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Ehrenbürgerwürde für Friede SpringerEnteignen, nicht würdigen

Jonas Wahmkow
Kommentar von Jonas Wahmkow

Verlegerin Friede Springer soll Ehrenbürgerin Berlins werden. Damit belohnt die Stadt unmoralische Geschäftspraktiken Springers.

Friede Springer und eine Briefmarke ihres Mannes Foto: Tobias Schwarz/Reuters

Friede Springer ist ein Vorbild für uns alle“, so begründet der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) die Entscheidung des Senats, der Verlegerin und Witwe des Gründers des gleichnamigen Medienkonzerns, Axel Springer, die Ehrenbürgerwürde zu verleihen.

Vorbild, wirklich? Dass die Parole „Springer enteignen“ heute noch genauso berechtigt ist wie nach den Schüssen auf Rudi Dutschke 1968 ist vor allem Friede Springer zu verdanken. Damals wie heute verdient der Konzern, vor allem mit dem Zugpferd Bild, sein Geld mit Hetze gegen Arme, Migrant:innen, Linke, systematischer Verletzung von Persönlichkeitsrechten und Fake News.

Damit nicht genug, spielt sich die Bild mit sorgfältig orchestrierten Kampagnen selbst als politischer Akteur auf, wie zuletzt gegen das Heizungsgesetz.

Friede Springers Zögling Mathias Döpfner hat dieses Erfolgsrezept erfolgreich in die digitale Medienwelt übertragen. Döpfner ist eine Art deutscher Rupert Murdoch, ein erzkonservativer Medienmogul mit Allmachtsfantasien, der gerne mal seinen Chefredakteuren SMS mit Inhalten wie „Please Stärke die FDP“ schickt.

Reichensport Steuersparen

2002 setzte Friede Springer Döpfner als Vorstandsvorsitzenden ein, 2020 übertrug sie ihm ihr Stimmrecht und schenkte ihm Unternehmensanteile im Wert von einer Milliarde Euro – dank einschlägiger deutscher Gesetzgebung besonders steuerarm. Auch Friede Springer tat die Schenkung nicht weh, sie bleibt mit einem geschätzten Vermögen von über 3 Milliarden Euro eine der reichsten Deutschen.

Damit ist ein weiteres Beispiel für steuerreduzierte Weitergabe besonders hoher Vermögen gesetzt. In den ideologischen Kosmos des Springer-Konzerns, in dem reiche Menschen wenig Steuern zahlen müssen, passt das natürlich super. Was daran nun vorbildhaft sein soll, weiß wahrscheinlich nur Kai Wegner.

Anmerkung der Redaktion:

Wir haben an dieser Stelle berichtet, dass die Schenkung der Unternehmensanteile steuerfrei erfolgte. Das stimmt nicht.

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Jonas Wahmkow
Redakteur für Arbeit und Soziales im Berlin Ressort.
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42 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

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  • Die CDU möchte halt ein Dankeschön geben für die jahrzehntelange Plattform für Aggression, Populismus und rechter Unterstützung im Wahlkampf. Es mag auch Lobbydruck gegeben haben, diesen Kickback gerade jetzt zu geben.

  • „Friede Springer ist ein Vorbild für uns alle“



    Genau, wir sollten uns alle als Kindermädchen bei reichen Leuten einstellen lassen, dann den Chef vögeln, die Ehefrau rausschmeißen und den alten reichen Sack überleben

  • Springer wirkt nur regional. SOROS wirkt international höchst negativ und beeinflusst sowohl die deutsche wie die ungarische Regierung durch diverse NGOs auf dekadente Art und Weise.Er bzw. seine Organisationen sollten sofort enteignet werden.

  • Wenn Springer den Staat angeblich um Steuern in Millionenhöhe "bescheißt", gibt es nur zwei Möglichkeiten:

    1. Das Ganze ist illegal, dann ist es tatsächlich ein "Beschiss" und gehört strafrechtlich verfolgt.

    2. Das Ganze ist legal, dann ist es eben KEIN Beschiss, sondern völlig legale Steuervermeidung.

    Mir scheint, dass hier aus ideologischen Motiven ein Verhalten kriminalisiert werden soll, das in Wirklichkeit vollkommen legal ist und welches jeder andere, sofern er/sie/es (m/w/d) es könnte, ebenso praktizieren würde. Niemand zahlt freiwillig Steuern, die er/sie/es (m/w/d) vermeiden kann. Niemand, auch kein/e Linke/r, Grüne/r oder oder.

  • ", 2019 übertrug sie ihm ihr Stimmrecht und schenkte ihm Unternehmensanteile im Wert von einer Milliarde Euro – durch eine Gesetzeslücke gänzlich steuerfrei. Auch Friede Springer tat die Schenkung nicht weh"

    Das ist keine GESETZESLÜCKE, dass ist ein bewusst eingeführtes Gesetz. Da platzt mir die Hutschnur.

    Sie haben den Staat auch nicht beschissen, beschissen hat uns die SPD und alle anderen Parteien die genau das gut finden und kein Interesse daran haben dies zu ändern. Dazu zählen alle Parteien die in den letzten 30 Jahren in der Regierung waren.

  • taz: *Damals wie heute verdient der Konzern, vor allem mit dem Zugpferd Bild, sein Geld mit Hetze gegen Arme, Migrant:innen, Linke, systematischer Verletzung von Persönlichkeitsrechten und Fake News.*

    Axel Springer hatte 1952 eine geniale Idee. Er hat eine Zeitung ins Leben gerufen, die im "Gewand" einer Arbeiterzeitung erscheint. Auf den ersten Seiten gibt es Klatsch und Tratsch und im hinteren Bereich reichlich Sport. Und zwischen diesen Seiten werden die "Wahrheiten" gebracht, an die der kleine Mann und die kleine Frau glauben soll. Dieses Konzept hat sich seit 72 Jahren bewährt, denn mit dem Erscheinen der Bild-Zeitung hat eine große Masse der einfachen Bürger aufgehört selbständig zu denken, denn die Bild-Zeitung "denkt" seitdem für viele Bürger in diesem Land. Und jetzt bekommt Friede Springer dafür die Ehrenbürgerwürde und der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) freut sich darüber ganz doll.

    Wie es ausschaut, ist es auch im 21. Jahrhundert noch sehr einfach, das einfache Volk am Nasenring durch die Manege der Reichen und Mächtigen zu führen, damit das unsoziale kapitalistische und klimaschädliche Monopolyspiel weitergespielt werden kann.

  • Wo die taz Recht hatte und hat.

    Die Bild hat das politische Klima seit ihrer Gründung bewusst verseucht.



    Kinderfraufriede Springer ließ schamlos lobbyieren, um Unsummen der Gemeinschaft vorzuenthalten. Bekommt den Rachen selbst nicht voll.

  • Ach, solange noch der Judenhasser Zar Nikolaus I die Ehrenbürgerwürde Berlins innehat, kann sie doch letztlich jeder haben. Das Niveau scheint nicht hoch zu sein. Immerhin gibt es eine Jahresfreifahrkarte der BVG für Friede. Es sei ihr gegönnt. Dit is Berline.

  • Die ganze Ehrenbürgerscheiße an sich ist schon lächerlich. Bisher dachte ich, dass es nur Tote ereilt. Wenn jetzt eine laut Wikipedia noch lebende Person davon heimgesucht wird, so sollte diese wohl um ihren aktuellen biologischen Status besorgt sein.

  • Da liegt ein Irrtum vor. Frau Springer wird nicht trotz, sondern genau wegen ihrer aufgezählten Aktivitäten Ehrenbürgerin.

  • "Springer enteignen?"

    Dann müssten wir aber auf so schöne Schlagzeilen wie "Amok im Pflegeheim! Täter (37) reißt sich Hoden ab. Seniorin (86) tot" verzichten. Wer möchte das schon missen? Und wer erklärt mir sonst, dass Ralf Schumacher sich geoutet hat und wie es seiner Ex Cora jetzt so geht. Und erst die "Dschungelstars" bei denen ersetzt Bild sogar den Gang zum Psychiater. Und was wäre der Fussball ohne die Insider Storys von Bild. Und natürlich aktuell Paul Ronzheimers Frontberichte aus der Ukraine nicht zu vergessen. Live von der Front und manchmal gar schon dahinter. Alleine diese Beispiele zeigen auf, so einfach wäre das nicht für die geschundene Volksseele zu ersetzen.

    Die Sensationslust des Publikums will befriedigt werden. Das war und ist das Erfolgsrezept von Bild. Und wer die Schattenseite des Blattes wie Hetze und Stimmungsmache wörtlich nimmt und nicht in der Lage ist Distanz zu bewahren oder noch besser selber zu denken, dem ist eh nicht mehr zu helfen.

    Ich frage mich nur was Friede Springer dazu beigetragen hat? Wäre da Julian Reichelt nicht die bessere Wahl gewesen? Oder Franz Josef Wagner? Das Urgestein und fast schon so etwas wie der Hausgeist des Verlags.

  • womit hat sich denn die dame verdient gemacht? die begründung des senats gibt es....steht nur nicht in diesem artikel. woanders finde ich die begründung und einiges mehr zu Friede Springer. interessant, da zeichnet sich mir ein ganz anderes bild warum frau Springer ehrenbürgerin werden soll...wohl auch verdient.

    • @alterverwalter:

      Womit auch immer Friede Springer etwas Ehrenbürgerinnentum verdient haben mag: das Geld dafür hat sie mit dem rechten Medienimperium "verdient".

  • Ohne die Blätter aus dem Springer-Konzern gebe es die Bundesrepublik in ihrer jetzigen Form nicht, die dort gesetzten Themen prägen die Republik seit Jahrzehnten.



    So ist kein Wunder, dass die Spitze dieses Konzerns wohl die meistausgezeichnete Person der Republik ist, die sie prägte.



    Die aktuelle Berliner Regierung wird sich erhoffen, dass sie mit den Blättern des Konzerns und nicht gegen sie regieren kann.

    • @BommelDrommel:

      Jo. Und dieses Land wäre ein besseres

    • @BommelDrommel:

      Auf die Idee, dass eine nicht unerheblich große Menge an Menschen sich ein Bundesrepublik NICHT "in ihrer jetzigen Form" wünschen, kommen Sie wohl gar nicht?!

      • @Grusel:

        Welche Menge Menschen meinen Sie? Solche die AfD wählen?

        • @Tom Tailor:

          Solche Menschen gibt's auch am anderen Ende des Hufeisens.😇🙃

  • Mit einem Meinungsartikel auf Bild-Niveau gegen die Bild-Zeitung anzuschreiben, schafft nur die taz. Davon abgesehen, vermag ich auch nicht zu erkennen, was frau Springer für die Ehrenbürgerwürde qualifiziert.

  • Damit erkauft sich die Berliner CDU über den Senat eine gute Beurteilung in der Springerpresse.So einfach ist das...

    • @Perkele:

      Müsste es nicht eigentlich umgekehrt sein? Friede Springer zeichnet CDU Politiker aus, für ein braves Politikerleben in der Durchsetzung der rechten Agenda der Medienkonzerneigner. Wie in Tschechien, Österreich, Großbritannien, USA, Italien, Frankreich Slowakei, Ungarn und und und...

    • @Perkele:

      Die Springerpresse hat in Berlin immer pro Rechts-CDU gehezzt und die Wahrheit verdreht. Wegner sagt Dankeschön. Aber doch bitte als CDU, nicht als Berlin!

  • Der Klassenkampf endet niemals.

    • @casio:

      Aber nur für Menschen die sich in Klassen verorten :D

      • @Tom Tailor:

        ... weil auch Du ein Arbeiter bist (B. Brecht).



        Es ist nicht nur Klasse, aber Klasse erklärt immer noch sehr viel.

  • Das ist definitiv das Peinlichste, was sich die CDU Berlin seit der Lewandowski/Diepgen-Geschichte geleistet hat. Unglaublich!

  • Mein Vater, eigentlich durchaus ein ziemlicher Spießer, wurde als junger Angestellter eines deutschen Großkonzerns regelmäßig ins Springer-Haus geschickt - es war die Zeit, als Dutschke fast, Ohnesorg direkt umgebracht wurde und dieses Verlagshaus alles, das nicht auf seiner Linie war, als kommunistisch verunglimpfte. Als er das erzählte, wurde mir klar, warum es Zuhause und im Urlaub nie bild und Konsorten zu lesen gab.

    Nicht nur für Geschäftspraktiken gehören Springer-Masterminds und seine führende Köpfe enteignet, sondern vor allem für die Entwürdigung diverser Menschen, die sich nie wirklich gegen diese aggressiven Kampagnen wehren konnten. Das Springer-Haus ist ein Schandfleck in der deutschen Medienlandschaft.

    • @Tenderloin:

      "Ohnesorg direkt umgebracht wurde" - von einem Stasi-Agenten wohlgemerkt.

      • @Chris McZott:

        Von einem extremrechten Polizisten unter Springereinfluss hauptsächlich.



        Das andere war Geldabgreifen.

  • Selbstverständlich sind solche Leute ehrenwert. Mit ihrer Gunst lässt sich als lupenreiner Demokrat, wie es ChristDEMOKRATEN nun einmal sind, viele Vorteile erwirtschaften. Alles selbstverständlich legal.



    Was vergessen wird, ist die Tatsache, dass Eliten durch ihren Lobbyeinfluss auf die Legislative moralisches Unrecht legitimieren lassen und das Volk zudem- wie im Falle der Erschaftssteuer- sogar hinter sich wissen!

    • @alteropi:

      Und SPD und Grüne machen das aus reiner Nächstenliebe zur Oberschicht? Oder was ist deren Motivation?

  • Es hätte mich jetzt auch schwer gewundert, wenn ausgerechnet die taz eine Laudatio für Friede Springer geschrieben hätte.

  • Diese miese Vorstadtregierung zeigt ihr hässlich rückständige Fratze immer mehr.

    Hat die Bevölkerung hier fin Mitspracherecht? Inwieweit ist die Milliardärswitwe eines rechtskonservativen Medienmonsters für uns ein Vorbild?

    Diese Regierung ist ein Witz!

    • @PopsTheRacoon:

      Gab es historisch jemals ein Mitspracherecht der Bürger, wenn es um die Ehrenbürger-Verleihung ging?

  • Ja, ja, Holger der Kampf geht weiter... Die Bild ist zwar überwiegend Gosse, dennoch sollten wir mal drüber stehen. Der Artikel ist übrigens nicht weit vom Bild-Duktus. Nur mal als Beispiel: die Schenkung Springers an Döpfner ist völlig gesetzeskonform. Dieses als "Bescheißen" zu bezeichnen, wie der Artikel es wörtlich tut, ist exakt der Appel an Volkswillen oder irgendein gesundes Empfinden. Ganz davon abgesehen, dass nicht einmal im Ansatz ein Argument für eine Enteignung geliefert wird. Springer enteignen? Es spricht nicht mehr dafür als für die Enteignung der Sueddeutschen-Inhaber:innen oder wessen auch immer. Erzkonservatismus oder FDP-Liebschaften sind tatsächlich nicht illegal. So lachhaft sie sein mögen.

    • @Chris Demian:

      Friede Springer hat Döpfner nicht nur 15 Prozent der Aktien geschenkt, sondern ihm auch das Stimmrecht für ihre verbleibenden Anteile von rund 22 Prozent eingeräumt. 4,1 % der Aktien hat Döpfner Steuerfrei aus der Gemeinnützigen Friede-Springer-Stiftung, die vorher von Friede-Springer auf die Stiftung übertragen wurden, gekauft. Damit hat er zum einen genügend Anteile/Stimmrecht um zur steuerlichen Bedürfnisprüfung zugelassen zu werden und zum anderen sein Barvermögen soweit reduziert, dass er die Bedürfnisprüfung wohl übersteht und voraussichtlich keinerlei Steuern zahlen muss. Das ist Beschiss im ganz großen Stiel, egal ob legal oder nicht.

    • @Chris Demian:

      Da haben Sie ein paar grundsätzliche Probleme in Sachen "Gesetzeskonformität" sehr schön erfasst.

    • @Chris Demian:

      "Drüber stehen" ist ein Privileg, das die meisten Menschen nicht haben.

      Während Springer aktiv Schaden anrichtet, hetzt und verletzt.

      "Drüber stehen". Dass ich nicht lache.

  • Da fällt dir doch ein Zacken aus der Krone

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Na Na - am Kahlen Waasen zu Auberge Schnepfenried - wie passend - gezackelt?

      Wir wissen doch nicht erst seit Stöpsel-Liz - Mutti Angie & Friede sei mit euch -



      Ikonisiert aber sowas von inne taz! Woll



      Daß die Frauen die besseren Männäs - Öh Menschen sinn! Gellewelle



      Das muß doch endlich mal gefedert🪶🪶



      Und Geehrt werden! Wollnichwoll



      Die Festrede hält - Anette ohne Examen Dotoressa marzipana lubeca Schavan Mit vollem Segen vom Heiligen Stuhl🪑 •



      (ps - meinen naturellement auch 🥴🤢🤮🤑🤑🤑 !;((