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FDP über Initiative Finanzielle BildungKlientelpolitik der alten Schule

Ralf Pauli
Kommentar von Ralf Pauli

Die FDP will 2 Millionen Euro für mehr finanzielle Bildung an Schulen zur Verfügung stellen. Zu anderen Themen wie Umwelt oder Politik schweigt sie.

Christian Lindner und Bettina Stark-Watzinger bei der Veranstaltung Aufbruch finanzielle Bildung am Donnerstag in Berlin Foto: Imago

F ür manche Projekte hat Christian Lindner also doch Geld! Zwei Millionen Euro stellt er im kommenden Jahr für die „Initiative Finanzielle Bildung“ zur Verfügung. Am Donnerstag erklärten er und Parteifreundin Bettina Stark-Watzinger, warum: Wirtschaftliche Zusammenhänge, Finanzmärkte oder private Altersvorsorge kämen im Unterricht zu kurz. Mit einer Plattform für außerschulische Angebote und mehr Forschung zum Thema wollen die beiden FDP-Minister:innen jetzt gegensteuern. Langfristig soll eine bundesweite Strategie her.

Konkreter werden die Pläne nicht. Wie auch! Über Lehrpläne, Stunden­tafeln und Lehrerausbildung entscheiden ja die Länder. Und die lassen sich ungern von Berlin Vorschriften machen. Der Wunsch nach mehr finanzieller Bildung ist also Wunschdenken, solange die Länder nicht mit im Boot sind. Sind sie aber nicht. Zumal manche bereits ein eigenes Schulfach für Wirtschaft haben.

So gesehen kann man den Vorstoß gut und gerne als Symbolpolitik abtun. Damit ist es leider aber nicht getan. Denn einerseits gibt es gute Gründe für das Anliegen: Viele Schulen holen sich bei Finanzthemen Expertise von außen – und das birgt Gefahren, wenn Sparkasse & Co Kinder und Jugendliche nur allzu gerne als Kun­d:in­nen gewinnen möchten. Mehr Kompetenz bei Lehrkräften bedeutet im Idealfall: mehr Schutz vor Werbung.

Was ist mit Bildung zu Klima oder Politik?

Das Problem von mehr finanzieller Bildung ist aber: Was lässt man stattdessen weg? Lindner und Stark-Watzinger geben darauf keine Antwort. Die Mi­nis­te­r:in­nen müssen sich zudem die Frage gefallen lassen, warum sie sich nicht genauso leidenschaftlich für andere Fächer einsetzen.

Wenn finan­zielle Bildung wichtig für unseren Alltag ist, ist es Demokratiebildung für unsere freie Gesellschaft. Und Klimabildung für unser Überleben. Für mehr Politik oder Nachhaltigkeit an Schulen gibt es aber keine starke Lobby – im Gegensatz zur Finanzbranche, wie ein Blick in das Lobbyregister zeigt. Die Initiative riecht stark nach Klientelpolitik – auch wenn zwei Millionen letztlich Peanuts sind.

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Ralf Pauli
Redakteur Bildung/taz1
Seit 2013 für die taz tätig, derzeit als Bildungsredakteur sowie Redakteur im Ressort taz.eins. Andere Themen: Lateinamerika, Integration, Populismus.
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13 Kommentare

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  • "Wenn finanzielle Bildung wichtig für unseren Alltag ist, ist es Demokratiebildung für unsere freie Gesellschaft."



    Diesem Punkt stimme ich komplett überein. Aber ich frage mich ob die Redaktion dasselbe meint wie ich. Für mich ist die Lehre von Popper zentral für dieses Thema. Dazu gehört aber auch über die gefahren vom Marxismus zu unterrichten (zusätzlich zu den Rechten gefahren natürlich). Ich wette aber, dass das viele Linke nicht wollen.

    So Aktionen wie eine sogenannte „Antifeministische“ Meldestelle gehören definitiv nicht dazu. Vor allem nicht, wenn sie von Menschen mit Stasivergangenheit maßgeblich mitgestaltet werden.

    • @__tester:

      ...ich denke, die kleinen ersten Schritte, in die richtige Richtung, werden parteiübergreifend befürwortet.

      Jedem neuen Anfang wohnt ein Zauber inne...

  • Wie schade, dass der flotte Christian Lindner diesen Unterricht nicht auch schon gehabt hat. Seine Rechenkünste hat er mit seiner Firmenpleite anschaulich bewiesen und er ist gerade dabei, durch seine "Sparpolitik" sehr viel größere Löcher aufzureissen als die, die er vorgibt zu stopfen. Ein repariertes, gepflegtes Bauwerk ist halt günstiger als ein komplett neues, das auch Instandhaltung benötigt. Oder rechnet es sich, das dann auch wieder abzureissen??.

    • @Perkele:

      👍👍

  • Wenn ich das Foto so sehe verstehe ich endlich, warum es heißt "Lachen wie ein Honigkuchenpferd"

  • Ich finde den Vorschlag sehr gut. Man muss den Menschen wieder ermöglichen selbst für sich zu sorgen. Nicht alles kann der Staat für einen machen, wobei vieles davon auch nicht gut gemacht ist.

    • @Gerd Hundsberger:

      Und das lernt man in der staatlichen Schule: Wer viel erbt, hat sich schon mal die richtigen Eltern ausgesucht. Die anderen sollten fleißig arbeiten, in der Rüstungs oder Autoindustrie. Nicht auffallen und wenn durch hält gehört ei.en bald schon die ganze Welt. Wozu braucht man da überhaupt eine Altersvorsorge? Wer nicht mehr arbeiten kann, braucht auch nicht mehr zu leben.

      • @Matt Gekachelt:

        ...na ja, alles den Eltern anlasten ist aber auch nicht ok. Seine Freunde, seine Interessen pflegt jeder noch eigenverantwortlich...Charakter hängt nicht nur vom Geldbeutel ab - hier wird oft zu einfach gedacht.

  • Leider ist es tatsächlich wahr, dass man in der Schule alles Mögliche lernt, aber nicht einmal, was der Unterschied zwischen Bruttolohn und Nettolohn ist, wie Krankenkasse und Rentenkasse oder einfachste wirtschaftliche Zusammenhänge funktionieren. Hauptsache jeder weiß was der Unterschied zwischen Keuper und Tonstein ist, wo vor 1000 Jahren wer regiert hat und Dinge, die nicht einmal eine(r) von 1000 Schüler(innen) im späteren Leben brauchen kann.

    • @Rudi Hamm:

      Ich würde mal sagen, Sie sollten nur für sich sprechen.Wir haben die von ihnen angesprochenen Dinge nicht nur gelernt, sondern die Vor- und Nachteile kritisch diskutiert.

      Aber das erklärt vielleicht auch ihre manchmal etwas kruden Ansichten ;-)

      • @Anna Bell:

        ...was gibt es denn an Brutto und Netto kritisches zu diskutieren ?



        Mein Bruder und ich waren schon als Kinder öfters zu den Gesellschafter Versammlungen unserer Eltern mit oder auch öfters mal so in der Firma - vorgelebtes Leben durch die Eltern ist viel normaler als alle graue Theorie...

      • @Anna Bell:

        Kann es sein, dass es schlichtweg am Jahrgang lag und es seit 19?? unterrichtet wird. Wir jedenfalls hatten es nicht, aber die Geschichte der Römer bis zum Abwinken.

      • @Anna Bell:

        Kann ich bestätigen - ich hatte das auch in der Schule. Wäre jetzt interessant, wann und wo Herr Hamm die Schule besucht hat. Das Thema Geld wurde übrigens mit einer Broschüre der Sparkasse behandelt... da stank der Fisch schon.