Flugzeug-Panne von Annalena Baerbock: Reiseabbruch wegen Deutschland
Die Außenministerin strandet wegen eines Schadens am Flieger. Der Rest des Landes hat sich an solcherlei kaputte Infrastruktur schon gewöhnt.
B undesaußenministerin Annalena Baerbock geht es auch nicht anders als Millionen anderen Reisenden. Der Flug der grünen Ministerin nach Australien hat sich verzögert, weil der Regierungsflieger ein technisches Problem hatte. Nach einer Zwischenlandung in den Vereinigten Arabischen Emiraten musste ihre Maschine wegen eines technischen Defekts nach Abu Dhabi zurückkehren. Es gab ein Problem mit den Flugklappen.
Das staunende Publikum ist hin- und hergerissen zwischen Genugtuung und Ungläubigkeit: Die Infrastruktur für die Regierung ist offenbar genauso hinüber wie die für den gemeinen Bürger. Immer wieder stranden Kabinettsmitglieder, weil Maschinen der Flugbereitschaft technische Probleme haben. Doch ein Regierungssprecher redet das Problem klein: Er behauptet, die zuständige Flugbereitschaft der Bundeswehr mache einen hervorragenden Job.
Ja, genauso hervorragend wie die Deutsche Bahn und die für die Straßen zuständigen Behörden. Die Kund:innen der Bahn müssen immer wieder mit erheblichen Verzögerungen und Zugausfällen rechnen, weil über Jahrzehnte hinweg zu wenig in die Sanierung und Modernisierung von Schienen und Zügen investiert wurde. Auch die Straßen sind in einem schlechten Zustand, überall ist Flickwerk statt vernünftiger Reparatur zu besichtigen. Baustellen und Staus sind die Folgen. Bei den Wasserstraßen gibt es ebenfalls einen enormen Investitionsstau, was für den umweltfreundlichen Warentransport fatal ist. Die Bundesrepublik steckt in einer veritablen Mobilitätskrise.
Baerbocks Maschine musste aus Sicherheitsgründen große Mengen Kerosin ablassen, um schnell wieder landen zu können. Die Anforderungen einer reibungslosen Mobilität zu ignorieren ist nicht nur ärgerlich, weil das in der Konsequenz Menschen daran hindert, von A nach B zu kommen – die Folgen sind Verschwendung und Umweltschäden. Eine unzuverlässige – und teure – Bahn treibt die Menschen ins Auto oder Flugzeug. Weil die Straßen in einem miserablen Zustand sind, können Windräder nicht gebaut werden. Denn viele Autobahnen verkraften den nötigen Schwertransport nicht.
Die derzeitige Bundesregierung ist nicht verantwortlich für diesen Zustand, das sind ihre Vorgängerinnen. Aber sie ist verantwortlich dafür, wenn Straßen, Schienen, Bahnwaggons und vieles mehr weiterhin einfach verschleißen, ohne angemessen erneuert zu werden. Doch dieser Aufgabe stellt sich die Ampel nicht. Statt ein großes Programm für die Erneuerung von Transportwegen aufzulegen, flickschustert sie an der Bahn und an den Straßen herum. Dass das nicht reicht, dürfte nun auch Annalena Baerbock gemerkt haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind