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Gender Gap im KonjunkturpaketDem Backlash ausgeliefert

Patricia Hecht
Kommentar von Patricia Hecht

Die Corona-Krise ist eine Gender-Krise. Trotzdem spielt geschlechtergerechte Budgetierung keine Rolle im Konjunkturpaket der GroKo. Geht's noch?

Wieder vergessen: Mütter am Herd Foto: Jan Woitas/dpa

W ie oft kommt das Wort „Frauen“ im Papier zum Konjunkturpaket der Bundesregierung vor? Gar nicht. Das Wort „Geschlechtergerechtigkeit“? Gar nicht. Und das Wort „Care“? Genau: gar nicht.

Die Coronakrise ist eine Krise der Geschlechter. Mütter ziehen sich aus dem Arbeitsmarkt zurück, der Gender Pay Gap wird aller Voraussicht nach noch weiter auseinanderklaffen als ohnehin schon, von der Rentenlücke ganz zu schweigen. Unbezahlte Care Arbeit wird noch mehr als zuvor von Frauen übernommen, was wiederum eins zu eins mit schlechteren Chancen auf dem Arbeitsmarkt verknüpft ist. Frauen gehen als Verliererinnen aus der Krise hervor. Und dieses Konjunkturpaket steuert dem nicht aktiv entgegen.

Jenseits der Alleinerziehenden, die weit überwiegend weiblich sind, werden Frauen als ökonomische Gruppe nicht adressiert. Zwar kommen einzelne Maßnahmen auch Frauen zugute – nebenbei, nicht offensiv, und als eine Art Abfallprodukt dessen, dass das Paket nun mal für Menschen gemacht wurde, also auch für Frauen. Aber dass Geschlechterpolitik eine Querschnittsaufgabe ist, die ressortübergreifend in jeder Maßnahme mitgedacht werden muss, ist der Bundesregierung ganz offensichtlich gar nicht in den Sinn gekommen.

Doch vor wenigen Tagen noch hatte Frauenministerin Franziska Giffey (SPD) in der Bild am Sonntag gefordert, genau dies zu tun: „Die Auswirkungen auf Frauen bei allen Coronamaßnahmen“ zu prüfen und überdies Geschlechtergerechtigkeit in Unternehmen zur Bedingung für die Vergabe von Staatshilfen zu machen – eine für Giffey geradezu radikale Position. Davon übrig geblieben ist nichts.

Frauen bleiben unsichtbar

Das heißt nicht, dass überhaupt nichts beschlossen wurde, was frauenpolitisch begrüßenswert wäre. Der Entlastungsbetrag für Alleinerziehende zum Beispiel wird zwei Jahre lang verdoppelt. Es gibt 300 Euro Kinderbonus, der nicht auf die Grundsicherung angerechnet wird und der Familien zugute kommt (also durchaus auch Männern). Und einige Branchen, in denen viele Frauen arbeiten, werden ebenfalls unterstützt, zum Beispiel die Reise.

Doch die Forderung lautet Gender Budgeting, also geschlechtergerechtes Haushalten, das in diesem Paket ganz idealtypisch hätte berücksichtigt werden können. Und überdies gäbe es steuer- und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, die nicht nur kurz-, sondern auch langfristig darauf hingewirkt hätten, einen Einbruch der Wirtschaft zu verhindern: Das Kurzarbeitergeld erhöhen, um Erwerbstätige mit niedrigem Einkommen, also vielfach Frauen, vor einem Abrutschen in die Armut zu schützen.

Höhere Tarife für Branchen, in denen vor allem Frauen beschäftigt sind, zum Beispiel Reinigung, Einzelhandel und Pflege. Statt einer Kaufprämie für Elektroautos eine für Fahrräder, die neben dem Öffentlichen Nahverkehr ein Verkehrsmittel sind, mit dem Frauen verstärkt ihre Wege zurücklegen. Das Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit ausbauen, gerade jetzt, da viele Frauen sich in Teilzeit verabschieden oder noch weiter reduzieren. Mehr Anreize für Teilzeitarbeit von Vätern. Mehr Vätermonate in der Kinderbetreuung. Ehegattensplitting abschaffen. Quote, Quote, Quote.

Es hätte mit diesem Konjunkturpaket die Chance gegeben, handfesten finanziellen Ausgleich zu schaffen und zudem geschlechterpolitisch Weichen zu stellen, um dem enormen gleichstellungspolitischen Backlash durch die Krise entgegen zu steuern. So bleiben Frauen in dem Paket weitgehend unsichtbar. Und wer nicht gesehen wird, kann kaum profitieren

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Patricia Hecht
Redakteurin Inland
war Chefin vom Dienst in der Berlinredaktion, hat die Seite Eins gemacht und arbeitet jetzt als Redakteurin für Geschlechterpolitik im Inland. 2019 erschien von ihr (mit M. Gürgen, S. am Orde, C. Jakob und N. Horaczek) "Angriff auf Europa - die Internationale des Rechtspopulismus" im Ch. Links Verlag. Im März 2022 erschien mit Gesine Agena und Dinah Riese "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" im Verlag Klaus Wagenbach.
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41 Kommentare

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  • 0G
    03823 (Profil gelöscht)

    Gute und wichtige Analyse.



    Aber:



    "Höhere Tarife für Branchen, in denen vor allem Frauen beschäftigt sind, zum Beispiel Reinigung, Einzelhandel und Pflege. "

    fallen nicht vom Himmel.

    Beim Hinweis auf die schlechte Bezahlung in Frauenberufen fehlt mir immer der Hinweis auf die Gewerkschaften. Die vertreten mit Vorliebe den Vollzeit arbeitenden männlichen Metaller, Fluglotsen o. ä. Aber schließen Tarifverträge ab, in denen Friseurinnen 3,41 € pro Stunde bekommen. Es stimmt, daß Frauen weniger gewerkschaftlich organisiert sind, aber der DGB könnte m. E. mit mehr Nachdruck versuchen, den Organisationsgrad zu steigern und v. a. stärker auf die Allgemeinverbindlichkeit guter Tarifverträge dringen.

  • Als biologische Frau definiere ich mich als Gender-Variant daher würde es mich interessieren wieviele Nachteile ich durch die Care Arbeit bereits erleiden musste.

    Eine Studie hierzu wäre sicherlich aufschlussreich und willkommen.

    Wir müssen ein für alle mal aufhören andere zu benachteiligen.

  • Um ein paar Handlungsoptionen aufzuzeigen:



    Generalstreik bei der unbezahlten Care-Arbeit bis die Verteilung stimmt.



    Umwandlung unbezahlter Care-Arbeit in bezahlte Lohn-Arbeit. Bis zum Abschluss von Tarifverhandlungen zum Durchschnittslohn.



    Abschaffung der bürgerlichen Kleinfamilie. Als "Keimzelle des Faschismus" (Horkheimer) ohnehin kein großer Verlust.

    • @Ingo Bernable:

      Ganz genau Ingo.



      Frauen an die Macht bzw. sollten wir zumindest bei der Hausarbeit durch den Steuerzahler entlohnt werden.

      • @Marlene Gruppner:

        Ja, richtig und mit der Entlohnung gäbe es dann auch endlich Anreize auch in diesen Bereichen Strukturreformen anzugehen. In jedem Haushalt separat zu kochen ist völlig ineffizient, viel sinnvoller wäre hier etwa jedes Quartier mit einer durchsatzstarken Großküche auszustatten, eine ähnliche Professionalisierung wäre auch beim Putzen denkbar. Die Wohnungen müssten dann natürlich so eingerichtet werden, dass dies unter Einhaltung tragfähiger Leistungskennziffern möglich ist.



        Neben dem emanzipatorischen Zugewinn würde es nicht zuletzt auch die Wirtschaft danken, dass die Frauen damit dann endlich vollumfänglich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.

    • @Ingo Bernable:

      Unter erwachsenen Menschen macht jeder von der unvermeidbaren "Care"-Arbeit das, was notwendig ist und fertig. Wollen Sie jetzt vorschreiben, dass man sich für jedes Kloputzen und Bügeln gegenseitig eine Rechnung schreibt? Ich wundere mich immer wieder, unter welchen Verhältnissen und mit welchem gegenseitigen Umgang Menschen wohl leben mögen, die solche Ideen gebären. Einfach mal erwachsen werden.

      • @Adam Weishaupt:

        So, so, jede*r macht was notwendig ist? Erstaunlicherweise scheint das mit der gerechten Verteilung dieser Arbeiten auch nach etwas über eineinhalb Jahrhunderten Feminismus immer noch nicht zu klappen. Demnach ist es doch offenbar langsam mal an der Zeit andere Konzepte zu probieren. Also warum denn nicht auch im Haushalt Zeiterfassung und Kostenstellen einführen, in Büro oder Fabrik beschwert sich da doch niemand drüber.

  • Ich widerspreche Frau Hecht in keiner Weise. Die Coronakrise hat u.a. auch ganz brutal offen gelegt, dass die Kleinfamilie sich hinsichtlich Rollenverteilung stramm in Richtung 50er Jahre des letzten Jahrhunderts bewegt. In den Medien, auch in den ÖR Medien, werden immer wieder Beispiele gezeigt, wie Haushalt, Kinder usw. größtenteils von Frauen in dieser Krise beackert werden.

    Seltsamerweise bleibt in den Berichterstattungen stets der Ehemann außen vor, der -wie selbstverständlich- normal arbeitet und für Haushalt etc. und Kinder keine Zeit hat. Und seltsamerweise kommen die betroffenen Paare auch nicht auf die Idee, erst einmal darüber zu reden, wie die Kleinfamilie in der Krise ohne fremde Hilfe klarkommen könnte, ohne dass es zur traditionellen Rollenverteilung kommen kann. Das ist doch die zentrale Frage und nicht die, wie der Staat das Problem lösen kann.



    Da denke ich eher an Alleinerziehende.

    Wenn bei der Familienplanung die staatliche Hilfe die tragende Säule ist, also kein Plan B vorhanden ist, muss doch die Frage erlaubt sein, warum das so ist. Es kann doch nicht sein, dass sich viele Menschen bei der Anschaffung eines Haustieres mehr Gedanken machen als bei der Planung von Kindern. Genau so wenig kann es doch sein, dass die strukturellen Probleme einer Kleinfamilie erst gar nicht diskutiert werden.

    • @Rolf B.:

      "Und seltsamerweise kommen die betroffenen Paare auch nicht auf die Idee, erst einmal darüber zu reden, wie die Kleinfamilie in der Krise ohne fremde Hilfe klarkommen könnte, ohne dass es zur traditionellen Rollenverteilung kommen kann. Das ist doch die zentrale Frage und nicht die, wie der Staat das Problem lösen kann."

      Eben. Das Problem liegt weniger bei Corona, sondern in der Beziehung.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Frauen sollten auf Kosten Ihrer männlichen Privilegien bevorzugt werden.

  • "Höhere Tarife für Branchen, in denen vor allem Frauen beschäftigt sind, zum Beispiel Reinigung, Einzelhandel und Pflege. Statt einer Kaufprämie für Elektroautos eine für Fahrräder, die neben dem Öffentlichen Nahverkehr ein Verkehrsmittel sind, mit dem Frauen verstärkt ihre Wege zurücklegen. Das Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit ausbauen, gerade jetzt, da viele Frauen sich in Teilzeit verabschieden oder noch weiter reduzieren. Mehr Anreize für Teilzeitarbeit von Vätern. Mehr Vätermonate in der Kinderbetreuung. Ehegattensplitting abschaffen."

    Bis auf die seltsame Fahrradthese alles Forderungen, die schon lange zu Recht bestehen und nichts mit Corona zu tun haben. Im Prinzip ein Auszug aus dem Programm der LINKE.

    "Unbezahlte Care Arbeit"

    Dazu habe ich 2 Fragen:

    1) Sind damit die normalen Tätigkeiten in Haushalt und Familie gemeint? Die die immer anfallen, weil sie notwendig sind, um nicht zu verhungern oder im Dreck zu ersticken?

    2) Wenn 1) mit ja zu beantworten ist. Was soll ich dann als alleinstehende Frau tun? Wer soll sich um mich kümmern?

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Zu 1, ja ist es.

      Kochen, Hausarbeit, Kinderbetreuung, Altenpflege, familiäre Hilfe ist alles Care-Arbeit.

      Zu 2, da gibt es ganz viele Merkwürdigkeiten. Wenn Paare sich eine Pflegerin, Tagesmutter und Putzkraft leisten und die restliche Arbeit dann durch 2 teilen, haben sie für sich die Care-Arbeit reduziert und die ungleiche Verteilung, ist also positiv für die Statistik.

      Das diese Kräfte oft nur den Mindestlohn bekommen oder wie in der Pflegeoft nicht angemeldet sind, ist aber in diesem Rechenmodell nicht relevant, führt aber wieder zu neuen Problemen.

  • Ich habe es jetzt mal nachgeprüft: In dem sogenannten Konjunkturprogramm kommt tatsächlich das Wort "Care" nicht vor.



    Das ist ungeheuerlich.

  • Was soll den dieser Unfug mit der "unbezahlten Care Arbeit"? Wer sollte denn dafür bezahlen, wenn ich unsere Wohnung putze oder für mich und meine Frau das Essen koche? Oder wenn eine*r von uns sich um die Kinder kümmert? Was sind das für merkwürdige Ideen?

    • @Adam Weishaupt:

      Diese Rechnung müssen selbstverständlich die Steuerzahler durch Steuererhöhungen begleichen.

      Zum Wohle der Frauen, finde ich.

      • @Marlene Gruppner:

        Das hieße, das progressivere Paar zahlt für das konservative. Eine Herd-Prämie also. Fänd' ich schlecht.

  • Das Virus ist genderneutral, die einschränkenden Maßnahmen waren genderneutral, da sind die Gegenmaßnahmen eben auch genderneutral.

    Eigentlich nicht schwer zu begreifen. Aber Giffey, die sich als Ministerin noch ein paar verfassungsrechtliche Zusatzgedanken machen müsste, begreift's auch nicht.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Ein erwartbarer Kommentar aus dem taz-Supermarkt.

    Wie die ersten Posts zeigen: für eine differenzierte Debatte nicht geeignet.

  • Ich stimme dem Artikel in seiner Stoßrichtung zu, muss aber auch sagen, dass er in sich irgendwie nicht stimmig ist: Kritik der Autorin: "Zwar kommen einzelne Maßnahmen auch Frauen zugute – nebenbei, nicht offensiv, und als eine Art Abfallprodukt dessen, dass das Paket nun mal für Menschen gemacht wurde, also auch für Frauen." Was hier noch als "Abfallprodukt" (schräge Semantik, gemeint ist vielleicht Nebenprodukt) bezeichnet wird, taucht dann positiv bestzt als Forderung wieder auf: "Das Kurzarbeitergeld erhöhen, um Erwerbstätige mit niedrigem Einkommen, also vielfach Frauen, vor einem Abrutschen in die Armut zu schützen."



    Sei's drum: richtig ist: Frauen leisten sicher einen höheren Anteil (schon immer und zur Zeit verstärkt). Mehr Unterstützung für die, die es brauchen! Und wenn davon dann Frauen verstärkt profitieren, gut so!

  • Liebe männlichen taz-Leser, Sie müssen sich keine Sorgen machen; für mehr Geschlechtergerechtigkeit hätte man sich halt mit bestimmten Lobbygruppen anlegen müssen; ebenso, wenn man Staatshilfen daran geknüpft hätte, dass die Empfänger auf Steuersparmodelle und die Auszahlung von Dividenden und Boni verzichten oder aber sich dazu verpflichten, ihr Geschäftsmodell klimafreundlich zu überarbeiten.



    Aber das wäre sozialistische Planwirtschaft. Und vor nichts schreckt der gemeine CDUler mehr zurück -- nicht einmal vor dem Weltuntergang.

  • 1.) Super Artikel, danke !



    2. ) Alle Kommentare zum Artikel bisher von Männern, die strukturelle Benachteiligung einfach nicht bemerken wollen.

    • @püppi von Wegen:

      Gut, jemanden zuhaben, der festlegt, wie Frau zu denken hat :-)

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @püppi von Wegen:

      Woher wollen sie wissen, dass wir Männer sind?

    • @püppi von Wegen:

      Unabhängig vom Geschlecht der kommentierenden Foristen finde ich, dass da einige valide Punkte dabei waren.

      Bspw der Hinweis, dass Tarifverhandlungen eine Angelegenheit der Tarifpartner und nicht der Politik ist. Oder das eine Kaufprämie für Fahrräder wohl kaum zu mehr Geschlechtergerechtigkeit führt. Oder die Frage nach Belegen für einen Backlash.

      Man kann diese Hinweise/ Fragen auch geben/ stellen, wenn man weiblich ist.

  • bin für ein Interessengruppenlotto beim nächsten Konjunkturpaket. Da werden dann Autoindustrie, Umweltschützer, Frauen, Rentner usw. usf. in einen Lostopf geschmissen und wer gezogen wird, bekommt den Zuschlag.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Ich hoffe doch , dass das Wort "Care" nie in offiziellen Regierungstexten verwendet wird.



    Die Berliner Stadtreinigung hatte Mal den Slogan " We kehr for you". Da gehört das hin.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Noch schlimmer wenn in Chimären wie "Carearbeit" verwendet. Es ist ein Gräuel, kommt gleich nach Entrepreneurship.

  • Ich bin eine Frau.



    Ich habe durch die Coronakrise keinerlei Nachteile, im Gegenteil. Ich arbeite seit Monaten weniger bei vollem Gehalt.



    Und ich empfinde es als äußerst unangenehm, qua Geschlecht zum benachteiligten Opfer erklärt zu werden.



    Frauen sind keine homogene Masse, sondern Individuen mit ganz unterschiedlichen Lebensentwürfen und -hintergründen.



    Differenzierung wäre geboten, die genaue Benennung, welche Lebensumstände konkret zu Benachteiligung führen. Und selbst dann wird sich herausstellen, dass es nicht nur Frauen trifft.



    Von daher ist die Fokussierung auf das Geschlecht an sich nicht zielführend.

  • Wie oft wurden denn explizit Männer erwähnt?



    Könnte es sein, dass dieses Papier in Sachen Gleichstellung und Gleichberechtigung schon sehr viel weiter ist, als der/die/das Autor*in? Nämlich eben weil nicht zwischen Geschlechtern unterschieden wird. Und nur das ist echte Gleichstellung und -berechtigung. Das Augenmerk muss, völlig unabhängig von Geschlechtern, auf Hilfs- und Änderungsbedarf gerichtet sein. Alles andere ist Diskriminierung.

  • Frau Hechts Behauptung, dass Frauen mehr Radfahren würden als Männer widersprach meiner persönlich Beobachtung, deshalb habe ich Statistiken dazu gesucht.

    Nach dem, was ich gefunden habe, liegt Frau Hecht falsch. Demnach ist Radfahren in Deutschland eher männlich. (In der Schweiz ist es umgekehrt.)

    www.mobilitaet-in-...u%C3%9Fverkehr.pdf

    www.adfc.de/filead...lte-ergebnisse.pdf

  • "Zwar kommen einzelne Maßnahmen auch Frauen zugute – nebenbei, nicht offensiv, und als eine Art Abfallprodukt dessen, dass das Paket nun mal für Menschen gemacht wurde, also auch für Frauen."

    Frauen profitieren also nur als Menschen und nicht noch mal zusätzlich, weil sie Frauen sind. Das ist natürlich ein Skandal erster Güte.

    "Jenseits der Alleinerziehenden, die weit überwiegend weiblich sind, werden Frauen als ökonomische Gruppe nicht adressiert."

    Weil Frauen keine ökonomische Gruppe sind.

    "Höhere Tarife für Branchen, in denen vor allem Frauen beschäftigt sind, zum Beispiel Reinigung, Einzelhandel und Pflege."

    Warum nicht einfach höhere Tarife für Branchen, die bisher zu schlecht entlohnt wurden? Warum die Gruppe der Benachteiligten am Geschlecht rausgreifen? Nicht alle Frauen sind benachteiligt und nicht alle Benachteiligten sind Frauen.

    "um dem enormen gleichstellungspolitischen Backlash durch die Krise entgegen zu steuern."

    Wo und mit welchen Daten wurde dieser Backlash nachgewiesen?

  • Politik nur für Frauen oder nur für Männer sollte es meiner Meinung nach nicht geben. Wir sind alle gleichberechtigte Menschen hier in Deutschland.



    Die Autorin erkennt ja selbst an, "dass das Paket nun mal für Menschen gemacht wurde, also auch für Frauen". Genau so ist es auch richtig und gerecht und es wird auch niemand benachteiligt. Frauen dürfen alles, was Männer auch dürfen, können alles werden: Bundeskanzlerin, Verteidigungsministerin, Präsidentin der EU-Kommission. Die Gleichberechtigung ist hergestellt. Darauf können wir zurecht stolz sein.

  • Ich finde das ehrlich gesagt ein bisschen seltsam, einerseits wird geklagt das Frauen überrepräsentiert in systemrelevanten Berufen sind und sich daher nicht durch Home-Office o.Ä. vor einer Infektion schützen können. Gleichzeitig ist es angeblich so, dass die geschlossene Kita angeblich die Frau "zurück an den Herd" zwingt.

    Müssten nicht eigentlich jetzt ganz viele Männer in Home-Office (oder Kurzarbeit ) ihrer Frau den Rücken freihalten. Ich mache das derzeit so.

    Dazu wären belastbare Zahlen interessant. Die verlinkten Artikel, die den Eindruck von "Quellen" erwirken sollen, beziehen sich lose auf das Thema, aber belegen keine einzige Behauptung aus dem Text.

    Ich möchte der Autorin nicht unterstellen, dass sie darauf hofft, das keiner die Quellen ansieht. Aber der "Coronakrise ist eine Krise der Geschlechter"-Link führt z.B. zu einem Artikel über die Geschlechterverteilung der in den Medien befragten Experten, bezieht sich aber überhaupt nicht auf die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt der Frauen. Die Position dieser Aussage in dem Absatz suggeriert etwas komplett anderes.

  • Ein Konjunkturpaket für Frauen - Geht s noch?

    Wieviel Gruppen sollen separat bedacht werden? Es ist ja nicht so, dass in dem Papier dauernd "für Männer" steht. Aber der Vorschlag das Frauen wegen ihrer Aufgaben besonders von einer Fahrradförderung profitieren würde, hat einiges an Ironiepotential.

    Eine Erhöhung der Tarifentlohnung ist nicht Sache der Politik.

    Die ganz grossen Vorschläge für Frauenförderung sind irgendwie nicht enthalten. KAnn es sein, dass es die in dem Zusammenhang nicht gibt?

  • Merkwürdiger Kommentar.

    Wie oft kommt das Wort "Männer" im Papier zum Konjunkturpaket der Bundesregierung vor? Gar nicht. Wesentlicher Kernunkt des Konjunkturpakets ist die zeitweise Senkung der Umsatzsteuer. Die ist wohl genderneutral. Unterstützung für arme Familien, EUR 300 pro Kind, genderneutral. Stärkung der Kommunen, genderneutral. Senkung der Stromkosten, genderneutral, u.s.w.

    Wo liegt also das Problem?

    • @DiMa:

      Frauen sind strukturell benachteiligt. D.h. es sollten vorallem Frauen und Diverse sowie marginalisierte Personen in diesem Konjunkturpaket erwähnt werden.

      • @Marlene Gruppner:

        Das Konjunkturpaket hat das Ziel, die Wirtschaft des Landes aufrecht zu erhalten und eine zu erwartende Delle zu überbrücken.

        Ein Wirtschaftsabschwung trifft alle Geschlechter gleich (manche behauten, ein Abschwung treffe die Frauen härter als die Männer), daher ist das Paket insgesamt genderneutral. Die Aussage der Autorin, dass es ein Gender Gap im Kunjunkturpaket gäbe, ist daher schlichtweg falsch.