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Emissionen durch Mil­li­ar­dä­r:in­nenStinkreich an Treibhaus­gasen

Laut einer Oxfam-Studie sind wenige Mil­li­ar­dä­r:in­nen für mehr Emissionen verantwortlich als ganze Länder. Der Bericht fordert Vermögensteuern.

Yacht und Hubschrauber, ein paar Treibhausgase kommen da auf diesem Bild schon zusammen Foto: imago

125 Mil­li­ar­dä­r:in­nen verursachen so viel Tonnen an Treibhausgasen wie ganz Frankreich – 393 Millionen jährlich. So hat es Oxfam in einem gestern vorgestellten Bericht vorgerechnet und bezieht sich dabei auf öffentlich zugängliche Daten. Im Fokus der Analyse: die Reichsten der Welt. Übersetzt man ihre Investitionen entsprechend in Zahlen, seien sie im Durchschnitt für so viele Emissionen verantwortlich wie eine Million Menschen aus den ärmeren 90 Prozent der Weltbevölkerung.

Schon die Emissionen, die Mil­liardä­r:in­nen wie Bill Gates oder Elon Musk durch eigene Privatjets, Superjachten und Luxusvillen verursachen, betrügen das Tausendfache der weltweiten Pro-Kopf-Emissionen, stellt Oxfam in dem Bericht fest. Wenn man sich darüber hinaus die Emissionen ansehe, die durch ihre Investitionen mitverursacht werden, seien ihre Treibhausgasemissionen um ein Vielfaches höher. Sieben Prozent der Investitionen bezog sich auf den Energiesektor. Nur ein Milliardär in der Stichprobe investierte in ein Unternehmen für erneuerbare Energien.

„Die 125 untersuchten Mil­li­ar­dä­r:in­nen haben zusammen Investitionsemissionen, die dem Treibhausgas-Fußabdruck ganzer Länder entsprechen“, so Manuel Schmitt, Referent für Soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland. Laut Zahlen der EU-Kommission sind China, die Vereinigten Staaten, die EU, Indien, Russland und Japan die größten CO2-Emittenten der Welt. Viele der Mil­li­ar­dä­r:in­nen und die Unternehmen, die Oxfam im Rahmen der Untersuchung aufgelistet hat, sitzen in diesen Ländern.

„Superreiche müssen besteuert werden“

„Die maßgebliche Rolle extremer sozialer Ungleichheit und insbesondere die enorme Verantwortung der Superreichen für die Klimakrise werden in der Politik kaum berücksichtigt. Das muss sich ändern“, so Schmitt. Im Hinblick auf die UN-Weltklimakonferenz fordert der Bericht: „Die Superreichen müssen besteuert und Investitionen so reguliert werden, dass sich Geldanlagen, die den Planeten zerstören, nicht mehr lohnen.“ Konkret schlägt Oxfam eine Vermögensteuer vor sowie einen Aufschlag auf Vermögen, das in klimaschädliche Industrien investiert wurde.

Geht es nach Oxfam, sollten Regierungen während der UN-Weltklimakonferenz stärker auf die Rolle von Konzernen, Superreichen und ihre Investitionen blicken. Denn Investitionen von Mil­li­ar­dä­r:in­nen könnten dazu beitragen, die künftige Wirtschaft so zu gestalten, dass sie nicht auf kohlenstoffintensiven Infrastrukturen aufgebaut ist, so Oxfam. Unternehmen könnten ihre Emissionen um das Vierfache reduzieren, wenn sie ihre Investitionen in einen Fonds mit strengeren Umwelt- und Sozialstandards verlagern würden.

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28 Kommentare

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  • Milliardäre könnten sich auch klimaneutrale Flugreisen und Yachten leisten. Die Schiffe wären dann vielleicht 5 Meter kürzer bei gleichen Kosten.

    Das dies nicht gesetzlich eingefordert wird, ist der wahre Skandal.

    Wenn Oxfam statt eines Aufrufs zur Klimaneutralität eine Enteignungsdiskussion startet, sieht man daran, dass sie den Klimaschutz nur vorschiebt, um ihre Umverteilungsagenda zu bedienen.



    Bekämen andere das Geld der Milliardäre, würden sie womöglich noch klimaschädigender damit umgehen.

    • @meerwind7:

      Wäre die Weltwirtschaft von der "Umverteilungsagenda" geleitet, gäbe es den so bedrohlichen Klimawandel nicht...

  • In dieser Logik wäre in den verbliebenen sozialistischen Ländern der Staat als Eigentümer der „größte Bösewicht“.



    Am Ende ist das alles nur scheinbar logisch…

  • „ für so viele Emissionen verantwortlich wie eine Million Menschen aus den ärmeren 90 Prozent […]“

    Meinen Sie nicht eher Milliarden?

  • Es geht doch nicht um „ganz“ (alle verhalten sich vorbildlich klimagerecht) oder „gar nicht“ (niemand tut etwas zum Stopp dieser Entwicklung). Es geht darum, die radikale, zerstörerische, globale Ausbeutung in kürzester Zeit so weit wie möglich noch aufzuhalten. Die typisch liberale Frage hier im Forum nach der individuellen Schuld und Egozentrik des Einzelnen in diesem Prozess, muss sich die reiche, einflussreiche Elite eben nicht stellen. Sie lässt in Politik, Wirtschaft und vielen (sozialen) Medien ungestört profitabel für sich arbeiten und baut schon mal an ihrer komfortablen Arche Noah. Die grassierende Verdummung, fleischgeworden im Milliardär Trump und seinen Kriegern, verankert das Ganze. Nichts gegen eine Veränderung des eigenen Konsumverhaltens; aber das wird die Perspektive global nicht mehr verändern. Wie schrieb die kluge Sybille Berg, die Harald Welzer zitiert: „ ….Wir sollten uns darauf einstellen, dass es für die Menschheit keine Rettung mehr gibt. Wir sollten mit anderen Worten die Katastrophe umarmen.“

  • 125 Menschen die so viel Co2 emittieren wie 67,5 Millionen Franzosen.

    Langsam wird es albern mit solchen Vergleichen.

    Wie bitte soll ein Mensch so viel emittieren wie 500.000 andere Menschen? Beheizt der seine Hütte mit einem eigenen Kohlekraftwerk wovon er 99,9% verpuffen lässt?

    Solche Nachrichten dienen nur einem Zweck. Zu kaschieren, dass die Industrieländer mit ihrer Bevölkerung nahezu in toto (!!!) zuvorderst verantwortlich sind für den Klimawandel.

    • @Rudolf Fissner:

      Also wenn eine Person mit seinem Privatjet von Eunropa nach New York mehrmals im Jahr alleine fliegt oder mit seiner dreistöckigen Motorjacht über die Weltmeere schippert, kommt da ganz schnell die Antwort auf Ihre Frage hin: Wie bitte soll ein Mensch so viel emittieren wie 500.000 andere Menschen?



      Lässt sich doch ganz einfach ausrechnen. Ein Hartz 4 Empfänger wird auf solch einen Wert sein ganzes Leben nicht kommen. Und die arme Person aus den Entwicklungsländern selbstverständlich noch weniger!

      Differenzierung ist leider notwendig, Pauschalisierungen bringen uns auch hier nicht weiter! Widerspricht auch nicht der Tatsache, dass "die Industrieländer mit ihrer Bevölkerung nahezu in toto (!!!) zuvorderst verantwortlich sind für den Klimawandel."

      • @Hannah Remark:

        Bei 500.000 mal mehr Co2 Ausstoß wie der ganz normale Malle-Urlauber muss man mehrere Leben das ganze Jahr über in der Luft verbringen.

        Die taz gibt schlicht Oxfam nicht korrekt wieder, weil es nicht zur Schlagzeile passt.

        Denn es heißt dort "Zudem bewirken schon allein die Investitionen von 125 Milliardär*innen jährlich so viel Treibhausgase wie ganz Frankreich." ( www.oxfam.de/ueber...h-million-menschen )

        Sollte DE nun alle Investitionen auf null reduzieren, weil es ja egal ist wer sie tätigt? Sollten die Aldi-Brüder keine Supermärkte mehr bauen und die Massen die Produzenten abklappern?

        • @Rudolf Fissner:

          Nein, es muss nur nachhaltig und in die ökologische Transformation investiert werden. Wenn das nicht ausreicht bleibt nur der von Frau Ulrike Hermann vorgeschlagene Weg des grünen Schrumpfens.

  • Ich habe sie reich gemacht…



    und ich zahle unverdrossen immer weiter,



    indem ich ihre Fußballspiele besuche oder auch nur den Fernseher einschalte, damit Millionen fließen,



    indem ich zusammen mit Hundertausenden ihre Konzerte besuche, ihre Platten kaufe oder die Internetkonzerne bezahle, auf dass Iron Maiden weiter lässig mit eigenem Jumbo anreist (unkritisiert, weil ich Fan bin)



    indem ich die Formel 1 anschaue und die besondere Brause oder sonst Produkte kaufe, damit Rennstall und Fahrer täglich reicher werden (unkritisiert, weil ich Fan bin),



    indem ich bevorzugt bei Amazon bestelle und den Kaufmann um die Ecke meide (unkritisiert, weil ganz schlau bin und weniger zahle)



    Merke:



    Millionäre fallen nicht vom Himmel, sie werden von uns Kunden gemacht und als Super-Reiche am Leben gehalten, weil wir auch die Politiker wählen, die das nicht ändern wollen.

  • Reichtum ist wirklich ein echtes Problem, nur fängt Reichtum viel früher an. Spätestens beim Zweitwagen, spätestens bei der jährlichen Flugreise, allerspätestens bei einem Wohnflächenverbrauch von 100 qm.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Die Bezeichnung "Zweitwagen" stammt noch aus einer Zeit, als der "Familienvorstand" das gottgegebene, alleinige Recht auf das Auto hatte. Als dann immer mehr Frauen den Besitz eines (kleineren) Wagens zugestanden wurde, hieß das Zweitwagen. Ich plädiere dafür, erst einmal die "Erstwagen" abzuschaffen.

      • @resto:

        "Zweitwagen" besagt lediglich, dass es einen zweiten Wagen gibt. Die können auch bei gleich groß oder ähnlich teuer sein.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Ab über einer Tonne CO₂-Emissionen pro Jahr muss jemand anders sich für dich einschränken.

      Das wäre eine passende Grenze für Reichtum. Ja, da sind fast alle in Deutschland drüber.

    • @Benedikt Bräutigam:

      ... oder beim Haustier, oder ab dem zweiten Kind, oder ab dem 60. Lebensjahr ...

  • O.k. die Umsetzung wäre nicht ganz einfach...der Maßstab aber schon:

    Man kann leicht errechnen wieviel Klima verträgliche CO2 Emission man jedem/r Erdenbürger*in zubilligen kann.

    Alles was darüber hinaus ginge, sollte sehr hoch (am besten einer Exponentialkurve folgend) besteuert werden..

    Das wäre nicht nur der Durchbruch beim Klimaschutz...es wäre auch ein Meilenstein in der Frage einer sozialen (globalen) Verteilungsgerechtigkeit...zumal auch auf dieser Ebene ein Handel mit "Verschmutzungsrechten" eine realistische Option ist..

    Das Fortbestehen der Menschheit und ihrer Errungenschaften ist ganz klar eine Aufgabe, die nur die gesamte Menschheit vereint bewältigen kann.. Und da wäre ein solcher Mechanismus gerade richtig...

    • 6G
      650228 (Profil gelöscht)
      @Wunderwelt:

      Nein, das wäre nicht gerecht. Jemand der in Europa wohnt kann schon aufgrund des kälteren Klimas und der "Zivilisationsstruktur" (z. B. deutlich größere Entfernungen zu Nahrung, medizinischer Versorgung, Arbeitsplatz) nur dann überleben, wenn er deutlich mehr CO2 emittiert, wie jemand, der in Neuseeland oder Afrika lebt.

      • @650228 (Profil gelöscht):

        Naja, wo hier geheizt wird - aktuell ja weniger aufgrund des warmen Herbstes - wird anderswo bei jenen, die es sich leisten können, gekühlt. Zudem wird sogar bereits hier im "kühlen Norden" auch gekühlt. Größere Entfernungen? Viele Länder Europas haben eine hohe Bevölkerungsdichte. Europa ist (einer?) der dichtbesiedelteste Kontinent. Abgesehen von Nordskandinavien sieht es anderswo ganz anders aus. Dem Norden quasi eine Extraposition einzuräumen, bedeutet Ungleichbehandlung.

        • 6G
          650228 (Profil gelöscht)
          @Uranus:

          Berufspendler in Europa haben vermutlich einen längeren Weg zur Arbeit als jemand in einer überwiegend arabisch geprägten Gesellschaft. Ungleiches gleich zu behandeln ist ungerecht.

          • 6G
            650228 (Profil gelöscht)
            @650228 (Profil gelöscht):

            Sollte "agrarisch geprägten" heißen.

            • @650228 (Profil gelöscht):

              Die meisten hiesigen Pendler*innen verdienen recht viel Geld. Dazu veröffentlichte die TAZ mal einen Artikel. Dann noch: Es gibt viele Arme, die können sich nicht mal das Pendeln leisten und wohnen fernab ihrer Familie in Verschlägen u.ä. und sehen sie entsprechend selten. Also, ich wäre da, was die Einordnung und Benennung von Ungleichheit im Norden betrifft, vorsichtiger.

    • @Wunderwelt:

      Fangen Sie an und reduzieren Sie ihren Konsum um ein Fünftel. Das ist in etwa der Wert der dem durchschnittlichen DE eigentlich zur Verfügung steht für einen verträglichen Umgang mit der Umwelt.

  • Viel Spaß beim Besteuern von russischen, chinesischen, saudischen, mexikanischen, ... Milliardären.

    • @Manfred MIlde-Büttcher:

      Sie haben noch etliche Länder vergessen, die da liegen in Nordamerika, Afrika, Europa.

  • Ja, super Oxfam, dann sollen die Super-Reichen sich mal ums Klima kümmern, genug Geld dafür haben sie ja, während wir die wir nur drei oder vielleicht auch vier Planeten pro Kopf bräuchten einfach so weiter machen wie bisher und nach noch mehr Konsum, noch mehr Mobilität, noch mehr Geld vom Staat für fossile Energie verlangen weil wir in Relationen zu denen ganz da oben ja doch ziemlich arm und hilfsbedürftig sind. Ja, Oxfam, so wird das was mit dem Klimaschutz, schieben wir ihn einfach auf die 125 reichsten Milliardär*innen ab.

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @Ingo Bernable:

      Der Anteil der Menschheit, der pro Kopf soviele Emissionen verursacht wie 900.000 weniger solvente Artgenossen darf auf keinen Fall sparen müssen.



      Sich einschränken müssen lieber die 900.000 Äquivalent-Menschen. Trotz ihrer (selbst veschuldeten?) Armut gibt es da sicher noch erhebliches Einsparpotential.

  • Puhh, zum Glück sind es die anderen.

    Wobei die Rechnung relativ komplex zu sein scheint, da sie Investition und Re-investionen etc mitnimmt. Inkl. bei der Lösung des Problems. Nur, wie sollen höhere Vermögenssteuern den CO2 Ausstoss senken? Dazu müssen sie so hoch sein, dass das verbleibende Vermögen nicht mehr für Privatjet etc ausreicht. Das wird wohl nicht passieren.



    Eine einfache Umverteilung, und sei es ein paar Milliarden, wird nicht reichen.

    • @fly:

      Ich vermute, Oxfam denkt, dass "Geld" die Verantwortung trägt.

      Also jener, der Geld durch den Verkauf von bspw. Erdöl einnimmt und nicht jene, die die wie blöde Erdöl in Autos, Heizungen, Plastik ... verbrennen.

      Bei Oxfam kommt der normale Bürger als Subjekt der Geschichte schlicht nicht vor.