heiraten erlauben will; von einem Korsett habe ich da nichts gelesen; dass ein katholischer Kardinal jetzt nicht gerade die freie Liebe propagiert, finde ich jetzt nicht arg überraschend; die Klimaschützer sind ja auch keine Fans von Kurzflügen, so hat halt jeder seine Überzeugungen, das ist natürlich ganz furchtbar.