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Ideologien und kognitive FähigkeitenDen Tunnel überwinden

Je überzeugter wir sind, dass unsere Haltung die einzig richtige ist, umso schlechter steht es wohl um unsere kognitiven Fähigkeiten, sagt eine Studie.

Je mehr wir von der eigenen Meinung überzeugt sind, umso leichter geraten wir in einen Tunnelblick Foto: Danita Delimont/imago

V or ein paar Wochen beendete ich eine meiner engsten Freundschaften via WhatsApp. Thema war das Berliner Antidiskriminierungsgesetz. Meine Freundin war dagegen, ich dafür. Es ging hin und her, bis sie schrieb, das Gesetz diskriminiere die Polizei – und das sei genauso schlimm wie die Diskriminierung von Minderheiten wie BPoCs. Ich erstarrte. Sie verglich die Staatsgewalt mit rassistisch diskriminierten Minderheiten? Sie, die sich leidenschaftlich gegen Rassismus einsetzt? Ich sah nur noch diesen einen Satz.

Meine Freundin sah ich nicht mehr. Ich schrieb, dass ich ihr nichts mehr zu sagen hätte. Später fragte ich mich: So falsch ich ihre Aussage fand, warum hörte ich meiner Freundin nicht mehr zu? Warum verneinte ich, dass sie, genau wie ich, aus mehr besteht als nur aus einer einzigen Haltung, einem einzigen Satz?

Du siehst es wie ich oder du stehst auf der falschen Seite – so führen wir viele Diskussionen. Etwas ist richtig oder falsch. Ist kapitalistisch oder eben, was sonst, kommunistisch. Man nimmt die Polizei in Schutz oder man ist, logisch, gleich ganz gegen Polizei und Staat. Du bist entweder gegen Abtreibung oder, klar, du unterstützt Mord. Israelis oder Palästinenser. Gesundheit oder Wirtschaft. Freund oder Feind. Rechts oder links. Es gibt nichts dazwischen. Unsere Oder-Reihe ist endlos.

Zu diesem Tunnelblick gibt es psychologische Korrelate. In einer Studie der Universität Cambridge wurde die kognitive Flexibilität US-amerikanischer Studienteilnehmender untersucht. Ergebnis: Wer sich stärker an eine Ideologie, an eine Idee band, hatte auch tendenziell schlechtere kognitive Fähigkeiten bei der allgemeinen Verarbeitung von Informationen. Frei interpretiert könnte man sagen: Je mehr wir überzeugt sind, dass unsere Haltung die einzig richtige ist, umso stärker unser Tunnelblick, umso erstarrter unser Geist.

Nicht im Tunnel verschwinden

Heißt das, dass wir nicht für unsere Überzeugungen einstehen sollen? Dass wir akzeptieren sollen, dass sich Dinge nicht zum Besseren verändern? Nein. Im Gegenteil. Wenn wir uns einfangen können in dem Moment, in dem wir drohen im Tunnel zu verschwinden, weitet sich unsere Wahrnehmung. Wir haben mehr Möglichkeiten zu reagieren, zu überzeugen, nicht weniger. Wir haben Zugang zu all unseren intellektuellen Ressourcen. Unser Geist bleibt wach, anstatt im Oder-Land zu verschwinden.

Nichts davon gilt für menschenverachtende, rechtsextreme Ideologien; bei Menschen, die diesen anhängen, ist die Identifizierung mit der Idee so vollkommen, dass sich die kognitiven Fähigkeiten verabschiedet zu haben scheinen. Überhaupt behaupte ich, dass die kognitive Einengung rechts stärker ist als links. Oder ist das meine eigene kognitive Einengung?

Meine Freundin und ich haben uns vor Kurzem, nach langer Funkstille, wieder getroffen. Wir haben auch über das Antidiskriminierungsgesetz gesprochen. Ohne im Tunnel zu verschwinden. Es war gut.

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Gilda Sahebi
Ausgebildet als Ärztin und Politikwissenschaftlerin, dann den Weg in den Journalismus gefunden. Beschäftigt sich mit Rassismus, Antisemitismus, Medizin und Wissenschaft, Naher Osten.
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46 Kommentare

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  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    L'enfer c'est les autres.

  • Einfach Gemüter bevorzugen einfache Weltbilder.

    Das ist weder überraschend noch neu.

    Benutzt wird diese Neigung vieler Menschen immer schon von politischen Extremisten von rechts und links.

    • 0G
      05838 (Profil gelöscht)
      @Argonaut:

      Die Einfachstrukturierten sind immer die Anderen. Wir selbst sind gut und klug.

      ;-)

  • 9G
    90564 (Profil gelöscht)

    oh, es geht also wieder um wahrnehmung und nicht um inhalte? in meiner welt gibt es einen unterschied zwischen politischer debatte, gerne auch scharf und kuschelrunden, ich diskutiere nicht, damit mich menschen lieb haben, sondern um zu einem erkenntnisgewinn zu kommen und in der hinsicht halte ich zb die frage nach der ideologie für recht zentral, schliesslich schiebt man diese begeistert deR/M gegenüber unter, dann sollte man das aber bitte definieren können, etwas, das man nicht definieren kann, kann man auch nicht kritisieren

    • 9G
      90564 (Profil gelöscht)
      @90564 (Profil gelöscht):

      an devils advocat

  • Genau die im ersten Absatz beschriebene Problematik bringt ja vielleicht jetzt schon einige Menschen dazu, ihre Meinung selbst vor Freunden zu verbergen oder anzupassen. Das sollte zu denken geben.



    Wollen wir eine offene Diskussionskultur oder wollen wir eine Atmosphäre, in der man erst mal erfühlt, welche Meinung genehm sein könnte und welche "gefährlich", welche zum Ende von Freundschaften, Funnkstille, Ausgeschlossenwerden oder "Ächtung" führen könnte, um diese dann zu unterdrücken?



    Und führt das nicht dazu, dass man die unterdrückte Meinung dann in Kreisen äußert, die diese akzeptieren, also ggf. in Kreisen, die NUR diese akzeptieren und wieder andere Meinungen ausschließen?



    Ich finde es nicht nur schade, sondern bedenklich, dass immer öfter die Idee, sachlich zu diskutieren, erst mal jede Meinung zu hören, darüber nachdenken, Standpunkte auszutuschen, zu versuchen, den anderen zu verstehen, sachliche Gegenargumente oder wenigstens emotional begründete Gegenargumente zu finden, die wir doch eigentlich in der Schule gelernt habe, abgelehnt oder sogar als "ideologisch" angesehen wird.



    Am Ende haben wir einfach eine Liste mit Dingen, die man öffentlich und zu anderen, selbst guten Freunde oder Verwandten, gefahrlos sagen kann und eine Liste mit Dingen, die man tunlichst nicht erwähnt, wenn man weiter Kontakt halten möchte oder öffentlich gut angesehen werden möchte oder vielleicht sogar seinen Job behalten möchte.



    Die Idee, bspw. mit Trumpanhängern oder AFD-Anhängern gar nicht mehr zu diskutieren, diese aus dem Freundes- oder Verwandtenkreis auszuschließen, treibt sie doch wahlweise in rechte Kreise oder führt dazu, dass sie halt ihre Meinung nicht laut äußern. Zu einer Meinungsänderung ehrlichen Herzens führt das doch eher nicht.



    Das sollte mMn zu denken geben!

  • Mit einem Stück Papier, dem Antidiskriminierungsgesetz, kann sich die Berliner Landesregierung natürlich bequem aus einer Studie zum Racial Profiling und dem konzeptionellen Gegenanarbeiten heraus mogeln. Man lädt die Verantwortung einfach bei den kleinen Angestellten ab.

    Kostet nix, mach viel Wind und hilft niemanden.

    Nicht einmal eine klitzekleine Statistik, in der "glaubhaft beschriebene Diskriminierung" durch die Polizei erhoben und auch angegangen wurde, gibt es nicht.

    Nicht einmal finanziell steht man als Land hinter seinen Angestellten. (Unbeabsichtigte) Fehler sind kein betriebliches Risiko mehr sonder müssen von den Angestellten geschultert werden. Auch dort zeigt sich, dass man nicht bereit ist, sich das Angehen gg. Racial Profiling etwas kosten zu lassen.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Die Wahrheit der Dekonstruktion lässt sich nicht beseitigen, nur leugnen.

    Es kann z.B. nicht Gerechtigkeit durch den Vollzug von Gesetzen entstehen, denn beim Vollzug von Gesetzen gibt es immer Spielräume für willkürliche Interpretationen und zudem gibt es auch immer wieder Fehlurteile.

    Was aus dieser Wahrheit praktisch folgt, ist aber nicht in der Dekonstrukton festgelegt. Wenn wir handeln, müssen wir immer mit Aporien (Widersprüchen bei der Anwendung von allgemeinen Konzepten) leben. Insofern hat der Text recht.

    Wegen dieser praktischen Interpretationsoffenheit aber die Wahrheit zu beseitigen, die in der Dekonstruktion dieser Aporien liegt - das lese ich nun eben nicht als Mangel an kognitiver Fähigkeit, sondern als Mangel an Aufklärung.

    Der Biologismus, der in der Annahme liegt, dass das Festhalten an bestimmten Ideen mit einem Mangel an kognitiven Fähigkeiten an sich verbunden ist, ignoriert völlig, dass auch die Preisgabe bestimmter Ideen mit einem Mangel an "kognitiven Fähigkeiten" zu Aufklärung verbunden sein kann. Wer nicht "pragmatisch" genug ist, ist halt krank? Vielleicht war eine Person auch nur antiautoritär und hat keine Lust gehabt, sich auf die Psychotests einzulassen?



    schwarzerpfeil.de/...-aufrecht-erhaelt/

    Die Klugen geben nur so lange nach, bis sie die Dummen sind.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - logelt uns:

    “ Wenn Ideologen Ideologen Ideologen nennen: Endlich! Die Anderen sind ja alle so borniert!







    Besser: Mit Goethe.



    "Am Anfang war das Wort...



    [....]



    Indess ich dieses niederschreibe -



    schon mahnt mich was, das ich dabei nicht bleibe..."







    Wer schreibt, die bleibt - am Denken.“



    & dennoch -



    kurz&knapp - Beacht: Denke nie gedacht zu haben. Denn das Denken der Gedanken - ist gedankenloses Denken.

  • Ist doch gelogen!

  • "Überhaupt behaupte ich, dass die kognitive Einengung rechts stärker ist als links. Oder ist das meine eigene kognitive Einengung?"

    Ich glaube, Die Frage beantwortet sich von selber, wenn Sie Ihren eigenen Text lesen.

    Als "centrist" (ist es eigentlich Zufall, dass es keine adäquatere Übersetzung für diesen politischen Begriff als die völlig inhaltsleere 'Mitte' gibt?) stelle ich jedenfalls wenig Unterschiede beim Tunnel zwischen eindeutig rechts und eindeutig links positionierten Personen in meinem Umfeld fest. Da kann man sich auch nicht auf die gravierenderen Auswirkungen der rechten Ideologien berufen, denn darum geht es in dem Fall nicht. Auch ein "guter" Tunnel bleibt ein Tunnel und wird nicht plötzlich zur Brücke.

    • @Meister Petz:

      @Meister Petz Ihr Satz :" Auch ein "guter" Tunnel bleibt ein Tunnel und wird nicht plötzlich zur Brücke." hat mich aufgrund der verwendeten Bilder echt begeistert. Eigentlich fast er alles zusammen, was in dem Artikel steht.

    • @Meister Petz:

      „... dass es keine adäquatere Übersetzung (...) als die völlig inhaltsleere 'Mitte' ...“

      Wie wäre es mit „Zentrist“? Stammt aus guten alten Zeiten, in denen man zwar noch keine Denglish-Übersetzungs-, dafür aber jede Menge andere Probleme hatte, z.B. das mit den bösen Verrätern am allein seligmachenden Weg zum Sozialismus.

    • 9G
      90564 (Profil gelöscht)
      @Meister Petz:

      weil "centristen" natürlich absolut ideologie-frei sind, per definition, es gibt gar keine bürgerliche ideologie, wer etwas anderes behauptet, hat ideologie!

      • @90564 (Profil gelöscht):

        Ist wohl auch eine Frage der Auffassung. Der linke Identitätspolitiker würde mir natürlich eine eurozentrische bzw. westliche systemstabilisierende Ideologie unterstellen und der rechte würde mir Globalismus vorwerfen. Aus dem Tunnel führt kein Weg ;)

        • @Meister Petz:

          Genau, und alle, die nicht deiner Meinung sind, liegen falsch. Exemplarisch, schön.

        • 9G
          90564 (Profil gelöscht)
          @Meister Petz:

          sie scheinen den postmodernen subjektivismus zu fröhnen, ähnlich den sog "identitätspolitischen", aber auch das kann man rational inhaltlich kritisieren, genauso wie meine position, und ja, es kann sein, dass auch ich unter ideologie leide, aber das sollte man dann bitte auch inhaltlich begründen, anstatt es nur zu raunen.



          schon mal etwas von ideologie-kritik gehört? meines erachtens ist das ja eher eine frage des arguments und des umgangs mit belegbaren fakten

          • @90564 (Profil gelöscht):

            Sie lesen ganz schön viel in meinen Beitrag rein. Ich weiß ja Ihre Position gar nicht, also kann ich sie ja nicht kritisieren, und was der "postmoderne Subjektivismus" sein soll, weiß ich auch nicht - ich erlebe eher, dass die postmodernen Auffassungen gerade weg vom Subjekt hin zur Identitätsbeschreibung durch Gruppenzugehörigkeit gehen. Aber seis drum, weil das ist gar nicht der Punkt.

            Aus meiner Sicht geht es hier auch nicht um Ideologiekritik, sondern darum, was die extremen Positionen im Spektrum mit den Menschen machen. Und diese kann man ja auf beiden Seiten ohne viel Ieologie vertreten - das sieht man gerade bei den Corona-Demonstranten, bei denen meist einfach nur das Bedürfnis im Vordergrund steht, gegen das Establishment zu sein, egal was es gerade tut.

            • 9G
              90564 (Profil gelöscht)
              @Meister Petz:

              also zu der begrifflichkeit "extremismus" gibt es in den politikwissenschaften eigentlich eine recht vernünftige kritik, weil sich diese eben NICHT am inhalt, sondern an der form festmacht, aber ich befürchte, wir zwei haben einen völlig unterschiedlichen ideologie-begriff, ich beziehe mich bei dem begriff auf die kritische theorie, auf was für eine definition beziehen sie sich? ich muss zugeben, an diesen punkten bin ich dann auch ernsthaft "extrem", ich bin zb extrem für menschenrechte, kann aber trotzdem auch dieses bürgerliche konstrukt kritisch hinterfragen, was heisst denn das für sie, also "ideologie" und "extrem"? klären wir doch erstmal die begrifflichkeiten

              • @90564 (Profil gelöscht):

                Ehrlich gesagt habe ich wenig Lust, das zu diskutieren, was Sie mir zuschreiben, das bringt nichts, weil Sie dann wieder neue Begriffe einstreuen. Ich habe eine Definition der Ideologie für mich kein einziges Mal gebraucht, und für was sie "extrem" sind, interessiert mich auch nicht wirklich. Ich habe lediglich die These der Autorin in Frage gestellt, dass Menschen mit einer "linken" Einstellung ihre Überzeugungen weniger hinterfragen als "rechte", weil ich das Gegenteil wahrnehme. Alles andere sind Interpretationen von Ihnen, die Sie gerne weiterverfolgen dprfen.

                • @Meister Petz:

                  Du legst hier eine Geduld mit anderen, hm, intensiven Foristen an den Tag, die ich nicht mehr habe. Respekt.

                • 9G
                  90564 (Profil gelöscht)
                  @Meister Petz:

                  sie wollen also ihre begrifflichkeit von "ideologie" und "extremismus" nicht hinterfragen? wundert mich bei den "liberalen" von heute irgendwie so gar nicht, hauptsache, das weltbild&das hufeisen bleiben erhalten, alle anderen aber haben tunnelblick

                  • @90564 (Profil gelöscht):

                    Sie zeigen recht deutlich, dass Sie in Ihrem Tunnelblick gefangen sind. Meister Petz hat seine Meinung kundgetan und klargestellt, dass er an dieser Stelle nicht über Definitionen reden will, weil sie zu seinem Beitrag auch wenig zur Sache tun. Statt das zu respektieren und Verständnis zu zeigen, reiten Sie auf diesen Punkten rum, bis Sie sich im Recht fühlen und ihn in eine Ihrer Schubladen schieben können.

                    Wenn Menschenrechte Sie interessieren, dann stecken Sie im zwischenmenschlichen Kontakt doch auch mal Ihre noch so erhabene Ideologie in die Tasche und gehen auf Ihr gegenüber ein. Ihr gegenüber ist keine laufende politische Debatte, die es zu bekehren bzw. der es zu beweisen gilt, dass Sie geistig überlegen sind. Stichwort: Empathie.

  • Danke, Frau Sahebi, für dieses Plädoyer zur Tugend der Besonnenheit.

    John Stuart Mill hat schon 1859 brillant formuliert, daß ideologische Engführung und Intoleranz gegen andere Meinungen ALLEN schadet.

    “But the peculiar evil of silencing the expression of an opinion is, that it is robbing the



    human race; posterity as well as the existing generation; those who



    dissent from the opinion, still more than those who hold it. If the



    opinion is right, they are deprived of the opportunity of exchanging



    error for truth: if wrong, they lose, what is almost as great a benefit,



    the clearer perception and livelier impression of truth, produced by



    its collision with error.

    First: the opinion which it is attempted to suppress by authority may



    possibly be true. Those who desire to suppress it, of course deny its



    truth; but they are not infallible. They have no authority to decide



    the question for all mankind, and exclude every other person from



    the means of judging. To refuse a hearing to an opinion, because



    they are sure that it is false, is to assume that their certainty is the



    same thing as absolute certainty. All silencing of discussion is an



    assumption of infallibility. Its condemnation may be allowed to rest



    on this common argument, not the worse for being common.”



    (On Liberty, S. 37)

    “Überhaupt behaupte ich, dass die kognitive Einengung rechts stärker ist als links. Oder ist das meine eigene kognitive Einengung?”

    Ich fürchte, letzteres ist zutreffend, zumindest wenn wir mit ‘links’ nicht die traditionelle sozialdemokratische oder linksliberale Linke meinen, sondern die aktuell hegemoniale identitätspolitische Linke.

    Wie bei vielen (quasi-)religiösen ‘woken’ Bewegungen wirkt hier der Glaube, allein im Besitz der reinen Wahrheit zu sein, und das eindeutig Gute gegen das eindeutig Böse zu verteidigen, nahezu hermetisch abgeschirmt gegen ‘die Versuchungen’ , die von einer differenzierten - NICHT-SCHWARZ-WEISSEN - Realitätswahrnehmung ausgehen.

    • @Weber:

      wer gehört denn zur *hegemonialen identitätspolitische Linken*? Die sehe ich eher in den USA. Hier in Kerneuropa dominieren eher Alt-Linke und Neo-Nazis.

  • Dazu gibt es seit Jahrzehnten gut evaluierte Studien - also wo ist hier der Thrill ?

    Es gibt sowohl eine Korrelation zwischen "überzeugt sein" und "andere Argumente nicht wahrnehmen" (vulgo: Starrsinn)



    als auch eine Korrelation zwischen "überzeugt sein" und "geringen kognitiven Fähigkeiten" (vulgo: Dummheit)

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Ich bin ich und du bist du.

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @05838 (Profil gelöscht):

      Das stimmt so nicht. Normalerweise füllt man das Loch im Ich mit dem gegenüberliegenden Du. Deswegen sind ja erst Auseinandersetzungen möglich( auch hier im Forum). Wenn man das nicht zulässt , ist man sozusagen ein Hohlkopf.

  • Guter Artikel. Ergänzen möchte ich aber, dass bei linken Ideologen die kognitive Einengung genauso stark ist wie bei rechten Ideologen. Einige Leute aus meiner Verwandtschaft geben da ein beeindruckendes Bild ab. Wenn man in deren Gegenwart bestimmten linken Thesen widerspricht, sind die regelrecht beleidigt. Daher: Ein Hoch auf den Liberalismus! Denn der Liberale ist nie beleidigt, wenn er abweichende Meinungen hört, sondern amüsiert sich höchstens über die Verbohrtheit der Ideologen.

    • @Lockenkopf:

      Oh. Da wirft mal wieder wer mit Hufeisen. Passen Sie damit auf -- man kann sich damit selbst verletzen: oft verliert man dann die Sicht auf dem rechten Auge.

    • @Lockenkopf:

      "Denn der Liberale ist nie beleidigt, wenn er abweichende Meinungen hört, sondern amüsiert sich höchstens über die Verbohrtheit der Ideologen."

      Wenn er nicht gerade vollauf damit beschäftigt ist, Versuche abzuwehren von beiden Seiten, die ihn auf die ihre ziehen wollen...

      • 9G
        90564 (Profil gelöscht)
        @Meister Petz:

        weil der liberale GLAUBT, frei von ideologie zu sein, popper vs adorno

  • Genau das im ersten Absatz Beschriebene ist der Kern der rechtsextremen Hetze.

    Wie man allerorten beobachten kann, sind sowohl Anlass als auch Realitätsgehalt von Anwürfen vollkommen gleichgültig. Beim Trollen kann es sogar gar nicht absurd und platt genug sein, die extreme Position legt eine ebensolche apodiktische Gegenposition nahe. Auf diese Weise werden beim Herzen nicht nur Framings und Schlagworte immer wieder gesetzt, sondern auch Beziehungen gespalten und der Diskurs auf das dichotome entweder/oder reduziert, mit dem sie im den 20ern schon einmal Erfolge erzielen konnten. Das Projekt ist vermutlich perspektivisch langfristig gedacht, Kopf um Kopf um Kopf soll durch Vertrauensverlust traumatisiert und zuguterletzt sich vor dieser Wahl befinden, sich für eine von zwei Seiten entscheiden . Die Kalkulation ist: einige kippen dabei immer auf ihre Seite und werden durch den Beziehungsverlust selbst zu Missionaren.

    Dem kann man durch das sowieso fragwürdige gewohnt parolenhafte der Ausgrenzung nicht mehr begegnen. Hier läuft gerade rhetorisches Judo. Zeit, sich schlauer zu machen.

  • 9G
    90564 (Profil gelöscht)

    wer nicht zweifelt, denkt nicht. der zweck eines gutes streits, ist die erkenntnis, ohne sich zu reiben, fehlen die anregungen und im schlimmsten fall, hilft ein streit, die eigene argumentation zu prüfen und zu schärfen

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @90564 (Profil gelöscht):

      Es hat auch viel mit Character zu tun, ich bin mit Lwuten befreundet die rechter sind als ich und vielen die Linker sind als ich, kommen trotzdem gut klar. Es gibt meiner Meinung nichts besseres als jeden Tag mit anderen Meinungen konfrontiert zu sein.

      • 9G
        90564 (Profil gelöscht)
        @83379 (Profil gelöscht):

        ich vermisse ganz ehrlich die "rationalen konservativen", mit denen man sich noch kontrovers über die interpretation von fakten streiten konnte, heute muss man sich mit leuten streiten, die sich für "konservativ" oder sogar "liberal" halten und über fakten streiten

        • 8G
          83379 (Profil gelöscht)
          @90564 (Profil gelöscht):

          Ich sag mal so ich sehe mich selbst als Konservativ im Sinne das ich große Zweifel an großen Veränderungen habe da die meist in die Hose gehen meiner Meinung nach, ich glaube aber viele meiner Ansichten sind nicht rational begründet, ich glaube das ist bei sehr wenigen Menschen so.

    • @90564 (Profil gelöscht):

      Sind sie sich da nicht ein wenig zu sicher?

      • 9G
        90564 (Profil gelöscht)
        @guzman:

        versuchen sie es mit einem argument, dass schöne am ("vernünftigen") streit ist ja, dass man entweder unrecht hat und etwas lernen oder sich im recht haben sonnen kann. setzt natürlich vorraus, dass den beteiligten klar ist, dass die möglichkeit besteht, unrecht zu haben, sprich, auch zu zweifeln

  • zum eigentlichen Inhalt des Artikels stimme ich zu



    und ist ja auch abseits eines politischen Kontexts gut Tunnel zu überwinden.

  • Ohne den Kontext der Diskussion oder das Gesetz zu kennen, kann ich mich im Grundsatz mehr in der Position Ihrer Freundin finden.

    Die Polizei in der Ausübung Ihrer Arbeit zu kritisieren ist legitim und bspw. durch friedlichen Protest, politisches Engagement etc. möglich.



    Wenn aber die Polizei pauschal und in Ihrer Daseinsberechtigung, als eine im Minimalkonsens unserer staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung gewollten "Ordnungskraft", durch Gewalt in Frage gestellt wird, sehen diese Menschen scheinbar keinen Wert in den Strukturen die wir uns geschaffen haben - auch wenn die nicht immer perfekt sind - und handelt wohl aus Langweile oder vll. auch Dummheit.

    • 9G
      90564 (Profil gelöscht)
      @Spektrum:

      oder, nur so als möglichkeit, ich weiss ja nicht wirklich, wer ihnen da konkret vorschwebt, diese menschen halten die bestehenden verhältnisse nicht für die bestmögliche aller welten.



      wie heisst es so schön, das bessere ist der todfeind des guten.



      ps anderen menschen "langeweile" oder gar" dummheit" zu unterstellen, nur weil sie eine andere fundierte position vertreten, ist ...... erstens unhöflich und zweitens, dass, worum sich der artikel dreht

  • Zitat: „Je mehr wir überzeugt sind, dass unsere Haltung die einzig richtige ist, umso stärker unser Tunnelblick, umso erstarrter unser Geist.“

    Vermutlich war es zunächst genau anders herum: Ein unflexibler Geist hat zu einer eingeschränkten kognitiven Wahrnehmung geführt und diese dann zur festen Überzeugung, die Welt müsste eine Scheibe sein, weil sie ja schließlich als solche erlebt wird.

    Dann kam der Machtfaktor und Spiel. Die kognitiv Eingeengten hatten das dringende Bedürfnis, ihre reduzierte Sicht der Dinge zur ultimativen Wahrheit zu erheben. Und manche von ihnen hatten dazu leider auch die Macht.

    Ja, es wirkt mitunter, als sei die gestrige Flexibilität rechts der Mitte sehr viel geringer als links davon. Allerdings sind Leute mit starren Ansichten nicht unbedingt dümmer als andere. Sie wirken nur so, weil sie nie gelernt oder aber bald wieder verlernt haben, ihren Geist frei herumschweifen zu lassen. Genau dafür nämlich wurden sie immer wieder abgestraft.

    Für unsere Erziehung können wir nichts. Sie kann uns aber trotzdem wie ein Betonklotz am Bein hängen. Auch, weil Menschen, die linksliberal sozialisiert wurden, sich ihrer (unverdienten) Privilegierung nicht bewusst sind. Und wenn doch? Tja, dann wird natürlich Kapital daraus geschlagen.

    Wo Wahrnehmung weniger stark beschnitten wurde, gibt es mehr Möglichkeiten zu reagieren und zu überzeugen. Es gibt Zugang zu einem größeren Teil der eigenen intellektuellen Ressourcen (Nein, keineswegs zu allen!) und der Geist bleibt wacher - und das soll sich natürlich lohnen. Wir leben schließlich in einer Konkurrenzgesellschaft.

    Nein, Mauern im Kopf sind kein Alleinstellungsmerkmal der Rechten. Wir alle haben Angst davor, ins Schwimmen zu geraten, wenn wir vom graden Weg abkommen. Der Tunnelblick ist keine Stärke. Er ist eine Schwäche. Um so erfreulicher, dass diese Geschichte ein Happy End gefunden hat. Viele andere Geschichten warten noch darauf. Und manche können nie mehr gut ausgehen.

  • Endlich!

    • @Kartöfellchen:

      Gwücklunsch.

      Welch seltsam einsamer Rufer in seiner Wüste & Vor allem - Das Häufeln nicht vergessen. Sonst hat selbst der dümmste Bauer 👩‍🌾 - nicht die dicksten Kartoffeln.



      Däh&Nö!



      Nur Kartöffelchen - für seine bekannte -



      Kar-&Pantoffelhandlung. Newahr.



      Normal.

      unterm—- servíce—-&



      Gern&Dannichfür - 👻 -

      • @Lowandorder:

        :-)