Hochwasser in Süddeutschland: Das ist der Klimawandel
Nach den Überschwemmungen geht es vor allem um Unterstützung für die Betroffenen. Langfristig hilft aber nur eins: effektiver Klimaschutz.
![Ministerpräsident Söder schaut auf das Hochwasser Ministerpräsident Söder schaut auf das Hochwasser](https://taz.de/picture/7040201/14/35478372-1.jpeg)
E s ist das dritte Hochwasser in diesem Jahr nach der Saarland-Flut und dem Dauerregen im Frühjahr im Nordwesten. Es ist das „neue Normal“ in einem um zwei Grad wärmeren Land, in dem man den weltweit sichtbaren Folgen der menschengemachten Klimakrise auch zu Hause schonungslos ausgesetzt ist.
Es kostet Menschenleben, verschlingt ungeheure Summen, bringt Zigtausende um Hab und Gut. Es ist nicht das Wetter. Es sind nicht die Tiefdruckgebiete. Auch nicht die Löcher im Deich. Es ist die Klimakatastrophe, das Versagen beim Klimaschutz. Die Konzentration der Klimagase in der Atmosphäre steigt stärker als jemals zuvor.
Doch selbst die Grünen zeigen Hemmungen, Klartext zu reden. Die Angst, man könnte ihnen vorwerfen, das Leid der Bevölkerung politisch auszunutzen, führt zu verklemmten Stellungnahmen. Dass gerade Bayern seit Jahren zu den Bremsern der Klimapolitik gehört und etwa beim Ausbau der Windenergie zu den Schlusslichtern, wagt im Katastrophenkontext niemand zu sagen.
Stattdessen geht es um Befindlichkeiten. „Wie sind die Emotionen?“, wird der Einsatzleiter von der Reporterin gefragt. Nicht an die Politik werden Fragen gestellt – versagt sie beim Klimaschutz, bei Anpassung, Vorsorge, Hochwasserschutz? – sondern an die Feuerwehr.
Die Fragestellungen im ARD-Brennpunkt entsprachen eher denen nach Fußballspielen: Wie machtlos fühlen Sie sich? Wie geht es Ihnen? Na super! Politische Fragen kommen schon deshalb nicht vor, weil der Bayerische Rundfunk panische Angst hat, eine Woche vor der Wahl die falsche Munition zu liefern. Wähler, denen das Wasser bis zum Hals steht, könnten ins Grübeln kommen und zur Ansicht neigen, der grüne Umweltzirkus habe womöglich seine Berechtigung, sei sogar überlebenswichtig.
Als zentrale Maßnahme gegen die Flut wird jetzt die Elementarversicherung gefordert. Oder die Starkregen-Gefahrenkarte. Es wimmelt von Ratschlägen an Hausbesitzer. Kurz: Man versucht, die Klimakatastrophe auf eine versicherungsrechtliche, technische, letztlich individuelle Ebene abzuturfen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!