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Globaler Klimastreik am Freitag„Deutschland ist ein Klima-Schurke“

Hunderttausende weltweit fordern mehr Klimagerechtigkeit. Greta Thunberg kritisiert Deutschland deutlich.

Greta Thunberg spricht beim Globalen Klimastreik in Berlin am Freitag Foto: Emmanuele Contini/imago

Berlin dpa/taz | Zwei Tage vor der Bundestagswahl haben hunderttausende Menschen weltweit zusammen mit Fridays for Future (FFF) für mehr Klimaschutz demonstriert. In Berlin versammelten sie sich vor dem Reichstagsgebäude und zogen anschließend durchs Regierungsviertel, unter ihnen auch FFF-Initiatorin Greta Thunberg und die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Greta Thunberg sprach zum Schluss und machte Deutschland schwere Vorwürfe. Demonstrationen gab es auch in weiteren Ländern, etwa in Südafrika, Indien und Nigeria.

In Berlin waren 20.000 Teilnehmende angemeldet, FFF Berlin sprach auf Twitter von „Zehntausenden“. „Diese vielen Menschen sind ein klares Signal, wir werden uns nicht länger mit leeren Versprechungen zufriedengeben“, sagte FFF-Aktivistin Carla Reemtsma dem Sender NBC.

Thunberg betonte bei ihrer Rede, dass die politischen Parteien nicht genug für den Klimaschutz täten. Sie warf Deutschland vor, weltweit der viertgrößte CO2-Emittent zu sein. „Mit 80 Millionen Menschen ist das schon eine Leistung“. Deutschland sei somit einer der größten „Klima-Schurken“. Sie schloss mit den Worten: „Wir wollen Veränderung, wir verlangen Veränderung, und wir sind die Veränderung!“ In ganz Deutschland waren laut FFF mehr als 470 Aktionen angekündigt, darunter große Kundgebungen in Hamburg, München, Köln und Freiburg.

Bereits eine Stunde vor offiziellem Beginn füllte sich die Wiese vor dem Reichstag mit vielen Demonstrierenden von NGOs wie Greenpeace und NABU. Vor allem viele Schü­le­r:in­nen waren natürlich da, viele waren gleich mit der ganzen Klasse gekommen. Der zehnjährige Sasha sagte: „Wir wollen nicht, dass die Welt kaputt geht und mit Plastik voll ist.“ Auf Plakaten standen Slogans wie: „Oma, was ist ein Schneemann?“ oder „Die Natur verhandelt nicht“.

Hamburg soll keine Insel werden

Auch in Hamburg haben neben Fridays for Future zahlreiche weitere Umweltorganisationen zum globalen Klimastreik aufgerufen. Dabei unterstützten die Mu­si­ke­r:in­nen Jan Delay sowie die Band AnnenMayKantereit die Proteste. „Wir sind wütend“, rief FFF-Hamburg-Sprecherin Maia Stimming bei der Auftaktkundgebung. „Wütend auf das Nichthandeln, das nun schon so lange anhält.“ Auf der Willy-Brandt-Straße versammelten sich die zahlreichen Demonstrierenden, nach Angaben von Fridays for Future mindestens 50.000, die Polizei sprach von 21.000.

Neben der Bundestagswahl war für die Demonstrierenden auch die Lage der Hafenstadt ein wichtiges Thema. „Ich bin hier, damit Hamburg keine Insel wird und kein Hochwasser kommt“, sagte der 12-Jährige Mikkel Flegel. „Hamburg ist so eine schöne Stadt, hier gibt es so viel zu machen. Es wäre schade, wenn die einfach kaputt geht.“

Weltweit engagierten sich Menschen an diesem Freitag für mehr Klimagerechtigkeit. In der Hafenstadt Port Harcourt im Süden Nigerias hat 24-jährige Aktivist Joseph Anyanwu kurzerhand den Klimastreik auf die nächste Woche verschoben. Wie überall in der Region ist es schwierig, Menschen zur Demo-Teilnahme zu motivieren. Die Coronapandemie bremst zusätzlich. Anyanwu hat deshalb entschieden, in einer Schule darüber zu sprechen, um so gezielt Teenager und junge Erwachsene zu erreichen. „Ich verteile auch gerne Informationsmaterial, wofür ich aber Sponsoren brauche.“

In Nigeria häuft sich Extremwetter

Zu zeigen gibt es eine ganze Menge, sagte er. Im Süden Nigerias wird Öl gefördert. Auf viele Flüssen sind Ölschlieren zu sehen. Das wirke sich fatal auf Umwelt und Mensch aus. „Viele Menschen sind an Krebs erkrankt.“ Seit einiger Zeit beobachte Joseph Anyanwu außerdem, dass Überschwemmungen zunehmen. „Ganze Straßen können nicht mehr passiert werden. Es ist höchste Zeit, darüber aufzuklären und etwas dagegen zu unternehmen.“

Nach einer Pause kehrte FFF diesen Freitag auch in Indien zurück. In der Hauptstadt wie im südindischen Hyderabad versammelten sich vor allem junge Menschen. Sie erinnerten die Regierenden daran, dass trotz der kurzzeitigen Entspannung während der Pandemie die Klimakrise weiterhin problematisch ist. Die Studierenden Sameeksha und Laksh Sharma waren in Delhi mit hundert weiteren dabei. Von der Metro in der Innenstadt ging es weiter bis vor das Regierungsgebäude Delhis.

„Ich habe das mit meinen Freunden mitbegründet, weil wir glauben, dass eine andere Welt möglich ist“, sagte der angehende Ingenieur Laksh. „Das Mindeste ist, dass die Regierung mit uns spricht, also sind wir hineingegangen und haben sie dazu aufgefordert“, so der 21-Jährige. Den letzten Protest hatten sie in Delhi im März initiiert. Die Liste mit ihren Forderungen ist lang. Sie wollen mehr Aufforstung in der Hauptstadt, ökologische Räume zurückgewinnen, Abfall besser trennen und neue Kläranlagen für den stark verschmutzen Fluss Yamuna.

In Hyderabad gab es eine Performance von dunklen Gestalten mit mahnenden Bildern von schwarzen Lungen. „Unsere Demonstration richtet sich nicht nur an die Abgeordneten, sondern auch an die Menschen in Hyderabad, die sich der Realität des Klimawandels bewusst werden müssen“, sagt der 22-jährige Student Abdus Sami, der Teil der Aktion war. Er hofft, dass bald mehr Menschen erkennen, dass sie als Ver­brau­che­r:in­nen die Macht haben, „Ökologie vor Ökonomie“ einzufordern.

Mitarbeit: Tjade Brinkmann, Katrin Gänsler, Sara Guglielmino Natalie Mayroth, Maryam Preusser

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62 Kommentare

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  • Nunja, das werden wir wohl auch bis auf Weiteres bleiben; Wunschdenken und Realität liegen nunmal weit auseinander.

    Nachdem uns Mutti aber einen völlig panischen und planlosen Ausstieg aus der - nebenbei erwähnt klimafreundlichen - Atomenergie beschert hat und dafür gesorgt hat, dass bewährte und risikoarme AKWs von heute auf Morgen vom Netz gehen mussten bleibt uns ja vorerst wohl kaum etwas Anderes übrig, als weiter die Kohle durch die Kraftwerke zu ballern und Dreck in die Luft zu blasen.

    Hallo? Wer ernsthaft glaubt, dass wir den Energiehunger einer der größten Volkswirtschaften der Welt mit ein paar Windkrafträdern und ein bisschen Photovoltaik und Solargedöns dauerhaft befriedigen können, dem ist nunmal leider nicht mehr zu helfen.

    "Atomkraft: nein, danke" und "Klimanotstand" sind halt ein logischer Fehlschluss.

    • @antiheld13:

      "...mit ein paar Windkrafträdern und ein bisschen Photovoltaik und Solargedöns"



      Sie wahren aber noch die Relationen, oder ist Ihr Beitrag aus den 90ern im web untergegangen und jetzt wieder aufgetaucht?



      ttps:www.ise.fraunhofer...eich-gesunken.html

  • Deutschland ist das Böse!

    • @Rudolf Fissner:

      Na, wenn Sie das so sagen...

  • Links zur Rede:



    ins Deutsche übersetzt - ab 14. Minute:



    www.youtube.com/watch?v=4FaOv2G2v5c



    so wie gehalten - in englisch:



    www.youtube.com/watch?v=sT6BXe2rWXs

  • > "In Berlin waren 20.000 Teilnehmende angemeldet, FFF Berlin sprach auf Twitter von „Zehntausenden“."

    Nach Angaben von FFF haben in Berlin etwa 100000 Menschen demonstriert, und in ganz Deutschland 620000.

    Zu Links zu den Reden mit Übersetzung, siehe auch den Kommentar taz.de/Der-Wahlkam...bb_message_4190756

    • @jox:

      Sehe gerade erst, dass Sie bereits die Reden verlinkten. :-)

  • Hallo Greta do you know,



    PHOTOVOLTAIK wurde in Deutschland,



    mit dem Geld der Stromkunden industriell entwickelt und weltweit marktfähig gemacht.



    Dafür zahlen wir SCHURKEN auch gerne etwas mehr als andere Europäer

    • @TARPO:

      Ich hoffe mal, Sie glauben nicht, die Ökosteuer wäre mehrheitlich dafür aufgewendet worden. Der Großteil ging in die Senkung der Rentenversicherungsbeiträge.

    • @TARPO:

      Woran ist Deutschland denn im Endeffekt zu messen? Auch andere Länder/einzelne Unternehmen dürften CO2-Einsparung vorangetrieben haben? Reicht das aus? Wie hat sich Deutschland denn international und EU bezogen für Klimaziele eingesetzt? Inwieweit hat Deutschland selbst Klimaziele eingehalten?

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @TARPO:

      Nun stören Sie hier mal nicht mit Fakten.



      Beim Automobilverkehr geht`s in DE allerdings recht schurkenhaft zu. Diese Raserei würden Bürger Frankreichs nie akzeptieren.

  • Ich hoffe doch, Greta ist mit dem Rad nach Berlin gekommen

    • @Samvim:

      Da kann sie nur enttäuschen. Sie fährt meist mit der Bahn. Würde Thunberg ihre Termine mit dem Rad absolvieren, wäre ihr Pensum nicht zu schaffen. Darin muss sie leider Ihre Hoffnung zerschlagen. Es ehrt Sie allerdings, dass Sie diese Möglichkeit in Betracht gezogen haben. Solche Leute braucht´s in Zukunft; Leute, die das Undenkbare denken.

    • @Samvim:

      Eben! Wie die ganzen Rechten, äh, "Kritiker*innen" sicher auch solche Strecken - von Stockholm nach Berlin - mit dem Fahrrad machen würden und natürlich plastikfreien Proviant dabei haben. Vegan leben die bestimmt sowieso bereits ... ;-)

  • Was war eigentlich mit dieser Geschichte, dass Frau Thunberg bei der Abreise von 3(?) Typen bedroht und belästigt wurde?

    Paar Infos dazu wären nett. Das ist ihr zumindest noch nicht oft passiert, vielleicht gar zum ersten Mal jetzt. Eine Schande. Es passt aber zum heruntergekommenen Zustand dieses Landes nach 16 Jahren Hegemonie einer "Partei", die im Prinzip nichts weiter ein reiner Geld-, Macht- und Klimakillerkult ist, mehr nicht.

    Ehrlich gesagt, ein Verbotsverfahren gegen die Union wäre ernsthaft in Betracht zu ziehen.

  • Warum braucht es fünf Mitwirkende an solch einem mini unbedeutenden Artikel ?

    Es gibt null Anzeichen auf kommunaler Ebene, dass man anfängt die vielen Wahlversprechen zu kostenlosen ÖPNV, Radschnellwegen und den ganzen Gedöns auch nur mal in einer einzigen Beispiel-Kommune einzufordern.

    Da ist nichts. Nada. FFF ist nur noch ein Medienereignis auf dem sich die üblichen immergleichen Sprücheklopfer as den "sozialen Netzwerken" tummeln. "Kids" sind da schon lange nicht mehr involviert.

  • Greta Thunberg: „Deutschland ist ein Klima-Schurke“

    Deutschland ist innerhalb Europas der Exportweltmeister von Europa. Und ja, damit könnte man Deutschland als Klima-Schurken bezeichnen, denn es geht den Mächtigen nicht um die Zukunft der jungen Menschen, sondern nur darum, dass das Monopolyspiel "Wirtschaftswachstum" der Reichen immer so weitergehen kann. Ganze Landstriche fallen in Deutschland dem Abbau von Braunkoh­le auch immer noch zum Opfer. Zudem wird beim Verbrauch von Braunkoh­le etwa eineinhalb mal so viel CO2 freige­setzt wie bei Steinkohle. Nun ja, der Klimawandel braucht schließlich "Nahrung" um zu wachsen. Im April 2021 wurde am Mauna-Loa-Observatorium auf Hawaii erstmals eine CO2-Konzentration von mehr als 420 ppm gemessen. Wie man sieht gibt es für die FFF-Bewegung (weltweit) noch viel zu tun, um diesem Treiben endlich mal einen Riegel vorzuschieben, denn es geht um die Zukunft der jungen Menschen und nicht um noch mehr Aktiengewinne für die Reichen.

    Die CO2-Party ist vorbei, und zwar für die wohlhabenden Rentner, die immer noch auf Kreuzfahrtschiffen herumfahren wollen, als auch für viele junge Leute, die mit dem Flieger am liebsten auch jetzt in der Corona-Krise übers Wochenende für 29 Euro nach Mallorca fliegen möchten, um sich am Strand mit billigen Schnaps abzufüllen.

    Und wer als Politiker immer noch nicht erkannt hat, dass der "CO2-Spaß" jetzt mal ein Ende hat, der sollte vom Wähler endlich in Rente geschickt werden.

  • "Muss es die Jeans aus Bangladesch sein?"

    Man kann sich mal was bei Trigema (wirklich tolles Zeug) gönnen, aber wenn ich damit meinen Schrank voll mache, bin ich arm.

    • @danny schneider:

      Teurere Kleidung ist normalerweise wesentlich günstiger als billige. Seit ich darauf achte das meine Kleidung möglichst eine ganze Dekade übersteht, zumindest potenziel, und überhaupt nicht mehr auf den Preis gucke sondern nur noch auf das Preisleistungsverhältnis - meine Ausgaben haben sich in zehn Jahren geviertelt, sinken weiter und meine Garderobe ist mittlerweile weit größer, von weit besserer Qualität als sie es vorher war.

      Billig Kleidung ist die teuerste Kleidung die man sich leisten kann!



      Was nützt es wenn ein T-shirt nur 5 Euro kostet wenn es nach 4-5 wäschen hinüber ist, wie die meisten Stücke der billig Ausstatter wie C&A, H&M etc. pp. die mir bisher untergekommen sind?



      Kaufe ich stattdessen ein anständiges Hemd für 25-50€ hält das ewig, sieht besser aus, ist bequemer und das preisleistungsverhältnis bzw. die Kosten pro getragenem Tag sind geringer.



      Das gleiche gilt für Schuhe.



      Anständige, neu besohlbare Schuhe für 250-500€ in brauchbarer Qualität sind oft wesentlich günstiger als billige Plastiklatschen, die ja nun auch oft absurd teuer sind für das wenige das sie bieten.



      Das macht bei sachgerechter Pflege gerademal 50-100€ pro Jahr für ausgezeichnete Schuhe, Reparaturen und neue Besohlung inklusive!

      Sich qualitativ hochwertige Kleidung "nicht leisten zu können" ist eine Milchmädchenrechnung und ein Auswuchs der Wegwerfgesellschaft.



      Früher war Kleidung mal etwas das einen lange begleitet und wurde dementsprechend wertgeschätzt und behandelt.



      Das geht so weit, dass Leute in meinem Umfeld mich regelmäßig der Lüge bezichtigen wenn ich ihnen erzähle von was ich monatlich lebe.



      Das wäre ja vollkommen unmöglich, bei meinen teuren Hobbies und den ausschließlich hochwertigen Dingen die ich besitze. Dabei ist genau das der Schlüssel zum Sparen -



      Dinge kaufen die ein Leben lang halten, oder eben so lange wie möglich.



      Gebraucht kaufen.



      Auf lange Sicht denken.

      Geiz ist nicht geil - sondern absolut idiotisch. Und kostet Unsummen. Für absoluten Müll...

    • @danny schneider:

      Naja, mensch würde doch Kleidung abtragen und nicht heile Kleidung wegschmeißen sondern einzelne kaputte Kleidungsstücke ersetzen. Dann könnte mensch zumindest für das Private Gebrauchte oder wenn mehr Geld vorhanden FairTrade-Produkte kaufen.



      Ansonsten: ist Kleidung ja nur ein Teil des Konsums. Einfach und günstig kann mensch bspw. über Ernährungsumstellung den damit zusammenhängenden Flächenverbrauch und Treibhausgasemissionen reduzieren: Vegan.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Klima Schurke ""



    ==



    Cooler Spruch.

    www.theguardian.co...thing-else-matters

    .....nothing else matters. Thunberg im Original.

  • Woran bemisst man, weltweit der viertgrößte CO2-Emittent zu sein?



    Ich komme absolut auf Platz 6, pro Kopf auf Platz 10.



    Was man, übrigens auch bei China, berücksichtigen muss, ist, dass wir eine Exportwirtschaft haben. Dh, wir produzieren CO2 für unsere Abnehmer mit.

    • @Ber.lin.er:

      Thunberg spricht vom h i s t o r i s c h viert-größten Emittenten Deutschland. Das ist in der Rezeption leider untergegangen.

      • @What would The Doctor do?:

        Darüber, dass Deutschland "h i s t o r i s c h" der viert-größte CO²-Emittent ist, müsste es doch, auch online, Veröffentlichungen geben. Ich finde leider keine. Könnten Sie bitte einen Link dazu beisteuern. Danke.

        • @Ber.lin.er:

          Sie haben recht, ich finde auch keine Veröffentlichung historisch aufsummierter Emissionen. Daher eine Anleitung:

          Wenn man die Tabelle de.wikipedia.org/w...enten#Nach_Ländern in eine Tabellenkalkulation importiert und die acht Spalten 1950 bis 2015 summiert und sortiert, erhält man die Rangfolge

          USA – China – Russland – Deutschland – knapp vor Japan.



          Das ist noch etwas unbefriedigend. Wikipedias Quellen: www.climatewatchda...IT&start_year=1990 und doi:10.5880/pik.2019.001

          Die Rohdaten als zip: datapub.gfz-potsda...IMAP-hist_v2.1.zip

          Es enthält zwei csv-Tabellen. Ich verwende diejenige, bei der fehlende Angaben extrapoliert sind. Viele Zeilen kann man löschen: bei 'scenario' wähle ich 'HISTTP', das gibt Dritt-Quellen Vorrang vor offiziellen Angaben. 'category' ist 'IPCM0EL', das sind die Gesamt-Emissionen der jeweiligen Gebietskörperschaft. Und 'entity' ist 'CO2'.

          Nun kann man die Jahre 1850 bis 2017 jeweils aufsummieren, sortieren und erhält:

          1625,617 Gt   Erde

            421,115 Gt   USA

            364,762 Gt   EU28

            213,236 Gt   China

            119,854 Gt   Russland

              91,849 Gt   Deutschland

              74,824 Gt   GB

              64,364 Gt   Japan



          Diese Rohdaten sind hochinteressant, daraus könnte man noch einiges mehr extrahieren. Fürs heutige Deutschland ist dies nicht der entscheidende Maßstab, obwohl es seine historische Teilhabe verdeutlicht. Dieser könnte man zweifellos auch ein Denkmal setzen.

          • @What would The Doctor do?:

            Danke, das klingt interessant. Damit werde ich mich mal in Ruhe beschäftigen.

      • @What would The Doctor do?:

        Dann kann sie es ja gleich in Stein meißeln, denn es wird dann ja immer so bleiben. Die Vergangenheit können nur Ideologen ändern.

    • @Ber.lin.er:

      wenn man über die letzten 300 Jahre rechnet dürften wir schon weit vorne sein! Einfach mal daran denken wie das Ruhrgebiet vor 30 Jahren ausgesehen hat.

      • @danny schneider:

        Ja, die längste Zeit 2./3.größter Emittent nach UK und dann USA.

        UdSSR/China überholten BRD erst im Kalten Krieg. Frankreich war immer hinter DE.

  • Klima-Schurke? Die jungen Klima-Aktivistinnen verstehen (noch) nicht dass der Bürger auch noch andere Probleme haben kann als das Klima. Sie müssen noch nicht für ihren Lebensunterhalt sorgen. Und sind deshalb leichte Opfer der Klimaparteien!

    • @Gerdi Franke:

      Bullshit. Die Leute, denen in den USA und Australien bereits ihre Häuser abbrennen, und die Betroffenen des Hochwassers in Deutschland, würden den Klimaaktivisten wahrscheinlich zustimmen. Das Traurige ist, daß immer erst was passieren muß.

      FFF haben völlig recht mit ihrer Kritik, egal wie alt jemand ist. Wahrheit bemißt sich nicht nach Lebensalter.

      • @kditd:

        man müsste mal checken, wie viele in den Hochwassergebieten, denen das Auto zerstört wurde, sich gleich ein neues bestellt haben. Kein Vorwurf, auf dem Land braucht man oft eines.

        Aber die Idee, dass die Leute dort jetzt total auf fff-Kurs wären, würde nach meiner Prognose nicht bestätigt werden.

      • @kditd:

        Lies doch mal die TAZ von heute. Da steht drin, dass selbst im Hochwassergebiet Ahrtal die Grünen keine Mehrheit bekommen.

      • @kditd:

        Aber ändern können nur die Besitzer.

        Ich kann in unserer Firma NICHTS ändern. Eine umweltfreundlichere Herstellung kostet Gewinne! Ob das die BWL studierten Kinder (>40Jahre) der jetzigen Besitzer (>80 Jahre) gut finden? Eher nicht.

        • @danny schneider:

          Fehlende Gewinne führen zu weniger Steuereinnahmen, zu geringeren Löhnen und damit auch zu geringeren Sozialabgaben und damit Leistungen.

          • @Peterbausv:

            wir haben auch geringe Löhne wenn die Besitzer im Geld der Gewinne schwimmen...

            Gewinne und Gehälter haben schon lange nix mehr miteinander zu tun. Das ist eine konservative/neoliberale Mähr.

            • @danny schneider:

              Von geringeren Gewinnen können höhere Gehälter bezahlt werden?



              Das ist ja nicht mal theoretisch möglich.



              Es ist einfach ein Aberglauben, das die Firmen irgendwas bezahlen, die wälzen die Kosten auf die Produkte um, bezahlen tun das die Kunden, und wenn die das dann nicht mehr kaufen zahlen es die Arbeitnehmer.



              Zur Not mit ihrem Arbeitsplatz.

              Aber schon die Grundannahme ist ja falsch, umweltfreundlichere Herstellung muss ja nicht teurer sein.

    • 0G
      05989 (Profil gelöscht)
      @Gerdi Franke:

      Sie verstehen nicht, dass Ihre anderen Problem unlösbar werden, wenn wir das Klimaproblem nicht jetzt und radikal lösen.

      • @05989 (Profil gelöscht):

        wenn wir das Klimaproblem nicht jetzt und radikal lösen.

        Um das Wirksam zu machen müssten wir für eine Punktlandung (die Prognose der Wissenschaft ist eigentlich ein Band und der Worst Case ist schon heute quasi nicht mehr zu verhindern. Außerdem ist es nicht sinnvoll die Kathastrophe gerade so mit 0% Marge zu verhindern. Das ist aber das erklärte Ziel der Politik!) jährlich bereits 7-8% CO2 Jährlich einsparen. Global!!!. Das ginge nur mit Abschalten von industriellen Anlagen.

        Viel Spaß dafür eine Mehrheit zu bekommen! Also global!

        Realistisch können wir uns nur vorbereiten mit einem 3-4° Ziel dauerhaft zu leben. Was anderes ist in Demokratien gar nicht umsetzbar. Wir müssten Ja die Besitzer enteignen, freiwillig verzichten die nicht auf Ihren Reichtum

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    In Schweden heizt man mit Naturgas - Pupse.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Dank gut 20 Jahren CO2 Bepreisung ist Schweden in Europa führend: Luftwärmepumpen + Solar ist dort führend bei privaten Haushalten - zumindest wenn Neuanschaffungen anstehen.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @danny schneider:

        Okay, die verbrennen ihre Wälder , haben viel Kernenergie und Wasserkraft, sind aber auf dem richtigen Weg:

        Schweden (2016 Primärenergiequellen)



        Erdöl 23,8%



        Erdgas 1,7%



        Kohle 4,2%



        Kernenergie 33,4%



        Biomasse 25,2%



        neue Erneuerbare (solar Wind) 2,8%



        Wasserkraft 10,8%

  • Ja Deutschland ist ein „Klimaschurke“ Wenn man den CO2 Footprint pro Person ansieht.



    Aber es ist egal, denn insgesamt ist die CO2 Menge von Deutschland ziemlich irrelevant,



    der Klimawandel wird getrieben vom zukünftigen(!) Co2 Footprint der Menschen in China, Indien, Brasilien, Indonesien, Afrika etc.



    Einfach weil die viel, viel mehr sind und in Zukunft noch deutlich mehr werden…

    • @Paul Rabe:

      Also mir ist es nicht egal, dass "wir" es nicht anders organisiert kriegen als dass wir unsere C02- Party auf dem Rücken anderer, die bereits jetzt unter Ausbeutung und den verheerenden Klimawandelfolgen existenziell leiden, munter weiter feiern!

    • @Paul Rabe:

      Es ist nicht egal, denn wenn man selber Klimaschurke ist, kann man von Indonesien nicht glaubwürdig Verbesserungen fordern.

      Afrika ist übrigens kein Staat.

      • @kditd:

        Deutschland ist kein Schurke,



        Sie und ich bezahlen die höchsten Stromgebühren Europas, alles überwiegend für die Rettung des Klimas.

        Ein Franzose sagte mir,kürzlich, deutsche Strompreise würden in Frankreich niemals akzeptiert.

  • Naja, Deutschland wurde von den USA ja auch mal als schurkenstaat benannt als es um den kriegseintritt gegen den Irak ging.

    Was ist eigentlich mit den 3 Prozent Co2 Ausstoß der Schifffahrt, wir könnten doch einfach mal anfangen damit aufzuhören alles um den Globus zu Schiffen.



    Muss es die Jeans aus Bangladesch sein?

    Wir sollten überall ansetzen, dann erreichen wir etwas

    • 0G
      05989 (Profil gelöscht)
      @Gretchen Müller:

      Im Moment hätten wir das Problem, dass wir ohne Jeans aus Bangladesh ohne Hosen herumlaufen müssten - es gibt bei uns keine nennenswerte Herstellung von Bekleidung mehr... also mal abgesehen von den Trikotagen, die der Affe von Trigema näht.

      Der Aufbau einer entsprechenden Industrie bei uns wäre ausgesprochen teuer und langwierig... Damit verbunden ist die chemische Behandlung der Fasern oder auch die Herstellung der Synthetikfasern - die im Übrigen aus Erdöl bestehen.

      Wir müssten ziemlich schnell auf das Wohlstandniveau nach dem Krieg zurück - und die Konsumgüter wären so teuer, dass sich die Hälfte der Bevölkerung wieder keine Kleidung leisten könnte.

      Man muss schon klar sagen, welche Konsequenzen "überall ansetzen" für die Menschen hat - und wie man gedenkt, diese Konsequenzen zu verteilen.

      Aber ja - man kann das wie Ungarn machen: Man verbietet Armut einfach, dann kann man fast alles machen!

      • @05989 (Profil gelöscht):

        wobei man sagen muss, ich habe T-Shirts aus etwas dickerem Stoff - die halten schon 3x so lange wie dünne, billigere.

        Und wieso darf ich im Job man nicht n geflicktes Kleidungsstück haben. NEIN, es muss immer PERFEKT sein.

        • @danny schneider:

          Rechtlich dürfte es schwer sein, von Arbeitnehmer*innen perfekte Privatkleidung zu verlangen, oder? Vielleicht Gewerkschaft und Rechtsschutz befragen? Anders sähe es auch, wenn Arbeitgeber*innen die Dienstkleidung stellten, würde ich meinen.

  • Etwas Augenmaß und Differenzierung dürften wohl angebracht sein! Den Grünen und den mit Umweltschutz befassten Organisationen, die zweifellos zu Deutschland gehören, dürfte es in den Ohren klingen, wenn sie z. B. mit den Klimaleugnern vom rechten Rand in einen Topf namens „Deutschland“ geworfen werden.



    Und welche Bezeichnung bliebe dann noch für Bolsonaro und Trump übrig, die nicht nur nichts für das Klima tun/taten, sondern die den Klimawandel von vorn herein leugnen?

    • @Pfanni:

      Es kommt auf die Perspektive an. Aus Sicht der Klimabewegung macht eine solche Wertung durchaus Sinn. Deutschland hat seit jeher die Klimaziele verfehlt und die zur Wahl stehenden Parteien haben keine Programme vorgelegt, die eine Umsetzung der Klimaziele plausibel/wahrscheinlich erscheinen lassen.

    • @Pfanni:

      "in einen Topf namens „Deutschland“"?



      Wir leben in einem Land namens Deutschland. Dazu gehören die Guten und die Bösen. Was soll mir da als Grüner in den Ohren klingen?

    • @Pfanni:

      Würde mich sehr wundern, wenn die Grünen-Mitglieder und -Anhänger weniger CO2-Emissionen verursachen als die Klimaleugner vom rechten Rand. Insofern ist ein gemeinsamer "Topf" nicht wirklich verkehrt.

      • @Trollator:

        Ich, Grüner, habe bewusst kein Auto, sondern fahre meist mit dem Rad und mit Öffis. Spare da also schon mal CO2-Emission ggü dem Autofahrer, der oft auch Kurzstrecken mit dem Auto zurücklegt.



        Und darüber wundern Sie sich? Da kann ich mich nur wundern.

        • 0G
          05989 (Profil gelöscht)
          @Ber.lin.er:

          Leute, die in der Stadt begeistert Rad fahren, nehmen aber häufig mit ähnlicher Begeisterung am Flugverkehr teil, weil sie es sich leisten können, auf diese Weise ferne Länder zu erkunden.

          Für eine Flugreise kann ich jahrelang sinnlose Kurzstrecken fahren - und wenn's regnet, empfinde ich eher Sinnhaftigkeit beim Autofahren.

          Ich will Ihre Bemühungen auch gar nicht schmälern und vielleicht fliegen Sie selber auch tatsächlich nie - aber in der Gesamtbilanz hat der CO2-Fußabdruck vor allem mit dem Einkommen und der Entstehung dieses Einkommens zu tun.

          Und Radfahren hilft da nahezu überhaupt nicht... Ohne die großen Brocken Heizung/Klimatisierung, Flugverkehr und industrielle Wärme-Prozesse radikal anzupacken ist das Geifern im Individualverkehr vollkommen vergebene Liebesmüh.. oder eher Hassmüh'... ;)

          • @05989 (Profil gelöscht):

            Werfen Sie mal Ihre Vorurteile über den Haufen, dass erweitert den Blickwinkel.

          • @05989 (Profil gelöscht):

            > "@Ber.lin.er Leute, die in der Stadt begeistert Rad fahren, nehmen aber häufig mit ähnlicher Begeisterung am Flugverkehr teil, weil sie es sich leisten können, auf diese Weise ferne Länder zu erkunden."

            Zunächst mal ist der Kampf gegen Klimawandel ein kollektives Problem. Als Individuen können wir das nicht verhindern.

            Dann stimmt es, dass man sehr, sehr viel Geld spart, wenn man auf ein Auto verzichtet und statt dessen Fahrrad fährt. Den meisten Menschen ist gar nicht wirklich klar, wie viel Auto fahren kostet.

            > Für eine Flugreise kann ich jahrelang sinnlose Kurzstrecken fahren -

            Viele Autos emittieren so 160 g/ Kilometer.



            Eine 10 Kilometer Autofahrt mit einem 6-Liter Auto braucht schon 1.6 kg CO2, das ist ganz schön viel. Ein zweistündiger Flug emittiert pro Person mehrere hundert Kilo CO2 - und die allermeisten Flüge sind verzichtbar, weil Freizeitflüge.

            Wenn die Leute wüssten, wie viel Schaden es tatsächlich anrichtet, würden sie es weit weniger tun. Wenn Steuern drauf wären mit den tatsächlichen Kosten, könnte und wollte niemand es bezahlen.

            Aber noch mal, es ist vor allem ein kollektives Problem.

            > und wenn's regnet, empfinde ich eher Sinnhaftigkeit beim Autofahren.

            Das ist fehlende Gewohntheit. Ich fahre seit über 30 Jahren in erster Linie Fahrrad und hatte nie ein eigenes Auto, und kann berichten, es ist bei passender Kleidung reine Gewöhnungssache (plus Effekt von ein paar grundsätzlichen Entscheidungen z.B. beim Wohn/Arbeitsort).

            Bei Schnee und Eis mache ich Spike-Reifen drauf, das ist dann bei sehr glatter Straße sicherer als zu Fuss.

            Ist für mich meist auch angenehmer als an einer kalten Haltestelle zu warten.