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Essay zum ArtensterbenEs stirbt die Kreatur

Kommentar von Ulrike Fokken

Wo Insekten sterben, hungern Singvögel. Wir dürfen nicht länger zuschauen, denn wir stehen am Ende der Nahrungskette.

Wenn Insekten das Atmen schwerfällt Illustration: Eléonore Roedel

D as große Versprechen unserer Zeit lautet, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die aus dem Zellkern und vom Mars gewonnen wurden, das Leben besser machen. Seit dem Beginn der Aufklärung bestärken uns WissenschaftlerInnen, PolitikerInnen und Unternehmen in dem Glauben, dass wissenschaftliche Erkenntnis uns auf die sichere Seite der Ratio, der Wahrheit, der Gesetzmäßigkeit bringt. Wir wissen, also können wir kontrollieren. Und Kontrolle schafft Sicherheit. Die Sache ist nur: Das Wissen nützt gar nichts, wenn wir nichts daraus machen und den aufklärerischen Auftrag der Wissenschaft in den Wind schießen.

Vom Klimawandel kennt man das schon. Temperatur: steigt, Klimaverhandlungen: ja, Umsetzung: nada. Und den Tieren und Pflanzen geht es nicht anders: Artensterben erforscht, Bio­diversitätsverhandlungen laufen, das Bundesumweltministerium twittert: „Samenkugeln gegen Insektensterben“. Wie sich nun im zweiten Sommer nach der bundesweiten Wahrnehmung des Insektensterbens zeigt, entgleitet uns jedoch der wissenschaftlich dokumentierte Artentod in Wald, Wiese, Fluss und Ozean.

Die Ignoranz gegenüber dem Leben wird langsam gefährlich, auch wenn wir Menschen satt sind und ausreichend Trinkwasser aus dem Hahn läuft. Natürlich weiß niemand genau, was passiert, wenn Wildbienen, Schwebfliegen, Laufkäfer und der Weißdolchbläuling aussterben. Wir möchten es aber auch nicht herausfinden und am lebenden Objekt ausprobieren, wie es sich anfühlt, wenn die Ökosysteme zusammenbrechen. Das lebende Objekt unserer Betrachtung sind ja schließlich wir, nicht ein Käfer oder ein Falter, von dessen Existenz nur ein paar Schrate und Naturzausel wussten und den deswegen kaum jemand vermisst, wenn er für immer verschwindet. Wir, Homo sapiens, sind und bleiben eingewoben in das große Geflecht des Lebens und das ist nicht christlich, religiös, gar esoterisch, sondern eine wissenschaftliche Tatsache.

Es verändert sich nicht nur das abstrakte Klima, sondern es stirbt die Kreatur. Unsere Mitgeschöpfe sterben, wie Papst Franziskus in der Enzyklika Laudato si! „über die Sorge für das gemeinsame Haus“ schreibt. Die großen Kontrahenten der europäischen Aufklärung, die Wissenschaft und die katholische Kirche, kommen nach 300 Jahren Trennung von Ratio und Geist zu demselben Schluss. Und der lautet: Weiter so geht es nicht. Es ist daher an der Zeit, die Aufklärung weiterzudenken und die unselige Trennung von Mensch und Natur, Ratio und Gefühl, Geist und Seele zu beenden.

Massensterben im Reich der Tiere

Das bedeutet, die entsetzlichen Nachrichten vom Massensterben im Reich der Tiere endlich nicht nur kognitiv zur Kenntnis zu nehmen, sondern auch mit dem Herzen zu verstehen und die wissenschaftlichen Erkenntnisse in Handeln umzusetzen. Es ist an der Zeit, den Weißdolchbläuling zu sehen und zu verstehen, dass dieser kleine Schmetterling nur an sehr bestimmten Gräsern auf Trockenrasen leben kann.

Das Insektensterben muss nicht weiter erforscht werden, wie neulich ein Insektenforscher sagte, da er den Insekten bereits beim Sterben zusehe. Vogelfreunde und GartenbesitzerInnen beobachten in diesem Frühjahr erneut, dass Amseln, Spatzen, Grünfinken, Blaumeisen, Stare seltener zu sehen sind als in früheren Jahren. Mauersegler und Mehlschwalben machen in vielen Gegenden nicht mal mehr einzeln einen Sommer.

Gerade stellte der staatlich angestellte Betreuer der Wanderfalken im Nationalpark Sächsische Schweiz fest, dass von 18 Brutpaaren im Elbsandsteingebirge dort nur 6 erfolgreich brüten und 17 Junge aufziehen. Im vergangenen Jahr haben 30 Wanderfalkenpaare 40 Junge großgezogen. Das muss man erst mal sacken lassen. Durchschnittlich ziehen Wanderfalken 2,5 Junge im Frühsommer groß. Letztes Jahr hatten die Wanderfalken im Elbsandsteingebirge durchschnittlich 0,9 Junge im Nest. Und dieses Jahr kommen nur die Hälfte der Wanderfalken und gerade mal 6 Paare brüten noch.

Die Küken der Wanderfalken verhungern

Wanderfalken stürzen sich mit angelegten Flügeln aus der Höhe auf Drosseln, Tauben, Stare, erschlagen sie mit geschlossen Füßen, rasen mit bis zu 300 Stundenkilometern weiter, wenden abrupt und fangen dann ihre fallende Beute mit scharfen Krallen auf. Selbst unter Greifvögeln ist ihre Jagdmethode spektakulär. Neben dem Sturzflug haben Wanderfalken noch andere Tricks drauf, um Vögel zwischen Meisen- und Entengröße zu fangen. Sie überraschen ihre Beute mit der Sonne im Rücken, sie jagen zu zweit, scheuchen Vögel aus dem Gebüsch auf und holen sie im Flug ein. Wanderfalken haben sich in der Evolution zu Meistern der Flugjagd entwickelt. Ihr Körper und alle ihre Fähigkeiten sind hoch spezialisiert auf die Vogeljagd.

Wo keine Schmetterlinge und Hummeln fliegen, da hungern Singvögel und verschwinden. Und ohne die Singvögel hungern dann auch Falken und andere Greifvögel. Die wahrscheinlichste Ursache für die fehlenden Nachkommen bei den Wanderfalken lautet daher Nahrungsmangel. Die Küken verhungern. Oder die Weibchen legen gar keine Eier. Das Insektensterben hat die Spitze der Nahrungskette erreicht. Und das nicht nur bei den Wanderfalken: Auch die Nester vom Raufußkauz sind leer im Nationalpark, Habichte und Mäusebussarde haben in vielen Gegenden Deutschlands nur noch ein Junges im Nest statt zwei oder drei.

An der Weltspitze der Nahrungskette stehen: Wir. Und wir sind satt, ob Amsel, Fink, Star, Libellen oder Bienen nun gerade dabei sind, auszusterben oder nicht. Doch wenn die Schwebfliegen verschwinden, dann könnten bald auch die Maishähnchenbrust und der Avocado-Smoothie vom Tisch verschwinden. Einige Supermarktketten und Discounter wollten kürzlich ihren KundInnen das Artensterben sinnlich vermitteln. Sie räumten Regale leer, um jedem klar zu machen, welche Lebensmittel wegfallen, wenn keine Bienen mehr die Blüten bestäuben.

Ironischerweise sind es genau diese als Mahner auftretenden Discounter und Lebensmittelketten, die Landwirte seit Jahrzehnten gängeln, um noch billigere Tomaten, Erdbeeren, Weizenbrötchen und Schweinekoteletts zu bekommen. Billiger geht nur mit noch mehr Dünger und Gift auf dem Acker, mit noch mehr Antibiotika und Gift in den Industrieställen für Schweine, Hühner, Puten, Kühe. Zu den Pestiziden kommen unvorstellbare Mengen Mist, den Landwirte auf die Wiesen und Äcker kippen und damit die biologische Vielfalt im Nitrat ersticken. Der agrarindustrielle Komplex verantwortet das Artensterben in der Pflanzen- und Tierwelt, und da kann der Bauernverband noch so lange behaupten, dass das alles nicht wissenschaftlich bewiesen ist und sie nur benutzen, was auch zugelassen ist.

Die Bilder von Honigbienen verniedlichen das große Massensterben

Eigentlich sollte man meinen, dass Bauern selber denken können. Und sehen, was am Feldrand und Ackergrünstreifen passiert – biologisch nichts Gutes. Neonicotinoide schädigen nachgewiesenermaßen das Gehirn von Insekten, die ­Neonics samt ihrer Derivate sind 1.000- bis 10.000-mal giftiger als das Insektenvernichtungsmittel DDT. Sie wirken noch jahrelang, nachdem sie auf den Acker gesprüht wurden, und töten auch Wasserflöhe in entfernten Seen.

Die Eisbären sind für den Klimawandel, was die Bienen für das Insektensterben sind. Die Bilder von Honigbienen verniedlichen jedoch das große Massensterben, fast so als würde sich Biene Maja mal mit Willy streiten. Dieser Bambi-Effekt in der Insektenwelt, der eine Art idealisiert und andere ignoriert, fördert nur die Naturentfremdung. Die Vereinfachung ist nicht nur ärgerlich, sondern geradezu tödlich für die Natur. Denn sie verhindert, dass sich nach der Ignoranz gegenüber Tieren, Pflanzen und ihren natürlichen Lebensräumen nun ein Verständnis für den Zusammenhang der natürlichen Kreisläufe entwickelt. Sie ist außerdem falsch. Die Honigbiene zu einem Symbol gegen das Insektensterben zu machen kommt dem Versuch gleich, eine Milchkuh als Image im Kampf gegen die Ausrottung von Elefanten zu nutzen, nur weil beide Arten zu den Säugetieren gehören und Gras fressen.

Psychologisch gesehen stimmt etwas nicht mit einer Gesellschaft, die das Leben missachtet und die Zerstörung schönredet. Hierzulande erklären sogar Umweltpolitiker das Abnormale zur Normalität. Eine solche Leugnung der Realität ist gefährlich. Wir müssen daher ein neues Verständnis für Natur entwickeln, eine neue Story der Naturverbundenheit erzählen, wenn wir gut und gesund weiterleben wollen.

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Die Gründe für die Natur liegen in der Natur. Die biologische Vielfalt schafft erst die Vielfalt, die auch die Stadt als Teil der Natur stützt. Je mehr Pflanzenarten wachsen, desto mehr Viecher krabbeln, hüpfen, fliegen, desto stärker sind die Ökosysteme, in denen Luft zum Atmen und Wasser zum Leben entstehen. Die Sehnsucht der Menschen nach Natur ist zudem riesig, sie übersteigt an Seen, im Gebirge und in Stadtparks zu oft das naturverträgliche Maß.

Das Phänomen der Massennutzung von Natur und der Natur in der Stadt zeigt: Alle sind und alles ist Natur. Zum neuen Naturverständnis, in dem der Mensch wieder in einer Reihe mit anderen Arten steht, gehört auch die Erkenntnis, dass Smartphone und Schnitzel Auswüchse der Natur sind, die auf Kosten der Erd­ressouren produziert und konsumiert werden. Der Weißdolchbläuling wiederum, der uns weit ferner ist, als Smartphone und Schnitzel es sind, trägt zum Gemeinwohl bei. Aber nur, wenn wir uns als aufgeklärte Menschen mit Ethik und Verstand ernst nehmen und seinen Lebensraum respektieren.

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66 Kommentare

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  • 4G
    44827 (Profil gelöscht)

    Das ernüchternde Ergebnis der Analyse: Die Evolution hat den Menschen in eine Richtung deformiert, die ihm letztendlich den ach so intelligenten Kopf kosten wird.

     

    Er sieht die Gefahren, weiß um die Folgen seines Tuns, allein ihm fehlt das Vermögen Gegenzusteuern.

    Hehre Ziele unterliegen dem Hang zur kurzfristigen Bedürfnisbefriedigung.

     

    Das Ganze hat nichts mit moralischem Bewerten zu tun. Nein, der Mensch ist ein Produkt der Natur und diese ist nun mal zutiefst amoralisch. Ihre Intention ist das Spiel mit existenziellen Möglichkeiten.

     

    Aber keine Bange. Am Horizont erscheint schon eine Spezies, die die selbst ernannte Krone der Schöpfung in Zukunft ersetzen wird.

    Ihr Vorteil: Sie benötigt weder eine saubere Umwelt, noch gesunde Nahrung.

     

    Die künstliche Intelligenz wird sich gewiss einen adäquaten Trägerstoff für ihr Überleben wählen. Ein anfälliger biologischer Organismus wird es vermutlich nicht sein.

  • Danke für diesen Artikel!! Leider ist es so -- erst wenn es den Menschen in den Industrieländern so richtig wehtut, wird sich irgendwas bewegen -- auch dann nur ungern. Die ersten Politiker, die das V-Wort (für "Verzicht") in den Mund nehmen, werden gesteinigt. Und auch wenn es alle einsehen, werden sie die, die es immer schon gesagt haben, am meisten hassen. Recht gehabt zu haben ist keine Empfehlung!

    • @miri:

      Dann müssen Sie als Bürger das Wort in den Mund nehmen.

      • @Rudolf Fissner:

        1% der Bürger nehmen das Wort "vegan" in den Mund. Nichtmal Veganismus allein wird ausreichen, um "die Welt zu retten", aber schon das finden 99% "zu extrem".

  • Ja, Frau Fokken, nur eine tiefgreifende Veränderung im Bewusstsein und auf seelischer Ebene kann Menschen, zigtausende Tierarten und Pflanzenarten noch retten! Guter und wichtiger Beitrag, Ihr Essay!

     

    ABER:

     

    Verdrängung und Alltagslüge finden sich leider auch in diesem Essay von Frau Fokken: Da steht nämlich: "Der agrarindustrielle Komplex verantwortet das Artensterben in der Pflanzen- und Tierwelt, ..."

     

    So kommen wir nicht weiter! Wir brauchen mehr Ehrlichkeit, bzw. genauere Formulierungen!

     

    Es ist ein Geben und ein Nehmen!

    Denn deutlich mehr als 75% aller Menschen beauftragt die Vergiftung.

    Durch die alltägliche Gehirnwäsche (Werbung) wird der Verstand stark geschädigt und manipuliert und die Gier nach materiellem Besitz noch angeheizt. Da möchte dann kaum noch jemand mehr Geld für Lebensmittel ausgeben, weil es für irgendwelchen Plunder gebraucht wird.

    Politiker und Lehrer sind ein Abbild unserer Gesellschaft, auch da sind mehr als 75% geizig und ignorant beim

    Kauf von Lebensmittel.

    Ich glaube nicht, dass die notwendige tiefgreifende Veränderung im Bewusstsein und auf seelischer Ebene stattfindet ohne dass es vorher zu zig-Millionen Toten durch Krieg (um Waser und/oder Nahrungsmittel) oder Krebs gekommen ist.

  • @FRANK MÖGLING

     

    Nitpick: die Stadt am Golf von Mexiko heißt Galveston, nicht Garviston!

  • Natur- und Artenschutz ist absolut wichtig, keine Frage. Nur: in regelmäßigen Wellen wird eine Sau durch's Dorf getrieben: einst war es der saure Regen und das Waldsterben. Nach den Aussagen einiger Akteure von damals dürfte es heute in Deutschland eigentlich keinen Wald mehr geben. Das Nächste war das Ozonloch: ich erinnere mich an düstere Zukunftsprognosen mancher Wollpulli tragendenden Lehrer, wir würden es leider noch miterleben, dass wir abgeschirmt unter Dächern leben müssten, weil uns sonst die Sonne verbrenne. Was habe der Mensch nur mit seiner Umwelt angerichtet usw. Zwischenrein das Regenwaldthema, z.B. McDonalds (kein Fan davon) sei mit seiner Rinderzucht verantwortlich dass es in 20 Jahren etwa keinen Regenwald mehr gebe. Dann der Klimawandel. Der Meeresspiegel würde ansteigen, wir alle überflutet, Apokalypse usw.

     

    Wenn ich in meiner Region unterwegs bin und z.B Flüsse, Seen, den Wald usw. begutachte, hat sich hier viel Positives getan. Die Wasserqualität ist spürbar besser geworden. Als Kind kannte ich einen Fluss, der eher von einer Pampe als Wasser durchzogen wurde, heute ganz klar. Stellenweise renaturierte Flüsse - hier kann noch viel gemacht werden.

     

    Es siedelten sich wieder Biber an, unschwer an den "gefällten" Bäumen zu erkennen. Mich piesacken nicht weniger rote Ameisen als früher, wenn ich draußen liege. Ab und zu verirrt sich eine Biene, eine Wespe, neulich eine Hummel in meine Wohnung. Ich sehe am Fluss Fische, die nach Fliegen schnappen. Ich höre im Wald Vögel zwitschern.

     

    Es gibt sehr viel zu tun, vor allem auch ein vernünftiges verkehrsreduzierendes Rezept. Länder die es sich nicht leisten können, müssen von der reichen Welt finanziell unterstützt werden, ihre Umweltproblematik in den Griff zu kriegen. Aber diese Hysterie "Apokalypse" hilft nicht weiter. Klimawandel, Warmzeiten (Mittelalter), Eiszeiten, gab es immer. Das gehört zur Natur. Dass das menschengemacht sei, bezweifel ich.

    • @Grmpf:

      "Nur: in regelmäßigen Wellen wird eine Sau durch's Dorf getrieben"

       

      Meinen Sie damit die Rote Liste gefährdeter Arten, die Sowohl von der IUCN als auch von anderen internationalen Organisationen, Staaten, politischen Gliederungen wie Bundesländern oder von Naturschutzverbänden seit den 60'ern regelemäßig und kontinuierlich aktualisiert und veröffentlicht werden? https://de.wikipedia.org/wiki/Rote_Liste_gef%C3%A4hrdeter_Arten

       

      Welche Eigenschaften haben diese Listen für Sie, das Sie sie als "Sau" bezeichnen. Wo sehen Sie in der Arbeit Tausender/Hunderttausender das Schweinische. Wie kommen Sie darauf dass das weltweite Artensterben eine dörfliche Angelegenheit ist?

    • @Grmpf:

      Ich verstehe nicht, wie man glauben kann, dass Klimaveränderungen (und nicht nur die globale Erwärmung) nicht zumindest teilweise menschengemacht sind.

       

      Wenn Sie sich mal anschauen, wie massiv und vielfältig die Menschheit auf die unterschiedlichen Ökosysteme einwirkt. So heftige Eingriffe in so vielen Bereichen in so extrem kurzer Zeit. Und das soll alles keine Auswirkungen haben?

       

      Z. B. so viel CO2 in die Atmosphäre pumpen, gleichzeitig die Wälder, die das wegatmen, abholzen, und es ändert sich – nichts?

      Das ist doch eine recht naive Annahme, oder?

    • @Grmpf:

      Ja, ist schon richtig. Aber es wurde auch viel gegengesteuert. Gerade beim Ozon. Und neben dem Ozonloch möchte ich darauf hinweisen, dass um die Jahrtausendwende auch das Ozon am Boden (wo es keiner will) ein Problem war. Ich erinnere mich noch an Sommertage, an denen ich Laufen ("joggen") war, dass ich ein Stechen in der Lunge hatte vom dem Zeug. Das hatte ich lang nicht mehr. Und in manchen Städte, in denen noch Relikte aus dieser Zeit in Form von Ozon-Anzeige-Tafeln hängen, sieht man i.d.R. den Wert "0". Es hat sich also was getan.

       

      Ob man gleich in Panik verfallen muss, ist fraglich. Aber: Es gibt mittlerweile zu viele Berichte vom Insektensterben, als dass man diese alle als reine Panik abtun kann.

      • @Strolch:

        Aktuell paaren sich Libellen, etwa 5m von dort, wo ich liege.

         

        "Ich erinnere mich noch an Sommertage, an denen ich Laufen ("joggen") war, dass ich ein Stechen in der Lunge hatte"

         

        Möglich. Hab ich so nie erlebt. Aber joggte auch nie auf der Straße, in der Stadt, sondern im Wald. Warum es die Ozonproblematik am Boden auf einmal nicht mehr gibt, wär interessant. Solche Themen verschwinden immer ganz schnell aus den Medien, nachdem es teils eine Hysterie gab, es das Thema usw. war...bis man sich gar nicht mehr dran erinnern kann...

         

        Beim Ozonloch erinnere ich mich aber, dass sich viele Wissenschaftler eben nicht schlüssig erklären könnten, warum es plötzlich wieder zu war. Und dass es eben nicht mit dem Gegensteuern zu tun habe, weil das gar nicht so schnell wirken könne...

    • @Grmpf:

      „Dass das menschengemacht sei, bezweifel ich„

       

      Verstehe ich nicht. Sie liegen auf einem hundert ha gerade begüllten Acker und werden dort von roten Ameisen gezwackt. Hamse was geraucht?

      • @Rudolf Fissner:

        Keine Ahnung was Sie meinen. Ich liege an einem beliebten Badesee, wo es aber keine Massen hinzieht. Die Hälfte vom See ist von Auwald umgeben und da springen eben immer schon rote Ameisen rum.

    • @Grmpf:

      Der saure Regen und das Ozonloch sind Paradebeispiele dafür, dass man sehr wohl erfolgreich gegensteuern kann (Rauchgasentschwefelung und globales FCKW-Verbot).

       

      Dass dann anschließend immer Leute kommen und sagen "seht ihr, nix passiert, warum habt ihr euch also so aufgeregt?" ist irgendwie absurd, aber wahrscheinlich unvermeidlich. Denn hätte man sich nicht aufgeregt und nichts unternommen, dann wäre eben nicht "nichts passiert".

       

      Und klar gibt es immer Klimawandel. Aber noch nie einen, der innerhalb kurzer Zeit stattfand, was ganz andere Auswirkungen hat (weil sanfte Anpassungen über Generationen hinweg damit nicht möglich sind). Und dass DIESER Klimawandel nicht menschengemacht ist, kann man nur glauben, wenn man denkt, dass das CO2 aus all den verbrannten fossilen Kohlenwasserstoffen (Öl, Kohle, Gas, die über Jahrmillionen Kohlenstoff abgelagert haben) keinerlei Auswirkung hat, während der messbare Klimawandel irgendwelche völlig unbekannte, aber auf jeden Fall natürliche Gründe hat.

       

      Und wir haben gerade ein hausgemachtes Artensterben, das in der ganzen Weltgeschichte der vergangenen Milliarden Jahre kaum eine Parallele hat. Das hat durchaus was von "Apokalypse". Davor die Augen zu verschließen, hilft nicht weiter.

  • Diese selbstsüchtige und egoistische Natur geht mir langsam auf den Senkel! Kann sie sich nicht endlich auch marktkonform in die Reihe der Disziplinierten einordnen, wie Menschen und Demokratie auch? Denkt dieses olle Ökosystem gar nicht an die Menschen, die dieses Land nach dem Krieg wieder aufgebaut und immer zuverlässig konservativ die C-Parteien und den Bauernverband mit Stimmen versorgt haben? Was hat es gegen Wohlstand für Alle und unsere christlich-westlichen Grundwerte? Ich denke diese miesen Insektoiden neiden uns den Erfolg und haben keine Ahnung von den Herausforderungen von Globalisierung und Digitalisierung. Haben die nie die besorgten Mahner von DIHK und BFI gehört? Unverantwortlich! Diese linksgrün versiffte Saubande sollte man endlich als Gefährder einstufen.

     

    Tut mir leid, aber ohne ätzenden Sarkasmus, Erträge ich diese Zustände nicht mehr länger.

    • @Weidle Stefan:

      Sie sollten ihren Sarkasmus aber vollständig ausleben und die Werte des Braunkohlesozialismus der DDR und dessen grandiosen Abbauleistung auch beim Artensterben mit einbeziehen.

      • @Rudolf Fissner:

        Schmutziger und lauter ging`s früher überall zu, heute wird sauberer und stiller ausgestorben, dafür mehr mit System.

        • @lions:

          Es ist nicht nur das System. Es sind auch die vielen Menschen, die dabei mitmachen. Es wird auch nicht stiller ausgestorben. Die Traktoren sind größer, die Ställe auch, es stinkt mehr, es gibt mehr Autos, es wird mehr gebaut ... Stiller ist da gar nüscht. Man schaut dem Artensterben doch schon fast live gaffend zu als wenns ein Unfall auf der Autobahn ist.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Ihr häufig wiederholtes, historisch korrektes aber nun halt erst mal erledigtes Argument taugt keinen Pfifferling, uns die Gewinner, vom Vorwurf unserer eigenen Unersättlichkeit zu entlasten

        • @61321 (Profil gelöscht):

          Keinen Pfifferling taugt das Antireligiöse beim Artenschutz. Es gbt verdammt viele Atheisten, Agnostiker, und Theisten, die bei dem Thema gut zusammenarbeiten.

          • 6G
            61321 (Profil gelöscht)
            @Rudolf Fissner:

            Kann Ihren Gedankensprung nicht nachvollziehen.

            Hat er einen Bezug zu einer Textstelle im Essay?

            • @61321 (Profil gelöscht):

              Nur zum Pfifferling in ihrem Beitrag sowie ihrer Verteidigung der Werte des Braunkohlesozialismus, die es ihrer Meinung nach („erledigtes Argument“) nicht mehr gibt.

  • Insekten sterben. Vermutlich durchgehend alle Arten sind betroffen.

     

    Spinnen, Zecken, Milben aber nicht.

     

    Es muss also was sein in den Sprühgiften das gezielt auf die Brut einwirkt. (Ähnlich wie damals DDT). Die Atmung kann es nicht sein, denn die Atmung der Spinnen ist primitiver als die der Insekten.

  • "Die Ignoranz gegenüber dem Leben wird langsam gefährlich, auch wenn wir Menschen satt sind und ausreichend Trinkwasser aus dem Hahn läuft."

    Auf die meisten Deutschen trifft das wohl zu, auf die Menschen an sich jedoch nicht. Zudem zeigen sich die Folgen der Klimaerwärmung sich doch bereits seit einer Weile. Stürme, Dürren, Überschwemmungen >Wasserknappheit, Missernten, Flucht ... zusammen mit Kapitalismus bewirkt das Hunger, Tod, Armut.

    Seltsamerweise wird Kapitalismus nicht mit einem Wort im Artikel erwähnt.

    "Wir wissen, also können wir kontrollieren. Und Kontrolle schafft Sicherheit. Die Sache ist nur: Das Wissen nützt gar nichts, wenn wir nichts daraus machen und den aufklärerischen Auftrag der Wissenschaft in den Wind schießen."

    Profitmaximierung steht Mensch, Tier und Natur voran. Selbige degradiert er zum Mittel für den Zweck, zu Waren. Richtigerweise wird ein neues Naturverständnis gefordert. Allerdings sollte dann auch Herrschaft (Kapital, Staat, Parlamentarismus, Speziesismus usw.) hinterfragt werden und politisches Handeln der Menschen entsprechend angepasst werden, sonst wird in Jahren noch gejammert und sich gewundert, dass "die Menschen"/Politik nichts/zu wenig ändern.

    • @Uranus:

      Die Happy-Hippie-Anarchie, in der wir alle lieb und nett und Vegetarier sind, Tiere als gleichberechtigte Mitgeschöpfe (was ein Stuss!) achten und auch sonst alles paradiesisch ist, hat schon ausschließlich mit Hippies bis jetzt kaum jemals irgendwo funktioniert (ich will es im kleinen Maßstab nicht völlig ausschließen!) - aber mit den Durchschnittsmenschen wird es die nächsten zehntausend Jahre nicht funktionieren. Es sei denn, das was man gemeinhin anthropologische Konstanten oder volkstümlich "die Natur des Menschen" nennt wird mittels Gentechnik und Bioelektronik radikal umgebaut... aber so weit sind wir nicht einmal annähernd!

    • @Uranus:

      Die nicht-kapitalistischen Staaten haben bisher nüscht besser gemacht. Und wenn man erst den Kapitalismus abschaffen will um beim Artensterben tätig zu werden dann können se die Viecher und Pflänzchen auch gleich selbst ausrotten.

      • @Rudolf Fissner:

        Das was Sie meinen, sind/waren staatskapitalistische Staaten.

        Meine Position ist es nicht, auf "die" Revolution zu warten. Allerdings sollten doch wie gesagt, verantwortliche Ideologien/Institutionen/Mechanismen benannt werden, um entsprechend alternative Strukturen aufbauen zu können ...

        Allerdings - wem sag ich das ;)

      • @Rudolf Fissner:

        "Die nicht-kapitalistischen Staaten haben bisher nüscht besser gemacht."

         

        Stimmt nicht ganz. Der WWF hat Kuba vor einigen Jahren in einer Studie als einziges Land identifiziert, das seinen Bürgern ein menschenwürdiges Leben ermöglicht, ohne die ökologischen Grenzen zu sprengen. Geben Sie WWF+Kuba+Nachhaltigkeit in Ihre Suchmaschine ein.

  • Der Kern des Übels aller Umweltprobleme ist die katastrophale zunehmende Überbevökerung in Zusammenhang mit der Idee bequem und günstig zu leben. Für andere Lebewesen katastrophal.

     

    Industrialierte chemiebelastete Landwirtschaft als Folge dessen ist auch nur ein Rädchen des weltweiten Raubbaus.

     

    Für mich ist eines Gewiss - die Natur und deren Evolution wird der Menschheit nicht hinterher heulen, wenn die Menschheit ausgestorben ist.

  • Geschätzte Ulrike Fokken,

     

    Ihr Essay trägt eigentlich das Potenzial in sich eine Revolution des revolutionären Denken und Handeln vom Zaum zu brechen, tut es aber nicht. Gestern lief bei Phoenix eine Dokumentation über zwei Wirbelstürme in den USA, der eine von 1900 der zweite von 2008 der die Stadt Garviston am Golf von Mexiko zerstörte. Beide Katastrophen haben sich vorher angekündigt und die Menschen waren also schon vorher informiert und haben trotzdem nicht gehandelt, eine Psychologin erklärte Sinngemäß folgendes, dass bei Menschen reflexartig eine Art von Lähmung bzw. Verlangsamung der Gehirntätigkeit einsetzt bei Dingen die sie sich nicht vorstellen können oder nicht wollen.

     

    Angesichts Jahrzehnte langer Aufklärungen durch die öffentlich rechtlichen und privaten Medien müssten also eigentlich bei jedem von uns rund um die Uhr die inneren Alarmglocken klingeln, tun sie aber nicht obwohl es um unser eigenes menschliches Überleben auf unserem Planeten geht.

     

    Betrachten wir allein die Ergebnisse der Berichterstattungen aus den vergangenen sechs Monate in der TAZ. aus den Bereichen Umwelt, Sozial, Arbeit, Kultur und Bildung sollte uns doch das kalte Grausen packen und jedem klipp und klar sein, wie Ungewiss nicht nur unsere eigene Zukunft ist.

     

    Vielleicht ist es doch Sinnvoll uns von Ressentiments zu trennen und wenigstens für die Bereiche Umwelt, Sozial, Arbeit, Kultur und Bildung über unseren Schatten springen und gemeinsam in einem überparteilichen außerparlamentarischen "Bundes Bürger Senat" aus den Fehlern der Vergangenheit und Gegenwart für die Zukunft nach den besten uneigennützigen Lösungen suchen und diese mit einem "EU Bürger Senat" koordinieren.

     

    Wenn es denn so ist das wir unsere Probleme nur selber lösen können, sollten wir uns auch keinen Tag länger von den Heilsversprechen der Politik weder in unserem Land noch von der erstarrten Verwaltung der Europäischen Union hinhalten lassen, immerhin sind wir 520 Millionen Europäerinnen und Europäer.

    • @Frank Mögling:

      Ähm ... EU einstampfen?

      Viele sind genevt vom EU Umweltschutz und halten das schon für zu viel. Hört bei Ihnen Artenschutz an nationalen Grenzen auf? Gibt es bei Ihnen einen Grenzzaunn für Vögel?

    • @Frank Mögling:

      Ich würde sagen, wegen des jahrzehntelangen Dauerklingelns der Alarmglocken haben wir uns daran gewöhnt und beachten es zumeist nicht mehr besonders.

       

      Und nicht wenige sind jetzt leider auf das Klingeln selbst sauer (und reagieren entsprechend) anstatt auf die Ursache. Wenn sie es nicht eh für ein Komplott und die Ursache für fake news halten.

  • Ich habe den pessimistischen Eindruck, dass es den Menschen in Kartoffelland nicht für 5 Pfennig interessiert ob gerade ein massenhaftes Artensteben vorliegt oder täglich 10.000‘de Menschen verhungern.

    • @Rudolf Fissner:

      Wenn alle anderen Länder wären wie Deutschland, wäre schon viel gewonnen.

      • @Justin Teim:

        Wie meinen?

         

        Wenn alle Länder der Erde einen Ressourcenverbrauch wie D. hätten, nun ich vermute dann wäre die Umwelt weltweit schon kollabiert. Wir können nur so leben (Auto, Reisen, Besitz, Konsum etc.) weil es noch nicht alle Menschen tun (können).

        Man stelle sich bloß mal vor jeder Asiate fliegt in den Urlaub oder jeder Afrikaner fährt ein Auto ....

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Das eine interessiert sie am Wochenende eventuell für 5 Cent wenn sie mit ihren Blagen raus gehen und Schmetterlinge auf der App ihres Smartphones finden, aber nicht auf dem Ackerrandstreifen, an dem sie gerade stehen,

      das andere überlesen sie geflissentlich zum Wohl der eigenen geistig-moralischen Unbeschwertheit bei der Spon-Lektüre.

      Beides jedoch verschiebt man bei der nächsten Urlaubsplanung in den Desktop-Mülleimer im Oberstübchen und leert ihn auch sogleich.

      Und hoffentlich nehmen die Halbstarken das nicht auch noch in der Schule durch und kommen dann in Kairo oder auf den Malediven mit saudummen Fragen an!

  • "..... gehört auch die Erkenntnis, dass Smartphone und Schnitzel Auswüchse der Natur sind, die auf Kosten der Erdressouren produziert und konsumiert werden...."

    Dazu kommen Auto, eigenes Haus, Kreuzfahrten, Flugreisen, Billigklamotten. Tendenz: Immer weiter, schneller, mehr, mehr, mehr.

    Hauptsache Wirtschaftswachstum.

    Das größte Problem ist daß nahezu keiner von uns konsumgierigen Wohlstandsbürgern nur im Entferntesten bereit ist zu verzichten.

    Man denke nur an den von der Politik vorgeschlagenen "Veggiday". Das führte regelrecht zu einem Volksaufstand beleidigter Konsumfetischisten und die hier endlich mal mutigen Poliker wurden entsprechend abgestraft.

    Dabei dürfte jeder halbwegs intelligente Mensch wissen daß gerade der gigantische Fleisch- und Kuhbabymilchkonsum größere Umweltschäden hinterläßt als der gesamte Verkehr.

    Diesem blinden egoistischen Konsumenten kann man deswegen auch keine Verkehrswende geschweige Agrarwende klarmachen. Wer sein fettes Auto liebt, billig in der Welt herumfliegt und Esswaren möglichst zu Tiefstpreisen haben möchte, dem ist die Umwelt und die Natur völlig egal. Das wissen die Politiker. Deswegen tun diese auch nichts wirklich Wirkungsvolles Richtung Umwelt- und Naturschutz.

    Weil sie dann nur vom infantil plärrenden verwöhnten Konsumenten abgestraft werden. Das kann man relativ leicht nachvollziehen.

    Die Politik ist halt doch nur der Spiegel der Gesellschaft.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    .

    Liebe Ulrike Fokken

     

    Neulich hat jemand in einer der taz-Kommentarspalten vorgeschlagen 60 Mio Leute, die Schätzungen zufolge ihre Heimat verlassen haben, hier bei uns anzusiedeln.

    Hinter solchen Vorschlägen, natürlich gibt es auch moderatere, aber egal, es geht hier lediglich um die Essenz, hinter solchen Vorschlägen steckt vielleicht nicht ausschließlich, aber doch als allererstes die Ansicht:

    Der Mensch zuerst. Schaffet Platz und baut, baut für all diese Menschen!

     

    Nun, wir leben in einer Epoche, in der, kaum dass er hier und da auf der Welt parlamentarisch Fuß fassen konnte, der Naturschutzgedanke schon wieder über Bord geworfen wird.

    Kaschiert und verbrämt wird das Überbordwerfen, das Sie selber andeuten mal besser, mal weniger begabt. Einen FSC halte ich heute für einen größeren Feind der Natur, als der Kapitalist der Wälder roden will. Von letzterem weiß man nämlich genau was man zu erwarten hat. Ersterer ist nur ein Scheinverbündeter unserer Idee des Bewahrens.

     

    Also, sei es nun mit Neu-Ansiedlung von Millionen Leuten oder ohne, der Weißdolchbläuling wird von uns auf jeden Fall auch so erledigt werden.

    Wir sind auf gutem Wege, es ist lediglich eine Frage der Zeit.

    Denn er hat für uns den Wert 0.

    Immer noch zu wenige, und weil viel zu wenige, schwache und zu einflussarme Menschen, erkennen was der wahre Wert eines solchen lausigen kleinen Schmetterlings ist und wofür er denn eigentlich steht

    Danke für Ihren Artikel.

    • @61321 (Profil gelöscht):

      (Fortsetzung)

       

      Und die Zukunft wird weitere Emanzipation von der Natur und damit einhergehend Effizienzsteigerung ihrer Nutzung bringen - bringen müssen, denn es kein Ende des weltweiten Bevölkerungswachstum absehbar, selbst die optimistischsten Prognosen gehen immer noch von einem "Peak Human" von 12 Millliarden Menschen um die Mitte des Jahrhunderts herum aus.

       

      Mit "Zurück zur Natur", der Propagierung vorindustrieller Idyllen (die in Wirklichkeit alles andere als idyllisch waren!) bekommt man 12 Milliarden Menschen nicht einmal notdürftig ernährt. Einen freiwilligen Verzicht auf Wohlstand wird es bei der überwiegenden Mehrzahl der Menschen auf dieser Welt nicht geben, dies widerspräche aller historischen Erfahrung: wenn Menschen die Möglichkeit haben, ihr Leben materiell (und übrigens in Folge auch psychisch, geistig und moralisch - die Mär von der tugendhaften Armut ist menschenfeindlicher Kitsch, der seinen Ursprung in der christlichen Verneinung des diesseitigen Lebens hat!) zu verbessern, dann tun sie es - nur ein (in diesem Fall weltumspannendes) diktatorisches Regime könnte sie eine Zeitlang davon abhalten.

       

      Wir werden nicht umhin kommen, in Zukunft die Natur, selbstredend unter Beachtung ökologischer Zusammenhänge (anders würde es gar nicht funktionieren) in globalem Maßstab nach unseren Bedürfnissen umzubauen - wie wir es seit der Neolithischen Revolution getan haben. Alternativ wäre auch eine Umsiedlung der Menschheit in Orbitalhabitate mit künstlichen Ökosystemen denkbar, während die Erde zu Zwecken der wissenschaftlichen Forschung planetares Naturschutzgebiet wird.

      So oder so: es wird einen Masterplan für die Menschheit geben müssen - alles andere wird über kurz oder lang zum Kollaps, zur barbarischen Katastrophe mit milliardenfachen Massensternben führen. Aber dieser Masterplan wird nichts, rein gar nichts mit kuscheliger Öko-Idylle zu tun haben, sondern eine rational-technokratische Angelegenheit sein müssen.

    • @61321 (Profil gelöscht):

      @WOLF HABERER

      "Der Mensch zuerst"

       

      Ja, wer oder was denn sonst? Erstens ist die einzige Perspektive, die wir als Menschen überhaupt einnehmen können, die des Menschen - welche Interessen "die Pflanzen", "die Tiere", gar "die Natur" schlechthin haben, können wir gar nicht wissen, da "die Natur" kein Bewusstsein (außer in den esoterischen "Gaia"-Phantasien) hat und folglich auch keine Interessen artikulieren kann.

       

      Zweitens würde den Menschen nicht an die erste Stelle setzen zwangsläufig Menschenleben zur Disposition stellen: wer darf im Namen des ökologischen Gleichgewichtes leben, wer hat zu sterben? Im vergangenen Jahrhundert wurde in Namen eines Vulgärbiologismus und einer Knappheits-Obsession schon einmal so gedacht und in Deutschland entsetzlicherweise auch gehandelt, am Ende türmten sich die Leichenberge.

       

      Natur hat an sich überhaupt keinen Wert, da "Wert" eine moralische Kategorie ist, die nur Menschen zuweisen können. Es ist natürlich richtig, dass gegenwärtig das Leben und Überleben der Art Homo sapiens sapiens von intakten Ökosystemen abhängt. Andererseits ist die Geschichte des Menschen seit dem Ende der letzten Eiszeit eine Geschichte der fortschreitenden Emanzipation von durch die Natur auferlegten Beschränkungen: wir sind heute keine Jäger und Sammler mehr, leben (mehrheitlich) in Städten, haben die Nahrungsmittelproduktion derart industriell rationalisiert, dass ein Bauer oder besser Agrarökonom heute Hunderte Menschen ernähren kann, durch diese fortschreitende Freisetzung von Arbeitskraft waren wir überhaupt erst imstande, Wissenschaft soweit zu entwickeln, dass erstmals ursächliche Behandlung unzähliger Krankheiten möglich wurde, die bis dahinr die durchschnittliche Lebensewartung auf wenig über 20 Jahre gedrückt hatten. Inzwischen werden wir (im weltweiten Durchschnitt!) etwa dreieinhalbmal so alt...

       

      (Fortsetzung im nächsten Posting)

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Wie passend dass da einer mit 60 Millionen um die Ecke geprescht kam. Muss man sympatischerweise sofort ernst nehmen. Könnten ja in den nächsten Tagen ja schon Mais anbauen wollen auf unseren heimischen Gülleäckern und eine nachhaltige Landwirtschaft unmöglich machen.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Für Sie habe ich eigentlich die ganze Zeit aufrichtig gehofft, dass Sie in einer Gegend ansässig sind in der Sie kein Mineralwasser zum Kochen kaufen müssen

        • @61321 (Profil gelöscht):

          Mit einer Fokussierung auf das Thema Migration kommt man bei dem Thema nicht weiter.

          • 6G
            61321 (Profil gelöscht)
            @Rudolf Fissner:

            Herr Fissner, alles hängt mit allem zusammen. Überbevölkerung, Armut, Landraub, Devastierung weiter Landstriche und der Meere, unfaire Wirtschaftsbeziehungen, Migration.

            Sie sind viel zu intelligent, um das zu tun was die meisten (mich allzuoft eingeschlossen) tun: Ausblenden

            Und selbstverständlich wissen Sie zu genau, dass es nicht die Rettung ist, hier bei uns ein paar Ecken Natur als Refugien, gleichsam als Freiland-Zoos zu erhalten, aus Sentimentalität und völlig missverstandenem und heruntergekommenem Konservierungsgedanken.

            • @61321 (Profil gelöscht):

              Die Fokussierung auf Migration endet regelmäßig in nationalistischen vöklischen ökofaschistischen Diskussionen. Einblenden und Punkten wollen dieses Thema die Rechten. Ihre 60-Millionen Angstmacherei ordne ich dort ein.

               

              Migration ist die Folge der von ihnen aufgezählten Punke. Nicht die Ursache für das Artensterben.

               

              Und lassen Sie doch bitte ihre Du-Botschaften.

          • @Rudolf Fissner:

            Ach, nein? Sagen Sie nur! Wieso kommt man mit einer Fokussierung auf Fragen der Migration nicht weiter beim Thema Artensterben? Das sehe ich aber anders!

             

            Wie sollen denn die Mitglieder einer Spezies, die nicht einmal Verständnis für die eigenen Artgenossen aufzubringen willens sind, wild lebende Tiere und Pflanzen, ihre natürlichen Lebensräume und die Zusammenhänge natürlicher Kreisläufe verstehen?

             

            Psychologisch gesehen stimmt etwas nicht mit einer Gesellschaft, die das Leben missachtet und die Zerstörung schönredet, da muss ich Ulrike Fokken leider recht geben. Wenn (nicht nur hierzulande) selbst vermeintlich linke Politiker „das Abnormale zur Normalität“ erklären und auch sonst die Realität leugnen, ist das wirklich gefährlich. Und zwar nicht nur für die Tiere und Pflanzen, die wir - bewusst oder unbewusst – ausbeuten oder sonstwie nutzen, sondern auch für uns selbst. Es kann nämlich bedeuten, dass wir uns ausgerottet haben, noch bevor uns unsere Nahrungsgrundlage komplett weggestorben ist.

             

            Um ein „neues Verständnis für Natur entwickeln, eine neue Story der Naturverbundenheit erzählen“ zu können, müssen wir zunächst erst einmal ein neues Verständnis für unsere eigene, die menschliche Natur entwickeln. Nur wer sich selbst liebt und achtet, kann auch andre lieben und achten. Und nur wer sich selbst und andere liebt und achtet, wird keinen (erweiterten) Massenselbstmord begehen, sondern „gut und gesund weiterleben wollen“. Menschen den Menschen zu entfremden, „ist nicht nur ärgerlich, sondern geradezu tödlich“. Für die Natur und für den Homo sapiens, der – aller Hochtechnologie zum Trotz – noch immer ein Teil der Natur ist.

            • @mowgli:

              Was hat denn ihr letzer Umzug/Migration nach Bielefeld (ich weiß, gibt es nicht) mit dem Artensterben zu tun? Ansonsten siehe Beitrag oben von gerade eben.

  • Alle wollen...

     

    Jeder will ein Auto...

    Auch die meisten "Grünen".

    • @Hartz:

      Ihr Satz ist falsch. Es muss heißen fahre, nicht wollen.

       

      Man „will“ kein Auto. Auch die Allermeisten Nichtgrünen. Man wird nicht mit dem Drang zum Autofahren geboren. Man braucht oft eins. Um zur Arbeit zu fahren z.B. Weil es kein ÖPNV gibt.

       

      Wirklich „wollen“ nur die beknackten Automachos. Was denken Sie dazu?

      • @Rudolf Fissner:

        Ich habe kein Auto und lebe trotzdem gut!

        Gerade deshalb - viel Geld gespart, Umwelt entlastet, keine Staus. Kann ich daher empfehlen.

  • Ein schönes Plädoyer. Und ja, das Insektensterben wird am deutlichsten auf der Windschutzscheibe sichtbar. Im Sommerurlaub mit meinen Eltern erinnere ich mich noch gut, dass bei langen Fahrten zwischendurch die Windschutzscheibe an der Tankstelle gereinigt werden musste. Das habe ich bei meinem Auto noch nie gemacht. Aber vermutlich ist meine Windschutzscheibe einfach sicherer für Insekten.

    • @Strolch:

      Diese Beobachtung teile ich. Auffällig ist auch der Umstand, von beinahe gar keinen Bienen mehr (und das die ganze Saison hindurch) in der Wohnung besucht zu werden. Vor zehn bis fünfzehn Jahren war ich teilweise richtig genervt davon, weil man nicht ungestört lesen usw. konnte.

    • @Strolch:

      Sie fahren einfach zu langsam ... bei mir ist die Scheibe voll.

  • Man sollte sich mal bewusst machen, dass es praktisch keine Ökosysteme auf diesem Planeten gibt, die nicht vom Menschen massiv bestimmt sind, von ihm abhängen oder von ihm zerstört werden. Und das liegt natürlich einerseits an idiotischem Handeln, andererseits aber schlicht daran, dass unsere Spezies die bevölkerungsreichste größere Tierart auf diesem Planeten ist. Direkt danach kommen die Tiere, die wir halten, um sie zu essen, dann kommen die Felder, auf denen einige wenige Pflanzen angebaut werden und dann kommt lange gar nichts. Die Welt ist ein beschissen geführter Bauernhof geworden, der sich selbst in die Pleite wirtschaftet.

     

    Für "Naturschutz" der Art, die Natur einfach Natur sein lässt, so als gäbe es den Menschen gar nicht, ist auf diesem Planeten einfach kein Platz mehr, weil es dafür viel zu viele Menschen gibt. Wofür aber Platz ist, ist klügeres Wirtschaften, Minimierung von Schäden und die Würdigung von Artenvielfalt als stabilisierendes Element. Das wiederum geht nur, wenn man das Problem ernst nimmt (und es verdammt ernst), aber das tun viele nicht, weil sie lieber die Augen verschließen.

    • @Mustardman:

      Es kommt wohl darauf an, auf welche Tiere Sie sich beziehen. Weltweit wird eine gigantische Zahl an Tieren ausgebeutet - ein Zigfaches der Menscheintspopulation. Allein die Zahl der Schlachtungen lassen das erahnen: 60 Milliarden weltweit, in Deutschland 750 Millionen (siehe Fleischatlas).

      "Für "Naturschutz" der Art, die Natur einfach Natur sein lässt, so als gäbe es den Menschen gar nicht, ist auf diesem Planeten einfach kein Platz mehr, weil es dafür viel zu viele Menschen gibt."

      Das stimmt so nicht. Es würde wohl an einem Punkt problematisch werden, wenn die Menschen an Zahl weiterhin zunehmen, wie bisher. Der Ressourcen- bzw. Flächenverbrauch lässt sich jedoch hauptsächlich auf Kapitalismus und Speziesismus zurückführen. Stichwort Profitmaximierung, Wachstumszwang, Tierausbeutung ...

  • Wir sind einfach zu viele Menschen auf dieser Welt. Zuviele Menschen, die grillen wollen, ein Auto fahren wollen, Skifahren wollen, Urlaub in Thailand machen wollen und drei Kinder aufziehen wollen.

    Man kann es drehen und wenden wie man will, wenn überall der Mensch sitzt, ist für Insekten (respektive "Natur") kein Platz.

    • @Energiefuchs:

      Wählen Sie doch einfach die AfD. Die steht laut Grundsatzprogramm "für einen Umwelt- und Naturschutz, der

      den Menschen nicht als Fremdkörper und Störenfried betrachtet" - und schon ist alles wieder gut und untertan.

    • @Energiefuchs:

      Die imperiale Lebensweise und Ungleichheit sind Kernprobleme (noch) nicht die Zahl der Menschen an sich, würde ich meinen.

      • @Uranus:

        Nein, es ist die Anzahl der Menschen, auch ohne imperiale Lebensweise. Wo der Mensch haust, hat der Affe, das Gnu, die Echse, der Frosch, das Reh keine Chance. Wird alles aufgegessen. Schönes Buch: Alan Weißmann "Countdown". Er schreibt über die Probleme, die sich mit der stark wachsenden Bevölkerung in Ländern wie Niger und Mali ergibt. Da ist wohl keine imperiale Lebensweise. Der Gedanke der weltweiten Familienplanung wurde aufgrund der religiösen Vorbehalte von Christen und Muslimen aus den Augen verloren.

    • @Energiefuchs:

      So ist es.

    • @Energiefuchs:

      Genau. Hier mal eine schöne Grafik, die die Landsäugetiere auf diesem Planeten nach Masse darstellt, aufgeschlüsselt nach Menschen, von Menschen gehaltene Nutztiere und wilden Tieren:

      https://xkcd.com/1338/

       

      Die "Natur" ist auf der Erde nur noch eine Fussnote.

      • @Mustardman:

        Ja, das ist erschreckend. Und dann rufen noch alle: Mehr Kinder! Die Demografiefalle! Kriegt mehr Kinder, mehr!

        • @Energiefuchs:

          Allgemein hat das Prinzip des Wachstums ausgesorgt oder aber es wird zum Untergang der Menschheit führen.

          Ähnlich agressiven Viren, die ihren Wirt in kürzester Zeit töten oder einem Aquarium in das zu viele Fische gegeben wurden.

          Der Mensch ist als Spezies einfach zu erfolgreich und für diesen Erfolg nicht vernünftig genug.

          • @Hampelstielz:

            Interessanterweise kann der Mensch das völlig abspalten, also die Folgen seines Tuns. Vielleicht ist er deswegen so erfolgreich? In the USA wird unter dem Stichwort "Denial" viel über Psychologie und Umwelt-/Wirtschaftsprobleme diskutiert. Also Problem bekannt (Tragfähigkeit der Erde), Lösung bekannt (weniger Menschen, weniger Verschwendung)und trotzdem keine Reaktion.