Das Zielrohr eines Panzers schiebt sich ins Bild, im Hintergrund das Denkmal, das einen russischen Soldaten zeigt

In der Gedenkstätte Seelow sind Waffen ausgestellt, die heute in der Ukraine eingesetzt werden Foto: Jürgen Ritter/imago

Deutsches Gedenken und Russlands Beitrag:Schlacht um die Erinnerung

In Seelow fand 1945 der letzte große Kampf zwischen Roter Armee und Nazideutschland statt. Heute ist die Gedenkstätte von Putinverstehern umkämpft.

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28.2.2023, 15:56  Uhr

Am 2. Februar kommt es an der Gedenkstätte Seelower Höhen, etwa 40 Kilometer östlich der Berliner Stadtgrenze, zu einer Zeremonie. Der russische Botschafter Sergei Netschajew ist an dem Hügel vorgefahren, wo auf einem künstlichen Felsen ein vier Meter hoher bronzener Sowjetsoldat in die Ferne blickt. Im April 1945 tobte im gesamten Oderbruch die letzte, verlustreiche Schlacht, bevor Hitlerdeutschland nur wenige Tage später kapitulierte.

Der Botschafter trifft hier Tino Chrupalla, Co-Parteichef der AfD, anschließend legen beide an einer Gedenkwand Kränze ab. Es ist allerdings nicht der Jahrestag dieser Schlacht, der beide zusammenführt, es ist der Sieg der Roten Armee über die deutschen Truppen in Stalingrad vor achtzig Jahren. Die beiden verneigen sich und reichen einander die Hand. „Gemeinsames Gedenken ist gemeinsame Arbeit für den Frieden“, wird Chrupalla am Abend auf Facebook posten.

Netschajew seinerseits würdigt Chrupallas Präsenz. „Viele Deutsche erinnern sich an die Lehren der Geschichte und achten eine objektive Erinnerungskultur und erinnern an die Opfer, die im Namen des Sieges über den Nazismus erbracht wurden“, berichtet er seinen Landsleuten. „Wir hoffen, dass diese Entwicklung Bestand haben wird“, zitiert ihn die Nachrichtenagentur Tass. Die Botschaft stellt Bilder online, bei der nicht nur wegen der recht unterschiedlichen Leibesfülle schnell klar wird, wer von den beiden an diesem Ehrenmal Hauptdarsteller und wer Statist ist.

Tobias Voigt berichtet kurz darauf am Telefon von dem Treffen. Voigt, der in der Gedenkstätte freiberuflich für die inhaltliche Arbeit zuständig ist, weiß um die Symbolik der Seelower Anlage, mit Netschajew hatte er bereits zu tun. „Für die Russen ist das ein heiliger Ort!“, habe ihm der Botschafter früher einmal bekannt. Voigt selbst hält auch nicht hinterm Berg, für ihn ist die ganze Anlage „eine erinnungskulturelle Bedürfnisanstalt“. Der Tag mit Chrupalla reihe sich da jedenfalls ein.

Gedenken mit Propaganda gemischt

Tobias Voigt hat schon zu viele andächtige Besucher mit Blumen, Kränzen und ganz unterschiedlichen politischen Interessen den Hügel hinaufsteigen sehen – Genossen der Linkspartei, AfD-Funktionäre, Vertreter des Landkreises, die Kameradschaft ehemaliger Panzergrenadiere, natürlich die Abgesandten der russischen Botschaft, der belorussischen, der armenischen und anderer postsowjetischer Republiken. Dazu kommen Abgesandte der „Nachtwölfe“, jener russisch-orthodoxen Motorradgang, die so etwas wie die motorisierte Leibgarde Wladimir Putins ist.

Und seit einem Jahr sind auch ukrainische Flüchtlinge zu sehen, die daran erinnern, dass hier in dem Gemetzel nicht nur Russen gestorben sind. Doch gegen das multinationale Gedenken hat die russisch-orthodoxe Kirche früh einen Pflock eingeschlagen, als sie 2003 ein steinernes Kreuz errichten ließ. „Den Kindern Russlands von der Mutter Kirche“, lautet die Inschrift.

Fehlte nur noch Wladimir Putin. Fast wäre es zu einem Besuch gekommen. Der Landrat des Kreises Märkisch-Oderland hatte ihm den Weg bereitet. Zusammen mit dem Seelower Bürgermeister und einigen Kommunalpolitikern der Linkspartei lud er zehn Tage vor der Invasion den Kremlherrn ein, „auch im Namen der Bürger unserer Region“. Ihr Motiv: Das „verbale Aufrüsten in großen Teilen der westlichen Welt“.

Wladimir Putin ist nicht gekommen. Stattdessen kam am 16. April 2022, dem 77. Jahrestag der Schlacht, Militärattaché Sergei Tschuchrow und rüstete verbal ordentlich auf. Tschuchrow legte seinen Kranz ab und kam umgehend auf die „Spezialoperation“ in der Ukraine zu sprechen. „Wir haben gedacht, dass der Krieg damals zu Ende gewesen wäre“. Doch heute gebe es „einen neu aufkommenden Faschismus“, behauptet der russische Generalmajor.

Klo der Erinnerung

Der Kampf geht also weiter „für die Freiheit und Unabhängigkeit der Sowjetunion“, so steht es oben am Soldatenfels. Das Märchen vom neuen Faschismus fand sich an nächsten Tag im Oderland-Echo wieder.

Der General im Diplomatenrang ist bereits früher aufgefallen. Er ist in den Spionagefall verwickelt, der vor zwei Jahren an der britischen Botschaft in Berlin aufflog. Ein Sicherheitsmann dort hatte eingeräumt, vertrauliche Dokumente an Tschuchrow übergegeben zu haben. Der Mann wurde vor Kurzem zu 13 Jahren verurteilt. Und der NVA, der Nationalen Volksarmee der untergegangenen DDR, schickt Tschuchrow gelegentlich noch Grußadressen.

Vor zwei Jahren gratulierte er „allen Angehörigen der Streitkräfte der deutschen demokratischen Republik zu ihrem Ehrentag“ und lobt die NVA als „eine wirkliche Armee des Volkes“. In Seelow geht es jedenfalls zu wie auf einem ideologischen Basar. Oder wie in einer „Bedürfnisanstalt“ für Erinnerungskultur und wohl auch politische Gegenwart.

Wenige Tage vor dem Netschajew-Chrupalla-Meeting parkt Voigt vor der Gedenkstätte. Schneereste liegen in den Rabatten. Der 54-Jährige, eingemummelt und mit Tweedmütze, hat an der FU Berlin Politikwissenschaften studiert, ist freiberuflicher Politologe und vor einigen Jahren mit seiner Familie aus Berlin ins Oderbruch gezogen. Mit dem sowjetischen Monumentalkomplex und der Schlacht vom April 1945 hat er hier eine Aufgabe gefunden; eine, die von Jahr zu Jahr herausfordernder wird.

100.000 hingeschlachtete Soldaten

Das Erste, was hier ins Auge fällt, ist die sowjetische Waffenschau mit Haubitzen, Granatwerfern, einer „Stalinorgel“ und einem T-34-Panzer. Inzwischen sind die „Waffen des Sieges“ arg angerostet. Auch die roten Sterne der Sowjetarmee an Panzer und Geschosswerfer sind blasser geworden, aber noch gut zu erkennen.

Gräber russischer Soldaten, im Hintergrund ist die weite Landschaft des Oderbruchs zu sehen

Grabsteine sowjetischer Soldaten auf dem Gelände der Gedenkstätte Seelower Höhen Foto: Jürgen Ritter/imago

Dass russische Panzer und Flugzeuge der „militärischen Spezialoperation“ mit solchen Sternen in die Ukraine wüten, müsste in Seelow schleunigst seinen Kommentar finden. Derzeit finden sich wie bei einer Technikschau nur Angaben zum Baujahr, zum Kaliber und zur Reichweite. Seelow braucht eine Neuausrichtung. Was fehlt, ist die Einordnung.

Im August 2022 hat Voigt im Verwaltungsgebäude ein neues Gedenkstättenkonzept vorgestellt. Auf 45 Seiten hat er mit der Ausstellungsarchitektin Janet Görner für den von ihm gegründeten Verein Zeitreisen Seelower Höhen die Defizite der Anlage beschrieben, vor allem aber neue Perspektiven in den Blick genommen.

Für Voigt ist das gesamte Oderbruch eine Erinnerungslandschaft, geprägt von einer der größten Schlachten des Zweiten Weltkriegs und der mit Abstand größten auf dem Gebiet des heutigen Deutschland. Zehn Wochen haben im Frühjahr 1945 mehr als eine Million Soldaten miteinander gerungen, 100.000 von ihnen wurden hingeschlachtet, die wenigsten würdig bestattet.

Absurdität des Krieges

Vierzig Kilometer östlich von Berlin beginnt ein Gebiet, das übersät ist von Narben, die der Krieg gerissen hat. Für Tobias Voigt ist der flache Landstrich zwischen Seelow und der Oder ein Lernort, wie es in Deutschland keinen zweiten gibt. Trotzdem ist er geschichtspolitisch und museal eine vollkommene Brache, abgesehen vom Sowjetmonument. Auf dem Schlachtfeld ziehen Traktoren ihre Runden.

1945 wirft Marschall Schukow, der Sieger von Stalingrad, im Oderbruch seine Soldaten nach vorn. Es ist auch ein Wettlauf gegen einen Konkurrenten aus den eigenen Reihen. Denn von Schlesien her stößt die 1. Ukrainische Front unter Marschall Konew zur Reichshauptstadt vor.

Zehntausendfach sterben sowjetische Soldaten, weil ihr Feldherr Erster in Berlin sein will. Sie töten und werden getötet von deutschen Soldaten, die in den mit Regenwasser vollgelaufenen Gräben etwas verteidigen, was längst verloren ist. Die Logik und die Absurdität des Krieges lassen sich hier beklemmend authentisch erzählen.

Mit dem Angriff auf die Ukraine ist Krieg mit seinen Absurditäten wieder zurück, ein Ungeheuer, das sich, in Mitteleuropa jedenfalls, verborgen hielt. Und mit ihm ist die Angst zurück, die Propaganda, die Hilflosigkeit und die Sehnsucht nach Frieden. Zurück ist auch das Interesse an allem Militärischen, an Panzern und Haubitzen, an Strategie, an historischen Parallelen. Was bedeutet Krieg für die Soldaten? Für die Zivilisten? Für die Natur? Für die Familien? Für das kollektive Gedächtnis? Und letztlich für einen demokratisch verfassten Staat?

Der Segen des Botschafters

45 Seiten umfasst die Arbeit „Seelower Höhen ’45 – dem Krieg begegnen, den Frieden bewahren“. Fünf Jahre eigener Erfahrung fließen in das Konzept ein, in dem Voigt und Görner vom märkischen Seelow aus den Bogen schlagen von der nationalsozialistischen Diktatur zur neuen Weltordnung im Nachkriegseuropa. „In der Schlacht um die Seelower Höhen entstehen die Konturen einer neuen Weltordnung“, sagt Voigt. „Bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion wird sie Bestand haben.“

Fünf Vertreter:innen, die sich für das Museum einsetzen, sitzen bei einer Presskonferenz an einem Tisch

Klare Konzepte gegen Geschichts­vernebelung: Janet Görner neben Tobias Voigt von Zeitreise Seelower Höhen Foto: Patrick Pleul/picture alliance

Die Sowjetsoldaten, die Seelow überlebt haben, ziehen weiter nach Berlin und hissen wenige Tage später über dem Reichstag die Sowjetfahne. „Die rote Fahne über Berlin“, sagt Voigt, „ist das Sinnbild, dass Sowjetrussland zur Weltmacht aufgestiegen ist. Das ist es, was Wladimir Putin zurückholen will.“

Und das ist es, was Seelow mit der Gegenwart verbindet, mit den Schlachtfeldern der Ukraine, den Angreifern mit dem Roten Stern und mit den Aktivitäten der russischen Botschaft. Natürlich wird auch die Arbeit von Tobias Voigt beäugt.

Im vorigen Jahr hat sich ein Mitarbeiter der Botschaft angemeldet. „Er war sehr an unserem Konzept interessiert“, berichtet Voigt. Man habe ihm alles freundlich erklärt, sich dabei auch über die derzeitige Dauerausstellung ausgetauscht, der der Abgesandte der Botschaft mit den Worten „diese Ausstellung tut uns nicht weh“ nachträglich seinen Segen erteilte. Die Botschaft würde sicher auch gern bei der Neuausrichtung helfen. „Wir haben dann deutlich gemacht, dass wir in der Lage sind, das alles selbst zu machen.“

Die Mär vom DDR-Antifaschismus

An manchen Stationen auf dem Gelände könnte man meinen, die Botschaft hätte bei der letzten Neuausrichtung 2012 assistiert. Tobias Voigt ist an der Mauer stehen geblieben, vor der Kränze und Gebinde abgelegt werden. Majuskeln aus Beton besingen die „unvergessenen Sowjetsoldaten“: „Ihr gabt euer Leben, uns von Faschismus und Krieg zu befrein / was in euch brannte, soll uns Fackel sein!“

Die Wand wurde 1977 errichtet, die Verse stammen von einem deutschen Lyriker, heißt es auf der Texttafel unverfänglich. Dass Helmut Preißler ein Staatsdichter war, der in stalinistischer Tradition Verse schmiedete und im Nebenberuf Stasi-IM „Anton“ war, verschweigt die Tafel.

Und so rühmt heute ein SED-Lyriker den Antifaschismus der DDR. Vielleicht liegt diese Kontinuität auch daran, dass die Gedenkstätte nach 1990 von einem ehemaligen NVA-Politoffizier geleitet wurde. Dieser versuchte 2012 bereits einen Neustart mit jenen Erklärtafeln im Außengelände und einer neuen Exposition im Ausstellungsraum.

Man kann sagen, das Vorhaben ist gescheitert. Die Besucherzahlen sind eindeutig. Waren es 2011 noch etwa 17.000 Besucher, kamen 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie, nur noch 12.000. „Ich will diese alten Lügengeschichten nicht mehr sehen“, bringt es ein Einheimischer auf den Punkt, den Voigt in seinem Konzept zitiert. „Ich will wissen, was hier 1945 zehn Wochen lang passiert ist.“

Bronzener Held mit dem Blick des Grauens

Voigt hat inzwischen einen Dokumentarfilm produziert und präsentiert in gut einer halben Stunde Zeitzeugen und historisches Filmmaterial, Titel der Doku: „Das letzte Schlachtfeld – Landschaft des Krieges“.

Sergei Nechaev verneigt sich vor einem Kranz, im Vordergrund salutiert ein russischer Soldat

Botschafter Netschajew am 9. Mai 2022 vor dem Sowjetischen Ehrenmal im Berliner Tiergarten Foto: Richard Wareham/imago

Von hier oben, mit der Wand und ihrer Propaganda, den 66 Gräbern und dem seltsam entrückten Krieger, ähnelt die Gedenkstätte einem Dornröschenhügel. Der Soldat, kein Held, eher ein müder Krieger, hat ein Gesicht, das Züge von Jugend trägt, vor allem aber von Grauen. Der Krieger, sagt Voigt, ist in durchaus realistischer Pose. „Die Handgranate und die Maschinenpistolen sind Zeichen für den Nahkampf.“ Der Blick geht nach Osten, zur Landschaft des Krieges.

Der Hügel ist aber eingewachsen, Baumkronen wiegen sich im Wind. Voigt und andere Engagierte hatten angeregt, dass eine Blickachse freigeschnitten wurde. Regelmäßig bietet Voigt Führungen an, über den Hügel, aber auch hinein ins Oderbruch. Die Nachfrage nach authentischen Orten ist groß, sagt Voigt. Es melden sich Geschichtsinteressierte, Leute aus der Region, Gruppen von Bundeswehrsoldaten, auch Besucher aus Israel interessieren sich für das letzte große Schlachtfeld des Zweiten Weltkriegs.

„Europas letztes Schlachtfeld“ – so lautete auch der Claim, den Voigt für sein Konzept im Spätsommer 2021 formuliert hatte. Seit dem 24. Februar 2022 ist dieser Slogan obsolet. Derzeit ist es Bachmut, das gründlich mit Soldatenblut getränkt wird.

Die Einladung an Putin

Mit der Einladung an Putin verband sich die „Hoffnung, dass sich die Eskalation zurückdreht“, sagt Gernot Schmidt am Telefon. Mit Schmidt kommt man schnell über Historisches ins Gespräch, seien es die Slawen an der Oder, die Ottonen oder eben die Russen. Seit 2005 ist Schmidt, ein Mann der SPD, der Chef im Landkreis Märkisch-Oderland zwischen der Stadtgrenze zu Berlin im Westen und der Staatsgrenze zu Polen im Osten.

Man kann es als Versuch bezeichnen, den Draht zwischen Moskau und dem Westen mithilfe der Gedenkstätte auf den Seelower Höhen zu sichern. „Wer hat denn ernsthaft damit gerechnet, dass Putin den Befehl zum Überfall gibt?“ Der Landrat klingt nachdenklich. Die Einladung wurde nach der Invasion zurückgezogen. Schmidt wird als hemdsärmeliger Typ beschrieben. Ein Landrat, wie er nach Ostbrandenburg passt. Und die Gedenkstätte Seelow, so hört man im Landratsamt, gilt als sein „Steckenpferd“.

Zur russischen Botschaft gebe es ein Arbeitsverhältnis, sagt Schmidt, die russische Vertretung kündige ihre Besuche an, die Gedenkstätte befinde sich in Trägerschaft des Kreises. In der Regel, so Schmidt, sei er dann auch anwesend, „um guten Tag zu sagen“. Dass aber Botschafter Netschajew mit dem AfD-Chef nach Seelow kam, ist dem Landrat alles andere als geheuer.

2016 war Gernot Schmidt klar, dass ein Neustart nötig sei. Ein Jahr zuvor endete die Ära des NVA-Politoffiziers, stattdessen gründete Tobias Voigt mit Geschichtsinteressierten den Verein Zeitreise Seelower Höhen. Seitdem unterstützt er die inhaltliche Arbeit der Gedenkstätte.

Inzwischen hat sich auch ein wissenschaftlicher Beirat gegründet. „Ich möchte nicht, dass über den Gräbern der Toten Tagespolitik und Propaganda gemacht wird“, sagt Schmidt. Wie das gelingen kann, bleibt offen.

Vermischung von damals und heute

Die Gedenkstätte ist frei zugänglich, steht komplett unter Denkmalschutz, zudem ist der Erhalt und die Pflege des oberen, sowjetischen Teils in einem Abkommen von 1992 vertraglich mit Russland geregelt. Der russische Botschafter dürfte sich hier auch in Zukunft recht frei fühlen. Kränze, so hat Voigt angeregt, sollten in Zukunft direkt am Fuße des Soldaten niedergelegt werden, nicht an der Wand mit der Eloge.

Die Gedenkstätte Seelower Höhen hat in Berlin ein prominentes Pendant, das Sowjetische Ehrenmal im Tiergarten, unweit vom Brandenburger Tor. Am 23. Februar 2023, einen Tag bevor sich der russische Überfall jährt, legt Botschafter Netschajew auch dort einen Kranz ab. Es ist der Tag, an dem 1918 von Leo Trotzki die Rote Armee gegründet wurde. Im offiziellen Russland zum „Tag der Verteidiger des Vaterlandes“ verklärt, ist es jetzt auch der Tag der Soldaten und Söldner, die in die Ukraine eingefallen sind.

Diplomatisches Personal ist angerückt, orthodoxe Priester, Veteranen mit roten Baretten, auch Militärattaché Tschuchrow. Vertreter Turk­menistans und von Belarus sind anwesend, die indische Regierung hat ebenfalls ein festliches Gebinde geschickt.

Auch an deutschem Beistand mangelt es nicht. Die „Veteranen der Nationalen Volksarmee“ haben ihre Blumen dargebracht und die „­­Berliner Freunde der Völker Russlands“, ein Überrest der „Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft“ aus DDR-Zeiten. Die roten Rosen vom ZK der Kommunistischen Partei Deutschlands kann man, von deutscher Seite, als protokollarisches Maximum bezeichnen. Schließlich war Friedensmann Chrupalla bei diesem Festakt nicht dabei.

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