Der zweischneidige Deal mit der Hamas: Angst um die Männer
Israel hätte alle inhaftierten Palästinenser gegen alle Geiseln tauschen sollen. Bei 40.000 Kassam-Kämpfern in Gaza fielen die kaum ins Gewicht.
H offnung und Angst liegen in Israel gerade nah beieinander: Nicht nur weil die Hamas den Deal wegen noch nicht näher bekannter Forderungen verschoben hat. Sondern auch weil sich in die Erleichterung über einen mögliche Freilassung von Geiseln im Gegenzug für eine Feuerpause große Besorgnis mischt – vor allem unter den Familien, die um einen jungen, männlichen Angehörigen bangen. Denn freigelassen werden sollen in den ersten vier Tagen nur Kinder und ihre Mütter. Sollte die Feuerpause im Austausch gegen weitere Geiseln auf maximal zehn Tage verlängert werden, werden dennoch kaum Männer unter den Freigelassen sein. Ihre Familien fürchten: Es könnte die erste und letzte Übereinkunft sein.
Vor einigen Wochen schwirrte durch die Medien, dass ein Austausch aller im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln gegen alle in Israel inhaftierten Palästinenser*innen im Raum steht. Die Hamas dürfte an einem solchen Austausch interessiert sein. Israel hat in der Vergangenheit – etwa im Fall von Gilad Schalit – eine einzige israelische Geisel gegen mehr als 1.000 palästinensische Gefangene eingetauscht. Einer dieser Freigelassenen war: Yahya Sinwar, unter dessen Führung die Hamas die Massaker des 7. Oktobers verübt hat.
Im Moment befinden sich rund 7.000 palästinensische Gefangene in israelischer Haft. Rund 600 von ihnen sind zu lebenslangen Strafen verurteilt, dazu kommen die Attentäter vom 7. Oktober, die Israel inhaftiert hat. Die Chance, dass Israel nach diesen Ereignissen einem solchen Deal zustimmt, geht gegen null.
Das aber könnte die falsche Entscheidung sein. Weil sie eine Entscheidung gegen die Rettung jedes einzelnen Lebens der Geiseln ist. Weil sie vergisst, dass der bewaffnete Arm der Hamas, – die Al Kassam Brigaden – die enorme Zahl von rund 40.000 Kämpfern im Gazastreifen hat.
Mit einem Austausch hätte die Hamas ein paar Tausende mehr. Die fielen am Ende nicht so ins Gewicht wie die Tatsache, dass israelische Familien ihre Liebsten zurückhaben. Was danach geschieht, steht eh in den Sternen.
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