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Hitzewelle ist menschengemachtAnpassen und Emissionen senken

Susanne Schwarz
Kommentar von Susanne Schwarz

Extremtemperaturen und Hitzetode werden häufiger. Umso wichtiger sind Warnsysteme, ein Umbau der Städte – und die Reduktion des CO2-Ausstoßes.

Kurze Erfrischung: Trinkbrunnen in Berlin Foto: Hannes Albert/dpa

W enn man an tödliche Naturkatastrophen denkt, hat man erst mal Stürme vor Augen, vielleicht auch Überschwemmungen oder Erdbeben. Auf jeden Fall kaputte Häuser und entwurzelte Bäume. Die tödlichste Naturkatastrophe aber ist vielerorts unscheinbarer, hinterlässt keine Schneise der Zerstörung: die Hitze. In Europa sind im vergangenen Sommer rund 60.000 Menschen an den Folgen extrem hoher Temperaturen gestorben. Hitze begünstigt und verschlimmert Krankheiten und Verletzungen, vom Hitzeschlag über Nierenprobleme und Thrombosen bis zum Herzinfarkt.

An vielen Orten auf der Nordhalbkugel war es im Juli extrem heiß, mit Temperaturen über 45 Grad, teils bis an die 50 Grad. Wis­sen­schaft­le­r:in­nen haben nun in einer Studie nachgewiesen: Das war die Klimakrise. Streng genommen geht es also gar nicht um eine Naturkatastrophe. Es ist ein menschliches Drama.

In China haben die Treibhausgas-Emissionen die Extremtemperaturen deutlich wahrscheinlicher gemacht. In Südeuropa und Nordamerika ist der Effekt noch stärker. Ohne Klimawandel hätte man solch eine Hitzewelle dort nicht nur seltener, sondern womöglich nie erlebt. Mittlerweile ist so viel Kohlendioxid in der Atmosphäre, dass Hitzewellen regelmäßig vorkommen können.

Auch in Deutschland führt Hitze zu gesundheitlichen Notlagen. Mehr als 8.000 der 60.000 europäischen Hitzetote gab es in der Bundesrepublik. Es ist deshalb gut, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) einen Nationalen Hitzeschutzplan entwerfen will, wie er vor einigen Wochen angekündigt hat. Man könnte auch sagen: Es ist überfällig. In Frankreich gibt es so etwas seit 2004, als schnelle Reaktion auf die vielen europäischen Hitzetoten im Jahr 2003. In Deutschland wurden weder Rot-Grün noch die folgenden Merkel-Kabinette tätig.

Rezepte für den Städte-Umbau

Dabei wäre es wichtig, dass im Ernstfall Warnsysteme funktionieren. Dass Behörden und Bür­ge­r:in­nen Bescheid wissen, wie und wo sie Schutz bieten und suchen müssen. Dass Städte so umgebaut werden, dass sie kühle Orte bieten. Die Rezepte dafür sind eigentlich altbekannt: Grün- und Wasserflächen sowie Frischluftschneisen helfen zum Beispiel.

Umso wichtiger: die drastische Senkung der Treibhausgas-Emissionen. Um die Erderhitzung bei 1,5 Grad zu begrenzen, müssten sie sich weltweit eigentlich bis 2030 halbieren, um bis 2050 den Nullpunkt zu erreichen. Angesichts dessen, dass die Emissionen global gesehen immer noch steigen, wirkt dieser Fahrplan mit jedem ­Hitzesommer aberwitziger – und bleibt trotzdem nötig.

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Susanne Schwarz
Leiterin wirtschaft+umwelt
Jahrgang 1991, leitet das Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.
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23 Kommentare

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  • Realtität ist, dass SPD-Chef Klingbeil für den sechspurigen Ausbau einer wichtigen Autobahn nach Hamburg plädiert, weil es in seinem niedersächsischen Wahlkreis so viele Autofahrer gibt. Gleichzeitig fördert Klingbeil die sofortige Planung für den Bau einer alternativen schnellen dringend wegen Überlastung benötigten Bahnstrecke nach Hamburg nicht, weil so viele Bürger aus seinem Wahlkreis gegen den Bahnausbau sind.



    .



    Realität ist, dass wenn man sich als Bürger an einen großen Energieversorger für Fernwärme einer Großstadt wendet, es keinen einzigen Ansprechpartner für Bürger gibt, die zum Ausbau der Fernwärme Bürger kompetent beraten könnten. Wenn es der Bürger wagt, zur derzeitigen Planung kritische Fragen zu stellen, schaltet der Energieversorger auf Durchzug.



    Wir informieren den Bürger, wenn wir das für angemessen erachten. Ende der Durchsage!

    Realität ist, dass sich ein Verantwortlicher für die Grünplanung einer Großstadt nicht für Bürger-Ideen interessiert, die Grünanlagen und Klimaschutz verbessern könnten.

    Die Forderungen der taz zum Klimaschutz sind allesamt richtig, aber was nützen diese, wenn Bürger und Behörden beim Klimaschutz eher gegeneinander als miteinander kämpfen und ein sehr wichtiger Politiker wie Klingbeil seine Fahne in den Wind hängt, weil ihm das als Politiker viel mehr nutzt.

  • taz: "Extremtemperaturen und Hitzetode werden häufiger. Umso wichtiger sind Warnsysteme, ein Umbau der Städte – und die Reduktion des CO2-Ausstoßes."

    Im April 2021 wurde am Mauna-Loa-Observatorium auf Hawaii 'erstmals' eine CO2-Konzentration von mehr als 420 ppm gemessen. Vor der vorindustriellen Epoche, also bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts, lag dieser Wert noch im Bereich von 280 ppm. In ein paar Jahren werden 430 ppm CO2 erreicht sein und dann ist der Klimawandel nicht mehr aufzuhalten, weil dann nämlich ein sich selbst verstärkender Klimawandel ausgelöst wird. Es muss jetzt ein Umdenken stattfinden, denn der Klimawandel lässt nicht mit sich verhandeln und wird sich auch 'nicht' für 1000 Jahre in eine Höhle zurückziehen, nur weil gierige Großkonzerne und ein paar Reiche ihr klimaschädliches Monopolyspiel auf Kosten der Menschheit - und besonders auf Kosten der nachfolgenden Generationen - einfach frech weiterspielen möchten.

    • @Ricky-13:

      Sie meinen, es sollte keinen weiteren Wohnungsbau geben, weil dieser klimaschädlich ist?

  • Tausche Forschende, Warnende und sich Ängstigende gegen mutig Handelnde.

    • @Trabantus:

      Tausche Ignoranten, Verdränger gegen mutig Handelnde

  • In meinem Bekanntenkreis wird schon wieder in den Süden geflogen, weil es hierzulande nach den paar warmen Tagen bereits wieder zu kalt sei.

  • 6G
    676595 (Profil gelöscht)

    Es muss natürlich heißen Sauerstoffschwund und CO2-Speicherkapazität.

  • 6G
    676595 (Profil gelöscht)

    Trägheit (sämtliche) beachten!

    Sind abnehmende Sauerstoffspeicherkapazität und Meerespegelanstieg irreversibel?

    Wie schnell reagieren die Eisflächen und Permafrostböden bei Einhaltung selbst der ehrgeizigsten Klimaschutzziele sämtlicher Staaten?

    Über wie viele Generationen reden wir, wenn wir den „Klimazeitstrahl“ betrachten?

    Wie viel ehrlicher Optimismus steckt in der ganzen Klimadiskussion?

    • @676595 (Profil gelöscht):

      Nix ist irreversibel allerdings müssten Sie CO2 aus der Atmosphäre in gigantischen Mengen extrahieren und keine Emissionen mehr freisetzen.



      Eine ehrliche Klimadiskussion lässt leider wenig Platz für Optimissmus.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @676595 (Profil gelöscht):

      Alles schwer zu beantworten. Die Verunsicherung nimmt zu...



      www.youtube.com/watch?v=l2qgoXyBDmw

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Es wird doch alles besser: die Ablehnung der Klimabewegung ist auf 85% gestiegen. www.tagesschau.de/...eneration-100.html

        Ein paar Monate mit weiteren Nötigungen noch und das Klimaziel 100% Ablehnung ist erreicht Oder gibt es da noch Kipppunkte zuvor?

  • 4G
    48798 (Profil gelöscht)

    Die Untätigkeit der Deutschen mitten im Klimawandel macht fassungs- und mutlos.



    Eine Reduzierung der Treibhausgase und Umstellung auf eine nicht-fossile Energieversorgung wird von der Gesellschaft nach Kräften torpediert, schlecht geredet und verschoben.



    Unter dem Vorwand des Krieges haben wir die völkerrechtlich verbindlichen Reduktionsziele aufgegeben. Eine vertragsbrüchige, dreckige, fossile Nation.

    Vorsorge und Abwehr der Klimafolgen zum Schutz der Bevölkerung findet ebenfalls nicht statt: Es gibt keine nationale Flutschutzkonzepte. Das Ahrtahl hat bewiesen das wir in so einer Katastrophe auf dem Niveau eines Entwicklungslandes agieren.

    Ein klimagerechter Umbau unserer autofreundlichen Betonstädte findet mW nirgendwo statt.

    Gut das andere Länder da sehr viel weiter sind.

    Und wird das jedoch nicht mehr helfen.

    • @48798 (Profil gelöscht):

      > Ein klimagerechter Umbau unserer autofreundlichen Betonstädte findet mW nirgendwo statt.

      Wenn man maximal Ende 20 ist und keine Ahnung hat, wie Städte früher aussagen, dann mag man das glauben. Wenn man sich die Innenstädte im Vergleich zu "früher" anschaut, dann ist die Aussage einfach nur kompletter Blödsinn.

      • @Chris12:

        Dann erzählen sie doch mal wie das früher war, also etwa vor 50 Jahren als sowohl die Wohnfläche pro Kopf als auch die Zahl der PKW (und die dafür benötigten Parkflächen) pro EW etwa halb so groß waren wie heute. Der Länge der Autobahnnetzes das sich in dieser Zeit verdreifacht hat. Oder wie das war mit der Flächenversiegelung die man heute mit Mühe bremst, aber es noch nie geschafft hat mehr Flächen zu ent- als zu versiegeln.

  • @STEFANMARIA

    Das tun die Regierungen doch längst! Wir alle finanzieren das IPCC, und die tun nichts anderes als "ausrechnen", seit Jahren! Wissenschaftlich untermauert! Die Politiker*innen in "China, Indien oder sonstwo" (sonstwo sollte insbesondere *HIER* sein) wissen das schon längst!

    Ein paar Beispiele habe ich unten verlinkt.

    (Entschuldigen Sie die vielen Ausrufezeichen -- ich weiss nicht, ob ich darüber wütend oder ratlos sein soll, dass das nicht Allgemeinwissen ist).

    Da es nicht laut genug scheint kleben sich ein paar junge Menschen auf die Strasse, oder kippen Tomatensuppe auf die Abdeckscheibe eines Ölschinkens. Auch das scheint nicht zu reichen.

    Was noch?

    Bitte, bedienen Sie sich:



    [1] www.ipcc.ch/report/ar6/wg2/



    [2] www.ipcc.ch/report...tential-and-costs/



    [3]www.ipcc.ch/2022/02/28/

    • @tomás zerolo:

      Ebend hat irgendwer mal gesagt--- laut sagen, lauter sagen und noch mal laut. Denke schon, dass das fehlt. So bitter das ist, gehandelt wird meist viel zu spät, dann eigentlich immer nur als Reaktion auf die Katastrophen, die eigentlich vorhersehbar waren..



      So bitter das ist: nur dann kann sich was ändern und es wird irgendwo ganz vielleicht sogar vor der Katastrophe gehandelt.

  • Wann begreifen wir erst, was da gerade abgeht ?



    Schlagzeile Frankfurter Rundschau eben

    Hiobsbotschaft aus der Antarktis - Forschende schlagen Alarm

    • @Dietmar Rauter:

      Es tut sich doch schon was. Statt "Forscher" steht da ja schon "Forschende".

  • "Umbau der Städte"

    Das wird in Berlin mit seinem Bevölkerungswachstum ( www.demografie-por...gszahl-berlin.html ) nichts weniger bedeuten als eine gewaltige städtebauliche Verdichtung in die Höhe und in die Fläche. Auf jeden Fall in der Bilanz auf Kosten von Grünflächen, auch im bestehenden Stadtgebiet ( z.B. Kleingärten )

    Es wird nicht besser werden.

  • Die deutsche Politik sollte hier weltweit vorbildlich sein. Sie könnte ohne diplomatische Konflikte zu provozieren ausrechnen lassen und formulieren, welchen Schaden die Wirtschaftssysteme in China, Indien oder sontswo und die verschiedenen Kriege auf der Welt wie der in der Ukraine jedes Jahr verursachen.



    Dann wäre es wenigstens mal laut ausgesprochen.

    • @StefanMaria:

      Man ist ein Vorbild, wenn andere so sein möchten, wie man selbst. Welches Land möchte ein Schrumpfen der Wirtschaft in Kombination mit Inflation und verkorkster Energiepolitik? Erst gestern hat der IWF seine Prognosen aktualisiert.

      Deutschland ist auf dem letzten Platz. Sorry, aber wer glaubt, dass das Land als Vorbild agieren könnte, lebt einfach fern ab von jeglicher Realität.

    • @StefanMaria:

      Wollen wir nicht erst einmal Zuhause anfangen. Sprich was allein das "Luxusleben", die "gaballte Wirtschaft" etc. allein bei uns schon für Einflüsse hat, dann die Kriege die wir mitfinanzieren, etc.

      Danach werden sicher auch Sie sagen, hmm neee da brauchen wir gar nicht die Finger erheben gegen die Anderen. Wir sind nämlich mit unseren "Freunden" da ganz ganz ganz weit da vorn beim Spiel dabei.

      Aber gegen andere wettern ist ja immer so einfach, dann muss man sich nicht der eigenen Verantwortung stellen, oder?