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Forscherin über Hitze und Klima„Ich habe keine Angst vor der Zukunft“

Friederike Otto ist sich sicher, dass wir schon in der Gegenwart mitten in der Krise stecken. Sie erklärt, wie Extremwetter soziale Ungleichheit verschärft.

In Spanien liegt die Temperatur bereits vielerorts über 40 Grad Foto: Manu Fernandez/ap
Susanne Schwarz
Interview von Susanne Schwarz

taz am wochenende: Frau Otto, es wird heiß in Deutschland, zwischenzeitlich prognostizierte ein Wettermodell sogar Werte bis zu 45 Grad in Teilen von Nordrhein-Westfalen. Überrascht Sie das?

Friederike Otto: Nein, gar nicht. Wir wissen und beobachten seit Langem, dass der Klimawandel Hitzerekorde häufiger macht. Und dazu kommt aktuell die Hitze aus der Sahara, die muss ja irgendwo hin. Insofern überrascht mich das nicht, dass es solche Vorhersagen gibt und dass wir solche Temperaturen vielleicht real erleben werden.

Es gibt so eine Art Mantra der Klimawissenschaft: Von einem einzelnen Wetterereignis kann man nicht ohne Weiteres auf den Klimawandel schließen. Bei Hitzewellen sparen Sie sich die Vorsicht mittlerweile und sagen: Jede einzelne Hitzewelle hat mit dem Klimawandel zu tun. Warum?

Bei Hitze zeigen wirklich alle Stränge der Beweisführung in dieselbe Richtung. In einer Welt, deren Atmosphäre mehr Treibhausgase enthält, wird es insgesamt wärmer. Das sehen wir ja ganz deutlich.

Um etwa 1,2 Grad haben wir die Erde im Durchschnitt schon aufgeheizt.

Deshalb ist zu erwarten, dass es auch mehr Hitzeextreme geben wird und weniger Kälteextreme. Schon in der Theorie würde man also auf die Idee kommen, dass Hitzewellen zunehmen. Wir haben Klimamodelle, also sozusagen unser physikalisches Verständnis in Gleichungsform, wo man einen ganz starken Anstieg sieht. Aber es ist zweitens auch einfach genau das, was wir fast überall auf der Welt längst beobachten. Es gibt so ein paar Kälte­löcher, aber die kann man durch regionale Wetterphänomene erklären. Ansonsten sieht man einfach überall, dass die Temperaturen angestiegen sind über die vergangenen Jahrzehnte. Und über diese Beobachtungsdaten hinaus ­haben wir noch die Attributionsstudien.

Das ist ja Ihr Fachgebiet, dabei erforschen Sie einzelne Wetterphänomene und dividieren auseinander: Wie wahrscheinlich war das in einer Welt mit und in einer ohne indus­triel­le Treibhausgase – der Unterschied ist dann der Anteil des Klimawandels.

Von diesen Studien gibt es besonders viele zu Hitzewellen. Und alle sind bisher immer zu demselben Schluss gekommen: dass der Klimawandel eine große Rolle spielt. Jede einzelne Hitzewelle ist mittlerweile wahrscheinlicher und heißer, als sie es ohne Klimawandel gewesen wäre. Wie sehr, das hängt zum Beispiel von Region und Jahreszeit ab. Gerade in Europa ist der Einfluss des Klimawandels auf Sommerhitze übrigens besonders stark. Die Hitzewelle 2019 in Toulouse zum Beispiel wäre ohne Klimawandel um 4 Grad kälter gewesen. Das sind krasse Zahlen. Die habe ich sonst noch nie irgendwo auf der Welt gesehen.

Aktuell klagen viele Regionen über Dürren: In Portugal, Spanien, Italien und Frankreich schränkt die Wasserknappheit teils das tägliche Leben ein. Kann man auch da eine direkte Linie zu den von Menschen verursachten Treibhausgasen ziehen?

Dürre ist ein deutlich komplexeres Wetterphänomen als Hitze. Es gibt auch verschiedene Arten von Dürre. Wenn man einfach nur das Ausbleiben von Niederschlag meint, die sogenannte meteorologische Dürre, dann gibt es nur in wenigen Teilen der Welt Veränderungen durch den Klimawandel. Sie hatten gerade mediterrane Länder aufgezählt – der Mittelmeerraum gehört tatsächlich zu den betroffenen Regionen. Dort führt der Klimawandel wirklich zu weniger Niederschlag und dementsprechend Dürre. Eine andere Region, wo das so ist, ist das südliche Afrika.

In Deutschland verklagt ein Bauer zusammen mit Greenpeace VW wegen zu wenig Klimaschutz und argumentiert mit persönlicher Betroffenheit durch Dürren. Ist das vermessen?

Vermessen würde ich es nicht nennen, aber man muss da schon sorgfältig argumentieren. In Deutschland gibt es keinen Regenmangel durch den Klimawandel. Aber es gibt ja noch andere Arten der Dürre, etwa die landwirtschaftliche Dürre, bei der die Bodenfeuchte besonders gering ist. Ob es regnet oder nicht, spielt da auch eine Rolle, aber nicht allein. Wenn es heißer ist, verdunstet Wasser schneller. Der Boden kann also durch den Klimawandel trockener sein, auch wenn sich der Regen gar nicht verändert.

Diese Woche hat sich die Ahrtal- ­Katastrophe gejährt. Damals hat eine Ihrer Studien ergeben, dass dieser Starkregen durch den Klimawandel deutlich wahrscheinlicher war.

Beim Starkregen ist das Bild deutlich: Wir sehen eine Zunahme durch den menschengemachten Klimawandel, auch in Deutschland. Wenn man es mit Hitze vergleicht, sind die Veränderungen kleiner. Bei Hitzewellen bekommen wir Ergebnisse, nach denen sie durch den Klimawandel hundertmal wahrscheinlicher geworden sind.

dpa
Im Interview: Friederike Otto

Jahrgang 1982, ist als Physikerin führend auf dem Gebiet der Attributionsforschung. Sie forscht und lehrt am Londoner Imperial College.

Die wären in der heutigen Intensität also undenkbar ohne die Treib­haus­gase des Menschen.

Für den extremen Niederschlag im Ahrtal hat sich die Wahrscheinlichkeit immerhin verdoppelt. Die Rolle des Klimawandels ist also kleiner, aber sie ist trotzdem eindeutig. Wir werden mehr von solchen Niederschlägen sehen. Auch hier ist es aber wieder so: Der Klimawandel trägt zum Starkregen bei – aber welche Auswirkungen das auf uns hat, bestimmen auch andere Faktoren wie die Versiegelung der Böden. Ein wichtiger Punkt ist auch der Informationsfluss.

Also wie wir im Notfall reagieren?

Es gab ja Warnungen vor diesen Überschwemmungen, sowohl vom Deutschen Wetterdienst, als auch vom Europäischen Hochwasserwarnsystem. Die kamen aber überhaupt nicht vor Ort bei den Betroffenen an. Und wenn doch, wussten diejenigen nicht, was sie damit anfangen sollten. Das ist übrigens generell ein wichtiger Punkt, nicht nur bei Starkregen: Wir müssen auch in Europa lernen, dass Wetter tödlich sein kann und wie wir uns schützen. Das gilt besonders für Hitze. Hitzewellen sind mit Abstand die tödlichsten Extremwetterereignisse, die wir in Europa haben. Das ist vielen Menschen überhaupt nicht bewusst.

Wie geht es Ihnen eigentlich, haben Sie Angst vor der Klimakrise?

Nein, ich habe keine Angst vor der Klimakrise, also vor der Zukunft. Wir sind ja mittendrin. Es ist doch nicht so, dass die Welt eine ganz andere sein wird, sobald wir 1,5 Grad Erderhitzung erreichen.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Wirklich? Es sind doch immer mehr Hitzewellen, Fluten, teilweise Dürren zu erwarten – und deshalb mehr Tote, Hungersnöte, Schulden nach Unwetterschäden und so weiter.

Natürlich, und deshalb müssen wir den Temperaturanstieg so stark wie möglich begrenzen. Aber wer unter dem Klimawandel leidet und wie, ist vor allem eine soziale und politische Frage, und zwar nicht erst in der Zukunft. Der Klimawandel ist kein Problem für privilegierte Menschen wie mich oder wahrscheinlich die meisten taz-­Le­se­r:innen. Also zumindest nicht in diesem Sinne, dass er unser Leben existenziell beeinträchtigen muss.

Klar, wenn Ernten wegbrechen, entschädigt Deutschland die Bauern und importiert mehr Lebensmittel, in Madagaskar herrscht Hungersnot. Oder ein anderes Beispiel: Wer genug Geld hat, kann in den grüneren und deshalb kühleren Gegenden der Stadt wohnen.

Extremes Wetter, egal welches, verschärft jetzt schon Ungleichheit. Davor habe ich Angst: dass wir den Klimawandel weiterhin als irgendein physikalisches Problem betrachten, das irgendwann später auf uns zukommt und das man dann schon irgendwie technisch lösen wird. Wir müssen unsere Gesellschaften weniger verletzlich machen, und das heißt vor allem: Ungleichheit und Armut bekämpfen.

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58 Kommentare

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  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    @taz:



    Bitte mal einen ausführlich recherchierten Artikel über den Begriff "Dürre" bringen. Interviews helfen zu wenig, um realitätsgetreue Vorstelungen zu vermitteln, wie die Diskussion im Forum zeigt.

  • Ich bin kein Experte - aber wenn wir den menschlichen Körper mit dem "Weltkörper" vergleichen u. wissen, daß 1,5 Grad Übertemperatur Fieber bedeutet, 2,5 Grad Übertemperatur für geschwächte, ältere Personen tödlich enden kann, dann ist auch nachzuvollziehen, daß dies der Erde extrem schadet. Wie geschwächt ist die Erde? In vielen Regionen sehr stark. Also handeln - jetzt!

    • @Ulrich Stolarczyk:

      Ein Gradmesser für Ökosysteme ist die Entwicklung der Spezies. Und die zeigt seit vielen Jahren immer steiler nach unten. Stichwort Massensterben der Tiere. Das trifft nicht nur die Bienen sondern den Großteil der Insekten. Es gibt heute im Vergleich zu Anfang 19080er 75 % (!) weniger Insekten. Ähnlich schlecht sieht es bei Amphibien, Vögeln und Gliedertieren jenseits der Insekten (bspw. Regenwürmer) aus.



      Forensiker und Biologe Dr. Mark Benecke gibt hier einen kurzen Überblick über das Massensterben der Tiere:



      www.youtube.com/watch?v=A8qtdXFtyv8



      Für die, die einen tieferen Einblick haben möchten - er hat auch längere, ausführlichere Vorträge gehalten, wie diesen z.B.:



      www.youtube.com/watch?v=3ByO1gaxyHs



      oder etwas eindringlicher und direkter - ein Vortrag von der letzten Re:publica, ab 3:10 Minute:



      www.youtube.com/watch?v=QeRZ4Pr19uA

  • Welchen Grund mag es geben, dass auch in diesem Interview die Hauptursache AUCH für die Klimakrise-/katastophe, also Erzeugung/Konsum von Tierqualerzeugnissen, mit keinem einzigen Wort erwähnt wurde?

    • @Unbequeme Wahrheit:

      Fleischkonsum ist auch eine Ursache und die Reduktion bzw. Vermeidung desselben ist definitiv ein sinnvoller Beitrag und dabei noch ein vergleichsweise einfach zu leistender, der auch der eigenen Gesundheit zugutekommt.

      Die Hauptursache der klimaerwärmung bleibt aber nunmal die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.

  • Ein bisschen wundere ich mich schon über die Forumulierung und Darstellung im Interview "Ich habe keine Angst vor der Zukunft". Der Verlauf der Klimaerhitzung heißt ja Verschärfung. Nun hat es ja 2018 und 2019 Dürrejahre gegeben. Zumal waren die Niederschläge denn seitdem wirklich reichlich und ausgleichend genug für das Auffüllen des Grundwassers? Warum soll es bspw. keine Trockenzeit geben, die länger ist bspw. sich auf drei Jahre erstreckt? 3 trockene Jahre, hieß es, hätten krassere, spürbare Folgen gehabt und hießen größere Ernteausfälle, mehr Brände usw.. Und dann frage ich mich, inwieweit in die Bewertung "keine Angst" auch sozioökonomische Folgen eingeflossen sind - EDIT: Okay, dass schneidet sie kurz in ihrer letzten Antwort an - Wenn also davon auszugehen ist, dass anderswo die Klimakrise krasser eintreffen wird, werden die Folgen auch hier stärker zu spüren sein. Zum einen führte dies zur allgemeinen Nahrungsmittelverknappung - in einer globalisierten Wirtschaft ein Problem - und zum anderen werden gesellschafts-wirtschafts- Versorgungsstrukturen anderer Länder stärker belastet. Dem werden Menschen verständlicherweise ausweichen wollen. Und die Faschos werden sich aufgrund entstehenden Migrationsdrucks die Hände reiben für ihre rassistisch, nationalistische autoritäre Politik/ansätze.

  • @Amthala20



    Wenn Sie wissen möchten ob es zu nass oder zu trocken ist: fragen Sie einen Landwirt/Gärtner.



    Wir haben in Deutschland seit 4 Jahren in Folge (!!) zu wenig Feuchtigkeit in der Erde.



    Für den Laien erklärt: Wenn es Heute durchschnittlich viel Regnet, es aber morgen zu warm, trocken und windig ist trocknet der Boden aus.



    Egal wie viel es regnet, wenn es am Folgetag genug Wind und Sonne gibt ist die Feuchtigkeit WEG!



    Nun verstanden?

    • 0G
      03998 (Profil gelöscht)
      @namekianer:

      Und der/die Landwirt/in, Gärtner/in steht daneben und sieht zu wie das kostbare Nass verdunstet?



      Wie auch gegen zuviel Wasser(Entwässerung) gibt es auch gegen zuwenig Niederschläge Maßnahmen, die wahrscheinlich schon seit Jahrtausenden bekannt sind. Nämlich: Mulchen, Eggen, Striegeln, Hacken. Dabei wird der kapillare Aufstieg unterbrochen und der Boden bleibt unter der lockeren Erdschicht schön feucht.

    • @namekianer:

      und es wird zu wenig Wasser aufgenommen, weil der Boden verdichtet wurde. Durch Landwirtschaft und all die Bewirtschaftungen. Das hat der allen bekannte Förster ganz gut erklärt.

  • Vor allem sollte man endlich an die Ursachen gehen, z. B. den starken Konsum von tierlichen Produkten. Anderenfalls braucht man schon sdeshalb keine Angst vor der Zukunft zu haben, weil es sie nicht mehr geben wird.

    • @Doreen Rothe:

      Die Ursachen werden noch immer unterschiedlich gewertet.

      Das ist ja Teil des Problems.

      Die einen sagen, man müsste nur endlich alle Kühe umbringen, dann wäre alles gut.

      Die anderen behaupten beispielsweise, 80 % ist auf die Vebrennung fossiler Brennstoffe zurückzuführen.

      Das macht es so schwierig.

      • G
        Gast
        @rero:

        Nein, es ist gar nicht so schwierig, wir müssen ALL DAS tun. Weniger Fleisch essen, weniger Ressourcen verbrauchen und auf recyclebare Rohstoffe setzen, keine fossilen Energieträger verfeuern, auf Regenerative Energien umstellen.

  • "Der Klimawandel ist kein Problem für privilegierte Menschen wie mich oder wahrscheinlich die meisten taz-­Le­se­r:innen."



    Genial wie die taz ( Frau Schwarz ) das übersetzt in der nächsten Frage: "Klar, [...] Wer genug Geld hat, kann in den grüneren und deshalb kühleren Gegenden der Stadt wohnen."

    🤪

    • @Rudolf Fissner:

      Das ist dann immer noch ein Luxusproblem, wenn man sich mal die Folgen für Entwicklungsländer anschaut...

  • "Friederike Otto ist sich sicher, dass wir schon in der Gegenwart mitten in der Krise stecken"

    Frau Otto hat es nicht verstanden. Krisen sind kurzfristig,

    Wir stecken in einem Zeitalter der Transformation in der wir uns für 100 Jahre an die sich ständig ändernden nicht immer planbaren Folgen des Klimawandels anpassen müssen.

  • Zitat: „Um etwa 1,2 Grad haben wir die Erde im Durchschnitt schon aufgeheizt.“

    Zu dem „haben wir“:



    Es wird langsam unerträglich, dass in den meisten Medien nicht zwischen natürlichem und anthropogenen Klimawandel unterschieden wird! Manchmal kommt es nur auf die Formulierung an.

    Liegt es am Unwissen oder am Bestreben einer Stimmungsmache?

    • @MarionW:

      Merci. Zum Glück haben wir hier im Forum EXPERTEN wie Sie, die uns aufklären.

    • @MarionW:

      Ja, haben WIR. Das Unwissen bzw. wohl eher das Nicht-Wissenwollen liegt eindeutig auf Ihrer Seite.

      Der menschengemachte Klimawandel wurde in den 1950er Jahren erstmals beschrieben, als noch nichts davon spürbar war.

      In den 1970ern gab es sogar eine Studie von Exxon Mobile, wo die Auswirkungen der durch den Menschen freigesetzten Treibhausgase untersucht wurden. Die dort beschriebenen Resultate für die Jetzt-Zeit sind nahezu 1:1 genauso eingetreten. Man hat das dann aber in einer Schublade vergraben und dort belassen.

      Die wissenschaftlichen Grundlagen sind glasklar, die Beobachtungen decken sich damit. Der menschengemachte Klimawandel ist ein Faktum. Es gibt da nicht den Hauch eines Zweifels.

      Stimmungsmache über alternative Pseudo-Fakten wird einerseits von Ölkonzernen, andererseits von Putin/Russland als einzigem auch langfristigem Profiteur des Klimawandels betrieben. Dass der Klimawandel integraler Bestandteil von dessen Strategie ist, hat bislang noch niemand so richtig auf dem Schirm, ist aber unbestritten.

      Über soziale Netzwerke finden die Leugner und Profiteure des menschengemachten Klimawandels eifrige Mitstreiter, die sich gerne einreden lassen, dass doch alles nicht so schlimm sei und sich unwissend mit vor deren Karren spannen lassen.

      • @Co-Bold:

        Russland ist nicht nur Profiteur sondern aus meiner Sicht mit Abstand der größte Verursacher des anthropogen verstärkten Treibhauseffektes. In seriösen Quellen ist seit langem beschrieben, dass max. 2/3 des in Westsibirien geförderten Erdgases beim Endkunden ankommen - wohlgemerkt im Normalbetrieb! Der Rest geht irgendwo verloren. Jetzt im Zuge der Drosselung der Liefermengen dürfte der Anteil noch größer werden.



        Das in die Atmosphäre geblasene Methen hat eine zigfach stärkere Treibhauswirkung als Kohlendioxid, dessen Treibhauswirkung fast schon ausgeschöpft ist. Diese Tatsache ist leider überhaupt nicht im Bewusstsein der Verantwortlichen angekommen, dabei könnte man das Problem mit relativ geringen Investitionskosten beheben oder zumindest reduzieren.

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @MarionW:

      Vermutlich ist eher der Klimawandel irgendwann unerträglich - es sei denn, man stellt sich darauf ein.



      Stattdessen wird noch im Auge des Hurricans darüber diskutiert werden, wer daran die Schuld trägt.

    • @MarionW:

      "Die vom Menschen verursachten (anthropogenen) Treibhausgasemissionen sind eindeutig die Ursache für die bisherige und die weitere Erwärmung des Klimasystems. Zahlreiche ⁠Klimafolgen⁠ - einschließlich der Extremereignisse - sind schnell eingetreten und lassen sich direkt dem anthropogenen ⁠Treibhauseffekt⁠ zuordnen. Sie sind intensiver und häufiger geworden und werden dies auch in den kommenden Jahrzehnten weiterhin tun. Viele Veränderungen sind schneller eingetreten als es in den letzten 20.000 Jahren vorgekommen ist, insbesondere der globale Temperaturanstieg." (Das UBA mit Bezug auf das IPCC)



      www.umweltbundesam...erlaeuft-schneller



      "Trotz der mittlerweile fundierten wissenschaftlichen Basis melden sich immer wieder Skeptiker zu Wort, die den anthropogenen Treibhauseffekt anzweifeln oder sogar leugnen."



      www.umweltbundesam...chte-klimaanderung

      • @Ingo Bernable:

        Es ist noch viel einfacher, Ingo: Der Mensch ist schuld - und wenn er endlich weg ist, kann das Klima wieder machen was es will. Denn es wird niemanden mehr interessieren.

        Kurz und schlecht: Allein der Mensch ist das Problem, das es zu beseitigen gilt. Dann kann die Welt wieder aufatmen. Sie wird zwar auch dann im Verlauf der Zeit irgendwann "den Geist aufgeben", doch das wird eben deutlich länger dauern. Und wie gesagt: Es wird niemanden mehr interessieren ...

      • @Ingo Bernable:

        20000 Jahre sind nicht viel. Aber ja, der Klimawandel ist auch Menschengemacht aber wie groß der Anteil ist, ist immer noch fraglich. Und nein ich gehe nicht von einem kleinen Anteil aus, unterm Strich haben wir nur etwas mehr Zeit.

        • @Chris P:

          Es gibt allerlei Meinungen dazu, sogar in der Wissenschaft. Die einen meinen es sind 25% Anteil, andere gehen von 50% aus und wieder andere von 75%.

          Die Medien berichten darüber aber nicht gut, finde ich. Schon bei der Aussage, wir hätten das Klima um 1,2Grad erwärmt, ist falsch. Das Klima hat sich seit 1850 um ca 1,2Grad erwärmt. Und ein Teil dieser Erwärmung war auch gut, da um 1850 herum ein klimatisches Minimum herrschte und es sehr kalt war - das war für das Leben nicht besonders toll.

          Bislang streitet man immernoch, was denn eine optimale Temperatur überhaupt ist. Nehmen wir eine optimalere Temperatur als 1850 an und vergleichen es damit, dann kommen wir auf vielleicht 0,4-0,5 Grad oberhaöb einer optimalen Temperatur an. Das klingt natürlich weniger dramatisch ^^

          Weiterhin reicht eine Reduktion der Emissionen schon lange nicht mehr aus, um den Treibhauseffekt umzukehren oder die Änderungen zu verlangsamen. Aufgrund des logarithmischen Zusammenhangs von Treibhausgasen und Efeekt + einer massiven Emission über 170 Jahre müssen wir eigentlich sehr viel CO2 aus der Atmosphäre wieder herausfiltern, um irgendwas daran zu ändern. Aber auch das erzählt man den Leuten nicht.

          • @Estiikay:

            Ich kenne keinen seriösen Wissenschaftler, der davon ausgeht, dass der derzeitige Klimawandel nur zu 75% menschengemacht ist. Die Realität dürfte bei >90% liegen, tatsächlich könnte er auch bei >100% liegen, dann nämlich, wenn die Erde sich ohne CO2-Ausstoß abgekühlt hätte. Allerdings wissen wir das nicht. Schließlich haben wir keine Vergleichserde.

            Tatsache ist, dass sich die Erde in 140 Jahren um 1,2 °C erwärmt hat, nachdem sie sich von 800-1500 n. Chr. um 0,2-0,3 °C abgekühlt hatte. D.h. auch bei der Rechnung wären wir bei einem Grad Erhöhung und nicht bei 0,4-0,5. Sie verbreiten - hoffentlich nicht absichtlich - Fehlinformationen.



            www.umweltbundesam...er-klimaforschung-

            Ihr Beitrag ist komplett realitätsfern und rein auf Relativierung des menschengemachten Klimawandels angelegt.

            Es gibt exakt nichts Erzählenswertes, was man den Menschen nicht erzählt.

            Was eine optimale Temperatur ist, darüber kann man sicher streiten. Für Russland im Putin'schen Selbstverständnis ist da selbstverständlich noch viel Luft nach oben, für uns und 80% der Erde ist die jetzige Erhöhung bereits mit deutlichen Nachteilen verbunden.

  • 0G
    03998 (Profil gelöscht)

    Kein Regenmangel in Deutschland .... Endlich sagt es mal jemand. Die Niederschläge sind in Deutschland nach einer langen Trockenperiode um 1900 stetig angestiegen. Von unseren Fersehmeteorologen erfahren wir allabendlich das Gegenteil. Zum Beispiel gab es 2021 überduchschnittlich hohe Niederschläge obwohl wohl alle glaubten es sei ein weiteres Trockenjahr gewesen. Die Probleme in bestimmten Trockengebieten die es ja auch gibt könnten durch eine Umstellung der Landwirtschaft wesentlich minimiert werden. Überhaupt war es in der Menschheitsgeschichte doch schon immer so, dass wir uns an veränderte Umweltbedingungen anpassen mussten.

    • @03998 (Profil gelöscht):

      Alle erwähnen wieder und wieder die sehr starken Regenfälle in 2021. Diese hängen aber unmittelbar mit dem Ausfall der Kerosinausstösse der Fliegerei zusammen, die weltweit (einmalig!) eingestellt wurde für mehrere Monate. Es entstand ein "Loch der Erholung". Jetzt geht es so weiter wie bis 2021 und das wird noch dramatischer werden. Defintiv haben wir in D zuwenig gleichmäßig verbreiteten Regen! Die Wissenschaftlerin argumentiert hier akademisch-diffus-theoretisch aber nicht heruntergebrochen auf jene Wirklichkeit, der das Thema gerecht wird: zu allen Menschen.

      • @tornboje bernior:

        Wo haben Sie denn diese nette Geschichte mit dem Ausfall der Kerosinausstöße als Ursache für die stärkeren Niederschläge in 2021 her?



        In der Tat ist es so, dass flächendeckende Niederschläge durch Warm- und Kaltfronten stark abgenommen haben, wohingegen kovektive Niederschläge zugenommen haben. Ich denke, die Ursache ist eine Änderung der Atmosphärendynamik aufgrund gestiegener Temperaturen in unteren Schichten und Abkühlung in der Höhe - beides verursacht durch den anthropogenen Treibhauseffekt.

      • @tornboje bernior:

        Dito! Zumal, so sich auf die Gesamtniederschlagsmenge bezogen wird, dies irreführend ist. Denn darin ist auch relativ viel Starkregen enthalten, dessen Menge aber vom Boden effektiv kaum aufgenommen wird. Es fließt also auch relativ viel Regenwasser ab und kommt entsprechend wenig im Grundwasser an.

    • @03998 (Profil gelöscht):

      Man sollte das aber schon im vollständigen Kontext lesen:



      "In Deutschland gibt es keinen Regenmangel durch den Klimawandel. Aber es gibt ja noch andere Arten der Dürre, etwa die landwirtschaftliche Dürre, bei der die Bodenfeuchte besonders gering ist. Ob es regnet oder nicht, spielt da auch eine Rolle, aber nicht allein."



      2021 war ein Dürrejahr, auch wenn die Niederschlagsmenge dem langjährigen Mittel entsprach, weil diese durchschnittliche Menge nicht ausreichte um die Feuchtigkeit in den drei vorherigen Jahren ausgetrockneten Böden wieder aufzufüllen. "Diese beiden Jahre haben zu einer Trockenheit geführt, die für uns so vollkommen neu ist. Man kann mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass es im vergangenen Vierteljahrtausend keine vergleichbare Dürre-Situation in Mitteleuropa gegeben hat."



      www.tagesschau.de/...ew-duerre-101.html



      "Überhaupt war es in der Menschheitsgeschichte doch schon immer so, dass wir uns an veränderte Umweltbedingungen anpassen mussten."



      Die Klimaveränderungen in geschichtlicher oder eher vorgeschichtlicher Zeit zogen sich aber über Jahrtausende hin und trafen nicht auf hochgradig komplexe und interdependente Gesellschaftsysteme die multiplen, sich akkumulierenden Krisen irgendwann nichts mehr entgegenzusetzen haben. Den zivilisatorischen Rückfall auf das Niveau des Neolithikums würde ich jedenfalls nicht als "Anpassung" bezeichnen.

      • 0G
        03998 (Profil gelöscht)
        @Ingo Bernable:

        Äh, die Völkerwanderung wurde zum Beispiel dadurch ausgelöst, dass es mehrere kalte und nasse Jahre gab und das Getreide auf dem Acker verrottete. Also ein mehrere Jahre andauerndes Wetterereignis traf auf ein hochgradig komplexes Bewirtschaftungssystem, was trotz Diversifizierung(Viehzucht , Ackerbau, Milchverarbeitung) nicht standhalten konnte.



        Es war um 1900 in Deutschland um einiges trockener als zur Zeit und die Niederschlagsmenge ist seitdem stetig angestiegen, wenn man/frau von den Jahren2018-2020 absieht aber Abweichungen gab es ja schon immer. Aber es kann natürlich durchaus sein, dass sich die Entwicklung wieder umkehrt aber das kann man/frau nach mehreren Jahren noch nicht sagen. So funktioniert Wissenschaft nicht.



        2021 war kein Dürrejahr mit ca800mm/m2 und wer das behauptet hat wohl wenig Ahnung von dem ganzen - wobei auch klar sein muss, dass Starkregen ein häufigeres Ereignis sein wird und es Maßnahmen geben muss um damit umgehen zu können.



        Und was sollte der Mensch denn wohl anderes tun als sich anzupassen wozu natürlich auch gehört den CO2 Ausstoß immer weiter zu verringern. Es geht darum zum Beispiel mehr Oberflächenwasser zurückzuhalten, so dass es nicht ins Meer fließen kann und Ackerfrüchte anzubauen, die eine hohe Trockenresistenz haben. Vor hundert Jahren war man/frau im übrigen auch mit einem Bruchteil der Erntemenge zufrieden, die wir heute erwarten, was ja auch für einen deutlich geringeren Wasserverbrauch spricht.

        • @03998 (Profil gelöscht):

          "die Völkerwanderung wurde zum Beispiel dadurch ausgelöst, dass es mehrere kalte und nasse Jahre gab"



          Dabei ging es nicht um "mehre kalte und nasse Jahre" sondern um den Zeitraum von etwa 250 bis 750 n. Chr.



          de.wikipedia.org/w..._Verh%C3%A4ltnisse



          "2021 war kein Dürrejahr mit ca800mm/m2"



          Ich erkläre es auch gern noch ein dritte Mal: es geht dabei nicht um die Niederschlagsmenge, sondern um die Feuchtigkeit im Boden. Wenn diese mehrere Jahre in Folge abgenommen hat, führt eine durchschnittliche Regenmenge eben nicht dazu, dass sie wiederauf das ursprüngliche Normalniveau asteigt, sondern lediglich dazu, dass der schon viel zu niedrige Wert nicht noch weiter absinkt.



          "Und was sollte der Mensch denn wohl anderes tun als sich anzupassen"



          Die Notwendigkeit dazu habe ich mit keinem Wort in Abrede gestellt, aber die Möglichkeit zur Anpassung hat eben auch Grenzen die mittlerweile auch recht gut erforscht sind und bei ca. 2° liegen.

          • 0G
            03998 (Profil gelöscht)
            @Ingo Bernable:

            Es hat in den letzten Jahrtausenden immer wieder Temperaturveränderungen von bis zu ca 2 Grad in die eine oder andere Richtung mit teilweise katastrophalen Folgen gegeben. So ist zum Beispiel die deutsche Nordseeküste entstanden. Und gerade dass zeigt ja wieviel Auswirkungen schon auf den ersten Blick moderate Temperaturveränderungen haben können. Trotzdem kann man/frau nicht ein Jahr mit überdurchschnittlichen Niederschlägen als Dürrejahr bezeichnen, weil das schlichtweg falsch ist. Feuchtigkeit im Boden , Niederschlagsmenge, Grundwasser usw - sie bringen das anscheinen alles irgendwie durcheinander. Ökosysteme sind komplex und ein Parameter wie die Niederschlagsmenge sagt natürlich erstmal wenig aus. Ist aber nun einmal eine der Messgrößen in der Klimaforschung.

            • @03998 (Profil gelöscht):

              Apropos Grundwasser - aktuelle Meldung als Ergänzung:



              "Grundwasserspiegel stark gesunken BUND will Notfallplan für Berliner Gewässer und Stadtgrün ..."



              www.rbb24.de/polit...klima-trocken.html

  • Hier wird wieder das Manko unserer gesellschaftlichen Debatte deutlich: Frau Otto argumentiert als Physikerin, nicht als Gesellschaftswissenschaftlerin oder als Ökonomin, die Ursachen dafür sucht, dass es die Ungleichheit und Armut gibt. Die Klimakatstrophe resultiert aus der Tatsache, dass Profitmacher unter Zuhilfenahme von Wissenschaft, die Produktivität und Überlebensfähigkeit erhöhen half, diese Lebensbedingungen schaffen konnten. Warum bremst jetzt niemand eine ausufernde Luftfahrt- oder Autoindustrie aus, wo doch klar sein müsste, dass ihre Nutzung immer nur wenigen Privilegierten auf diesem Planeten vorbehalten wird. Irgendwie brauchen wir wieder eine Universalwissenschaft, die Prioritäten setzt und den Reichtum als praktizierte mentale Überlebenstechnik versteht.

    • @Dietmar Rauter:

      "Warum bremst jetzt niemand eine ausufernde Luftfahrt- oder Autoindustrie aus, wo doch klar sein müsste, dass ihre Nutzung immer nur wenigen Privilegierten auf diesem Planeten vorbehalten wird."



      Weil die große Mehrheit der Europäer:innen in dieser Perspektive zu den Privilegierten gehört. Das geht um die Nutzung dieser Verkehrsmittel, aber bei der Autoindustrie auch um die volkswirtschaftliche Abhängigkeit.

      • @Django:

        Warum beendet niemand die Hauptursache AUCH für die Klimakrise-/katastophe, also Erzeugung/Konsum von Tierqualerzeugnissen? Weil etwa 100% der Konsumenten von Tierqualerzeugnissen dies seit Jahrzehnten in pathologischer Vehemenz ignorieren, stattdessen AUCH die Klimakrise-/katastophe weiterhin tagtäglich befeuern: durch Kauf und Konsum von Tierqualerzeugnissen!

    • @Dietmar Rauter:

      Warum sollten Leute, die Sie "Privilegierte" nennen, das Recht haben, Autos oder Flugzeuge zu nutzen?

  • Also, ich habe riesige Angst vor der Zukunft, zumal ich aus kulturwissenschaftlicher und politologischer Sicht überzeugt bin, dass nirgendwo hinreichend radikale Massnahmen ergriffen werden um eine Erwärmung unter 2 oder gar 3 Grad zu verhindern, was dann schon kataklysmische Auswirkungen haben wird, oder wie die Deep Adaptation Bewegung argumentiert: globaler sozio-ökonomischer Kollaps in den nächsten Jahrzehnten liegt irgendwo im Bereich zwischen wahrscheinlich und unvermeidlich. Selbst wenn Westeuropa nicht so hart vom unmittelbaren Klimawandel getroffen wird, hat unsere Gesellschaft keinen Bestand, wenn das globale Wirtschaftssystem kollabiert und sich 500 Millionen Flüchtlinge aus den zukünftig unbewohnbaren Äquatorialzonen Richtung Norden bewegen. Selbst die internen Verteilungskämpfe um Wasser, Energie und Nahrungsmittel werden unsere fragile pluralistische Demokratie vor eine Zerreissprobe stellen. Und wenn man sieht, dass der deutsche Staat nicht einmal in der Lage ist einer begrenzten Katastrophe wie im Ahrtal effektiv und unbürokratisch Menschen zu helfen, dann lässt das Böses erahnen. Ich versuche jedenfalls mich psychisch und emotional auf eine stete Verschlimmerung einzustellen, gleiuchgesinnte zu finden und gemeinschaftlich an der Anpassung an unsere schwierige neue Welt zu arbeiten.

    • @hessebub:

      Hallo,

      dürfte ich mal fragen wie genau ihre Arbeit zur Anpassung an die schwierige neue Welt mit Gleichgesinnten, aussieht?



      Ich kann mir jetzt irgendwie gerade nichts darunter vorstellen.

      • @Hans Paulmann:

        Geht mir genauso, lieber Hans ...

  • "Diese Woche hat sich die Ahrtal- ­Katastrophe gejährt. Damals hat eine Ihrer Studien ergeben, dass dieser Starkregen durch den Klimawandel deutlich wahrscheinlicher war."

    Im Ahrtal gab es 1804 ein Extremhochwasser bei dem der Abfluss auf 11-1200 m3/s geschätzt wird, 1910 eins mit 5-600 m3/s und 2021 eins mit etwa 500 m3/s. Das Hochwasser 2016 wird als Jahrhunderthochwasser bezeichnet. hatte aber ein Maximum von nur 236 m3/s- Die Bezeichnung hängt mit der Definition des 100-Jahr Ereignisses durch das Wasserwirtschaftsamt zusammen, das wurde Anfaneg der 2000er als 216 m3/s berechnet obwohl die historischen Daten bekannt waren.

    Ergo: das ist alles nicht so einfach, und ich habe den Eindruck dass der Klimawandel herangezogen wird um eigene Fehler zu überdecken. Und, dass man die Dinge etwas genauer betrachtren sollte bevor man Schuldzuweisungen macht.

    • @Gerald Müller:

      Hier geht es um Wahrscheinlichkeiten. Nirgendwo wird gesagt, dass so ein Hochwasser ohne Klimawandel nicht möglich wäre. Der Klimawandel macht es jedoch wahrscheinlicher. Das ist ja das Problem man kann häufig noch schlimmere Ereignisse finden, die es früher auch schon gab. Trotzdem kann man paralell feststellen, dass heutige Ereignisse ohne Klimawandel unwahrscheinlicher oder schwächer wären.

    • @Gerald Müller:

      Natürlich kann man sich an Definitionen und Durchflussmengen klammern und auf dieser Basis zu dem Ergebnis kommen, dass das - per definitionem - eben doch kein "Jahrhunderthochwasser" und also ja doch eigentlich gar nicht so schlimm oder außergewöhnlich war. Das ändert aber rein gar nichts an den Tatsachen, etwa der, dass 2021 allein in Deutschland zu 186 Toten führte, also rund drei Mal so viele wie 1804 und knapp vier Mal so viele wie 1910.



      "ich habe den Eindruck dass der Klimawandel herangezogen wird um eigene Fehler zu überdecken."



      Der eigene Eindruck ist natürlich immer verlässlicher als wissenschaftliche Ergebnise wie etwa der im Interview angesprochenen Attributionsstudien.



      "Die Bezeichnung hängt mit der Definition des 100-Jahr Ereignisses"



      Ich gehe mal davon aus, dass das Wasserwirtschaftsamt der gängigen Deifinition von 100-Jahrereignissen folgt. Die mag ihnen zwar intuitiv unlogisch erscheinen, macht aber statistisch durchaus Sinn.

      • @Ingo Bernable:

        "Das ändert aber rein gar nichts an den Tatsachen, etwa der, dass 2021 allein in Deutschland zu 186 Toten führte, also rund drei Mal so viele wie 1804 und knapp vier Mal so viele wie 1910."



        Sie verschweigen einen wesentlichen Teil der "Tatsachen", nämlich die Bezugsgrößen: Wie viele Menschen lebten denn damals da???

        • @sollndas:

          Wenn es um Menschenleben geht halte ich den Blick auf absolute Zahlen durchaus für richtig und angemessen.

      • @Ingo Bernable:

        "...macht aber statistisch durchaus Sinn."



        Ja. Ungefähr so viel Sinn wie das "einmal in 100 000 Jahren" bei unseren ach so sicheren Atomkraftwerken - das eine Mal kann schon nächste Woche kommen.



        Es hilft den Leuten im Ahrtal nichts, wenn wir die Erderwärmung auf, sagen wir mal, 1,5 °C begrenzen: Das nächste Hochwasser wird trotzdem kommen.



        Es hilft noch nicht eimal, den Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre wieder zu halbieren und auf vorindustrielles zu Niveau bringen: Das nächste Hochwasser wird trotzdem kommen.



        Entweder es wird etwas für den Hochwasserschutz unternommen, oder das Ahrtal ist unbewohnbar.

        • @sollndas:

          "Das nächste Hochwasser wird trotzdem kommen. "



          Die Frage ist nur: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein solches Hochwasser kommt. Und wie gut sind wir darauf vorbereitet?

        • @sollndas:

          AKWs sind aber, anders als Naturkatastrophen, eben nicht naturgegeben und unvermeidlich. Man kann dort die Entscheidung treffen sie nicht zu betreiben und hat diese Entscheidung ja auch getroffen. Man kann aber nicht politisch entscheiden, dass es zukünftig keinerlei Überschwemmungen mehr geben darf. Also braucht man Hilfsmittel zur Risikobewertung und ich denke ist ist von Vorteil wenn diese mathematisch fundiert sind, die Alternative wäre alle jemals überfluteten Gebiete dauerhaft für die Besiedelung zu sperren.

          • @Ingo Bernable:

            "...die Alternative wäre alle jemals überfluteten Gebiete dauerhaft für die Besiedelung zu sperren."



            Die Alternative wäre, etwas für den Hochwasserschutz zu tun - sonst nehmen Sie Leichen in Kauf, nicht nur statistisch, sondern auch real.



            Daran ändert keinerlei CO2-Vermeidung etwas (siehe oben), und Gerede über den Klimawandel auch nicht.

      • @Ingo Bernable:

        Die Bebauung von Überflutungsräumen ist schon seit Jahrzehnten bekannt und in der Diskussion.

        Das wurde bei jeder noch so kleinen Hochwasserkatastrophe immer wieder angesprochen.

        Die kommunale Bauleitplanung ist dafür verantwortlich, war es immer schon und wird es auch weiterhin sein.

        Rs mögen vielleicht vor allem Fehler der Vergangenheit sein, aber es sind existierende und bekannte Fehler.

        • @Rudolf Fissner:

          Die Hauptursache/Hauptverursacher AUCH für die Klimakrise-/katastophe ist/sind schon seit Jahrzehnten bekannt: Erzeugung/Konsum von Tierqualerzeugnissen / Tierqualindustrien und deren Auftraggeber (Konsumenten von Tierqualerzeugnissen)!

      • @Ingo Bernable:

        Genau so. Vielen Dank dafür die Vernunft hochzuhalten.

  • Auf den Punkt gebracht. Warum kriegen wir unseren fetten trägen Hintern dennoch nicht hoch?

    • @tomás zerolo:

      Warum kriegen die Hauptverursacher AUCH für die Klimakrise-/katastophe: Erzeuger (Tierqualindustrien) und Konsumenten (Auftraggeber der Tierqualindustrien) von Tierqualerzeugnissen, ihren fetten trägen Hintern nicht hoch, obwohl doch mittlerweile JEDER weiß, dass die Erzeugung und der Konsum von Tierqualerzeugnissen die, mit SIGNIFIKANTEM Abstand zu ALLEN anderen Ursachen, Hauptursache AUCH für die Klimakrise-/katastophe ist?

    • @tomás zerolo:

      Viele, auch hierzulande, haben schon lange keinen fetten Hintern mehr. In einer Woche habe ich in den Medien dreimal von Menschen gehört, im DLF, im WDR, auch hier in der taz, die sich nur noch eine Mahlzeit pro Tag leisten können! Die brauchen ihren CO2-Fußabdruck nicht zu reduzieren. Dass alle gleichermaßen verantwortlich sind, ist eine Mär, hinter der sich die oberen 10.000 verstecken!

    • @tomás zerolo:

      Ich weiß nicht, ob das 'auf den Punkt' ist.

      Aber die Formulierung legt auf geniale Art eine Analogie nahe: Zucker.

      Warum essen wir soviel Zucker?

      Womit kann wan Kinder verführen?

      Und konkret: www.change.org/p/l...e-lbg-fdplueneburg

  • "Nein, ich habe keine Angst vor der Klimakrise, also vor der Zukunft. Wir sind ja mittendrin."



    Die einzelnen Auswirkungen mögen sich nur moderat verstärken, aber wie sich verschiedene, gleichzeitige Krisen wechselseitig verstärken, lässt sich doch auch heute schon beobachten. Diese Wechselwirkungen führen dazu, dass der Wirkmechanismus wenn sich viele unabhängige Variablen linear anwachsen ein exponentieller ist.



    "Es ist doch nicht so, dass die Welt eine ganz andere sein wird, sobald wir 1,5 Grad Erderhitzung erreichen."



    Der Umstand, dass die Auswirkungen nicht schlagartig, sondern graduell eintreten, sagt aber absolut noch nichts über deren Dramatik aus. Auch der Unterschied zwischen einer Erwärmung um 1.9° und einer um 2.0° wird kein gigantischer sein, dennoch gilt der Bereich um etwa +2° als die Grenze der Anpassungsfähigkeit. Angesichts der Tatsache, dass wir derzeit auf etwa +2.8° Erwärmung, also einen Wert weit jenseits davon, zusteuern scheint mir Angst vor der Klimakrise durchaus begründet und angebracht.