Gendergerechte Sprache: Keine Angst vorm Gendern
Noch tun sich zwei Drittel der Deutschen schwer mit dem Gendern. Früher oder später werden sie sich aber doch damit arrangieren müssen.
L iebe Leser:innen, das hier ist ein durchgegenderter Text. Damit müssen Sie leben, auch wenn Sie zu den 65 Prozent der Menschen in Deutschland gehören, die laut Meinungsforschungsinstitut infratest dimap eine gendergerechte Sprache ablehnen. Sie können natürlich sofort aussteigen aus diesem Text, aber vielleicht lassen Sie sich doch inspirieren. Denn eine Sprache, die Frauen, Männer und Transgender-Personen treffender adressiert als bislang verbreitet, könnte früher oder später normal sein.
Nicht in diesem, auch nicht im nächsten Jahr, sicher aber irgendwann doch. Sprache passt sich gesellschaftlichen Entwicklungen ebenso an, wie sie sie abbildet.
Reine Gewöhnungssache
Den Veränderungen ist nicht zu entkommen: Frauen spielen in Politik, Wirtschaft, Kultur eine größere Rolle als noch vor 50 Jahren. Da ist es nicht nur gerecht, sondern schlicht logisch, dass sich Gleichstellung auch sprachlich bemerkbar macht. In den vergangenen Jahren sind Menschen mit queerem Hintergrund und mit Migrationsgeschichte in den Fokus der Gesellschaft gerückt. Auch sie müssen sprachlich einbezogen werden.
Dafür gibt es viele Varianten, liebe Leser_innen, Leser.innen, Leser*innen, Lesende oder eben Leser:innen. Manche mögen sich an der Lesbarkeit solcher Formen stören, aber das ist reine Gewöhnungssache.
Ebenso die gesprochene Pause zwischen Leser und innen mag manchen anfangs schwer über die Lippen kommen, geht aber sehr rasch sehr leicht. Das glauben Sie nicht?
Sie können das natürlich weiterhin ablehnen
Nun, Tür schreiben Sie auch nicht mehr Thür. Im Stile eines Thomas Mann verfasst heute kaum noch ein:e Autor:in ihre Texte. Selbst die gezeichneten Emoticons, die Sie möglicherweise bei Whatsapp, in einer SMS oder beim Twittern verwenden, sind Ausdruck einer sprachlichen Entwicklung.
All das können Sie natürlich ablehnen. Ob Sie weiterhin das generische Maskulinum verwenden, bleibt ganz Ihnen überlassen. Es gibt kein Gesetz, das vorschreibt, wie Sie zu sprechen haben. Sie könnten aber auch versuchen, die Neuerungen anzunehmen und damit zeigen, dass Sie gerecht und inklusiv sind. Sie schaffen das. Ganz bestimmt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Bisheriger Ost-Beauftragter
Marco Wanderwitz zieht sich aus Politik zurück