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Energiewende und ErdgasEine toxische Beziehung

Die EU will Investitionen in Gaskraft mit einem Öko-Siegel attraktiv machen. Das sorgt für viel Kritik – auch wenn neue Kraftwerke nötig sind.

Eine keineswegs Co2-freie Energieproduktion: Gaskraftwerk im westfälischen Hamm-Uentrop Foto: Hans Blossey/imago

Berlin taz | Energiewende und Erdgas führen eine toxische Beziehung, die enden muss – obwohl der fossile Energieträger oft als Brückentechnologie bezeichnet wird. Schließlich verursacht er Treibhausgas-Emissionen. Es ist faktisch falsch zu behaupten, dass Gas nachhaltig sei. Trotzdem wird die EU wohl bald genau das offiziell tun. Geld für Gaskraftwerke – und für Atomanlagen – sollen unter Auflagen übergangsweise als grüne Investition gelten. Das sehen die Pläne der EU für die sogenannte Taxonomie vor. Damit soll ein europäisches Ökosiegel für grüne Finanzinvestments geschaffen werden.

In Deutschland sorgt für fast einhellige Empörung, dass Atomkraft als nachhaltig gelten soll. Bei Gas dagegen gehen die Meinungen auseinander. Die einen verweisen auf die schlechte Co2-Bilanz, die anderen darauf, dass ein Land wie Deutschland auch auf dem Weg zur Klimaneutralität neue Gaskraftwerke braucht. Es ist wie oft in toxischen Beziehungen: kompliziert.

Dass Deutschland mehr Gaskraftwerke braucht, ist nicht falsch. Das ergeben alle großen Studien zur Klimaneutralität. Würde das Energiesystem mit einer Postwachstumsstrategie modelliert, was diese Studien nicht tun, sähe die Sache vielleicht anders aus. Aber dass Deutschland sich vom Wirtschaftswachstum abwendet, kann ohnehin niemand behaupten. Deshalb dürfte der Bedarf an Strom stark steigen; auch weil Autos in Zukunft nicht mehr mit Sprit, sondern mit Strom fahren. Gleichzeitig will die Ampel-Regierung nach dem baldigen Atomausstieg laut Koalitionsvertrag „idealerweise“ bis 2030 den Kohleausstieg absolviert haben.

Zum Ausgleich ist vor allem der Ausbau erneuerbarer Energien nötig. Aber Windräder und Solaranlagen, die wichtigsten erneuerbaren, sind wetterabhängig. Mit dem Ausbau von Speichern und Netzen muss dafür gesorgt werden, dass Strom dahin transportiert werden kann, wo er gerade gebraucht wird. Auch erforderlich sind Kraftwerke, die jederzeit hoch- oder heruntergeregelt werden können. Das sollen später Anlagen sein, die mit Wasserstoff betrieben werden, der auf (Öko-)Strombasis hergestellt wurde. Noch sind solche 100-Prozent-Wasserstoffkraftwerke nicht marktreif. Die Lücke füllen sollen Gaskraftwerke, die mit – so die Hoffnung – relativ wenig Aufwand auf Wasserstoff umgestellt werden können.

Uneinigkeit über nötige Kapazitäten

„In der Tat brauchen wir für die Energiewende einen deutlichen Ausbau der Kraftwerkskapazitäten zur Stromerzeugung aus Gas“, sagt der Physiker Gunnar Luderer, Professor für globale Energiesystemanalyse an der Technischen Universität Berlin und Forscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Diese werden nur an wenigen Tagen im Jahr benötigt, müssen aber in der Lage sein, Engpässe bei geringem Angebot von Wind- und Sonnenstrom auszugleichen.“

Ex­per­t:in­nen sind uneinig, wie viele neue Gaskraftwerke gebraucht werden. Aktuell gibt es Gaskraftwerke mit einer Leistung von rund 27 Gigawatt, etwa einem Achtel der Gesamtleistung. Der Bundesverband der Deutschen Industrie geht in seiner Studie „Klimapfade 2.0“ von 74 Gigawatt im Jahr 2030 und 88 Gigawatt im Jahr 2045 aus, wenn Deutschland klimaneutral sein soll. In der Studie „Klimaneutrales Deutschland 2045“ sieht das anders aus. Die haben die Stiftung Klimaneutralität und die Thinktanks Agora Energiewende und Agora Verkehrswende beauftragt. Im Jahr 2030 werden demnach Gaskraftwerke mit einer Leistung von 43 Gigawatt benötigt, bis 2045 sind es 71 Gigawatt. In der Leitstudie der staatlichen Deutschen Energieagentur ist die Rede von 47 Gigawatt respektive 59 Gigawatt.

Energiewende aus toxischer Beziehung lösen

In einem Punkt sind sich die Stu­di­en­au­to­r:in­nen aber einig: Deutschland braucht neue Gaskraftwerke. Ob Investitionen in die Anlagen deshalb nun ein europäisches Ökolabel verdienen, steht aber auf einem anderen Blatt. „Die EU-Entscheidungen zur Taxonomie sind falsch und rückwärtsgewandt“, meint die Energieökonomin Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Ihre Sorge ist, dass zu wenig Geld in die erneuerbaren Energien fließt. „Das unnötig lange Konservieren der Vergangenheit führt nur dazu, dass der Umstieg hin zu einer Vollversorgung mit erneuerbaren Energien behindert wird“, sagt sie.

Auch Physiker Gunnar Luderer betont, dass Erdgas nicht nachhaltig ist. „Die Verbrennung von fossilem Erdgas erzeugt erhebliche CO2-Emissionen“, sagt er. „Erschwerend kommt hinzu, dass es bei der Förderung und dem Transport von Erdgas zu erheblicher Methanleckage kommt.“ Manche Untersuchungen kommen deshalb zu dem Ergebnis, dass fossiles Gas nicht klimafreundlicher ist als Kohle.

„Es ist aber wichtig, anzuerkennen, dass der Entwurf der EU-Taxonomie durch ambitionierte Grenzwerte die sukzessive Umstellung auf CO2-arme Gase bereits angelegt hat“, sagt Luderer. Der entscheidende Hebel für die Umstellung auf eine klimafreundliche Energieversorgung sei ohnehin der CO2-Preis. „Ist dieser hoch genug, entsteht ein starker Anreiz, um auf klimaneutralen Wasserstoff umzustellen und so die Gaskraftwerke zu nachhaltigen Investitionen zu machen.“ Und die Energiewende aus ihrer toxischen Beziehung zu lösen.

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34 Kommentare

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  • "Deshalb dürfte der Bedarf an Strom stark steigen; auch weil Autos in Zukunft nicht mehr mit Sprit, sondern mit Strom fahren."

    Auch das ist richtig. Denn wir haben es nicht mit einer Verkehrswende zu tun, sondern mit einer Antriebswende.

    Der Bedarf an elektrischer Energie ist gigantisch, der anfallende Elektroschrott wird auch noch als zunehmendes Problem zu behandeln sein.

    Tja, die Probleme werden nicht weniger. Aber, .... nachdem sie das Ziel aus den Augen verloren hatten, verdoppelten sie ihre Anstrengungen.

  • "Aber dass Deutschland sich vom Wirtschaftswachstum abwendet, kann ohnehin niemand behaupten. "

    Das ist richtig und Wirtschaftswachstum ist eben alles andere als nachhaltig.

    Es zeigt, dass wir den Ernst der Lage ignorieren wollen. Es ist so ja auch einfacher. ... Noch!

    Nach uns die Sintflut.

  • "Langsam scheint sich selbst in der taz .."

    Man spürt die Überwindung richtig in dem Satz

    "Dass Deutschland mehr Gaskraftwerke braucht, ist nicht falsch. "

    Zu schreiben, dass es "richtig" ist, ging dann doch nicht durch die Tastatur.

    • @fly:

      "Zu schreiben, dass es "richtig" ist, ging dann doch nicht durch die Tastatur."

      Mir entlockte Ihr Kommentar ein breites Grinsen :-)) - genau den gleichen Gedanken hatte ich auch beim Lesen des Artikels.

  • Also alles in Butter ? Schon mal überlegt was passiert, wenn der Staat riesige Schulden aufnimmt, über das Geld dann aber die Wirtschaft bestimmt ? Wer ist die Wirtschaft ? Gastronomen ? Wir werden verarmen, immer weiter, immer mehr….

  • Langsam scheint sich selbst in der taz die Erkenntnis auszubreiten, dass eine Energiewende ohne Kurz- und Langzeitspeicher nicht machbar ist, dass Palliative wie Lastmanagement und europäisches Verbundnetz nicht ausreichen.



    Vielleicht setzt sich irgendwann auch die Erkenntnis durch, dass es einer Energiewende nicht zuträglich ist, modische Technologien zu propagieren, die den Speicherbedarf (sowohl Kapazität als auch Leistung) zusätzlich noch in die Höhe treiben.

    • @sollndas:

      Ich kann Ihnen hier nur zustimmen.

      Politik und Wirtschaft versprechen ständig Problemlösungen, die keine sind und die Medien vervielfältigen unkritisch dieses Narrativ, ohne zu erkennen, dass sie einem Oxymoron aufsitzen.

      Die Wirtschaft will wachsen, die Politiker*innen wollen wiedergewählt werden und die Medien? Welche Funktion haben in dieser für die Gesellschaft entscheidenden Frage eigentlich die Medien?

  • Genau so schlimm wenn nicht noch schlimmer, weil es aus Spaß geschieht, sind die über 10 Millionen Holzheizer.



    Die emittieren nicht nur das über Jahrzehnte gebundene CO" sofort in die Luft sondern den Krebs erzeugenden Feinstaub dazu und den in gleicher Menge wie alle Busse, PKW und LKW zusammen und ausschließlich in der Wohnnähe der Menschen und alle klatschen Beifall, von den Grünen bis zur DUH.



    Was soll dann das Klimagerede, das langsam nur Geschwafel wird, da eine wichtige CO2 Minderung sofort erledigt sein kann und zehntausende Feinstaubtote allein in D verhindert.

    • @Thomas Sauer:

      Och, bei steigenden Energiepreisen ist ein Holzofen m.E. durchaus eine Option, besonders, wenn man sich eine Wärmepumpe hat aufschwatzen lassen. Man kriegt dann wenigstens einen Raum noch warm.



      Natürlich steigen dann auch die Brennholzpreise. Was eine nachhaltige Waldbewirtschaftung wieder rentabel machen könnte.



      Luftverschmutzung? Mit zunehmender Verarmung wird die den Leuten wieder zunehmend egal werden.

    • @Thomas Sauer:

      Selten so einen unwissenden Kommentar gelesen. Was ist den nachhaltiger wie ausgerechnet Holz zu verheizen. Meist wird dazu Abfallholz verwendet, welches ansonsten nutzlos im Wald verrotten würde. Anstatt also innerhalb von ein paar Jahren auf "natürlichem" Wege das gespeicherte CO2 wieder dem natürlichen Kreislauf zuzuführen wird die darin gespeicherte Energie genutzt, um fossile Energieträger einzusparen.

      Ist natürlich insbesondere bei Eigenwaldbesitzern ein Graus für alle Anhänger einer uneingeschränkten Planwirtschaft. Da gibt es doch wirklich noch ein paar Menschen, die Heizen ohne das man sie mit irrsinnig hohen Energiesteuern schröpft.

      • @NN:

        Holzheizungen nachhaltig? Da muß man schon einen langen Atem haben. Wir pusten das CO2 heute in die Luft. Hierbei wird i.d.R. nicht Schwachholz (d

      • @NN:

        Sie sind nicht auf das massive Problem des stinkenden "Feinstaubs" eingegangen. Was da alles in den Heimkaminen verbrannt wird, würde ich gerne einmal wissen. Bei Kaminnachbarn ist es manchmal unmöglich, das Fenster zu öffnen. Wenn Sie ein Kind mit Asthma oder selbst Asthma hätten, würden Sie das nicht so unkritisch sehen.

  • Zu "Erdgas nach manchen Studien so klimaschädlich wie Kohle": Ich wüsste nicht wer das ernsthaft behauptet. Natürlich ist Leckvermeidung wichtig und sollte stärker reguliert werden. Der Vergleich Erdgasproduktion mit Leckage ist so schlimm wie Kohleproduktion (ohne Berücksichtigung der Leckage) ist einfach ein falscher Vergleich. Gasleckagen in der Kohleproduktion sind ein bekannter Fakt - wenn auch vielleicht keine guten qualitativen Abschätzungen dazu vorliegen.



    Ich konnte auch nix finden was die DUH zu Methan Leckagen gemessen hat (Veröffentlichung vom 19.11.2020). Statt dessen werden auch da gerne Zahlen aus den USA zitiert. Da ist bekannt, dass der Frackingboom vor allem auch wegen einer massiver Deregulierung nach September 11 möglich war. Die ermöglichende Technologie - das Fracking - ist seit den 50ern bekannt und wurde unter strengerer Regulierung schon lange, aber halt kontrolliert und damit bedeutend weniger durchgeführt.

  • Die Schlagzeile ist mal wieder viel reißerischer als der Inhalt. Fakt ist, dass D. seit den Wiedervereinigung-Industrieschließungen keine CO2 oder Klimagaseinsparungen geliefert hat. Stattdessen Renaissance der Braunkohle. Das ist definitiv schlechter als Erdgas.



    Erdgas nicht (als Übergangslösung) in die Taxonomie zu nehmen bedeutet i) höhere Finanzierungskosten und damit höhere Strompreise für den Verbraucher und ii) Förderungsverbot für Staatshilfen/-mechanismen --> wiederum teurere Alternatuven und höhere Strompreise.



    Der Strompreis muss und word in der Umstellung hoch gehen. Es gibt ein Interesse das in Maßen und effizient zu halten.

  • 4G
    47202 (Profil gelöscht)

    Energie einsparen



    Wasserstoffindustrie massiv fördern



    Geothermie massiv fördern



    Windkraft



    Photovolataik auf den Dächern



    CO2-Speicherung



    Lithium-Gewinnung aus Sole (z.B. Oberrheintalgraben) - billig, einfach, umweltfreundlich

    So klappt`s!

    • @47202 (Profil gelöscht):

      CO2 Speicherung wird oft als kosteneffizienteste Maßnahme um große Mengen CO2 einzusparen genannt. Allerdings ist in Deutschland zur Zeit die Diskussion scheinbar verboten.



      Lithium aus Sole war mir neu - gibt's da ernsthafte Projekte? Woran hapert's (noch)?

      • @Jesper:

        "Geothermie massiv fördern"

        Richtig, mich wundert eh, dass das Thema nirgend auf dem Tisch liegt. Wir sitzen auf einer riesigen Lava-Kugel und zur Energiegewinnung langt Wärme völlig aus.

        • @Stefan L.:

          Na dann Googlen sie mal Staufen und Geothermie. Dort wird die Geothermie verflucht nachdem was dort passiert ist...

          • @echobravo:

            "Na dann Googlen sie mal Staufen und Geothermie"



            Hab ich und das ist eher ein Sonderfall, weil sich dort nach den Bohrungen der in der Gipskeuperschicht eingelagerte Anhydrit begonnen hat, sich zu Gips umzuwandeln. Bei dieser Umwandlung kann sich das Volumen um bis zu 60 % erhöhen und das schafft Risse in Gebäuden.



            Erstmal kann man das durch geologische Forschung vorab ausschliessen ausserdem müssen Geothermie-Kraftwerke ja nicht unmittelbar in der Nähe von Ansiedlungen stehen.



            Auch wenn man die notwendige Wärme erst sehr tief findet und das teuer ist, ist es doch sehr viel sicherer und ökolgischer als Kernkraft und verbraucht weniger Landschaft als Windenergie.

        • @Stefan L.:

          Die Thermodynamik ist dagegen. 60°C bei 1000m Bohrtiefe eignet sich grad mal als Niedrigtemperaturfernwärme oder als Fernwärme-Booster per Wärmepumpe (typisch 90°C Vorlauftemperatur). Zur Stromerzeugzung mittels Rankine-Cycle sind eher 500-700°C benötigt.

  • Dass Wasserstoff betriebene Kraftwerke umweltfreundlich sind, bezweifle ich. Sie sind vor allem extrem ineffizient. Sie haben einen Wirkungsgrad von gut 15 %. Das heißt, zunächst muss umwelfreundlich Strom produziert werden. Daraus wird für die Elektrolyse zur Herstellung von grünem Wasserstoff gebraucht. Von der eingesetzten elektrischen Energie gehen durch die Elektrolyse knapp 70 % verloren. Es bleiben also nur 30 % Energie in Form von Wasserstoff übrig. Gaskraftwerke haben – je nach Technik – einen Wirkungsgrad von 40 bzw. 60 %. Grob gerechnet geht also bei der Rückverwandlung des Wasserstoffs in Strom noch einmal plus/minus 50 % Energie verloren. Das ergibt also einen Wirkungsgrad von etwas mehr als 15 % beim Betrieb von Gaskraftwerken mit Wasserstoff als Ersatz von Erdgas. Da stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller ist, den Ökostrom nicht erst in Wasserstoff und dann zurück in Strom zu verwandeln, sondern den Strom direkt zum Heizen zu nutzen. Denn woher soll die Menge an Ökostrom kommen, um die für dieses ineffiziente Konzept benötigte Menge an Wasserstoff zu produzieren? Auch Windkraftanlagen und Photovoltaik bedeuten Ressourcenverbrauch.

    • @Jürgen Klute:

      Technologieübergreifende Wirkungsgradvergleiche sind Aussagefrei.

    • @Jürgen Klute:

      "Von der eingesetzten elektrischen Energie gehen durch die Elektrolyse knapp 70 % verloren."



      Das ist falsch. Der Wirkungsgrad der der Elektrolyse liegt im Bereich von 60-85%. Selbst mit der ungünstigsten Technik gehen also maximal 40% der Energie verloren.



      Der Gesamtwirkungsgrad liegt etwa im Bereich von 45-55%, bei Nutzung der entstehenden Abwärme bei etwa 80%.



      Demgegenüber liegt auch der Wirkungsgrad von Kohlekraftwerken und AKWs bei nur 30-40% wobei die Verluste durch den Stromtransport von weiteren rund 6% noch gar nicht berücksichtigt sind.



      www.er.tu-berlin.d...Gas-Verfahrens.pdf



      www.researchgate.n...ith-wind-power.pdf

      • @Ingo Bernable:

        "Der Gesamtwirkungsgrad liegt etwa im Bereich von 45-55%, bei Nutzung der entstehenden Abwärme bei etwa 80%... Demgegenüber liegt auch der Wirkungsgrad von Kohlekraftwerken und AKWs bei nur 30-40%..."



        Toll. Sie vergleichen Wasserstoffkraftwerke MIT Abwärmenutzung mit Kohlekraftwerken OHNE Abwärmenutzung.



        "...wobei die Verluste durch den Stromtransport von weiteren rund 6% noch gar nicht berücksichtigt sind."



        Die im Mittel bei JEGLICHEM Stromtransport auftreten, egal, ob der Strom aus Kohle, Uran, H2, CH4, Pumpspeicherwerken, Windrädern oder Solarzellen kommt. Bei Speicherkraftwerken sind die 6 % Netzverluste ZWEI MAL "zu berücksichtigen" (insgesamt also 11,64 %), da der Strom erst mal in dieselben rein muss, bevor er wieder herauskommen kann.

        • @sollndas:

          "Toll. Sie vergleichen Wasserstoffkraftwerke MIT Abwärmenutzung mit Kohlekraftwerken OHNE Abwärmenutzung."



          Bitte fair und auf dem Teppich bleiben. Ich habe da ja nun wirklich nichts unterschlagen, sondern beide Zahlen angeführt. Und das scheint mir auch durchaus berechtigt weil längst nicht jedes Kohlekraftwerk über eine Abwärmenutzung verfügt. Selbst im als eines der "modernsten und effizientesten Kraftwerke" gepriesenen Moorburg gab es die nicht, so dass der Wirkungsgrad bei gerade mal rund 50% lag.



          "Die im Mittel bei JEGLICHEM Stromtransport auftreten"



          Der Kontext waren Power-to-Gas-Anlagen und der Wasserstoff, der im Idealfall aus vor Ort erzeugtem Strom generiert wird, wird nun mal per Leitung oder Tankzug und nicht über Stromkabel transportiert.

    • @Jürgen Klute:

      Das geht argumentativ schon mal in die richtige Richtung. Ich denke momentan ist die Diskussion um Kernenergie und EU-Taxonomie in Deutschland eine willkommene Ablenkung von den Problemen der Energiewende. Da strickt man lieber Dolchstoßlegenden (Altmaier ist schuld) und wärmt die 1970er Jahre Anti-AKW Kämpfer auf, weil man die technischen Hürden der Energiewende nicht diskutieren mag. Statt Atomkraft muss viel wichtigeres auf den Tisch: dass die Speicherung von sehr großen Energiemengen mit power-to-gas und Batterien ein Luftschloss ist, und hier dringend Alternativen gesucht sind.

    • @Jürgen Klute:

      Und woher kommt der Strom, wenn weder Wind weht noch Sonne scheint?

  • Der kleine Stromausfall heute in Berlin ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was bei dieser Art von Energiepolitik auf uns zukommt. Kauft Euch Decken und warme Pullover.

    • 4G
      49732 (Profil gelöscht)
      @TazTiz:

      Bisher in diesem Jahr 150% Steigerung des Strompreises. Wenn wir am Jahresende bi 200-300% sind, wird wohl kaum eine Partei noch gewählt werden die weitere Preissteigerungen fordert.

  • Ich finde es immer wieder amüsant, wie mit irgendwelchen prognostischen Zahlen hantiert wird, und diese dann für Argumente für oder wider von verschiedenen Interessengruppen genutzt werden.

    In den heutigen Zeiten einer sich zusehends anspannenden weltpolitischen Lage würde ich mir nicht mal im Traum zutrauen zu sagen, wie in 10, geschweige denn 20, Jahren die Industrie in Deutschland stehen wird. Davon auszugehen, dass alles so weiterwachsen wird wie bisher ist ein netter Traum, aber der gehört in die 80er, nicht in die 20er.

    Pragmatisch wäre es sich um die Versäumnisse der letzten 20 Jahre zu kümmern und Solarzellen auf jedes Dach, und Windkraftanlage auf soviel freie Fläche wie vertretbar zu klatschen. Stromtrassen ausbauen, Bahn ausbauen, etc. Dazu müssen die Genehmigungsverfahren vereinfacht werden. Auch ohne Zustimmung der Bevölkerung (bei Autobahnen wird ja auch nicht gefragt). Es muss investiert werden mit einem Konjunkturpaket a la USA.



    Große Sektoren wie Verkehr und Energie können ohnehin nur staatlich geregelt werden. Sprich es Bedarf aktiver, williger Politik, die Sachen anpackt, und das so schnell wie möglich...

    ...und wenn man dann wieder zur Realität zurückkehrt, sieht man einen Scholz als Kanzler, einen Lindner als Finanzminister und einen Wissing als Verkehrsminister, und man weiß sofort, dass minimalste Trippelschritte in irgendeine Richtung getan werden, aber nicht wo man hin muss. ;-)

  • Die Speichertechnik steckt in den Kinderschuhen. Die braucht noch mindestens ein Jahrzehnt, um großserienreif zu werden. Und dann muss die aufgebaut werden, was Zeit und Geld braucht. Zuletzt wird auch die Speichertechnik, in welcher Form auch immer, Geld kosten, ohne dass sie auch nur eine kWh Strom produziert, sondern nur lagert (und das mit beträchtlichen Verlusten). Wir haben schon jetzt mit fast 40 ct/kWh Rekordstrompreise. Um Versorgungssicherheit zu gewährleisten, muss diese Speichertechnik übrigens das Land zwei Wochen komplett alleine versorgen können und danach binnen eines Wintermonats wieder randvoll sein. Wenn man das sich vor Augen führt: kein Wunder, dass Deutschland mit dem Spezialweg sehr alleine dasteht.

    • @Luftfahrer:

      "das Land zwei Wochen komplett alleine versorgen können"



      Das konnten auch die bisherigen konventionellen Großkraftwerke nicht leisten, auch in der Vergangenheit basierte die Versorgung auf der Möglichkeit Strom je nach Bedarf und Lage im- und exportieren zu können. Etwa mit dem in beide Richtungen nutzbaren Nordlink-Kabel das es ermöglicht überschüssigen Windstrom nach Skandinavien zu übertragen, so dass dann die dortigen Stauseen geschont werden können und als Reserve zu verfügung stehen wenn hier die gefürchtete Dunkelflaute eintreten sollte.



      "kein Wunder, dass Deutschland mit dem Spezialweg sehr alleine dasteht."



      Der Ausstieg aus den fossilen Energien ist kein Spezialweg sondern global notwendig. Und aus der Atomenergie sind vor DE auch schon Italien und Litauen ausgestiegen, ganz abgesehen davon, dass weltweit nur eine Minderheit von 30 Staaten überhaupt in diese Technologie eingestiegen ist.

  • Was wenn aber die Umstellung auf Wasserstoff von den Betreibern nicht vorgenommen wird, weil die Umstellung teurer ist als die hohen Strompreise den Verbrauchern zu überschreiben, weil es eine wirtschaftliche Alternative zur Versorgungslücke nicht gibt? Wird dann wieder der Steuerzahler mit Subventionen zahlen, um den Umstieg der großen Versorger zu ermöglichen, wie dies bereits bei Kohle und Atom vollzogen wurde?



    Oder was passiert, wenn sich herausstellt, dass der "grüne" Wasserstoff, wie auch der "schwarze" Wasserstoff nicht zu einem angemessenen Preis zu haben sein wird, oder der Strombedarf zur Wasserstoffherstellung den Strombedarf generell massiv erhöhen wird?

    Sollte da nicht eher eine Koppelung der E-mobilität mit nachgewiesener Eigenstromproduktion her, um den zu erwartenden Mehrbedarf durch die Fahrzeuge von den Verursachern bereits reduzieren zu lassen? Möglicherweise benötigen wir dann 2030 keine zusätzlichen Gas-Kraftwerke mehr und die Konkurrenz auf dem Stromerzeugermarkt ist größer (> 1.000.000 PV-Anlagen in privater Hand), sodass der Wettbewerbsdruck der großen Konzerne erhöht wird.

    Jeder der es langfristig finanziell ermöglichen kann, sollte umgehend in die Stromproduktion einsteigen. Sei es durch Errichtung einer eigenen Anlage auf dem eigenen Dach, oder Grundstück, oder durch Beteiligung an Großanlagen. Nur so kann das energieintensive Leben für uns in Deutschland erhalten werden. Finanzanlagen in Stromerzeugung sind nachhaltiger und lukrativer als alle derzeitigen Finanzanlagen auf dem Markt; abgesehen von Finanzanlagen im Bereich Kriegswaffen, Pharma (nicht nur Vaccine), Grundstoffabbau in Drittländern, etc.

    • @Sonnenhaus:

      Das alles ist ja schön und gut, nur wird es eine betimmte Anzahl an Tagen im Jahr geben, in denen diese PV Anlagen den Bedarf nicht decken werden und dafür werden dann die Gaskraftwerke benötigt. Den Kraftwerken ist es dann egal, ob sie an 360 Tagen oder nur an 10 Tagen im Jahr laufen werden. Nur sind die Errichtungskosten halt stets die gleichen und der Strom an ebend diesen 10 Tagen dürfte ganz schön teuer werden.

      Klar, als Hauseigentümer ist man im ersten Schritt fein raus, nur wer sagt nicht, dass dann irgendwann der Einspeisezwang kommt?