piwik no script img

Einsatz im Dannenröder WaldWieder ein Absturz bei der Räumung

Während die Polizei ins Innere des Waldes vordringt, häufen sich die teils schweren Unfälle. Die Polizei setzt Elektroschocker ein.

Aktivist:innen von Ende Gelände blockieren am Sonntag einen Bagger Foto: David Baltzer

Hamburg taz | Die Besetzer*innen des Dannenröder Waldes konnten am Sonntag für einen Tag durchatmen – am Wochenende waren 400 Aktivist*innen von Ende Gelände aus verschiedenen Städten zur Unterstützung angereist. Ab dem frühen Sonntagmorgen blockierten sie einen Bagger am nördlichen Waldrand, die Räumungsarbeiten standen den Tag über still.

Die Klimaaktivist*innen hatten die Massenaktion vorher angekündigt, die Polizei war darauf eingestellt und verkündete Sonntagfrüh, für den Tag auf Rodungen zu verzichten – „aus Rücksicht auf den Totensonntag“. Räumungsarbeiten sollten aber trotzdem stattfinden. Damit die schweren Maschinen in den Wald fahren können, müssen herumliegende Baumstämme beiseitegeschafft und der matschige Waldboden beschottert werden. Das verhinderten die Aktivist*innen. Die Polizei stellte sich mit mehreren Hundertschaften, einem Helikopter und zwei Wasserwerfern im Wald auf. Bis Redaktionsschluss blieb alles friedlich.

„Wir senden Grüße aus dem Wald an den Bundesparteitag der Grünen“, sagte die Ende-Gelände-Sprecherin Ronja Weil am Wochenende der taz. Die Grünen hatten sich am Samstag geeinigt, das 1,5-Grad-Ziel zur Grundlage ihrer Politik zu machen. „Wir zeigen hier schon mal, wie das geht“, sagte Weil. Und drohte in Richtung der Hessischen Landesregierung: „Wenn sie die gewalttätige Räumung fortführen, werden wir die Rodung zu ihrem politischen Disaster machen.“

Am Samstag war es erneut zu einem schweren Unfall im Wald gekommen. Eine Frau stürzte aus einer Holzplatform in vier bis sechs Meter Höhe und kam schwer verletzt ins Krankenhaus. Nach Informationen der Polizei ist sie nicht in Lebensgefahr. Die Plattform war in eine Schieflage geraten, sodass die Frau abrutschte – warum, ist laut Polizei noch nicht klar, die Staatsanwaltschaft Gießen ermittele.

Aktivist*innen schilderten hingegen, dass Polizist*innen auf ein Seil gestiegen waren, das die Höhenplattform gesichert hatte. Als sie wieder vom Seil traten, sei die Plattform so stark ins Schwanken gekommen, dass die Aktivistin abstürzte.

Zahl der Unfälle steigt

Seit die Polizei langsam, aber stetig immer weiter in das Innere des Waldes vordringt, häufen sich gewaltvolle und teils lebensbedrohliche Situationen. Vor einer Woche war eine Aktivistin aus fünf Meter Höhe abgestürzt und lebensgefährlich verletzt worden, weil die Polizei ein Sicherungsseil durchgeschnitten hatte. Nur einen Tag später fiel eine andere Person aus dem gleichen Grund aus einem travers gespannten Seil, war aber doppelt gesichert und pendelte lediglich zwischen den Baumstämmen – was auch zu schweren Verletzungen führen kann.

Am Samstag setzte die Polizei in 20 Meter Höhe einen Taser ein. Zwei Personen hätten sich auf der Höhenplattform so stark umarmt, dass die Kletterpolizist*innen sie nicht anders hätten lösen können, erklärte das Social-Media-Team der Polizei. Die Elektroschocker verursachen eine schmerzhafte Muskelkontraktion im ganzen Körper und können etwa bei Herzfehlern oder unter Drogeneinfluss tödlich wirken.

Die Besetzer*innen appellierten erneut an die hessischen Grünen, den Einsatz zu stoppen. „Für jede Gefährdung von Menschenleben, jede Verletzung, jedes Trauma sind die Grünen mitverantwortlich, so lange sie den Einsatz mittragen“, sagte eine Sprecherin.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

35 Kommentare

 / 
  • In Deutschland hat es eine lange unselige Tradition, dass die Lobbyisten des militärisch-industriellen Komplexes vor der manifesten Durchsetzung ihrer Interessen dafür sorgen, dass noch vor der medialen Aufbereitung ihrer Interessen die entsprechende Gesetzliche Grundlage geschaffen wird. Damit sind angefangen von nicht genehmigten Demonstrationen auch alle anderen Protestformen des zivielen Ungehorsams selbstverständlich illegal.

    Es gab jedoch mal eine Zeit bei uns, in der Proteste wie z.B. in Kalkar oder Wackserdorf geplante Großprojekte so weit verzögerten, dass eine Neubewertung stattfinden konnte, die dann den Wahnsinn dieser Planungen offenbarte und zum Aus führte. Auch die desaströse städtische Abrisspolitik aus Spekulationsgründen wurde durch die illegalen Hausbesetzungen wenigstens für ein bis zwei Jahrzehnte in Frage gestellt führte zu heute sehr beliebten Altbau-Stadtvierteln mit hoher urbaner Wohnqualität statt zu einem Stadtautobahnkreuz auf dem heutigen Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg.

    Der schnelle Durchmarsch, das Schaffen von 'fait accompli', das ist die neue Blitzkriegtaktik in der Spätphase der neoliberalen Transformation. Leider spielen die Grünen dieses Spielchen schon lange mit und lassen sich vom kalten Wind der Macht umwehen ohne an ihre eigenen Wurzeln zu denken. In Landesregierungen sowieso, siehe Braunkohle in NRW, aber auch als sie in der rot-grünen Bundesregierung Umwelt- und Landwirtschaftsressorts in der Hand hatten, blieben sie weit unter ihren damaligen Möglichkeiten zurück.

    Unsere Klima- und sonstigen Umweltprobleme werden nicht allein technokratisch oder durch Ablasshandel per Klimasteuer gelöst, sondern durch stringenten Schutz von Wäldern, Gewässern und anderen Naturlandschaften!

  • Ich wünsche keinem Menschen eine Verletzung. Jeder sollte abends gesund und munter schlafen gehen können.

    Ich wünsche mir aber auch eine Welt, in der demokratisch legitimierte Entscheidungen, die von unabhängigen Gerichten überprüft wurden, auch von allen akzeptiert werden. Eine Welt, in der dann nicht jemand die Arroganz hat, sich an einen Baum zu binden und zu behaupten, dass er eher bestimmen darf, was passiert, als der o.g. legitime Prozess.

    Manche hier nennen es "Zivilen Ungehorsam". Ich nenne es Arroganz.

    Selbstverständlich hat die Staatsgewalt immer das letzte Wort. Das muss so sein. Sonst sind unsere Gesellschaften nicht möglich. Und wer sich widerrechtlich einer Baumaßnahme in den Weg stellt muss mit Zwang davon abgehalten werden (und am besten noch die Rechnung für den Einsatz bezahlen).

    Und die Grünen? Leute, als die A49 beschlossen wurde waren die Grünen noch eine Splittergruppe. Denen die Schuld hieran zu geben ist absurd und den Grünen eine Stutzung bei den Wahlen zu wünschen ist sicherlich nicht hilfreich für den Klimaschutz.

  • Wundert Euch nicht - über das Vorgehen derer die es versäumt haben eine Planung rechtzeitig zu korrigieren und nun keinen Ausweg mehr kennen.



    Mit Demokratie hat das nicht viel zu tun.Schaut Euch doch die Herren an, die seit Jahrzehnten für diese Entscheidung Bundesautobahn verantwortlich sind; fast nur CSU. Wir erwarten hier sicherlich zu viel. Schon in Wackersdorf galt die Devise unserer "Freunde und Helfer"," Haut drauf bis zur Inbetriebnahme".



    Vollster Respekt und meine Hochachtung für die Aktiven im Forst. bleibt gesund wir brauchen Euch auch noch die nächsten Jahre. Es gibt noch viel zu tun ! Danke Euch

    • @Sonnenhaus:

      Mit Demokratie hat das nicht viel zu tun.Schaut Euch doch die Herren an, die seit Jahrzehnten für diese Entscheidung Bundesautobahn verantwortlich sind; fast nur CSU.

      Die CDU/CSU wurde dafür aber demokratisch gewählt. Die Grünen stellen im aktuellen Bundestag die kleinste Fraktion. Daran lässt sich erkennen, dass Demokratie genau so funktioniert und wer die Ministerien besetzt.

      • @Britzer:

        da haben Sie aber, bei allem Respekt, etwas übersehen!



        Natürlich wurden die beiden Parteien vom Wähler gewählt (soweit also demokratisch), allerdings wurden beide Parteien vom Souverän nicht legimentiert, über Lobbyisten-Netzwerke und Verwaltungsvergehen die bayerische Spezl-Wirtschaft in anderen Bundesländer einzuführen; A49, Maut, etc. Selbst dem Söder ist schon unwohl bei der offensichtlich schlechten Spezlarbeit seinen Bundesspezl.



        Es ist ja nicht ohne Grund, warum aktuell die CDU/CSU gegen eine transparente Lobbyliste im Bundestag gestimmt hat, und damit dem Souverän die politisch demokratische Qualitätssicherung nimmt. das ist dann undemokratisch, oder!? Siehe auch den Kommentar von Khaled Chaaboute



        Deshalb: Wählen ist nicht alles in der Demokratie!

  • Demokratisch gewählt ja schon, aber man wählt die Grünen eben, um nicht solche politischen Entscheidungen erleben zu müssen. Viele der AktivistInnen sind sich darüber im Klaren, dass sie die Rodung nicht werden verhindern können, aber sie wollen wenigstens ein Zeichen setzen, wenigstens nicht einfach still und untätig zusehen, wie so etwas Unsägliches geschieht, wenigstens darauf aufmerksam machen, dass eine solche Politik die Bezeichnung "grün" nicht verdient. Es ist zum Teil auch die verzweifelte, fassunglose Jugend, die hier ertragen muss, dass gegen die wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Klimawandel zur Tat geschritten wird, die förmlich die eigene Zukunft verschwinden sieht. Im Angesicht der Niederlage trotzdem ein Zeichen setzen, das ist mutig, nachvollziehbar, bewundernswert.

  • Taser gegen friedliche Ökos? Wo ist denn da der Selbstschutz? Kann es verhältnismäßig sein, den Tod friedlich Ungehorsam Leistender billigend in Kauf zu nehmen?

  • Aus eigener Anschauung weiß ich, dass in Räumungen wie dieser oft gefährliche Situationen auf Inkompetenz seitens der Staatsgewalt zurückzuführen ist. Deswegen unterstelle ich nicht so schnell Vorsatz. In jedem Fall schlimm und unentschuldbar die Konsequenz: Die als erste abgestürzte Aktivistin liegt mit 2 gebrochenen Rückenwirbeln im Krankenhaus.



    Aber so viel dürfte in den Tagen seit diesem ersten Unfall klar geworden sein: hier handelt es sich nicht um Inkompetenz, sondern um Vorsatz, so viel "Härte" bei der Räumung an den Tag zu legen, um das Kräftemessen zu gewinnen.



    Aber hier gibt es nichts zu gewinnen, moralisch haben Aktivistinnen und Anwohnerinnen längst gewonnen --- die selbst im Rentenalter - zb gestern - von Polizei körperlich bedrängt, geschubst, geschlagen werden, sogar eine kirchliche Beobachterin hat das gestern am eigenen Leib erfahren müssen. Auch Teasern in 15-20 Metern Höhre hat nichts mit Inkompetenz zu tun, das ist Vorsatz und die schlimmen Konsequenzen bei Unfällen werden billigend in Kauf genommen, von Einsatzleitung und Politik sowieso, die sind alle abgetaucht.

    • @nelly_m:

      Die Frage ob man generell ein staatliches Gewaltmonopol befürwortet ist wohl eine andere Diskussion, aber darüber, dass dieses in der konkreten Ausübung brutal und hässlich ist sollte man sich nicht wundern.



      Zum vollständigen Bild gehört auch, dass der Einsatz von Zwangsmitteln idR zunächst immer erst angedroht werden muss. Sofern der tasernde Beamte korrekt gehandelt hat, muss man also annehmen, dass dem Elektroschockereinsatz mindestens eine unmissverständliche Warnung voraus ging der keine Folge geleistet wurde.

      • @Ingo Bernable:

        Ja klar, die Beamten werden ihre Zwangsmaßnahmen schon angekündigt haben, aber das ist meE hier völlig unerheblich. In 15 Meter Höhe wüsste ich nicht, was einen Teasereinsatz rechtfertigen könnte. Insbesondere wenn in den vorangegangenen Tagen durch polizeiliche Schludrigkeit/Inkompetenz/Härte schon Menschen abgestürzt sind und teilweise massiv verletzt sind.

    • @nelly_m:

      Und wer soll das anklagen? Wenn die Polizei gegen sich selbst ermittelt, ist doch klar, was dabei heraus kommt, oder?

      • @Mainzerin:

        Ja, davon erwarte ich auch nichts. Und natürlich wird dir Räumung nicht gestoppt, sondern durchgezogen. trotzdem kann es im Moment eigentlich nur um öffentlichen Druck gehen, va auf die Grünen. je länger sich das hinzieht und je mahr darüber berichtet wird, desto besser.



        Und überhaupt am allerwichtigsten: Je mehr mehr Zeugen vor Ort sind, desto weniger krass verläuft ein Einsatz.

        Hier ist übrigens noch eine der Meldungen zu s.o.: twitter.com/HStood...330467289767030790

  • Wir müssen unbedingt leckere, nährstoffgehaltige Suppen, Tee und viele Kerzenlichter all den Danni-Aktivist*Innen bringen und gemeinsam wärmende Lieder singen! Hochachtungsvoll und bewundernd erfreue ich mich an ihrer Ausdauer und sende wohlwollend Liebe!

  • RS
    Ria Sauter

    Nur mit zivilem Ungehorsam ist manches erreicht worden, was allen zugute kam.



    Der Ausstieg aus der Atomkraft wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht mehrere Tausend dagegen protestiert hätten. Da hätte auch Fukushima nichts geändert.



    Ich habe Respekt vor dem Einsatz dieser Menschen und totale Verachtung für die Grünen.



    Jegliche Scham, jeglicher Anstand ist ihnen völlig abhanden gekommen.



    Ich habe mal an eine grüne Veränderung geglaubt und damals noch zusammen mit Oswald Metzger Plakate aufgehängt.



    Seine Entwicklung ist auch bezeichnend für die jetzige Entwicklung der Grünen insgesamt.



    Ich hoffe sehr, dass sie einen mächtigen Denkzettel erhalten, unter 5 %.

    • @Ria Sauter:

      "Jegliche Scham, jeglicher Anstand ist ihnen völlig abhanden gekommen." Warum sind Diskussionen heute immer so extrem? Gehen Sie Ihren Satz doch nochmal Wort für Wort durch und seien Sie ehrlich zu sich selbst: Ist das wirklich in dem Kaliber angemessen? Es gibt im heutigen Diskurs nur noch Superlative, nur noch verbale Atombomben. Die Partei ist Jahrzehnte nach der Entscheidung zur A49 gerade zufällig in der Landesregierung und setzt das demokratisch beschlossene um. Wo ist da Anstand abhanden gekommen? Es gibt auch Leute, die diese Autobahn wollen. Und letztendlich wurde sie demokratisch legitimiert beschlossen. Man könnte auch sagen, jenen, die nun die Arroganz haben sich über diese Entscheidung hinwegzusetzen und sich an einen Baum binden, ist jeder Anstand abhanden gekommen.

      • RS
        Ria Sauter
        @Graustufen:

        Ja, diese extreme Bezeichnungen sind angebracht.



        Ich erinner mich noch genau, welche Ziele die Grünen bei ihrer Gründung vor Augen hatten.



        Autobahnen und Zustimmung zu kriegen gehörten eindeutig nicht dazu.



        Überlegungen zur Akzeptanz von neuen grünen( in dem fall auf die Gentechnik bezogen) Gentechnikmethoden wären auch undenkbar gewesen.

    • @Ria Sauter:

      Volle Zustimmung!



      Besonders wenn die Stimmen dann stattdessen an die ödp gehen!



      Falls Ihnen die ödp nichts sagt, die schon die 2. Runde für uns im Europaparlament vertreten ist, einfach im Internet recherchieren.

      • @Mainzerin:

        Au, weia!



        Ich habe mal nur aus Jux vor der letzten Bundestagswahl per Wahlomat CDU, AfD und ödp verglichen.



        Die hatten enorme Übereinstimmungen!



        Ökologisch einwandfrei mögen die ja sein, aber alles andere ist, nun ja, diskussionswürdig.

  • Ich bin sehr irritiert, mit welcher Gewalt die "Räumung" einhergeht. Eine politische Verabredung der hessischen Grünen zum Waldroden ist eine Sache, doch eine derart gewaltsame Durchsetzung auf "Teufel komm raus" darf es nicht geben. Das sind doch schließlich auch Bundesbürger. Es muß hier demokratisch reagiert werden und nicht fatalistsich, blos weil mal was unterschrieben wurde. Aushandlungprozeß ist hier das politische Stichwort, das mir fehlt. Sollte das mit dem Regierungspartner nicht möglich sein, dann stiegen notfalls die hessischen Grünen eben aus der Regierung aus. Es stände ihnen gut zu Gesicht.

    • @weegy:

      das ist leider etwas naiv gedacht. kann das gefühl verstehen. verstehe aber nicht was der "Bundesbürger" dabei für eine Rolle spielt. Mensch ist mensch und sollte nicht nach rechtsstatus, unterschieden werden wieviel gewalt er*sie zu ertragen hat.

    • @weegy:

      "Es muß hier demokratisch reagiert werden"



      Der Beschluss dort eine Autobahn zu bauen kam demokratisch einwandfrei zustande. Ferner wurden sämtliche Klagemöglichkeiten gegen das Vorhaben ausgeschöpft und somit sichergestellt, dass auch Minderheitenrechte und der Schutz anderer Rechtsgüter garantiert sind. Demokratie kann nur dann funktionieren, wenn die daran beteiligten Personen und Parteien bereit sind auch zu akzeptieren, dass sie mit der von ihnen vertretene Position in der Opposition bzw. Minderheit sind. Wenn dies aber nicht der Fall ist und eine (u.U. sehr kleine) Minderheit nicht mehr bereit ist demokratische Entscheidungen zu akzeptieren und diese blockieren wird ein demokratisches System dysfunktional.



      Wie also sollte die von ihnen gewünschte demokratsiche Reaktion aussehen? Solange abstimmen bis das Ergebnis passt?

      • @Ingo Bernable:

        " und eine (u.U. sehr kleine) Minderheit nicht mehr bereit ist demokratische Entscheidungen zu akzeptieren und diese blockieren wird ein demokratisches System dysfunktional."

        Diese Praxis hat hierzulande eine lange Tradition und letztendlich ist die Partei DIE GRÜNEN aus den Bewegungen, die diese Praxis ausgeübt haben und ausüben, hervorgegangen.

        Von daher hat die Sache schon ein Geschmäckle.

        Erinnert sei noch an die Anti-AKW-Bewegung, die Friedensbewegung und andere, die als Minderheiten ihre Forderungen mittels Regelüberschreitungen und zivilem Ungehorsam transportiert haben.

        Und dafür nicht selten und nicht wenig Prügel eingesteckt haben.

        Und: Die Demokratie ist daran nicht zugrunde gegangen.

        Mein Respekt gilt jedenfalls mehr den jungen Leuten im Danni, als denen die zu Hause auf dem Sofa die Farbe der Kleider von Frau Baerbock diskutieren.

        • @Jim Hawkins:

          Ja, Zustimmung in allen Punkten - aber eine Sache geht so auffällig unter, dass es schon ohrenbetäubend ist:

          Die politische Verantwortung für den Polizeieinsatz liegt bei der CDU/CSU, nämlich primär bei Peter Beuth und sekundär Horst Seehofer, die ihrerseits Volker Bouffier und Angela Merkel unterstehen.

          Unsere Demokratie ist nun mal "leider" so beschaffen, dass die Grünen in Hessen oder sonstwo nicht mehr Rechte haben, dem Chef der Landespolizei und dem Chef der Bundespolizei in ihren Job reinzureden, als jeder beliebige Mensch auf der Straße.



          Organisierter ziviler Ungehorsam kann in so einer Situation auf jeden Fall mehr bewirken, als Kompetenzüberschreitung im Rahmen des Parlamentarismus.

          Eine linke Zeitung müsste hier die Köpfe des Ganzen angreifen - Beuth und Seehofer, die die Polizei in einer sinnlosen Corona-Party verheizenl, und ihre Vorgesetzten, die das decken.



          Stattdessen werden die Grünen gebasht, wo immer es geht, und die "Zukunftszeitung" der taz titelt LEADERSHIP, mit einem Foto von Merkel.

        • @Jim Hawkins:

          Inhaltlich habe ich ja durchaus Sympathien für den Protest gegen die Autobahn. Was ich nicht habe ist eine schlüssige Erklärung dafür wie man ein extra-legales Agieren widerspruchsfrei in zivilen Ungehorsam einerseits (zB A49-Blockade) und anti-demokratischen Irrsinn (zB Coronamaßnahmenverweigerer) andererseits trennen kann, die sich beide auf eine ethische Notwendigkeit zur Missachtung demokratischer Beschlüsse berufen. Zumal das Argument, dass der Klimawandel die Blockade unabdingbar notwendig mache, letztlich um das Überleben der Menschheit zu sichern eine doppelte Maßlosigkeit beinhaltet die weitere Probleme nach sich zieht. Der Klimawandel wird sich nicht mit dem Verzicht auf einige Kilometer Autobahn aufhalten lassen, gleichzeitig wird es sehr viel größere Anstrengungen erfordern um dieses Ziel noch erreichen zu können. Das problematische an dem Spin die eigene Zielsetzung, zu einer solch übergroßen Notwendigkeit, einer fast schon heiligen Mission, aufzupumpen besteht in dem Verlust von Relation und Selbstverortung. Denn wenn man bereit ist, dass der eigene Kampf für das Überleben der Menschheit das Ignorieren demokratischer Beschlüsse und Gesetze rechtfertigt, wird es schwer zu argumentieren warum dieser Kampf nicht auch die Zerstörung von Autos, Tankstellen und Raffinerien als Emissionstreiber oder gar den Mord an Öl- und Automanagern rechtfertigt.

          • @Ingo Bernable:

            Es mag im Agieren Ähnlichkeiten, vielleicht sogar Gleichheiten geben.

            Die Inhalte, die Ziele, die Grundauffassungen dürften sich aber massiv unterscheiden.

            Die Danni-Besetzer verorten sich sicher mehrheitlich links bis sehr links, vertreten ein Freiheitsmodell, das jede Art von Minderheiten einschließen dürfte. Sie sind nicht frauenfeindlich und trotz ihrer Zweifel an technischen Projekten, nicht fortschrittsfeindlich.

            Sie pflegen eine Entscheidungskultur, die man als radikaldemokratisch bezeichnen könnte.

            Die anderen, nennen wir sie den Mob, hassen die Medien, greifen deren Vertreter an, wollen auf reaktionäre und undemokratische Weise die Regierung stürzen.

            Sie propagieren vorwissenschaftliche Medizin-Techniken und wünschen sich teilweise einen Kaiser als Anführer. Sie sind auf eine stumpfe Art aggressiv und gehen Bündnisse mit Nazis und Hooligans ein.

            Und Sie haben mit der Nazi-Partei AfD eine parlamentarische Repräsentanz. Auf die parlamentarische Demokratie pfeifen sie aber, wie man dieser Tage im Bundestag gesehen hat.

            Sie sind Wind unter den Flügeln aller möglichen Verrückten und Fanatiker.

            Wollen wir hoffen, dass nicht der eine oder andere dabei ist, der wegen diesem Mob zur Tat schreitet.

            Und jetzt alle:

            Wat wollen wir? Klimajerechtigkeit! Wann wollen wir dit? JETZE!

            • @Jim Hawkins:

              "Es mag im Agieren Ähnlichkeiten, vielleicht sogar Gleichheiten geben.



              Die Inhalte, die Ziele, die Grundauffassungen dürften sich aber massiv unterscheiden."

              Das lässt sich einfacher formulieren: "Der Zweck heiligt die Mittel."

              Nein, tut er nicht. Wo man damit hinkommt, haben wir bereits gesehen.

              • @Encantado:

                Ihr seid alle so staubig.

                Seid ihr nie jung gewesen? Nie mal von etwas so überzeugt, dass man bereit ist, dafür auch mal was zu riskieren?

                Man könnte fast meinen, die Eltern hätten abends zum Einschlafen das Grundgesetz vorgelesen.

          • @Ingo Bernable:

            Danke, man kann es kaum besser ausdrücken.

          • @Ingo Bernable:

            Völlig richtig, will hier aber anscheinend niemand hören.

            • @Wurstprofessor:

              Vollkommen falsch. Ziviler Ungehorsam ist seit je her elementarer Bestandteil demokratischer Kultur. Ob du einen Unterschied zwischen antisemitischen Wahnvorstellungen und politischen Protesten erkennen kannst oder nicht, sagt mehr über dich, als über irgendwas anderes...

  • Verstörend, wie gewaltsam die Polizei gegen gewaltlosen Widerstand vorgeht. Ist der Erfolg der Räumungsaktion wichtiger als Menschenleben?

    • @tomás zerolo:

      Bewusst gewählte Widerstandsformen mit einem hohen Unfallrisiko sind nicht gewaltfrei. In Bäumen rumturnen ist kein sich an Gleise anketten.

    • @tomás zerolo:

      Ja. Ist er. Die Staatsgewalt muss am Ende immer obsiegen. Sonst ist unsere Verfassung, sind unsere Gesetze und Regeln nichts wert. Wenn sich jemand, nur weil er es physisch kann, über die Regeln hinwegsetzt, ist das asozial. Hier durch physischen Einsatz (z.B. auf einen Baum klettern) einem anderen sein Recht zu nehmen ist nichts anderes als jemand anderem das Auto zu klauen, nur weil der Schlüssel steckte und man es eben konnte.

    • @tomás zerolo:

      Ja. Sonst würden sie micht so vorgehen.



      Es ist wie in Stuttgart: die blöden Bürger sind gegen die mit langer Hand eingestielte Bedienung politischer Partikularinteressen (wenn ich Korruption unterstellen würde, wäre ich eventuell strafbar).



      Da haut man drauf mit aller möglichen Gewalt!

      • @Mainzerin:

        "Es ist wie in Stuttgart: die blöden Bürger sind gegen die mit langer Hand eingestielte Bedienung politischer Partikularinteressen".



        Sofern Sie auf Stuttgart 21 anspielen: Sie wissen aber schon, dass es hierzu einen Bürgerbescheid gab und eine deutliche Mehrheit für den Bahnhof gestimmt hat, oder?