Gastkommentar Papier zu Stickoxiden: Wer sind diese Ärzte?

Mit ihrer Kritik haben 112 Lungenärzte die Debatte um Fahrverbote neu entfacht. Welches Interesse dahinter steckt, fragt Grünen-Politiker Ströbele.

Autos fahren auf einer Straße

Es gibt gute Gründe nachzuhorchen, ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist Foto: rawpixel/Unsplash

Die Autoindustrie ist in Not. Es drohen Fahrverbote für Dieselautos in deutschen Großstädten wegen Überschreitung der Grenzwerte von Stickoxiden.

Auch die Bundesregierung ist in Not, weil ihre Bemühungen, ihren Freunden in der Autoindustrie zu helfen, zu scheitern drohen, wie etwa die Stickoxid-Werte in ihrer Bedeutung zu relativieren. Da taucht völlig überraschend ein Papier auf, unterschrieben von 112 Lungenärzten. Danach seien die Grenzwerte falsch berechnet. Gefahren für Menschen bestünden nicht. Nach Jahren öffentlicher Diskussion über die Werte jetzt ein solches Papier. Die Öffentlichkeit ist alarmiert. Die Grenzwerte sollen überprüft werden.

Dann schreibt das Nachrichtenmagazin Der Spiegel, das Papier sei initiiert vom Lungenarzt Prof. Köhler und drei weiteren Personen, die nicht Lungenfachärzte sind. Einer sei Motorenentwickler bei der Autofirma Daimler gewesen. Die vier hätten das Papier fast 4.000 Lungenärzten geschickt. 112 hätten es unterschrieben.

Es gibt gute Gründe nachzufragen, ob da alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Wer hat das Lungenärzte-Papier verfasst und wer hat die Aktion, also das Organisieren, Erstellen, Versenden des Papiers, bezahlt? Alle vier Initiatoren oder Dritte, etwa unbekannte Spender? Wer sind die 112 Lungenärzte, die unterschrieben haben. Was unterscheidet Sie von den fast 97 Prozent der übrigen angeschriebenen Fachärzte. Besondere Fachkenntnisse oder der Besitz von Dieselautos, die bald nicht mehr in Innenstädte dürfen.

Dabei geht es nicht um Betrug oder unrechtmäßiges Handeln. Jeder Einzelne, jeder Arzt oder Lungenarzt darf eine eigene Meinung haben und veröffentlichen und auch gemeinsam mit 111 anderen. Es geht um die Bewertung der Bedeutung des Papiers.

Dafür kann relevant sein, wer mit welcher Sachkunde das Papier mitgeschrieben hat und in welchem Interesse die Aktion gestartet wurde. Die Besorgnis der Befangenheit gegenüber den Akteuren ist gerechtfertigt.

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