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Hype um Mini-AtomkraftwerkeDie Nuklearlobby freut sich

Reimar Paul
Kommentar von Reimar Paul

„Small Modular Reactors“ sind noch lange nicht marktreif und kommen für die Klimakrise zu spät. Doch sie sind eine perfekte Projektionsfläche für die Nuklearlobby.

Erster Small Modular Reaktor in China. Baustelle im Februar Foto: imago

Z ufall oder auch nicht: Während in Brüssel am Donnerstag rund 30 Staats- und Regierungschefs zusammenkamen, um über einen Ausbau der Atomkraft in Europa auch mittels neuer Reaktortypen zu palavern, stellte das deutsche Atommüll-Bundesamt BASE in Berlin eine Studie mit ganz anderem Tenor vor. Anders als die Atomlobby Glauben machen will, retten die heiß diskutierten „Small Modular Reactors“ (SMR) demnach weder das Klima, noch schaffen sie uns das Atommüllproblem vom Hals.

Zum einen kämen sie zur Lösung der Klimakrise viel zu spät. Zwar sind viele der diskutierten Konzepte nicht neu, sondern werden bereits seit Jahrzehnten geplant und unter Einsatz erheblicher finanzieller Mittel entwickelt. Bis heute existieren jedoch keine marktreifen oder gar kommerziell konkurrenzfähigen Lösungen. Eine nennenswerte Zahl von SMR könnte kaum vor Mitte des Jahrhunderts in Betrieb sein. Einen Beitrag zur jetzt notwendigen Reduzierung von CO2 können sie also nicht leisten.

Zudem produzieren auch alternative Reaktoren neben Strom viel Atommüll. Zum Teil sogar neuartige Abfallarten, für die es bislang noch keine Möglichkeiten zur Beseitigung oder Verwahrung gibt.

Eine Umwandlung hochradioaktiven Mülls zu Stoffen mit vermeintlich geringerem Gefahrenpotenzial – die sogenannte Partitionierung oder Transmutation – wäre, wenn überhaupt machbar, mit gewaltigem Forschungs- und Geldaufwand verbunden. Schließlich wären bei den propagierten AKWs der Zukunft auch schwere Unfälle mit der Freisetzung von Radioaktivität nicht ausgeschlossen.

Dem auch durch die Brüsseler Verhandlungsluft wabernden Hype um SMR tut die Realität offenbar keinen Abbruch. Die kleinen AKWs, die es real noch nicht gibt, sind eine ideale Projektionsfläche, um den Glauben an Atomkraft als angeblich saubere, billige, harmlose und innovative Technologie am Leben zu halten. Sie sind eine Illusionsblase, die bald an der Wirklichkeit zerplatzen dürfte.

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Reimar Paul
Autor
Jahrgang 1955, Journalist und Buchautor. Schwerpunkte: Umwelt, Atomkraft, Verkehr, Flucht & Asyl, Fußball. Schreibt u.a. für taz, nd, Tagesspiegel, Weser-Kurier und die Nachrichtenagentur epd. Leitet taz-Radreisen ins Wendland.
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67 Kommentare

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  • Wenn die GRÜNEN in der nächsten Regierung ab kommendem Jahr noch mitregieren wollen, müssen sie schon jetzt glaubhaft zeigen, dass sie in zentralen Politikfeldern Kompromisse machen und dafür zur Not auch einige Wählerstimmen verlieren. Kompromisse müssen in drei Feldern gemacht werden:

    1) Flüchtlingspolitik, 2) Wirtschaftspolitik und 3) Energiepolitik inkl. Kernkraft.



    Das kann nicht so schwer sein. Die GRÜNEN in Finnland oder Schweden haben das auch geschafft.

  • // „Small Modular Reactors“ sind noch lange nicht marktreif und kommen für die Klimakrise zu spät. //

    Möglich dass die zu spät kommen oder auch nicht. Aber massenhaft vorproduziert und vor Ort einfach zusammenzubauen hat schon was. Und was ich in Fachpublikationen gelesen habe das ein Kernschmelze bauartbedingt ausgeschlossen wird ist positiv.

  • Ich bin in dem Thema nicht so drin, aber wenn es so aussieht:

    "Weltweit sind der Internationalen Atomenergiebehörde zufolge 415 Reaktoren zur Stromproduktion in Betrieb. Bereits bei der Weltklimakonferenz Ende vergangenen Jahres hatten rund 20 Staaten angekündigt, die Kapazitäten zur Atomenergieerzeugung bis 2050 zu verdreifachen."

    ist es dann nicht Banane, was Deutschland macht?

    Ich weiß schon, dass das in der taz und an unserem kleinen Wasserloch des Forums eine heilige Kuh ist, aber könnte man das Thema vielleicht auch etwas kontroverser diskutieren?

    • @Jim Hawkins:

      Pläne machen können viele, aber wer kann wirklich Reaktoren bauen? EDF/Areva liefert serienweise Pleiten, Pech und Pannen. GE scheint nicht so wirklich interessiert. Westinghouse ging in Insolvenz.

      China und Russland liefern wohl, wobei ich bei Rosatom nicht weiß, ob das auch nur Ankündigungen sind bzw. wieviel Verzögerung einzurechnen wäre.

      Im Endergebnis dürfte wohl nur China einigermaßen auf dem geplanten Kurs sein. Der Rest war wohl der heißen Luft in Dubai geschuldet.

    • @Jim Hawkins:

      Eine sachliche Diskussion wird eindeutig nicht gewünscht. Dabei müsste man die Risiken aus der Nutzung der Kernkraft denen der Nicht-Nutzung vor dem Hintergrund des Klimawandels, des Bevölerungswachstums in den ärmeren Teilen der Welt und dem weltweit enorm steigenden Strombedarf gegenüberstellen. Die Welt außer Deutschland hat daraus bereits Konsequenzen gezogen. Außer Wachstumsreduzierung fällt denen, die schon in Brokdorf schon dabei waren, auch nichts mehr ein. Wir brauchen hier einfach einen Generationswechsel. Bis der allerdings biologisch vollzogen ist dauert es wohl noch 10 Jahre. Diesen Leute ist es einfach wichtiger in die Vergangenheit zu schauen und ihren Pyrrhussieg zu feiern als in die Zukunft zu blicken und sich der Realität zu stellen.

    • @Jim Hawkins:

      Die "Heilige Kuh" ist ned die Anti-AKW-Haltung der taz sondern die wo "AKW ist toll" draufsteht.



      So exemplarisch für den Unterschied zwischen "geplant", "im Bau" und "fertig":



      www.zdf.de/nachric...nnien-bau-100.html



      Die Finnen ham letztes Jahr einen neuen Reaktorblock fertiggekriegt, das ging auch länger und war teurer und hat noch "Anlaufschwierigkeiten", allerdings haben die bis jetzt des beste zukunftstaugliche realisierte Lagerkonzept (de.wikipedia.org/w...aftwerk_Olkiluoto) .



      (Von so strategischen Angriffszielen, die AKW darstellen, will ich garned erst loslegen, ebenso daß auch abbauwürdiges Uran ned vom Himmel fällt und eher von Rußland geliefert wird...)

      • @Hugo:

        Die Verfügbarkeit von Uran hängt stark vom Weltmarktpreis ab. In den letzen 2-3 Jahre sind die Weltmarktpreise erheblich gestiegen. Damit würde sich ein Uranabbau sogar wieder in Deutschland (Erzgebirge, Schwarzwld) lohnen.



        PS: ein hoher Uranpreis ist übrigens betriebswirtschaftlich kein Problem für die Kraftwerksbetreiber. Das fällt kaum ins Gewicht.

        • @Pi-circle:

          Vogtland, nicht Erzgebirge ; ).



          Bis jetzt ist von den Verfechtern der AKW noch nie als Möglichkeit in Betracht gezogen worden, die Wismut wieder aufzumachen. NIMBY wird des auf Neudeutsch genannt.

  • Spätestens nach der nächsten Bundestagswahl ist das Anti-Atomzeitalter in Deutschland beendet. Noch in diesem Jahrzehnt werden die Laufzeiten der alten Reaktoren verlängert. Die SMR kommen in den 30iger Jahren. 10-20 Jahre später kommt die Kernfusion.

    • @Pi-circle:

      "10-20 Jahre später kommt die Kernfusion." Seit 1950 hören wir das. Kernfusion wird irgendwann kommen, aber wann das kann keiner mit gutem Gewissen sagen und damit zu planen ist halsbrecherisch. Kann sein 2040, kann sein 2400.

    • @Pi-circle:

      Es dauert noch ~ 30 Jahre, bis Kernfusion kommerziell genutzt wird, darüber sind sich Fachleute einig ... seit den 1950ern.

    • @Pi-circle:

      Für die alten Reaktoren in Deutschland gibt es ja noch nicht mal mehr Ersatzteile. Zudem werden die schon zurückgebaut.



      Und Fusionskraftwerke können nicht vor 2070 kommen, wenn überhaupt.

  • "Small Modular Reactors" sind wirklich der letzte Blödsinn! Sie würden das Risiko für Reaktorunfälle um ein Vielfaches erhöhen. Warum ist das so? Das hat einfache mathematische Gründe: Wenn die Wahrscheinlichkeit eines schweren Reaktorunfalls pro Reakor innerhalb seiner Lebensdauer bei x liegt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem großen Reaktor etwas Schlimmes passiert, (1-x). Ersetzt man den einen großen Reaktor durch drei kleine, liegt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass nichts passiert, bei (1-x)^3. Ist x=0,5% (rein hypothetisch), dann ist die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Unfall bei einem großen Reaktor 0,5%, bei drei kleinen "Small Modular Reactors" liegt sie jedoch bei 1-(0,995)^3=1,493%.



    Wer glaubt, kleine Reaktoren seien sicherer, der irrt. Sie würden mit weniger Personal betrieben und es würde an allem gespart, um sie wirtschaftlich betreiben zu können.

    • @Aurego:

      Kleine Reaktoren erfordern keine aktive Kühlung, wodurch die negativen Auswirkungen bei einem Unfall drastisch sinken. Darüber hinaus lassen sich neue Reaktoren so bauen, dass sie ohne aktives Eingreifen den Kernspaltungsprozess einstellen. Sie berücksichtigen bei Ihrer Rechnung vielleicht die Wahrscheinlichkeit für einen Unfall, aber nicht die geringeren Konsequenzen bei einem Unfall eines SMR. Das ist bei einem Risikomanagement jedoch erforderlich.

      • @Nachtsonne:

        In dem Moment, in dem es in einem Blei-Wismut-gekühlten Reaktor zu ernsthaften Unfällen mit Personenschäden kommt (ja, da gab es in der Vergangenheit schon welche!), ist das Konzept mausetot. Sie müssen dafür nicht unbedingt eine ganze Großstadt unbewohnbar machen.

      • @Nachtsonne:

        " ...neue Reaktoren so bauen, dass sie ohne aktives Eingreifen den Kernspaltungsprozess einstellen. ..."

        Auch alte Reaktoren sind schon so gebaut worden. Das bringt bloß nichts, wenn wie bei Tschernobyl, Three Mile Island und Fukushima die Sicherheitsmechanismen manuell abgeschaltet oder nicht beachtet werden.

      • @Nachtsonne:

        "Kleine Reaktoren erfordern keine aktive Kühlung,..."

        Nur dann, wenn man einen kleinen Reaktor in einen großen Pool stellt. Stellt man mehrere kleine Reaktoren in so einen Pool, ist der positive Sicherheitsvorteil nicht mehr gegeben, sondern dreht sogar ins Negative.

    • @Aurego:

      Korrektur: Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem großen Reaktor NICHTS Schlimmes passiert, ist (1-x). Sorry für die Verwirrung.

  • Die Anti-Atom-Lobby bei BASE:

    Auf Seite 133 im Bericht von BASE heißt es zum Stand der SMR in China:

    "Dabei hat China ein breites Spektrum Technolgielinien aufgebaut, insb. Schneller Reaktoren und Hochtemperaturreaktoren. Derzeit befinden sich die Projekte noch im Bereich der Grundlagenforschung bzw. von Prptotypen, kommerzieller Roll-Out ist noch nicht absehbar."

    Die Realität ist aber eine andere: Zwei HTR-PM laufen als komerzielle Demonstrationsreaktoren bereits seit 2-3 Jahren. Der Roll-Out hat also bereits begonnen. Hier von Grundlagenforschung oder Prototypen zu reden zzeitgt einmal mehr: bei BASE sitzen Aktivisten, die es mit der Wahrheit nicht so eng nehmen. Das esmittlerweile in Finnland ein Endlager für abgebrannte Brennstäbe gibt welches nun in Schweden nachgebaut wird und das Endlager in FRankreich auch in wenigen Jahren fertiggestellt ist, wird bei BASE auch gerne verschwiegen.



    Klar, wenn man es selbst nicht auf die Reihe kriegt.........

    • @Pi-circle:

      Daß D überhaupt kein Endlager hat, in Frankreich des Zeug verklappt und zugeschüttet wird, fehlt beim Einheitskreis ;).

    • @Pi-circle:

      Es gibt bisher in keinem Land ein Endlager für abgebrannte Brennelemente.

      • @Knuty:

        Das Endlager in Finnland ist fertiggebaut. Die Betriebsgenehmigung erfolgt in den nächsten Monaten.

        • @Pi-circle:

          Es gibt also noch kein Endlager in Finnland, noch anderswo.

  • Die Aussage das solche Reaktoren nicht existieren stimmt so nicht.

    Es gibt hier sogar schon Reaktortypen die nicht hochgehen können.

    de.wikipedia.org/wiki/Projekt_705

    • @flaviussilva:

      Hochangereichertes Uran mit flüssigem Schwermetall als Kühlmittel für einen Minireaktor mit nur 155MW Leistung. Tolle Idee! Da baut man besser 25 große Windräder. Hat man mehr von, ist billiger und hält länger.

      • @Aurego:

        Sie kennen Begriffe wie Grundlast, Dunkelflaute, Netzstabilität, etc.? Falls nicht empfehle ich sich mit den Themen zu beschäftigen.

        • @Nachtsonne:

          Sorry, aber das ist eine etwas naive Antwort. Mit entsprechenden Speichern sind wir immer noch günstiger, auch wenn wir 200% des Bedarfs an Windkraftwerken installieren. Netzstabilität ist heute nicht mehr das zentrale Thema, "Grundlast" nur eines der vielen Buzzwords, mit dem man vermeiden will, sich sinnvollere Argumente auszudenken. Auch die drei letzten AKWs haben kaum zur Abdeckung der "Grundlast" beigetragen. Darüber hinaus war kein einziges AKW irgendwo an das Fernwärmenetz angeschlossen, was jedoch sinnvoll gewesen wäre, da in Deutschland eine Menge Energie für's Heizen benötigt wird. Aber die Leute hätten dann Angst, dass die Heizungen radioaktiv würden.

    • @flaviussilva:

      Es gibt keine Reaktortypen, die nicht hochgehen können. Es gibt auch keine unsinkbaren Schiffe oder nicht abstürzende Flugzeuge.

      • @Knuty:

        und da 100 einzeln explodierende Knallfrösche in der Summe so gefährlich sind wie eine Stange Dynamit, wollen wir auch eine Knallfrösche.

      • @Knuty:

        Falsch !

        Ein Blei/Wismut Reaktor friert ein und



        beendet damit die Kettenreaktion.

        Daher kann er nicht hochgehen, einfach



        mal lesen !

        • @flaviussilva:

          Und Sie zerlegen ihn dann, wenn er eingefroren ist? Na, wer's glaubt ...

        • @flaviussilva:

          Und was ist mit der Nachzerfallswärme? Die Reaktoren in Fukushima müssen bis jetzt noch gekühlt werden.

    • @flaviussilva:

      Wow, sowas gibt's?!



      Warum hat die SU denn dann in u.a. Tschernobyl keine supersicheren Blei-Wismut-gekühlten Reaktoren gebaut sondern RBMK-1000er?

      • @B. Iotox:

        Einfach mal lesen, der Reaktor muss



        geheizt werden damit er nicht ausgeht.

        Mal ganz simpel gesagt !

        • @flaviussilva:

          "Reaktor muss geheizt werden damit er nicht ausgeht."

          Durch die Nachzerfallswärme wird ein Reaktor immer geheizt und muss deshalb gekühlt werden.

  • Zwei deutsch-chinesische HTR-PM (Hochtemperatur-SMR) laufen bereits seit 2-3 Jahren störungsfrei.



    Es handelt sich dabei um den kommerziellen Nachfolger des im Jahr 2000 in Betrieb gegangenen Prototypen HTR-10. Dieser wiederum basierte auf deutscher Technolgie und ist eine Weiterentwicklung des THTR-300 im nordrhein-westfälischen Hamm. Entwickelt in Deutschland - komerzialisiert im Ausland.

    PS: Der Hochtemperaturreaktor HTR-PM eignet sich übrigens hervorragend zur Herstellung von klimaneutralem Wasserstoff und das noch zu unschlagbar günstigen Preisen (wegen der kombinierten Verwendung von Strom und Wärme).

    • @Pi-circle:

      Bei allen Hochtemperaturreaktoren sind die Wärmetauscher zwischen dem ersten und zweiten Kühlkreislauf die Schwachstelle.

      In einem AKW Wasserstoff zu produzieren, dazu noch in einem HTR, ist eine der dümmsten Ideen, auf die man kommen kann.

  • Atom ist Müll. Teuer. Anfällig. Teuer. Gefährlich. Teuer.



    Für manche schwer zu begreifen. Aber ihr schafft es noch. Die Phasen der Trauer.

  • Dennoch: was sind das für Einrichtungen, die zB auf Flugzeugträgern zum Einsatz kommen. Gibt es brauchbare Hintergrundinformationen dazu?

    • @Vidocq:

      Zu geringe Leistung. 150-300MW pro Reaktor reichen für eine flächendeckende Versorgung nicht. Man bräuchte zu viele davon. Und solche Dinger möchte man nicht im eigenen Garten stehen haben. Außerdem: Woher bekommt man das Uran? Von wem würde man sich da wieder abhängig machen? Oder sollen wir die Urangruben der Wismut im Erzgebirge wieder eröffnen?

    • @Vidocq:

      Das sind militärische Einrichtungen. Geld spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.

      • @Knuty:

        @Knuty: also günstiger als Schiffsantriebe mit grünem Wasserstoff dürften die nuklear betriebenen Schiffe allemal sein.

        • @Pi-circle:

          Definitiv nicht, denn die deutschen U-Boote werden schon seit Jahrzehnten mit Wasserstoff angetrieben und benötigen keine aufwendige Infrastruktur an Land.

          • @Knuty:

            Wasserstoff aus Erdgas ist günstig, grüner Wasserstoff ist sehr viel teurer.

            • @Pi-circle:

              " grüner Wasserstoff ist sehr viel teurer. "

              Und weshalb wollen Sie dann "grünen" Wasserstoff mit Atomenergie produzieren?

  • Da strahlen jetzt wieder alle um die Wette, dass nicht alle verstrahlt werden. Auf der Strecke bleibt der ökologische und ökonomische Sachverstand. Dabei würde eine simple Folgekostenrechnung ohne „worst case“ - Szenario schon für den endgültigen Ausstieg reichen. Aber die reine Vernunft wäre in diesem Nukleus wohl eine zu explosive Kernbegabung.

  • Klar, E-Autos sind ja auch so ausgereift und marktnah. Kleines Problem: Ohne Subventionen verkaufen sie sich nicht und sie brauchen: Richtig: Strom! Grüne Lobbyisten verhindern mit großem Aufwand die Aufstellung von Windrädern (Schwarzstorch etc.) glauben aber der Strom kommt weiterhin aus der Steckdose. Die Länder rund um Deutschland stellen ein Kernkraftwerk nach dem anderen auf, bei uns werden Denkverbote zementiert.

    • @Lars Sommer:

      "Die Länder rund um Deutschland stellen ein Kernkraftwerk nach dem anderen auf "

      Welche Länder sollen das sein?

      • @Knuty:

        War da nicht was in Finnland? Das Ding soll 16 Mrd. € gekostet haben, munkelt man. Davon kann ich in Deutschland mindestens 60TWh bezahlen. Das AKW müsste also (ohne die hohen laufenden Kosten zu rechnen) mindestens 5 Jahre lang Strom liefern, bevor es sich rechnet. Leider hat ein AKW aber sehr hohe Betriebskosten für Personal, Kernbrennstoff, Wartung, Versicherung usw.. Dann wären da noch die Folgekosten, die man auch bei Statista nachlesen kann, nämlich unter "Folgekosten von Atomstrom am höchsten" - eine kleine Übersicht von 2022. Der Wikipedia-Artikel über das Kernkraftwerk Flamanville ist auch sehr aufschlussreich.

    • @Lars Sommer:

      Könnten Sie diese "stellen ein AKW nach dem anderen auf" bitte mal aufzählen? Mit Kostenrahmen, Baustart- und geplantem Fertigstellungsdatum? Fangen Sie vielleicht im VK an, z.B. mit Hinkley Point C? Danke!

  • "The Natrium reactor design will use liquid sodium as a coolant instead of water. Levesque told the Financial Times, “When you use liquid sodium as a coolant instead of water it’s a game-changer. Natrium plants will cost half of what light water reactor plants cost . . . and we are moving our project along pretty aggressively.”



    /



    Aus der Ecke funkt es noch, bald bestimmt Signale des Untergangs



    Quelle



    www.powermag.com/b...clear-power-plant/



    /



    Zur Info:



    www.presse-blog.co...n-hunderte-folgen/



    /



    Ein "Hausbrand" kann zum Problem werden



    taz.de/Voellig-har...chem-AKW/!1563600/

  • "Zudem produzieren auch alternative Reaktoren neben Strom viel Atommüll. Zum Teil sogar neuartige Abfallarten, für die es bislang noch keine Möglichkeiten zur Beseitigung oder Verwahrung gibt."



    Nicht nur in der EU, sondern weltweit verknüpfen sich hier die Versprechen technischer Innovation mit den Ängsten vor mangelnder Stromversorgung und Klimakastrophe.

    Interessant ist doch, dass das Aufkommen des Atommülls von politischer und technischer Seite generell bagetellisiert wird (jüngstes Beispiel: www.theguardian.co...to-reach-net-zero), wohingegen nirgends gesellschaftlicher Konsens zur Verwahrung besteht.

    Mein Vorschlag wäre technische Neuerungen dieses Maßstabs erst zu genehmigen, wenn die Abfertigung der Endprodukte auch technisch und gesellschaftlich gelöst ist.



    Das hätte bei elektrischen Fahrzeugen genaus gelten können (ungelöste Altbatterieabfertigung).



    Stattdessen findet man immer wieder technische Entwicklung verquickt mit geradezu entfesselter Kommerzialisierung. Es wird eifrig in die Zukunft gedacht, nie aus der Zukunft mal zurück. Wohl auch wegen mangelnder Auflagen? Möglich, dass ich mich täusche.



    Wie wird die Energieversorgung im Jahr 2040 aus der Sicht des Jahres 2080 wohl aussehen?

    • @non payclick:

      "(ungelöste Altbatterieabfertigung)"

      Die werden recycelt. Siemens hat in Brandenburg dafür eine Fabrik gebaut und Northvolt hat in Schweden gerade erst eine in Betrien genommen.

  • Es sind verschiedene Varianten von Mini-Reaktoren in Planung. U.a. mit Thorium, das es zu Genüge gibt. Das sämtliche Modelle versagen ist gar nicht so sicher.

    Die ablehnenden Aussagen zur Zukunft der Mini-Reaktoren zum jetzigen Zeitpunkt ähneln denen zur Einführung der Eisenbahn oder der Automobile.

    Kaiser Wilhelm II erkannte z.B. selbssicher: „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.“

    Also nicht vorschnell urteilen, abwarten!

    • @Donald Duck:

      Thorium ist nicht spaltbar. Steht in jedem Schulphysikbuch.

      • @Knuty:

        Ein Prototyp wurde 1954 mit Erfolg am Oakridge National Laboratory in Tennessee getestet, ein zweiter Prototyp lief am selben Ort von 1965 bis 1969.

        In deutschen Schulbüchern geht es möglicherweise mehr um die Gefahren der Kerntechnologie als um fortschrittliche Techniken. Seit dem Ausstiegsbeschluß ist auch das Interesse an den spezifischen Studienfächern gesunken. (Z.B. finden deswegen Aufsichtsbehörden, die sich mit dem Rückbau von Atomkraftwerken und der Entsorgung der atomaren Abfälle in Deutschland beschäftigen, nur schwer geeignete Mitarbeiter.)

        Während hier ganz offensichtlich das kerntechnische Wissen verfällt, wächst es in anderen Ländern. Dort werde Technologien entwickelt, die hier von vielen offensichtlich für unmöglich gehalten werden. Z.B.:

        www.mdr.de/wissen/...atomkraft-100.html

        de.wikipedia.org/w...kraftwerk_THTR-300

        In 2 Jahrzehnten werden wir solche oder ähnliche Anlagen höchstwahrscheinlich importieren oder Lizenzgebühren entrichten.

        • @Donald Duck:

          " Zerfallsreihen usw. sind da so Anfänge für den Erkenntnisgewinn. "

          Natürliche Zerfallsreihen haben nichts mit der Spaltbarkeit von Atomen zu tun.



          Um ein Atom zu spalten, muss es zuerst mal ein Neutron aufnehmen können und dadurch instabil werden, so dass es im Anschluss in mehreren Spaltfragmente zerfällt und dabei mindestens zwei weitere Neutronen freisetzt. Diese Eigenschaft hat nur Uran235 und das nicht natürlich voekommende Plutonium 239.

        • @Donald Duck:

          Es gibt nur ein spaltbares Isotop und das ist Uran235. Steht in jedem Physikbuch.

      • @Knuty:

        Mit der Axt ned, stimmt, ansonsten evtl. mal ein Physikschulbuch nach den Lebzeiten von Marie Curie und Lisa Meitner besorgen ;). Zerfallsreihen usw. sind da so Anfänge für den Erkenntnisgewinn.



        Thorium-Reaktoren fand vor Jahren schon der Merz-Fritze toll, das kann also nur betriebswirtschaftlicher Quatsch sein, von den Umweltfolgen ganz zu schweigen, aber die sind dem Fritze eh Rille, obwohl er Kinder und vermutlich auch schon Enkel*innen hat.

  • Partitioning and transmutation. Musste ich zuerst nachgucken [1]. Klingt sehr fummelig für einen überschaubaren Gegenwert. Der Mist muss dann für 500 Jahre unter die Erde statt für einige Tausend.

    Ausserdem produzieren Kleinstreaktoren ein Vielfaches an schwach radioaktivem Müll wegen der grösseren Menge an "Verpackung", die neutronenaktiviert ist.

    Angesichts der Preise von Wind und Solar halte ich das für einen Riesenquatsch.

    Infantiles Vermeidungsverhalten, wenn Sie mich fragen.

    [1] nucleonica.com/wik...s/4/49/NE_2003.pdf

  • In den USA sollte doch bald ein solcher SMR gebaut werden. Da war man also schon deutlich weiter als bei uns.

    Das Vorhaben wurde schließlich wegen zu hoher Kosten aufgegeben. Das sagt dann schon so ziemlich alles über deren Machbarkeit im Kapitalismus.

    In China wird es gebaut, aber da tickt ja dank Staatskapitalismus die Wirtschaft anders: die Partei bestimmt, die Wirtschaft hat zu gehorchen, sonst...

  • Die Nuklearlobby ist eventuell nur bis zum nächsten Unfall eines AKW´s noch aktiv.

    • @Tino Winkler:

      Gewiss nicht bis zum nächsten Unfall sondern bis zum nächsten Unfall, der ruchbar wird.

      Denn in Einem ist die Atomlobby unangefochtener Meister: Im Vertuschen.

    • @Tino Winkler:

      Die durch die Störfälle ausgelösten Ängste klingen relativ schnell ab (schneller als die Störprodukte!), und unterliegen m.E. viel handgreiflicheren Sorgen der Haushalte (Heizen im Winter, usw.) bei (so wahrgenommener) instablier Energieversorgung.

    • @Tino Winkler:

      nee, nee. Die waren und sind auch nach jedem weiteren nuklearen Strahlungsunfall weiterhin aktiv. Schließlich finanzieren sie sich aus Subventionen der politischen Volksvertreter.



      Und ihr Wirken zeigt auch jedes mal auf`s Neue Wirkung bei unseren Volksvertretern. Das liegt aber häufig nicht nur an den Geschenken, sondern oft an der Naivität wie die meisten der Volksvertreter mit diesem Thema umgehen. Selbst eine Physikerin in den höchsten Rängen unseres Staates ist dem Atomlobbysystem erlegen, bis es zuletzt offensichtlich nicht mehr haltbar war.



      Aber ein paar De... finden sich immer in der politischen Klasse.